Die göttliche Vorsehung führt jeden Menschen ganz einmalig und einzigartig durchs Leben. Das wird bei den Heiligen besonders offenbar, hat doch jeder Heilige seine Talente, Charismen, Aufgaben und Prüfungen, in denen die Gnadenführung Gottes sich zeigt und vollendet. Der Weg des Johannes Maria Vianney zum Priestertum war lang und dornig. Nur aufgrund seiner tiefen und gefestigten Frömmigkeit war es ihm möglich, die vielen und schweren Prüfungen Gottes auf diesem Weg zum Altar zu bestehen. Wir wollen ihn auf diesem Weg ein wenig begleiten, um zweierlei zu lernen:
- Wie wunderbar die Fügungen Gottes für denjenigen sind, der Gott aus ganzem Herzen liebt.
- Welche hohe Würde und Auszeichnung das Priesteramt des Neuen Bundes ist.
Johannes Maria war ein Landjunge, der zuhause gebraucht wurde und schon früh soweit möglich anpacken mußte. Er lebte, ohne viel davon zu verstehen und darüber nachzudenken, das benediktinische „bete und arbeite“. Für den vierzehn- bis fünfzehnjährigen Jungen bestand der Alltag darin, täglich während der vielen Arbeit Gott nicht zu vergessen, sondern alle Mühe gerne Gottes wegen auf sich zu nehmen. Und wirklich, die Gedanken des jungen Johannes Maria gingen auch während der Arbeit wieder und wieder zu Gott. Jedesmal, wenn er ganz gesammelt war, drängte eine Stimme ihn, das Unmögliche zu versuchen: Werde Priester! Eines Tages im Jahr 1802 sagte er zu seiner Mutter ganz unvermittelt: „Wenn ich Priester werden könnte, möchte ich viele Seelen retten.“
Ein schöner Wunsch, aber wohl kaum zu verwirklichen, wie es schien. Die Schulbildung des Jungen war mehr als lückenhaft und natürlich konnte er kein Wort Latein. So hoffnungslos auch alles schien, die innere Stimme drängte Johannes Maria weiter, das Unmögliche anzupacken und Priester zu werden. Sooft er diesen Wunsch seiner Mutter anvertraute, überkam ihn eine tiefe Rührung. Sobald er jedoch dem Vater gegenüber entsprechende Andeutungen machte, wurde dieser aufgebracht: „Dummes Zeug! Womit soll ich dich denn studieren lassen? Ich habe kein Geld dafür!“ Und das war vom Vater nicht nur einfach so dahergesagt, das war die Wahrheit. Die Vianneys waren arme Bauern.
Der erste Schritt zum Priestertum: Die Pfarrschule in Ecully
So mußte die Vorsehung Gottes andere Wege finden, das Unmögliche möglich zu machen. Wie so oft benutzte Gott dazu einen anderen Menschen, nämlich Pfarrer Balley, der vor der Revolution Ordenspriester gewesen und wie so viele andere aus seinem Kloster vertrieben worden war. Dieser war ein gebildeter Mann und zudem ein vorbildlicher Seelsorger. Weil es nach der Revolution überall an Priestern fehlte, eröffnete Pfarrer Balley eine Pfarrschule, um geeignete Jungen in die höheren Studien und die lateinische Sprache einzuführen. Als der junge Johannes Maria Vianney davon hörte, war er begeistert und faßte neuen Mut. Er bestürmte seine Mutter, den Vater umzustimmen und ihn in die Schule nach Ecully gehen zu lassen. Das dauerte jedoch ganze zwei Jahre!
Nachdem der Vater seinen Widerstand aufgegeben hatte, mußte nun noch Pfarrer Balley überzeugt werden. Das war aber ebenfalls nicht ganz einfach, denn die Schule war schon überfüllt. Als einmal die Mutter Vianney ihre Schwester in Ecully besuchte, wurden beide bei Pfarrer Balley vorstellig und baten ihn inständig, Johannes Maria in seine Schule aufzunehmen. Aber der Pfarrer blieb hart. Auch der Schwager versuchte sein Glück und erreichte ebensowenig. Als er einsah, daß alles Zureden nichts nützte, nahm er zum biblischen Argument Zuflucht. Als Philippus Natanael traf und ihm berichtete: „Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben: Jesus, den Sohn Josefs, aus Nazaret.“ Da entgegnete ihm Natanael: „Kann aus Nazaret etwas Gutes kommen?“ Philippus ließ sich nicht auf lange Diskussionen ein, sondern sagte nur: „Komm und sieh!“ Ähnlich sagte der Schwager zum Pfarrer: „Aber hören Sie doch, Herr Pfarrer, darf ich einen Vorschlag machen? Gestatten Sie, daß Johannes Maria sich einmal bei Ihnen vorstellt? Ich bin sicher, wenn Sie ihn sehen, dann lassen Sie ihn nicht mehr gehen.“ Worauf der Pfarrer einlenkte: „Nun ja, gut, schicken Sie ihn mir einmal her!“ Freudestrahlend ging Herr Melin heim und berichtete seinen Erfolg. Schon wenige Tage später stand Johannes Maria vor Pfarrer Balley – und wirklich, er ließ ihn nicht wieder gehen! Zuletzt versicherte er ihm: „Ich nehme Sie auf… Und seien Sie ganz unbesorgt, mein lieber Freund, ich werde alles für Sie tun und mich für Sie opfern, wenn es sein muß.“
Mit 19 Jahren setzte sich also Johannes Maria wieder auf die Schulbank, um alles nachzuholen, was ihm an Bildung fehlte. Zwar war der junge Mann durchaus intelligent und aufgeschlossen, aber er hatte ein außerordentlich schlechtes Gedächtnis, was ihm vor allem beim Erlernen der lateinischen Sprache unbeschreibliche Mühen bereitete. Seine viel jüngeren Mitschüler konnten es einfach nicht fassen, was für sie ein Kinderspiel war, erwies sich für Johannes Maria als eine unüberwindliche Schwierigkeit. In diese Zeit fällt auch ein Vorfall, der ein helles Licht auf die außerordentliche Tugendhaftigkeit Johannes Marias wirft.
Ein außergewöhnlicher Beginn einer tiefen Freundschaft
„Schließlich nahm der begabteste seiner Mitschüler, ein gewisser Matthias Loras, sich seiner besonders an. Aber auch das nützte nichts. Loras geriet eines Tages so in Aufregung, daß er seinen Mitschüler ohrfeigte, weil dieser die elementarsten Grundlagen des Latein nicht erfassen konnte. Wie groß aber war das Erstaunen des zwölfjährigen Loras, nachdem er seinen zwanzigjährigen Mitschüler geohrfeigt hatte, daß dieser sich vor ihm niederkniete und um Verzeihung bat. Das beeindruckte ihn so sehr, daß er Johannes Maria umarmte, an sein Herz drückte und eine Freundschaft mit ihm schloß, die zeitlebens nicht mehr enden sollte. Matthias Loras wurde Missionar, ging nach Amerika und wurde später Bischof. Er führte ein so heiliges Leben, daß nach seinem Tod sein Seligsprechungsprozeß eingeleitet wurde.“
(Louis Christiani, Der heilige Pfarrer von Ars, Johannes-Verlag, Leutersdorf 1981, S. 16f)
Die unsäglichen Mühen wegen der lateinischen Sprache führten schließlich dazu, daß Johannes Maria resignierte. Eines Tages nahm er all seinen Mut zusammen und gestand Pfarrer Balley: „Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, daß alles keinen Wert hat. Ich möchte wieder nach Hause gehen.“
Scheinbar aussichtslos
Was sollte Pfr. Balley darauf antworten? Er war überzeugt, daß Johannes Maria zum Priestertum berufen war, weshalb er sich bemühte, ihn wieder aufzumuntern. Aber war das, was Johannes erkannte, nicht wahr? Rein natürlich betrachtet reichte seine Begabung aufgrund seines äußerst schlechten Gedächtnisses nicht für das Studium aus. Sollte er sich weiter erfolglos abquälen oder lieber wieder nach Hause zurückkehren?
Eine Wallfahrt zum heiligen Franz Regis
Nun, es gibt nicht nur die Natur, es gibt auch die Übernatur. Gott kann dort weiterhelfen, wo menschlich gesehen alles aussichtslos ist. Im Vertrauen auf die Hilfe Gottes machte Johannes Maria eine Fußwallfahrt nach Louvesc zum Grab des hl. Franz Regis. Es war im Jahr 1806. Hören wir hierzu den Biographen Louis Christiani:
„Hundert Kilometer pilgerte Johannes Maria zu Fuß nach Louvesc und erbettelte sich unterwegs sein tägliches Brot und das Nachtlager, nachdem er versucht hatte, den Weg ohne zu essen und zu trinken zurückzulegen.
Wenn unser Pilger auch nur um Brot bat und nichts anderes haben wollte, sah er doch mit seiner großen Gestalt und seinem ganzen Benehmen nicht nach einem Bettler aus. Man hatte wenig Mitleid und erklärte ihm, er täte besser, gleich anderen Leuten sich sein Brot zu verdienen. Als er schließlich mildtätige Menschen fand, war er völlig erschöpft. Er mußte einen schweren Weg zurücklegen, denn sein Pilgerziel, La Louvesc, lag 1100 Meter über dem Meeresspiegel.
Innig flehte er den heiligen Franz Regis an, ihm am Throne Gottes die Gnade zu erflehen, sein Studium fortsetzen zu können und ihm die Gnade zu erbitten, endlich die Grundbegriffe der lateinischen Sprache zu erfassen.
Als Johannes Maria bei einem Jesuiten in Louvesc beichtete, um anschließend zu kommunizieren, stellte dieser fest, daß unser Pilger doch etwas Geld mit auf den Weg genommen hatte. Er legte ihm die Verpflichtung auf, auf dem Heimweg ‚statt um Brot zu bitten, das Geld zum Almosengeben zu verwenden‘.
Dieser 200 Kilometer lange Pilgerweg hin und zurück muß selbst für einen solch tugendhaften jungen Mann wie Johannes Maria Vianney äußerst bitter gewesen sein, denn später gestand er: ‚Ich möchte niemandem anraten, das Gelübde zu betteln zu machen.‘ Er hatte am eigenen Leib die Wahrheit des Wortes Christi erfahren: „Geben ist besser als nehmen.“ (Ebd. S. 18f.)
Auf dieser Wallfahrt hatte Johannes Maria durch die großen Opfer sicherlich viele Gnaden erworben – aber das eigentliche Wunder blieb aus. Immer noch tat er sich überaus schwer beim Lernen des Lateins. Die göttliche Vorsehung wollte offensichtlich aus diesem jungen Mann keinen begabten Studenten und Doktor der Theologie machen, sondern einen heiligen Dorfpfarrer. Wenn auch das große Wunder ausblieb, so geschah dennoch eines jener vielen, kleinen Wunder, die leider so wenig beachtet werden: Johannes Maria faßte wieder neuen Mut, sein Studium fortzusetzen und die übergroße Mühe weiter auf sich zu nehmen.
Sein Studium am Großen Seminar
Wir überspringen jetzt die Zeit seines versehentlichen und mißglückten Militärdienstes und finden ihn im Seminar von Verriéres bei Montbrison wieder, um Philosophie zu studieren. Diese wurde jedoch damals nach alter Sorbonnemethode im Geiste Descartes‘ gelehrt. Johannes Maria empfand den Unterricht als unschmackhaft und kalt. Aber mochte der Aufstieg zum Priestertum noch so rauh sein, das Ziel lag schon viel näher. Die Seelsorge würde dann nicht mehr trockene Kost aus Büchern sein, sondern Dienst am ewigen Heil der Seelen.
Im Jahr 1813 wechselte Johannes Vianney ins Große Seminar. Hier begann die Prüfung aufs Neue, denn der Erfolg seiner Studien war gleich Null, konnte er doch den Vorlesungen aufgrund seiner mangelnden Kenntnisse der lateinischen Sprache kaum folgen. Aber wie gewohnt, arbeitete Johannes Maria unverdrossen weiter. Einer seiner Mitstudenten, Pansut, erzählte später: „Uns allen war es bekannt, daß Vianney keine regelmäßigen Studien gemacht hatte; keiner aus uns war von seinen geringen Erfolgen überrascht. Wenn er später in der Seelenleitung wahre Wunder gewirkt hat, so verdankt er das seiner ausdauernden Arbeit und vor allem Gottes Gnade, die sichtlich in Fülle über ihm war.“
Eine mißglückte Prüfung…
Einer seiner Lehrer erkannte das Problem und erteilte ihm den Unterricht in Französisch, wobei sich zeigte, daß es Johannes Maria durchaus nicht an der nötigen Intelligenz fehlte, sondern nur an der Begabung für die lateinische Sprache. Da aber alle Vorlesungen in Latein gehalten wurden, ersuchte man ihn nach fünf bis sechs Monaten, seinen Abschied zu nehmen.
Er wurde aus dem Seminar entlassen! Das war nun die härteste Prüfung seines Lebens. Was sollte denn jetzt aus ihm werden? Der Weg zum Altar war versperrt! In seiner Not erinnerte sich Johannes Maria an einen Jugendfreund, Johannes Dumond, der bei den Brüdern im Lyoner Noviziat eingekleidet worden war. Wenn er kein Priester werden konnte, dann wollte er Ordensbruder werden. Zurückgehen in die Welt, das kam für ihn nicht mehr in Frage.
… und die schmerzliche Zitterpartie über den Verbleib am Priesterseminar
Bevor er ins Kloster eintreten wollte, besuchte er nochmals Pfarrer Balley. Dieser nahm ihn herzlich auf, ließ sich alles erzählen und versuchte, ihn zu trösten und wieder aufzurichten. Balley glaubte an die Berufung Johannes Marias zum Priestertum und gab so schnell nicht auf. Er begann den Unterricht wieder in Französisch und Latein – den Rest vertraute der Vorsehung Gottes an. Wieso sollte dieser junge Mann mit so außergewöhnlichen Tugenden und einer solch soliden und ungewöhnlichen Frömmigkeit nicht Priester werden können? Als die Zeit der Weihen heranrückte, wagte es Balley, seinen Schüler zu den kanonischen Prüfungen antreten zu lassen, denn Johannes Maria war inzwischen 28 Jahre alt. Lassen wir uns das folgende Drama von Francis Trochu, dem bedeutendsten Biographen unseres Heiligen berichten:
„So erschien Vianney kaum drei Monate nach seinem Fortgang aus dem Seminar inmitten seiner alten Mitschüler, die ihn beglückt willkommen hießen. Auf dem letzten Platz wartete er, bis die Reihe an ihn kam. Das Betreten des Prüfungszimmers und der Anblick dieser ehrwürdigen Kommission, welcher Generalvikar Bochard vorstand, schlug ihm aufs Herz. Er hört seinen Namen nennen; verliert die Fassung; erfaßt die lateinischen Fragen schlecht; verwirrt sich und antwortet nur ungenügend.
Die Examinatoren standen unschlüssig da. Kannten sie doch Balleys Wissen und verständige Art und das Lob, mit dem er die Energie und die Frömmigkeit seines Schülers bedacht hatte. Sollten sie nun den armen, so gutwilligen Seminaristen endgültig entlassen oder nur auf einige Zeit zurückstellen? Man zog es schließlich vor, jede Verantwortlichkeit in diesem verwirrten Fall abzuschieben. Vianney sollte es freigestellt bleiben, um Aufnahme in einer andern Diözese nachzusuchen, vorausgesetzt, daß ihn ein Bischof annehmen würde.
Noch am gleichen Abend kehrte Vianney nach Ecully heim. Balley sah die Gefahr. Schon am nächsten Morgen war er in Lyon. Zuerst holte er sich Rat beim Priester, der Johannes-Maria Vianney die erste Beichte abgenommen und ihn auf die erste heilige Kommunion vorbereitet hatte. Groboz, der erzbischöflicher Generalsekretär geworden war, begleitete Balley zum Generalvikar, der am Vortag an Johannes- Maria Vianney die Fragen gestellt hatte. Der Seelsorger von Ecully konnte nichts anderes tun, als nochmals alles Gute wiederholen, das er von seinem Schüler dachte: er mochte der Dümmste sein, war aber sicher der Tugendhafteste unter sämtlichen Lyoner Seminaristen. Auch Groboz holte prächtige Erinnerungen hervor. Bochard ließ sich bereden und versprach, die Angelegenheit einer weiteren Prüfung unterziehen zu wollen. Noch mehr! Auf Balleys Bitten hin versprach er, am folgenden Tag in Begleitung des Seminarobern ins Pfarrhaus nach Ecully zu kommen. Beide würden sie vertraulich den unglücklichen Kandidaten sprechen.
Bereits beruhigt durch einen derart wohlwollenden Schritt, antwortete Johannes-Maria Vianney auf die vorgelegten Fragen sehr gut, so daß man sich mit seinen Antworten völlig zufrieden gab‘. So äußert sich Betemps, Kanonikus von Sankt-Johann in Lyon, ein alter Freund von Balley, der beim Tode des letzteren auf einige Wochen der Beichtvater unseres Heiligen wurde. Bochard verließ Ecully mit einem günstigen Eindruck; es lag aber nicht in seiner Hand, eine endgültige Entscheidung zu treffen. …
In Abwesenheit des Erzbischofs hatte der erste Generalvikar, Courbon, die Leitung der Diözese in die Hand genommen. Es stand also bei ihm, über Vianneys Los zu entscheiden. Man legte ihm nahe, daß Balleys Schüler nur seine Muttersprache wirklich gut beherrsche, und man es aufgeben müsse, ihm das Latein beizubringen.
Der Generalvikar fühlte sich zur Nachsicht geneigt. Zudem hatte sich auch sein Erzbischof nicht besonders wählerisch gezeigt. Hatte er doch kaum zwei Jahre vorher, an Weihnachten 1812, um sie sicherer vor der Armee zu retten, ‚die zahlreichen Schüler vom ersten Theologiekurs in Massen aufgerufen, wie alle andern Klassen, welche die Subdiakonatsweihe noch nicht erhalten hatten‘.
Als schlichter, gutmütiger Mann stellte Courbon bloß die Frage: ‚Ist Vianney fromm? ... Verehrt er die liebe Gottesmutter? ... Kann er seinen Rosenkranz beten?‘
‚Ja, er ist ein Muster von Frömmigkeit.‘
‚Ein Muster von Frömmigkeit! Gut, dann berufe ich ihn. Die Gnade Gottes wird das übrige tun.‘
Nie war Courbon besser inspiriert.“
(Dr. Francis Trochu, Der heilige Pfarrer von Ars, Otto Schloz Verlag, Stuttgart Degerloch, S. 78f.)
Endlich: Niedere Weihen und Subdiakonat
Wir können wohl nur erahnen, was es für unseren Seminaristen bedeutet hat, endlich den entscheidenden Schritt hin zum Priestertum machen zu dürfen. Am 2. Juli 1814 wurden ihm gleichzeitig die niederen Weihen und das Subdiakonat erteilt, weil ihm die Diözesanbehörde von den kanonischen Wartezeiten dispensierte. Wie überaus groß war auch die Freude im Pfarrhaus von Ecully!
Da sich Balley für Johannes Maria verbürgte, durfte dieser für das Schuljahr 1814-1815 bei ihm im Pfarrhaus bleiben und dort seine Studien fortsetzen. Die Vorsehung Gottes hatte es diesmal gut für unseren Heiligen gefügt, denn das Seminar Sankt-Irenäum mußte aufgrund der napoleonischen Wirren und den daraus folgenden Schwierigkeiten für die Kirche ein turbulentes Jahr bestehen. Johannes Maria dagegen konnte das Jahr in Ecully dazu nutzen, seine Studien ungestört von politischen Debatten ruhig voranzutreiben.
Vianneys Diakonatsweihe
Schließlich wurde er am 23. Juni, am Vorabend seines Namenstages, in der Primatialkirche Sankt-Johann zu Lyon durch Mgr. Simon, Bischof von Grenoble, zum Diakon geweiht. Nun galt es nur noch die letzte Stufe zum Altar zu ersteigen. Wie gut war doch Gott, wenn auch Seine Prüfungen zuweilen hart waren!
Durch die Fürsprache Pfarrer Balleys wurde Johannes Maria gleich nach der Diakonatsweihe auch für die Priesterweihe vorgesehen. Darum mußte dieser zum zweiten Male vor dem Generalvikar im Pfarrhaus von Ecully die kanonische Prüfung ablegen. Dabei stellte Bochard mit Genugtuung fest, daß Johannes Maria in diesem Jahr gute Fortschritte gemacht hatte: „Der gelehrte Examinator legte Vianney über eine Stunde lang Fragen über die schwierigsten Punkte der Moraltheologie vor. Er war zufrieden mit seinen Antworten, sogar verwundert über deren Klarheit und Genauigkeit. Man entschied: der neue Diakon solle nach mehrtägigen Exerzitien gen Grenoble aufbrechen und dort die Priesterweihe empfangen.“ Folgen wir nun wieder den Aufführungen unseres Biographen Dr. Francis Trochu:
„Am Mittwoch, dem 9. August, stellte sich Vianney auf der erzbischöflichen Kanzlei, wo ihm Courbon seine Litterae testimoniales‘ aushändigte. Dieses Schreiben ging dahin: der Bischof von Grenoble könne ihn für die Diözese Lyon weihen, aber unter der Einschränkung, daß der Neupriester erst später nach dem Gutdünken seines kirchlichen Obern die Vollmacht erhalte, von Sünden loszusprechen. ‚Der Menschen Gedanken sind nicht Gottes Planen‘: der schüchterne Diakon, den man unter dieser Bedingung nach Grenoble entließ, sollte Dreiviertel seines Lebens in einem Beichtstuhl zubringen! Courbon setzte seine Unterschrift unter das Schreiben mit den Worten: ‚Die Kirche braucht nicht nur gelehrte, sondern auch fromme Priester — und das an erster Stelle.‘
Unter dem Sengen der Augustsonne legte Vianney den Weg zu Fuß zurück, allein, in der Hand ein kleines Paket, in dem er einigen Vorrat und eine Albe für seine erste hl. Messe trug. Grenoble liegt 100 Kilometer von Lyon entfernt. Der Priesteramtskandidat fühlte es wie Flügel wachsen — nun sollte sie sich endlich verwirklichen, seine große Herzenssehnsucht! —und frohgemut bezwang er die weite Strecke. Nicht ohne Gefahr. Die Dauphinewege waren nach einem neuen Einfall der Verbündeten von feindlichen Truppen überzogen. Mehrere Male hielten ihn die Soldaten auf seiner Wanderung an und bedrohten ihn mit ihren Bajonetten.
Endlich öffneten sich am Samstagabend, dem 12., dem Lyoner Weihekandidaten die Tore des Großen Seminars von Grenoble. Am nächsten Tag geleitete man ihn in früher Morgenstunde — es war der 13. Sonntag nach Pfingsten — in die Kapelle, die vor der Französischen Revolution den Paulanern gehört hatte.“ (Ebd. S. 82)
Wie sorgfältig hat die göttliche Vorsehung diesen Weihetag zum Priestertum vorbereitet. Hier stand nicht irgendein Weihekandidat vor dem Weihebischof, hier wartete eine Seele darauf, mit dem ewig unauslöschlichen Merkmal des Priestertums besiegelt zu werden, die in der Liebe Jesu Christi ganz und gar gefestigt war. Das Priesterherz des Heiligen wird immer mehr dem Herzen des ewigen Hohepriesters des Neuen Bundes ähnlich werden. Es wird sich vollkommen verzehren aus Liebe zu den anvertrauten Seelen.
Die letzte Stufe zum Altare des Herrn: Johannes Marias Weihe in Lyon
„Bischof Simon traf in sehr einfachem Aufzug ein. Er war ein tieffrommer Prälat, voll Gemüt und Herablassung. Man entschuldigte sich, ihn wegen einer solchen Kleinigkeit belästigt zu haben: nur eine einzige Weihe und dazu noch ein Fremder! ... Der alte Bischof betrachtete einen Augenblick diesen Diakon mit dem Asketengesicht, den kein Verwandter, kein Freund begleitete. ‚Es ist nicht zu viel der Mühe‘, erwiderte er mit einem ernsten Lächeln, ‚einen guten Priester zu weihen.‘
Vianney hat nie von der Ergriffenheit dieser himmlischen Morgenstunde gesprochen. Er fühlte sich zweifellos unfähig, dieser Stimmung Ausdruck zu verleihen. Aber später, in seinen Christenlehren, als er von der Erhabenheit des Priestertums sprach — und das tat er oft — hat er jedenfalls jene unaussprechlichen Eindrücke vom 13. August des Jahres 1815 aufleben lassen: ‚Oh, was ist doch der Priester etwas Großes!‘ rief er dann aus. ‚Was Priestersein bedeutet, wird man erst im Himmel recht erfassen. ... Würde man es schon auf Erden verstehen, man würde sterben, nicht vor Entsetzen, sondern vor Liebe!‘
Neunundzwanzig Jahre und drei Monate alt, sah endlich Johannes-Maria Vianney nach so vielen Ungewißheiten, so vielen Mißerfolgen, so vielen Tränen die Türe zum Heiligtum vor sich aufgehen. Nun würde er den Altar des Herrn hinaufsteigen! Vom Augenblick seiner Weihe an betrachtete er sich nach Leib und Seele als heiliges Gefäß, einzig zu göttlichem Dienst bestimmt. In seiner Kindheit hatte er in die Arme seiner Mutter geseufzt: ‚Wenn ich Priester wäre, ich würde viele Seelen gewinnen.‘
Die Seelen harrten seiner.“ (Ebd. S. 82f.)
Seine erste heilige Messe und seine Ernennung zum Vikar von Ecully
Seine erste hl. Messe feierte Johannes Maria Vianney ebenfalls in der Seminarkapelle, in der er zum Priester geweiht wurde. Was wird wohl nach all den Mühen und Prüfungen dieses junge Priesterherz dabei bewegt haben, als es zum ersten Mal die Wandlungsworte über Brot und Wein sprechen durfte und damit das Sühnopfer des ewigen Hohepriesters Jesus Christus auf dem Altar vergegenwärtigte? Sicherlich größte Dankbarkeit gegen Gott und gegenüber der Gottesmutter, der sich Johannes Maria so oft in den Nöten der vergangenen Jahre anvertraut hatte. Der Primiziant blieb noch bis zum Fest Mariä Himmelfahrt im Seminar, ehe er seinen Heimweg nach Ecully antrat.
Wie groß muß die Freude seines so treuen Priesterfreundes gewesen sein, als er Johannes Maria wiedersah? Pfarrer Balley hatte niemals daran gezweifelt, daß sein Freund von Gott zum Priester berufen war und er hatte ihm in den schwersten Stunden des Zweifels beigestanden. Da inzwischen die Ernennung von Johannes Maria Vianney zum Vikar von Ecully eingetroffen war, brauchte Johannes Maria seinen Freund nicht verlassen, sondern durfte die ersten Jahre seines Priestertums bei einem heiligmäßigen Priester verbringen. Pfarrer Balley war in allem ein vorbildlicher und auch mutiger Lehrmeister, um den Neupriester in die praktische Seelsorge einzuführen. Während der Französischen Revolution gehörte er zu denjenigen Priestern, die in der Verfolgungszeit ihren Mann gestanden und hundertfach ihr Leben aufs Spiel setzten, wenn es darum ging, den bedrängten Katholiken beizustehen. Während der Schreckenszeit arbeitete er als Schreiner und war unermüdlich als Priester tätig. Pfarrer Balley war ein Mann mit tiefem Glauben und unerschütterlichem Gottvertrauen. Wahrlich ein Priester nach dem Herzen Jesu.
Die göttliche Vorsehung fügte es also, daß diese zwei heiligmäßigen Priester zweieinhalb Jahre miteinander in ihrem Seelen- und Bußeifer wetteifern konnten. Pfarrer Balley führte nämlich ein wahres Büßerleben und war sehr mäßig im Essen und Trinken. Weil es selbst den Pfarrkindern zuviel zu sein schien, was ihr Pfarrer und sein Vikar Johannes Maria Vianney sich zumuteten, schickten sie eines Tages eine Abordnung zum Erzbischöflichen Ordinariat nach Lyon. Dort sollten sie den Generalvikar bitten, er möge auf die beiden Priester einwirken, daß sie mit ihrem Opferleben nicht etwa ihre Gesundheit ruinierten. Solch eine Beschwerde hatte der Generalvikar bis dahin noch nicht gehört. Er sagte lächelnd zu den Männern: „Ihr glücklichen Leute von Ecully, die ihr einen Pfarrer habt, der für euch Buße tut!“
Ein heiligmäßiges Vorbild
Später hat Johannes Maria Vianney einmal über diese Zeit in Ecully gesagt: „Welch ein Segen wäre es für mich gewesen, wenn ich bis zu meinem Tod an der Seite von Pfarrer Balley hätte bleiben dürfen. Niemand anders hat mich eine größere Selbstentäußerung gelehrt, als er es getan hat, und gezeigt, wieweit es möglich ist, daß der Mensch fähig wird, ein engelgleiches Leben zu führen. Ich brauchte ihn nur beten zu hören: Mein Gott, ich liebe Dich aus ganzem Herzen.“
Bei der Priesterweihe war Johannes Maria Vianney noch die Vollmacht zum Beichthören verweigert worden. Diese wurde ihm nun erteilt, da Pfarrer Balley die Erzbischöfliche Behörde dringend gebeten hatte, seinen Vikar nicht mehr länger auf diese Vollmacht warten zu lassen. Bald schon begannen die Beichtkinder von allen Seiten zu seinem Beichtstuhl zu kommen – und es sollte nicht mehr allzu lange dauern, bis diese Warteschlange vor dem Beichtstuhl des hl. Pfarrers v. Ars niemals mehr abriß, sollte doch Johannes Maria Vianney ein Märtyrer des Beichtstuhles werden. Wie viele verirrte Seelen er in den vielen Jahren seines Dienstes wieder mit Gott versöhnt hat, weiß Gott allein.
Pfarrer Balleys letzte Tage
Jeder konnte es sehen, die Kräfte Pfarrer Balleys waren erschöpft, denn die Strapazen der Revolutionszeit und die schweren Jahre, die ihr folgten, waren nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Vom Februar 1817 an hinderte ihn ein offenes Bein, weiterhin seine priesterlichen Pflichten zu erfüllen. Die ganze Seelsorgelast lag auf den Schultern seines Vikars. Im Dezember 1817 spendete Vikar Vianney seinem väterlichen Freund und Gönner die heiligen Sterbesakramente. Zu dieser Feierlichkeit hatte er eine Anzahl der eifrigsten Pfarrkinder eingeladen, um diesen die Möglichkeit zu geben, die Abschiedsworte ihres sterbenden Pfarrherrn aus dessen eigenem Mund zu hören.
Nachdem die Anwesenden das Pfarrhaus wieder verlassen hatten, gab Pfarrer Balley seinem Vikar seine letzten Anweisungen: „Hier, mein geliebter Sohn, nehmen Sie das an sich: würde man es nach meinem Tod entdecken, dann könnten meine Pfarrkinder sagen, ich hätte hienieden genug für meine Sünden gebüßt und sie brauchten nicht mehr für mich zu beten. Die Folge davon wäre, daß ich bis zum Ende der Zeiten im Fegefeuer bleiben müßte.“ Mit diesen Worten übergab er seinem Vikar seine Bußwerkzeuge, deren er sich zeit seines Lebens bedient hatte.
Johannes Maria Vianney sagte später von seinem väterlichen Priesterfreund: „Ich habe Einblick in herrliche Menschenseelen erhalten, aber eine schönere Seele habe ich zeitlebens nicht mehr gesehen.“ Wahrlich, hier bewahrheitet sich wieder einmal im übertragenen Sinn das Wort: „Wie der Vater, so der Sohn.“ An der Seite eines großen Beters und Büßers, eines heiligmäßigen Priesters reifte ein Heiliger heran, ein heiliger Priester, der ungezählten Seelen besonders im Beichtstuhl zum Trost und Segen werden sollte. Ein Zeugnis Gottes und Seiner heiligen Vorsehung gegen eine durch die sog. Aufklärung immer kälter und gottloser werdenden Welt.
Nach dem Tod von Pfarrer Balley hätte man es in Ecully gern gesehen, wenn Johannes Maria Vianney zu seinem Nachfolger ernannt worden wäre, aber das lehnte er ab – die göttliche Vorsehung hatte ihn nämlich bestimmt zum Pfarrer von Ars! Als solcher sollte er eine der bekanntesten Gestalten der neueren Kirchengeschichte werden. Ein heiliger Weltpriester, der dieser modernen Welt noch einmal den Spiegel der Ewigkeit vor die Augen hielt.
Pfarrvikar in Ars
Zwei Monate nach dem Tod von Pfarrer Balley, Anfang Februar 1818, vernahm Johannes Maria Vianney, daß fortan Kapelle und Dorf Ars seinem Eifer anvertraut würden. Nicht einen Augenblick kümmerte er sich um das Gerede, der Bischof würde nur minder zuverlässige Leute in die Pfarreien des Aingebietes senden, das für den Lyoner Klerus eine Art Sibirien geworden war.
Johannes Maria machte sich zu seiner Bischöflichen Behörde nach Lyon auf, wo ihm der Generalvikar erklärte: „Sie sind zum Pfarrvikar von Ars ernannt, ich möchte Sie aber jetzt schon darauf hinweisen, daß Sie dort eine abständige Pfarrgemeinde vorfinden.“ Bis dahin war Ars keine selbständige Pfarrei gewesen, sondern ein Filialort von dem drei Kilometer entfernten Miserieux. Ars war eine der ärmsten Pfarreien des Bistums, ja ganz Frankreichs. Es war jedoch ein Glück für den Pfarrvikar Vianney, daß es in Ars wenigstens noch ein Schloß gab, dessen Herrin für die ganze Pfarrei nicht nur in jeder Hinsicht ein Vorbild war, sondern sich auch durch ihre Mildtätigkeit besonders hervortat. Fräulein des Garets d'Ars, wie die Dame hieß, erwies sich für den Pfarrer von Ars als die von der Vorsehung Gottes geschickte Persönlichkeit.
Zwar standen die Einwohner von Ars der Kirche keineswegs feindlich gegenüber, es konnte jedoch von einem wirklich religiösen Leben keine Rede sein. Durch die Revolutionsjahre verwahrlost, jagte besonders die Jugend allen möglichen Vergnügen nach und unter den Männern herrschte die Trunksucht. Der Generalvikar überreichte ihm darum seine Ernennung mit den Worten: „Es ist nicht viel Gottesliebe in dieser Pfarrei vorhanden; die werden Sie hineintragen.“ Johannes Maria Vianney versicherte, dahin gehe sein einziges Verlangen.
Am 9. Februar 1818 brach Vianney nach Ars auf. Seine wenigen Habseligkeiten hatten auf einem Wagen Platz: ein Bett, ein Koffer mit Kleidungs- und Wäschestücken und die Bücher, die ihm sein väterlicher Freund Balley vermacht hatte. Er selbst ging zu Fuß und wurde von „Mutter Bibost" begleitet, einer ausgezeichneten Frau von Ecully, die sich bereit erklärt hatte, dem neuen Pfarrherrn den Haushalt vorübergehend zu führen. Sie blieb aber nicht lange in Ars.
Dort war natürlich alles auf den neuen „Monsieur le Curé", den „Herrn Pfarrer“ gespannt, der kaum 32 Jahre alt war, dessen Gesichtszüge jedoch schon von all dem gezeichnet waren, was hinter ihm lag. Etwa 5 bis 6 Kilometer vor Ars wurde der Pfarrer mit seiner Begleitung unsicher, ob sie nun rechts oder links abbiegen sollten, weil weit und breit kein Wegweiser zu sehen war. Nach einigem Suchen sah Johannes Maria eine Anzahl Kinder beim Viehhüten. Er ging auf diese zu und fragte sie nach dem Weg nach Ars. Ein gewisser Anton Givre wußte Bescheid und zeigte dem Pfarrer den Weg. Pfarrer Vianney bedankte sich bei dem Jungen mit den Worten: „Mein Junge, du hast mir den Weg nach Ars gezeigt, und ich werde dir den Weg zum Himmel zeigen.“
Sobald unser Heiliger den Ort Ars aus der Ferne erblickte, fiel er auf seine Knie nieder und flehte Gott an, seine Tätigkeit auf seinem neuen Arbeitsfeld zu segnen. Kurze Zeit darauf betrat er das ärmliche Ars, in dem er bis zu seinem Tod bleiben würde.
Am folgenden Morgen läuteten die Glocken von Ars
Mit dem Läuten der Glocken am kommenden Morgen erfuhr jeder im Dorf, daß nunmehr ihr Pfarrer angekommen sei und jetzt an jedem Morgen die heilige Messe in der Kirche gefeiert werde. „Man lauschte betroffen auf, als man zur hl. Messe läuten hörte", vermerkte Frau des Garets, „und man sagte sich: Da hätten wir also einen neuen Pfarrer bekommen.“ Die offizielle Einführung des Pfarrvikars erfolgte am 13. Februar durch den Pfarrer von Miserieux. Selbstverständlich war die ganze Pfarrgemeinde anwesend, um den neuen Pfarrherrn zu sehen. In seiner Einführungspredigt erklärte dieser den Anwesenden, wie sehr er sie in sein Herz geschlossen habe, und daß es sein sehnlichstes Verlangen sei, viel Gutes an ihren Seelen zu tun.
Der erste Eindruck war jedenfalls gut und der Dorfbürgermeister, an dem Pfarrer Vianney eine gute Stütze finden sollte, erklärte nach der Einführung: „Wir haben zwar ein ärmliches Kirchlein, aber einen heiligen Pfarrer bekommen.“ Johannes Maria Vianney wollte ein einfacher und armer Priester sein. Es sollte nicht mehr lange dauern, dann würde man sagen: „Ars ist nicht mehr Ars.” Denn ein heiliger Priester formt auch eine heilige Gemeinde.
Uns erscheint dieser heilige Pfarrer schon aus einer anderen Welt zu stammen und zudem aus einer fernen, fremden Zeit. Wie seltsam mutet es einen an, sehen zu müssen, wie auch dieser Heilige wie so viele andere von der Menschenmachwerkskirche mißbraucht wird. So als würde der hl. Pfarrer von Ars nicht im vollkommenen Widerspruch stehen zum modernen Bild des Priesters in der modernistischen Menschenmachwerkskirche. Aber darüber wollen wir uns im nächsten Beitrag unserer Serie Gedanken machen.