Die „Konziliare Kirche“ hat einen neuen Chef, der sich „Papst Leo XIV.“ nennt. Wie nicht anders zu erwarten gewesen, ist er kein zweiter Bergoglio. Das ist schade. Sein Auftreten ist deutlich seriöser und konventioneller, darum aber auch viel langweiliger. Bergoglios Originalität war immer für unterhaltsame Überraschungen gut, und er verstand es ganz hervorragend, alle zu brüskieren und gegen sich aufzubringen, vor allem die Tradis. Das wird uns fehlen.
Der „Neue“
Der „Neue“ heißt Robert Francis Prevost, ist diesmal nicht Süd-, sondern Nordamerikaner und stammt aus den USA. Er war allerdings lange in Lateinamerika tätig, genauer in Peru. Im „Kardinal-O-Mat“ hatten wir seine Karte nicht gezogen, so war er uns völlig unbekannt, und wir haben uns auf „Vatican News“ über ihn schlau gemacht. Demnach wurde der „neue Bischof von Rom“ am 14. September 1955 in Chicago, Illinois, geboren als Sohn von Louis Marius Prevost, der französisch-italienischer Abstammung war, und der spanischstämmigen Mildred Martínez. Sein Großvater väterlicherseits soll den ursprünglichen italienischen Namen Riggitano in den französischen Prevost geändert haben. Er hat noch zwei Brüder.
Robert Prevost besuchte das „Kleine Seminar“ der Augustiner, studierte dann an der ebenfalls von den Augustinern betriebenen Villanova Universität in Pennsylvania und machte dort einen Abschluß in Mathematik. Nebenher studierte er Philosophie. Dabei hätte er vielleicht auch bleiben sollen. Doch noch im selben Jahr trat er in das „Noviziat“ der „Augustiner“ (O.S.A.) in Saint Louis ein und legte dort ein Jahr später die „erste Profess“ ab. 1981 machte er seine „feierlichen Gelübde“. Die Augustiner, bekannt durch die gleichnamige Münchner Brauerei, gehen, wie der Name schon sagt, auf den heiligen Augustinus zurück. Unter dem Begriff „Augustiner“ faßt man „die Angehörigen einer großen Zahl von Orden und Kongregationen, deren Konstitutionen sämtlich auf der sog. Augustinerregel fußen“ (Kirchenlexikon, 1. Bd. 1882, Sp. 1655-1656). Generell unterscheidet man die Orden der Augustiner-Chorherren, die ein Gemeinschaftsleben führen, und die der Augustiner-Eremiten, die als Einsiedler leben (allerdings auch meist in Gemeinschaft). Außerdem gibt es noch Augustiner-Barfüßer, Tertiaren und von allem auch weibliche Zweige.
„O.S.A.“ in USA
Vom „O.S.A.“ in USA wissen unsere einschlägigen Lexika nichts, obschon sie eine Vielzahl augustinischer Kongregationen auflisten. Wir müssen leider wieder zu „Wikipedia“ greifen. Dort erfahren wir, daß es sich um eine Gründung von 1244 handelt, einen Bettelorden, der mehrere Gruppen von Eremiten unter den Hut einer gemeinsamen Regel bringen sollte. Bis 1968 waren sie bekannt unter dem Namen „Ordo eremitarum sancti Augustini (O.E.S.A)“ und pflegen eine besondere Verehrung für die Mutter vom Guten Rat (Mater boni consilii). 1769 gelangten die ersten Augustiner-Eremiten von Irland in die USA, genauer nach Philadelphia, wo sie eine Kirche und ein Kloster errichteten, die allerdings 1844 einem Brandanschlag zum Opfer fielen. Im 19. Jahrhundert kam zahlreicher Zuwachs aus Europa, da dort die Säkularisation wütete und andere kirchen- und klosterfeindliche Kräfte am Werk waren. Die „Augustiner“ unterhalten in USA mehrere Schulen und Hochschulen.
Der Orden verteilt sich in den USA auf drei Provinzen, eine davon mit Sitz in Chicago und dem Titel „Unsere Liebe Frau vom Guten Rat“, welcher Prevost angehörte. Im Jahr 1962, berichtet „Wikipedia“, habe „Papst Johannes XXIII.“ die religiösen Orden in den USA gebeten, 10 Prozent ihrer Angehörigen zur „Evangelisierung“ nach Südamerika zu schicken. Später habe er speziell die Augustiner der Provinz „Unsere Liebe Frau vom Guten Rat“ mit der Mission im nördlichen Peru beauftragt, die im Jahr 1964 startete. Das dürfte der Hintergrund sein, auf dem Prevost nach Peru gelangte.
„Priesterweihe“
Als „Ordensmann“ begann er seine theologische Ausbildung und wurde mit 27 Jahren nach Rom geschickt, um dort am „Angelicum“, der „Päpstlichen Universität St. Thomas v. Aquin“, Kirchenrecht zu studieren. In Rom empfing er auch seine „Priesterweihe“, die ihm am 19. Juni 1982 im Augustiner-Kolleg „St. Monika“ der Erzbischof Jean Jadot spendete, damals „Pro-Präsident des Sekretariats für die Nichtchristen“, das später in „Päpstlicher Rat für den Interreligiösen Dialog“ umbenannt wurde und heute – dank Bergoglio – als „Dikasterium für Interreligiösen Dialog“ firmiert. Jean Jadot (1909-2009), ein Belgier, war seinerseits 1934 zum Priester geweiht und 1968 von „Paul VI. zum Titularerzbischof von Zuri ernannt und zum Apostolischen Delegaten in Laos, Singapur und Malaysia bestellt“ worden. Die Bischofsweihe empfing er am 1. Mai 1968 durch Léon-Joseph Kardinal Suenens als Hauptkonsekrator und „Kurienbischof“ Silvio Angelo Pio Oddi sowie den Bischof von Namur, André Marie Charue, als Ko-Konsekratoren. Eine interessante Mischung, galt doch Suenens als Ober-Progressist, Oddi hingegen als sehr „konservativ“. Wichtiger für uns ist, daß diese Weihe einen Monat vor der im Juni 1968 ergangenen „Promulgation“ des „neuen Weiheritus“ von „Paul VI.“ erfolgte und somit gültig gewesen sein dürfte.
Bevor er 1980 das „Sekretariat für die Nichtchristen“ übernahm, war Jadot sieben Jahre lang „Apostolischer Delegat“ in den USA und „maßgeblich am Aufbau der römisch-katholischen Kirche in den Vereinigten Staaten beteiligt“ gewesen. „Er wurde besonders von den progressiv denkenden US-amerikanischen Katholiken in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil verehrt“, erfahren wir weiter auf „Wikipedia“, „die auf seinen [sic!] Wirken hin vom Papst ernannten Bischöfe hatten den Spitznamen ‚Jadot boys‘.“ „2006 wurde er mit dem ‚Hans Küng Rights of Catholics in the Church Award‘ ausgezeichnet“, was einiges über ihn aussagt. Das also war der „Weihevater“ von Prevost, der ihn 1982, zweifellos im „neuen Ritus“, zum Priester ordinierte. Diese Weihe muß für zweifelhaft angesehen werden (vgl. Die Gültigkeit der „Neuen Weihen“).
Mission in Peru und „Bischofsweihe“
Doch weiter mit der Geschichte von Prevost. 1984 erwarb er sein „Lizenziat“ und wurde im folgenden Jahr in die Augustinische Mission in Peru geschickt. Dort arbeitete er an seiner Doktorarbeit und wurde 1987 mit seiner These über „Die Rolle des lokalen Priors im Orden des heiligen Augustinus“ promoviert. Im selben Jahr wurde er zum Leiter der Berufungen und Missionen der „Augustiner-Provinz ‚Unserer Lieben Frau vom Guten Rat‘“ in Olympia Fields, Illinois ernannt. Im Jahr darauf ging er in die Mission nach Trujillo in Peru, um dort als Leiter im Bereich der Augustiner-Berufungen zu fungieren. Im Verlauf von elf Jahren übte er die Tätigkeiten eines Priors, Ausbildungsleiters, Ausbilders von Professen in seinem Orden aus sowie die eines Justizialvikars der Erzdiözese von Trujillo und Professors für Kirchenrecht, Patristik und Moraltheologie am Seminar „San Carlos y San Marcelo“. Gleichzeitig war er mit der Seelsorge an der Pfarrkirche St. Rita in einer armen Vorstadt der City betraut und war Pfarradministrator der Pfarrei „Unsere Liebe Frau von Monserrat“. Eine wahrhaft vielseitige und anspruchsvolle Tätigkeitsperiode, die einiges an Manager-Qualitäten (oder die „Managerkrankheit“?) verlangt.
1999 wurde Prevost zum „Provinzial-Prior“ seiner Augustiner-Provinz „Unsere Liebe Frau vom Guten Rat“ in Chicago gewählt und zweieinhalb Jahre später zum „General-Prior“ des Ordens. Diese Wahl wurde 2007 auf weitere sechs Jahre bestätigt. 2013 übernahm er wieder verschiedene Aufgaben in seiner angestammten Provinz, bevor ihn „Papst Franziskus“ am 3. November 2014 zum „Apostolischen Administrator“ der Diözese von Chiclayo in Peru und zum „Titularbischof“ von Sufar ernannte. Am 12. Dezember desselben Jahres empfing er die „Bischofsweihe“ durch den „Apostolischen Nuntius“ James Patrick Green. Dieser wurde am 30. Mai 1950 geboren, war 1976 für das Erzbistum Philadelphia zum „Priester geweiht“ und 2006 von „Papst Benedikt XVI. zum Titularerzbischof von Altinum“ ernannt und „zum Apostolischen Nuntius in Südafrika und Namibia sowie zum Apostolischen Delegaten in Botswana“ bestellt worden. „Die Bischofsweihe spendete ihm Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano am 6. September desselben Jahres; Mitkonsekratoren waren der Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Ivan Kardinal Dias, und der Erzbischof von Philadelphia, Justin Francis Kardinal Rigali.“ Diese „Weihe“ war auf jeden Fall ungültig, da sicherlich im „Neuen Ritus“ vollzogen. „Am 15. Oktober 2011 wurde James Patrick Green Apostolischer Nuntius in Peru. Als solcher spendete er 2014 Robert Francis Prevost, dem späteren Papst Leo XIV. die Bischofsweihe.“ Auch diese war zweifellos ungültig. Prevost ist damit nach Ratzinger und Bergoglio bereits der dritte „Papst“ der „Konziliaren Kirche“, der kein Bischof mehr ist. Der letzte mit zweifelsfrei gültiger Priesterweihe war Ratzinger.
„Kirchliche“ Karriere
2015 wurde Prevost von Bergoglio zum „Bischof“ von Chiclayo gemacht (das damals offensichtlich zur „regulären Diözese“ erhoben wurde), und 2018 wählte man ihn zum „Vizepräsidenten“ der Peruanischen „Bischofskonferenz“. 2019 berief ihn Bergoglio an die „Kongregation für den Klerus“ und 2020 in die „Kongregation für die Bischöfe“. Im gleichen Jahr wurde er auch „Apostolischer Administrator“ für die Diözese von Callao in Peru. Mehrere solcher Ämter gleichzeitig zu verwalten, war Prevost ja bereits gewohnt, und alles andere hätte ihn wahrscheinlich unterfordert. Im Januar 2023 ereilte ihn der Ruf nach Rom als „Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe“ und „Präsident der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika“, was ihm den Rang eines „Erzbischofs“ einbrachte. Noch im selben Jahr kreierte Bergoglio ihn zum „Kardinal“ und übertrug ihm die Diakonie St. Monika. Eine steile Karriere! Damit schloß sich ein Bogen, der 1982 mit seiner „Priesterweihe“ begonnen hatte, ebenfalls in Rom und ebenfalls in „St. Monika“, allerdings nicht der „Diakonie“, sondern dem „Augustiner-Kolleg“. Durch die heilige Monika blieb freilich der Bezug zum heiligen Augustinus erhalten.
Da ein solcher Mann mit einem einzigen Posten nicht ausgelastet war, machte ihn Bergoglio außerdem zum Mitglied mehrerer „Dikasterien“, und zwar dem für die „Evangelisation“, für die „Glaubenslehre“, für die „Ostkirchen“, für den „Klerus“, für die „Institute des Geweihten Lebens und Gesellschaften des Apostolischen Lebens“, für „Kultur und Erziehung“, für die „Gesetzestexte“ und außerdem die „Päpstliche Kommission für den Vatikanstaat“. Auf diese Weise hatte der rührige Mann wenigstens ein bißchen Beschäftigung, was ihn nicht hinderte, zum Ausgleich eifrig Sport zu treiben. Am 6. Februar dieses Jahres wurde er vom „Kardinaldiakon“ zum „Kardinalbischof“ emporgehoben und erhielt den „Titel“ des suburbikanischen Bistums Albano. Damit war Prevost eigentlich bestens vorbereitet, er stand sozusagen in der „Pole Position“ und war die ideale Wahl als Nachfolger Bergoglios, wies er doch die nötigen Erfahrungen, Vielseitigkeit und die Managerfähigkeiten auf, um in dem von diesem hinterlassenen Chaos ein wenig aufzuräumen.
Erleichterung am Petersplatz
Wie erleichtert atmete die wartende Menge auf dem Petersplatz und an den Bildschirmen auf, als er auf der Loggia des Petersdoms erschien, auf alte bewährte Weise mit „Monzetta“ und Stola bekleidet, nicht mit „Guten Abend“, sondern mit „Friede sei mit euch“ grüßte, den Segen erteilte und dabei sang, und das auch noch einigermaßen wohlklingend. Und obwohl er angeblich zuvor mit dem Gedanken gespielt hatte, sich den Künstlernamen „Augustinus“ beizulegen – was nahegelegen hätte –, verzichtete er doch darauf und entschied sich mit „Leo XIV.“ für einen konventionellen Namen.
Die Tradis zeigten sich begeistert. John C. Rao, „PhD“ (dieser Titel ist den Anglophonen wichtig, wie wir inzwischen erfahren haben), riskierte auf „OnePeterFive“ einen „Blick von außen nach innen“. Er erinnerte sich mit Grausen an den ersten Auftritt Bergoglios im Jahre 2013 und wartete mit recht gemischten Gefühlen auf dem Petersplatz, was sich diesmal zutragen würde. „Das bedrohliche Wetter am Morgen war verschwunden“, berichtet er mit einem Anflug von Poesie, „die satanischen Wolken wurden durch eine triumphierende katholische Sonne ersetzt. Ich erwartete den Rauch aus der Sixtinischen Kapelle zusammen mit einem jungen traditionalistischen Freund, einem Studenten der Katholischen Universität, der für ein Semester in Rom weilt. Wir waren beide sehr nervös, als klar wurde, dass wir tatsächlich einen neuen Papst haben. Würde er ein weiterer Kaplan für die Große Koalition des Status Quo sein?“ (Übersetzt mithilfe von DeepL.com (kostenlose Version), ebenso im folgenden)
Doch dann erschien „Leo XIV.“, „anständig gekleidet, ohne klerikale Desperados und Pistoleros als furchterregendes Gefolge“. Welch angenehme Überraschung! „Begrüßt uns mit den Worten Christi nach seiner Auferstehung. Wiederholt immer wieder die Worte, daß Christus unsere Brücke zur Ewigkeit ist. Ruft die Gottesmutter an. Erteilt uns tatsächlich einen Segen, begleitet von einem vollkommenen Ablass (was nicht gerade eine ökumenisch koschere Aktion ist). Und obwohl meine Augen zu schwach sind, um die Form seiner Nase und seines Kinns wahrzunehmen, ist mein Gehör gut, und die Stimme und ihr Tenor verkündeten eine solide Haltung, die sich so sehr von der häßlichen, knurrenden Vulgarität des Vorgängers des neuen Papstes unterscheidet.“ Ja, es braucht nicht viel um die Tradis glücklich zu machen. Vor allem nach ihrem Trauma mit einem Kobold wie Bergoglio. Die Sache erinnert uns ein wenig an jenen Mann, der gesagt haben soll, er wolle heute seinem Hund eine Freude machen. Als man ihn fragte, wie er das anstellen werde, gab er an, er werde den Hund zuerst schlagen und dann damit aufhören.
Eine bange Sorge
Zwar gab der „PhD“ zu, daß „die wiederholten Erwähnungen des Dialogs, der Akzeptanz aller, der Synodalität und der Segnungen des vorangegangenen Pontifikats nicht gerade die gleiche beruhigende Musik“ für seine Ohren waren „wie die Klänge von Roma Immortale, der päpstlichen Hymne, gespielt von den anwesenden Militärkapellen“. Doch man sei ja erst am Anfang, und die Namenswahl sei sehr vielversprechend, war doch Leo XIII., der Namensvorgänger, der Urheber des St. Michael-Gebetes gewesen, und sei die Wahl nicht just am 8. Mai, dem Fest der Erscheinung des heiligen Erzengels Michael im Jahre 492 erfolgt? Zwar wird dieses Fest am 8. Mai seit langem nicht mehr gefeiert. Schon aus den Roncalli-Büchern 1962 war es verschwunden. Doch was tut’s, wenn sich auf diese Weise eine gleichsam mystische Assoziation herstellen läßt? Daß dieser 8. Mai 2025 der 80. Jahrtag des offiziellen Kriegsendes war und die Freude über einen so langen Frieden durch erneutes Kriegsgerassel gegen Rußland übertönt wurde, scheint angesichts der Erregung gänzlich untergegangen zu sein.
Der „PhD“ aber freut sich und hat nur eine bange Sorge: „Was mich jedoch ehrlich gesagt am meisten beunruhigt, ist die Frage des Überlebens und des Fortschritts der Sache der traditionellen Liturgie.“ Das ist bekanntlich die einzige Frage, die einen Tradi überhaupt interessiert. Mag die Kirche zugrunde gehen, mag die Welt in Trümmer sinken, Hauptsache sie können in Ruhe ihre „TLM“ feiern! Tatsächlich meint der „PhD“ Hoffnungszeichen zu erspähen und findet die tröstlichen Worte: „Wenn wir einfach durchhalten und unter dem neuen Pontifikat wachsen können, was auch immer für Richtungen es sonst einschlagen mag, dann gibt es große Hoffnung für die Zukunft.“ Denn die „TLM“ wird’s schon richten. „Gebt uns die Chance, ihre Sache voranzutreiben, und die Kirche wird unweigerlich alles korrigieren, was sie sonst schlecht macht“, zeigt der „PhD“ sich überzeugt. „Pray for Pope Leo XIV, and Viva Cristo Rey!“ Mit diesen aufmunternden Worten schließt er seine ergreifende Epistel.
Freude bei den Tradis…
Auf einem unsäglichen Tradi-Boulevard-Forum im Internet „postete“ die „Userin“ „Lisi Sterndorfer“ ein Foto, das Prevost in weißer Soutane vor kostbarer Wandtäfelung auf goldenem Stuhle sitzend zeigt im Gespräch mit einer Dame, hinter ihm auf einem Kleiderständer die rote Monzetta – jenes unentbehrliche Kleidungsstück, das den Mann zum Papste macht und das Bergoglio partout nicht tragen wollte – daneben ein Altar oder Ankleidetisch, auf welchem die Gewänder für die Zelebration bereit liegen, Schultertuch, Albe und Kasel. Dazu stellte „Lisi“ nur die einfache Frage: „Ist die Spitze auf der Albe jemandem aufgefallen?“ Ja, wahrhaftig! Dieser „Papst“ trägt Alben mit Spitzen! Ein echter „Traditionalist“! Dazu der Kommentar von „Sternchen 7“: „Papst Benedikt XVI. war immer so eine beeindruckende Erscheinung, die wunderschönen Mitren usw.“ Egal, ob auf diesen „Mitren“ der gehörnte Lüstlingsgott Pan abgebildet war oder welcher Art immer die Symbolik gewesen ist, sie waren „wunderschön“! Und das ist alles, worauf es ankommt. Hauptsache die Optik stimmt. Spitzenalbe, rote Monzetta und „wunderschöne Mitren“. Keine Frage, die Tradis haben einen Blick fürs Wesentliche. Leserin „Eugenia-Sarto“ hat erkannt: „Wer eine solche Liebe hat wie dieser Papst, in dem wirkt Gott.“ Darum ihre Rüge: „Lasst mal das ständige Kritisieren und betet für ihn, daß er zu allen seinen Aufgaben die notwendige Kraft hat. Allmählich wird man dann sehen, ob er wirkliche Fehler macht.“
„Stefan Albrecht“ verllieh auf demselben Forum seinen Gefühlen Ausdruck: „Warum muss ich immer weinen wenn ich ihn [„Leo XIV.“] sehe…. So tief drin berührt mich was ganz arg“, was „Confitemini Domino“ so erklärte: „er lebt in der Tiefe seines Herzens mit Gott dem Dreifaltigen; so wie die hl. Elisabeth von der Dreifaltigkeit“, während „Herbstblatt“ zu ergänzen wußte: „Es sind seine Augen, sie sprechen von einer tiefen Spiritualität und der Gabe Dinge zu sehen, die den meisten Menschen vorenthalten sind.“ „Ischa Ischa Ischa“ wiederum bekannte: „Ich muss auch immer weinen. Ich habe mich oft allein gefühlt in dieser meiner Kirche, seit ich wieder drin bin. Jetzt ist die Hoffnung, dass wieder ein wirklicher Hirte da sein könnte. Das berührt mich so. Und sein schlichter, überzeugender Aufruf zur Heiligkeit statt dem bisherigen 12-jährigen ‚Schlendrian‘ in mancherlei Hinsicht.“
Da müßte es doch mit dem Teufel – oder dem Pan – zugehen, wenn dieser „Papst“, der in seiner „wunderschönen“ Gewandung nahtlos an Ratzingern anschließt (nur rote Schuhe trägt er (noch) nicht) nicht auch „Summorum Pontificum“ wiederbeleben und die „TLM“ zu neuen Ehren bringen würde. Die Bekundung seiner Absicht, die zuletzt so sträflich verwaisten Gemächer seines Vorvorgängers im Apostolischen Palast wieder zu beziehen statt im Vatikanischen Gästehaus Quartier zu nehmen wie Bergoglio, hat die armen, zwölf Jahre lang düpierten „Katholiken“ höchst erbaut und versöhnt. Kurzum, für sie ist die Welt wieder in Ordnung. So hat sich jetzt auch ein amerikanischer Vorzeige-Tradi, Taylor Marshall, „einer der bekanntesten katholischen YouTuber und Franziskus-Kritiker“, „klar zu Papst Leo XIV. bekannt“, wie „kath.net“ zu berichten wußte. „Ich ordne mich Seiner Heiligkeit Papst Leo XIV. unter, dem Stellvertreter Christi auf Erden“, so verkündete Taylor, „der auf YouTube über 1 Million Follower hat“ und unter Bergoglio schon nahe daran war, zum „Sedisvakantisten“ zu werden. Nun aber freut er sich „über die Namenswahl des neuen Papstes, Leo XIV., und über die Tatsache, dass sich der neue Papst auch sichtbar als Papst präsentiert hat“. „Dies mache ihm Mut, so Taylor.“ Wie gesagt, es braucht nicht viel, die Tradis zu besänftigen und sie von bockigen Schismatikern zu brav blökenden Lämmchen und von brüllenden Löwen zu zufrieden schnurrenden Kätzchen zu machen.
…aber nicht bei den Katholiken
Für uns Katholiken besteht kein Anlaß zur Freude. So gleichgültig es uns an sich sein kann, wer das Oberhaupt jener akatholischen Sekte ist, die sich an die Stelle der katholischen Kirche gesetzt hat, so ist es doch traurig zu sehen, daß diese nun schon ihren siebten „Papst“ in Folge hat, der von aller Welt als der katholische Papst angesehen wird, ohne daß ein Ende abzusehen wäre, während wir nach wie vor papst- und hirtenlos in der Verbannung darben müssen. Magere Zeiten kommen auf uns zu, zumal auch die lustige und erquickliche Kurzweil vorüber ist, die uns Bergoglio mit seinen einfallsreichen Schrullen bereitet hat und mit seinem unnachahmlichen Talent, durch seine Kapriolen alle die Seinen, von den „TradiKons“ bis zu den „Proggies“, im Quadrat springen zu lassen und gegen sich aufzubringen. Vorbei der „Kairos“, in welchem die Karikatur von Papsttum, die Bergoglio bot, dem einen oder anderen die Augen öffnen konnte oder tatsächlich geöffnet hat. Nun wird es wieder schwierig werden. Wenn schon ein Wolf ohne Schafspelz von den allermeisten nicht mehr erkannt wurde, wie werden sie einen durchschauen, der wieder einen prächtigen Schafspelz mit roter Monzettta umgehängt hat?
Die „Konziliare Kirche“ tritt mit Prevost in eine neue Phase ein. Seine drei Vorgänger waren altersmäßig nicht allzu weit auseinander. Wojtyla war 1920 geboren, Ratzinger nur sieben Jahre jünger, Jahrgang 1927, und Bergoglio kam keine zehn Jahre später zur Welt, 1936. Man kann sagen, daß sie praktisch derselben Generation entstammten, den Geburtsjahrgängen zwischen den Weltkriegen. Prevost ist demgegenüber eine völlig neue Generation, 1955 geboren, zehn Jahre nach dem II. Weltkrieg, zwar noch unter Pius XII., doch schon am „Vorabend des Konzils“, in jener „Aufbruchstimmung“, die entschieden zum „Neuen“ drängte und sich kurz vor dem Durchbruch sah. Wojtyla und Ratzinger haben das „II. Vatikanum“ selber mitgemacht und entscheidend mitgeprägt, Wojtyla als „Konzilsvater“, Ratzinger als „Peritus“. Bergoglio war zu jener Zeit erst noch in der Ausbildung, gehörte aber zur allerersten Generation der „nachkonziliaren“ jungen Priester. Prevost hingegen, der damals noch ein Kind war, dürfte das „II. Vatikanum“ kaum bewußt mitverfolgt haben. Er wuchs bereits ganz selbstverständlich in die „nachkonziliare Kirche“ hinein, wurde dort sozialisiert, ausgebildet, assimiliert. Er ist ein ganz und gar „konziliares“ Gewächs, der diese „Kirche“ wohl kaum je in Frage gestellt oder problematisiert hat. Man wird sehen, wohin die Fahrt unter ihm weitergehen wird.
Mögen die Tradis also jubeln, für uns ist die Durststrecke noch lange nicht zuende. „Miserere nostri, Domine, miserere nostri“, können wir nur flehen und inständig bitten, daß der Herr der Ernte sich unser erbarme und sich endlich erhebe. „Exsurge, Domine!“ (Nicht zufällig der Titel der Bulle Papst Leos X. (eines echten Leos!) gegen Luther (einen echten, wenngleich abgefallenen Augustiner-Mönch).) „Erhebe dich, o Gott! Entscheide deine Sache, gedenke der Schmach, die dir die Toren unaufhörlich zufügen“ (Ps 73, 22). Und lasse uns nicht mehr allzu lange warten. Sind denn nicht sechzig, bald siebzig Jahre allmählich genug? Wenn es nur mehr Katholiken gäbe, die sich unserem Gebet anschließen statt verzückt auf die „Konziliare Kirche“ zu starren, die nun wieder einen Mann in Weiß mit roter Monzetta hat.