Wir leben in verrückten Zeiten. Und da der Wahnsinn vor nichts Halt macht, gibt es jetzt auch einen „Kardinal-O-Mat“ im Internet, mit dem man nach Vorbild des „Wahl-o-maten“ herausfinden kann, welcher Kandidat beim kommenden „Konklave“ dem eigenen Geschmack am meisten zusagt. „Vergleiche deine Standpunkte mit denen der Kardinäle, die beim Konklave 2025 wahlberechtigt sind“, werden wir ermuntert. „Der Kardinal-O-Mat ist zwar keine Wahlempfehlung, aber empfiehl ihn gerne allen Kardinälen, die Du kennst ;)“ Sehr witzig!
Quellenlage
Zuerst werden wir belehrt, daß der „Kardinal-O-Mat“ ein „Projekt zur spielerischen Auseinandersetzung mit den Positionen der wahlberechtigten Kardinäle beim kommenden Konklave“ sei, zugegebenermaßen „eine völlige Schnapsidee“, die „keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Objektivität“ erhebe, sondern nur „zur Darstellung frei im Internet verfügbarer Informationen“ diene. Gleichwohl habe man „alle Aussagen bestmöglich recherchiert“ und es bestehe „die Intention, eine möglichst objektive Darstellung zu liefern“.
Eine „(kirchen-)politische Intention“ wird zurückgewiesen, ebenso jede Verbindung zu „Cardinalium Collegii Recensio (CCR)“, das jedoch als „primäre Quellenlage“ angegeben wird. Allerdings seien die dort zu findenden „Positionen“ mit „Informationen von Berichten von u.a. BBC und Reuters sowie den auf Wikipedia verlinkten Quellen weitestgehend gegengecheckt oder angereichert“ worden. Insbesondere distanziert sich der „Kardinal-O-Mat“ ausdrücklich von der Bewertung der „Positionen der einzelnen Kardinäle“ „hinsichtlich richtig oder falsch“ durch besagtes „CCR“, das „Berichten zufolge traditionalistischen US-amerikanischen Gruppen“ nahestehe. Der „Kardinal-O-Mat“ werde „konstant weiterentwickelt“, und schon für den 2. Mai steht ein neues „Update“ ins Haus. Als „Impressum“ zeichnet ein gewisser Luca A. Naudszus, der angibt „weder Theologiestudent noch Schweizer“ zu sein. Abermals sehr witzig!
Zwölf „Thesen“
Wir starten also den „Kardinal-O-Mat“ und begegnen gleich der ersten von zwölf „Thesen“, zu denen wir jeweils drei Optionen anklicken können, nämlich „Zustimmen“, „Neutral“, „Ablehnen“. Außerdem können wir auch die „These überspringen“, wenn uns nichts dazu einfällt. Die erste „These“ lautet: „Frauen sollten zum Diakonat zugelassen werden.“ Natürlich. Das ist ja das allerwichtigste Problem, mit dem wir uns heute herumzuschlagen haben, ob es nicht endlich, endlich an der Zeit sei, Frauen, wenn schon nicht gleich zum Priestertum und Episkopat, so doch wenigstens zum Diakonat zuzulassen. Wir haben natürlich auf „Zustimmen“ geklickt. Denn wir sehen wirklich nicht ein, weshalb die „Konzilskirche“, die gar kein wahres Priestertum mehr hat, Frauen von ihren „Dienstämtern“ weiterhin ausnimmt. Einer Mahlfeier kann ebenso eine Frau wie ein Mann „vorstehen“. Und gültig sind die „Weihen“ sowieso nicht, egal ob bei Mann oder Frau.
Gleich kommt das zweite „heiße Eisen“: „Gleichgeschlechtliche Paare sollten weiterhin außerhalb liturgischer Feiern gesegnet werden dürfen.“ Wieder fanden wir nichts dabei und reagierten mit „Zustimmen“. Wenn die Protestanten das tun, warum dann nicht auch die „Konziliare Barmherzigkeitskirche“? Und schon sind wir beim dritten brennenden Problem: „Das priesterliche Zölibat sollte freiwillig werden.“ Auch dies fand unsere Zustimmung, denn wir empfinden es schon lange als eine seelische Grausamkeit, daß man die „konziliaren Priester“, die nichts anderes sind als Laien-Seelsorger oder bessere Sozialarbeiter, jedenfalls nicht mehr als protestantische Pastoren, nicht heiraten lassen will.
Damit kommen wir schon zur „Alten Messe“. „Die Feier der Alten Messe sollte zum Zwecke der kirchlichen Einheit eingeschränkt bleiben“, lautet die vierte „These“. Damit sind wir voll und ganz einverstanden, denn was soll diese „Alte Messe“ im Zirkus der „Konziliaren Kirche“? Eine besondere „Attraktion“ im Jahrmarkt der Möglichkeiten sein? Nein! Lieber soll sie dort „eingeschränkt bleiben“ oder besser noch ganz daraus verschwinden.
Zumeist „Neutral“
Fünftens sind wir beim „Vatikan-China-Abkommen“ und sollen die „These“ bewerten: „Das Geheimabkommen zwischen dem Vatikan und der Volksrepublik China zur Bischofsernennung sollte aufrechterhalten werden.“ Das ist uns eigentlich wurscht, was der „Vatikan“ da mit China mauschelt. Also „Neutral“. Ebenso bei der sechsten „These“: „Die katholische Kirche sollte eine synodale Kirche sein, in der mehr Wert auf Teilhabe, Inklusion und gemeinsame Entscheidungsfindung gelegt wird.“ Die „katholische Kirche“ ist hier sowieso nicht gemeint, sondern die ohnehin bereits „Synodale Kirche“ Bergoglios. Was für ein „Wert“ dort „auf Teilhabe, Inklusion und gemeinsame Entscheidungsfindung gelegt wird“, ist uns vollkommen egal.
Schon sind wir beim „Klimaschutz“, siebente „These“: „Die katholische Kirche sollte sich für den Klimaschutz engagieren, weil sie sich für Gottes Schöpfung und den Schutz der Schwächsten einsetzt.“ Die – wahre – katholische Kirche hat sich immer schon „für Gottes Schöpfung und den Schutz der Schwächsten“ eingesetzt, mit oder ohne „Klimaschutz“. Also Unsinn und „Ablehnen“. Was die „Konziliare Kirche“ tut, ist uns gleichgültig. Achtens folgt der Dauerbrenner „Enzyklika Humanae Vitae“ mit der „These“: „Die katholische Kirche sollte ihre Position hinsichtlich Empfängnisverhütung überdenken.“ Für die katholische Kirche gibt es da nichts zu „überdenken“. „Ablehnen“. Wieder ist es uns egal, wie die „Konziliare Kirche“ darüber denkt.
Neuntens findet sich der „Liebesfreud’“-Skandal: „Kommunion für Geschiedene und Wiederverheiratete“. „Geschiedene und Wiederverheiratete sollten in Einzelfällen zur Kommunion zugelassen werden“, lautet die „These“, der wir gerne „zustimmen“. Denn Brot essen darf ein jeder, und die „Kommunion“ des „Novus Ordo“ ist nichts anderes als Brot. An zehnter Stelle ist der „Deutsche Synodale Weg“ dran, und wir sollen uns Gedanken machen, ob der „deutsche Synodale Weg zur Reform von Glaubens- und Morallehre … insgesamt positiv zu bewerten“ sei. Da uns der „deutsche Synodale Weg“ so etwas von gleichgültig ist, bleiben wir hier „Neutral“.
„Kirchenschließungen und Impfempfehlungen während der Covid-19-Pandemie waren richtig“, heißt es im elften Punkt zur „Covid-19-Pandemie“. Da uns die „Kirchenschließungen und Impfempfehlungen“ irgendwelcher „konziliarer Autoritäten“ nichts angingen, sind wir auch hier – wie die Schweizer – „Neutral“. Zwölftens und letztens zum „Umgang mit dem Islam“ sollen wir unseren Standpunkt finden zu der „These“: „Interreligiöser Dialog mit dem Islam ist wichtig, auch wenn der Islamismus eine reale Gefahr darstellt.“ Wieder fällt uns nichts anderes ein als „Neutral“, da uns der „interreligiöse Dialog“ der apostatischen Menschheitskirche mit wem auch immer nicht berührt. Mit uns Katholiken „dialogisiert“ sie jedenfalls nicht, und das ist gut so.
Unser Ergebnis
Nachdem wir alle 12 „Thesen“ durchgeklickt haben, können wir eine „Gewichtung der Thesen“ vornehmen und jene hervorheben, die uns „besonders wichtig“ erscheinen. Zu diesem Behufe werden die „Thesen“ noch einmal untereinander aufgeführt, und wir können eine oder mehrere davon anklicken, die dann „mit doppelter Gewichtung in die Berechnung eingehen“. Da uns keine dieser „Thesen“ „besonders wichtig“ vorkam, lassen wir das und gehen gleich weiter zu „Auswertung zeigen“.
Bevor uns diese gezeigt wird, besteht noch die Möglichkeit auszuwählen, welche „Kardinäle“ berücksichtigt werden sollen, ob nur die „Papabili“ oder „alle wahlberechtigten Kardinäle“, also die „U 80“, oder ob auch die nicht wahlberechtigten „Kardinäle“ ohne „Papabili“ mit einbezogen werden sollen. Wir nehmen mal alle drei und bekommen nun endlich unser Ergebnis: Unser künftiger „Wunsch-Papst“ heißt Fernando Filoni, ist Italiener, 79 Jahre alt und „Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem“. Mit ihm haben wir glatte 100 % „Übereinstimmung“ – obwohl wir ihn gar nicht kennen. An zweiter Stelle folgt Lazarus You Heung-Sik, 73, Südkorea, „Präfekt des Dikasteriums für den Klerus“, mit 80 Prozent. Er könnte den „Vize-Papst“ geben. Dann, weiter abgeschlagen, Mario Grech mit 67 %, Jean-Claude Hollerich (60 %) und schließlich noch Christoph Schönborn mit 57 %. Alle anderen liegen unter 50 Prozent, davon an erster Stelle Víctor Manuel Fernández, der berühmt-berüchtigte „Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre“.
Alternative Resultate
Spaßeshalber haben wir einmal ausprobiert, was herauskäme, wenn wir bei allen Thesen auf „Zustimmung“ getippt hätten wie ein waschechter „Progressist“. In dem Fall wären die Kandidaten unseres Vertrauens Joan Josep Omella i Omella, 79, aus Spanien, „Erzbischof von Barcelona“, Mario Grech, 68, aus Malta, „Generalsekretär der Bischofssynode“, Reinhard Marx, 71, wohlbekannt als „Erzbischof von München und Freising“, sowie Fernando Vérgez Alzaga, ein Spanier von 80 Lenzen, „emeritierter Präsident des Governatorats der Vatikanstadt“, allesamt mit glatten 100 Prozent. Das gäbe ein herrliches „Quadrumvirat“! Danach folgt in der Liste Jean-Claude Hollerich, 66, Luxemburg, „Erzbischof von Luxemburg“ mit 91 %, und gleich darauf wieder Christoph Schönborn, 80, aus Österreich, „emeritierter Erzbischof von Wien“, diesmal mit 88 %. Ihn haben wir nun schon zum zweiten Mal „gematcht“. Wenn das kein Omen ist!
Selbstverständlich haben wir auch die Gegenprobe gemacht und als zünftige „Konservative“ abgestimmt, indem wir alles auf „Ablehnen“ gestellt haben. Hier war das Ergebnis Raymond Leo Burke, der 76jährige US-Amerikaner und „emeritierte Präfekt der Apostolischen Signatur“, Gerhard Ludwig Müller, 77 Jahre alt, aus Deutschland, der „emeritierte Präfekt des Dikasteriums für Glaubenslehre“ und Vorgänger des Fernandez, ferner der 79jährige Robert Sarah aus Guinea, ebenfalls ein „emeritierter Präfekt“, diesmal der „Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung“, und schließlich als Jungspund der erst 65jährige Daniel Fernando Sturla aus Uruguay, „Erzbischof von Montevideo“. Alle diese genießen hundert Prozent des „konservativen“ Vertrauens.
Zweiter wäre Willem Jacobus Eijk, 71 Jahre jung, aus den Niederlanden, „Erzbischof von Utrecht“ mit 88 Prozent, und dann Angelo Bagnasco, „82, Italien, emeritierter Erzbischof von Genua“, Mauro Picenza, auch ein „Emeritus“ von 80 Jahren als „Kardinalgroßpönitentiar der Apostolischen Pönitentiarie“, Angelo Scola, „83, Italien, emeritierter Erzbischof von Mailand“, allesamt mit 80 Prozent, gefolgt von Albert Malcolm Ranjith Patabendige Don, dem 77jährigen „Erzbischof von Colombo“ aus Sri Lanka (73 Prozent), und endlich Rainer Maria Woelki, dem unglücklichen „Erzbischof von Köln“ aus Deutschland, der sich mit seinen erst 68 Jahren redlich müht, den Meisner zu geben und es auf 60 Prozent bringt.
Politisches System
Wer von all diesen alten Herren das Rennen macht und ob überhaupt einer, ist uns herzlich egal. Höchst amüsant fänden wir eine Überraschung wie in dem Film „Konklave“. Auffällig empfanden wir die Tatsache, daß nur (kirchen-)politische Reizthemen zur Auswahl stehen, obwohl der Initiator eine „(kirchen-)politische Intention“ ausgeschlossen hat. Allerdings ist ein „Wahl-o-mat“ per se schon eine politische Aktion und führt das gängige liberal-demokratische System durch, bei dem sich „Linke“ und „Rechte“ gegenüberstehen und über derlei, meist von der „linken“ Seite vorgegebene provokative Thesen gegenseitig medienwirksam die Köpfe einhauen, um das Volk mit solchen Albernheiten dauerhaft zu beschäftigen und von den eigentlichen Vorgängen abzulenken. Die wirklichen Entscheidungen werden anderswo und von anderen getroffen. Die liberale „Konziliare“ Pseudo-Kirche macht es nicht anders.
Für uns Katholiken haben die politischen Rangeleien in der Organisation, die sich „Synodale Kirche“ nennt, ohnehin keine Bedeutung. Mit der Kirche Christi hat das alles nichts zu tun. Statt einen „Kardinal-O-Mat“ zu befragen, bestürmen wir in diesem Marienmonat Mai lieber die Himmelskönigin, der „Kirche in der Zerstreuung“ beizustehen, sie in der Treue zu ihrem göttlichen Sohn zu bewahren und den Tag zu beschleunigen, an dem der Gute Hirte Seine Herde wieder sammeln wird.