Es ist eine Tatsache, die leider weder allgemein noch hinreichend anerkannt wird: Der Katholik hat es heutzutage grundsätzlich ganz besonders, ja außerordentlich schwer, will er nüchtern und ganz konsequent seinen hl. Glauben verteidigen. Viele nehmen zwar das Phänomen wahr, erkennen aber nicht den entscheidenden Grund dafür. Letztlich hat dieser Mangel an klarer Einsicht in den jetzigen Stand der kirchlichen Dinge zur sog. Bewegung der Tradition geführt.
Die „Bewegung der Tradition“ und ein Pluralismus der Lehren
An sich ist es für einen Katholiken unsinnig, einer „Bewegung der Tradition“ anzugehören, denn welche Tradition sollte das denn sein, der man als Katholik extra Geltung verschaffen wollte oder sollte? Das alles tragende Fundament des Katholiken ist sein katholischer Glaube. Eine solche „Bewegung der Tradition“ ist deswegen in der katholischen Kirche schlichtweg undenkbar, weil jeder Katholik selbstverständlich und absolut dazu angehalten ist, all das mit göttlichem Glauben für wahr zu halten, was ihm die hl. Kirche als Offenbarungsglaube vorlegt. Wer auch nur eine einzige, von der hl. Kirche als Offenbarungswahrheit vorgelegte Lehre ausdrücklich leugnet, ist kein Katholik mehr.
Mit anderen Worten gesagt: Das, was man in der Bewegung der Tradition gewöhnlich mit dem Wort „Tradition“ benennt, kann letztlich nichts anderes als der katholische Glaube sein. Und tatsächlich heißt für diese Leute „Die Tradition bewahren“ meistens genauso viel wie „Den katholischen Glauben bewahren.“ Aber warum sagt man dann eigentlich nicht gleich: „den katholischen Glauben bewahren“, sondern „die Tradition bewahren“? Warum den eindeutigen Begriff durch einen zweideutigen ersetzen?
Nun, der Grund dafür liegt in der Verweigerung der schon angesprochenen Tatsache! Weil diese Leute die entscheidende Tatsache nicht anerkennen wollen, meinen sie, ein Katholik könne in der katholischen Kirche tatsächlich gezwungen sein, eine besondere Tradition einfordern müssen, um in der Kirche (!) katholisch bleiben zu können. So als ob „die Kirche“ ihrer eigenen Tradition untreu werden könne bzw. als ob es in der Kirche, wenigstens im gewissen Sinne, einen legitimenPluralismus an Lehren geben könne.
Die Quadratur des Kreises
All dies ergibt sich mit logischer Konsequenz, sobald man die Menschenmachwerkskirche für die Kirche Jesu Christi hält. Man muß sodann den real existierenden Meinungspluralismus in der „Kirche“ insofern und insoweit für legitim halten, als die Gemeinschaft, der man zugehört, trotz dieses real existierenden Meinungspluralismus immer noch bzw. trotzdem die Kirche Jesu Christi sein soll. Das ist die Quadratur des Kreises in der Bewegung der Tradition, an der man ständig scheitert, ohne es sich eingestehen zu wollen.
Nochmals mit anderen Worten gesagt: Diese Traditionalisten meinen, innerhalb der modernistischen Menschenmachwerkskirche katholisch bleiben zu können, indem sie ihre „katholische“ Tradition gegen die unzähligen modernistischen Irrlehren stellen, wobei sie ihre Tradition selbst gegen die Mehrheit der kirchlichen Autoritäten, ja sogar ihren Papst eingeschlossen, als allein katholisch behaupten, wobei sie dennoch niemals klar die vielen modernistischen Irrlehren als tatsächliche Irrlehren benennen können oder dürfen, weil sie ständig so tun müssen, als wäre alles im Grunde gar nicht so schlimm, sind doch auch die anderen ebenso Glieder dieser Kirche, wie man sich selbst derselben Kirche zugehörig fühlt.
Eigentlich müßte einem Katholiken eine solche Meinung spontan als absurd erscheinen, weil sie nämlich dem göttlichen Glauben vollkommen entgegensteht, macht sie doch notwendigerweise aus dem göttlichen Glauben eine bloß persönliche, subjektive Meinung. Jeder Traditionalist dieser Art müßte sich nämlich einstehen, daß so seine Tradition nicht mehr objektiv als katholische einforderbar ist.
Der traditionalistische Modernist
Es erweist sich somit als eine weitere Tatsache: Wer die oben angesprochene erste Tatsache nicht wahrnehmen will, der übernimmt mit absolut sicherer und logisch unausweichlicher Konsequenz eine modernistische Position. Oder anders gesagt: Aus dem Katholiken wird ein Traditionalist. Insofern ist diese Namensgebung sehr treffend und sogar zur klaren Unterscheidung notwendig. Ein Traditionalist ist kein Katholik, sondern ein konservativer, eher traditionsorientierter Modernist, der in der Menschenmachwerkskirche seiner Tradition anhängen und ungehindert seine „alte“ Messe feiern möchte. Seit Bergoglio ist das unübersehbar.
Der Rest
Diese kurz dargelegten Gedanken wurden angestoßen durch einen Artikel aus der US-amerikanischen Wochenzeitung: The Remnant. Übersetzt heißt „The Remnant“ „Der Rest“. Es wird damit auf das Volk Israel zur Zeit des Propheten Elias angespielt. Damals sprach Gott zu Elias: „Doch lasse ich in Israel 7000 übrig, alle Knie, die sich nicht vor Baal gebeugt, und jeden Mund, der ihn nicht geküßt hat“ (1 Kön. 19, 18). Also alle Israeliten bis auf 7000 waren zur Zeit des Propheten Elias dem Götzendienst verfallen, diese 7000 waren der von Gott bewahrte heilige Rest – the remnant!
Die Namenswahl der Zeitung will somit zum Ausdruck bringen, daß die Verantwortlichen sich als Teil des „heiligen Restes“ sehen, der heutzutage, d.h. nach dem massenhaften Abfall der Katholiken nach dem sog. 2. Vatikanum übriggeblieben ist. Es ist heute wie damals, nur noch wenige sind es, die ihre Knie nicht vor dem modernen Baal, nämlich dem Modernismus, gebeugt haben. Angesichts dieses gigantischen Abfalls wird selbstverständlich die kirchliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte äußerst kritisch beurteilt.
Dabei stellt sich sofort die Frage: Wie kritisch? D.h.: Wie wird diese kirchliche Kritik theologisch begründet? Da inzwischen viele Traditionalisten die Anfänge des traditionalistischen Widerstandes nicht mehr persönlich erlebt haben, ist es durchaus lehrreich, sich wieder einmal daran zu erinnern, wie alles begann.
Auf der Internetseite „remnantnewspaper.com“ erhält man über deren Selbstverständnis einen authentischen Eindruck, und weil dieses für viele andere Traditionalisten steht, wollen wir ihm etwas eingehender nachgehen. Es heißt dort in „about us“ – also „über uns“:
Die Reaktion auf die Revolution
"The Remnant kämpft seit über fünfzig Jahren gegen die Revolution in der Kirche, so wie er gegen die Fehler kämpft, die den modernen Staat infizieren – Liberalismus, Sozialismus, Kommunismus, die Neue Weltordnung, eine degenerierte Jugendkultur, die Abtreibungsepidemie, Euthanasie, Sexualerziehung usw.
Es ist ebenfalls wichtig zu beachten, The Remnant ist nicht mit einem bestimmten traditionalistischen Priesterorden verbunden. Wir unterstützen alle guten Priester, vor allem diejenigen, die daran arbeiten, die traditionelle lateinische Messe wiederherzustellen. Wir sind römisch-katholisch, und das ist alles. Die Position des Remnant ist einfach katholisch, und sein Zweck ist einfach, die Traditionen der Heiligen Römisch-Katholischen Kirche zu verteidigen."
Kurz nach dem sog. 2. Vatikanum, im Jahr 1967, haben sich also in den USA einige Laien zusammengetan, um gegen die Revolution in der Kirche und die modernen Fehlentwicklungen in den Staaten zu kämpfen. Diese Positionierung ist aus der Zeit heraus unmittelbar nachvollziehbar, war sie doch die erste Reaktion vieler Katholiken auf den modernistischen Dammbruch nach 1965. Das von den Modernisten viel beschworene „Neue Pfingsten“ wurde zunächst von vielen noch als Revolution durchschaut, also als eine radikale Veränderung des Glaubensfundamentes. Diese Revolution ging Hand in Hand mit den gesellschaftlichen Veränderungen, die letztlich eine neue Weltordnung zum Ziel hatten, eine eindeutig antichristliche Weltordnung, muß man hinzufügen.
Diese Wahrnehmung der konziliaren Veränderungen als Revolution ergab sich aus der schnell um sich greifenden Verwirrung, die schließlich durch die Einführung der sog. Neuen Messe fast den ganzen katholischen Erdkreis erfaßt hat. All die über Jahrhunderte geltenden Lehren und geübten Bräuche sollten mit einem Mal unzeitgemäß sein und darum durch modernere ersetzt werden.
Die Tradition der „alten Messe“
Mit der Erwähnung der Neuen Messe wird auch schon das bei den Traditionalisten übliche zweite Anliegen angesprochen: Der Erhalt der „alten“ Messe. Diese Benennung wurde letztlich durch den Namen provoziert, den „Paul VI.“ seiner Meßordnung gab, nämlich „Neue Messe“ im Gegensatz zur „alten“ Messe. Auf der Internetseite von „The Remnant“ heißt es zwar nicht einfach „alte Messe“, sondern die traditionelle lateinische Messe, was jedoch sachlich dasselbe ist. Diese traditionelle Messe wird der Neuen Messe entgegengesetzt, die man rigoros ablehnt.
Dabei trafen die meisten Traditionalisten nach der Einführung der Neuen Messe zunächst eine bloß praktische Entscheidung. Weil sie gegen die Neue Messe waren, hielten sie an der „alten“ Messe fest und suchten deswegen jene Priester auf, die ebenfalls an der „alten“ Liturgie festhielten. Man könnte sagen, dieses Milieu der „alten“ Messe wurde fortan ihre katholische Tradition, auch wenn die ganze kirchliche Hierarchie einer anderen Tradition anhing.
Es gab zwar von Anfang an auch einige Katholiken, die sich ernsthaft bemühten, dieser „Bewegung der Tradition“ ein theologisches Fundament zu geben, aber leider blieben diese insgesamt ohne größeren Einfluß. Bei den meisten war die Theologie im Schlepptau der „alten“ Messe und somit der Glaubenspraxis. Solange man die „alte“ Messe hatte, war man auch zufrieden.
Es ist im Nachhinein gar nicht so einfach zu beurteilen, wie reibungslos der Übergang bzw. die Revolution zur Neuen Messe in den einzelnen Gemeinden vor sich gegangen ist. Jedenfalls ist die große Mehrheit der damaligen Katholiken einfach der Hierarchie, also den „Bischöfen“ und dem „Papst“, gefolgt und hat mit diesen zusammen den katholischen Glauben verloren. Nur ein relativ kleiner Rest leistete aktiven Widerstand und hielt als Zeichen dieses Widerstandes an der „alten“ Messe fest – was letztlich von denjenigen Priestern abhängig war, die sich nicht zur Neuen Messe verpflichten lassen wollten.
Auch die Leute des Remnant taten, was damals viele Katholiken taten: Sie orientierten sich an denjenigen Priestern, die weiter „die traditionelle lateinische Messe“ feierten – ohne sich jedoch an einen „bestimmten traditionalistischen Priesterorden“ zu binden. Das ist womöglich das Besondere dieser Gruppe, daß sie vorneweg allen guten Priestern zur Seite stehen und sich nicht von einem „bestimmten traditionalistischen Priesterorden“ vereinnahmen lassen wollten. Wobei man dem Remnant dennoch nachsagte und nachsagt, er stehe der FSSPX besonders nahe.
Das „Zeitalter der Laien“
Die Leute des Remnant wollten zudem in der „Bewegung der Tradition“ ihr eigenes Profil zeigen. Es heißt nämlich in „über uns“ weiter:
„Die Wiederherstellung der katholischen Kirche muß letztlich aus der Hierarchie kommen, aber wir glauben, daß dies das ‚Zeitalter der Laien‘ ist, von dem Erzbischof Fulton Sheen gesprochen hat, als er 1972 vor der Obersten Versammlung der Ritter von Kolumbus sprach:
"Wer wird unsere Kirche retten? Nicht unsere Bischöfe, nicht unsere Priester und Ordensleute. Es liegt an Ihnen, den Menschen. Ihr habt den Verstand, die Augen und die Ohren, um die Kirche zu retten. Ihre Mission ist es, dafür zu sorgen, daß Ihre Priester wie Priester handeln, Ihre Bischöfe wie Bischöfe und Ihre Ordensleute wie Ordensleute handeln.‘“
Der Fall Roms – eine flächendeckende Revolution
Ein solchermaßen laizistisches Profil ist zweifelsohne ebenfalls aus der Not der Zeit heraus entstanden. Es ist letztlich die Folge des flächendeckenden Versagens der kirchlichen Hierarchie, weshalb man von dieser keine Rettung der Kirche mehr erwarten konnte. Die katholischen Laien standen in der Tat plötzlich alleine da, wenn sie ihren „alten“ Glauben bewahren wollten, waren doch fast alle kirchlichen Oberen Modernisten, die der Revolution vorstanden! Ja, diese ernüchternde Erfahrung ging sogar noch weiter, auch Rom war gefallen! Es war eine Revolution in Tiara und Chorrock, eine kirchliche Revolution, wie sie in der ganzen Kirchengeschichte noch niemals gesehen worden war. Alle früheren Revolutionen hatten immer nur zum Abfall bestimmter Gruppen geführt und neue Sekten entstehen lassen, diese Revolution war anders.
Ob Fulton Sheen das mit dem „Zeitalter der Laien“ wirklich so gemeint hat, wie es die Leute des Remnant sehen, wissen wir nicht. Eines aber wissen wir: Diese Lösung ist keine echte Lösung der brennendsten kirchlichen Fragen, sondern nur ein vermeintlicher Ausweg aus dem Dilemma – und wiederum eine ganz eigene Art, die erstgenannte Tatsache zu leugnen, vertuscht sie doch zugleich die Apostasie der Hierarchen.
Aber schauen wir noch ein wenig weiter zurück in die Geschichte dieser Leute, um dieses weit verbreitete Mißverständnis besser begreifen zu können. Denn aus der Geschichte kann man immer etwas lernen, wenn man nur bereit ist hinzuzulernen.
Das große Schisma
Die Gründung des Remnant geht auf die Initiative Walter Matts zurück. Die Matts waren ursprünglich deutsche Auswanderer, die in Amerika maßgeblich für die katholische Presse tätig waren. Über Jahrzehnte hinweg setzten sie sich für die Verteidigung des katholischen Glaubens in den USA ein. Schon als die Irrlehre des Amerikanismus sich verbreitete, standen sie dem Papst und den Bischöfen bei. Man kann also durchaus von einem guten katholischen Gespür in der Familie Matt sprechen.
Auf „remnantnewspaper.com“ wird man unter „Our History“ – „Unsere Geschichte“ – über die Geschichte dieser Wochenzeitschrift etwas ausführlicher informiert. Das sog. 2. Vatikanum war auch für die Familie Matt ein einschneidendes Ereignis, spaltete es doch diese in zwei dennoch katholische Lager. Das eine auf der Seite der Konzilsbefürworter, das andere auf der Seite der Gegner: „1965 jedoch endete das Zweite Vatikanische Konzil, und geradeso wie es begonnen hatte, über die ganze Welt Spaltung zu verbreiten, teilte es sehr bald darauf erfolgreich die Familie Matt auf. Als er [Walter Matt] das Konzil und die Aussicht auf eine neue Messe als Entwicklungen betrachtete, die sich für die Kirche als katastrophal erweisen würden, verließ er 1967 The Wanderer und gründete sofort The Remnant. Damals hatte er sieben Kinder.“
Uns Nachgeborenen muß man es immer wieder vor Augen stellen, was damals in der katholischen Welt geschah: „So wurde gegründet, was das unbestrittene Flaggschiff der traditionellen katholischen Bewegung in den Vereinigten Staaten werden sollte. Der Streit mit seinem Bruder Alphonse Matt war in den radikalen Veränderungen des II. Vatikanischen Konzils verwurzelt, die Bruder gegen Bruder, Elternteil gegen Kind, katholischen Journalisten gegen katholischen Journalisten stellten.“
Es ist nun schon sehr merkwürdig, wie man eine solche Spaltung – Spaltung heißt in der theologischen Fachsprache „Schisma“ – so einfach übergehen kann, ohne sich tiefere Gedanken darüber zu machen, kann doch die wahre Kirche Jesu Christi niemals in sich gespalten sein, da die Einheit zu ihrem Wesen gehört! Was soll man daher theologisch genau unter einer gespaltenen Kirche verstehen, einer Spaltung, die „in den radikalen Veränderungen des II. Vatikanischen Konzils verwurzelt“ war? Wie kann es sein, daß sich plötzlich innerhalb der einen katholischen Kirche Bruder gegen Bruder, Elternteil gegen Kind, katholischer Journalist gegen katholischen Journalisten stellen – nur deswegen, weil sowohl die einen als auch die anderen katholisch bleiben wollen? An sich ist eine derartige Spaltung in der Kirche immer ein klares Zeichen einer aufkeimenden oder hier eher schon ausgereiften Irrlehre. Sollte das nun auf einmal anders sein? Kann es eine kirchliche Spaltung geben ohne einen Gegensatz im Glauben?
Letztlich lief es auf diese äußerst kuriose Art der Spaltung hinaus, denn bei dieser Spaltung durften sich auch die anderen weiterhin katholisch nennen – und diese anderen hatten immerhin die allermeisten Bischöfe und den Papst auf ihrer Seite! Es ist schon phänomenal, diesen Sachverhalt konnte diese Art von Traditionalisten von Anfang an einfach ausblenden. Sie übten sich fleißig in Gegenrevolution gegen ihre eigenen Bischöfe und ihren Papst. Ein solches Absurdum bewältig allein die bayerische Sprache: Kaum unglaublich!
Zwei „Kirchen“ zusammengefaßt in einer
Seitdem lebten und leben viele „Katholiken“ in der Bewegung der Tradition wie die Familie Matt in und mit dieser Spaltung. Es gab jetzt wenigstens de facto für sie zwei Kirchen zusammengefaßt in einer: Eine progressive und eine konservative, eine Kirche der Neuen Messe und eine der Alten Messe, eine Kirche, in der man die Dogmen noch ernst nimmt und eine, in der sie keine Rolle mehr spielen, weil man jetzt weltoffen und modern sein will und muß, und dabei sind nun einmal die Dogmen sehr hinderlich – und das alles mehr oder weniger vertraut nebeneinanderlebend in der einen Menschenmachwerkskirche.
Angesichts dieses Kuriosums fragt man sich schon: Wie war so etwas möglich? Nun, diese Zweiteilung der Katholiken innerhalb ein und derselben Kirche war nur deswegen möglich, weil die Hirten nicht mehr katholisch, sondern liberal waren. Zunächst verfolgten zwar diese liberalen „Hirten“ die Konservativen – vor allem wegen ihres sturen Festhaltens an der „alten“ Messe –, dann aber wurden manche etwas entgegenkommender, wollten sie doch nicht den rechten Rand der Revolution außer Kontrolle geraten lassen. Schon unter Wojtyla gab es deswegen eine Öffnung, und schließlich schaffte das Motu Proprio Ratzingers „Summorum Pontificum“ einen gewissen Freiraum für diejenigen, die sich nach wie vor der „alten“ Messe nach den Büchern „Johannes‘ XXIII.“ verbunden fühlten. Seitdem haben sich die sog. Indultmessen weltweit erheblich vermehrt.
In den USA wurde Walter Matts fester Standpunkt gegen die Neue Messe zunächst nur von wenigen geteilt. Es war eine recht kleine Gruppe, die sich konsequent gegen die vielen liturgischen Neuerungen richtete. Auch der in Deutschland bekannte Philosoph Dietrich von Hildebrand unterstützte Walter Matt und dessen Remnant. Zunächst noch recht unsicher, versuchte man dennoch eine katholische Gegenrevolution anzustoßen. Ein ganz eigenes Kuriosum, wie man extra hervorheben muß, was nochmals kurios ist, denn welcher Katholik wäre jemals auf die Idee gekommen, gegen den eigenen Papst und die eigenen Bischöfe eine Gegenrevolution zu organisieren?! Früher jedenfalls waren das nur die Häretiker und Schismatiker – jetzt sind es die Traditionalisten.
Auf der Internetseite „remnantnewspaper.com“ wird in diesem Zusammenhang ein Brief wiedergegeben, den Dietrich von Hildebrand am 27. April 1970 an Walter Matts Bruder, den neuen Herausgeber von The Wanderer (Der Wanderer) schrieb:
Sehr geehrter Herr Alphonse Matt!
Ich danke Ihnen sehr für Ihren freundlichen Brief. Aber ich glaube, daß es einige Missverständnisse gibt. Sie gehen davon aus, daß der neue ordo missae und vor allem die Rubriken für mich nur eine persönlich schmerzhafte Veränderung darstellen, indem sie etwas sehr Schönes und Perfektes durch etwas weniger Schönes und weniger Perfektes ersetzen. Aber leider bin ich davon überzeugt, daß der neue ordo missae der größte pastorale Fehler ist und daß seine Folgen für die Kirche katastrophal sein könnten.
Ich stimme Ihnen jedoch voll und ganz zu, daß es ein ernstes Problem ist, ob man es öffentlich oder nur intra muros [innerhalb der Mauern] kritisieren sollte. Bei diesem Problem muß jeder seinem Gewissen folgen. Aber ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen, daß Sie nicht nur auf eine öffentliche Kritik an dem neuen ordo missae verzichten, sondern den „Wanderer“ zu einem Instrument machen, um den neuen Ordo zu propagieren und zu loben. Sie schlagen sogar in Ihrem Brief vor, lieber Herr Matt, daß ich mich dieser Propaganda anschließen sollte. Da Sie sagen, daß Sie meinem Artikel in „Triumph“ zugestimmt haben, in dem ich betone, daß der Gehorsam gegenüber praktischen Entscheidungen des Papstes keine Zustimmung zu ihnen impliziert, ist es für mich schwer zu verstehen, warum Sie von mir erwarten, daß ich etwas, das aus rein religiöser Sicht eine „selbstmörderische“ praktische Entscheidung zu sein scheint, eindeutig zustimme. Ich glaube nicht, daß eine bloße Loyalität gegenüber dem jetzigen Papst, der nicht mehr gegen diejenigen vorgeht, die den katholischen Glauben täglich mehr und mehr zerstören – wie Küng, Schillebecks, Padovano, Greeley und viele andere – und der nicht die Mittel nutzt, mit denen die Kirche über 2000 Jahre überlebt hat: Anathema und Exkommunikation – den katholischen Glauben unbefleckt bewahren kann.
Sehr geehrter Herr Matt, es ist für mich aufgrund meiner aufrichtigen Bewunderung für den „Wanderer“ in den letzten Jahren und unserer herzlichen Personalunion in Christus schmerzlich, mit Ihnen nicht übereinzustimmen. Diese Meinungsverschiedenheit sollte jedoch unsere freundschaftlichen Beziehungen in keiner Weise beeinträchtigen.
Mit freundlichen Grüßen in Christus verbunden
Dietrich von Hildebrand
Der Kommentar dazu auf „remnantnewspaper.com“: „Das war das Vermächtnis der Revolution des II. Vatikanischen Konzils... Gute Männer wurden deswegen gegeneinander ausgespielt, und es herrschte Verwirrung. Und in einem solchen Klima bemühte sich Walter Matt mit seinem Remnant für die katholische Restaurierung zu arbeiten.“
Halten wir doch einmal das Wichtigste kurz fest, um uns als Katholiken in diesem Durcheinander zurechtzufinden: Es ist auffallend, während der deutsche Philosoph wenigstens die entscheidenden Fragen noch anspricht – wenn er sie auch leider sein ganzes weiteres Leben nicht lösen wird – fallen diese bei Walter Matt einfach unter den Tisch. Von Hildebrand stellt zunächst einmal ganz klar heraus: Bei der Frage „alte“ oder „neue“ Messe geht es nicht um die eine Frage des Geschmacks – „indem sie etwas sehr Schönes und Perfektes durch etwas weniger Schönes und weniger Perfektes ersetzen“. Vielmehr ist „der neue ordo missae der größte pastorale Fehler“. Und: „seine Folgen [könnten] für die Kirche katastrophal sein“. Leider erweist sich bei der Ausformulierung dieses Sachverhalts Dietrich von Hildebrand nicht als wahrer Philosoph, denn als solcher müßte er sofort weiterfragen: Wie sollte so etwas in der Kirche Jesu Christi möglich sein? Eine hl. Messe, die für die Kirche schlichtweg eine Katastrophe ist!
Während Herr Alphonse Matt die in der Kirche übliche Vorgehensweise anwendet – solcherart Kritik nur intra muros [innerhalb der Mauern] zu äußern, um der kirchlichen Autorität nicht zu schaden – will von Hildebrand dies dem jeweiligen persönlichen Gewissen überantwortet wissen. Ein recht moderner, um nicht zu sagen modernistischer Ansatz zur Lösung derartig heikler kirchlicher Fragen. Nun, Herrn Alphonse Matts Gewissen rät ihm, nicht nur auf eine öffentliche Kritik an dem Neuen Ordo Missae zu verzichten, sondern den „Wanderer“ zu einem Instrument zu machen, um den Neuen Ordo Missae zu propagieren und zu loben, was wiederum nichts anderes als kirchlicher Gebrauch ist, insofern man die Bischöfe und den Papst als legitime Autoritäten der Kirche anerkennt.
Hierin hat also Herr Alphonse Matt durchaus noch mehr kirchliches Gespür als der deutsche Philosoph, obwohl dieser selbstverständlich bezüglich der Neuen Messe sachlich im Recht ist – aber auch nicht ganz, so muß man hinzufügen. Denn wenn er behauptet, daß die Neue Messe „aus rein religiöser Sicht eine ‚selbstmörderische‘ praktische Entscheidung zu sein scheint“, so ist das eindeutig eine verkürzte Sichtweise, ist doch die Einführung der Neuen Messe durchaus nicht bloß eine praktische Entscheidung, sondern zudem eine gewaltige lehrmäßige Verirrung und damit Verwirrung der Gläubigen. Wenn man das Opfer des makellosen Lammes Gottes durch ein von Gott verworfenes Kainsmahl ersetzt, dann ist das sicherlich mehr als nur eine praktische Entscheidung. Diese sog. Neue Messe ist das liturgische Spiegelbild des neuen, neuheidnischen Glaubens der Römer.
„Anerkenne und widerstehe“
Das jedoch wollte man in der Bewegung der Tradition schon damals nicht sehen. Vielmehr verbreitete man die Auffassung, die Neue Messe würde den Glauben rein theoretisch nicht wirklich berühren – obwohl sie ihn anderseits überall, wo sie gefeiert wird, zerstört! Was für ein Irrsinn! Die meisten Traditionalisten waren fortan tatsächlich mit der Ausrede zufrieden: Die Neue Messe ist zwar protestantisierend, aber auch nicht mehr – und immerhin ist sie noch gültig! Ein weiteres traditionalistisches Kuriosum.
Aber kommen wir zurück zu unserem Brief. Schließlich erweist sich Dietrich von Hildebrand doch nochmals als Philosoph, wenn er feststellt: „Ich glaube nicht, daß eine bloße Loyalität gegenüber dem jetzigen Papst, der nicht mehr gegen diejenigen vorgeht, die den katholischen Glauben täglich mehr und mehr zerstören – wie Küng, Schillebecks, Padovano, Greeley und viele andere – und der nicht die Mittel nutzt, mit denen die Kirche über 2000 Jahre überlebt hat: Anathema und Exkommunikation – den katholischen Glauben unbefleckt bewahren kann.“
Das ist nun freilich des Pudels Kern des ganzen traditionalistischen Widerstandes, um den man sich auf jeden Fall hätte kümmern müssen, was aber leider bei den allermeisten Traditionalisten nicht geschah. Auch der Remnant folgte fortan treu der falschen Fährte und ließ sich darin wohl besonders durch einen Mann befestigen, der in der „Bewegung der Tradition“ eine große Rolle spielen sollte. In der Geschichte des Remnant lesen wir:
„1976 erhielt Walter Matt einen Brief von einem französischen Erzbischof, der weltweit Schlagzeilen machte, weil er sich gegen das Konzil und die Neue Messe stellte. Der Erzbischof bat um ein öffentliches Treffen mit dem The Remnant Team hier in St. Paul. Herr Matt stimmte begeistert zu und arrangierte dieses historische Treffen. Der Name des Erzbischofs war natürlich Marcel Lefebvre, und Herr Matt nutzte die Gelegenheit, um die amerikanischen Katholiken mit dem heldenhaften Kirchenmann und seinem Apostolat besser bekannt zu machen. Er unterstützte Msgr. Lefebvre zu einer Zeit, als es alles andere als populär war, dies zu tun.“
All die folgenden Jahre lief der Remnant treu in dieser falschen traditionalistischen Spur des Lefebvrismus weiter, ohne sich durch die vielen theologischen Einwände anderer auch nur verunsichern zu lassen. Man hatte sich so an das „Anerkenne und widerstehe“ gewöhnt und dadurch so sehr den kirchlichen Geist verloren, daß man nichts mehr dabei empfand, ständig das kirchliche Lehramt zu kritisieren und zu korrigieren. „Recognize and Resist“ („Anerkenne und widerstehe“) ist die kurz und prägnant auf den Punkt gebrachte Zusammenfassung der lefebvristischen Haltung gegenüber ihrem „Papst“. Diese stammt vermutlich von dem unlängst verstorbenen Father Cekada (R.I.P.). Wenn Cekada sie wohl auch ein wenig ironisch gemeint hat, so doch nicht „spöttisch“, weshalb sie selbst von den Lefebvristen verwendet wird – ganz besonders von den Super-Lefebvristen, dem „Widerstand“ –, um ihre eigene Haltung zu kennzeichnen. Außerdem läßt sie sich diese Formel wunderbar in die einprägsame Abkürzung fassen: „R&R“ – Die Amerikaner lieben solch griffige Kürzel!
Widerstand gegen das „Regime der Neuheit“?
Die Folge des Ganzen hört sich nach Jahren des Kampfes schließlich so an:
„Stattdessen wurde The Remnant in den Jahren seit 1988 offener denn je mit seiner Kritik gegen das ‚Regime der Neuheit‘ – konsequent gegen die liturgischen Greuel, die Assisi-artigen Gebetstreffen Skandale, Sexualerziehung in katholischen Schulen, päpstliche Erlaubnis für Altarmädchen, des Papstes Ausverkauf an die Juden, seine skandalöse Entschuldigung für alles Katholische, sein Küssen einer Kopie des Korans, von Leuten wie Bob Dylan unterhalten, die Kommunion in der Hand, den Zusammenbruch der katholischen Schulen, die Skandale, die katholische Seminare sind, die kirchliche Vertuschung von pädophilen Priestern, etc., etc.“
Es ist immer gut, neue Wörter zu kreieren, um das Wesentliche zu verschleiern: „Regime der Neuheit“ heißt es da – womit wohl ihre modernistischen, neuheidnischen „Bischöfe“ und „Päpste“ gemeint sein dürften. Das ist nun wirklich tapferes „Recognize and Resist“ Deswegen wird auch alles so dargestellt, als ereignete und ereignet es sich in der heiligen Kirche Gottes, in der makellosen Braut Jesu Christi. Müßte man bei solch ungeheuerlichen Tatsachen nicht doch einmal zum Nachdenken kommen? Müßte man sich nicht zu fragen beginnen, ob „bloße Loyalität gegenüber dem jetzigen Papst“ ausreicht, um die Kirche Jesu Christi zu verteidigen, geschweige denn zu erneuern?
Wobei der Begriff Loyalität hier schon recht übertrieben scheint. Hatte nicht Dietrich von Hildebrand schon 1970 befürchtet, daß man damit den katholischen Glauben nicht mehr unbefleckt bewahren kann. Was würde der deutsche Philosoph heute sagen? Eines jedenfalls ist vollkommen klar: Wenn es so ist, wenn man mit bloßer Loyalität den katholischen Glauben nicht bewahren kann, dann muß irgendetwas falsch sein! Solange man jedoch derartige Fragen verweigert und die entscheidende Tatsache nicht wahrnehmen will, muß man sich mit Illusionen zufriedengeben:
„Der Kampf ging weiter, aber zumindest war die Messe wieder da und eine traditionelle katholische Konterrevolution war in vollem Gange. Und durch all das zweifelte Walter Matt nie daran, daß, wenn Erzbischof Lefebvre nicht so gehandelt hätte, die Fortschritte, die in Bezug auf die Rückkehr der Tridentinischen Messe gemacht wurden, nicht so schnell, wenn überhaupt, zustande gekommen wären.“
So etwas nennt man übrigens Rechtfertigung durch Erfolg. Eine nicht gerade katholische Art der Rechtfertigung.
Und wieder die „alte“ Messe! – Messe?
Zur Freude dieser Traditionalisten war also die „alte“ Messe gerettet, es begann die Zeit der Indult-Messen. Jeder Priester aus der Menschenmachwerkskirche – unbeschadet seiner modernistischen Ausbildung oder der Frage nach der Gültigkeit seiner Weihen – war nun wieder recht, insofern er nur einmal die „alte“ Messe las. Ob es auch eine katholische Messe war, das fragte sich von diesen Leuten niemand mehr. Wie gesagt waren aus den Katholiken unbemerkt Traditionalisten geworden. Traditionalisten aber stellen solche Fragen nicht, Katholiken schon. Lesen wir die Geschichte des Remnantnoch zu Ende:
„Herr Matt seinerseits nutzte den Indult aus (und sagte damals, daß er ‚den Zug fahren‘ würde, solange er könnte, ohne seinen Widerstand gegen die Revolution zu gefährden), nachdem er sich geweigert hatte, jemals irgendeine Erklärung zu unterzeichnen, die irgendeine Position zur Gültigkeit der Neuen Messe oder zur Legitimität der Veränderungen des II. Vatikanischen Konzils im Austausch für diesen Indult verkündete. Walter Matt war in der Tat ein ‚rechtschaffener Mann‘, der eine Inselzitadelle des Denkens und der Ideale errichtete, die, wenn sie auch klein war, mit ähnlichen Inseln auf der ganzen Welt fest stand, wo tapfere Männer die Flamme des alten Glaubens am Leben hielten.“
Und ein „alter“ Glaube
Am Ende wird es nochmals deutlich: Es geht darum, die „Flamme des alten Glaubens“ durch den „Widerstand gegen die Revolution“, d.h. gegen die als legitim anerkannten kirchlichen Autoritäten, am Leben zu erhalten. Wobei man sich rühmt, niemals „irgendeine Erklärung zu unterzeichnen, die irgendeine Position zur Gültigkeit der Neuen Messe oder zur Legitimität der Veränderungen des II. Vatikanischen Konzils im Austausch für diesen Indult verkündete“.
Das ist Lefebvrismus in Reinform.
Schließlich verwendet man auch noch das Wort, das wir jeweils vor der Messe in Anführungszeichen gesetzt haben: „die Flamme des alten Glaubens“. Also „alt“ ist der Glaube – so „alt“ wie die Messe, der man anhängt, „alt“ ist. Das ist tatsächlich Traditionalismus! Diese Traditionalisten haben einen Museumsglauben – auch wenn sie das sofort vehement bestreiten würden, sobald man es ihnen als Vorwurf formulierte, da man doch mit aller Kraft „die Flamme des alten Glaubens am Leben“ erhalten wollte. Dennoch ist es einfach eine unleugbare Tatsache, leugnen sie doch das lebendige Lehramt der Kirche, also das ordentliche, täglich unfehlbare Lehramt, das die nächste Norm unseres hl. Glaubens ist.
Damit wird ihr Glaube zu einem bloßen Bücherglauben, dem Glauben der Alt-Katholiken.
Unser Glaube dagegen, also der Glaube der wahren Katholiken, ist niemals „alt“, auch wenn er immer derselbe ist und bleibt. Unser katholischer Glaube ist lebendig, weil er uns Tag für Tag vom lebendigen Lehramt zu glauben vorgelegt wird. Wir haben den Glauben nicht aus Büchern, sondern durch die lebendige Verkündigung der von Gott bestimmten authentischen Zeugen. (cf. unsere Broschüre „Vom Lehramt zum Leeramt“ und die Beiträge „Der Gute Hirte“ und „…und lehrte das Volk vom Schiffe aus“.)
Darum ist für uns diese papstlose Zeit eine furchtbare Strafe Gottes. Wir leiden unsäglich darunter, daß wir zur Zeit keine lebendige Norm des Glaubens besitzen. Wie mühsam ist es deswegen für jeden Katholiken, seinen katholischen Glauben inmitten dieser apokalyptischen Wirren zu bewahren. Für uns Katholiken ist der „Widerstand gegen die Revolution“ gleichbedeutend mit dem Widerstand gegen die Menschenmachwerkskirche, die eine satanische Nachäffung der Kirche Jesu Christi ist, weshalb sie den katholischen Glauben durch einen neuheidnischen Glauben und den katholischen Opferkult durch ein neuheidnisches Mahl ersetzt hat. Eines scheint uns deswegen sicher: Nur ein Wunder kann uns noch retten. Menschlich gesehen sind wir verloren…
Unheilvoller Zauber
Kommen wir nun wieder zurück zum eigentlichen Anlaß all unserer Gedanken. In der Nummer vom 15. November 2020 findet man in The Remnant einen Artikel unter der Rubrik „Das letzte Wort“ mit der Überschrift: „Cursed Coins“ – „Verfluchte Münzen“. Der Artikel stammt von einem P. Celatus und beginnt mit einer selbsterlebten Geschichte.
Vor Jahren kam ein unbekannter Mann in die Sakristei des Paters und drückte ihm mit den Worten: „Bitte nehmen Sie das von mir. Ich denke, es ist böse“, eine Münze in die Hand. Ohne weitere Erklärung ging der Mann schnell wieder weg. Der Pater schaute sich die Münze kurz an und bemerkte dabei eine seltsame Markierung. Ohne sich weitere Gedanken zu machen, steckte er sie in die Tasche, um sie womöglich später genauer zu untersuchen.
Auf dem Weg ins Speisezimmer überkam den Pater jedoch plötzlich ein Schwindel, sodaß er zusammenbrach und zu Boden fiel. Er konnte sich so lange nicht mehr erheben, bis der Vikar die Münze in einem Schraubstock zerstört hatte.
Dem sog. modernen Menschen erscheint eine solche Geschichte wohl spontan unglaubwürdig. Jedenfalls würde er versuchen, sie natürlich zu erklären, weil er an solchen Spuk nicht glaubt. Er kann sich nicht vorstellen, welch übersinnliche Mächte wirksam werden können, wenn Gott es zuläßt. In dem Buch von Charles Nicoullaud „L’initiation dans les Sociétés Secrètes - L ’initiation maçonnique“ [Die Einweihung in die Geheimgesellschaften - die maurerische Einweihung], werden diese so erklärt:
„Die Sakramente des Bösen wirken, wie jene der Heiligen Kirche, in gewissem Sinne ‚ex opere operato‘ (d.h. durch sich selbst), sogar ohne das Wissen des Adepten, der, oft ohne es zu ahnen, einen regelrechten Pakt mit dem Satan abgeschlossen hat. Die Folgen dieses Paktes beeinflussen sein ganzes Leben, außer wenn eine ehrliche Rückkehr zur Kirche seine Auswirkungen zunichte macht, was aber manchmal nur unter schmerzhaften Opfern, Kasteiungen und Sühnegebeten möglich ist. Obschon die Materie, aus der Satans Sakramente bestehen, lächerlich ist (beispielsweise Staub), sind diese nichtsdestoweniger die Zeichen eines — mehr oder weniger stillschweigenden — Paktes zwischen Satan und einem mit Vernunft begabten Menschen, der sie aus freiem Willen und ohne Zwang empfängt. Der unheilvolle Zauber wirkt, mag sich das Opfer dessen auch nicht bewußt sein.“
Eine Pachamama-Münze vom Vatikanstaat
Die Münze, die P. Celatus zu Boden warf, muß also schon einen mächtigen Zauber gehabt haben. Der Pater erinnerte sich dieses Vorfalls, wie er weiter schreibt, wieder, als er von einer vom Vatikanstaat geprägten Münze las, auf der eine schwangere Frau zu sehen ist, die jedoch offensichtlich nicht ein Kind, sondern einen Erdball in ihrem Schoß trägt und zudem Kornhalme in ihren Haaren hat. Diese 10 Euro Silbermünze erschien just am Jahrestag des Pachamama-Götzendienstes und zwar im Monat Mai, also dem der Gottesmutter zugeordneten Monat.
P. Celatus vermutet, dies könne kein Zufall sein. Er geht davon aus, daß dieses Datum mit Bergoglio abgesprochen worden ist, um dem Ganzen noch eins draufzusetzen. Immerhin gab es seit dem Pachamama-Skandal keinerlei Anzeichen für eine Distanzierung Bergoglios von diesem Götzendienst.
Götzendienst im Alten Testament
Weil sich die meisten Menschenmachwerkskirchler schon so an den Götzendienst gewöhnt haben – seit dem sog. Assisi-Skandal ist dieser eine regelrechte Einrichtung in ihrer „Kirche“ geworden –, verweist P. Celatus auf einen früheren Artikel des Remnant ebenfalls unter der Rubrik „Das letzte Wort“, der sich mit den Folgen des Götzendienstes im Alten Bund beschäftigte.
Jeder Katholik weiß aus dem Katechismusunterricht, die Israeliten sind immer wieder in den Götzendienst gefallen. Zuweilen kann man es gar nicht fassen, wie schnell und wie viele der Israeliten von einem Augenblick auf den anderen Gott den Rücken gekehrt haben. Gleich kurz nach dem Auszug aus Ägypten – das auserwählte Volk hatte die zehn Plagen über die Ägypter miterlebt, sie sahen wie Gott sie bei Tag durch eine Wolkensäule und bei Nacht durch eine Feuersäule führte, sie wurden durch die wunderbare Durchquerung des Roten Meeres vor dem Heer des Pharao gerettet – als Moses auf dem Berg war, gossen sie sich aus dem Schmuck der Frauen ein Goldenes Kalb und beteten dieses Götzenbild an. Wir lesen im Buch Exodus:
„So machte er [Aaron] ein Gußkalb daraus. Da sprachen sie: ‚Dies sind, Israel, deine Götter, die dich aus Ägypterland herausgeführt.‘ Als aber Aaron dies wahrnahm, baute er vor ihm einen Altar. Dann rief Aaron und sprach: ‚Morgen ist ein Fest des Herrn.‘ Da opferten sie frühmorgens Brandopfer und brachten Mahlopfer. Dann setzte sich das ganze Volk, zu essen und zu trinken. Hierauf erhob es sich zu scherzen.“
(Ex. 32, 4-6)
Während das Volk aß und trank und um das Goldene Kalb tanzte, sprach der Herr zu Moses:
„Geh hinab! Verkehrtes tut dein Volk, das du aus Ägypterland geführt. Rasch sind sie vom Pfade gewichen, den Ich ihnen geboten. Sie haben sich ein Gußkalb gemacht. Dies beten sie an, opfern ihm und sprechen: ‘Dies sind, Israel, deine Götter, die dich aus Ägypterland geführt.‘
Und der Herr sprach zu Moses: ‚Ich sehe, woran ich mit diesem Volke bin. Ein widerspenstiges Volk ist es. Nun laß mich, daß mein Zorn wider sie entbrenne und ich sie vernichte! Dich aber mache ich zu einem großen Volke.‘“
(Ex. 32, 7-10)
Aber Moses trat als Fürsprecher für das Volk bei Gott ein und besänftigte dessen Zorn: „Da ließ sich der Herr des Unheils gereuen, das er seinem Volke zu tun gedroht.“ Moses stieg vom Berg und sah das Unheil. „Als er dem Lager näherkam, sah er das Kalb und Tänze. Da loderte Mosis Zorn empor, und er warf die Tafeln weg und zerschlug sie unten am Berge.“ Hierauf zerstörte Moses das Kalb und zog Aaron zur Verantwortung. Dieser aber verweist auf den Widerspruchsgeist des Volkes, dem er aus Angst nachgegeben hatte.
„Da trat Moses ins Lagertor und rief: ‚Wer für den Herrn ist, her zu mir!‘ Da sammelten sich bei ihm alle Levisöhne. Er sprach zu ihnen: ‚So spricht der Herr, Israels Gott: Es lege jeder sein Schwert an seine Hüfte! Geht im Lager von einem Tor zum anderen und tötet, jeder selbst den eigenen Bruder, Freund und Anverwandten!’
Und die Levisöhne taten nach Mosis Wort. Vom Volke fielen an jenem Tage um 3.000 Mann.
Und Moses sprach: ‚Tut für den Herrn das Höchste, was ihr tun könnt! Denn auch bei Sohn und Bruder ist es euch möglich, ihnen heute Segen zu vermitteln.‘
Am anderen Morgen sprach Moses zu dem Volke: ‚Schwer habt ihr euch versündigt. Nun steige ich zum Herrn empor. Vielleicht kann ich euch Verzeihung für eure Sünde erwirken.‘ So kehrte Moses zum Herrn und sprach. – ‚Sieh, dieses Volk hat schwer gesündigt. Goldene Götter machte es sich. Wenn du ihnen diese Sünde verzeihen wolltest! Wo nicht, so streiche mich lieber aus deinem Buche, in das du schreibst!‘
Da sprach der Herr zu Moses: ‚Wer sich gegen mich versündigt, nur den streiche ich aus meinem Buche. Nun aber gehe hin und führe das Volk, wohin ich dir gesagt! Fürwahr, mein Engel zieht vor dir her. Am Tage meiner Ahndung aber ahnde ich an ihnen ihre Sünde.‘
Und der Herr schlug das Volk dafür, daß sie das Kalb hatten machen lassen, das Aaron gefertigt hatte.“
(Ex. 32, 26-35)
Salomo und die Teilung des Reiches Israel
Eine der tragischsten Gestalten des Alten Bundes ist König Salomon. Dieser begann seine Regierung als weisester König seiner Zeit. Dennoch fiel er allmählich von Gott ab, weil er sich viele Frauen aus fremden Ländern nahm, Frauen, die fremde Götter verehrten. Diesen zuliebe ließ er auch in Israel Götzentempel bauen, wodurch sich der Götzendienst auch wieder unter dem Volk verbreitete. Eines Tages sprach der Herr zu Salomon:
„Weil du dies im Sinn gehabt und meinen Bund und meine Vorschriften nicht eingehalten, die ich dir aufgetragen, darum entreiße ich dir nun das Königtum und gebe es deinem Knechte. Jedoch bei deinen Lebzeiten tue ich es nicht, um deines Vaters David willen. Doch deinem Sohn entreiße ich es. Doch nicht das ganze Reich entreiße ich ihm. Ich lasse deinem Sohne einen Stamm um meines Dieners David willen und wegen Jerusalems, das ich erwählt.“
(1. Kön. 11, 11-13)
Nach dem Tod Salomons wurde das Reich geteilt. Später fiel das Nordreich fremden Ländern zu, und die zehn Stämme mußten für immer das Land verlassen. Schließlich wurden auch die Juden vertrieben und mußten ins babylonische Exil ziehen, weil sie Gott und Seinen Geboten untreu geworden waren und fremden Göttern gedient hatten. Erst nach 70 Jahren der Buße und Sühne durften sie wieder in ihre Heimat zurückkehren.
Götzendienerische Münzen
Schließlich kommt P. Celatus noch auf die Zeit Christi zu sprechen. Damals trugen die römischen Münzen selbstverständlich das Bild des Kaisers. Da dieser sich jedoch als Gott verehren ließ, waren diese Münzen nicht zugelassen, damit die Tempelsteuer zu zahlen. Das wäre einem Götzendienst gleichgekommen. Darum gab es beim Tempel die Geldwechsler, die alle römische Münzen gegen jüdische tauschten. Also selbst die damaligen jüdischen Hohepriester, die nicht gerade vorbildlich waren, wollten nichts mit götzendienerischen Münzen zu tun haben – anders als die Herren in der weißen Soutane in Rom!
Als jedoch Pilatus den Hohenpriestern unseren Herrn Jesus Christus gegeißelt, mit Dornen gekrönt und mit dem Spottmantel angetan vorführte, da riefen sie: „Wir haben keinen König außer dem Kaiser!“ Erst nach diesem Bekenntnis der Hohenpriester zum Gott-Kaiser übergab ihnen Pilatus Christus zur Kreuzigung. Die Strafe für diese Glaubensverweigerung war der Verlust des Bundes mit Gott sowie die Zerstörung des jüdischen Tempels und der Stadt Jerusalem, die mehr als eine Million jüdische Menschenleben gekostet hat.
Götzendienst in Verbindung mit der Schändung des christlichen Heiligtums
Diese Beispiele zeigen, der Abfall vom wahren Glauben ist vor Gott immer eine außerordentlich große Sünde, weil er das Vertrauen des Geschöpfes zum Schöpfer und Erlöser zerstört und den heiligen Bund verletzt. Ein solcher Abfall vom wahren Glauben ist zudem immer auch mit irgendeinem Götzendienst verbunden. Das gilt zu allen Zeiten, also auch heute.
Deswegen kommt P. Celatus nach seinem geschichtlichen Rückblick nochmals auf den Götzendienst Bergoglios und des ganzen Vatikans zu sprechen. Er erinnert an den vielfältigen Götzendienst, als „Franz von Rom ein Bild einer nackten Pachamama-Götzin in einer Zeremonie im Vatikan“ verehren ließ. „Zehn Tage später stellte derselbe Götzendiener eine Schale mit Dreck und Unkraut als eine Gabe auf den Altar von St. Peter während des Heiligen Meßopfers.“
Wie es bei Götzendienern üblich ist, war damit natürlich nicht einfach Schluß. Ein Jahr später, „am Jahrestag dieser Entweihungstat, hat der Vatikanstaat eine Münze geprägt, welche das Bild der Mutter [Erde] Göttin trägt – ohne Zweifel auf Initiative Bergoglios oder zumindest mit seiner vollen Zustimmung. Ungeachtet, was auch immer für eine Darstellung in positivem Licht der Vatikan über dieses Bild herauslassen wird, ist es nichts weniger als Götzendienst.“
Der Pater weist darauf hin: „Basierend auf den biblischen Vor-Bildern, können Sie sich vorstellen, welche göttliche Konsequenzen folgen könnten.“
Als eine der Konsequenzen dieses Götzendienstes nennt er sodann den weltweiten „Lockdown“, während dem die Leute auf der ganzen Welt eingesperrt und die Kirchen geschlossen wurden. Uns scheint nun vor allem seine letzte Bemerkung erwähnens- und erwägenswert: „Solange Jorge Bergoglio an der Macht bleibt, wird die Gegenkirche fortfahren, die Gläubigen fehlzuleiten und göttlichen Zorn heraufzubeschwören (auf sich zu laden). Gott errette uns von diesem häretischen Götzendiener auf dem Stuhle Petri!“
Hiermit hat P. Celatus endlich jene Tatsache wahrgenommen, von der wir gleich anfangs gesprochen und die wir als alles entscheidend bezeichnet haben. Ein apostatischer Götzendiener auf dem Stuhle Petri ist sicherlich kein Papst, sondern vielmehr ein teuflischer Usurpator.
Wir aber fragen uns doch noch eines: Braucht es zu so einer Einsicht die Exzesse eines Bergoglio? Hat es denn nicht schon 1986 den Skandal von Assisi gegeben und ist seitdem der heidnische Götzendienst in ehemals katholischen Gotteshäusern nicht zu einer dauernden Einrichtung geworden? Und wurden seit dem sog. 2. Vatikanum nicht eine Vielzahl von Häresien in Namen dieser Menschenmachwerkskirche über die ganze Welt verbreitet?
Aber immerhin: Lieber eine späte Einsicht als gar keine. Man kann jedenfalls den Leuten vom Remnant nur wünschen, daß sie alle zu dieser entscheidenden Einsicht kommen und endlich wieder katholisch denken wie ehemals ihre Vorfahren.