Trilogie „Der Mythos Joseph Ratzinger“

In unserer Zeitschrift „Antimodernist – Die katholische Stimme“ haben wir uns Gedanken über den Mythos Joseph Ratzinger gemacht. Joseph Ratzinger war am Samstagmorgen, dem 31. Dezember 2022, im hohen Alter von 95 Jahren gestorben, um vor Gott Rechenschaft über seine Verwaltung abzulegen. Schon in den zahlreichen Nachrufen war es herauszuhören, Joseph Ratzinger war einer der ganz Großen der Menschenmachwerkskirche – und für viele war der „Mozart der Theologie“ jetzt schon ein Mythos. Diesem Mythos wollten wir nachspüren, wobei ganz ungewollt unsere Arbeit zu einer Trilogie angewachsen ist, zu einem dreiteiligen Erlebnisparcours, der das äußerst bedeutsame Leben des Joseph Aloisius Ratzinger erlebbar und dadurch verstehbar machen möchte.

Dabei haben wir uns in unserem ersten Teil in der Januar-Nummer bemüht, das Leben des Verstorbenen in den wichtigsten Stationen bis zur Einberufung des sog. 2. Vatikanums nachzuzeichnen. Im Vorwort schrieben wir:

Ohne Zweifel war Joseph Ratzinger einer der Stars, der großen, ja ganz großen Stars der Menschenmachwerkskirche – Joseph Ratzinger war und ist ein Mythos! Darum wird er auch ganz sicher möglichst schnell – subito sancto! [sofort heilig!] – in den Modernistenolymp erhoben werden, neben seine schon durchgehend glorifizierten Vorgänger. Wobei man nicht ganz außer Acht lassen darf, Joseph Ratzinger war durchaus etwas Besonderes, er war ein Mann mit einem ganz eigenen Format, er war eine Persönlichkeit – fast wäre man versucht hinzuzufügen: sogar im alten Stil, was jedoch schon wieder zur Mythenbildung beitragen würde. Versuchen wir, wenigstens ansatzweise dem Mythos Ratzinger nachzuspüren.

Entdeckungs-Parcours

Wir zeichnen hierauf auf unserem „Entdeckungs-Parcours: Lebenslauf Joseph Ratzingers“ auf 25 Stationen die Mythenbildung nach, die aus Joseph Ratzinger nicht nur den „Mozart der Theologie“, sondern auch „Benedikt XVI.“, den „Papst“ besonders auch der Traditionalisten gemacht hat und konfrontieren diese Mythen jeweils mit der Wirklichkeit.

Angefangen bei seiner Kindheit und Jugend in der bayerischen „Idylle“, über „Krieg und Seminarzeit“ im Priesterseminar Freising und sodann München, wo das modernistische Denken Joseph Ratzingers grundgelegt wird! In seinen Erinnerungen schreibt er dazu: „Ich hatte dagegen eher Schwierigkeiten, den Zugang zu Thomas von Aquin zu finden, dessen kristallene Logik mir gar zu fest in sich geschlossen, zu unpersönlich und zu fertig erschien. Das mag auch daran gelegen haben, daß der Philosoph unserer Hochschule, Arnold Wilmsen, uns einen rigiden neuscholastischen Thomismus vortrug.“ (Joseph Kardinal Ratzinger, Aus meinem Leben – Erinnerungen (1927 – 1977), Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1998, S. 49)

Wir kommentieren diese Zeilen folgendermaßen:

In diesen paar Zeilen finden wir gleich eine ganz Reihe von Schlüsselbegriffen, Schlüsselbegriffen, die zu modernistischen Schlagworten gegen die Scholastik geworden sind und übrigens sehr an Luthers Polemik gegen diese erinnern: kristallene Logik – zu fest in sich geschlossen – zu unpersönlich – zu fertig. Wenn man anstatt dem Wort „Scholastik“, das Wort „Theologie“, also „Wissenschaft über die göttlich geoffenbarte Wahrheit“ einsetzt, erkennt man sofort, wie ungeheuer und wie absurd dieses Urteil ist. Joseph Ratzinger wird sich jedenfalls hierin immer gleich bleiben: Er kann die kristallene Logik nicht leiden, er mag es nicht, wenn Gedanken zu fest in sich geschlossen, wenn sie zu unpersönlich, d.h. zu sehr objektive Gültigkeit beanspruchen, wenn sie zu fertig, also von der menschlichen Willkür unantastbar sind – er zieht all dem bei weitem das dialektische Spiel vor.

Im Achten Halt erleben wir sodann das:

Achter Halt: Wir befinden uns im Hörsaal. Joseph Ratzinger spricht mit jemandem – ja, es ist eindeutig Joseph Ratzinger, denn er steht uns zugewandt am Katheder. Sein Gegenüber hingegen wendet uns den Rücken zu. Er scheint zuzuhören und zuweilen auch etwas sagen zu wollen, aber der Mann kommt nicht zu Wort. Alle Einwände und Gründe erscheinen wie Sprechblasen, die aber wie Seifenblasen sofort wieder zerplatzen – zerplatzen, bevor man sie hören kann. Wir hören Ratzinger erregt sagen: „So einfach ist das nicht, so kann man das nicht sagen. Der Glaube ist nicht einfach fertig.“ Da wendet sich der Mann um und geht hinaus – es ist der hl. Thomas von Aquin. Beim Hinausgehen spricht er leise vor sich hin: „Offenbar ist die Sünde des Unglaubens größer als alle Sünden der Verkehrtheit der Sitten.“ Sobald der Heilige die Türe hinter sich schließt, fällt alles in tiefste Finsternis.

Steile Karriere

Die Karriere von Joseph Ratzinger war sehr steil. Nach nur einem Jahr in der Seelsorge kehrte er ins Freisinger Priesterseminar zurück, als Lehrer der Seminaristen, die ihn fast noch alle als Mitstudent kannten. Als sodann Ende des Sommersemesters 1953 der Lehrstuhl für Dogmatik und Fundamentaltheologie frei wurde, signalisierte man Ratzinger, daß er als Nachfolger in Frage käme. So begann er mit seiner etwas abenteuerlichen Habilitation, die ihm der Münchener Dogmatikprofessor Michael Schmaus beinahe verweigert hätte. Aber schließlich konnte er doch noch am 21. Februar 1957 seine Habilitationsvorlesung halten: „Nun war er Professor Ratzinger – nein nicht einfach nur Professor Ratzinger, er war DER PROFESSOR und DER MEISTER!“

Sobald man nur etwas genauer hinsieht und tiefer blickt, wird es offenbar, Joseph Ratzinger war durchaus nicht jener Bewahrer des katholischen Glaubens, als den man ihn gerne hinstellt. Zu so solch einem Fehlurteil kann nur eine sehr oberflächliche Beurteilung des Lebens Ratzingers kommen, wie sie leider auch unter sog. Traditionalisten weit verbreitet ist. Nein, Joseph Ratzinger war ein überzeugter Modernist, ja er war ein Frontmann des Modernismus. Hierzu erzählen wir in unserer ersten Nummer zum Mythos Joseph Ratzinger abschließend „Eine kleine Anekdote mit großen Folgen“:

Eine kleine Anekdote mit großen Folgen

Kardinal Frings wurde von Johannes XXIII. eingeladen, in Genua über die Vorbereitung des inzwischen angekündigten Konzils zu sprechen. Frings bat nun beim Erarbeiten des Themas „Das Konzil und die moderne Gedankenwelt“ Joseph Ratzinger um Hilfe. Später berichtete Frings: „Er lieferte mir bald einen Entwurf, den ich so gut fand, daß ich nur an einer Stelle eine Retuschierung vornahm.“ Johannes XXIII. war begeistert und bestellte Frings nach Rom: „Lieber Cardinale, Sie haben all das gesagt, was ich gedacht habe und sagen wollte, selbst aber nicht sagen konnte.“

Hierauf teilte der „Cardinale“ Roncalli mit, Joseph Ratzinger habe den Vortrag verfaßt, worauf dieser als Berater mit den dogmatischen Texten in der Zentralkommission befaßt wurde.

Dabei wandte er sich ausdrücklich von der neuscholastischen Theologie ab und der „Neuen Theologie“ zu: Die neuscholastische Theologie sei nämlich zu steif und nicht geeignet für die neue, moderne Sprache der Offenheit.

So kam es zum großen Aufbruch – und zum schnellen Zusammenbruch: Beides zusammen nannte man DAS KONZIL!

Neu-Definition von „Kirche“

In der zweiten Nummer „Der Mythos Joseph Ratzinger II“ greifen wir zunächst das so oft zitierte und mißverstandene Diktum Montinis auf: „Wir haben das Gefühl, daß durch irgendeinen Spalt der Rauch des Satans in den Tempel Gottes eingedrungen ist.“

Anders als Montini selber interpretieren wir diese Worte tatsächlich auf Modernismus, der in die „Kirche“ eingebrochen war – nicht durch irgendeinen Spalt, sondern weil Roncalli Fenster und Türen weit aufgerissen hatte! – in die „Kirche“, die von Anna Katharina Emmerich in einer ihrer Visionen überaus treffend „Menschenmachwerkskirche“ genannt wird und stellen die sich jedem Katholiken aufdrängende Frage: „Kirche Jesu Christi = katholische Kirche?“

Auf dem sog. 2. Vatikanum wurde nämlich die „Kirche“ neu definiert, aus der einen und einzigen Kirche Jesu Christi wurde eine „subsistit-in-Kirche“, wobei Joseph Ratzinger erheblichen Anteil an dieser Uminterpretierung hatte. Für ihn und das „Konzil“ ist die katholische Kirche nicht einfach und ausschließlich die „Kirche Jesu Christi“, diese muß viel weiter, umfassender gedacht und gefaßt werden. Auch in den anderen „Kirchen“ finden sich durchaus auch vielfältige Elemente der Kirche. Wir schreiben darum:

Die „Subsistit-in-Kirche“ Ratzingers und des „Konzils“ ist letztlich die irrlehrmäßige Basis für das moderne Heidentum der Menschenmachwerkskirche. Nunmehr ist alles mehr oder weniger „Kirche“, ja selbst die nichtchristlichen Religionen sind alle Heilswege. Bekehren braucht sich jedenfalls in dieser „Kirche“ niemand mehr, denn immer sind schon alle Menschen anonyme Christen, wie es Karl Rahner behauptet hat. Karl Rahner hat das behauptet – und Joseph Ratzinger?

Nivellierung der Konfessionen

Zur Beantwortung dieser Frage bringen wir ein konkretes Beispiel: Was hat Joseph Ratzinger geraten, wenn jemand katholisch werden wollte?

Verhinderung einer Konversion: Der damalige Kardinal Ratzinger hinderte eine Lutheranerin und Übersetzerin vieler päpstlicher Texte und Lehrschreiben, die inzwischen verstorbene Frau Dr. Sigrid Spath, daran, zum Katholizismus zu konvertieren. Ich durfte während meiner Kurialzeit diese hochgebildete Dame bei der Österreichischen Botschaft beim Heiligen Stuhl kennenlernen und blieb lange Zeit mit ihr in Kontakt. Sie war eine intelligente Frau und wusste, worum es ging; daher wollte sie wirklich aus Überzeugung katholisch werden. Es ist daher nicht so, wie Radio Vatikan anlässlich ihres Todes schrieb, dass sie „aus einer Krise“ heraus konvertieren wollte und Ratzinger sie davon überzeugte, Lutheranerin zu bleiben, um eine „Brücke“ zwischen den „beiden Kirchen“ zu bilden.

Frage (auch an Radio Vatikan): Seit wann ist der gnostische Protestantismus (ob Lutheraner, Evangelikale, etc.), der letztlich nichts anderes ist als ein (gescheiterter) Selbsterlösungsversuch durch das menschliche Bewusstsein, überhaupt ein Heilsweg? Und gar eine „Kirche“, gleichwertig mit der von Christus gegründeten Katholischen Kirche? (Aus: „Der 13.“ Vom 13. März 2023, S. 18 f.)

Da wird es unübersehbar, in der Praxis gibt es für Joseph Ratzinger mindestens zwei „Kirchen“. Wobei hier die andere „Kirche“, also die protestantische „Kirche“, sogar für ihn eine so vollkommene „Kirche“ ist, daß er einer bekehrungswilligen Protestantin rät, lieber Lutheranerin zu bleiben, also einem (gescheiterten) Selbsterlösungsversuch durch das menschliche Bewusstsein anzuhangen, anstatt den durch die einzige Kirche Jesu Christi verbürgten göttlichen Glauben anzunehmen.

Ratzinger und Küng zusammen in Tübingen

In der Zeit unmittelbar nach dem „Konzil“ waren Hans Küng und Joseph Ratzinger zunächst Kampfgenossen in einer äußerst aufgewühlten Zeit. Während Hans Küng als Professor Kariere machte und wohl auch machen wollte, hatte Joseph Ratzinger wohl schon immer eine Karriere in der kirchlichen Hierarchie im Auge. Obwohl er genauso modernistisch dachte wie Küng, wirkte Ratzinger zurückhaltender und womöglich war er auch vorsichtiger im Urteil. Schließlich kehrte Ratzinger Tübingen den Rücken zu und ging nach Regensburg. Wir haben diese Zeit auf unsere Art nacherzählt unter der Überschrift: „Der mit dem Fahrrad und der mit dem Alfa kam“ – wobei der Höhepunkt unserer Nach-Erzählung der „Achtzehnte Halt“ ist, der so beginnt:

Wir befinden uns inmitten des Vorplatzes einer Universität. Eine beachtliche Anzahl von Studenten demonstriert darauf, jedoch fast wie in einem Kirchenchor auf beide Seiten verteilt. Zwischen den beiden Gruppen befindet sich ein weiter freier Platz. Die Demonstranten rufen Parolen und tragen große Plakate bei sich. Auf der einen Seite sieht man auf dem größten Plakat, das alle anderen weit überragt, einen Radler. Daneben ist ein „Daumen oben“ gezeichnet. Unten heißt es: CO2 neutral - Klima Held!!! …

Glaubensloser Theologe als Präfekt der Glaubenskongregation

Um ganz an die Spitze zu kommen, mußte Joseph Ratzinger beides miteinander verbinden, seinen Ruf als Theologen mit dem Aufstieg auf der kirchlichen Karriereleiter. Durch die große öffentliche Aufmerksamkeit stand er sozusagen schon in Startposition.

Nach dem Tod von Julius Döpfner, der von 1961–1976 Erzbischof von München und Freising, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Moderator des Zweiten Vatikanischen Konzils und Präsident der Würzburger Synode war, war es soweit: Montini, alias Paul VI., ernannte am 25. März 1977 Joseph Ratzinger zu dessen Nachfolger. Er empfing am 28. Mai im von Montini neu geschaffenen nachkonziliaren Ritus durch den Bischof von Würzburg, Josef Stangl, im Münchner Liebfrauendom die „Bischofsweihe“. Aber die Zeit in München war nur kurz. Schon am 25. November 1981 berief „Johannes Paul II.“ Joseph Ratzinger zum Präfekten der Glaubenskongregation nach Rom. Damals schrieb Mgr. Spadafora in seiner Artikelserie im Rom-Kurier „Sie glauben, gewonnen zu haben“ von 1993/94: „Ratzinger, ein Theologe ohne Glauben, Präfekt der Kongregation für den Glauben.“

Wir haben unsere Gedanken dazu in einer ganz besonderen Haltestelle unseres Erlebnisparcours erlebbar gemacht – lassen Sie sich anhand dieser vollständigen Haltestelle neugierig auf die anderen Haltestellen machen:

Bunte Wahrheiten

Neunzehnter Halt: Wir sind irgendwo im Vatikan in einem recht großen Zimmer. An allen freien Wänden sind Regale, aber es sind keine Bücher darin. Anstatt der Bücher sieht man recht seltsame Gegenstände, deren Sinn wir nicht erraten können. Mitten im Zimmer steht ein übergroßer Schreibtisch. Fast alles im Zimmer ist Schreibtisch, so könnte man sagen.

Es kommt ein Prälat herein. Die Gegenstände in den Regalen erstarren vor lauter Ehrfurcht und der Schreibtisch plustert sich auf, denn er ist der bedeutendste Schreibtisch im Vatikan. Der Prälat setzt sich auf einen uralten, recht wackeligen Stuhl und will etwas aus einer der vielen Schubläden ziehen. Aus der einen Schublade springt eine Maus, aus der zweiten eine Kröte und aus der dritten eine Ratte. Als der Prälat die vierte Schublade öffnet, züngelt ihm eine Schlange entgegen, der er aber auf den Kopf klopft und schnell wieder die Schublade schließt. Der Prälat sieht unsere fragenden Gesichter und erklärt: „Es gibt viel Ungeziefer hier. Früher war das nicht so, jetzt wird man dessen kaum noch Herr.“ Der Prälat sucht weiter und zieht endlich einen recht skurrilen Gegenstand aus einer der Schubladen, noch skurriler als diejenigen, die auf den Regalen stehen. „Was ist das?“, fragen wir den Prälaten. „Das weiß ich nicht so genau“, antwortet der Prälat, „aber wenn man das Ding schüttelt, dann wird es blau oder gelb oder grün oder orange.“ Während er das sagt, schüttelt er das Ding und es wird gelb. „Was bedeutet das, daß es blau oder gelb oder grün oder orange wird?“ fragen wir neugierig weiter. „Der Farbwechsel verweist auf eine blaue oder gelbe oder grüne oder orange Wahrheit“, bekommen wir zur Antwort, wobei wir nicht wissen, ist diese Antwort geheimnisvoll oder einfach nur verrückt. Jedenfalls erwidern wir: „Aber die Wahrheit ist doch nicht blau oder gelb oder grün oder orange! Die Wahrheit ist eine klare Erkenntnis der Wirklichkeit oder womöglich sogar eine göttliche Offenbarung derselben.“

Der Prälat schaut uns mit ganz großen Augen an und entgegnet überaus bestimmt: „Das war früher so, als es noch nicht so viel Ungeziefer hier gab. Heute muß man wissen, ob die Wahrheit blau oder gelb oder grün oder orange ist, denn verstehen können wir ihr Geheimnis sowieso nicht. Da ist es doch schön, sagen zu können: Sie ist blau oder gelb oder grün oder orange. Sehen Sie, diese Wahrheit ist gelb.“ „Aber das gibt doch gar keinen Sinn, das ist doch unsinnig“, wenden wir ein, „warum sollte eine Wahrheit gelb sein?“ Wir haben diese Frage noch nicht zu Ende gefragt, als einer der Gegenstände in den Regalen plötzlich aufspringt und sagt: „Karl Rahner ist gelb.“ Da erkennen wir, die Gegenstände sind gar keine Gegenstände, es sind Kobolde. Der Prälat schüttelt das Ding wieder und es wird blau. Aus den Regalen hört man einen anderen Kobold sagen: „De Lubac ist blau.“ Der Prälat schüttelt weiter, das Ding wird grün. Ein weiterer Kobold aus den Regalen: „De Chardin ist grün.“ „Was soll das?“ fragen wir den Prälaten. Er erklärt: „Jeder hat seine Wahrheit. Wissen Sie das nicht? Das ist heute so, wo es so viel Ungeziefer hier gibt. Es gibt so viel Ungeziefer, aber keine Bücher mehr. Die braucht man auch gar nicht mehr, denn ehe sie gedruckt sind, sind sie schon wieder veraltet. Heute macht sich jeder seine eigene Wahrheit und die ist entweder blau oder gelb oder grün oder orange. Und ich muß das Ding schütteln, damit ich die Farbe der Wahrheit unterscheiden kann. Das ist nämlich sehr wichtig, weil es meine Aufgabe ist.“ Und er schüttelte das Ding – uns scheint es der Wahrheitskobold zu sein – nochmals und er wurde plötzlich rot! Alle Kobolde auf den Regalen springen zugleich auf und schreien laut kreischend: „Rot geht nicht, Küng ist rot!“ Da wir das nun gar nicht verstehen können, entfährt es uns: „Warum geht rot nicht?!“ Der Prälat antwortet: „Das weiß ich auch nicht, aber es ist so. Rot geht nicht und Küng ist nun einmal rot. Eine Wahrheit kann nicht rot sein!“ „Das ist aber ganz schön verrückt“, entfährt es uns. Da steht der Prälat aus seinem alten wackeligen Stuhl auf: „Bitte mehr Respekt, meine Damen und Herrn, ich bin der Präfekt der römischen Glaubenskongregation, ich muß das doch wissen!“

Der „Panzerkardinal“ …

In Rom wurde Joseph Ratzinger zum „Panzerkardinal“, was den Mythos Joseph Ratzinger maßgeblich prägte. Als Präfekt der Glaubenskongregation mußte er selbstverständlich den extremen Abweichlern, den modernistischen Heißspornen Paroli bieten. Das mit der „Freiheit“ ist schließlich auch bei den Modernisten nicht so einfach, die Revolution muß unter Kontrolle bleiben. Damit das gelingt kann nicht einfach jeder denken und machen, was ihm gefällt. Es muß immer noch Grenzen des Wahnsinns geben, damit nicht das ganze System in Verruf kommt.

So trat also Joseph Ratzinger als oberster „Glaubenswächter“ manchen Heißspornen entgegen und maßregelte sie entsprechend. Hierdurch wurde natürlich bei den einfachen Geistern der Mythos des konservativen Ratzinger über viele Jahre genährt und gefestigt. Fast von niemanden wurden hingegen „Ratzingers lehrmäßige Fehltritte“ wahrgenommen, wie wir es nennen. Den Traditionalisten ist von diesen allerhöchstens noch die „Wandlung ohne Wandlungsworte“ in Erinnerung, wobei die moralische Entrüstung hierzu wieder recht schnell verpufft war.

… in Assisi

Als Präfekt der Glaubenskongregation war Joseph Ratzinger auch maßgeblich für den „Skandal aller Skandale“ mitverantwortlich. Entgegen dem Mythos der Ratzingerianer, Joseph Ratzinger habe nicht am interreligiösen Treffen von Assisi im Oktober 1986 teilgenommen, wurden wir darauf hingewiesen, daß er auf einer Videodokumentation durchaus unter einer Reihe andere hohen Würdenträger zu entdecken ist.

Wir zeigen dem Leser anhand einiger Texte, Ratzinger war zwar nicht ganz für Assisi, was aber nicht heißt, daß er dagegen war. Für einen Dialektiker wie Ratzinger ist die Wahrheit niemals fixiert, diese bleibt immer im Fluß – kann sie doch blau oder gelb oder grün oder orange sein und zuweilen sogar die Farbe wechseln. Wir erklären es in zweiten Teil unserer Trilogie:

Diktatur der Beliebigkeit oder Die Relativierung der Wahrheit

Wie schaut Ratzingers auf den Kopf gestellte Welt aus? Für ihn ist die Haltung, die sagen läßt: „Wir alle haben Werte“, statisch. Man muß wissen, der Irrtum braucht Bewegung, damit er nicht sogleich als Irrtum ins Auge springt. Deswegen stellt sich diese statische Haltung dem wahren Fortschritt, dem gemeinsamen Zugehen auf Wahrheit entgegen. Aber bitte, Herr Ratzinger, ist das nicht genau jene „Diktatur der Beliebigkeit“ von der Sie öfter als dem Grundübel unserer Zeit gesprochen haben? Eine endlose Suche nach der Wahrheit?! Demgemäß behaupten sie: Die geschichtlichen Identitäten unwiderruflich festzuschreiben und damit ihre Selbstüberschreitung auszuschließen bedeutet, sich in den Historismus hinein zu fixieren.

Der etwas geschraubt klingende Ausdruck in den Historismus hinein zu fixieren meint, daß es niemals unwiderrufliche geschichtliche Tatsachen geben kann und darf, denn diese würden das ganze System der dauernden Suche nach der Wahrheit über den Haufen werfen. Wir müssen immer mitbedenken, Ratzinger spricht hier von christlichen und nichtchristlichen Religionen und dem Dialog, der in Assisi auf einen neuen Weg gebracht wurde.

Aber klingt das für uns Katholiken nicht ziemlich verrückt? Heißt denn gemeinsames Zugehen auf die Wahrheit notwendigerweise, daß man selber gar keine Werte hat? Blockieren erkannte Werte die Erkenntnis der Wahrheit und behindern die Wahrheitssuche? Was soll das denn für eine Wahrheit sein, die man niemals endgültig fassen kann? Nun, das ist die Wahrheit, die Ratzinger braucht – der Verteidiger der Wahrheit, der, wie wir schon erfahren haben, andere davon abhält, katholisch zu werden!

„Das dritte Geheimnis von Fatima“

Die älteren Leser können sich womöglich noch an folgendes Bild erinnern: Joseph Ratzinger greift in eine schwarze Aktentasche und zieht „Das dritte Geheimnis von Fatima“ heraus, wobei er einen recht seltsamen – höhnischen, hämischen, schelmischen? – Gesichtsausdruck zeigt. Er enthüllt der Öffentlichkeit als drittes Geheimnis von Fatima eine Vision, die wie eine Karikatur zu lesen und viel eher komisch, als interessant zu nennen ist. Uns erscheint dieses sog. Geheimnis als eine Lächerlichmachung des Ganzen, das durch die Erklärung Ratzingers nochmals lächerlicher wurde:

Als besonderes Kuriosum kam noch hinzu, daß Wojtyla den so lächerlich geschilderten Tod des „Heiligen Vaters“ auf das Attentat vom 13. Mai 1981 auf dem Petersplatz bezog, wobei er doch bei diesem Attentat bekanntlich nicht getötet, sondern nur verletzt wurde. Diese Tatsache hat er einfach dadurch wegretuschiert, daß er kurzerhand seine Rettung aus der Todesgefahr der Muttergottes von Fatima zuschrieb – die Prophezeiung war sozusagen durch die Hilfe Mariens nicht ganz in Erfüllung gegangen.

Ratzinger interpretierte das Absurdum so: „Die Zukunft ist in der Tat nicht unveränderlich festgelegt, und das Bild, das die Kinder sahen, ist in keiner Weise eine Filmvorschau auf eine Zukunft, in der nichts geändert werden kann.“

Na also, Papst tot oder nur angeschossen, das ist doch völlig egal, es kann immer anders kommen als vorausgesagt. Seltsam, seltsam! Unter dieser Voraussetzung kann letztlich jeder irgendwelche Prophezeiungen erfinden, denn es kann ja sowieso immer alles anders kommen als vorhergesagt.

Ratzinger gegen Ratzinger

Eine Überschrift unserer Arbeit heißt „Ratzinger gegen Ratzinger“. Eigentlich könnte man darüber ein ganzes Buch schreiben, wir mußten uns auf ganz wenige Beispiele beschränken. Wir wollten dem Leser demonstrieren, daß ein Dialektiker wie Ratzinger nicht ohne Widersprüche bleibt. Mal sagt er dies (These), mal das (Antithese), wobei ihn der Widerspruch eigentlich nicht stört, er findet diesen sogar anregend, drängt er doch zu einer Lösung, der Synthese. Diese Dialektik ist eher ein Gedankenspiel als ernstes Nachdenken, dieses Gedankenspiel ist jedoch sehr modern.

Wir schließen unsere Bespiele mit „‘Für viele‘ sagen, aber ‚für alle‘ meinen“. Es geht um die Wandlungsworte über den Kelch und den für einen Katholiken unsinnigen Streit, ob es darin „für viele“ oder „für alle“ heißen muß. Für den Katholiken ist dieser Streit unsinnig, weil er immer schon weiß, daß es „für viele“ heißen muß. Nun Ratzinger weiß es nicht! Er meint nämlich: „Keine der beiden Formeln kann das Ganze sagen; jede bedarf der Auslegung und der Rückbeziehung auf das Ganze der Botschaft. Ich lasse es offen, ob es sinnvoll war, hier die Übersetzung ,für alle‘ zu wählen.“ (Joseph Ratzinger, Gott ist uns nah. Eucharistie: Mitte des Lebens, Augsburg 2001, S. 36)

Wir beenden unsere Darstellung mit den Worten einer österreichischen Zeitung, die die Gedanken des „Papstes“ Ratzinger griffig in dem Satz zusammenfaßt: Benedikt XVI.: „Für viele“ sagen, aber „für alle“ meinen. Er liebt nun einmal die unmißverständliche Klarheit der Aussage, unser Mozart der Theologie: „Ja – nein!“

Papa-Ratzi – Chef der Menschenmachwerkskirche

In der dritten Nummer dieses Jahres erreicht „Der Mythos Joseph Ratzinger“ seinen Höhepunkt. Nur wenige haben sicherlich geglaubt, daß Joseph Ratzinger aus dem Konklave vom 18. bis 19. April 2005 als „Papst“ hervorgehen würde. Nichtsdestotrotz wurde aus dem „Bücher-Ratz“ der „Papa-Ratzi“.

Wir stellen uns die Frage: Von welcher Kirche wurde nun eigentlich Joseph Ratzinger „Papst“? Denn angesichts der modernistischen Verheerungen drängt sich diese Frage direkt auf. Damit unser Urteil eine solide Basis gewinnt, lassen wir zunächst den Dogmatiker Johannes Brinktrine mit seinem Buch „Die Lehre von der Kirche“ zu Wort kommen. Er erklärt uns die Wesenseigentümlichkeiten der Kirche – Einheit, Heiligkeit, Katholizität und Apostolizität – und zeigt, daß die Einheit die Grundlage für die anderen Wesenseigentümlichkeiten ist, wohingegen die Heiligkeit die innere Verfaßtheit der Kirche Jesu Christi beschreibt. Wobei beides wiederum abhängig ist von der Unfehlbarkeit des kirchlichen Lehramtes, denn: „Im Grunde ist die Unfehlbarkeit, die man ebenfalls als eine proprietas [Wesenseigentümlichkeit] der Kirche bezeichnet hat, mit der proprietas der Heiligkeit gegeben: eine Kirche, die die göttliche Offenbarung irgendwie alterieren [ändern], verfälschen oder von ihr etwas verlieren könnte, wäre nicht mehr heilig.“

Johannes Brinktrine, dessen Buch im Jahr 1964 veröffentlicht wurde kennt auch schon die „subsistit-in-Kirche“ Ratzingers und urteilt folgendermaßen darüber:

„Genügt es nicht zu sagen, daß der Begriff des Corpus Christi mysticum nur in der Ecclesia catholica Romana in vollkommener Weise, außerhalb derselben aber nur in unvollkommener Weise verwirklicht werde (so etwa Morel u.a.)?

Theologisch gesehen, ist diese Ausdrucksweise nicht korrekt. Zum Wesen der Gliedschaft gehört die Verbindung mit dem authentischen Lehr- und Hirtenamt, das nur in der katholischen Kirche vorhanden ist. Fehlt diese Verbindung, so kann von einer Gliedschaft an der Kirche im eigentlichen Sinne nicht mehr die Rede sein. Sind nämlich, um ein Ding in seiner Natur zu konstituieren, mehrere Elemente als Wesensstücke erforderlich, so kommt dieses Ding gar nicht zustande, wenn eins von den Wesenselementen fehlt.“ (Ebd. S. 22)

Das „Konzil“ baute somit auf einer theologisch nicht korrekten Ausdrucksweise ihre Lehre über die Kirche auf!

Was ist Häresie?

Wenn also die „subsistit-in-Kirche“ Ratzingers nicht die katholische Kirche ist, von welcher Kirche ist er also „Papst“ geworden?

Um diese Frage noch etwas weiter zuzuspitzen, machen wir uns zudem Gedanken über die Frage: „Was ist Häresie?“ Als Antwort geben wir einen Auszug des Aufsatzes von Prof. Dr. D. Wendland aus dem Jahr 1986/87 wieder: „Was ist das eigentlich: Die Häresie?“ Die wichtigsten Erkenntnisse, die uns Prof. Dr. D. Wendland vermittelt, sind die:

Wie uns die Kirchenväter belehren, ist die Häresie das Gefährlichste, was es im Christenleben gibt. Wobei diese Gefährlichkeit sowohl das übernatürliche als auch das natürliche Leben der (gültig getauften) Christgläubigen betrifft. Es ist für einen Apostaten geradezu typisch, „nichts so sehr zu hassen wie die Tatsache der Strafbarkeit der Häresie und die moralische Notwendigkeit ihrer Strafverfolgung. Darum versieht er alles, um die Häresie zu verharmlosen und schließlich aus dem Bewußtsein zu tilgen, wie es bereits der Roncalli-‚Papst‘ und sein ‚Pastoralkonzil‘ getan haben.“

Deshalb ist es direkt ein Erkennungszeichen des Apostaten, die Häresie zu verharmlosen und womöglich sogar ganz aus dem Bewußtsein zu tilgen.

Auch die allermeisten Traditionalisten sind in diesen Strudel der Verharmlosung der Häresie hineingezogen worden. Es gibt bei ihnen zwar den Modernismus, aber keine Modernisten! Was für ein seltsames Wunder ist denn das?!

Als darum am 19. April 2005 Joseph Ratzinger zum Chef der Menschenmachwerkskirche gewählt wurde, wie interpretierte er sodann sein neues Amt in seiner „subsistit-in-Kirche“?

Benedikts Selbstverständnis, gemäß seinem Wappen …

Da über das Selbstverständnis eines Papstes gewöhnlich das gewählte Wappen treffend Auskunft gibt, haben wir uns das Wappen „Benedikts XVI.“ etwas genauer angeschaut. Das Auffallendste in seinem Wappen ist, daß er die Tiara nicht mehr in sein Wappen aufnehmen ließ, sondern diese durch eine einfache Mitra mit einem recht seltsamen dreiarmigen Kreuz darauf ersetzte.

Es gibt auch noch andere seltsame Symbole auf dem Wappen „Benedikts XVI.“, die den Verdacht immer mehr erhärten, die Kirche, der Joseph Ratzinger vorsteht, ist nicht die Kirche Jesu Christi. Es ist schon recht spannend, die Symbolik zu entziffern, der man hier begegnet.

Zum Wappen kommen noch zwei Mitren hinzu, die sich Ratzinger selbst anfertigen ließ, wovon er eine bei seiner Amtseinführung, also seiner „Krönung“ trug. Wir schreiben hierzu:

Werfen wir zunächst einen Blick auf die „Krönungs“-Mitra Joseph Ratzingers, die, wie man versichert hat, von ihm selber entworfen worden ist, also sein ureigenstes Gedankengut war.

Betrachtet man diese Mitra, so fällt einem eine recht merkwürdige Gestalt auf: Ein Mann sitzt auf einem Baumstumpf, den Hirtenstab in der einen Hand, während er mit der anderen unverkennbar eine „Panflöte“ an die Lippen hält. Dieselbe Darstellung fand sich schon auf der Titelseite des „Katechismus der Katholischen Kirche“, herausgegeben im Jahr 1993. Verantwortlich für die Herausgabe des Werkes war damals ebenfalls Joseph Ratzinger. In dem erklärenden Text auf dem Katechismus heißt es dazu, daß es ein „ursprünglich wohl heidnisches Bild aus dem Leben der Hirten“ sei. Ratzinger gibt auch unumwunden zu, daß sowohl das Bild auf dem Katechismus wie auf der „Krönungs“-Mitra einen heidnischen Gott darstellt – in Frage kommt nur der Gott Pan.

… und seiner Mitra

Muß sich nicht jeder Katholik fragen: Was hat der Gott Pan auf der Mitra eines Papstes zu suchen? Ein heidnischer Gott, der nach der griechischen Mythologie mitsamt seinem Gefolge von Göttern dem Schwarm der Bakchen (in Liebesrausch versetzte Frauen) sich in stürmischem Lauf naht und dessen Fruchtbarkeit ganz eng mit Sexualität verbunden war, weswegen er schönen Nymphen oder den Knaben bei ihrer Herde nachstellt? — Aber nicht nur dies! Pan treibt seine sexuelle Begier sogar bis zur Unzucht mit Tieren, was man früher „Bestialitas“, also „Bestialität“ nannte!

Auf der zweiten Mitra „Papst Benedikts“ fand sich kein einziges christliches Symbol, dafür aber zahlreiche andere, weshalb wir feststellen:

Jeder Leser muß sich selber darüber Klarheit verschaffen: Kann das noch alles Zufall sein? So viele antichristliche Symbole und gar keine christlichen mehr?! Von welcher Kirche wollte also Joseph Ratzinger, ohne Tiara und ohne jegliches christliche Bekenntnissymbol, dafür aber mit dem Gott Pan auf der Mitra „Papst“ sein? Oder anders gefragt: Wessen Geistes war „Papst Benedikt“?

Spiritistische Sitzungen mit seinem Vorgänger?

Um auf letztere Frage eine Antwort zu geben, betrachten wir die Freundschaft Joseph Ratzingers mit seinem Vorgänger Karol Józef Wojtyła, also des „Assisi-Papstes“.

Kurz nach dessen Tod bekannte Ratzinger: „Ein Mann, der zum Herrn geht, verschwindet nicht. … Ich höre ihn und ich sehe ihn sprechen. Somit kann ich in einem ständigen Dialog mit ihm stehen. Ich bin dem Papst (Johannes Paul II.) sehr nahe und nun hilft er mir, dem Herrn nahe zu sein. (…) Es ist ein ständiger Dialog und wir sind nahe beieinander in einer neuen Art, in einer sehr tief gehenden Art.“

Uns würde sicherlich ganz unheimlich zumute, würden wir uns in einem ständigen Dialog und nahe beieinander in einer neuen Art, in einer sehr tief gehenden Art mit einem verstorbenen öffentlichen Götzendiener befinden. Und klingt das Ganze nicht schon irgendwie spiritistisch? Wie sollte uns zudem ein Apostat wie Karol Józef Wojtyła helfen können, dem Herrn nahe zu sein? Um welchen Herrn handelt es sich denn da? Doch sicher nicht um unseren Herrn Jesus Christus!

Jedenfalls hat „Papst Benedikt“ den Turbo-Heiligsprechungsprozeß für seinen Vorgänger schon nach 87 Tagen eingeleitet und ihn im Mai 2011 seliggesprochen. Selbst nach dem Menschenmachwerkskirchenrecht besteht noch eine Fünfjahresfrist zwischen dem Tod und dem Beginn des Verfahrens, was letztlich lächerlich ist. Nein, Ratzinger wollte keine fünf Jahre warten: „Santo, santo, santo subito!“

Eines ist jedenfalls jedem vernünftigen Zeitgenossen klar: Joseph Ratzinger hat sein Amt ganz im Sinne seines Vorgängers gesehen und auch demgemäß dessen Agenda weitergeführt.

Der Übergang zum Postmodernismus

Eine der bedeutendsten lehrmäßigen Handlungen von „Papst Benedikt“ war seine Ansprache an das Kardinalskollegium und die Mitglieder der Römischen Kurie beim Weihnachtsempfang am Donnerstag, den 22. Dezember 2005.

Wir fragen: Wie wird aus einem Modernisten ein Traditionalistenschwarm? Und geben darauf die Antwort: Das ist ganz einfach, er wird Postmodernist!

Tatsächlich bekennt sich Joseph Ratzinger in dieser Ansprache ausdrücklich zum Postmodernismus. Es ist beinahe belustigend festzustellen, daß ihn deswegen die Traditionalisten vollkommen mißverstanden, weil sie nicht mehr fähig waren, dies wahrzunehmen. Sie verwechselten tatsächlich den Postmodernisten Ratzinger mit einem Traditionalisten!

Der Anlaß zu diesem Bekenntnis zum Postmodernismus war „der Abschluß des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 40 Jahren“. Anhand der unterschiedlichen Aufnahme und Interpretation dieses „Konzils“ entwickelt Ratzinger seine postmoderne Sicht der Dinge, indem er der „Hermeneutik der Diskontinuität und des Bruches“ die „Hermeneutik der Reform“ entgegenstellt. Die meisten Traditionalisten mißverstehen Ratzinger sofort dahingehend, als würde er der „Hermeneutik der Diskontinuität und des Bruches“ eine „Hermeneutik der Kontinuität“ entgegenstellen. Die Traditionalisten haben nämlich jeweils dann Leseschwierigkeiten, wenn in einem Text etwas steht, was ihnen nicht paßt. „Hermeneutik der Reform“ erinnert nun doch zu sehr an die „Reformen“ nach dem 2. Vatikanum, wohingegen die „Hermeneutik der Kontinuität“ ganz gut zu ihrem Traditionalismus paßt – ja sie sogar denken läßt, Ratzinger sei nun einer von ihnen.

Um nun zu erklären, daß zwischen „der Kirche vor dem Konzil“ und der „Kirche nach dem Konzil“ kein Bruch besteht, muß Joseph Ratzinger kurzerhand das Widerspruchsprinzip außer Kraft setzen, was er freilich als Dialektiker schon immer getan hat, aber jetzt systematisch und konsequent durchexerziert.

Es ist richtig spannend zu lesen, wie dabei fast unmerklich aus einem Kreis ein Quadrat wird. Ratzinger fabuliert:

„Es ist klar, daß der Versuch, eine bestimmte Wahrheit neu zu formulieren, es erfordert, neu über sie nachzudenken und in eine neue, lebendige Beziehung zu ihr zu treten; es ist ebenso klar, daß das neue Wort nur dann zur Reife gelangen kann, wenn es aus einem bewußten Verständnis der darin zum Ausdruck gebrachten Wahrheit entsteht, und daß die Reflexion über den Glauben andererseits auch erfordert, daß man diesen Glauben lebt. In diesem Sinne war das Programm, das Papst Johannes XXIII. vorgegeben hat, äußerst anspruchsvoll, wie auch die Verbindung von Treue und Dynamik anspruchsvoll ist. Aber überall dort, wo die Rezeption des Konzils sich an dieser Auslegung orientiert hat, ist neues Leben gewachsen und sind neue Früchte herangereift. …

Das Zweite Vatikanische Konzil hat durch die Neubestimmung des Verhältnisses zwischen dem Glauben der Kirche und bestimmten Grundelementen des modernen Denkens einige in der Vergangenheit gefällte Entscheidungen neu überdacht oder auch korrigiert, aber trotz dieser scheinbaren Diskontinuität hat sie ihre wahre Natur und ihre Identität bewahrt und vertieft. Die Kirche war und ist vor und nach dem Konzil dieselbe eine, heilige, katholische und apostolische Kirche…“

Wer das, was „Papst Benedikt“ hier sagt, glaubt, dem kann man jeden Unsinn einreden! Wer glaubt, die Kirche war und ist vor und nach dem Konzil dieselbe eine, heilige, katholische und apostolische Kirche, der weiß nicht mehr, was ein Widerspruch ist, dem kann man jedes X für ein U vormachen. Besonders absurd wir es noch am Schluß dieser Ausführungen:

„40 Jahre nach dem Konzil können wir die Tatsache betonen, daß seine positiven Folgen größer und lebenskräftiger sind, als es in der Unruhe der Jahre um 1968 den Anschein haben konnte. Heute sehen wir, daß der gute Same, auch wenn er sich langsam entwickelt, dennoch wächst, und so wächst auch unsere tiefe Dankbarkeit für das Werk, das das Konzil vollbracht hat.“

Man fragt sich, wo denn Ratzinger im Jahr 2005 hingeschaut hat, um den vermeintlich guten Samen zu sehen? Wir konnten damals nicht und können auch heute keinen sehen. Um in der Menschenmachwerkskirche so etwas wie einen guten Samen zu sehen, muß man das Widerspruchsprinzip außer Kraft setzen, man muß schwarz weiß und weiß schwarz nennen, was Ratzinger offenbar nicht schwer fällt. Eines wissen wir aber heute ganz gewiß, diese guten Früchte werden Ratzinger selber bald in der Vatileaks-Affäre und den Mißbrauchsfällen auf die Füße fallen und ihn schließlich zum Rücktritt zwingen.

Ratzingers Vorgehen in der Frage der sog. „Alten Messe“ kann man nur verstehen, wenn man sein postmodernes Denken kennt und berücksichtigt. Wir nennen es:

Der Testfall des Postmodernismus: 07.07.07 – Der Sieg!!!

Das Motu aller Proprios „Summorum Pontificum“ vom 07.07.07 ist in mehrfacher Hinsicht ein Kuriosum, wofür nicht Joseph Ratzinger die Schuld zukommt, sondern den Traditionalisten, die sich bis heute standhaft weigern, die Texte so zu lesen, wie sie nun einmal dastehen.

Wir machen uns Gedanken über das Datum 07.07.07, d. h. die Zahl 777, eine offensichtlich äußerst symbolträchtige Zahl, und darüber, daß „Papst Benedikt“ ganz unzweideutig nicht die „Alte Messe“ retten wollte, wie es sich die Traditionalisten bis heute einbilden, sondern die „Neue Messe“. Sein Motu aller Proprios „Summorum Pontificum“ ist geradezu ein Schulbeispiel für postmodernes Denken. Der Meister exerziert es seinen Schülern vor, wie Postmodernismus funktioniert. Es ist richtig aufregend, seinen Gedanken zu folgen und dabei den Trick zu durchschauen:

Das ist das postmoderne Grundprinzip auf die „Messe“ angewandt: Es gibt die „Alte Messe“ nur zusammen mit der „Neuen Messe“, also immer nur im Doppelpack, weshalb gefordert wird: „Diese zwei Ausdrucksformen der ‚Lex orandi‘ der Kirche werden aber keineswegs zu einer Spaltung der ‚Lex credendi‘ der Kirche führen; denn sie sind zwei Anwendungsformen des einen Römischen Ritus.“

Und das sollten wir ihm glauben, dem Papa-Ratzi: zwei Anwendungsformen des einen Römischen Ritus. Nein, die sog. „Neue Messe“, die Montini ganz richtig, weil vollkommen zutreffend, „Novus Ordo Missae“ (= Neue Ordnung der Messe) genannt hat, hat mit der „alten“ nichts mehr gemein – und es war überaus gemein, daß Montini sein Meßbuch ebenfalls „Missale Romanum“ nannte. Eigentlich hätte er es nennen müssen: Neurömischer, neuheidnischer After-Ritus. Da die Traditionalisten schon weitgehend vom modernen additistischen Denken zerfressen waren, haben sie schon lange vorher den wesentlichen Unterschied zwischen der „alten“ und der „neuen“ Messe zu einem bloß graduellen gemacht. Für sie war die „alte“ Messe nur besser als die „neue“. Die „neue Messe“ war zumindest auch gültig! Wenn das „Mißgeschick“ der Handkommunion nicht hinzugekommen wäre, hätten sich die allermeisten mit der „neuen“ Messe arrangiert, insofern sie noch einigermaßen „fromm“ gefeiert worden wäre.

„Päpstliche“ Doppelspitze

Letztlich war „Papst Benedikt“ von Anfang als „Übergangspapst“ gedacht, dessen vornehmliche Aufgabe es war, den rechten Rand der Revolution abzusichern. Und in der Tat wurde in diesen Jahren aus dem Erzmodernisten, der sich schließlich sogar ausdrücklich zum Postmodernismus bekannte, der Freund der Traditionalisten!

Wie Sie alle wissen, ist „Papst Benedikt“ nicht durch den Tod aus seinem Amt geschieden, er ist zurückgetreten, um Jorge Mario Bergoglio Platz zu machen, der seit 2005 in den Startlöchern wartete. Wobei der „emeritierte Papst“ Ratzinger dennoch irgendwie „Papst“ blieb, lief er doch auch nach seinem Rücktritt weiterhin mit weißer Soutane im Vatikan herum, was für eine nicht geringe Verwirrung bei den Leuten führte. Für diese gab es jetzt zwei „Päpste“ in Rom, einen der das „Amt des Betens“ innehatte und einen, der das „Amt des Regierens“ ausübte. So war selbst der Rücktritt Ratzingers ein Fortschritt in der weiteren Zerstörung der katholischen Restbestände, denn mehr als Restbestände gibt es in der Menschenmachwerkskirche nicht mehr.

Selbst der Tod Joseph Ratzingers am Samstagmorgen, dem 31. Dezember 2022, diente seinen Anhängern noch zur Mythenbildung. Wir fragen: Letzte, vorletzte oder gar nicht gesprochene Worte?

Letzte Worte?

Die Informationen über die letzten Worte des Verstorbenen waren nicht ganz eindeutig. Zusammenfassend schreiben wir:

Waren es also doch nicht die letzten Worte des Sterbenden, sondern nur die letzten, gerade noch so zu verstehenden – auf deutsch-italienisch gesprochen und von einer Krankenschwester bezeugt, die nur italienisch spricht? Aber letztlich ist es egal, was Joseph Ratzinger wirklich als allerletzte Worte auf dem Sterbebett gesagt hat, der Mythos Ratzinger wird auf jeden Fall diese festhalten: „Jesus, ich liebe dich!“ – ein kraftvoller letzter Ausdruck der Liebe und des Glaubens.

Man darf also durchaus gespannt sein, was die Mythenbildung der Ratzingerianer noch alles in den nächsten Jahren ihrem Star zuschreiben wird. Aufgrund des langen Lebens, der vielen Bücher und Aufsätze, der bedeutenden Posten in der Menschenmachwerkskirche ist das Potential enorm. So enorm, daß schon zu Lebzeiten sich Ratzinger gegen manche Mythen wehren mußte. Bei allem Auf und Ab ist jedoch eines ganz sicher: Der „Mythos Joseph Ratzinger“ wird trotz kleinerer aufziehender Gewitter alle geschichtlichen Widrigkeiten überleben.

Mit unserer Trilogie „Der Mythos Joseph Ratzinger“ wollen wir einen gerafften Einblick in die jüngere Geistes- und Kirchengeschichte geben, wodurch der Leser befähigt werden soll, die vielfältigen Irrtümer von ihrer Wurzel her zu durchschauen. Die Modernisten haben nicht nur den göttlichen Glauben zerstört und durch rein menschliche Meinungen ersetzt, vorher haben sie das richtige Denken ausgelöscht. Nur derjenige, der dies recht erkennt, ist gegen die postmodernen Irrtümer gefeit.

Wenn Sie, verehrte Leser, mehr darüber wissen wollen, dann bieten wir ihnen ein

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Die ganze Trilogie „Der Mythos Joseph Ratzinger“, also die 36. – 38. Ausgabe 2023, erhalten sie zum Sonderpreis von nur 20 €!

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