Der 7. Sonntag nach Pfingsten ist für den Prediger jeweils eine Herausforderung, denn wer predigt schon gern über falsche Propheten? Es ist doch viel schöner, über wahre Propheten zu sprechen als über Wölfe im Schafspelz! Und noch viel schöner wäre es, wenn der Prediger seinen Zuhörern einfach sagen könnte: Gehen Sie da hin und dorthin, dort finden sie einen echten Propheten, einen Mann, der Ihnen Gottes Wort verkündet.
Heutzutage kann man das ganz und gar vergessen, leben wir doch in einer prophetenlosen Zeit – natürlich nur, wenn es um die echten Propheten geht, falsche Propheten gibt es schließlich übergenügend. Es fällt nun freilich auf, daß über diese vielen falschen Propheten recht wenig gesprochen wird. Und noch seltener hört man einen Prediger, der darüber Klartext spricht und das Kind beim Namen nennt. Es ist meist so, als würden die falschen Propheten gar nicht ins Gewicht fallen oder als wären sie im Grunde gar nicht so schlimm. Das ist natürlich eine Täuschung, denn der Glaube kommt schließlich vom Hören. Es muß also immer Verkünder des Gotteswortes geben, damit der Glaube lebendig bleibt.
Unser heiliger, katholischer Glaube ist schließlich kein toter Buchstaben, wie der hl. Paulus im Hebräerbrief tiefsinnig erklärt: „Denn Gottes Wort ist lebendig, wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch und scheidet voneinander Seele und Geist, Mark und Bein; es ist ein Richter über die Gedanken und Gesinnungen des Herzens“ (Hebr. 4,12). Es ist so: Damit der Glaube, der vom Hören kommt, lebendig bleiben kann, muß es immer Prediger geben, die das Wort Gottes verkünden. Und welche inwendige Macht hat dieses, daß es Seele und Geist, Mark und Bein voneinander scheiden kann und Richter sein kann über die Gedanken und Gesinnungen der Herzen.
Die Berufung des Propheten Isaias
Im Alten Bund waren es die Propheten, die über den Glauben des Volkes Israel gewacht haben. Sie sprachen zum Volk im Auftrag Gottes. Bei der Berufung des Propheten Jeremias kommt in beeindruckender Weise zum Ausdruck, welche eine Bürde der Prophet auf sich nimmt. Da heißt es:
„Es erging an mich das Wort des Herrn: ‚Ehe ich dich formte im Mutterleib, habe ich dich erkannt. Ehe du kamst aus dem Mutterschoß, habe ich dich geheiligt und dich zum Völkerpropheten bestellt.‘ Doch ich sprach: ‚Ach, allmächtiger Herr, sieh doch, ich kann ja nicht reden, ich bin noch zu jung!‘ Aber der Herr erwiderte mir: ‚Sage nicht: ‚Ich bin noch zu jung!‘ Geh nur, wohin ich dich sende! Verkünde, was ich dir auftrage! Fürchte dich nicht vor ihnen! – ich bin ja mit dir, dich zu behüten!‘ – Spruch des Herrn. – Und der Herr streckte seine Hand aus und berührte meinen Mund. Und der Herr sprach zu mir: ‚So lege ich denn meine Worte in deinen Mund. Siehe, ich gebe dir heute Vollmacht über Völker und Königreiche, auszureißen und einzureißen, auszurotten und zu zerstören, aufzubauen und einzupflanzen!‘“ (Jer. 1,4-10).
Nicht Menschenwort soll der Prophet verkünden, nicht Menschenweisheit lehren, sondern nur davon soll er zum Volk reden, wozu ihn Gott gesandt hat: „So lege ich denn meine Worte in deinen Mund.“ Und Gott wird mit dem Propheten sein, darum braucht er vor niemandem Angst zu haben. Und wie machtvoll ist das Wort des Herrn, so machtvoll, daß es über Völker und Königreiche richtet und fähig ist, „auszureißen und einzureißen, auszurotten und zu zerstören, aufzubauen und einzupflanzen“!
Nebukadnezar, der König von Babel und der Lügenprophet Hananias
Während die wahren Propheten das Wort Gottes verkünden, verkünden die falschen Propheten Lügen. Zur Zeit des Jeremias gab es mehrere falsche Propheten, mit denen sich dieser auseinandersetzen mußte. Die damalige politische Situation des Landes war ganz und gar prekär, den Nebukadnezar, der König von Babel, war dabei, seine Weltreich zu errichten. Die Könige von Israel machten sich jedoch Illusionen und setzten, getäuscht von den falschen Propheten ihre Hoffnung auf die falschen Mächte.
Einer dieser falschen Propheten hieß Hananias, der Sohn Azurs aus Gabaon. Dieser verkündete im Haus des Herrn in Gegenwart der Priester und des ganzen Volkes lügnerisch folgendes: „So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: ‚Ich zerbreche das Joch des Königs von Babel. Noch zwei Jahre, dann bringe ich an diesen Ort zurück alle Geräte des Hauses des Herrn, die Nebukadnezar, der König von Babel, von diesem Ort weggenommen und nach Babel gebracht hat. Auch Jechonias, den Sohn Joakims, den König von Juda, und alle Gefangenen von Juda die nach Babel gekommen sind, werde ich an diese Stätte zurückbringen‘, – Spruch des Herrn. – ‚Denn ich zerbreche das Joch des Königs von Babel‘“ (Jer. 28,2-4).
Wie so oft redete auch dieser falsche Prophet dem Volke nach dem Munde. Weil aber die Botschaft eine Lüge war, erwiderte Jeremias „dem Propheten Hananias in Gegenwart der Priester und des gesamten Volkes, das im Haus des Herrn stand. Der Prophet Jeremias sagte: ‚Wahrlich, der Herr gebe es! Der Herr lasse dein Wort, das du verkündet hast, in Erfüllung gehen! Er bringe die Geräte des Hauses des Herrn und alle Gefangenen aus Babel an diese Stätte zurück! Doch höre dieses Wort, das ich dir und dem ganzen Volk in die Ohren rufe! Die Propheten, die vor mir und vor dir von alters her waren, weissagten mächtigen Ländern und großen Reichen Krieg, Hunger und Pest. Wo ein Prophet aber Glück weissagt, wird man erst, wenn das prophetische Wort eintrifft, erkennen, daß der Herr den Propheten in Wahrheit gesandt hat‘“ (Jer. 28,5-9).
Wie aber zu erwarten, kam der falsche Prophet nicht zur Einsicht, sondern wurde in seinem Auftreten noch forscher: „Da nahm der Prophet Hananias das Joch vom Hals des Propheten Jeremias und zerbrach es; dabei sagte Hananias in Gegenwart des ganzen Volkes: ‚So spricht der Herr: Ebenso zerbreche ich das Joch Nebukadnezars, des Königs von Babel, binnen zweier Jahre auf dem Hals aller Völker.‘ – Der Prophet Jeremias ging seines Weges“ (Jer. 28,10f). Wie schon gesagt, war das, was der Prophet Hananias voraussagte, eine Lüge. Darum sandte Gott den Jeremias zu dem Lügenpropheten, um diesen zurechtzuweisen: „Höre, Hananias, der Herr hat dich nicht gesandt. Du verleitest dieses Volk, sein Vertrauen auf Lügen zu setzen. Darum spricht der Herr: ‚Siehe, ich vertilge dich vom Erdboden. Noch in diesem Jahr sollst du sterben, weil du Auflehnung gegen den Herrn gepredigt hast.‘ Und der Prophet Hananias starb in diesem Jahr, im siebten Monat“ (Jer. 28,15-17).
„Hütet euch vor den falschen Propheten“
Falsche Propheten sind ein großes Unglück für ein Volk, führen sie doch das Volk in die Irre und machen es Gott abspenstig. Wie sehr klagt Gott durch dem Propheten Jeremias darüber:
„‚Ja, auch Prophet und Priester sind ruchlos. In meinem Tempel gar muß ihre Bosheit ich finden‘, - Spruch des Herrn. ‚Darum sei ihr Weg für sie wie schlüpfriger Boden. Im Finstern sollen sie stürzen und darauf fallen. Denn Unglück bringe ich über sie im Jahr ihrer Heimsuchung.‘, - Spruch des Herrn. ‚Anstößiges mußte ich sehen bei Samarias Propheten. Sie weissagten beim Baal und führten irre Israel, mein Volk. Doch Entsetzliches sehe ich bei den Propheten Jerusalems: Ehebruch treiben sie, sagen Lügen und bestärken die Übeltäter, daß keiner sich abwendet von seiner Bosheit. Wie Sodom sind sie mir alle, wie Gomorra ihre Bewohner.‘ Darum spricht der Herr der Heerscharen wider die Propheten: ‚Siehe, ich will sie mit Wermut speisen, mit Giftwasser sie tränken. Denn von den Propheten Jerusalems ist Ruchlosigkeit ausgegangen über das ganze Land.‘ So spricht der Herr der Heerscharen: ‚Hört nicht auf das Wort der Propheten, die euch weissagen! Sie betören euch nur, verkünden nur selbstersonnene Visionen, ohne Auftrag des Herrn‘“ (Jer 23,11-16).
Allmählich begreifen wir wohl die ernste Mahnung unseres göttlichen Lehrmeisters im heutigen Evangelium. Was für eine Gefahr geht von den falschen Propheten aus, die das Volk auf dem Irrweg noch bestärken anstatt zur Umkehr zu mahnen! Sie weissagen beim Baal und verführen das Volk zum Götzendienst. Sie verteidigen das Laster, so daß alle so schlecht werden wie damals in Sodom, ja wie in Gomorra werden alle Bewohner Israels. Was für eine ernste Drohung spricht Gott gegen diese Lügner aus: „Siehe, ich will sie mit Wermut speisen, mit Giftwasser sie tränken. Denn von den Propheten Jerusalems ist Ruchlosigkeit ausgegangen über das ganze Land.“ Aber was für eine gefährliche Täuschung geht von diesen Männern aus, weil sie wie die wahren Propheten auftreten und sich deren Autorität erschwindeln. Darum gibt es immer viele im Volk, die auf ihre Lügen hereinfallen.
Was aber sagt Gott dazu? „Ich habe gehört, was die Propheten sagen, die in meinem Namen Erlogenes weissagen: ‚Ich hatte einen Traum, einen Traum!‘ Wie lange soll dies noch währen? Haben etwa die Propheten, die Erlogenes weissagen und Selbstersonnenes künden, die Absicht, gedenken sie durch ihre Träume, die sie einander erzählen, bei meinem Volk meinen Namen vergessen zu machen, wie ihre Väter meinen Namen über dem Baal vergaßen? ‚Ein Prophet, der einen Traum hat, erzählt einen Traum. Wer aber mein Wort hat, verkündet in Wahrheit mein Wort. Was hat das Stroh mit dem Korn gemein?‘ – Spruch des Herrn. ‚Ist mein Wort nicht wie Feuer‘, – Spruch des Herrn – ‚wie ein Hammer, der Felsen zertrümmert?‘ ‚Siehe, darum will ich gegen die Propheten vorgehen‘, – Spruch des Herrn – ‚die einer dem anderen meine Worte wegstehlen‘“ (Jer. 23,25-30).
Letztlich bleibt die Versuchung, die der Mensch zu bestehen hat, immer gleich. Der Versucher versucht alles, um „bei meinem Volk meinen Namen vergessen zu machen, wie ihre Väter meinen Namen über dem Baal vergaßen“. Das Volk soll sich von Gott ab und den Götzen zuwenden. Auch wenn diese heute nicht mehr „Baal“ heißen, gibt es genügend Götzen, die der gottlose Neuheide anbetet.
Das beglaubigte Wort Gottes im Neuen Bund
Im Neuen Bund gibt es kein Prophetenamt mehr wie im Alten Bund. Stattdessen hat uns Gott das Lehramt der Kirche geschenkt. Durch das kirchliche Lehramt wird uns das Wort Gottes lebendig verkündet. Es ist immer noch wie im Alten Bund, wenn das Lehramt gesprochen hat, heißt es immer noch: So spricht der Herr! Oder in kirchlicher Sprechweise: „Roma locuta, causa finita. – Rom hat gesprochen, der Fall ist entschieden.“ Letztlich ist das Lehramt, also der unfehlbare Papst allein oder zusammen mit den Bischöfen, das Prophetenamt des Neuen Bundes. Für den Katholiken war es deshalb immer relativ einfach, die falschen Propheten von den wahren unterscheiden zu können, er brauchte nur nach Rom schauen. Wenn er sich an die päpstlichen Verlautbarungen hielt, war er immer auf der richtigen Seite und konnte nicht in die Irre gehen. Schwieriger war es schon mit den Bischöfen. Von diesen verloren im Laufe der Kirchengeschichte viele den katholischen Glauben und wurden Irrlehrer, Häretiker – und somit falsche Propheten.
Es ist nun leicht einzusehen, was für ein Unglück es für uns Katholiken ist, wenn nicht nur Bischöfe vom katholischen Glauben abfallen und zu falschen Propheten werden, sondern sich falsche Propheten sogar als Päpste ausgeben, wie es nunmehr schon seit über 60 Jahren der Fall ist. Dabei ist es doch recht erstaunlich, daß nur ganz wenige Katholiken diese falschen Propheten durchschaut haben, denn im Grunde sind sie recht forsch aufgetreten – und ihre Tarnung bestand letztlich nur in einer weißen Soutane. Diese Tarnung ist doch irgendwie recht dürftig als Schafpelz für einen Wolf. Da muß der katholische Sinn schon ganz schön gelitten haben, wenn sich die Mehrheit der Katholiken so leicht täuschen läßt. Es ist durchaus der Mühe wert, wenigstens ein paar dieser Irrlichter der sog. Konzilszeit und nachkonziliaren Zeit zu beleuchten.
Halt, da ist ein Spalt, paßt auf, daß keiner reinfallt!
Als Angelo Giuseppe Roncalli alias Johannes XXIII. in Rom die Führung übernahm, überraschte er alle Katholiken mit recht seltsamen Ansichten. Er meinte, die Kirche sollte sich nicht mehr gegen die immer atheistischer werdende Welt stellen, sondern auf diese zugehen: Aggiornamento – das war das Schlagwort, das er in den Raum warf. Der Professor für Ökumenische und Interreligiöse Forschung an der Universität Tübingen, Bernd-Jochen Hilberath, umschrieb dieses neue Denken einmal so: „Der Paradigmenwechsel liegt darin, dass sich die römisch-katholische Kirche neu in der Welt positioniert hat. Wichtig ist dabei, dass die Kirche ihr Verhältnis zur Welt jetzt anders versteht als in den Jahrhunderten vor dem Konzil, wo die Kirche der Welt gegenüberstand, sie als feindlich beurteilt hat. Jetzt sagen die Konzilsväter mit überwältigender Mehrheit: Die Kirche ist in der Welt von heute, sie ist solidarisch mit der Welt, sie kann von der Welt lernen.“
In WDR ZeitZeichen. beschrieb die Autorin Marfa Heimbach in einem Beitrag zum Thema „Zweites Vatikanisches Konzil einberufen“ am 25.12.2016 das damalige Geschehen so: „‚Aggiornamento‘ verkündete Papst Johannes XXIII. mit der Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Es bedeutete so viel wie: ‚Auf in die Moderne‘. 2540 Konzilsväter aus 133 Ländern zogen feierlich in den Petersdom in Rom ein, um vier Jahre lang über die Kirche und ihre Öffnung für die Fragen der heutigen Welt zu diskutieren. Vieles, was heute selbstverständlich erscheint, war damals revolutionär und für manch einen Kirchenvertreter eine unerträgliche Provokation.“ Diese zwei Beiträge geben noch den ursprünglichen Eindruck unverdeckt wieder, den alle Zeitgenossen von der neuen Botschaft aus Rom hatten: den einen war sie die lang ersehnte Annäherung an die moderne Welt mit ihrem Denken, den anderen eine unerträgliche Provokation. Die Kirche Jesu Christi sollte sich nunmehr mit der Welt versöhnen. Sie soll diese nicht mehr verurteilen, sondern mit ihr zusammenarbeiten für eine bessere Welt und eine bessere Zukunft.
Aber wie hätte eigentlich ein Katholik diese neue Botschaft beurteilen müssen? Wer auch nur einigermaßen im katholischen Denken gefestigt ist, dürfte keine Mühe haben, ein klares Urteil zu fällen. In der Heiligen Schrift ist nämlich ganz klar das Verhältnis des Katholiken zur (ungläubigen) Welt benannt. Hierzu nur eine ganz kleine Auswahl von Texten. Zunächst das Johannesevangelium: „Ich habe ihnen dein Wort gegeben. Aber die Welt hat sie gehaßt, weil sie nicht mehr von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht: Nimm sie aus der Welt!, sondern: Bewahre sie vor dem Bösen!“ (Joh. 17,14). Sodann zwei Stellen aus dem ersten Johannesbrief: „Seht, eine wie große Liebe uns der Vater geschenkt hat, daß wir Kinder Gottes genannt werden - und wir sind es! Darum erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat“ (1Joh 3,1). „Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe zum Vater nicht in ihm“ (1 Joh. 2,15).
Schon für jeden einigermaßen bibelfesten Christen ist das Ansinnen Roncallis eine Zumutung, um wie viel mehr noch für einen Katholiken. Was hätten darum die damaligen Katholiken bei der Botschaft Roncallis denken müssen? Wie hätten sie spontan urteilen müssen? Sie hätten das denken müssen, was Wolfgang Ambros singt: „Hoit, do is a Spoit - paßt's auf doß kana einefoit.“ Man denkt als Katholik unwillkürlich: Einen solch hochgradigen Unsinn kann doch kein Katholik für bare Münze halten! Wenn man die Botschaft vom Aggiornamento hört, muß man doch empört ausrufen: Der will mich doch für dumm verkaufen! Das ist doch ein falscher Prophet! Ein Lügenprophet! Aber was war? Fast alle sind in den „Spalt“ gefallen und haben sich der modernen Welt in die Arme geworfen, die gerade dabei war, jeglichen christlichen Glauben und jegliche Sitte und Moral über Bord zu werfen.
Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte
Nach Roncalli kam Giovanni Battista Enrico Antonio Maria Montini, alias Paul VI. Wir greifen wieder nur eine einzige Zumutung heraus. Montini ließ alle Sakramentsriten am grünen Tisch neu erfinden. Dabei weiß doch jeder Katholik, daß Sakramentsriten keine Erfindungen eines Papstes sind, sondern jahrhundertealte Tradition. Als man auf dem tridentinischen Konzil den Ritus der hl. Messe überarbeitete, hat man natürlich keinen neuen Ritus erfunden, sondern den altehrwürdigen römischen Ritus soweit möglich wieder hergestellt. D.h. man hat die über Jahrhunderte hinzugefügten Texte sortiert und teilweise gestrichen. Nur die bewährten Traditionen hat man bestehen lassen. Montini hingegen hat alles neu machen lassen, weil ein neuer Glaube auch neue Riten erfordert. Was aber hätten die Katholiken darüber denken sollen? Nun: „Hoit, do is a Spoit - paßt's auf doß kana einefoit.“ Sie hätten klar erkennen müssen: Montini ist ein falscher Prophet, ein Lügenprophet, der das Allerheiligste zerstört und den Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte aufrichtet. Aber nein, wiederum sind fast alle in den Spalt gefallen und schön brav zur „Neuen Messe“ gegangen und haben dabei ihren katholischen Glauben endgültig verloren.
Wie ist es weitergegangen? Es kam Karol Józef Wojtyla. Nachdem der neue Glaube im Volk schon genügend Fuß gefaßt hatte, konnte er unbekümmert weitergehen. Er lud alle Götzendiener nach Assisi ein, um gemeinsam für den Weltfrieden zu beten – wollte man doch nunmehr der Welt dienen. Was aber urteilt darüber der Katholik? Gott hatte durch den Propheten Jeremias dem Volk Israel sagen lassen: „Haben etwa die Propheten, die Erlogenes weissagen und Selbstersonnenes künden, die Absicht, gedenken sie durch ihre Träume, die sie einander erzählen, bei meinem Volk meinen Namen vergessen zu machen, wie ihre Väter meinen Namen über dem Baal vergaßen?“ Hatte nicht auch Wojtyla dieselbe Absicht wie „die Propheten, die Erlogenes weissagen und Selbstersonnenes künden“? Ganz sicher! Was aber folgt für einen Katholiken? „Hoit, do is a Spoit - paßt's auf doß kana einefoit.“ Wir lassen uns doch nicht für dumm verkaufen und in unseren Gotteshäusern Götzendienst treiben! Wo kommen wir denn da hin?! Das ist doch ein Lügenprophet!
Nach Wojtyla kam Joseph Aloisius Ratzinger. Alle Konservativen und fast alle Traditionalisten jubelten euphorisch über den neuen „Papst“. Aber sie jubelten nur, weil sie inzwischen jegliches katholische Urteilsvermögen verloren hatten und schon lange nicht mehr fähig waren, richtig hinzuhören. Denn wer richtig hinhörte, jubelte nicht. Als Ratzinger schließlich den Konservativen und Traditionalisten so weit entgegenkam, daß er ihnen die „Alte“ Messe in der Form des 1962er Ritus zubilligte, waren alle ganz und gar aus dem Häuschen. Dabei hatte sich Ratzinger alle nur erdenkliche Mühe gegeben, klar zu machen und klar zu stellen, daß es ihm gar nicht um die „Alte“ Messe ging, sondern darum, den Eindruck eines entstandenen Bruches zu vermeiden. Für ihn war nämlich – das war sein Apriori! – definitionsgemäß die vor- und nachkonziliare Kirche ein und dieselbe Kirche. Es gab mit dem sog. Konzil keinen Bruch, sondern Kontinuität. Diese Ansicht war zwar völlig absurd und für jeden noch denkfähigen Menschen eine Zumutung, aber Ratzinger konnte diese Ansicht vertreten, ohne daß seine Zuhörer lauthals loslachten. Ratzinger wußte, seine Menschenmachwerkskirche war im Postmodernismus angekommen. Was hätte sich aber dabei der Katholik denken müssen? Wie hätte er urteilen müssen? Ganz sicher: „Hoit, do is a Spoit - paßt's auf doß kana einefoit.“ Und: Ich lasse mich doch nicht für dumm verkaufen, daß ist doch ein Lügenprophet!
I glaab i tram!
Nach Ratzinger kam Jorge Mario Bergoglio, ein „Enfant terrible“ auf dem neomodernistischen Papstthron. Das Wort „Enfant terrible“ stammt aus dem Französischen, es bedeutet wörtlich übersetzt „schreckliches Kind“. Sinngemäß ist damit ein „Familien- oder Bürgerschreck“ gemeint. Bergoglio bemüht sich redlich, aus der Rolle zu fallen – sowohl seinem Verhalten nach, als auch seinem Reden nach. Er läßt keine Möglichkeit aus, sich über den christlichen Glauben lustig zu machen, so daß immer mehr evangelische Christen zu der Überzeugung kommen, dieser sie überhaupt kein Christ mehr.
Auch wenn er meistens improvisierend wirkt und wirken möchte, so ist doch zu sehen, daß alle seine Aktionen ein Ziel haben, nämlich alle noch verbliebenen christlichen Wurzeln auszurotten. Für einen Katholiken ist es schon gar nicht mehr möglich, ihn nicht für einen Lügenpropheten zu halten. Umso verwunderter ist man, daß ihn immer noch eine große Mehrheit der Menschenmachwerkskirchler für ihren „Papst“ hält. Bei einer solch weit vorangeschrittenen Wahrnehmungsstörung trifft nicht einmal mehr der Refrain aus Wolfgang Ambros Lied den Kern der Sache, hier muß man auf ein anderes seiner Lieder zurückgreifen:
Zwickt's mi, I glaab I tram!
Des derf net wohr sein, wo sammer daham?
Zwickt's mi, egal wohin!
I kann's net glaubn, des gibt doch kaan Sinn!
Aber zwickn hilft halt nix, I steh danebn –
Könnt mer net vielleicht irgenwer a Watschn gebn?
Danke, jetzt is mer kloar:
Es is woahr, es is woahr!