Die Ausgabe Nr. 30 unserer Zeitschrift „Antimodernist“ für Juli 2021 ist eben erschienen. Wie immer zitieren wir aus dem begleitenden Rundbrief:
Liebe Freunde des hl. Thomas von Aquin!
In den letzten 30 Jahren hat sich die „Bewegung der Tradition“ weitgehend gewandelt. Die meisten Gemeinschaften, die sich ins Schlepptau der Menschenmachwerkskirche nehmen ließen, weil sie diese irrtümlicherweise für die katholische Kirche hielten, sind zu Anbietern auf dem Jahrmarkt der „Alten Messe“ degeneriert. Es ist zu befürchten, daß sie im Grunde auch niemals viel mehr anzubieten hatten, als die „Alte Messe“ und ein bißchen Tradition, so wie sie diese verstanden. Der tiefere Grund für diesen Mißstand dürfte die mangelnde Aufarbeitung des geistigen Fundamentes des Modernismus sein.
Sobald man sich ernsthaft mit den Wurzeln dieses Sammelbeckens aller Häresien, wie bekanntlich der hl. Pius X. den Modernismus nannte, beschäftigt, ist man zunächst ganz schön überrascht, daß diese Jahrhunderte zurückreichen. Insofern findet man selbstverständlich Anklänge an diese Irrlehren in vielen Epochen dieses langen Zeitraums.
Der hl. Papst Pius X. betont zudem, daß dem Modernismus im Grunde ein philosophischer Irrtum zugrunde liegt, weshalb er auch nur von dieser falschen Philosophie her recht und ganz zu verstehen ist.
In ersten Beitrag dieser Nummer unserer Zeitschrift wird diese Philosophie kurz dargestellt: Der Nominalismus. Der wohl bekannteste Mann im Zusammenhang mit dieser irrigen Gedankenwelt ist Wilhelm von Ockham. Dieser ist mit seiner Philosophie der Wegbereiter der Neuzeit geworden. Fast alle neuzeitlichen Denksysteme gründen letztlich auf dem Nominalismus, ob sie das nun noch wissen oder nicht.
„Die innere Zuordnung, die Thomas überall in der Schöpfung gesehen hatte und die es ihm ermöglichte, durch Ähnlichkeitsvergleiche (analogia entis) aus der Natur auf Gott zu schließen (natürliche Gottesbeweise), erklärte Ockham für unmöglich. Zwischen Natur und Übernatur gebe es keine Brücke. Gott und Mensch seien durch einen für die menschliche Vernunft unüberspringbaren Abgrund voneinander getrennt. Nur wenn Gott sich dem Menschen offenbare, könne dieser von ihm wissen. Der Skepsis gegenüber der menschlichen Vernunft und Natur entsprach Ockhams großes Vertrauen auf die Offenbarung“, wie wir aus Franzens „Kleinen Kirchengeschichte“ zitiert haben.
Versuchen Sie anhand unseres Textes zu begreifen, wie sich alle geistige Wirklichkeit verflüchtigt, indem sie als bloße, vom Menschen erdachte Namen erklärt wird. Was von der Wirklichkeit des Geistes bleibt, sind leere Begriffe. Da diesen Namen bzw. Begriffen keine Wirklichkeit mehr entspricht, versteht jeder unter diesen Namen etwas anderes. Es gibt keine Wahrheit mehr, weil wir das Wesen der Dinge nicht erkennen können. Damit wird der Weg zur geistigen Wirklichkeit, also der Weg zu Gott, der doch reiner Geist ist, zu einer Reise der bloßen Phantasie des Menschen. Infolgedessen verflüchtigt sich wiederum die Offenbarung Gottes zunächst ins Reich des Überrationalen (im Protestantismus), sodann ganz folgerichtig ins Reich des Irrationalen (im Modernismus). Wobei das irrationale Potential sich freilich auch schon im Protestantismus findet, wie es in unserem zweiten Text kurz und zusammenfassend aufgezeigt wird.
Mit dem Zerbrechen der Einheit von Glaube und Wissen ist letztlich die Tür zur Moderne aufgestoßen worden – Wir stehen mitten in der sog. Neuzeit, die die Wissenschaft der Vernunft, den Glauben dem Gefühl, zuordnet.
Unser letzter Beitrag beschäftigt sich mit einem der ganz Großen unter den Neomodernisten, Henri de Lubac. Sein 30. Todestag gibt Anlaß, sich mit dem Vater der „Neuen Theologie“ auseinanderzusetzen und damit aufzuzeigen, welch weitreichende Auswirkungen der zunächst „nur“ philosophische Irrtum des Nominalismus über die Jahrhunderte in der Glaubenslehre nach sich zieht.
Der katholische Theologe Garrigou-Lagrange urteilte über das Buch de Lubacs „Das Übernatürliche“: „Pater de Lubac, wie auch Norsi und Berti, scheinen die wahre Vorstellung der menschlichen Natur nicht beizubehalten; diese scheint für sich keine bestimmte Grenze zu haben. … Sie ist als Natur offen in einem solchen Sinn… daß man nicht mehr sehen kann, wo die natürliche Welt endet und wo die übernatürliche Welt beginnt, wo die Natur endet und wo die Gnade beginnt.“
Wenn alles nur willkürliche Benennungen sind, dann gibt es auch keine klare, mit der Vernunft begründbare Unterscheidungen mehr. Für einen Modernisten ebnet sich alles ein, Natur gleich Gnade und Gnade gleich Natur – je nachdem, wie es für seine Irrlehre gerade am besten paßt. Mit dieser Gleichstellung von Natur und Gnade bereitet de Lubac den Weg für die Irrtümer des sog. 2. Vatikan. Konzils und zum interreligiösen Ökumenismus Karol Wojtylas, dessen Freund er war. Es ist übrigens richtig beeindruckend, wie sich die Modernisten gegenseitig in den Himmel loben – aber lesen sie doch am besten einfach selbst nach…
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