Fürstin Gloria von Thurn und Taxis hat ein Buch geschrieben, in dem sie sich ihrer Art gemäß über Gott und die Welt äußert, mit viel Herz und wenig Sachverstand. Obwohl als Fürstin dem gehobenen Stand angehörend, verleiht sie doch dem einfachen Volk auf der Straße ihre Stimme und spricht in seiner Sprache das an, was es bewegt. Zu ihrem Volk gehört auch das Völkchen der „Traditionalisten“, zu dem sie eine besondere Zuneigung hegt. In einem Interview mit der deutschen Sektion von „EWTN“ vom 26. September dieses Jahres gab sie einen Einblick in den Inhalt ihres Buches, aus welchem das Tradi-Boulevard-Organ „Gloria.tv“ – die Namensübereinstimmung ist rein zufällig; es handelt sich nicht um den Hofsender der Fürstin, oder doch? – dankenswerterweise die „wichtigsten Punkte“ für uns herausgeschrieben hat.
Brandmauer
Ihre Durchlaucht vergleicht die „Situation in der Kirche“ mit der politischen Lage in Deutschland, wo die „Konservativen massiv eine Brandmauer gegen die Oppositionspartei, die Alternative für Deutschland (AfD), errichtet“ hätten. Dann aber geht sie nicht näher auf die „kirchliche Brandmauer“ ein, wie sie beispielsweise auch „Gloria.tv“ errichtet hat, wo jeder den größten Unsinn verbreiten darf, darunter Blasphemien und Obszönitäten (natürlich nur, um sich gebührend darüber aufzuregen) und Häresien, während nur die „Sedisvakantisten“ als einzige verboten sind und rigoros „gecancelt“ werden. (Es kann auch nicht anders sein, denn der Irrtum hat nur einen Feind: die Wahrheit.) Stattdessen bildet Gloria (die Fürstin, nicht das Boulevard-Portal) sich ein, daß die „Brandmauer“ ganz wo anders stehe: „Diejenigen, die die tridentinische Messe schätzen, werden aus der Kirche ausgeschlossen.“ Jawohl, die armen „Traditionalisten“ sind es, die ungerecht verfolgt und „ausgeschlossen“ werden, nur weil sie „die tridentinische Messe schätzen“! Was für eine Ungerechtigkeit!
„Manchmal wollten die örtlichen Bischöfe gar nicht, dass diese Messe gefeiert wird.“ Ist das denn die Möglichkeit?! Während „protestantische Bischöfe eingeladen“ wurden, „an den Liturgien teilzunehmen und sogar am Altar zu stehen“, seien die „Bruderschaften von St. Pius X. und St. Peter … jedoch ausgeschlossen“ gewesen. Das mag unter Umständen daran liegen, daß die „Bruderschaften von St. Pius X. und St. Peter“ (so hoffen wir wenigstens) gar kein Interesse daran haben, an „Liturgien teilzunehmen“, wo sie mit „protestantischen Bischöfen“ am „Altar stehen“. Doch hat Ihre Königliche Hoheit (sagt man das so?) einen Trost für uns bereit: „Glücklicherweise änderten sich die Dinge, nachdem Papst Benedikt XVI. im Jahr 2007 das Motu proprio Summorum Pontificum herausgegeben hatte. Die traditionelle Messe erlebte eine Wiederbelebung, an der weit mehr Menschen teilnahmen als an der modernen gewöhnlichen Messe.“
Weit mehr Menschen
Diese Einschätzung erinnert ein wenig an die oft phantastischen Zahlengebilde einer früheren deutschen Außenministerin. Obwohl der Meßbesuch in unseren apostatischen westlichen Ländern dramatisch gesunken ist, waren es laut „Statista“ im Jahr 2024 immerhin noch 1, 31 Millionen, welche die „katholischen Gottesdienste“ alias die „modernen gewöhnlichen Messen“ besuchten. Da dürften die Meßbesucher bei den „Bruderschaften von St. Pius X. und St. Peter“ weit darunter liegen. Weltweit gesehen zeigt sich ein noch drastischeres Bild. Von den 1, 4 Milliarden „Katholiken“ gehen in Afrika teilweise 90 Prozent und mehr, in Lateinamerika und Polen immerhin noch über 50 Prozent regelmäßig zum Gottesdienst und besuchen zu allermeist die „gewöhnliche moderne Messe“. Es steht außer Frage, daß „weit mehr Menschen“ an dieser teilnehmen – schon weil sie die „gewöhnliche Messe“ ist oder die „ordentliche Form“, um Ratzingers amtlichen Terminus zu übernehmen – als an der „traditionellen Messe“, die ja „außergewöhnlich“ und „außerordentlich“ ist. Aber was bedeuten schon Zahlen? Zumal es ja irgendwie stimmt: Für jemanden, der sich in der „Tradi-Blase“ bewegt, gehen fast alle, die er kennt, zur „traditionellen Messe“, also „weit mehr Menschen“ als zur „modernen gewöhnlichen Messe“.
Einst schismatisch
Ein weiteres Bonmot aus fürstlichem Munde: „Die Bruderschaft St. Pius X. war einst schismatisch, aber das änderte sich mit einem päpstlichen Schreiben.“ Das hat das Boulevard-Portal so beeindruckt, daß es sogar in den Titel schrieb: „Deutsche Fürstin Gloria: FSSPX war einst schismatisch, ist es jetzt aber nicht mehr.“ Uns würde interessieren, welches „päpstliche Schreiben“ das gewesen sein soll, das den Status der „Piusbruderschaft“ von „schismatisch“ auf „nicht-schismatisch“ gesetzt hat. Unseres Wissens gilt offiziell immer noch die Feststellung des Schismas durch „Johannes Paul II.“ in seinem „Motu Proprio Ecclesia Dei“ aus dem Jahre 1988, die „Kardinal“ Burke am 15. Juli 2017 noch einmal bestätigte, als er die „Piusbruderschaft“ als „im Schisma“ bezeichnete, „seit der verstorbene Erzbischof Marcel Lefebvre vier Bischöfe ohne das Mandat des römischen Papstes ordiniert hat“ – ganz abgesehen davon, daß die „Piusbrüder“ seither ihrem „Papst“ gegenüber kein Deut gehorsamer wurden (außer daß sie in den letzten 37 Jahre – abgesehen von Rangel in Brasilien 1991 – keine Bischöfe geweiht haben, was sich aber demnächst ändern soll; vgl. Schismatüchtig).
Zwar wurden durch Ratzinger im denkwürdigen Jahre 2009 die Exkommunikationen für die „Pius“-Bischöfe aufgehoben – was er bitterlich bereute, als daraufhin die „Williamson-Affäre“ über ihn rollte, die ein erster Schritt zu seiner Abdankung werden sollte –, doch wurde niemals das Schisma für beendet erklärt. Ähnlich hat es die „Konzilskirche“ bekanntlich mit den „Orthodoxen“ gehalten. Aber wiederum: Was zählt das schon? In der „Tradi-Blase“ wurde dieses Schisma jedenfalls als nicht mehr vorhanden gesehen, indem man die einst gegenüber der schismatischen „Piusbruderschaft“ errichtete „Brandmauer“ einriß und Lefebvre reumütig Abbitte leistete, dessen spalterischem Weg man angesichts des „Diktatorpapstes“ Bergoglio nun munter nacheiferte. Die „Brandmauer“ wurde einfach weiter geschoben Richtung „Sedisvakantisten“. Denn irgendeinen Bösewicht braucht es nun einmal.
Schisma und Exkommunikation
„User“ „Libertas Ecclesiae“ bemerkt dazu: „Fürstin Gloria bezieht sich offenbar auf das Motu proprio ‚Summorum Pontificum‘ von 2007 über den Gebrauch der überlieferten Form des römischen Ritus.“ Aha. Könnte sein. „Dieses Motu proprio hatte aber keine neue Entscheidung zum kanonischen Status der FSSPX getroffen.“ Richtig. „Die Priester der FSSPX befinden sich bis heute in einem kanonisch irregulären Zustand, sie waren und sind aber nicht schismatisch.“ Sind sie schon, und zwar im vollen Sinn des Kirchenrechts. „Eine Gemeinschaft kann nicht erst schismatisch und dann plötzlich nicht mehr schismatisch sein.“ Doch, kann sie. Sie kann ja umkehren und sich dem Papst unterwerfen, wie es die „unierten“ Ostkirchen getan haben. Davon sind die „Piusbrüder“ freilich weit entfernt.
Weiter merkt er an: „Johannes Paul II. hatte die unerlaubten Bischofsweihen von 1988 als ‚schismatischen Akt’ bewertet, die FSSPX als solche aber nicht als ‚schismatisch‘ bezeichnet. Exkommuniziert wurden damals lediglich die beteiligten Bischöfe, nicht aber die Priester und Gläubigen der FSSPX.“ Immerhin hat Wojtyla in seinem besagten „Motu proprio“ die „Priester und Gläubigen der FSSPX“ gewarnt, indem er eine dringende Mahnung richtete an „all jene …, die bisher in irgendeiner Weise mit der Bewegung des Erzbischofs Lefebvre in Verbindung standen: daß sie ihre ernste Pflicht erfüllen, mit dem Stellvertreter Christi in der Einheit der katholischen Kirche verbunden zu bleiben und in keiner Weise jene Bewegung weiter zu unterstützen“. Für die Verhältnisse der „Konziliaren Barmherzigkeits- und Liebeskirche“ sind diese Aussagen recht deutlich. Er fügte hinzu: „Alle müssen wissen, daß die formale Zustimmung zu einem Schisma eine schwere Beleidigung Gottes ist und die Exkommunikation mit sich bringt, wie im Kirchenrecht festgesetzt ist.“ „Diese Exkommuikation [sic!] der Bischöfe wurde dann 2009 von Benedikt XVI. aufgehoben“, meint der „User“ zu wissen. Richtig ist, daß die durch Spruch erfolgte bzw. bestätigte Exkommunikation der „Pius“-Bischöfe für die unerlaubten Weihen aufgehoben wurde, nicht aber die automatisch eintretende Exkommunikation für die „formale Zustimmung zu einem Schisma“. Es handelt sich um zwei verschiedene, wenngleich hier verbundene Tatbestände.
Der Status der „TLM“
Es kann durchaus sein, daß die durchlauchtigste Fürstin der Ansicht ist, das Schisma sei beendet worden durch die „Freigabe der Alten Messe“. Denn der Status der „TLM“ in der „Konziliaren Kirche“ ist im Grunde das einzige, was die „Traditionalisten“ interessiert. Ist die „TLM“ drin, dann sind sie auch drin, ist sie draußen, sind sie es auch. Mit höchster Spannung verfolgen sie jeden Schritt, den Prevost alias „Leo XIV.“ tut, und lauschen auf jedes Wort, das er spricht, ob es nicht einen Bezug auf sie und ihre „TLM“ habe. Und tatsächlich, in einem Interview – die neue Art der Lehrverkündigung –, das die Journalistin Elise Ann Allen von „Crux“ in Buchform herausgegeben hat, äußert sich „Leo“ auch zur „TLM“ angelegentlich der Frage der Interviewerin nach den Hintergründen einer „Studiengruppe für Liturgie“, ob diese eingerichtet worden sei, um die „Spaltungen“ um die „TLM“ zu behandeln oder für andere Fragen wie die des „neuen Amazonas-Ritus“. Darüber demnächst mehr.