Eines der großen Probleme unserer Zeit ist das Fehlen katholischer Seelsorger. Wir meinen hier nicht den bisweilen beklagten „Priestermangel“. Vielmehr wundern wir uns, daß es überhaupt noch junge Männer gibt, die in der Menschenmachwerkskirche des „II. Vatikanums“ „Priester“ werden wollen und bereit sind, dafür die Zölibatsverpflichtung auf sich zu nehmen, obwohl sie nicht mehr sein werden als eine Art Sozialarbeiter, religiöser „Event-Manager“, Gremien-Kommunikator und Moderator in einem „Seelsorgs-Team“ für eine „Pfarreiengemeinschaft“. Nein, wir meinen das Fehlen echter, katholischer Priester. Priester, die eine gültige Weihe haben – heute bereits ein Seltenheitswert. Priester, die darüberhinaus eine katholische und kirchliche Haltung haben und die Gläubigen nicht mit einer Ideologie füttern und in eine sektiererische Enge führen – solche kann man heute mit der Lupe suchen.
Es gab in der Kirchengeschichte immer wieder Situationen, in welchen die Gläubigen zeit- oder gebietsweise ohne Seelsorger waren. Freilich leben wir heute in einer besonderen Lage, da wegen der „Verfinsterung der Kirche“ weltweit ein solcher Seelsorgs-Notstand herrscht, wie er noch nie dagewesen ist. Dennoch lassen sich gewisse Parallelen und Analogien herstellen, welche uns helfen können, mit unserer Situation besser zurechtzukommen. Eine solche Analogie finden wir zur Zeit des „Kulturkampfs“ in Deutschland. Damals waren viele katholische Gemeinden ihrer Seelsorger beraubt, die Bischöfe mußten oftmals ins Exil und von dort aus ihre Herde leiten. Aus diesem Anlaß entstand damals ein Büchlein, welches auf den Anweisungen des Bischofs von Paderborn an seine Diözesanen beruht: „Gemeinden ohne Seelsorger“. Diese Schrift wurde unlängst neu herausgegeben.
Das Büchlein ist für uns vor allem deshalb eine unschätzbare Hilfe, weil es uns im wahrhaft kirchlichen Geist unterweist, wie wir mit unserer Notsituation umzugehen haben. Es haben sich in „traditionell“ katholischen Kreisen leider einige Fehlhaltungen herausgebildet, nicht selten unterstützt durch wenig erleuchtete „traditionalistische“ Priester und Priestergemeinschaften. Wir meinen vor allem den „Sakramentismus“ oder „Liturgismus“. Befeuert durch den Kampf um die „alte Messe“ und die „traditionellen Sakramente“ ist man dahin gekommen, der Hl. Messe und den Sakramenten die alles überragende Stellung im christlichen Leben zuzuweisen, so als könne man ohne sie gar kein Glaubensleben führen. Es wurde bisweilen der Eindruck erweckt, daß jeder, der nicht möglichst täglich zur Hl. Messe geht und oft und regelmäßig die Sakramente der Buße und des Altars empfängt, so gut wie verloren ist. Daraus entstand eine Haltung, wie sie bisher in der Kirche unbekannt war, nämlich Glaube und Kirchlichkeit gering zu veranschlagen und zu Kompromissen aller Art bereit zu sein, solange man dadurch nur an eine möglichst „würdige und gültige Messe“ und seine regelmäßigen Sakramente gelangt.
Die Schrift aus dem „Kulturkampf“ belehrt uns, was das Wichtigste im christlichen Leben ist: der Glaube; daß wir um der Hl. Messe und der Sakramente willen, gerade wegen ihres Wertes, keine Kompromisse oder Zugeständnisse machen dürfen, und wie wir das Fehlen der Sakramente notfalls anderweitig ersetzen können. Sie belehrt uns bis ins Detail, wie wir zu Hause eine Meßandacht feiern, die vollkommene Liebesreue erwecken, einen Sterbenden begleiten, eine Laien-Taufe oder ein Begräbnis vornehmen usw. Ein eigenes kleines Gebetbuch ergänzt und bereichert diesen praktischen Teil. Eine ausführliche Besprechung des Büchleins finden sie hier: Gemeinden ohne Seelsorger.
Beide Büchlein zusammen stellen einen unersetzlichen Schatz dar, der in keinem katholischen Haushalt heute fehlen sollte. Sie sind erhältlich bei: Kloster Marienberg, Haselwies 18, 79837 Häusern, Deutschland. Tel. +49 7672 328.