Ois anders - 3. Teil

Im Jahr 1873 schrieb Freiherr von Hodenberg „Das Gastmahl des Socrates, ein Gemälde von Feuerbach, als Spiegelbild für die Theologie der Rhetorik in der kirchlichen Bewegung unserer Zeit“. Blättern wir sein Werk ein wenig durch…

Die Wühlarbeit der Modernisten

Auch bei uns ist, seit das Gesetz von der Kirche (in Predigt, Beichte und Schlüsselamt) nicht mehr gehandhabt wurde, die Zucht, wie in der Wissenschaft, so im öffentlichen und sozialen Leben, dahingeschwunden. Das Land eine Wüste und die Menschheit in Räuberei verwildert, das ist überall das Resultat der Entartung und des Sündenverderbens. …

(S. 19)

Im Namen der modernen Freiheit verkündete man die Gleichheit aller Religionen und sind alle sittlichen Schranken gefallen. Der katholische Glaubensgeist wurde fast überall mit der Wurzel ausgerissen. Mit einem unvorstellbaren Aufwand wurde auf der ganzen Welt die neue Menschenmachwerkskirche mit ihrem neuheidnischen Unglauben und Ritual installiert. Freiherr von Hodenberg sah es voraus: Das Land eine Wüste und die Menschheit in Räuberei verwildert, das ist überall das Resultat der Entartung und des Sündenverderbens. Dabei darf man eines niemals vergessen:

Aber dies Heidentum ist ein antichristlicher Unglaube getaufter Christen. Noch trägt die gewalthabende Macht das Kreuz auf der Brust und läßt beten und danken für das, wonach die Lust geht, noch wird jeder auf Gott und Sein heiliges Wort zum Dienste verpflichtet, noch lernt die ganze Jugend die fünf Hauptstücke des Katechismus.

Aber Predigt und Katechismus haben nicht mehr die Kraft, wie damals, als Paulus des Kreuz auf die heidnischen Tempel pflanzte … Angesichtes der frechen Gewalt und Lüge weisen die Bischöfe den öffentlichen, beharrlichen Frevler und Irrlehrer nicht mehr von der Schwelle des Altars zurück, fordern nicht mehr die Lossagung von der Sünde vor dem Eintritt in die Gemeinde der Heiligen und erteilen die Vergebung der Sünde nicht mehr zum Kampf gegen die Sünde, sondern zur Fortsetzung des eingestandenen Sündenlebens und der öffentlichen Lüge, und die Kirche hat nicht die Zucht und nicht die Kraft, solchen Frevel von sich auszuscheiden.

(S. 20)

Dasselbe zeigte sich ab den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts in der katholischen Kirche: noch lernt die ganze Jugend die fünf Hauptstücke des Katechismus, aber der moderne Geist spukt immer mehr in ihren Köpfen herum! Die Modernisten waren schon überall am Wühlen. Noch gab sich Europa christlich, aber schon ahnte man überall den kommenden Abfall. Mit der feindlichen Übernahme der kirchlichen Strukturen und der Errichtung der Menschenmachwerkskirche brachen alle Dämme. Das Neuheidentum schoß überall ins Kraut. Unser Autor mahnte schon damals:

Ein antichristliches Heidentum

Das heutige Heidentum ist ein Heidentum getaufter Christen; ein antichristliches. Julianus Apostata ist wieder erstanden, aber nicht offen das Heidentum bekennend, um im irrenden Enthusiasmus Toleranz zu üben, wie jener edle Kaiser-Jüngling; sondern das Christentum heuchelnd, übt er heidnische Lehre; Toleranz proklamierend, verfolgt er die Kirche. Er nennt das Christentum ein Gewebe spitzfindiger Formeln, aber sagt sich nicht von ihm los, sondern mit Hilfe der spitzfindigen Theologen höhnt er Gesetz und Evangelium, und seine Beichtväter spenden die Absolution auf die neue Beichtformel: „Die Sünde ist mir nicht leid und das vollendete Unrecht ist Recht.“ Gegen solches Antichristentum kann die Katholische Kirche wohl, wie wir sehen, mit Mut, Treue und Geschick Widerstand leisten, aber besiegen kann sie dasselbe nicht; denn Tridentinum und Syllabus binden dem geistigen Kampfe die Hände; und ihre Lehre und Bekenntnis sind ungewiß und abhängig von dem „infalliblen“ Menschen, der auf dem päpstlichen Stuhle sitzt. Die Lutherische Kirche dagegen, so zerfahren, glaubenslos und schwach sie auch aussieht, hat doch den gewissen Sieg in sich, denn sie hat ein unveränderliches und infallibles Bekenntnis, das auf die Göttliche Frage: Was hältst Du von der Sünde? eine gewisse und deutliche Antwort gibt.

(S. 22 f.)

Beim Lesen dieser Zeilen kommt es einem plötzlich: Hoppla, was steht denn da! Das kommt einem doch recht bekannt vor. Ist unser Lutheraner etwa bei den Traditionalisten in die Schule gegangen? Aber das kann doch nicht sein, hat er schließlich sein Buch schon 1873 geschrieben. Also müssen unsere Tradis Lutheraner geworden sein, denn sie lehren letztlich dasselbe wie diese. Auch sie fürchten nichts so sehr, als daß ihr Glaube abhängig von dem „infalliblen“ Menschen, der auf dem päpstlichen Stuhle sitzt, ist. Diesem setzen sie darum tapfer, wie unser Lutheraner ein infallibles Bekenntnis entgegen, das ihnen auf die Frage, was denn nun wirklich katholisch ist und nicht, eine gewisse und deutliche Antwort gibt. Für unseren Lutheraner ist dieses infallible Bekenntnis der Katechismus Martin Luthers – Nach Luthers kleinem Katechismus will ich zeugen, so bekennt er – für unsere Tradis die sog. Tradition, bzw. für manche noch enger gefaßt die Schriften ihres Erzbischofs. Es ist schon so, diese Tradis sind alle Protestanten geworden. Wackere Streiter gegen den „infalliblen“ Menschen, der auf den päpstlichen Stuhle sitzt, wie Freiherr von Hodenberg. Noch etwas aus dessen Buch erinnert an die jetzige Zeit:

Als man uns Kindern den alten rationalistischen Landes-Katechismus in die Hand gab, wurde uns bedeutet, derselbe enthalte leider falsche Lehre; er mache das Gesetz, das uns den Verlust der alten Gerechtigkeit, Tugend und Sittlichkeit durch die Sünde anzeige, zu einer bloßen Belehrung über Gerechtigkeit, Tugend und Sittlichkeit, wie Plato und Sokrates, als ob wir dieselbe noch besäßen, und im Stande wären, sie uns durch Belehrung selbst zu vermehren; er wolle uns erhöhen statt uns zu demütigen, weil er nichts von Gottes Zorn, von Buße und Gnade wissen wolle; und deshalb wisse er auch nicht vom Evangelium, das uns statt der alten verlorenen und verderbten Sittlichkeit, Gerechtigkeit und Vernunft eine neue in Christus gibt. Darum eiferte der ungläubige Liberalismus für den alten Landes-Katechismus.

(S. 36)

Ein Pan‘scher Katechismus

Genauso war es wiederum bei uns Katholiken nach dem sog. Konzil. Da kamen neue „Katechismen“ auf den Markt, voller modernistischer Irrtümer, alle dazu angetan, den göttlichen Glauben in den Herzen der Schüler gründlich zu vernichten. Ratlos warnte manch konservativer Religionslehrer seine Schüler vor diesem giftigen Gebräu aus der Modernistenküche, aber vergebens. Die neue Menschenmachwerkskirche wollte mit ihrer neuen Lehre ihre Anhänger erhöhen statt uns zu demütigen, weil sie nichts mehr von Gottes Zorn, von Buße und Gnade wissen wollte. Darum eiferte sich der ungläubige Modernismus für den neuen „Katechismus der Katholischen Kirche“ mit dem Gott Pan auf der Titelseite. Was für eine weitere überaus verblüffende Parallele!

Die Schändung des Allerheiligsten …

Es war eben ois anders geworden. In seinem im Manuskript gedruckten Werk „Wir durchleben die letzten Sekunden vor der Katastrophe“ vom Oktober 1969 erwähnt Ernst Kratzer folgende Begebenheiten aus den letzten Jahren, alles Zeitzeugnisse des Konzilswahns:

Tabernakel mußten weichen, zunächst noch in Seitenkapellen. Wir haben Meldungen vorliegen von Kirchen, in denen Tabernakel schon über Monate hinweg auf primitivste Weise in Seitenkapellen untergebracht sind, auf einer umgekehrten Bierkiste, ein Tuch darüber, für den Herrgott gut genug!

Ein Pfarrer sagte: „Der Blechkasten auf dem Altar störte mich schon lange!“ Ein anderer: „Christus ist genau so gegenwärtig wie im Tabernakel, wenn die Gemeinde betet und singt!“

In einer Gemeinde ließ der Pfarrer den Tabernakel vom Hochaltar entfernen und baute ihn wie einen Geldschrank in die Kirchenmauer ein. Als daraufhin durch die Feuchtigkeit die Hostien zu schimmeln begannen, ließ er das Allerheiligste ganz aus der Kirche entfernen.

Bei einer Kirchenführung frugen wir nach dem Allerheiligsten und bekamen zur Antwort: „Die Überreste der Mahlzeit finden Sie im Nebenraum.“ Ein Pater berichtet uns, daß ein „Mitbruder“ ihm gesagt hat: „Wenn mir eine geweihte Hostie auf den Boden fällt, so lasse ich sie liegen, denn es ist ja nur Brot!“

Ein Pfarrer läßt nach der Messe eine Anzahl Hostien, die zuviel waren, vom Mesner in die Sakristei bringen mit der Bemerkung: „Die sind nicht konsekriert!“ Sie wurden aber aus dem Speisekelch entnommen, mit dem die Kommunionen ausgeteilt wurden.

Eine Schwesterngemeinschaft sollte Exerzitien bekommen. Der Exerzitienmeister, ein Pater, traf ein und wurde von der Oberin in die Kapelle geführt. Die Oberin machte vor dem Tabernakel eine Kniebeuge, der Pater nicht. Auf die Frage der Oberin, warum er keine Kniebeuge gemacht habe, bekam sie zur Antwort: „Aber Christus ist doch nur während der Messe unter uns gegenwärtig!“ Worauf die Oberin tapfer antwortete: „Dann sind Sie hier fehl am Platz. Verlassen Sie bitte unser Haus!“

Ein süddeutscher Erzbischof erklärt bei einer Altarweihe: „Das gemeinsame Altaropfer sei der einzige Zugang zu Gott!“ Ein Pfarrer ließ seinen Barocktabernakel entfernen und machte daraus einen Hundestall. Tabernakel und Hund wurden fotografiert (Aurignac/Tarn-et-Garonne/Frankreich). Ein anderer fertigte aus einem Speisekelch eine Tischlampe an. In einer Gemeinde ließ ein Pfarrer den Tabernakel entfernen und hat statt dessen ein ungeschütztes Ziborium auf dem Altar.

Auf einer Theologenkonferenz wurde beschlossen: „Wir wollen Brot und kein Papier!“ Die Hostien wurden rundweg als „Papier“ abgetan. In einer deutschen Kirche wurden zur Kommunion Brotstücke ausgegeben. Da im Kelch aber nicht allzuviele Platz hatten, wurde nur ein Teil der Gläubigen, die kommunizieren wollten, gespeist, die anderen schickte man wieder zurück.

Wenn Christus wirklich in der Gestalt von Brot unter uns gegenwärtig ist, dann kann es für diesen Gott keinen besseren Platz geben als in der Mitte unserer Kirchen. Entweder ist er Mittelpunkt unseres Daseins oder nicht. Und wenn nicht, dann unterlassen wir es, uns fernerhin noch Christen zu nennen.

Es mehren sich die Meldungen, daß Priester beobachtet werden, die vor dem Tabernakel keine Kniebeuge mehr machen. Man strengt sich außerordentlich an, den Gläubigen langsam, aber stetig den Glauben an die Gegenwart Christi zu nehmen. Man verflacht und entwertet den Kommunionempfang, indem man etwa die Kommunion nur noch stehend austeilt, und das ist keine Seltenheit mehr. Und wenn es tapfere, gläubige Menschen gibt, die aus Ehrfurcht vor diesem Sakrament zum Kommunionempfang hinknien, bekommen sie entweder die Kommunion verweigert, oder, wie es tatsächlich schon mehrfach geschehen ist, vom „Priester“ Tritte an die Knie, um sie so zum Aufstehen zu zwingen.

Zum Segen des Priesters aber haben die Gläubigen sich in jedem Fall hinzuknien, damit wir ja deutlich merken sollen, wen wir letztlich anzubeten haben. Ich erinnere daran, daß es deutsche Bischöfe fertiggebracht haben, nach dem Konzil den Tabernakel zu entfernen, um genau dort, groß, übergroß den Bischofsstuhl zu errichten.

… bis hin zum Satanskult

In gewissen Kreisen will man nicht mehr an die Gegenwart Christi im Sakrament glauben und strengt sich an, diese Einstellung und Haltung auch unter das gläubige Kirchenvolk zu bringen. So werden beispielsweise Gottesdienste gefeiert, bei denen die Gläubigen fast nur noch sitzen, zum Evangelium jedoch steht und zum Priestersegen kniet man. Nicht nur in Belgien und Holland, auch schon in Deutschland ist man daran gegangen, den Gläubigen die hl. Kommunion beim Austeilen in die Hände zu legen, als ob die bisherige Art nicht gut genug gewesen wäre. Wir wissen allzugut, daß nicht alle geweihten Hostien den Weg zum Munde finden, daß satanische Dinge damit getrieben werden. Und es sind „Priester“. Obwohl es eine ausdrückliche Anordnung des Hl. Vaters gibt, daß jedem die hl. Kommunion in der Stellung gereicht werden muß, die er zum Empfang wählt.

Bericht einer Klosterschwester

Während eines Vortrages in der Schweiz stand vor einiger Zeit eine Klosterschwester auf, die vor allen Leuten berichtete, daß sie in Holland, in ihrem Mutterhaus, einen Kurs zu absolvieren hatte. Bei der Austeilung der Kommunion hätten alle die Hände hingestreckt und wären mit dem Empfangenen in den Reihen verschwunden. Sie selbst hätte das nicht fertiggebracht, sie habe sich hingekniet und die Zunge herausgenommen, aber die Kommunion verweigert erhalten. Mit Recht fragen wir uns: Haben denn diese Neuerer vergessen, daß der Priester bei der Priesterweihe seine Hände gesalbt, geweiht erhält, damit er würdige Hände habe, um die Sakramente spenden zu können?

In einer sich christlich nennenden Zeitschrift erschien vor kurzem ein Bericht: „Kommunion aus der eigenen Hand“, in dem es u. a. hieß: „kein Hindernis für die neue Form der Kommunionspendung“. Man nimmt bezug auf die Urkirche, wie derzeitig die Urkirche immer wieder herhalten muß, wenn es gilt, etwas Neues einzuführen, als ob man die heutigen Verhältnisse mit der Urkirche vergleichen könnte. So lesen wir in dem bewußten Blatt weiter: „Kommunion soll Wirklichkeit, stark erlebte Wirklichkeit sein, keine Flucht in die Wunderwelt. Und der Christ soll es mit eigenen Händen spüren, daß Christus zu ihm kommt. Ein gutes, ein handgreifliches Argument!“

So schrieb ich noch vor zwei Jahren und es gab nach der Veröffentlichung dieser Beispiele genug Stimmen, die da sagten: Das kann doch gar nicht sein, so schlimm sieht es in unserer Kirche nicht aus! Nach Ablauf der letzten beiden Jahre schrieben uns oftmals dieselben Personen wieder: Wie haben wir in dieser zurückliegenden Zeit mit Schaudern und Grausen feststellen müssen, daß das, was Sie schrieben, nicht nur wahr ist, sondern daß Ihre Schilderungen längst schon überholt sind. In unserer Kirche sieht es in Wirklichkeit schlimmer aus, als man zunächst glauben mag.

(S. 84 ff.)

Die Gewöhnung ans Neuheidentum

Es ist recht heilsam, sich diese wilde Zeit der Apostaten und Bilderstürmer nach dem sog. Konzil wieder einmal zu vergegenwärtigen. Damals ging es überall drunter und drüber, über Nacht wurde der latente Glaubensabfall offenbar. Die Sakrilegien waren an der Tagesordnung, und der Bildersturm kam so richtig in Gang. Wie viele Kunstschätze wurden damals einfach vernichtet oder landeten beim Trödler oder auf dem Dachboden! Dabei darf man keineswegs vergessen, daß zwar diese wilde Zeit sich wieder beruhigte, aber die Zerstörung des Glaubens blieb. Alle noch verbliebenen Gottesdienstbesucher in der Menschenmachwerkskirche haben sich allmählich an das Neuheidentum gewöhnt. Im Grunde ist es gar nicht so viel ruhiger geworden, nur regt sich heutzutage niemand mehr über die durch die sog. Neue Messe angeordneten liturgischen Entgleisungen auf.

Im Namen des Geistes des Konzils war ja tatsächlich alles anders geworden. Der Kirchgänger konnte es Sonntag für Sonntag verblüfft feststellen: Ois anders. Die Kirche mußte modern sein, sie mußte sich dem Zeitgeist angleichen – und das war immerhin zunächst der Geist der 68er Revolution! Letztlich begriffen nur ganz wenige in dem allgemeinen Aufruhr, daß der Fisch vom Kopf her stinkt. All diese Sakrilegien, all diese Verunehrungen des Heiligen und Verdrehungen der Glaubenswahrheiten waren gewollt. Rom stand hinter der Revolution, auch wenn es zuweilen zu bremsen schien. Die römischen Pseudopäpste waren schließlich für die grundlegenden Änderungen etwa aller Sakramentsriten verantwortlich und nicht irgendein Bischof auf der Welt. Die Irrtümer des sog. Konzils, die alle vom „Papst“ als lehramtliche Entscheidungen verkündet wurden, verbreiteten sich überall auf der ganzen ehemals katholischen Welt. Es war eine neue Lehre, die von der neuen Menschenmachwerkskirche mit dem Segen der Pseudopäpste überall verbreitet wurde. Wie schon lange geplant, sollte eine neuheidnische Kirche entstehen mit ein paar katholischen Fassaderesten zur Täuschung der einfachen Leute, die ganz ratlos waren angesichts der zur Norm gewordenen Ehrfurchtslosigkeiten. Aber gibt es denn eine ehrfurchtslose katholische Liturgie? Gibt es eine göttliche Kirche, in der plötzlich ois anders ist?

Seid auf der Hut!

Lassen wir nochmals Ernst Kratzer zu Wort kommen:

Vieles von dem, was augenblicklich geschieht, ist keine Reform, sondern eine Deformation (Verunstaltung), ein Verrat an Christus und das Gegenteil einer Umkehr, die die unerläßliche Bedingung unseres Heiles bleibt. Ich weiß, meine verehrten Zuhörer, daß dies alles für Sie schockierend sein kann. Aber es ist besser, daß Sie es jetzt schon erfahren und Sie damit die Möglichkeit haben, den Weg des Guten einzuschlagen, als von falschen „Hirten“ auf dem WEG DES VERDERBENS mit in die Tiefe gerissen zu werden.

Viele unserer „Hirten“ gehen den WEG DES VERDERBENS, aber nicht alle! Wir werden zwar in Zukunft sehr aufpassen müssen, denn man wird uns da und dort „Honig um‘s Maul schmieren“, um uns damit irre zu führen. Ich weiß um einen Bischof, der Volksscharen gegenüber von Fatima spricht, wenn aber der Bischof von Fatima in seine Diözese will, verbietet er ihm das Sprechen. Das ist die bewußte Irreführung des gläubigen Volkes. Und darum, katholisches Volk, sei auf der Hut! Es gibt freilich noch gute Hirten. Wir stehen nicht allein. Es gilt nur, diese guten Hirten zu finden. Mit Gottes Hilfe werden wir sie finden. In ihren Kirchen wollen wir uns versammeln, denn bei ihnen haben wir die Gewähr, daß die Wandlungsworte auch richtig gesprochen werden. Ihnen stellen wir uns gerne zur Verfügung. Mit ihnen und für sie wollen wir beten und kämpfen. Der Kampf ist notwendig, denn wir stehen schon mitten in einem Krieg, in dem es um die Substanz und Existenz unserer Kirche geht.

(S. 102 f.)

Die sog. Bewegung der Tradition

So begann die sog. Bewegung der Tradition. Die orientierungslosen Gläubigen sammelten sich um jene Priester, die noch einigermaßen katholisch erschienen. Ob sie es tatsächlich waren, das ist eine ganz andere Frage, die, wie wir heute wissen, etwas schwieriger zu beantworten ist als man damals meinte. Denn die Gewähr, daß sie die Wandlungsworte auch noch richtig aussprechen, ist durchaus keine Gewähr dafür, daß sie den katholischen Glauben noch bewahrt haben. Wie wir von unserem Lutheraner gelernt haben, hatte der Liberalismus immer schon viele Gesichter, darunter auch konservative. Genauso war es mit dem Modernismus. Letztlich waren es nur noch sehr wenige, die von Anfang an den Braten rochen und entsprechend die Leute warnten. Der Rest verschanzte sich hinter ihrer selbstgemachten Tradition, die man eigentlich leicht an ihrem falschen Kirchenbegriff hätte als falsche Tradition erkennen können. Nach ihrem Bekunden hat nämlich die Kirche ihre Tradition verloren und ist krank und voller Sünden.

Wir erinnern uns, was Freiherr von Hodenberg, unser tapferer Lutheraner, sagte:

Aber diese Irrlehre tritt nicht als bloße Heilslehre auf – als solche existierte sie längst, ohne daß wir es merkten, in der liberalen Wissenschaft und der falschen Theologie – sondern sie ist zu gewaltsamen Angriffen auf die sichtbare Kirche Christi vorgeschritten. Darin haben wir Gottes barmherziges und väterliches Kirchenregiment zu erkennen, daß Er solche Angriffe zuläßt, welche die einzelnen Christen in allen Kirchen zwingt und nötigt, Antwort zu geben und zu bekennen auf die Frage: Was hältst du von der Sünde?

Genauso sprechen die Traditionalisten. Ihre Kirche ist durchsetzt von der Irrlehre des Modernismus, sie wird von einer falschen Theologie beherrscht und die Katholiken sind durch die Vorsehung Gottes gezwungen, Widerstand gegen das kirchliche Lehramt zu leisten. Nochmals unser Lutheraner:

Die katholische Kirche muß das Gesetz verteidigen gegen die dasselbe leugnenden und lästernden Angriffe, und die Lutherische Kirche hat keine rechte Antwort, sie verhält sich widerstandslos, glaubensschwach und zerfahren, während ihre Theologie teils direkt an der offenbaren Verleugnung Teil nimmt…

Damals war es nur noch die katholische Kirche, die der staatlichen Willkür entgegentrat. Die Lutherische Kirche dagegen versagte auf der ganzen Linie. Unsere Traditionalisten sagen letztlich dasselbe wie der Lutheraner, sie setzen nur an Stelle der katholischen Kirche die Tradition und anstatt der Lutherischen Kirche die Amtskirche ein. Dann klingt das ganz traditionalistisch, oder etwa nicht: Die Tradition muß das Gesetz verteidigen gegen die dasselbe leugnenden und lästernden Angriffe, und die Amtskirche hat keine rechte Antwort, sie verhält sich widerstandslos, glaubensschwach und zerfahren, während ihre Theologie teils direkt an der offenbaren Verleugnung Teil nimmt… ## Die „Kirche“ der Tradis ist die „Kirche“ der Lutheraner

Und weiter:

Aber die Lutherische Kirche hatte das Gesetz zu predigen verlernt und vergessen; sie horchte selbst auf die neuen Propheten; Schelling und Hegel waren Söhne frommer orthodoxer Pastoren, welche, als die französische Revolution zuerst die furchtbare Gesetzeslästerung: „das Unrecht wird durch die vollendete Tatsache zum Recht“ proklamierte, davon allen Ernstes ebenso ein Fortschritt der Menschheit erwartete, wie von den das Evangelium verleugnenden Spekulationen der jungen Philosophen.

Auch hier muß man an die Stelle der Lutherischen Kirche nur die „konziliare Kirche“ und an die Stelle von Schelling und Hegel Rahner, Küng, Ratzinger, Wojtyla, usw. einsetzen, um genau das Traditionalistengeschwätz zu hören. Es erweist sich somit als ganz sicher, daß für diese Traditionalisten die „Kirche“ nichts anderes ist als für den Lutheraner. Eine rein menschliche Anstalt mit vielen Fehlern, wie es nun einmal bei Menschen üblich ist. Die eigentliche Kirche ist dagegen unsichtbar, ist eine reine Geistkirche. Nur diese steht ganz und gar unter Gottes barmherzigem und väterlichem Kirchenregiment. In der irdischen Kirche dagegen ist nicht eine Person unfehlbar, sondern ein Buch, der Katechismus Martin Luthers. Für die meisten Tradis ist es genauso, unfehlbar ist letztlich nicht ihr „Papst“, sondern DER ERZBISCHOF und seine Schriften. Auch hier eine eins zu eins Übereinstimmung mit unserem Lutheraner. Es ist eine unleugbare Tatsache, unsere Traditionalisten sind alle Protestanten geworden, genauer gesagt Lefebvrianer.

Der Zerfall Europas

Ernst Kratzer hatte seinen Vortrag 1967 so beendet:

Viele Kardinäle, Bischöfe und Priester gehen den WEG DES VERDERBENS! Es wird Zeit, daß wir unsere Unterlagen, Dokumente und Zeugnisse in einem Verfahren auf den Tisch legen, damit die Welt sehe, wo der Geist der Unterwelt heute wirkt.

Wenngleich Christus auch gesagt hat: Die Pforten der Hölle werden die Kirche nicht überwältigen, so heißt das nicht, daß diese Kirche ewig groß und mächtig sein und bleiben wird. Die Kirche wird weiterleben, und wenn sie nur durch eine kleine Schar aufrechter, echter, demütiger Christen weiterleben wird. Und sie wird klein werden, sie muß es, bei solchen ‚Hirten‘, die ihre Schafe den Weg des Verderbens führen, weil sie sich der Lügen und des Mammons bedienen, um ihre Stellungen zu halten. Aber nicht mehr lange. Das EUROPA, das sie in seiner Einheit hätte schützen können, das sie aber nachweisbar nicht wollten, sonst hätten sie die Gläubigen beten und opfern lassen für Europa, dieses Europa fällt zusammen und reißt sie mit in den Abgrund. Wer euch ein anderes Evangelium verkündet, als die Apostel es gelehrt haben, wer euch einen anderen Weg als den WEG DES GUTEN führt, der sei verflucht!

Hätte sich Ernst Kratzer vorstellen können, daß es bis zum Jahr 2022 so weitergeht, wie er es damals erlebt hat? Hätte er sich den Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte in der Weise vorstellen könne, wie es heute allgemeine Gewohnheit ist? Hätte er sich den Götzendienst vorstellen können, verantwortet durch die „Päpste“?

Wohl kaum. Denn er übersah das Entscheidende dieser göttlichen Prüfung. Gott ließ zu, daß die Feinde Seiner Kirche den Stuhl Petri fremdbesetzten. Ernst Kratzer stützte sich zwar auf die katholische Lehre und schrieb: „Was immer auf uns zukommen mag: Stehen wir treu und fest zum Papsttum! Die Geschichte hat das Wort geprägt: Qui mange du Pape en meure – Wer den Papst angreift geht daran zugrunde!“ Unser letzter Artikel – Mit dem Vater darf man nicht streiten! – handelt über diese Tatsache in der Geschichte. Er meinte aber zudem: „Darum seid wachsam und mißtraut jedem, der gegen den Papst ist!“ Ein solcher Rat wurde in dem Augenblick zur Katastrophe, als die Feinde ihr Ziel erreicht hatten und ihren „Papst“ in Rom inthronisierten. Wie so viele hatte auch Ernst Kratzer nicht ernst genommen, was etwa wiederum „Die Ständige Anweisung der Alta Vendita“ so formulierte:

Revolution in Tiara und Chormantel

„Spannt eure Netze aus wie Simon Bar Jona, spannt sie aus auf dem Boden der Sakristeien, der Seminare und der Klöster statt auf dem Meeresgrund, und wenn ihr nichts überstürzt, versprechen wir euch einen wunderbareren Fischfang als der seine war. Der Fischer wurde Menschenfischer, und ihr werdet Freunde um den Apostolischen Stuhl gruppieren. Ihr werdet eine Revolution in Tiara und Chormantel in eurem Netz haben, die mit dem Kreuz und der Kirchenfahne marschiert, eine Revolution, die nur ein klein wenig angestachelt zu werden braucht, um die Welt an ihren vier Ecken in Brand zu setzen.“

Heute wissen wir, mit der feindlichen Übernahme des päpstlichen Stuhls war der Weg frei, das letzte Hindernis war beseitigt und es kam immer noch schlimmer als man es sich ausgemalt hatte. Denn wie Anna Katharina Emmerich es voraussah: „Nichts kam von oben in diese Kirche, Alles kam aus der Erde und dem Dunkel und die Planetargeister (also die Dämonen!) pflanzten es hinein.“

Inzwischen heißt die Menschenmachwerkskirche „Synodale Kirche“: Unfehlbar ist nun das Volk, dem man vorher jeglichen übernatürlichen Glauben aus dem Herzen gerissen hatte. So versinkt diese Institution, die sich immer noch katholische Kirche nennt und nennen darf, im überall vorherrschenden Neuheidentum. In der Tat: Ois anders

Ein solches, sich ständig wandelndes Chamäleon, so müßte doch jeder Katholik mit absoluter Sicherheit urteilen, kann nicht die Kirche Jesu Christi sein. Nein, diese ist Menschenwerk. Dazu nochmals unsere Visionärin: Als ich die Peterskirche in ihrem abgebrochenen Zustande sah und wie so viele Geistliche auch an dem Werk der Zerstörung arbeiteten, ohne daß es einer vor dem anderen öffentlich wollte gethan haben, da empfand ich solche Betrübnis darüber, daß ich heftig zu Jesus schrie, Er solle sich erbarmen. Und ich sah meinen himmlischen Bräutigam vor mir, wie einen Jüngling, und Er sprach lange zu mir. Er sagte auch, dieses Wegtragen der Kirche bedeute, daß sie scheinbar ganz sinken werde; daß sie aber auf diesen Trägern ruhe und aus ihnen wieder hervorgehen werde; wenn auch nur ein katholischer Christ noch übrig sei, könne die Kirche wieder siegen, denn sie sei nicht im Verstande und Rathe der Menschen gegründet.

Nein, in der wahren Kirche Jesu Christi ist niemals ois anders, denn diese ist nicht im Verstande und Rathe der Menschen gegründet… Die wahre Kirche wurde weggetragen, sie zog sich zurück in die modernen Katakomben – in Wohnzimmer, Garagen und Gasthöfe. Dort ruht sie auf ihren Trägern, bis sie wieder aus ihnen hervorgehen und siegen wird.

Nachdem Pfarrer Franz Sales Handwercher (1792-1853) in seiner in Gedichtform niedergeschriebenen Visionen vom 7. bis zum 9. Sonntag beschrieben hat: Aller Gottesdienst erloschen – Schwanken der Kanzeln – Beichtstühle in die Wüste entführt, sieht er am 13. Sonntag die Restauration der Kirche.

13. SONNTAG - Restauration der Kirche

Auf der Spitze eines Berges
In der Mitte grüner Auen
Sah ich einen neuen Tempel,
Eine neue Kirche bauen.

Von dem Plan des ganzen Tempels
War erst das Portal vollendet,
Welches gleich der Sonne leuchtend,
Jedes Menschen Auge blendet.

Herrlich wölbt sich das Gebäude
Wie ein klarer Regenbogen;
Offen sind die weiten Pforten,
Daß hinein die Völker wogen.

Seine Mauern sind von Golde,
Hell, geschliffen und polieret,
Auch mit vielen Edelsteinen
Und mit Perlen reich gezieret.

Arm sind alle Erdenschätze
Vor dem Wunderwerk der Zeiten,
Nichts Salomonis Tempel gegen
Dieses Baues Herrlichkeiten.

Und ich dachte hochentzücket:
„Welche Kirche wird dies werden!
Ach, ist diese Wohnung Gottes
Nicht zu herrlich für die Erden?!“