Organisationsstruktur

Alles Gute kommt bekanntlich aus Amerika. Dazu gehört zweifelsohne „EWTN (Eternal Word Television Network)“, der „weltweit größte religiöse Fernsehsender mit Hauptsitz in Irondale bei Birmingham (Alabama) in den Vereinigten Staaten“, der sich inhaltlich „am Lehramt der römisch-katholischen Kirche“ orientiert („Wikipedia“). Das wäre an sich sehr lobenswert, wenn es wirklich das „Lehramt der römisch-katholischen“ Kirche wäre. Darin liegt eines der Probleme.

Mutter Angelica und EWTN

Gegründet wurde der Sender von „Mutter Angelica“, einer frommen „Klarissin vom Orden der Klarissen von der Ewigen Anbetung“ („Wikipedia). Geboren wurde sie am 20. April 1923 und trat 1944 in den Orden ein. 1947 legte sie ihre erste Profeß ab und 1953 die ewigen Gelübde. 1962 gründete sie im Auftrag des Ordens ein neues Kloster, „Unsere Liebe Frau von den Engeln“, in Irondale, Alabama. „1976 begann sie, in einer Garage ihres Klosters Fernsehsendungen zu produzieren und auszustrahlen. Dies gilt als der Beginn des Fernsehsenders Eternal Word Television Network. Im protestantischen Bible Belt Alabamas gelegen, wurde EWTN immer mehr die Stimme der nordamerikanischen Katholiken, zumal der konservativeren unter ihnen“ (ebd.). Klar, er orientierte sich ja „am Lehramt der römisch-katholischen Kirche“, und das ist schon sehr „konservativ“! „Im Spätherbst 2001 erlitt Mutter Angelica zwei Schlaganfälle, die ihrer Arbeit abrupt ein Ende bereiteten. Anlässlich ihres 80. Geburtstages im April 2003 hatte sie ihren letzten Live-Auftritt auf dem Sender.“ Am 27. März 2016, Ostersonntag, starb sie „im Alter von 92 Jahren“, nur knapp einen Monat vor Vollendung ihres 93. Lebensjahres.

Laut Auskunft von „Wikipedia“ im oben bereits zitierten Artikel über „EWTN“ erfolgte dessen Gründung am 15. August 1981, also fünf Jahre nach den ersten Anfängen in der Kloster-Garage, mit einem „Startkapital von 200 Dollar“. „1992 folgte ein Kurzwellenradioprogramm und seit 1996 ein Angebot an Onlinediensten. 1999 folgten Programmableger in Südamerika und Europa.“ Angeblich erreicht der Sender mit seinen „regional unterschiedlichen Programmen“ mittlerweile „mehr als 200 Millionen Haushalte in 140 Ländern“, wobei „auf Englisch, Spanisch, Deutsch und Französisch“ gesendet wird. Für ihre „besonderen Verdienste um die katholische Kirche“ wurde Mutter Angelica 2009 „von Papst Benedikt XVI. mit dem Orden Pro Ecclesia et Pontifice (‚Für die Kirche und den Papst‘) ausgezeichnet“, zweifelsohne eine Belobigung für ihre Treue zum „Lehramt der Konziliaren Kirche“. Der deutsche Ableger startete im Jahr 2000 und sendet seit 2011 „ein 24-Stunden-Programm in deutscher Sprache“ („Wikipedia“). „Zum Zielpublikum des Senders gehören hauptsächlich engagierte Kirchenmitglieder aus konservativ-traditionellen Milieus.“

Änderung der Organisationsstruktur

In letzter Zeit scheint der Sender jedoch ein wenig in Schieflage geraten zu sein. Laut dem Tradi-Boulevard-Portal „Gloria.tv“ kündigte er „eine Änderung seiner Organisationsstrukur“ an mit dem Ziel, „seinen Auftrag im digitalen Zeitalter zu ‚verbessern‘, da sich Medien und Technologie ‚radikal weiterentwickelt‘“ hätten. Die neue „Struktur“ besteht demnach aus „zwei Abteilungen“, deren erste, „EWTN Studios“, sich „auf die Erstellung von Inhalten“ konzentriert, während die zweite, „EWTN Digital“, „Plattformen für die Verbreitung der von EWTN Studios erstellten Inhalte entwickeln“ soll.

In seiner „Pressemitteilung“ habe der Sender, so bemäkelt „Gloria.tv“, das sich selber gerne mit selbstschmeichlerischen Meriten behängt und mit Eigenlob nicht geizt, „die für Ankündigungen üblichen übertriebenen Formulierungen verwendet“, wie „die wirkungsvollsten Inhalte im katholischen Bereich“, „das Beste seiner Klasse“ oder „das Zuhause der beliebtesten katholischen Geschichten der Welt“. Hier spricht zweifellos die Eifersucht, bildet sich doch „Gloria.tv“ ein, selber „das Beste seiner Klasse“ zu sein und „die wirkungsvollsten Inhalte im katholischen Bereich“ zu bieten. Schließlich behauptet das Boulevard-Portal in seinem „Impressum“, es folge „der katholischen Lehre“ („It follows Catholic doctrine“) – nicht dem „Lehramt der römisch-katholischen Kirche“, man beachte den Unterschied! – und engagiere sich u.a. für „die Bewahrung, Förderung und Verbreitung der katholischen Kirche, ihrer Lehre und Liturgie“ („the preservation, promotion and diffusion of the Catholic Church, its doctrine and liturgy“). Wie weit es damit her ist bei einem Portal, das fortwährend „Haß und Hetze“ gegen „Papst“ und „Bischöfe“ verbreitet, während es gleichzeitig den „Sedisvakanismus“ rigoros ausschließt, davon kann sich jeder selber überzeugen. Vielleicht liegt hier ein weiterer Grund für den Neid auf „EWTN“, das sich immerhin ganz „papsttreu“ am „Lehramt der römisch-katholischen Kirche“ orientiert – auch wenn es der falsche „Papst“ und das falsche „Lehramt“ ist. Aber immerhin sind sie konsequent. Man kann der „katholischen Lehre“ nicht folgen, wenn man nicht auf das kirchliche Lehramt hört.

Süffisant ätzt das „Papsthaß-Portal“ gegen den Konkurrenten: „Das Hauptproblem von EWTN ist jedoch, dass die Zeit des Kabelfernsehens und der redaktionellen Websites vorbei ist. Seit 2010 haben die sozialen Medien und nutzergenerierte Inhalte das Ruder übernommen.“ Und da ist „Gloria.tv“ ganz vorne mit dabei! Bei ihnen haben schon lange „die sozialen Medien und nutzergenerierte Inhalte das Ruder übernommen“, und das sieht man auch. Nur leider ist es ja in der katholischen Kirche so, daß nicht „nutzergenerierte Inhalte“ zählen, sondern das Wort Gottes, das uns nicht von „Nutzern“, sondern vom „Lehramt der römisch-katholischen Kirche“ autoritativ verkündet wird. Nicht die „sozialen Medien“ sind Träger dieses Wortes, sondern Schrift und Tradition, die ihrerseits „am Lehramt ihre maßgebende Norm“ finden (vgl. Katholische Theologie). Das ist die kirchliche „Organisationsstruktur“, die sich leider nicht ändern läßt.

„Soziale Medien“ und „nutzergenerierte Inhalte“

Vielleicht sind „soziale Medien“ und „nutzergenerierte Inhalte“ nicht so ganz das passende Medium für die Verkündigung des Glaubens? Wenn diese nun das „Ruder übernommen“ haben, ist das womöglich ein Teil des Problems, weshalb der „große Abfall“ immer rasanter voranschreitet und sich nicht mehr bremsen läßt. Bekanntlich kommt der „Glaube vom Hören“ (Rö 10, 17), und zwar vom Hören auf das Wort der Kirche, das allzeit unfehlbare kirchliche Lehramt. „Fest soll mein Taufbund immer stehen, ich will die Kirche hören. Sie soll mich allzeit gläubig sehen und folgsam ihren Lehren.“ Der „zeitgemäße Katholik“ folgt nicht mehr der Kirche, sondern den „sozialen Medien“ und „nutzergenerierten Inhalten“, bevorzugt „Videos“. Er hat längst aufgehört, Katholik zu sein.

„Soziale Medien“ und „nutzergenerierte Inhalte“ suggerieren eine freie Meinungsäußerung (die ohnehin nie die Methode zur Verbreitung des katholischen Glaubens sein kann), schränken diese aber tatsächlich auf einen begrenzten Korridor ein, der eines grundsätzlich ausschließt: die Wahrheit. Was bei dieser Art „Verkündigung“ herauskommt, zeigt in unübertroffener Plastizität das Boulevard-Tradi-Organ „Gloria.tv“ selber. Auch dort ist die katholische Wahrheit unter dem Label „Sedisvakantismus“ von vornherein tabuisiert und verboten. Übrig bleibt ein unsägliches Sammelsurium aus Klatsch und Tratsch, aus plakativen Skandalen, wobei man sich nicht scheut, in weitem Maße Blasphemien und Obszönitäten zu verbreiten, wenn sie nur geeignet sind, moralische Entrüstung hervorzurufen und die Tradis wohlig und voyeuristisch zu gruseln; viel „rechtslastiger“ Politik mit reichlich Werbung für die „AfD“ und ebenso „rechtslastiger“ Kirchenpolitik mit Haß, Spott und Hohn für „Progressisten“, allen voran den „Papst“, und wohlwollender Hofberichterstattung für „Konservative“, vorzüglich aber mit lauter und selbstgerechter Propaganda für Tradis aller Art und den „römischen Ritus“; „Verschwörungstheorien“, „Apokalyptik“, Pseudo-Mystik, dazwischen immer auch etwas Frommes oder Nettes, Erbauliches oder Lustiges zur Erheiterung und viel sonstiger Unsinn, von den „User“-Kommentaren ganz zu schweigen, in denen die „Communitiy“ in „fröhlichem Wechsel und Streit“ (Luther) hemmungslos aufeinander eindrischt. Nur eines bleibt dabei völlig auf der Strecke: die „Bewahrung, Förderung und Verbreitung der katholischen Kirche, ihrer Lehre und Liturgie“, die doch angeblich das Kernanliegen dieser Boulevard-Plattform sein soll.

„Alte“ und ewig gleiche „Organisationsstruktur“

Da war „EWTN“ doch seriöser aufgestellt. Man kann nur hoffen, daß dessen neue „Organisationsstruktur“ sich nicht so etwas wie „Gloria.tv“ zum Vorbild nimmt, nur um höhere Quoten zu generieren. Die Kirche jedenfalls wird ihre „alte“ und ewig gleiche „Organisationsstruktur“ behalten – für „Traditionalisten“ sollte das eigentlich selbstverständlich sein – mit ihren „zwei Abteilungen“, der „lehrenden Kirche“, die den Glauben verkündet, und der „hörenden Kirche“, die den Glauben vom kirchlichen Lehramt empfängt. Der Glaube kommt nicht „von unten“, von „Nutzern“ und „sozialen Medien“, sondern von oben: von Gott und dem von ihm autorisierten Lehramt der Kirche.