Mons. Carlo Maria Viganòs auf der „Katholischen Identitätskonferenz“ verbotene Ansprache
Wie unsere Leser wissen, ist das Tradiland kein gewöhnliches Land, sondern die Oase oder auch Enklave der Traditionalisten – und zwar inmitten der Menschenmachwerkskirche, die sie unbeirrt für die katholische Kirche hält. Im Tradiland haben sich diejenigen zusammengefunden, die einerseits dem „Klassischen Ritus“ gegenüber dem „Neuen Ritus“ den Vorzug geben und sich wenigstens z.T. auch weigern, letzteren zu feiern, wobei sie sich zumindest unausgesprochen für den Nabel der katholischen Welt halten, anderseits dennoch zur großen Gemeinschaft der Menschenmachwerkskirchler unbedingt dazugehören wollen. Es ist ein recht seltsames Gedankenkonstrukt, das hier im Schlepptau des Widerstandes gegenüber dem modernen Rom entstanden ist und sich seitdem hartnäckig am Leben erhält.
Der hauptsächliche Grund für dieses seltsame Gedankenkonstrukt dürfte eine psychologisch tief sitzende Realitätsverweigerung sein. Der Mensch spielt nun mal gerne heile Welt, die er sich nicht so einfach kaputt machen läßt – wir erinnern an Reinhard Meys „Annabelle“ in „Realitätsverweigerer“.
Nun ist es für einen Katholiken gar nicht so einfach, die ganze Wirklichkeit im Auge zu behalten, ist doch der weit größere Teil derselben unsichtbar. Wir Katholiken wissen aufgrund unseres göttlichen Glaubens von der geistigen Welt und dazu noch von der Welt der Gnade. Verglichen mit dieser Welt, ist die sichtbare Wirklichkeit eine Miniwelt – sozusagen wie eine Modelleisenbahnwelt gegenüber der großen Welt der echten Eisenbahnen. Je mehr die geistige Sehfähigkeit eingebüßt wird, desto müßsamer wird es, den Blick auf diese ganz große Welt hinzulenken und natürlich auch selber zu bewahren. Die geistige Gleichgültigkeit nimmt nämlich immer mehr zu und der Mensch gewöhnt sich daran, der Lüge dieselben Rechte einzuräumen wie der Wahrheit, mußte man sich doch schon lange die Wirklichkeit so zurechtbiegen, daß sie noch irgendwie in die eigene Miniwelt paßt.
Freilich ist auf Dauer eine derartige Absonderung nicht möglich – vor allem dann nicht, wenn man die Abgrenzung gegen das „moderne Rom“, wie man es gerne nennt, nicht wirklich klärt, d.h. theologisch begründet. Letztlich ist man sodann praktisch immer wieder gezwungen, sich mit diesem „modernen Rom“ zu arrangieren, um dem Vorwurf zu begegnen, man gehöre doch nicht wirklich dazu. Deswegen gibt es etwa das Gerede von den immer noch gültigen Weihen oder die immerhin gültige „Neue Messe“. Dann und wann muß man doch wieder etwas Gutes finden, um den Eindruck aufrecht erhalten zu können, dieses Menschenmachwerk sei dennoch die katholische Kirche, trotz der den Glauben zerstörenden Päpsten und der kranken Kirche.
Wie gesagt, diese Abgrenzung gegenüber dem modernen Rom kann nur teilweise gelingen – dies ist ein wenig vergleichbar mit den „Amish-People“ in den USA.
„Amish-People“ in der Menschenmachwerkskirche
Diese wurden von Jakob Amman (geb. 1644, +1730) gegründet und bemühen sich bis heute, ihren Lebensstil von damals beizubehalten, also z.B. auf die moderne Technik vollständig zu verzichten. Zwar gibt es bei diesen, vor allem bei der Jugend, dann und wann welche, die ihre Gemeinschaft verlassen und ein modernes Leben wählen, aber von diesen kehren 90 % wieder in ihre Gemeinschaft zurück. Zudem gibt es Gruppen, die einen Kompromiß wählen, also gewisse Zugeständnisse bezüglich der modernen Technik machen. Wenn man von den „Amish-People“ spricht, sind immer die „Amischen alter Ordnung gemeint“, also diejenigen, die bisher keine Kompromisse eingegangen sind.
Die Traditionalisten sind sozusagen die „Amish-People“ in der Menschenmachwerkskirche – wobei die Traditionalisten der alten Ordnung allmählich am Aussterben sind. Es sind nur noch ganz wenige, die sich bemühen, eine klare Distanz und Abgrenzung zur Menschenmachwerkskirche aufrechtzuerhalten, weil sie die Neuerungen ablehnen – hier nicht die technischen Neuerungen, sondern die Neuerungen des Glaubens und in der Liturgie.
Die große Mehrheit hingegen hat inzwischen irgendwelche Kompromisse akzeptiert und sich angepaßt. Meist bleibt nur noch die „Alte Messe“ als Identitätsmerkmal übrig. Der Rest ist sozusagen Geschmackssache, wie die unterschiedlichen Nuancierungen bei den Traditionalisten zeigen, die jedoch durch Bergoglio immer mehr eingeebnet werden.
Die Zeit des „Rumspringa“
Bei den Amish-Jugendlichen gibt es die Zeit des „Rumspringa“, also des „Herumspringens“, was in manchen Filmen und Fernsehsendungen stark übertrieben dargestellt und entsprechend dramatisiert wurde. In dieser Zeit ist es den Jugendlichen mit 16 Jahren gestattet, andere Veranstaltungen der Amish-Gemeinschaft zu besuchen.
Der Zweck dieses „Rumspringa“ ist es, einen Ehepartner aus der eigenen Gemeinschaft zu finden.
Wenn aber ein Amish-Jugendlicher sein „Rumspringa“ über die eigene Gemeinschaft hinaus ausweitet und jemanden heiratet, der nicht aus dieser stammt, wird er aus dem Leben der Amish ausgeschlossen und gemieden, wobei jedoch die Strenge dieses Meidens je nach Gemeinde unterschiedlich streng sein kann.
Tradis im Jugendalter
Man kann wohl zurecht sagen, die Traditionalisten sind zur Zeit im Jugendalter, sie üben das „Rumspringa“. Früher war man da noch viel strenger, so ging etwa ein Pius-Tradi nicht bei den Petrusbrüdern zur „Alten Messe“ und umgekehrt. Das hat sich inzwischen grundlegend geändert. Selbst die Hemmschwelle zur „Neuen Messe“ ist geringer geworden, insofern diese nur einigermaßen „würdig“ gefeiert wird. Allenthalben zerbröselt das immer schon dürftige Fundament ganz.
Während deswegen viele alte Tabus aufgegeben wurden, wurde ein neues Tabu, das es früher so nicht gab, zementiert: Alles ist im Tradiland erlaubt, nur der Sedisvakantismus ist verpönt. Überall darf man „rumspringa“, aber zu den Sedisvakantisten darf man nicht gehen, da bekommt man gewöhnlich vom Priester die rote Karte gezeigt. Diese Traditionalisten sind irgendwie mit jenen Amish zu vergleichen, die nach ihrem „Rumspringa“ die Gemeinschaft verlassen haben und alles wollen, nur nicht zurückkehren. Sie haben also ganz ausdrücklich und für immer das moderne Leben gewählt und ziehen dieses dem technikfernen Leben der Gemeinschaft vor.
Wie jede Ideologie hat sich auch der Traditionalismus sein Feindbild geschaffen – wobei dieses Feindbild in den letzten zwanzig Jahren sich radikal gewandelt hat! Ideologien sind ja immer wandelbar, weil sie nicht wahrheits-, sondern situationsabhängig sind.
Das gewandelte Feindbild: Geniestreich des Wahnsinns
Ende der siebziger und noch mehr in den achtziger Jahren war das Feindbild der Modernismus oder besser gesagt „das moderne Rom“. Dieses Feindbild wurde jedoch niemals wirklich rational begründet, sondern nur emotional. Man war zwar gegen viele Neuerungen, aber man war nicht gegen das „Neue“, das sich für all diese Neuerungen verantwortlich zeichnete: Die neue Kirche des Konzils! Man war zwar gegen die modernistischen Theologen und zuweilen auch gegen die modernistischen Bischöfe, aber nicht gegen den weißen Mann in Rom. Damit das wenigstens einigermaßen möglich wurde, hatte man ihn zweigeteilt: Es gab plötzlichen einen modernistischen, liberalen Papst neben dem katholischen – und beides in einer Person. Ein wahrer Geniestreich des Wahnsinns! Man ist zwar gegen den liberalen Papst und widersteht ihm standhaft im Glauben, dagegen hing man umso fester an dem katholischen Papst, den man jederzeit treu zu folgen sich einbildet.
Nun, Inkonsequenzen haben immer ihre naturnotwendigen Folgen. Dieser in sich gespaltene „Papst“ ist genau betrachtet nicht mehr ernst zu nehmen, er ist immer nur ein Hampelmann der verschiedenen Meinungen, den jeder irgendwie vor seinen Karren spannen kann. Letztlich ist er eine bloße Karikatur, was Herr Bergoglio nunmehr bis zum Exzeß ausreizt, wodurch das Papstamt so lächerlich gemacht wird wie nur irgend möglich.
„Der Papst ist Papst“
Seit Jorge Mario Bergoglio in Rom das Ruder übernommen hat, gibt es immer wieder Traditionalisten, die aus ihrem Dornröschenschlaf aufwachen und einsehen: So geht es nicht! Dann ist jedesmal ein kleiner Erdstoß im Tradiland zu spüren und die Front wird jeweils neu aufgebaut und weiter verhärtet. „Der Papst ist Papst!“, so hat es früher einmal ein damals recht einflußreicher Tradi ausgerückt, ohne auch nur im geringsten zu merken, daß er damit eine bloße Tautologie formuliert hat ist. Denn wer hat denn jemals bezweifelt , daß ein Stuhl ein Stuhl, ein Baum ein Baum oder ein Ochs ein Ochs? Obwohl, heute kann man sich da nicht mehr so ganz sicher sein…
Wenn man genau hinsieht, erkennt man das einzige Dogma der Tradis: Der Papst ist Papst – ob der weiße Mann das will oder nicht (und das kann gerade bei Herrn Bergoglio, der ja die Cathedra Petri erklärtermaßen niemals bestiegen hat, berechtigterweise in Zweifel gezogen werden) und das egal, was er tut oder nicht tut. Eine Kirche ohne Papst kann es nämlich nicht geben – Bergoglio hin oder her, dessen Amtsführung anerkanntermaßen katastrophal ist, wie es wiederum ein Tradi erst kürzlich ausgedrückt hat.
Zum Glück gibt es dennoch immer wieder Tradis, die aus diesem Wahnsinn ausscheren und dieses Tradi-Dogma anzuzweifeln beginnen, weshalb sie anfangen, unangenehme Fragen zu stellen oder sogar konkrete Schlüsse zu ziehen.
Mons. Carlo Maria Viganò und die „Catholic Identity Conference“
Einer der wohl derzeit bekanntesten Traditionalisten hat das kürzlich getan. Eigentlich wollte Mons. Carlo Maria Viganò im Rahmen einer Ansprache auf der „Katholischen Identitätskonferenz“ „In einer Zeit großer Verwirrung … Klarheit in das Geschehen … bringen, auch durch die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Positionen.“ Da Viganò außerdem zu verstehen gab: „In dieser Rede werde ich nicht versuchen, Antworten zu geben, sondern eine Frage zu stellen, die nicht länger aufgeschoben werden kann, damit wir Bischöfe, der Klerus und die Gläubigen den gegenwärtigen, sehr ernsten Glaubensabfall als eine völlig neue Tatsache betrachten können, die meiner Meinung nach nicht durch den Rückgriff auf gewöhnliche Kategorien des Urteils und der Handlung gelöst werden kann.“, hat der Veranstalter Michael J. Matt vom „The Remnant“ offensichtlich kalte Füße bekommen und im letzten Moment diese Ansprache des derzeit wohl bekanntesten Traditionalisten und immerhin „Erzbischof“ seiner Kirche kurzerhand von der Liste gestrichen. Er hat sozusagen vor zu viel katholischer Identität eine Heidenangst bekommen. Wenn hingegen irgendein Traditionalist irgendeinen konservativ-modernistischen Unsinn hätte von sich geben wollen, dann hätte Herr Matt das sicherlich nicht verhindert und die allermeisten Tradis hätten laut dazu applaudiert, am lautesten der Veranstalter selbst. Dieser ist nämlich sehr begabt, konservativ-modernistischen Unsinn von sich zu geben. Er hat seine „Catholic Identity Conference“ sodann auch eingeleitet mit einem Vortrag zum Thema: „Die Verfolgung in einen Sieg wandeln“.
Uns verwundert es zunächst, daß Mons. Carlo Maria Viganò überhaupt bereit gewesen ist, auf einer Veranstaltung zu sprechen, die sich „Catholic Identity Conference“ nennt und in den vergangen Jahren schon recht seltsame Töne von sich gegeben hat. Aber das lag wohl daran, daß er nach eigenem Bekunden mit Herrn Matt befreundet ist und zudem immer noch auf dem Weg zur ganzen Wahrheit und einer echten katholischen Identität sich befindet.
„Catholic Identity Conference“
Die „Catholic Identity Conference“ gibt es übrigens seit 2019. Der damalige Hauptredner war „Weihbischof“ Athanasius Schneider. Damit man sich eine Vorstellung davon machen kann, auf welchem Niveau man sich hier bewegt, sei ein Werbeprospekt erwähnt, auf dem damals zu lesen war:
Katholische Identitätskonferenz 2019
TRADITIONELLE KATHOLISCHE WIEDERHERSTELLUNG: Die letzte Chance der Welt
Mit den aufregendsten katholischen Aktivisten von beiden Seiten des Atlantiks.
2-4. November 2019 Pittsburgh, PA Aufruf an alle gläubigen Katholiken, die genug vom Wahnsinn haben und ihre Kirche zurückhaben wollen!
Das ist so richtiges Tradi-Sprech: „aufregendsten katholischen Aktivisten von beiden Seiten des Atlantiks und „ihre Kirche zurückhaben wollen!“. In der Tat kann man sich über diese Tradis ganz schön aufregen, die jeglichen kirchlichen Sinn verloren haben. Aber nicht nur dies! Haben diese Tradis auch ihre Kirche verloren? Ist sie ihnen irgendwie abhandengekommen? Das muß doch so sein, wenn sie „ihre Kirche zurückhaben wollen!“ Sonst sind sie doch felsenfest davon überzeugt, sie seien die Kirche, weil sie nämlich die Tradition haben. Das scheint also doch nicht so sicher zu sein, wie man auf den ersten Blick auf Tradiland zu glauben geneigt ist. Nein, diese Tradis wollen ihre Kirche zurück haben, weil sie genug haben vom Wahnsinn.
Uns stellt sich eine weitere Frage: Von wem wollen sie denn ihre Kirche zurückhaben? Wer hat ihnen denn diese entwendet? Kann man denn die Kirche so einfach stehlen, so daß wir plötzlich katholisch sein müssen ohne die Kirche?
Wie man sieht, ist hier überhaupt gar nichts mehr klar. Das ist schon in der Ankündigung geballter Wahnsinn! Bei einem solchen Wirrwarr der Gedanken braucht man freilich eine „Katholische Identitätskonferenz“. Ob die jedoch noch helfen kann, diesem Wahnsinn zu entkommen, wenn der Hauptredner Athanasius Schneider heißt?
Verlorene Kirche und Widerstand wogegen?
Zur „Katholischen Identitätskonferenz“ von 2023 ließ der „Bischof“ von Pittsburg im Vorfeld eine klärende Erklärung veröffentlichen, in der folgendes zu lesen war:
Die Diözese Pittsburgh rät Katholiken davon ab, am Samstag an einer Konferenz in Pittsburgh teilzunehmen, bei der die Katholiken zum „formalen Widerstand“ gegen Papst Franziskus aufgefordert werden sollen. …
„Die Diözese unterstützt, befürwortet oder ermutigt niemanden, diese Veranstaltung zu besuchen“, sagte Diözesansprecherin Jennifer Antkowiak gegenüber The Pillar.
Es ist nicht klar, was die Organisatoren der Konferenz genau mit „formalem Widerstand“ gegen Papst Franziskus meinen. Die katholische Lehre verbietet keine Kritik am Papst, aber „Widerstand“ gegen den Pontifex ist wahrscheinlich eine provokante Idee, auch wenn das Pontifikat von Franziskus beträchtliche theologische Kontroversen mit sich gebracht hat.
Während der Begriff „Widerstand“ für einige an das kanonische Konzept des Schismas - oder die Weigerung der Unterwerfung unter die legitime Herrschaft des Papstes - erinnert, scheint es unwahrscheinlich, daß die Organisatoren der Konferenz selbst ihren „Widerstand“ als schismatisch betrachten - und es scheint unwahrscheinlich, daß die kirchlichen Behörden diese Frage klären werden, zumindest nicht in Pittsburgh.
Es ist recht deprimierend, immer wieder feststellen zu müssen, daß ein „Bischof“ der Menschenmachwerkskirche noch mehr Ahnung von Theologie und mehr Glaubenssinn hat, wenn es um die Kirche und ihre Autorität geht wie diese Tradis. Dabei formuliert der „Bischof“ noch äußerst zurückhaltend: das kanonische Konzept des Schismas - oder die Weigerung der Unterwerfung unter die legitime Herrschaft des Papstes. Und auch mit seiner Vermutung hat der Bischof recht: Es scheint unwahrscheinlich, daß die Organisatoren der Konferenz selbst ihren „Widerstand“ als schismatisch betrachten – denn dazu müßten sie nämlich wissen, was die Kirche und das Papstamt ihrem Wesen nach sind. Und das ist offensichtlich nicht mehr der Fall, haben sie doch, wie wir gelesen haben, ihre Kirche verloren.
Viganò über Bergoglio
In seiner Ansprache – wenn er sie denn hätte halten dürfen – hätte Mons. Carlo Maria Viganò den Tradis womöglich doch einige Denkanstöße dazu geben können, ihre Kirche wiederzufinden, wie wir gleich zeigen werden. Nachdem Herr Matt das verhindert hat, werden sie wohl noch weiter „Blinde Kuh“ spielen und sich dabei immer wieder neu wundern, daß sie nichts finden können. Der „Erzbischof“ wollte also sagen, wenn ihn sein Freund, Herr Matt, auf seiner „Catholic Identity Conference“ denn hätte sprechen lassen:
Die Vermehrung von Äußerungen und Verhaltensweisen, die nichts mit den Erwartungen an einen Papst zu tun haben und in der Tat dem Glauben und der Moral, deren Hüter das Papsttum ist, zuwiderlaufen, hat viele Gläubige und eine wachsende Zahl von Bischöfen dazu veranlaßt, etwas zur Kenntnis zu nehmen, was bis vor kurzem noch unerhört schien: Der Thron Petri wird von einer Person besetzt, die ihre Macht für das Gegenteil dessen mißbraucht, wofür unser Herr sie eingesetzt hat.
Also, Bergoglio sei Dank, kommt Viganò zu der recht verspäteten Einsicht: Der Thron Petri wird von einer Person besetzt, die ihre Macht für das Gegenteil dessen mißbraucht, wofür unser Herr sie eingesetzt hat. Verspätet ist diese Einsicht, weil man als Katholik dasselbe schon für Roncalli, Montini, Wojtyla und Ratzinger feststellen kann und muß. Nun, vielleicht bessert Viganò ja noch nach, er ist schließlich erst auf dem Weg der Erkenntnis der unübersehbaren Tatsachen.
Ein Feind der Kirche auf dem Stuhl Petri
Bezüglich des jetzigen Mannes in weiß in Rom stellt er fest:
Einige halten Jorge Mario Bergoglio für häretisch in Fragen der Lehre, andere für tyrannisch in Fragen der Regierungsführung, wieder andere halten seine Wahl für ungültig aufgrund der zahlreichen Anomalien des Rücktritts von Benedikt XVI. und der Wahl derjenigen, die seinen Platz einnahmen. Diese Meinungen - die mehr oder weniger durch Beweise gestützt werden oder das Ergebnis von Spekulationen sind, die nicht immer übereinstimmen - bestätigen jedoch eine Realität, die heute unbestreitbar ist. Und es ist diese Realität, die meines Erachtens einen gemeinsamen Ausgangspunkt für den Versuch bildet, die beunruhigende und skandalöse Präsenz eines Papstes zu beseitigen, der sich mit ostentativer Arroganz als inimicus Ecclesiae [Feind der Kirche] ausgibt und als solcher handelt und spricht. Ein Feind, der, gerade weil er den Thron Petri besetzt und die päpstliche Autorität mißbraucht, in der Lage ist, einen furchtbaren und verheerenden Schlag zu versetzen, wie ihn kein äußerer Feind in der gesamten Geschichte der Kirche je zu versetzen vermochte. Den schlimmsten Christenverfolgern, den wildesten Anhängern der Freimaurerlogen, den hemmungslosesten Ketzern wäre es nicht gelungen, in so kurzer Zeit und mit solcher Wirksamkeit den Weinberg des Herrn zu verwüsten, die Gläubigen zu skandalisieren, die Geistlichen zu empören, seine Autorität und Autorität vor der Welt in Verruf zu bringen, sein Lehramt, seinen Glauben, seine Moral, seine Liturgie und seine Disziplin zu zerstören.
Wiederum drängt sich dem unvoreingenommenen Beobachter die Frage auf: Hat Viganò die letzten Jahrzehnte verschlafen? Ist Jorge Mario Bergoglio tatsächlich der erste Mann in weiß in Rom, den man der Häresie bezichtigen muß und der seine „Autorität“ dazu mißbraucht, den Weinberg des Herrn zu verwüsten, die Gläubigen zu skandalisieren, die Geistlichen zu empören, seine Autorität und Autorität vor der Welt in Verruf zu bringen, sein Lehramt, seinen Glauben, seine Moral, seine Liturgie und seine Disziplin zu zerstören? Da wird der „Erzbischof“ noch erheblich nachbessern müssen!
Inimicus Ecclesiae, nicht nur gegenüber den Gliedern des Mystischen Leibes - die er verachtet, lächerlich macht (gegen die er unablässig giftige Beinamen ausstößt), verfolgt und ausstößt; sondern auch gegenüber dem Haupt des Mystischen Leibes, Jesus Christus: dessen Autorität Bergoglio nicht mehr in stellvertretender Funktion und daher in notwendiger und pflichtgemäßer Übereinstimmung mit dem Depositum Fidei ausübt, sondern in selbstbezogener und daher tyrannischer Weise. Die Autorität des Papstes leitet sich nämlich von der höchsten Autorität Christi ab, an der er innerhalb der Grenzen und im Rahmen der Ziele teilhat, die der göttliche Gründer ein für alle Mal festgelegt hat und die keine menschliche Macht ändern kann.
Die Art und Weise, wie sich Bergoglio über alles, was irgendwie noch katholisch klingen mag oder aussehen könnte, lustig macht, ist sicher neu – wir verweisen auf unsere Reihe über die „Karikaturen“ (1, 2, 3). Nicht neu ist der dahinterstehende Modernismus, bzw. Postmodernismus. Dieser ist nicht erst seit Bergoglio, sondern seit Roncalli Programm geworden, wo doch der hl. Papst Pius X. den Modernisten in ihr Stammbuch schreibt: „Ja, sie sind noch weiter gegangen als alle und haben nicht bloß die katholische Religion, sondern — wie bereits bemerkt — jegliche Religion vollständig vernichtet.“ Dieses Letztergebnis der Vernichtung jeglicher Religion wird nun offenbar. Aber der Baum war schon lange von der Wurzel her vergiftet, nicht erst jetzt! Bergoglio vollendet nur, was seine Vorgänger planvoll in die Wege geleitet und systematisch immer weiter vorangetrieben haben.
Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung
Aber selbst nach Bergoglios Eskapaden will man all das im Tradiland immer noch nicht wahrhaben, weshalb Viganò weiter ausführt:
Die Beweise für die Entfremdung Bergoglios von seinem Amt sind sicherlich schmerzhaft und sehr schwerwiegend; aber sich dieser Realität bewußt zu werden, ist die unabdingbare Voraussetzung, um eine unhaltbare und katastrophale Situation zu beheben.
Da kann man nur sagen: Lieber eine späte Einsicht als gar keine. Wobei doch daran zu erinnern ist, daß es mindestens schon eine Minute vor 12 ist!!! Leider hat der „Erzbischof“ noch erhebliche Mühe mit dem Anerkennen der ganzen Realität. Er hinkt bei allem Bemühen, das Geheimnis der Bosheit zu fassen, der Wirklichkeit hinterher:
In diesen zehn Jahren „Pontifikat“ haben wir gesehen, daß Bergoglio alles getan hat, was man von einem Papst niemals erwarten würde, und umgekehrt alles, was ein Häretiker oder Abtrünniger tun würde. Es gab Gelegenheiten, bei denen diese Handlungen unverhohlen provokativ wirkten, so als wollte er durch seine Äußerungen oder bestimmte Regierungshandlungen absichtlich die Empörung der kirchlichen Körperschaft erregen und Priester und Gläubige zu einer Reaktion veranlassen, indem er ihnen den Vorwand lieferte, sie zu Schismatikern zu erklären. Aber diese für den schlimmsten Jesuitismus typische Strategie ist jetzt aufgedeckt worden, weil die ganze Operation mit zu viel Arroganz und in Bereichen durchgeführt wurde, in denen nicht einmal gemäßigte Katholiken zu Kompromissen bereit sind.
Hat denn ein Roncalli mit seinem „Aggiornamento“ und Montini mit seinen neuen „Sakramentsriten“ und der sog. „Neuen Messe“ nicht ebenfalls schon alles getan, was ein Häretiker oder Abtrünniger tun würde? Waren nicht die Einführung der sog. „Neuen Messe“ und die damit verbundenen Ächtung des katholischen Meßopfers und das Religionstreffen 1986 in Assisi nicht ebenfalls unverhohlen provokativ? Wieso blendet Viganò diese Skandale aus? Bergoglio verschärft allein den Regierungsstil, macht aber letztlich nur all das zielsicher weiter, was seine Vorgänger auf den Weg gebracht haben. Aber vielleicht hilft seine für den schlimmsten Jesuitismus typische Strategie und seine Arroganz dennoch manchen Tradi aufzuwachen…
… in einer papstlosen Zeit
Im weiteren Verlauf seiner Ansprache, möchte der „Erzbischof“ seinen Zuhörern zu der Einsicht verhelfen, daß wir – zumindest seit Bergoglio – in einer papstlosen Zeit leben. Im Rahmen der von Herrn Matt veranstalteten „Catholic Identity Conference“ ein hoffnungsloses Unternehmen, was durch das Veto des Herrn Matt vorneweg bestätigt wurde. Diese Tradis wollen alles Mögliche und noch mehr Unmögliche, aber nicht die Wahrheit. Wir erinnern an die Amish, die sich definitiv von ihrer Gemeinschaft losgesagt haben. Wobei diese ehemaligen Amish durch eine klare Entscheidung ihr „Herumspringa“ beendet haben, wohingegen diese Tradis niemals aufhören „herumszuspringa“, weshalb sie infantile Erwachsene geworden sind.
Man könnte auch sagen: Diese Tradis wollen alles Mögliche und Unmögliche, aber sie wollen die wahre Kirche Jesu Christi nicht wiederfinden, denn hierauf müßten sie sich ja entscheiden und mache ihrer liebgewonnenen Traditiönchen aufgeben. Ein Beispiel dafür ist der inzwischen bei den Tradis unvermeidliche Weihbischof der katholischen Erzdiözese Astana in Kasachstan, Athanasius Schneider, der von Benedikt XVI. zum Bischof geweiht wurde, also zumindest gar kein gültig geweihter Bischof ist.
Das „Konklave“ von 2013
Auch Viganò sieht sich im Rahmen seiner Ansprache gezwungen, auf die Überlegungen Schneiders einzugehen:
Bischof Athanasius Schneider argumentiert, alle Unregelmäßigkeiten, die im Konklave 2013 aufgetreten sein könnten, seien in jedem Fall durch die Tatsache, daß der gewählte Jorge Mario Bergoglio von den Kardinalwahlmännern, dem Episkopat und der Mehrheit der Gläubigen als Papst anerkannt wurde, an der Wurzel beseitigt wurden.
Natürlich weiß ein Modernist wie Athanasius Schneider nicht, was ein Papst ist, und deswegen weiß er auch nicht, was die Wahl eines „Papstes“ durch modernistische „Kardinäle“ und die „Anerkennung“ durch die seit Jahrzehnten modernistisch verbildeten Laien bedeutet. Wie der Leser feststellen konnte, gibt es in dem Satz notwendigerweise sehr viele Anführungszeichen. Leben wir doch im Zeitalter der Worthülsen. Eines ist jedenfalls sicher: Im katholischen Sinn hat niemand Bergoglio als Papst anerkannt, weil ihm nämlich niemand mit übernatürlichem Glaubensgehorsam anhangt. Jeder Modernist bastelt sich seinen eigenen Glauben zusammen und spannt dann seinen „Papst“ vor seinen eigenen Karren, was er sodann „Gehorsam“ nennt. Außerdem will weder Schneider noch Viganò wahrhaben, daß die ganze „Wahlmannschaft“ schon lange vom katholischen Glauben abgefallen ist. Wie aber sollen lauter Häretiker oder Apostaten den Papst der katholischen Kirche wählen können?
Infolgedessen quält sich Viganò mit den „Argumenten“ Schneiders herum, ohne selber ganz zu durchschauen, wie irrig, ja unsinnig diese sind. Das zeigt sich etwa darin, daß er einen Begriff aus der Sakramentenlehre nun mit Schneider einfach auf den Papst anwendet und von der „via tutior“, also vom sichereren Weg spricht. Und dieser sicherere Weg soll darin bestehen, einem häretischen Papst den Gehorsam zu verweigern, ohne ihn notwendigerweise ipso facto als seines Amtes enthoben zu betrachten. Da ist man einfach sprachlos! Denn er führt dazu aus:
Weihbischof Athanasius Schneider erinnert daran, daß die „via tutior“ [der sicherere Weg] darin besteht, einem häretischen Papst den Gehorsam zu verweigern, ohne ihn notwendigerweise ipso facto [von selbst] als seines Amtes enthoben zu betrachten, weil er von der Kirche getrennt und daher nicht mehr fähig ist, ihr Oberhaupt zu sein, wie der heilige Robert Bellarmin glaubt. Aber auch diese Lösung - die zumindest anerkennt, daß Bergoglio ein Häretiker ist - scheint mir nicht entscheidend zu sein, denn der Gehorsam, den die Gläubigen ihm verweigern können, ist nur marginal im Vergleich zu all den Regierungs- und Lehraufträgen, die er ausgeführt hat und weiterhin ausführt, ohne daß seine Untertanen etwas dagegen tun können.
Immerhin ist der „Erzbischof“ entgegen dem „Weihbischof“ der Überzeugung: „Aber auch diese Lösung - die zumindest anerkennt, daß Bergoglio ein Häretiker ist - scheint mir nicht entscheidend zu sein“. Dieses Urteil ist jedoch viel zu schwach und ungenau: Nein, es ist nicht nur „nicht entscheidend“, sondern falsch, die Lehre der Kirche über das unfehlbare Lehramt und die Autorität des Papstes pervertierend, also zumindest zur Häresie führend. Auch hätte der „Erzbischof“ anführen sollen, daß der Kirchenlehrer Robert Bellarmin nicht nur anderer Meinung ist als das tapfere Schneiderlein, sondern dessen Meinung wie folgt beurteilt: „Eine dritte Ansicht besteht in einem anderen Extrem, nämlich, der Papst sei weder wegen heimlicher noch wegen öffentlicher Ketzerei abgesetzt oder absetzbar. … Diese Ansicht erwähnt und widerlegt Turrecremata und sie ist in der Tat unhaltbar.“
Irgendwie ahnt das wenigstens auch Viganò. Der hl. Robert Bellarmin schlußfolgert nämlich aus seine Darlegungen: „Zudem wäre das eine sehr elende Lage der Kirche, wenn sie gezwungen würde, einen offenbar reißenden Wolf als Hirten anzuerkennen.“ Ganz dem gemäß stellt der „Erzbischof“ die Frage: „Aber kann ein Papst das Papsttum, das er verkörpert und repräsentiert, zerstören? Kann ein Papst die Kirche zerstören, die der Herr ihm zur Verteidigung anvertraut hat?“
Damit sind wir nun bei des Pudels Kern!
Was IST ein Papst?
Was ist ein Papst, der die Kirche zerstört? Was ist ein Papst, der Häretiker ist, also seinen katholischen Glauben verloren hat und sodann seinen Irrglauben öffentlich lehrt und praktiziert?
Nun, wie Athanasius Schneider es ausdrückt: „Der Papst ist ein Sünder wie wir alle.“ Das ist zwar nicht falsch, aber es ist eine bloße Halbwahrheit. Denn wenn es die ganze Wahrheit wäre, könnte man rückwärts schließen: Also sind wir alle Papst!
In typisch lefebvristischer Manier erklärt Schneider, wie auf „die-tagespost.de“ am 15.11.2019 unter dem Titel „Papst ist ein Sünder wie wir alle“ nachzulesen ist:
Der Papst ist ja nicht Gott. Er ist ja nicht sündenlos. Der Papst ist ein Sünder wie wir alle. Die großen Heiligen waren dankbar, wenn man sie ermahnt und zur Buße aufgerufen hat. Die Kirche ist nicht eine Diktatur, wo eine öffentliche Ermahnung des Diktators lebensgefährlich werden kann. Die Kirche ist eine Familie, wenn auch hierarchisch verfasst und geordnet, aber dennoch eine Familie. Der Papst wird “Heiliger Vater” genannt, also auch “Vater”. Ein Vater kann auch von seinen Kindern in offensichtlich begründeten Fällen zur Buße ermahnt werden, und zwar zuerst für dessen eigenes und dann für das Heil der ganzen Familie.
Athanasius Schneider ruft zur Häresie auf
Mit diesen Zeilen dokumentiert Athanasius Schneider jedem, der es wissen will, daß er von Theologie keine Ahnung hat, weil er nicht einmal weiß, was ein katholischer Papst seinem Wesen nach ist. Um nicht nochmals alles wiederholen zu müssen, was man hierzu sagen müßte, verweisen wir auf unseren Artikel: „Mit dem Vater darf man nicht streiten“.
Selbstverständlich kann jeder Papst moralische Schwächen haben, er ist also in diesem Sinne Sünder wie jeder andere Mensch auch. Aber dennoch kann er sich aufgrund des göttlichen Beistandes in Ausübung seines Amtes als höchster Lehrer der Kirche in Glaubens- und Sittenfragen nicht irren. Insofern ist er mit keinem anderen Vater zu vergleichen, weil dieses Charisma der Unfehlbarkeit einmalig ist!
Es sei nur nochmals daran erinnert, was Papst Pius IX. in seiner Enzyklika „Quae in patriarchatu“ vom 1. September 1876 hierzu lehrt: „Es geht tatsächlich darum, ehrwürdige Brüder und geliebte Kinder, dem apostolischen Sitz den Gehorsam entweder zu erweisen oder zu verweigern; es geht darum, seine oberste Autorität selbst über eure Kirchen anzuerkennen, und zwar nicht nur hinsichtlich des Glaubens, sondern auch in bezug auf die Disziplin: wer diese (Autorität) leugnet, ist ein Häretiker; wer sie zwar anerkennt, sich aber hartnäckig weigert, ihr zu gehorchen, verdient die Exkommunikation.“
Herr „Weihbischof“ Athanasius Schneider ruft also seine Gefolgsleute ganz bedenkenlos und nebenbei zur Häresie auf! Davor schreckt Mons. Carlo Maria Viganò nun doch zurück, weshalb er eine andere Erklärung der Misere gibt als Schneider.
Chef der „synodalen Kirche“
Nachdem wir also anerkannt haben, daß Bergoglio ein Häretiker ist - und Amoris Lætitia oder die Erklärung der inneren Unmoral der Todesstrafe würden ausreichen, um dies zu beweisen -, müssen wir uns fragen, ob die Wahl von 2013 in irgendeiner Weise mit einem Konsensfehler behaftet war, das heißt, ob er Papst der katholischen Kirche werden wollte oder vielmehr Oberhaupt dessen, was er „unsere synodale Kirche“ nennt, die nichts mit der Kirche Christi zu tun hat, gerade weil sie als etwas anderes als diese steht. Dieser Mangel an Konsens zeigt sich meiner Meinung nach auch in Bergoglios Verhalten, das ostentativ antikatholisch und heterogen in Bezug auf das eigentliche Wesen des Papsttums ist. Es gibt keine seiner Handlungen, die nicht nach einem eklatanten Bruch mit der Praxis und dem Lehramt der Kirche klingen, und dazu kommen seine Haltungen, die alles andere als inklusiv gegenüber den Gläubigen sind, die nicht beabsichtigen, willkürliche Neuerungen oder schlimmer noch, verkündete Häresien zu akzeptieren.
Eigentlich ist es für jeden, der Augen hat zu sehen, unübersehbar: Bergoglio will nicht der Papst der Kirche Jesu Christi sein, sondern der Chef der Menschenmachwerkskirche, was er „unsere synodale Kirche“ nennt. Dementsprechend sind die allermeisten seiner Handlungen so, daß sie „einem eklatanten Bruch mit der Praxis und dem Lehramt der Kirche“ darstellen. Und selbstverständlich erwartet Bergolgio, daß die Gläubigen all seine „willkürliche(n) Neuerungen oder schlimmer noch, verkündete Häresien“ akzeptieren. Um das ganze Ausmaß dieses Dilemmas erkennen zu können, muß man jedoch auf das Ganze schauen, auf den Plan, der dahintersteht. Nur dann begreift man die ganze Tragweite der Anerkennung Bergoglios als „Papst“.
Die grundlegende Frage ist das Verständnis des subversiven Plans der tiefen Kirche, die sich mit den Methoden, die der heilige Pius X. zu seiner Zeit gegenüber den Modernisten anprangerte, organisierte, um einen Staatsstreich innerhalb der Kirche durchzuführen und den Propheten des Antichristen auf den Thron Petri zu bringen. Es ist offensichtlich, daß die Pläne der ultra-progressiven Fraktion nicht vor Benedikt XVI. haltmachen konnten, den sie für zu konservativ hielten und vor allem haßten, weil er es gewagt hatte, das Motu Proprio Summorum Pontificum zu verkünden. Und so wurde Benedikt XVI. zum Rücktritt gedrängt…
Letzteres ist bloßes Wunschdenken. Sobald man die Planenden und ihren Plan ernst nimmt, erkennt man, daß es nach der Übernahme des Stuhles Petri durch Angelo Giuseppe Roncalli keine Fehlbesetzungen mehr gab – außer womöglich Albino Luciani, alias Johannes Paul I., der freilich nur äußerst kurz den Plan ins Stocken bringen konnte.
Bezüglich Joseph Ratzinger verweisen wir auf unsere Trilogie „Der Mythos Joseph Ratzinger“. Man kann nur erstaunt feststellen, auch bezüglich der Aufklärung des Mythos Ratzinger hat Viganò noch erheblichen Nachholbedarf.
Wie stellt sich also nun Viganò das Ganze vor? Seine Lösung klingt so:
Manche mögen einwenden: Aber auch wenn Bergoglio böswillig handelte, akzeptierte er dennoch, was die Kardinäle ihm anboten: seine Wahl zum Bischof von Rom und damit zum Papst von Rom. Und so trat er sein Amt an und muß als Papst betrachtet werden. Stattdessen glaube ich, daß seine Annahme des Papsttums ungültig ist, weil er das Papsttum für etwas anderes hält als das, was es ist, wie ein Ehegatte, der kirchlich heiratet, aber die spezifischen Zwecke der Ehe von seiner Absicht ausschließt, wodurch die Ehe null und nichtig wird gerade wegen seiner fehlenden Einwilligung. Und nicht nur das: Welcher Verschwörer, der böswillig handelt, um ein Amt zu erlangen, wäre so naiv, denen, die ihn wählen müssen, zu erklären, daß er Papst werden will, um die Befehle der Feinde Gottes und der Kirche auszuführen? Guten Morgen. Ich bin Jorge Mario Bergoglio und ich habe vor, die Kirche zu zerstören, indem ich zum Papst gewählt werde. Wirst du für mich stimmen?
Die „mens rei“ [Geist der Sache] liegt gerade im Einsatz von Täuschung, Verstellung, Lüge, der Delegitimierung lästiger Gegner und der Eliminierung gefährlicher Gegner. … Und mit der Aufhebungskultur, die auf Glauben und Moral angewendet wird, kommt es auch zur Eliminierung der Messe, die intrinsisch zu dieser Kirche gehört, die Bergoglio als im Widerspruch zur „neuen Ekklesiologie“ stehend ansieht, bis zu dem Punkt, daß sie als unvereinbar mit der „neuen Ekklesiologie“ verboten wird „Synodale Kirche“.
Irgendwie hört sich für einen ranghohen Diplomaten diese Lösung etwas naiv an, denn es drängt sich spontan die Frage auf: Wer sind denn nun die Guten, und wer sind die Bösen? Mußte Bergoglio tatsächlich die Kardinäle täuschen, weil sie ihn sonst nicht gewählt hätten? Inzwischen ist die Agenda der sog. „St. Galler Mafia“ öffentlich geworden, die ihren ganzen Einfluß für die Wahl Bergoglios erfolgreich eingesetzt hat. D.h. doch, diese Leuten haben gewußt, wer Bergoglio war und auch alle Kardinäle hätten demzufolge wissen müssen, welche Überzeugungen er schon lange vor seiner Wahl hatte und welchen Charakters dieser Mann ist.
Und nochmals sei es betont: Mit Bergoglio findet durchaus kein Kurswechsel statt, nur die Vorgehensweise, der Führungsstil vom Gästehaus aus ändert sich. Wer tatsächlich im Widerspruch zur „neuen Ekklesiologie“ und zur „Synodale Kirche“ steht, der muß schon etwas weiter zurückgehen als nur zu Bergoglio, sonst kommt er nur vom Regen in die Traufe.
Aber immerhin rang sich „Erzbischof“ Viganò zu der schon feierlich klingenden Erklärung durch:
Hier bin ich also und werfe den sprichwörtlichen Stein in den Teich. Ich möchte, daß wir die Möglichkeit ernst, sehr ernst nehmen, daß Bergoglio beabsichtigte, die Wahl durch Betrug zu erwirken, und daß er beabsichtigte, die Autorität des römischen Pontifex zu mißbrauchen, um genau das Gegenteil von dem zu tun, was Jesus Christus ihm aufgetragen hatte, dem heiligen Petrus und seinen Nachfolgern. Nämlich die Aufgabe, die Gläubigen im katholischen Glauben zu stärken, die Herde des Herrn zu ernähren und zu regieren und den Nationen das Evangelium zu predigen. Alle Handlungen von Bergoglios Leitung und Lehramt – seit seinem ersten Auftritt auf der Vatikanischen Loggia, als er sich mit seinem verstörenden „Buonasera“ vorstellte – haben sich in eine Richtung entwickelt, die dem Petrusauftrag diametral entgegengesetzt ist: Er verfälscht fortwährend das „Depositum Fidei“ [Glaubensgut], er hat Verwirrung gestiftet und die Gläubigen in die Irre geführt. Er hat die Herde zerstreut, er hat erklärt, daß er die Evangelisierung der Völker für „einen feierlichen Unsinn“ hält, und er mißbraucht systematisch die Macht der Heiligen Schlüssel, um zu lösen, was nicht gelöst werden kann und zu binden, was nicht gebunden werden kann.
Die „konziliare Revolution und ihre extremen Folgen“
Immerhin ein erster mutiger Schritt. Der Mann in weiß in Rom kann nicht der „Papst“ der katholischen Kirche sein, weil er sich vorgenommen hat, die Autorität des römischen Pontifex zu mißbrauchen, um genau das Gegenteil von dem zu tun, was Jesus Christus ihm aufgetragen hatte dem heiligen Petrus und seinen Nachfolgern. Nämlich die Aufgabe, die Gläubigen im katholischen Glauben zu stärken, die Herde des Herrn zu ernähren und zu regieren und den Nationen das Evangelium zu predigen. Er bindet die Gläubigen nicht mehr an die unveränderliche Lehre der Kirche und somit an die göttliche Wahrheit, sondern an den Zeitgeist. Er nennt gut, was böse ist und böse, was gut ist. Er gehört also zu denjenigen falschen Propheten, denen der Prophet Isaias sein Wehe entgegenschleudert: „Ein Wehe denen, die das Böse gut und bös das Gute nennen, die Finsternis zu Lichte machen und Licht zu Finsternis, und Bitteres zu Süßem, süß zu bitter! Ein Wehe denen, die in ihren eigenen Augen klug und vor sich selber weise sind!“ (Is. 5, 20 – 21)
Angesichts einer solch weitgehenden Verwüstung des Weinberges des Herrn, bleibt nur noch die Hoffnung auf die göttliche Hilfe:
Diese Situation ist menschlich unheilbar, weil die Kräfte, die im Spiel sind, immens sind und weil die Korruption der Autorität von denen, die ihr unterworfen sind, nicht geheilt werden kann. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, daß die Metastasierung dieses „Pontifikats“ aus dem Krebsgeschwür des Konzils herrührt, aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil, das die ideologischen, doktrinären und disziplinarischen Grundlagen schuf, die unweigerlich zu diesem Punkt führen mußten. Aber wie viele meiner Mitbrüder, die auch die Schwere der gegenwärtigen Krise erkennen, sind in der Lage, diesen kausalen Zusammenhang zwischen der konziliaren Revolution und ihren extremen Folgen bei Bergoglio zu erkennen?
Damit hat der „Erzbischof“ ganz Recht, menschlich gesehen ist diese Situation unheilbar, es ist ein Kampf wie David gegen Goliath. Auch im Weiteren formuliert Viganò eine ganz grundlegende Einsicht, nämlich daß die Metastasierung dieses „Pontifikats“ aus dem Krebsgeschwür des Konzils herrührt, aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil, das die ideologischen, doktrinären und disziplinarischen Grundlagen schuf, die unweigerlich zu diesem Punkt führen mußten.
Nach dieser Einsicht darf man durchaus hoffen, der „Erzbischof“ werde auf diesem einmal erkannten Weg weitergehen. Wenn nämlich dieses „Konzil“ tatsächlich mit einem Krebsgeschwür vergleichbar ist, das die ideologischen, doktrinären und disziplinarischen Grundlagen schuf, die unweigerlich zu diesem Punkt führen mussten, dann kann es kein Konzil der katholischen Kirche gewesen sein. Nein, es war vielmehr, wie von Anton Holzer überaus treffend formuliert, die Konstituante einer neuen Kirche, der Menschenmachwerkskirche, die dem Antichristen den Weg bahnen soll! Eine solche Einsicht bedeutet aber nicht nur einen kleinen Erdstoß im Tradiland, sondern ein richtiges Erdbeben, das endlich die Tradi-Kartenhäuser zum Einsturz bringen müßte. Uns stellt sich nicht bei nüchterner Betrachtung die Frage, ob diese Tradis nicht ihre Spielkarten inzwischen so mit Spezialkleber zusammengeklebt haben, daß selbst ein solches großes Erdbeben, sie nicht mehr in ihrem Wahnsinn erschüttern kann? Die sowieso schon ziemlich seltsam anmutenden Kirchen-Kartenhäuser, die ja als Ersatz für ihre verlorene Kirche dienen müssen, werden wohl selbst durch ein großes Erdbeben nur noch etwas mehr deformiert.
Wir jedenfalls wünschen Mons. Carlo Maria Viganò bei diesem großen Abenteuer im Reich des Geistes und der göttlichen Wahrheit weiterhin viel Mut und auch Erfolg, d.h. weitere aufrüttelnde Einsichten in diese apokalyptische Zeit und ihre Prüfungen – und schließen uns seiner tröstenden Mahnung an:
Wenn diese passio Ecclesiæ [Leiden der Kirche] dem Ende der Zeit vorausgeht, ist es unsere Pflicht, uns geistig auf Zeiten großer Bedrängnis und echter Verfolgung vorzubereiten. Aber gerade indem der kirchliche Leib den leidvollen Weg des Kreuzes zurücklegt, wird er sich von dem Schmutz reinigen können, der ihn entstellt, und sich die übernatürliche Hilfe verdienen, die die Vorsehung der Kirche in Zeiten der Prüfung vorbehält: Wo die Sünde im Überfluss ist, ist die Gnade im Überfluß.