Die neue Ausgabe Nr. 28 unserer Zeitschrift "Antimodernist" ist erschienen und kann auf unserer Seite thomasvonaquin.org bestellt werden.
Im begleitenden Rundbrief Nr. 35 heißt es:
Die Liturgie der hl. Weihnachtszeit durchbetet das Geheimnis des menschgewordenen Gottessohnes. Dadurch wächst unsere Glaubenseinsicht und festigt sich mehr und mehr unsere Gottverbundenheit – wenigstens soll es so sein.
Jeder wache Katholik stößt sich hierbei an der gegenwärtigen „kirchlichen“ Wirklichkeit. Was ihm nämlich die hl. Liturgie – also nicht irgendeine modernistische Pseudoliturgie! – als immerwährenden Glauben der katholischen Kirche vorlegt, wird von den Lehrern der Menschenmachwerkskirche und ihren „Hirten“ nur noch belächelt. Mit anderen Worten: Wo man auch hinschaut, die Irrlehre dominiert! Daraus folgt ein unvorstellbares Durcheinander. In diesem Durcheinander sucht man nach einer Orientierung. Aber auch hierin ist der Katholik ziemlich alleingelassen, denn letztlich hat die gesamte Hierarchie auf dem sog. 2. Vatikanum versagt.
Seitdem leiden wir unter dem Schreckgespenst der autoritätslosen Zeit. Unwillkürlich fragt man als Katholik: Hat es in der Kirchengeschichte schon einmal etwas Vergleichbares gegeben? Manche verweisen auf die Zeit der arianischen Irrlehre, manche auf die Zeit der sog. Reformation, manche auf die Wirren während der Französischen Revolution. Von diesen drei Beispielen kommt wohl das erste unserer Zeit am nächsten. Es gibt jedoch noch ein Ereignis in der Kirchengeschichte, das mit unserer verworrenen Lage am ehesten vergleichbar ist: Das Abendländische Schisma.
Die Wirrnisse während dieser Zeit müssen ganz außergewöhnlich gewesen sein, wenn man bedenkt, daß es während etwa 40 Jahren zunächst zwei, dann sogar drei „Päpste“ gab. Wie konnte es dazu kommen? Was bedeutete dieses Schisma – also die Spaltung der ganzen katholischen Christenheit – für die damaligen Zeitgenossen? Wie sind die verschiedenen Päpste zu beurteilen?
Die erste Nummer unserer Zeitschrift in diesem Jahr 2021 beschäftigt sich zunächst mit der Vorgeschichte des Abendländischen Schismas. Wir beginnen mit der Auseinandersetzung Papst Bonifaz‘ VIII. mit dem französischen König, Philipp dem Schönen.
Wie so oft in der Geschichte schlug das Pendel der geistigen Entwicklung wieder einmal ins Gegenteil um. In den letzten zwei diesen Ereignissen vorausgehenden Jahrhunderten hatten die Päpste größte Mühe, ihre Unabhängigkeit von der weltlichen Macht und damit natürlich auch von den weltlichen Machthabern zu verteidigen. Nachdem das gelungen war, wodurch sich auch die politische Macht der Päpste stärkte, holten die weltlichen Machthaber zum Gegenschlag aus. Philipp der Schöne wollte letztlich die Kirche zu einer Staatskirche erniedrigen, die seinen Interessen zu dienen hatte. Als Bonifaz VIII. daraufhin die Rechte der Kirche verteidigte, veranstaltete der König eine regelrechte Treibjagd der Verleumdungen gegen ihn. Im Zusammenhang mit dem Vatikanischen Konzil hat Dr. M. Jos. Scheeben diesen Fall ausgiebig und erschöpfend dargelegt, da die Gegner des Unfehlbarkeitsdogmas den Fall Bonifaz VIII. für sich auszuschlachten suchten. Er zeigt, wie sachlich unbegründet die Angriffe gegen den Papst waren und was dieser wirklich gelehrt hat. Diese Arbeit ist auch deswegen ganz aktuell, weil bis heute die Verleumdungen gegen Bonifaz VIII. und namentlich seine Bulle „Unam sanctam“ im Umlauf sind und leider auch bei den Traditionalisten eifrig nachgebetet werden, da sie so gut in ihr falsches Papstbild passen.
Nach dem Tod Bonifaz‘ VIII. beginnt das sog. babylonische Exil der Päpste. Durch die dauernden Unruhen in Italien bedrängt, begannen die Päpste in Avignon zu residieren und von dort aus die Kirche zu regieren. Eine recht verhängnisvolle Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Lesen Sie dazu unsere zusammenfassende Darstellung dieser folgenschweren Jahre.
Für uns bleibt die Vorsehung Gottes immer auch ein Geheimnis. Nachdem Papst Gregor XI. sich durch die vielfältigen Mahnungen, besonders der hl. Katharina von Siena, endlich hat bewegen lassen, wieder nach Rom zurückzukehren, führte nach seinem Tod die Neuwahl schließlich zum abendländischen Schisma. Fortan gab es zwei Päpste, einen in Rom und einen in Avignon.
Das Lexikon für Theologie und Kirche (LThK) von Buchberger (9. Band, Freiburg i.Br. 1937) bemerkt dazu: „Das Schisma war das natürliche Kind der Avignonesischen Periode. (…) Die Folge des Schismas war eine ungeheure Verwirrung und Unordnung: gegenseitige Exkommunikation der Päpste samt deren Anhang, erhöhte Bedürfnisse für 2 päpstliche Hofhaltungen, noch größere finanzielle Bedrückung der Christenheit, Streit um Bischofstühle und andere kirchliche Stellen, die vielfach doppelt besetzt wurden, beängstigende Zweifel, wer der rechtmäßige Papst, Bischof usw. sei (…), Schwächung aller kirchlichen Autorität, besonders des päpstlichen Ansehens, Lockerung der Disziplin und Sittlichkeit in Klerus und Volk und vielleicht als schlimmste Frucht die konziliare Theorie und der Gallikanismus.“
Das klingt doch schon recht ähnlich dem, was wir während der letzten Jahrzehnte erlebt haben und immer noch erleben müssen. Damals hat Gottes Vorsehung den Kaiser erwählt, um diese trostlose Zeit zu beenden. – „Es ist sicherlich das Verdienst König Sigismunds, endlich doch das Konzil von Konstanz zustande und zu einem glücklichen Abschluß gebracht zu haben, auf welchem dann endlich, nach über 40 Jahren, die Überwindung des Schismas gelang.“ – Wie wird Gott wohl unsere papstlose Zeit überwinden? Das „Wie“ kennen wir noch nicht, auch nicht das „Wann“, aber daß Er es tun wird, erhoffen wir zuversichtlich aus unserem Glauben.