Der traditionalistische Blätterwald ist ein recht bunter geworden – und zudem ein kahler, denn immer mehr leere Gedanken beherrschen ihn. Er gleicht eher einem Wald im Spätherbst als im Sommer. Die meisten Blätter sind welk geworden und abgefallen. Ein recht trostloses Bild der Vergänglichkeit alles Irdischen.
Es ist meist recht mühsam, sich durch die am Boden liegenden Blätterhaufen zu wühlen, um da und dort ein besonders interessant gefärbtes Blatt auszulesen. Eigentlich würde man viel lieber anderes, besseres tun, denn selbst das schönste Blatt verweist doch wieder nur auf verwelkte Gedanken. Aufgrund der durch die Vorsehung Gottes zugefallenen Aufgabe jedoch, die alleine gelassenen Restkatholiken vor der geistigen Verwirrung zu schützen, wird man dennoch immer wieder motiviert, die Mühe des Betrachtens und Sammelns auf sich zu nehmen und sich selbst mit den unsinnigsten Ansichten zu befassen.
An anderer Stelle – „zelozelavi.wordpress.com“, Der wahre Bellarmin 1, 2 u. 3 – haben wir uns schon recht ausgiebig darüber verwundert, daß das „traditionalistische“ Folklore-Duo Salza & Siscoe (S&S) sich durchaus nicht damit abfinden kann, daß die „Sedisvakantisten“ den heiligen Robert Bellarmin auf ihrer Seite haben. Darum haben sie kurzerhand ihren Bellarmin erfunden. Ein wahres Meisterstück des Wahnsinns, so muß man sagen. Wir wollen nun freilich nicht noch einmal unsere Sachargumente dagegen wiederholen – wer sich dafür interessiert, kann sie in dem erwähnten Beitrag nachlesen – sondern die hinter diesem Wahnsinn sich verbergende geistige Haltung genauer unter die Lupe nehmen. Ein solches Unterfangen ist deswegen nötig, weil der moderne Mensch mit den Sachargumenten so seine Probleme hat und nur allzu leicht auf solchen Wahnsinn hereinfällt. Der moderne Mensch lebt nun einmal eher von seinem Bauchgefühl als von der Sache her, was natürlich auch für die Modernisten und Traditionalisten gilt. Aus diesem Grunde ist diesen mit Sachargumenten kaum mehr beizukommen. Alle aufgewendete Mühe erweist sich meist als vergebliche Liebesmühe. Die von dem amerikanischen Traditionalistenduo geleistete Arbeit drängt sich geradezu auf, das Gemeinte zu verdeutlichen.
Vorüberlegungen
Unser heiliger Glaube ist etwas ganz und gar Wunderbares und damit Einzigartiges. Gott hat es gefallen, uns Seine Sicht unserer Wirklichkeit zu offenbaren. Der katholische Glaube ist Offenbarungsglaube, er stützt sich auf das uns in der Offenbarung mitgeteilte Wissen Gottes. Dieses Wissen kann natürlich nur wahr sein, denn Gott kann weder sich selbst täuschen noch uns täuschen wollen.
Um zur Glaubenserkenntnis zu gelangen, muß der Mensch Gott vertrauen. D.h. er muß das Wort Gottes uneingeschränkt für wahr halten, denn dieses Wort ist Offenbarung göttlicher Wahrheit. Als göttliche Wahrheit ist dieses Wort auch immer vernünftig. Unser katholischer Glaube ist eine Wissenschaft, weil unser Glaube vernünftig ist.
Das ist jedoch nur die eine Seite des Glaubens. Seinem Inhalt nach übersteigt der katholische Glaube die menschliche Vernunft. Er offenbart uns Geheimnisse, die wir zwar im Glauben erfassen, aber nicht mir unserer natürlichen Vernunft begreifen können. Dennoch ist unser hl. Glaube nicht unvernünftig, sondern übervernünftig, wie man sagt. In der Glaubenswissenschaft, der Theologie, muß immer beides berücksichtigt werden, will man dem übernatürlichen Wesen unseres Glauben gerecht werden.
Zudem wird in dieser Tatsache auch greifbar, warum der göttliche Glaube eine schützende Institution braucht, ein Lehramt. Wir Menschen sind in den Geheimnissen Gottes durchaus nicht bewandert. Es fehlt uns darin jegliche Erfahrung, ja jegliche natürliche Erfahrungsmöglichkeit. Wie ein Blinder müssen wir uns auf Gehör, auf Tast- und Spürsinn verlassen – und auf die beschreibenden Worte eines anderen.
Es ist gar nicht so einfach zu erfassen, was damit alles ausgesagt ist. Weil die meisten sich katholisch nennenden Zeitgenossen sich darüber keinerlei Rechenschaft ablegen, fallen sie in einen oder meist gleich mehrere der unzähligen modernistischen Irrtümer. Denn auf diese zweite Seite unseres hl. Glaubens – das Geheimnisvolle – haben sich die Modernisten gestürzt, um den Glauben in sein Gegenteil zu verkehren. Die Modernisten lösen den Glauben von der Vernunft und ordnen ihn der Erfahrung zu – und infolgedessen dem Gefühl, denn wie soll man Unsichtbares, Unbegreifbares, Übernatürliches erfahren können? Dementsprechend ist der modernistische Glaube nicht übervernünftig, sondern seinem Wesen nach unvernünftig.
Leider wird diese Tatsache durch die katholischen Erblasten verdeckt. Damit ist folgendes gemeint: Die Modernisten konnten nicht ohne weiteres aus der traditionellen Theologie ausscheren. Dazu war der katholische Wissenschaftsbetrieb zu sehr etabliert und hatte trotz der unzähligen Angriffe der letzten Jahrhunderte immer noch zu großes Ansehen. Sie mußten ihn darum allmählich umformen, mußten das rationale Fundament Schritt für Schritt auflösen und durch eine Pseudovernünftigkeit ersetzen. Denn es war doch den Menschen nicht so leicht beizubringen, daß ihr christkatholischer Glaube Wahn-Sinn sein sollte. Denn Modernismus ist in seinem Wesen nichts anderes als Wahn-Sinn, lauter frei erfundene Geschichten über Gott und die Welt, die nur noch, damit es nicht gar so auffällt, christlich eingefärbt sind.
Was haben Licht und Finsternis gemeinsam?
Die meisten sog. Katholiken haben diese Umformung ihres Glaubens bis heute nicht wirklich wahrgenommen, weil sie ihren Glauben niemals mehr auf eine vernünftige Basis gestellt haben. Darum waren sie auch und sind sie Freiwild für die Modernisten.
Das Gemeinte zeigt sich spätestens seit Bergoglio unübersehbar jedem unbefangenen Beobachter – etwa darin: Vollkommen unbefangen, gedankenlos und bedenkenlos praktizieren „Katholiken“ Götzendienst. Der Pachamamaskandal brachte die Veränderung wieder einmal an den Tag. Wojtylas Samen des Skandals von Assisi war aufgegangen! Lauter „Katholiken“, die jederzeit bereit zum Götzendienst sind. Wenn das keine wesentliche Veränderung des Glaubens dieser Leute erweist!
So etwas müßte doch eigentlich jeden wahren Katholiken aufhorchen lassen, war doch der Götzendienst mit dem katholischen Glauben zu allen Zeiten vollkommen unvereinbar, denn „was haben Gerechtigkeit und Gottlosigkeit miteinander zu tun? Oder was haben Licht und Finsternis gemeinsam? Welche Übereinstimmung herrscht zwischen Christus und Belial? Was hat der Gläubige mit dem Ungläubigen zu schaffen? Wie verträgt sich der Tempel Gottes mit Götzenbildern?“ (2. Kor. 6, 14-16).
Ein götzendienerisches Lehrsystem
Nun wird freilich der aufmerksame Leser sofort einwenden: Das stimmt so nicht. Es gibt doch durchaus manche Konservative oder Traditionalisten, die solch götzendienerisches Tun radikal ablehnen. Und hat nicht sogar ein couragierter Traditionalist eine dieser Pachamamafiguren in den Tiber geworfen? Also, durchaus nicht alle akzeptieren den Götzendienst.
Das ist zwar richtig, aber nicht ganz. Denn immerhin dulden diese Leute den Götzendienst insofern in ihrer „Kirche“, als sie sich weiterhin zu dieser götzendienerischen „Kirche“ bekennen. Ist doch der Götzendienst in dieser „Kirche“ nicht ein einzelner Skandal oder der Skandal von Einzelnen, sondern System – Lehrsystem. Was nützt es da, wenn man eine Pachamamafigur in den Tiber wirft? Was ändert das am Ganzen, d.h. an der dahinterstehen modernistischen Irrlehre, die alle Religionen zu Heilswegen macht, die Christus und Belial zumindest tat-sächlich auf eine Stufe stellt?
Es geht hier doch um viel mehr als nur um diese einzelnen Akte des Götzendienstes, für die übrigens früher jeder Katholik durch die Tat allein schon exkommuniziert worden wäre, weil er nämlich damit seinen Glaubensabfall öffentlich kundtut.
Wieso können diese Leute, die sich Katholiken nennen, nach so einem öffentlichen Skandal wieder einfach zur Tagesordnung übergehen? Ist damit nicht etwas Grundlegendes geschehen? Für einen Katholiken ja, für einen Modernisten nein – also…
Protest als moralische Entrüstung
Warum dieses vollkommen gegensätzliche Urteil? Weil für den Katholiken der übernatürliche Glaube das göttlich verbürgte Fundament für seine Wirklichkeitsbeurteilung bildet, wohingegen der modernistische Glaube nur ein Gedankenspiel ist. Ein Modernist kann Götzendienst treiben, ohne daß sich an seinem modernistischen Glauben irgendetwas ändert, ein Katholik hingegen bezeugt damit jedem, daß er von seinem katholischen Glauben abgefallen ist. Wir erinnern daran: Karol Wojtyla, alias Johannes Paul II., konnte sich bei seiner Indienreise 1986 vor der ganzen Weltöffentlichkeit „das Zeichen der Dankbarkeit der Anhänger Schivas“, das sog. Tilak-Zeichen, auf die Stirne zeichnen lassen, also durch diesen Götzendienst öffentlich seinen Abfall vom katholischen Glauben kundtun, und dennoch hielten ihn die meisten „Katholiken“, auch die meisten Traditionalisten, weiterhin für den Papst der katholischen Kirche. Wieso eigentlich regt sich der Traditionalist so über Bergoglio auf und wirft als Protest die Pachamamastatue in den Tiber, ohne irgendeine weitere Konsequenz aus dem ganzen götzendienerischen Spektakel zu ziehen? Nun, er hat sich daran gewöhnt, daß derartige Handlungen der Apostasie keinerlei Konsequenzen erfordern – wenn doch der „heilige“ Karol Wojtyla dasselbe getan hat. Somit erschöpft sich der Prostest in einer moralischen Entrüstung, was wiederum für einen modernen Menschen typisch ist.
Eine seltsame Berufung?
Kommen wir nach diesen Vorüberlegungen zurück zu unserem amerikanischen Duo, einem Versicherungsvertreter und einem Rechtsanwalt, von denen zumindest einer Freimaurer war (?), wie dieser selbst bekannte.
Diese beiden fühlen sich offenbar berufen als Verteidiger – ja von was eigentlich?
Beide haben sich angeblich zur Ideologie der Piusbruderschaft bekehrt und sahen sodann ihre Berufung darin, den Sedisvakantismus zu bekämpfen. Das ist nun doch eine recht merkwürdige Aufgabe für frisch bekehrte Laien. Vernünftigerweise erwartet man sicher etwas ganz anderes, denn ist für einen neu Bekehrten nicht der Modernismus die größte Gefahr und sind nicht die Modernisten die Hauptfeinde ihres neu gewonnenen Glaubens? Nun, das ist in einer katholischen Organisation so, aber nicht in der Piusbruderschaft. Seit ihrem Romannäherungstrauma sind nicht mehr die Modernisten, sondern die Sedisvakantisten der Feind schlechthin.
Da uns die Biographie der beiden nicht bekannt ist, können wir den persönlichen Beweggrund für diese seltsame Umtriebigkeit im Kampf gegen den Sedisvakantismus nicht angeben. Da es jedoch bei Neubekehrten nicht selten der Fall ist, daß sie meinen, das Rad neu erfinden zu müssen, hätte man zumindest erwartet, daß ein kluger Seelsorger ihren blinden Eifer gebremst hätte. Ein solchermaßen kluger Seelenführer scheint leider den beiden Neubekehrten gefehlt zu haben. Ja ganz im Gegenteil, in ihrem blinden Eifer haben sie gleich ein recht umfangreiches Buch zur Widerlegung ihres Feindes geschrieben.
Ein neuer Bellarmin?
Das Feindbild eines Menschen verrät übrigens recht viel über ihn selbst bzw. seine Ideologie. Unsere zu den Piusbrüdern bekehrten Traditionalisten haben dort natürlich den entsprechenden Nährboden für ihr Feindbild und ihren blinden Eifer gefunden. Das erweist mit aller Deutlichkeit ihr Versuch, jetzt auch noch den hl. Robert Bellarmin auf ihre Seite zu ziehen. Dieser Heilige ist sozusagen der Kronzeuge für die Theologie über die papstlose Zeit. Das muß die beiden recht gewurmt haben, so daß sie sich auf die Suche machten – so wie halt ein amerikanischer Versicherungsmann und ein Rechtsanwalt sich auf die Suche machen. Und in der Tat, die beiden sind im Werk des Heiligen fündig geworden und haben sozusagen einen ganz neuen, einen anderen, bisher unbekannten Bellarmin entdeckt. Die beiden freuen sich wie kleine Kinder, denn endlich meinen sie den Kirchenlehrer richtig verstanden zu haben, wohingegen sich alle bisherigen Ansichten – damit sind vor allem diejenigen der Sedisvakantisten gemeint – als falsch erwiesen. Da der hl. Robert Bellarmin nicht erst gestern gestorben ist, sondern schon vor mehreren Jahrhunderten, würde man nun doch erwarten, daß die beiden Herren andere bewährte Theologen, die sich mit dem Kirchenlehrer beschäftigt haben, als Beweis ihrer neu gewonnen Einsicht anführen – aber nein, Fehlanzeige. Es ist ihre ureigenste Entdeckung! Also richtig, ganz neue Erkenntnisse!
Jedem echten Theologen würde allein angesichts dieser abenteuerlichen Behauptung recht mulmig werden, denn bekanntlich waren die Novatores, die Neuerer, zu allen Zeiten die Häretiker, nicht aber einem amerikanischen Versicherungsmann und einem Rechtsanwalt. Die haben nämlich noch Selbstbewußtsein! Wir präsentieren dem erstaunten traditionalistischen Publikum einen neuen, bisher nicht gekannten Robert Bellarmin!
Theologie als Spielwiese …
Spätestens hier wird es peinlich, so müßte man meinen. Aber nicht bei dieser Art von Traditionalisten, die ihrer modernistischen Wurzel entsprechend die Theologie als Spielwiese betrachten. Anders kann man nun auch wirklich deren Arbeitsweise nicht beschreiben. Aber schauen wir einmal etwas genauer hin…
Hört man die Klagen mancher Lehrer an unseren Schulen, so geht die Fähigkeit, einen Text zu lesen und richtig wiederzugeben, immer mehr verloren. Die Schüler erarbeiten aus dem Text nicht das, was darin steht, sondern das, was sie meinen, daß darin stehen könnte, wenn der Autor über das Thema gehandelt hätte, das sie gerade im Kopf haben und zudem so gedacht hätte wie sie.
Denselben Eindruck hat man auch bei der Arbeit der beiden Amerikaner. Wobei die beiden eigentlich noch das Glück hatten, daß der hl. Robert Bellarmin tatsächlich über das Thema schreibt, das sie selber umtreibt, aber zugleich hatten sie das Pech, daß er nicht das schreibt, was sie gerne hören würden. Insofern sind sie nicht besser als unsere Schüler. Wobei die Schüler nur Schüler und dementsprechend noch jung sind, die beiden jedoch erwachsene Männer.
Das Anpassen der Wirklichkeit an den Wahnsinn
Gehen wir doch auch inhaltlich ein klein wenig darauf ein, was die Herren Amerikaner so sehr umtreibt. Als bekehrte Traditionalisten einer bestimmten Sorte ärgert es sie sehr, daß es Leute gibt, die sagen, ihre Päpste seien gar keine richtigen Päpste. Wie kann man so etwas sagen, wo doch die Kirche unbedingt einen Papst braucht, sonst kann sie nämlich nicht katholisch sein. Wenn man auch zugeben muß, daß die derzeitigen Päpste nicht optimal sind, so kann man ihnen dennoch keine einzige Irrlehre nachweisen, wenigstens keine „notorische“ oder „offenkundige“.
Das traditionalistische „Theologen“-Duo ist tatsächlich hiervon überzeugt – trotz eines Bergoglio in Rom! Seltsam, nicht wahr? Haben die beiden denn Tomaten auf den Augen, oder was?
Ihr konkretes Problem ist dieses: Ihre „Theologie“ stimmt nicht mit der Wirklichkeit überein. Normalerweise würde man dann – wir sagten, daß die katholische Theologie vernünftig ist – die Theologie der Wirklichkeit – hier immerhin die das ewige Heil wirkende Glaubenswirklichkeit! – angleichen. Nicht so diese modernistischen Traditionalisten – wir wissen inzwischen, für diese ist ihr Glaube bloß eine gedankliche Spielwiese – sie gleichen die Wirklichkeit ihrem Wahn-Sinn an. Arme Wirklichkeit, kann man da nur sagen.
Auch wenn es manchen Leser ermüdend vorkommen mag, versuchen wir dennoch wieder einmal, diese Wirklichkeit als Wirklichkeit zu begreifen und vom Wahnsinn der beiden zu unterscheiden. Denn leider gelingt das nur noch wenigen. Der moderne Mensch ist so sehr gewohnt, sich seine Wirklichkeit zurechtzubiegen, daß er selbstverständlich auch beim Glauben davor nicht Halt macht.
Das Wesen der Kirche
Wirklichkeit ist immer Vorgabe eines bestimmten Seins. Anerkennung der Wirklichkeit heißt, zunächst sein Denken und sodann sein Tun dieser Seinsbestimmtheit anzugleichen. Beim katholischen Glauben ist die Wirklichkeit eine übernatürliche, also durch die unsichtbare Gnade geprägte, inwendig verwandelnde Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit wurde uns durch die Erlösungstat des menschgewordenen Gottessohnes wiedergeschenkt. Damit die Erlösung den Menschen zuteil werden kann, hat unser Herr Jesus Christus Seine heilige Kirche gegründet. Ihr hat Er alles anvertraut, was zu unserem Heil notwendig ist: den übernatürlichen Glauben, die übernatürlichen Gnadenmittel und eine heilige Rechtsordnung. Darum ist die Kirche Jesu Christi wesentlich heilig, auch wenn ihre Glieder nicht alle Heilige sind, sondern vielmehr Sünder.
Damit die Kirche Jesu Christi über die Jahrhunderte ihre gottgegebene Ordnung bewahren kann, hat ihr Gott ein unfehlbares Lehramt eingestiftet. Auf diesem Lehramt ruht das Wesen der Kirche, denn durch dieses wird der Glaube vor jeglichem Irrtum bewahrt, die hll. Sakramente werden gemäß dem Auftrag Christi verwaltet und die hl. Rechtsordnung gegen den Verfall verteidigt.
All diese Aufgaben sind wesentlich gebunden an einen Mann, den Felsenmann, Petrus. Auf Petrus und seinen Nachfolgern ruht die Kirche. Das unfehlbare Lehramt der Kirche allein verbürgt uns unseren heiligen katholischen Glauben und das daraus fließende heilige und heiligende Glaubens- bzw. Gnadenleben. Dies aber ist ein dauerndes Wunder! An dieses Wunder muß jeder Katholik glauben – und er zeigt und beweist diesen Glauben konkret durch seinen Glaubensgehorsam dem Papst gegenüber.
Der modernistische Kampf gegen den Glaubensgehorsam
Diesen Glaubensgehorsam in den Herzen der Katholiken aufzulösen sind die liberalen Katholiken, also die Modernisten, ins Feld gezogen. Sie kramten und wühlten unermüdlich in den Kisten der Häretiker, um in deren Büchern schlechte und irrende Päpste hervorzuholen. Die meisten Katholiken haben das eigentliche Ziel ihres Angriffes nicht durchschaut und deswegen ihren Glauben an den Felsenmann verloren – und damit den katholischen Glauben. Sie verweigerten fernerhin dem Papst jenen Glaubensgehorsam, der unabdingbar ist. Aus dem Petrus wurde ein armseliger Mensch wie jeder andere auch. Das Charisma der Unfehlbarkeit war nur noch eine Fata Morgana, ein bloßes Wahngebilde, dem keinerlei Wirklichkeit mehr entsprach.
Dieser seltsam befremdlich anmutende Petrus war nun ihr „Papst“. Und sie waren zufrieden mit diesem „Papst“, mehr brauchten sie ja auch nicht für ihren Modernistenglauben.
Halb so schlimm – „nur“ geheime Häretiker!
Nur auf diesem theologischen Hintergrund sind die Tomaten auf den Augen unserer Tradi-„Theologen“ zu erklären. Während für einen Katholiken ein Irrlehrer bezüglich des Glaubens das Schlimmste ist, was sich überhaupt denken läßt, ist für diese Tradis ein Irrlehrer selbst auf dem Stuhl Petri nur halb so schlimm. Nochmals der Grund dafür: Er ändert an ihrem modernistischen Glauben rein gar nichts!
Recht seltsam ist es nun aber, daß sie nicht wie die Protestanten oder die Altkatholiken so ehrlich sind zuzugeben, daß man sodann gar keinen Papst braucht. Nein, im Gegenteil, mit einer äußerst verbissenen Zähigkeit verteidigen sie ihre Häretiker als Päpste – weil sie nämlich „nur“ geheime Häretiker sind.
Damit sie das wiederum glauben können, brauchen sie die Tomaten auf den Augen. Diese gehören sozusagen wesentlich zu ihrem System. Man kann die Probe aufs Exempel machen. Wenn es darauf ankommt, sind sie alle – von Roncalli angefangen bis Bergoglio – nicht so schlimm, ja im Grunde noch katholisch. Eben geheim katholisch – oder war es geheim häretisch? Aber das ist doch egal, beides läuft sowieso auf dasselbe hinaus, Hauptsache geheim.
Die dritte Meinung des neuen Bellarmin?
Infolgedessen stürzten sich diese Traditionalisten auf alles, was auch nur irgendwie nach ihrer Ideologie riecht. Unsere beiden Amerikaner waren daher äußerst froh zu sehen, daß „Weihbischof“ Schneider, gezwungen durch Bergoglio, auf ihr Tradi-Boot aufgesprungen war. Dieser halte nunmehr die dritte Meinung des hl. Robert Bellarmin für zutreffend. In der Eile haben die beiden ganz überlesen, daß diese dritte Meinung gar nicht diejenige des hl. Bellarmin ist, urteilt er doch folgendermaßen darüber: „Diese Ansicht erwähnt und widerlegt Turrecremata und sie ist in der Tat unhaltbar.“ Der Grund dafür ist nach ihm der: „Erstlich, weil des Can. Si papa, distinct. 40. und bei Innocentius III. (Serm. 2. de consecratione Pontificis) deutlich steht, dass ein ketzerischer Papst gerichtet werden könne. Und was noch mehr ist, in der 8. Synode (act. 7.) werden die Verhandlungen des römischen Conciliums unter Hadrianus vorgebracht und in denselben stand, der Papst Honorius scheine mit Recht verdammt worden zu sein, weil er der Ketzerei überwiesen worden, wegen welcher allein den Niedrigerstehenden erlaubt ist, das Urteil über die Höheren zu fällen. Hier ist zu bemerken, daß zwar wahrscheinlich Honorius kein Ketzer gewesen und der Papst Hadrianus II., getäuscht durch verfälschte Abschriften der 6. Synode, fälschlich den Honorius für einen Ketzer gehalten. Gleichwohl können wir nicht leugnen, dass Hadrianus mit dem römischen Concilium, ja die ganze achte allgemeine Synode, der Meinung gewesen, der römische Papst könne im Falle der Ketzerei gerichtet werden. Zudem wäre das eine sehr elende Lage der Kirche, wenn sie gezwungen würde, einen offenbar reißenden Wolf als Hirten anzuerkennen.“
Es ist schon sehr auffällig, unsere Traditionalisten, die doch behaupten, den hl. Robert endlich richtig zu verstehen, scheinen schon einmal hierin mit dem hl. Kirchenlehrer nicht übereinzustimmen, denn nach ihnen ist es gerade nicht so, daß es „eine sehr elende Lage der Kirche [sei], wenn sie gezwungen würde, einen offenbar reißenden Wolf als Hirten anzuerkennen.“ Ganz im Gegenteil empfinden sie rein gar nichts dabei, wenn selbst über Jahrzehnte Irrlehrer oder gar Apostaten den Stuhl Petri innehaben sollten. Vielmehr trösten sie sich mit ihren Tomaten auf den Augen – dies sei schließlich alles nur geheim.
Leere Worte für leere Phrasen
Es ist somit notwendig, dem Wortspiel der Amerikaner etwas aufmerksamer nachzugehen.
Für einen richtigen Geisteswissenschaftler ist es selbstverständlich, zunächst einmal die verwendeten Begriffe zu klären. Bekanntermaßen gibt es nämlich Begriffe, die unterschiedliche Bedeutungen haben können. Ein Schloß kann ein Türschloß, aber auch eine Königsschloß sein. Darum ist die scholastische Sprache für die kirchliche Wissenschaft so wertvoll, denn darin sind die allermeisten philosophischen und theologischen Begriffe soweit geklärt, daß jeder katholische Theologe leicht wissen kann, worum es geht, weshalb dann auch alle katholischen Theologen aus demselben Text auch dasselbe herauslesen.
Unser Tradi-Duo weiß von diesem Grundsatz offenbar nichts. Sie eruieren nicht zuerst die Bedeutung des Wortes „geheim“ im kirchlichen Sprachgebrauch, sondern verlassen sich auf irgendeinen Theologen und einen halben, um sich schließlich auf diejenige Bedeutung zu fixieren, die sie immer schon im Auge hatten, weil sie nämlich diese brauchen, um ihren Unsinn verteidigen zu können.
Ein allen bekanntes Geheimnis?
Im kirchlichen Sprachgebrauch ist eine geheime Häresie eine nicht bekannte Häresie. Damit eine Häresie als nichtbekannt bezeichnet werden kann, muß sie derjenige, der sie vertritt, geheim halten, also zu niemanden davon sprechen, nicht darüber schreiben und sie auch nicht durch irgendeine Tat äußeren.
Eigentlich ist das eine Binsenwahrheit, und es ist sehr merkwürdig, daß den beiden Tradis diese nicht einleuchten will. Dieses Unvermögen weist schon auf eine recht weit vorangeschrittene ideologische Verblendung hin.
Sobald man den Begriff richtig erfaßt hat, wird auch die Frage nach der Folge einer solchen Häresie leicht beantwortbar. Da die Kirche – was letztlich für jeden Menschen gilt, denn etwas in diesem Sinne Geheimes entzieht sich schlichtweg unserer Kenntnis – über das „forum internum“ nicht richtet, kann man auch nicht sagen, daß ein in diesem Sinne häretischer Papst sein Amt verloren hätte, ist es doch unmöglich, über etwas, das man nicht weiß, zu urteilen.
Würde man zugeben, daß auch ein geheimer Häretiker sein Amt verloren hätte, dann würde sich die sichtbare Hierarchie auflösen, denn jeder noch so absurde Verdacht böte einen Grund dafür, sich von diesem loszusagen. Genau das gibt auch der heilige Robert zu bedenken: „Die hauptsächliche Ursache, weshalb die heimlichen Ketzer unter die Glieder der Kirche gehören sollen, scheint die zu sein, daß es für uns mit unfehlbarer Gewißheit feststehe, welche Gemeinde von Menschen die Kirche bilde. Diese Gewißheit kann man aber nicht haben, falls man auch sagt, die heimlichen Ketzer gehören zur Kirche.“ Eine seiner Begründungen dafür ist diese: „Zweitens kann die Kirche nicht ohne Bischöfe und Presbyter sein, wie Hieronymus lehrt. Wer weiß aber gewiß, welche wahre Bischöfe und Presbyter sind, da dies von der Intention und von dem unsichtbaren Charakter des Ordinierenden abhängt?“
Beim hl. Robert Bellarmin ist nun einmal geheim wirklich geheim. Anstatt sich nun zu fragen, warum denn dann trotzdem Theologen zu der falschen Meinung neigten, auch ein geheimer Häretiker hätte sein Amt verloren, wenden unsere Pseudotheologen dieses Urteil auf ihren „geheimen“ Häretiker an, obwohl sie mit „geheim“ etwas ganz anders verstehen als der kirchliche Sprachgebrauch!
Wie verworren muß eigentlich ein Geist schon sein, wenn er diesen Fehlschluß nicht mehr durchschaut? Was soll man von einem Menschen denken, der ein Türschloß nicht von einem Königsschloß unterscheiden kann? Unsere beiden theologischen Bergaufbremser schaffen es sodann tatsächlich nicht mehr, die Texte des hl. Bellarmin so zu lesen, wie sie unzweifelhaft von ihm gemeint waren, weil es nämlich genau so dasteht.
Wir wollen hier nicht mehr detailliert auf ihre Fehlleistungen eingehen. Wer Interesse hat, kann, wie schon gesagt, auf „zelozelavi“ nachlesen.
Geheim vs. öffentlich
Es soll hier nur noch erwähnt werden, daß es durchaus schon an die Grenze des offenbaren Wahnsinns geht, wenn die beiden Laien meinen, den Kirchenlehrer vor ihren Karren spannen zu können, nur weil er dasselbe Wort verwendet, das ihnen in einer ganz anderen Bedeutung ständig im Kopf herumschwirrt. Wie ein Aasgeier stürzen sie sich auf die Sätze des Heiligen und meinen wieder Futter für ihren Wahnsinn gefunden zu haben. Wie etwa folgender Satz:
„Überdies ist es gewiß, daß ein geheimer Häretiker, sei es ein Bischof oder sogar der oberste Pontifex, seine Jurisdiktion, seine Würde oder den Titel eines Hauptes in der Kirche nicht verliert, bis er sich entweder selbst öffentlich von der Kirche trennt oder der Häresie überführt und gegen seinen Willen getrennt wurde.“
Jeder vernünftige Mensch würde sich nun fragen: Von welcher Art „geheimer Häretiker“ spricht denn nun hier der große Kontroverstheologe? Um eine sachlich begründete Antwort auf diese Frage geben zu können, muß man nur klein wenig weiter vorne in dem Text zu lesen beginnen. Unser Heiliger ist schließlich kein Chaot wie die Amerikaner, sondern ein echter Gelehrter, der auch klar erklärt, wovon er spricht.
Wie üblich erfährt man zu Beginn des zitierten 10. Kapitels aus „De Ecclesia militante“ mit der wünschenswerten Deutlichkeit, worum es geht: „Schließlich bleibt noch über die heimlichen Ungläubigen zu sprechen, d.h. jene, die weder den inneren Glauben haben noch irgendeine christliche Tugend, dennoch aber äußerlich wegen irgendwelcher zeitlicher Vorteile den Glauben bekennen und durch die Teilnahme an den Sakramenten den wahren Gläubigen beigemischt sind.“
Der Heilige redet hier also über solche „Katholiken“, die sich boshafter Weise verstellen, um eines zeitlichen Vorteils willen. Sie spielen nach außen den „Katholiken“, obwohl sie weder den inneren Glauben haben noch irgendeine christliche Tugend.
Und hätten unsere beiden theologischen Aasgeier zudem etwas weiter gelesen, wären sie über folgende Beute gestolpert, die ihnen jedoch den Appetit auf den hl. Robert verdorben hätte: „Deshalb sagen Coelestinus und Nicolaus an den angeführten Stellen, daß ein häretischer Bischof in dem Moment, wo er anfängt, Häresie zu predigen, niemanden mehr binden und lösen kann, obwohl er zweifellos binden und lösen konnte, auch wenn er schon im Herzen den Irrtum angenommen hätte, solange er ihn nicht öffentlich predigte.“
Ja gibt’s denn so was auch – daß ein häretischer Bischof in dem Moment, wo er anfängt, Häresie zu predigen, niemanden mehr binden und lösen kann – und das ganz ohne Mahnung und Konzil und Absetzung und und und…
Google-„Theologie“
Je mehr man sich mit den Absurditäten der beiden Amerikaner beschäftigt, desto mehr erhärtet sich der Verdacht, diese hätten einfach über eine digitalisierte Ausgabe des hl. Robert Bellarmin eine Suchfunktion laufen lassen, in die sie das Wort „geheim“ eingegeben haben. Und wie kleine Kinder haben sie sich jeweils gefreut, wenn sie unter den aufgelisteten Treffern einen Satz erspähten, der so geklungen hat, wie sie ihn brauchen. Diesen haben sie sodann ohne Rücksicht auf Thema des Textes und Sinn des Ganzen für ihren Bellarmin ausgeschlachtet. Auf diese geniale Weise sind unsere Google-„Theologen“ zur Entdeckung ihres neuen Bellarmin gekommen. Sicherlich zur Freude all ihrer Tradikollegen aus dem Piusdunstkreis.
Wenn die Ausnahme zur Regel wird…
Zur Klärung des ganzen Sachverhalts scheint es uns nicht müßig zu sein, einen Abschnitt aus einer früheren Arbeit zu wiederholen. Der Text zeigt übrigens zudem, woher die Amerikaner ihr Rüstzeug für ihre absurden Theorien geholt haben. In dem Beitrag „Fußnotentheologen Teil 2“ haben wir geschrieben:
Es ist schon wieder einige Jahre her, da fiel einem Priester ein Büchlein aus Traditionalistenkreisen in die Hand, worin die Behauptung zu lesen war, „auch Garrigou-Lagrange, einer der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts“ schließe sich der Meinung an, nach der ein „offenkundig häretischer Papst die Jurisdiktion“ behalten würde, „bis er von der Kirche als offenkundig häretisch erklärt wird“. Als Belegstelle wird in dem Text angegeben: „De Verbo Incarnato, p. 232“. Spontan hatte der Priester seine Zweifel an dieser Behauptung, konnte aber nichts Genaueres darüber erfahren, da ihm das angegebene Buch gerade nicht zur Hand war. Einige Wochen später kam er bei einem Gespräch mit einem anderen Priester auf diesen Text zu sprechen. Dieser hatte das angegebene Buch in seinem Bücherschrank stehen und war ebenfalls schon über die Behauptung aus dem Büchlein gestolpert. Als er nun die angegebene Seite aufschlug, war er nicht wenig überrascht zu lesen: „Es entgegnet aber der hl. Bellarmin: Der in die geheime Häresie gefallene Papst bleibt noch aktives Glied der Kirche, weil er nämlich weiterhin tatsächlich das Haupt der Kirche bleibt, wie Cajetan, Soto, Cano, Suarez u.a. lehren.“ (1)
An der angegebenen Stelle wird also nicht vom „gewöhnlichen“ Häretiker gesprochen, sondern vom Sonderfall des geheimen Häretikers, also eines Mannes, der weder in Wort noch Schrift jemals seine Irrlehren kundgetan hat, weshalb natürlich auch niemand darum wissen kann, daß er ein Häretiker ist. All das verschweigt aber der Autor seinen Lesern und suggeriert durch seine Fußnotenangabe: Garrigou-Lagrange würde von einem im gewöhnlichen Sinne häretischen Papst sprechen. Hätte der Schreiber die Stelle selber gelesen – was offensichtlich nicht der Fall ist, er hat sie vielmehr einfach so bei den Dominikanern von Avrillé abgeschrieben – dann hätte er gleich im nächsten Satz folgendes lesen können: „Dieser Fall ist vollkommen unnormal, weshalb auch etwas vollkommen Unnormales daraus folgt, daß nämlich ein Papst als geheimer Häretiker nicht länger tätiges Glied der Kirche wäre, wie es im Hauptteil des Artikels dargelegt wird, aber dennoch weiterhin die Jurisdiktion behielte, durch die er die Kirche beeinflußt, indem er sie regiert. So behielte er seine Funktion als Haupt gegenüber der Kirche, auf welche er auf diese Weise weiterhin seinen Einfluß ausübt, und wäre nicht länger ein Glied Christi, weil er den lebendigen Einfluß des Glaubens von Christus, dem unsichtbaren und ersten Haupt, nicht empfängt. Auf diese völlig unnormale Weise wäre er bezüglich der Jurisdiktion Haupt der Kirche, ohne deren Glied zu sein.“ (2)
Der in Frage stehende Fall ist also wirklich die Ausnahme von der Ausnahme, so könnte man es wohl am Treffendsten formulieren, und „vollkommen unnormal – omnino anormalis“! Diesen Fall machen sodann unsere Fußnotentheologen ganz einfach zur Regel, womit sie dem „bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts“ die absurde Meinung unterschieben, jedweder Häretiker könnte so einfach weiterhin Papst bleiben. Natürlich sagen alle großen Theologen das genaue Gegenteil – und deswegen natürlich „auch Garrigou-Lagrange, einer der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts“!
Dabei ist Garrigou-Lagrange in seinem Urteil über einen geheimen Häretiker sogar noch strenger als der hl. Robert Bellarmin, gehört dieser doch für ihn gar nicht mehr zur Kirche. Daher ergibt sich für ihn überhaupt erst das große Problem – diese völlig abnormale Situation! – wie denn ein geheimer Häretiker überhaupt noch das Haupt der Kirche sein könne. Bei offenkundiger Häresie existiert dieses Problem für ihn und viele anderen Theologen gar nicht, wie wir noch genauer sehen werden.
Die Theologen und Kanonisten haben nämlich zu allen Zeiten gesehen, daß ein Papst von niemandem zu richten ist, also auch von niemandem abgesetzt werden kann, außer in zwei Fällen. In dem Werk von F. Kober „Die Deposition und Degradation nach den Grundsätzen des kirchlichen Rechts historisch-dogmatisch dargestellt“, Tübingen 1867, kann man dazu zusammenfassend lesen: „Wenn wir die Häresie und das Schisma als die zwei Fälle bezeichneten, welche von der Regel, daß der Papst nicht abgesetzt werden könne, eine Ausnahme begründen, so ist der letztere Ausdruck doch nur im uneigentlichen Sinne zu verstehen, denn weder bei dem einen noch bei dem andern Verbrechen wird der Papst abgesetzt. Wenn der Inhaber des hl. Stuhles in Häresie verfallen sollte, so hat er sich selbst aus der Mitgliedschaft der Kirche ausgeschlossen, kann also auch nicht mehr ihr Oberhaupt sein. Der Ausspruch des Konzils, daß der Häretiker sein Amt verwirkt habe, ist keine Deposition, sondern nur die Erklärung, der Tatbestand der Häresie liege vor, der Papst habe sich selbst aus der Kirche ausgeschlossen und seiner erhabenen Würde beraubt. Ganz in derselben Weise verhält es sich beim Schisma.“
Dieser Text eines echten Theologen läßt an Klarheit nichts zu wünschen übrig!
Beim Lesen vieler Texte von Traditionalisten fällt auf, der Gedanke, ein Häretiker könne auf dem Stuhl Petri sitzen, beunruhigt sie gar nicht wirklich, geschweige denn, daß er sie ängstigen würde. Unsere beiden Tradis schwafeln von geheimen Häretikern in Rom, wobei ihre Häresie gar nicht so geheim ist, wie sie tun – und zeigen dabei gar keinerlei Sorge! Wie ist das möglich?
Die Erklärung dafür haben wir schon mehrmals gegeben, sie brauchen gar keinen Papst für ihren modernistischen Glauben und ihre modernistische Menschenmachwerkskirche. Das wird jedesmal offenbar, wenn sie über einen häretischen „Papst“ reden oder schreiben oder sich Gedanken machen. Ihre „theologischen“ Erwägungen kommen daher wie ein „theologisches“ Sandkastenspiel: Was kümmert uns die Wirklichkeit, im Sandkasten ist alles so schön einfach, so friedvoll und nett.
Suarez – Doctor Eximius
Es ist richtig wohltuend, hierzu wieder einmal einen Kontrast herzustellen. In dem schon erwähnten Beitrag „Fußnotentheologen Teil 2“ wurde das Thema vom geheimen Häretiker schon ausführlich behandelt. Zu dem Thema wird Franz Suarez zitiert, der ebenfalls gerne von dieser Art Traditionalisten vor ihren den Karren gespannt wird. Unsere damalige Antwort auf ein Büchlein eines solchen ruft einem in Erinnerung: Es gibt nichts Neues unter der Sonne des Traditionalistenhimmels. Immer derselbe Unsinn.
Damals schrieben wir:
Lassen wir zu diesem Thema auch noch den bedeutenden Jesuitentheologen Franz Suarez zu Wort kommen, der ebenfalls als einer der Kronzeugen für die absurden Thesen unserer Fußnotentheologen herhalten muß. Dieser betont zunächst: „Wenn er (der Papst) aber hartnäckig gegen eine schon sicher definierte Wahrheit irrt, muß man nicht mehr warten, sondern ihn auf der Stelle aus dem Amt entfernen.“ Wir sehen, anders als die Dominikaner aus Frankreich [und natürlich auch unsere Amerikaner] meint Suarez nicht, ein zweifelhafter Papst könne ruhig über Jahrzehnte weiter im Amt bleiben, sondern er müsse auf der Stelle aus diesem entfernt werden! Für Suarez steht jedoch nach dieser Feststellung noch die Frage im Raum, wie denn konkret, in der Wirklichkeit, wenn es denn wirklich so kommen sollte, der Häretiker aus seinem Amte entfernt werden soll und wie lange das evtl. dauern könne oder würde? Dazu meint Suarez: „Was zwar jedem freisteht als wahrscheinlich anzunehmen, mir jedoch scheint kurz gesagt frömmer und wahrscheinlicher, daß zwar der Papst, als Privatperson, aus Unwissenheit, nicht aber aus Hartnäckigkeit irren kann. Obwohl nämlich Gott bewirken kann, daß ein häretischer Papst der Kirche nicht schadet, so scheint es doch der göttlichen Vorsehung angemessener, daß, weil Gott versprochen hat, der Papst würde bei einer Definition niemals irren, er folglich dafür sorgen würde, daß jener niemals Häretiker sei. Ich füge hinzu, daß dieser Fall (eines häretischen Papstes) in der Kirche noch niemals eintrat und nach Einschätzung der göttlichen Ordnung und Vorsehung auch niemals eintreten kann.“ (9)
Wenn man diese Passage des Jesuiten liest, kommt man ein wenig ins Stocken, denn irgendwie will es nicht zusammenpassen, was er sagt. Einerseits meint er Gott könne bewirken, daß ein häretischer Papst der Kirche nicht schadet, anderseits ist er wieder überzeugt, daß die Vorsehung Gottes so etwas nicht zulassen würde – Warum diese Sorge? Ist sich Suarez doch nicht so sicher, daß die Kirche einen Häretiker auf dem Stuhl Petri so schadlos überlebt?
Doch folgen wir dem Text des „Doctor Eximius“, des „herausragenden Lehrers“ noch weiter. Man kann beim Lesen dieser Zeilen nur feststellen, dem großen Theologen Suarez läßt der Gedanke, ein Häretiker könnte wirklich auf dem Papstthron sitzen, einfach keine Ruhe. Er greift diesen nochmals auf und gibt zu bedenken: „Und dieselbe Unannehmlichkeit würde folgen, wenn ein geheimer Häretiker zum Papst gewählt wird, was niemand, soweit ich sehe, leugnet, daß es geschehen könnte; wenn also solches geschehen würde, scheint man es nicht leugnen zu können, daß ein solcher Papst auch mit seiner Häresie (Papst) bleibe. Wie aber immer es in solchen Fällen sei, es ist ganz und gar zu glauben, daß Gott es niemals zulassen wird, daß die Kirche in solche Bedrängnisse geraten würde, wie sie die oben berührten Zweifel unterstellen. Wenn nämlich irgendein solcher Papst anfinge, der Kirche vorzustehen, würde ihn Gott entweder unverzüglich aus unserer Mitte nehmen, oder er würde sicherlich vorsehen, mit welchen Mitteln er ein derartiges Übel in Kürze austilgen könne, wie wir sehen, daß er es schon in weniger dringenden Fällen immer getan hat.“ (10)
Man muß sich das richtig vergegenwärtigen: Suarez spricht von einem wirklich geheimen Häretiker, nicht „geheim“ im Sinne der Amerikaner. Ein solchermaßen geheimer Häretiker kommt also auf den Stuhl Petri, niemand weiß etwas von seiner Häresie, er trägt sie wirklich nur in seinem Herzen. Und dennoch wird bei diesem Gedanken unserem gelehrten Jesuiten ganz und gar unheimlich zumute! Es wird ihm so unheimlich zumute, daß er überzeugt ist: Wie aber immer es in solchen Fällen sei, es ist ganz und gar zu glauben, daß Gott es niemals zulassen wird, daß die Kirche in solche Bedrängnisse geraten würde, wie sie die oben berührten Zweifel unterstellen.
Göttlicher Offenbarungsglaube vs. Menschenmachwerksglaube
Nochmals: Suarez spricht von einem wirklich geheimen Häretiker, und dennoch spricht er von einer derartigen Bedrängnis der Kirche, daß er meint, Gott würde so etwas niemals zulassen. Was für eine andere Gedankenwelt! Unsere Amerikaner erleben nun schon seit Jahrzehnten auf dem Stuhl Petri in ihrem Sinne geheime – also fröhlich ihre Häresie verbreitende – Männer, die alles ruiniert haben, was katholisch war, und empfinden keinerlei Seelennot. Ganz im Gegenteil, ihre größte Not besteht darin, daß jemand sagen könnte, diese Männer seien gar keine Päpste. Was für ein gewaltiger Unterschied zu Franz Suarez und allen echten Theologen, ein Unterschied wie Tag und Nacht, der Unterschied zwischen dem göttlichen Glauben und einem Menschenmachwerksglauben!
Es ist ein unleugbare Tatsache: Unsere in der Piusideologie herangebildeten amerikanischen Traditionalisten verspüren keinerlei Not – schon gar nicht allein bei dem Gedanken wie Suarez –, sondern selbst nicht nach über Jahrzehnte hinweg gemachten Erfahrungen mit Häretikern, Götzendienern und Apostaten auf dem Stuhl Petri!
Dem Leser sei hier deshalb angeraten, sich selber zu befragen, ob denn er ebenfalls bei dem Gedanken eines geheimen Häretikers eine solche Seelennot wie Franz Suarez verspüre oder keine wie die Amerikaner. Und er möge sich zudem fragen, ob er denn diese Not, falls er sie verspürt, auch begründen könne.
Warum kann man den Papst nicht meiden?
Woher kommt diese, das katholische Gemüt so bedrückende Not?
Der hl. Robert Bellarmin erklärt sie so: „Aber ein Papst kann, solange er Papst bleibt, nicht vermieden werden. Denn wie sollen wir unser Haupt vermeiden? Wie sollen wir von einem mit uns verbundenen Gliede lassen?"
Schau an! Einen Papst kann man nicht vermeiden, d.h. man kommt als Katholik an ihm nicht vorbei! Seltsam, gerade das bilden sich unsere amerikanischen Traditionalisten ein und meinen dabei noch allen Ernstes, endlich den wahren Robert Bellarmin entdeckt zu haben. Man sieht, sie haben sich nur eine neue Lehre über das Papstamt zusammengeschustert.
Warum kann man denn eigentlich als Katholik den Papst nicht meiden? Anders gefragt: Was hat der Papst mit meinemkatholischen Glauben zu schaffen?
In ihrem Buch „Wahrer oder falscher Papst?“ gegen den Sedisvakantismus zitieren die Amerikaner Kardinal Billot, der festgestellt hat, „Das öffentliche Anhangen der ganzen Kirche ist immer aus sich ein unfehlbares Zeichen der Legitimität der Person des Papstes.“ Die Aussageabsicht der beiden ist leicht zu begreifen: Weil selbst ein Bergoglio von allen „Katholiken“ als Papst anerkannt wird, ist dieser Papst. Die Amerikaner verschweigen hinterhältigerweise ihren Lesern die Begründung für diese Ansicht des Kardinals. Dieser weist nämlich sogleich auf die Folgen hin, die eine Anhänglichkeit an einen falschen Papst unmittelbar und sofort nach sich ziehen würde: „Es wäre nämlich dasselbe, wenn die Kirche einem falschen Papst anhinge, wie wenn sie damit einer falschen Glaubensregel anhinge, da der Papst die lebendige (Glaubens-)Regel ist, der die Kirche im Glauben folgen muß und in der Tat immer folgt, was aus dem Gesagten im Folgenden noch klarer gezeigt werden wird.“
In diesen Worten wird die umtreibende Angst des Franz Suarez so richtig verständlich: Sobald der geheime Häretiker auf dem Stuhl Petri seine Häresie nicht mehr geheim, nicht nur verborgen in seinem Herzen trägt, sondern äußert, also nach außen in Wort oder Tat kundgibt, werden alle Katholiken in seine Häresie mit hineingezogen, weil der Papst die lebendigeGlaubensregel für jeden Katholiken ist.
Die Amerikaner und auch alle Traditionalisten, zu dessen Dunstkreis sie gehören, haben diese Angst nicht mehr, weil ihr „Papst“ nicht mehr die lebendige Regel ihres Glaubens ist. Ihre Glaubensregel ist ihr eigenes Urteil. Dieses ist immer die letzte Instanz ihres Glaubens, wie bei den Protestanten auch. Darum bekümmert es sie nicht wirklich, daß seit Jahrzehnten Häretiker auf dem Papstthron sitzen. Ja, sie finden es dennoch recht lustig, katholisch zu sein, denn sie haben die Tradition.
Amtsverlust geheimer Häretiker?
Es sei noch auf ein weiteres Kuriosum hingewiesen, das die geistige Kapazität unserer Google-„Theologen“ näher beleuchtet. Die beiden zitieren im Eifer ihres Gefechts den lutherischen Theologen Johannes Gerhard, der sich seinerzeit mit dem heiligen Bellarmin beschäftigt hatte, und sich bemühte, gegen ihn zu argumentieren: „Durch göttliches Recht hört derjenige auf, wahrer Bischof zu sein, welcher häretische Lehren vertritt, mag er auch den Stuhl de facto noch innehaben.“
Unsere beiden Amerikaner riechen darin sofort die sedisvakantistische Falle – und das bei einem Protestanten! Na also, da haben wir es, die Sedisvakantisten sind die heutigen Protestanten, denn sie argumentieren genau wie Paul Gerhard und dieser war unzweifelhaft ein Protestant. Man weiß nun wirklich nicht, soll man lachen oder weinen, denn unsere Google-„Theologen“ können sich offenbar nicht vorstellen, daß auch ein Protestant einmal etwas Richtiges sagen kann. Und leider hat ihre Suchmaschine nicht zugleich mit ausgespuckt: „Vorsicht! Hier benützt der Protestant Paul Gerhard ein Argument des hl. Robert, um es gegen ihn und die Katholiken zu wenden.“ Der Protestant hat einfach diese richtige Einsicht falsch anwendet, wohingegen der hl. Robert sie selbstverständlich richtig anzuwenden weiß.
Noch ein weiteres Zitat von Johannes Gerhard erspähen unsere theologischen Aasgeier, das ihr Vorurteil, die „Sedisvakantisten“ seien die Protestanten unserer Tage, bestätigen soll: „Aber all das ist nur deswegen, damit ein solcher im politischen und kirchlichen Forum als Häretiker erklärt und damit der Bestrafung unterworfen wird, die ihm gebührt. Vor dem göttlichen Gericht braucht es kein menschliches Urteil, denn vor Gott ist der ein Häretiker, welcher eine falsche Lehre umfaßt und bekennt, die sich gegen die Glaubensgründe richtet, selbst wenn die ganze Welt ihn nicht nur nicht als Häretiker sieht, sondern ihn sogar als Nachfolger Petri verehrt. Darum sagen sogar einige papistische Schreiber, daß der römische Papst durch (göttliches) Recht aufhöre Papst zu sein, wenn er in Häresie falle. So z.B. Torquemada.“
Vor lauter Freude über ihren Fund übersehen die beiden wiederum, daß dies ebenfalls die Meinung des hl. Robert Bellarmin ist. So eine Gemeinheit, wie kann der hl. Kirchenlehrer derselben Meinung sein wie ein Protestant! Oder muß es nicht umgekehrt heißen, denn Gerhard hat etwas später als Bellarmin gelebt. Dabei gibt der Protestant sogar noch das Stichwort an, woran man sich recht leicht hätte orientieren können, nämlich Torquemada. Diesen erwähnt der hl. Kirchenlehrer bekanntlich in der „zweiten Meinung“, wobei er jedoch dessen Ansicht zurückweist. Wir haben schon davon gehört: Während Torquemada den Amtsverlust auch für geheime Häretiker behauptet, tritt er für Bellarmin nur für offenkundige Häretiker ein.
IMPRIMATUR
Man faßt es nicht! Wie können auch nur einigermaßen gebildete Männer solchen Unsinn schreiben? Wie kann man so blind sein, daß man einen Satz, nur weil er von einem Protestanten stammt, nicht mehr unvoreingenommen beurteilen kann? Wie kann man übersehen, daß der Protestant die Meinung des hl. Bellarmin wiedergibt, um sodann die Sedisvakantisten als Protestanten zu verunglimpfen, weil sie dasselbe sagen?
Den beiden Amerikanern kann man nun wirklich nur den dringenden Rat geben: Schuster, bleib bei deinem Leisten! Kehren Sie doch bitte wieder zurück zu Ihren Versicherungsgeschäften bzw. zu Ihren Klienten und tun sie den Job, von dem Sie etwas verstehen, aber bitte lassen Sie Ihre Hand von der Theologie!
Irgendwie sehnt man jene Zeit zurück, in der es noch ein ordentliches kirchliches Imprimatur gab. Kein Buch durfte ohne Prüfung durch den zuständigen Bischof veröffentlicht werden, das sich mit kirchlichen Themen befaßte. Die Katholiken konnten sich darauf verlassen, ein Buch mit Imprimatur kann man bedenkenlos lesen. So war es wenigstens in den guten alten Zeiten. Eines ist sicher, in diesen guten alten Zeiten hätte das Buch der Amerikaner sicher kein kirchliches Imprimatur erhalten, weshalb jeder gute Katholik seine Finger davon gelassen hätte. Bei den Piusbrüdern ist es anders, ihr großes Buch gegen den Sedisvakantismus hat der damalige Generalobere mit einem Vorwort versehen.
Wir wollen abschließend doch noch kurz wiederholen, was der richtige hl. Robert Bellarmin zu unserem Thema gesagt hat. Der Heilige gibt zu bedenken, es „könne an den Bischöfen zweierlei in Betracht gezogen werden“.
„Erstens, daß sie die Stelle Christi einnehmen und wir ihnen deshalb gehorchen müssen, und sie uns in dem, was zum Heile notwendig ist, nicht täuschen können.
Zweitens, daß sie die Weihe- und Rechtsgewalt haben. Betrachten wir sie auf die erste Weise, so haben wir unfehlbare sichere Gewißheit, daß diejenigen, welche wir sehen, wahre Bischöfe und unsere Hirten sind. Denn dazu ist weder der Glaube, noch der Charakter der Weihe, noch die gesetzliche Erwählung erforderlich, sondern bloß, daß sie als solche von der Kirche angesehen werden.“
In Beitrag auf „zelozelavi“ heißt es dazu: „Das ist die Passage, die S&S herausgepickt haben, während sie uns den gesamten Kontext und damit den Sinn der Aussage völlig unterschlagen haben. Das sehen wir deutlich, wenn wir nun weiterlesen.“
Bellarmin in Reinform
Bevor wir weiterlesen, möchten wir wenigstens kurz anmerken, daß S&Sdiese Stelle schon sehr selektiv gelesen haben, also mit ihrer Piusbrille, bzw. den Tomaten auf den Augen, die doch das Lesen sehr erschweren müssen. Denn in den Ohren der Piustradis hätte es doch klingeln müssen, wenn es da heißt, daß wir den Bischöfen gehorchen müssen, und sie uns in dem, was zum Heile notwendig ist, nicht täuschen können.
„Was für ein sedisvakatistisches Geschwafel!“, hätten die beiden ausrufen müssen. Aber darüber kann man getrost hinwegsehen, heißt es dann immerhin: Denn dazu ist weder der Glaube, noch der Charakter der Weihe, noch die gesetzliche Erwählung erforderlich, sondern bloß, daß sie als solche von der Kirche angesehen werden. Na also! Das klingt nach Piusgeschwafel, das können wir gut gebrauchen. Das ist unser hl. Robert Bellarmin!
Aber wie geht es eigentlich weiter? Denn rein statistisch betrachtet steht es doch immerhin erst eins zu eins. Ehrlich gesagt, das hätte doch den Amerikanern für einen Sieg ihres Bellarmin nicht gereicht.
Nun, unbekümmert um die abenteuerliche Meinung der Amerikaner, fährt der hl. Kirchenlehrer souverän mit seiner katholischen Belehrung fort: „Sonach sind jene nicht absolut wahrhafte Bischöfe und Hirten, sondern in Ansehung jener drei erwähnten Stücke“, die da sind: „daß sie die Stelle Christi einnehmen und wir ihnen deshalb gehorchen müssen, und sie uns in dem, was zum Heile notwendig ist, nicht täuschen können.„
„Dies ist ebensoviel, als ob wir sagten, jene seien zwar nicht an sich wahre Bischöfe, gleichwohl sei man ihnen so lange, als sie von der Kirche für solche gehalten werden, Gehorsam schuldig, da auch ein im Irrtum befangenes Gewissen verpflichte; auch nähmen sie die Stelle Christi ein, nicht dem Rechte, sondern der Wirklichkeit nach, da sie in der Tat das Volk im Namen Christi regierten; endlich, die Kirche könne von ihnen nicht getäuscht werden, da die Kirche nicht irren könne und gleichwohl gehalten sei, denjenigen zu folgen, welche sie für wahre Hirten hält.“ Und damit noch nicht genug: „Dieser letzte Punkt muß vernünftig unter der Voraussetzung so gefaßt werden, daß Bischöfe der Art in der Lehre sämtlich übereinstimmen, oder Päpste sind. Denn es unterliegt keinem Zweifel, daß Partikularbischöfe, wenn sie von anderen abweichen, irren können.“
Das ist freilich kein Piusgeschwafel mehr, das ist richtig gute katholische Kost. Auffallend ist nun durchaus, daß die Sedisvakantisten immer schon so reden. Sie werden doch nicht beim hl. Robert in die Schule gegangen sein? Sie werden es doch nicht tatsächlich gewagt haben, seine Texte ohne Tomaten auf den Augen zu lesen?
Ein neues „geheim“
Beenden wir unsere Überlegungen mit einem besonderen Schmankerl.
Unser Traditionalisten-Duo hat uns belehrt, daß die derzeitigen „Päpste“ immer noch Päpste sind, weil deren Irrtümer nur geheim sind. Sie sind gerade nicht so offenbar, wie es sein müßte, daß man sagen könnte, jeder kann sie wahrnehmen.
Nun hegen aber unser amerikanischer Geschäftsmann und sein Kompagnon, der Rechtsanwalt, eine geheime Hoffnung. Diese besteht darin – wir folgen der Darstellung auf „zelozelavi“ -, Gott möge „unseren Kardinälen und Bischöfen“ die „Weisheit“ und den „Mut“ geben abzuwägen, ob ein Prozeß gegen „Franziskus“ eingeleitet werden solle, der zu einem „diskretiven“ Urteil führen könnte, um ihren „Papst“ entweder zur Reue und Bekehrung zu bewegen oder ihn der Häresie zu überführen und zu richten, damit er aus dem Leibe der Kirche ausgeschieden werden könne und nicht länger „eine klare und gegenwärtige Gefahr für die Gläubigen“ wäre.
Haben wir uns etwa verlesen – haben uns womöglich die Piustomaten getäuscht? Da steht nun wirklich, man kann es nicht leugnen: „eine klare und gegenwärtige Gefahr für die Gläubigen“. Woher wissen die beiden das denn, wenn doch alles so geheim ist, daß das gar niemand wissen kann? Stellen sie sich vor, die Gefahr soll „klar“ und „gegenwärtig“ sein, aber dennoch so geheim, daß jeder diese Häretiker immer noch als seinen Papst akzeptieren muß! Und obwohl die Gefahr klar und gegenwärtig ist, muß man erst noch beten, daß Gott „unseren Kardinälen und Bischöfen“ die „Weisheit“ und den „Mut“ gebe abzuwägen, ob ein Prozeß gegen „Franziskus“ eingeleitet werden solle, der zu einem „diskretiven“ Urteil führen könnte. Was aber, wenn die Herren Kardinäle und Bischöfe darauf bestehen, daß der Irrtum weiterhin geheim ist, wenn sie die Wirklichkeit weiterhin mit ihren Tomaten auf den Augen betrachten wollen? Dann wäre weiterhin niemand befugt, über den Herrn Papst zu Gericht zu sitzen – und immerhin sitzt dieser am längeren Hebel der Macht und außerdem scheint er recht jähzornig und nachtragend zu sein. Also, nur nichts riskieren! Ja, vielleicht sind deswegen den Herren Kardinälen und Bischöfen die Tomaten auf den Augen sogar lieber als ein Fußtritt des Herrn Bergoglio. Da es in der Menschenmachwerkskirche bekanntlich sehr menschlich zugeht, ist das sicherlich wirklichkeitsnäher als das von den Amerikanern erträumte Konzil. Außerdem ist nicht anzunehmen, daß die Herren Kardinäle und Bischöfe erst nachlesen werden, wie sie mit Hilfe zweier Google-„Theologen“ zu einem „diskretiven“ Urteil darüber kommen können, ob Herr Bergoglio noch Papst ist oder nicht.
Der Autor John Salza
Wir fragen uns – nun wirklich ernsthaft: Wie sollten Modernisten zu einem solchen Urteil kommen, wo doch für sie der Glaubensinhalt, die Glaubenssätze keinerlei Rolle spielen? So ein Konzil scheint nur eine Alibifunktion für die etwas konservativen Modernisten zu sein, deren Geschmack etwas nostalgisch angehaucht ist. Ein solcher Konservativismus ist jedoch immer auch relativ, er hat selber keinen lehrmäßigen Halt in dieser Menschenmachwerkskirche.
In einer im Internet verbreiteten Nachricht, heißt es: John Salza hat die FSSPX verlassen und ist in die Novus Ordo Kirche zurückgekehrt. Er selbst erklärte, er kam zu dieser Entscheidung, nachdem er den Sedisvakantismus studiert habe.
Diese Erklärung hat uns veranlaßt, doch noch ein wenig Biographisches über John Salza einzuholen.
In der Biographie sticht hervor, der in einer „katholischen“ Familie aufgewachsene John Salza war Freimaurer. Als junger Rechtsanwalt trat er in die Loge ein, weil er sich dadurch einen sozialen und beruflichen Vorteil erhoffte. Salza wurde infolgedessen Mitglied sogar zweier verschiedener Freimaurerlogen, und er stieg bis zum 32. Grad auf. In einer der Logen wurde er fast zum „Worshipful Master“ (Meister des Stuhls) gewählt. Während dieser Zeit behauptete John Salza immer noch, Katholik zu sein!
Während also Salza immer noch darauf bestand, katholisch zu sein, schwor er auf Allah und den Koran. Dieses Ritual war nämlich Teil seiner Einweihung in den Schrein-Grad. Er selbst gibt zu, daß er sich in dämonischen „Selbstfluch“, Riten des „Apostasie“, „Götzendienst“, „Blasphemie“ und „Heuchelei“ engagiert hat. Weiter gesteht er, daß er Teil der „Synagoge Satans“ und einer Sekte war, die „gegen die Vernunft“ und „wahnsinnig“ ist. Zudem bekennt er, daß die Freimaurerei den Menschen beibringt, wie man lügt, und daß er, indem er andere auf seinen Weg führte, anderen ebenfalls beigebracht hat, wie man lügt. Weil er in der Freimaurerloge Offizier war, war er daran beteiligt, anderen den teuflischen Eid der Freimaurerei zu übertragen und nicht nur selber zu leisten. Salza gesteht, daß Menschen, die dies taten, zuweilen dämonisch besessen wurden.
Es ist nun recht befremdlich, wenn John Salza selbst nach seiner angeblichen Bekehrung in einem Gespräch behauptet: „I am not saying that Freemasonry has a plan to infiltrate the Church… Ich sage nicht, daß die Freimaurerei einen Plan hat, die Kirche zu infiltrieren.“
Diese Behauptung ist so lächerlich, daß sie schon verdächtig ist. Jedenfalls stellt sie eine wissentliche Täuschung aller Zuschauer bzw. Zuhörer dar, die selbstverständlich dem ehemaligen Freimaurer grade deswegen vertrauen, weil er doch wissen muß, wovon er spricht, oder etwa nicht?
Allein schon aufgrund dieser befremdenden Aussage vermuten manche sicherlich nicht zu Unrecht, seine Bekehrung sei nicht echt gewesen. Mit seiner nunmehr erfolgten vollständigen „Bekehrung“ zur Menschenmachwerkskirche ist er letztlich auch öffentlich nur wieder zu seinen „Brüdern“ zurückgekehrt, denn Bergoglios Zugehörigkeit zur Freimaurerei ist unzweifelhaft. Salzas Ausflug in die Tradiwelt scheint beendet – nachdem er den Sedisvakantismus studiert und eifrig bekämpft hat. War das womöglich der Arbeitsauftrag seiner Freimaurerbrüder für seine Piuszeit?
Bekehrung oder Wechsel des Arbeitsfeldes?
Als Freimaurer des 32. Grades (!) war John Salza praktizierender Satanist. Wenn sich ein solcher wirklich bekehrt, würde ein verantwortungsvoller Hirte so jemandem sofort erlauben, in einer kirchlichen Organisation eine führende Stellung einzunehmen und andere „traditionelle Katholiken“ zu belehren? Sicherlich nicht! Es ist selbstverständlich zu befürchten, daß jemand mit einer so dunklen Vergangenheit sich als leichtes Spiel für Satan erweisen würde, wenn man ihm nicht entsprechend seelsorglich beisteht und ihn schützt.
Jemand, der sich Satan geweiht und jahrelang den teuflisch-freimaurerischen Lehren und „Gehorsam“ ausgesetzt war, kehrt nicht so einfach wieder in ein normales Leben zurück. Man bedenke nur einmal, all die Flüche, die mit dem Verlassen der Freimaurerei einhergehen, müssen durch Gebet und Opfer aufgehoben werden. Aus Erfahrung weiß man, wie ehemalige Freimaurer oft lange noch gequält und mit allen möglichen psychischen, körperlichen und spirituellen Angriffen geplagt werden. Außerdem ist wohl bei einem ehemals praktizierenden Satanisten ein Exorzismus unbedingt notwendig – davon liest man in der Biographie John Salzas nichts.
Und selbst wenn ein Exorzismus vorgenommen worden sein sollte, ist es immer noch so, daß der ausgetriebene Teufel, der ruhelos in der Wüste umherirrt, wieder zurückkehrt in sein verlassenes Haus – „Und wenn er kommt und es leer, ausgefegt und geschmückt vorfindet, geht er hin und holt noch sieben andere Geister, die schlimmer sind als er selbst. Sie ziehen ein und lassen sich darin nieder. Und die letzten Dinge jenes Menschen werden schlimmer sein als die ersten.“
In einem Kommentar auf der Internetseite „fromrome.info“ schreibt Bruder Bugnolo über John Salza:„Ich hinterließ einen Kommentar auf Herrn Salzas Blog, in dem ich ihn für seinen sehr unchristlichen Angriff auf Ann Barnhardt (Lügner und Narr) schalt. Ich bat ihn auch, freundlich zu erklären, warum, wenn er wirklich ein EHEMALIGER Freimaurer ist, er so höllisch darauf bedacht ist, einen offensichtlichen Ketzer zu verteidigen, wenn nicht einen regelrechten Betrüger und Usurpator (meine persönliche Meinung), womit er erscheint, als würde er damit Wasser für die Große Loge tragen. Unnötig zu sagen, er blockierte meinen Kommentar. Vielleicht sind die Freimaurer wie die NIS und die CIA: Niemand in den oberen Rängen geht jemals wirklich, schon gar nicht lebendig.“