Die Vision Papst Leos XIII.

In der katholischen Kirche wurden vor den „konziliaren Reformen“ nach jeder stillen hl. Messe noch die sog. leoninischen Gebete angehängt, so genannt, weil sie von Papst Leo XIII. verpflichtend vorgeschrieben worden waren. Im Zusammenhang mit der Einführung dieser Gebete wird zuweilen auf ein Ereignis hingewiesen, das den Papst bewogen haben soll, diese Gebete nach jeder stillen hl. Messe beten zu lassen.

Was damals geschehen ist, läßt sich geschichtlich nicht mehr ganz genau greifen, da es keine direkte Aufzeichnung des Papstes selbst oder von Zeitzeugen gibt. Aber es ist doch genügend faßbar, um den Hergang nachzeichnen und die Absicht des Papstes bei der Einführung der Gebete fassen zu können.

In der römischen Zeitschrift Liturgicae (V. LXIX, S. 54-60), erschien 1955 ein Bericht, wie das Michaelsgebet entstanden war. Dort wird in der Fußnote Nr. 9 ein Artikel aus La Settimana del Clero 1947 von Don Domenico Pechenino zitiert, der während der Amtszeit Leos XIII. im Vatikan arbeitete. Dieser berichtet folgendes:

„Ich erinnere mich nicht an das genaue Jahr. Eines Morgens feierte der große Papst Leo die Messe und war wie üblich bei der Danksagungsmesse anwesend. Plötzlich sahen wir, daß er den Kopf hob und auf etwas über dem Kopf des Zelebranten starrte. Er stand da bewegungslos, ohne zu blinzeln. Sein Gesicht zeigte Entsetzen und Ehrfurcht; Gesicht und Ausdruck wechselten schnell. Etwas Ungewöhnliches und Ernstes geschah mit ihm.
Schließlich, als käme er wieder zu sich, klopfte er fest auf seine Hand und erhob sich. Er begab sich in sein Privatbüro. Sein Gefolge folgte besorgt und ängstlich und flüsterte: ‘Heiliger Vater, geht es Euch nicht gut? Benötigt Ihr etwas?‘ Er antwortete: ‚Nichts, nichts.‘ Etwa eine halbe Stunde später ließ er den Sekretär der Kongregation für die Riten rufen und reichte ihm ein Blatt Papier, wollte, daß es gedruckt und an alle Ordinarien der Welt verschickt werde. Was war dieses Papier? Es war das Gebet, das wir mit dem Volk am Ende jeder Messe aufsagen. Es ist die Bitte an Maria und die leidenschaftliche Aufforderung an den Fürst des himmlischen Heers, Gott anzuflehen, den Satan zurück in die Hölle zu schicken.“

Aus dem Bericht geht klar hervor, Papst Leo XIII. hat während der Danksagung nach der hl. Messe eine übernatürliche Erleuchtung erhalten, die ihn bewog, sofort die Gebete nach der hl. Messe zusammenzustellen, bzw. zu formulieren und an alle Ordinarien der Welt zu versenden. Das vom Papst Geschaute muß demgemäß außerst eindrücklich gewesen sein, wenn es ihn zu einer solch schnellen und weitreichenden Entscheidung trieb.

Obige Informationen werden noch ergänzt von Kardinal Giovanni Nasalli Rocca di Corneliano, der laut einem Artikel in Ephemerides Liturgicae in den Litteris Pastoralibus pro Quadragesima schrieb, der Satzteil „die bösen Geister, die durch die Welt streifen, um die Seelen zu verderben“ habe einen historischen Hintergrund, wie auch von seinem Privatsekretär Monsignore Rinaldo Angeli oft wiederholt worden sei. Nach Monsignore Rinaldo Angeli sah Leo XIII. in einer Vision Teufel, die sich über der Ewigen Stadt versammelten. Das Gebet, das fortan in der ganzen Kirche gebetet werden sollte, sei die Frucht dieses Erlebnisses. Der Papst selbst sprach dieses Gebet jeweils mit starker kräftiger Stimme, so der Prälat weiter, wir hörten es oft in der Vatikanbasilika.

Eine spätere Variante des Berichtes ist etwas konkreter und ausgeschmückter, wobei aber offensichtlich keine direkte Quelle für den Bericht genannt werden kann. Gewöhnlich wird das Geschehen etwa so erzählt:

Am 13. Oktober 1884 hatte Papst Leo XIII., während er seine Messe zelebrierte, eine Vision. Er stand für ca. 10 Minuten wie außer sich da, sein Gesicht wurde bleich und grau. Als der Papst aus seiner Ektase wieder erwachte, ging er in sein Arbeitszimmer und verfaßte die Gebete, die fortan nach der hl. Messe gebetet werden sollten.
Auf die Frage der Kardinäle, was denn geschehen ist, erklärte der Papst, daß er zwei Stimmen gehört habe, die aus der Richtung vom Tabernakel kamen. Die eine Stimme war sanft und die andere war rauh und hart. Er hörte folgendes Gespräch:
Die Stimme Satans prahlte mit seinem Stolz zu unserem Herrn:
„Ich kann Deine Kirche zerstören.“
Die sanfte Stimme des Herrn entgegnete:
„Du kannst? Dann gehe und tue es.“
Darauf Satan:
„Um das zu tun, brauche ich mehr Zeit und Macht.“
Unser Herr:
„Wie viel Zeit? Wie viel Macht?“
Satan:
„75 - 100 Jahre, und mehr Macht über diejenigen, die sich meinem Dienst unterwerfen.“
Unser Herr:
„Du bekommst diese Zeit und diese Macht.“

Im Arlington Catholic Herald vom 2.Oktober 2003 erschien eine etwas andere Variante des Berichts: „Papst Leo XIII. (gest. 1903) hatte eine prophetische Vision über das bevorstehende Zeitalter des Leides und Krieges. Nach der Messfeier unterhielt sich der Heilige Vater mit den Kardinälen. Plötzlich fiel er zu Boden. Die Kardinäle riefen sofort nach einem Arzt. Es war kein Puls zu finden und man fürchtete, der Heilige Vater sei tot. Genauso plötzlich wachte Papst Leo auf und sagte: ‚Was für ein schreckliches Bild ich sehen durfte!‘ In dieser Vision ließ Gott Satan ein Jahrhundert wählen, in dem er sein Schlimmstes gegen die Kirche tun könne. Der Teufel wählte das 20. Jahrhundert. Der Heilige Vater war durch die Vision so bewegt, dass er das Gebet zum heiligen Erzengel Michael schrieb.”

Leo XIII. soll später dazu erklärt haben: „Ich sah die Erde wie in Finsternis und einen Abgrund gehüllt, ich sah eine Unzahl von Dämonen, die sich auf der Erde ausbreiteten, um die Werke der Kirche zu zerstören und die Kirche selbst anzugreifen, die ins Extreme geschrumpft war. Da erschien der heilige Erzengel Michael und stürzte die bösen Geister in den Abgrund. Dann sah ich den heiligen Erzengel Michael nicht in diesem Augenblick eingreifen, sondern dann, als die Menschen immer mehr ihre inbrünstigen Gebete an den Erzengel richteten.“ Hierfür war jedoch ebenfalls keine geschichtliche Quelle ausfindig zu machen, wir wissen also nicht, ob diese Worte authentisch sind.

Zusammenfassend kann man aber doch feststellen: Es ist geschichtlich sicher, daß Leo XIII. eine besondere übernatürliche Erleuchtung hatte, die ihn bewegte, die Gebete nach der stillen hl. Messe einzuführen. Auch kann man davon ausgehen, daß das Wesentliche dessen, was der Papst erlebt hat, in seinem Michaelsgebet zu Ausdruck kommt, das er daraufhin verfaßt hat. Das ursprüngliche Gebet lautete, bevor es 1934 gekürzt wurde, so:

„Heiliger Erzengel Michael, Du ruhmreicher Prinz der himmlischen Heerscharen, verteidige uns in diesem schlimmen Krieg, den wir gegen Mächte und Gewalten, gegen die Beherrscher der Welt der Finsternis und gegen die bösen Geister in den Himmelshöhen führen müssen.
Komme den Menschen zu Hilfe, die Gott nach seinem Bild und Gleichnis gemacht, unsterblich erschaffen, und aus der Tyrannei des Teufels um einen teuren Preis erkauft hat.
Kämpfe – vereint mit dem Heer der seligen Engel – heute wieder so die Schlachten des Herrn, wie Du einst gegen Luzifer, den Anführer des teuflischen Stolzes und seine abtrünnigen Engel gekämpft hast! Denn sie siegten nicht! Ihre Stätte ward nicht mehr gefunden im Himmel. Hinab gestürzt wurde stattdessen der grausame Drache, die alte Schlange, die Teufel und Satan genannt wird und der die ganze Welt verführt. Er wurde vom Himmel hinabgeworfen auf die Erde, und mit ihm all seine Engel.
Doch sieh! Der Urfeind hat sich wieder erhoben. Der Menschenmörder hat wieder Mut gefasst. Als Engel des Lichts verwandelt und getarnt schweift er mit einer Vielzahl böser Geister in Raubzügen auf der Erde umher, um hier den Namen Gottes und seines Gesalbten auszumerzen und sich der Seelen zu bemächtigen, die für die Krone ewigen Ruhms bestimmt waren, um sie umzubringen und dem ewigen Untergang zu weihen.
Wie Abwasser gießt der feindselige Drache das Gift seiner Bosheit auf Menschen, deren Geist und Herzen er verführt und verdorben hat: Den Geist der Lüge, der Ehrfurchtslosigkeit und Gotteslästerung; den todbringenden Hauch der Ausschweifung und aller Laster und Gemeinheit.
Die überaus durchtriebenen Feinde erfüllen die Kirche, die Braut des unbefleckten Lammes, mit Galle und Bitterkeit und berauschen sie mit Wermut. Ihre frevlerischen Hände haben sie an die heiligsten Schätze gelegt. Selbst am heiligen Ort, wo der Sitz des heiligen Petrus und der Lehrstuhl der Wahrheit zur Erleuchtung der Völker errichtet ist, haben sie den Thron ihrer abscheulichen Gottlosigkeit aufgestellt, voller Heimtücke, damit, nachdem der Hirt geschlagen ist, sie auch die Herde zerstreuen können.
Erhebe Dich also, unbesiegbarer Prinz, und stehe dem Gottesvolk gegen den Ansturm der bösen Geister bei! Gib Du ihm den Sieg! Die heilige Kirche verehrt Dich als ihren Hüter und Beschützer. Du bist ihr Ruhm, weil Du sie gegen die bösen Mächte der Erde und Unterwelt verteidigst. Dir hat der Herr die Seelen der Menschen anvertraut, um sie in die himmlische Glückseligkeit zu geleiten.
Bitte inständig den Gott des Friedens, Er möge den Satan unter unseren Füßen zermalmen, damit er die Menschen nicht länger gefangen halten und der Kirche schaden könne!
Bringe Du unsere Bitten vor das Angesicht des Allerhöchsten, laß sie zur Aussöhnung mit der Gnade und dem Erbarmen des Herrn kommen, während Du den Drachen ergreifst, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist, und ihn gefesselt in den Abgrund stürzt und bindest, damit er die Völker nicht mehr verführe.
Amen.“

Der Leser und noch mehr der Beter dieser Zeilen wird sich wohl nur schwer des Eindrucks erwehren können, hier spricht ein Herz voller Sorge um das ewige Heil der anvertrauten Seelen. Leo XIII. muß ein durch und durch dramatisches Gesicht gehabt haben, das ihn die große Gefahr sehen und erleben ließ, die der hl. Kirche droht. Ein neuer Abschnitt der Heilsgeschichte scheint zu beginnen, denn „Doch sieh! Der Urfeind hat sich wieder erhoben. Der Menschenmörder hat wieder Mut gefasst.“ Es ist die Überzeugung des Papstes, was ganz den Berichten über seine Vision entspricht, daß Satan zu einem neuen Generalangriff auf die hl. Kirche und die Seelen schreitet: „Du bekommst diese Zeit und diese Macht.“

Leo XIII. geht sodann auf die Kriegslist des Teufels ein, um den ihm anvertrauten Seelen zu zeigen, wie der Teufel Zeit und Macht gebrauchen wird. Das erste, was jeder Katholik nüchtern erwägen muß, Satan tritt als „Engel des Lichts verwandelt“ auf, „und getarnt schweift er mit einer Vielzahl böser Geister in Raubzügen auf der Erde umher, um hier den Namen Gottes und seines Gesalbten auszumerzen und sich der Seelen zu bemächtigen, die für die Krone ewigen Ruhms bestimmt waren, um sie umzubringen und dem ewigen Untergang zu weihen“.

Der Teufel zeigt sich natürlich nicht als Teufel in der Welt, sondern als Lichtengel, d.h. er führt in Versuchung unter dem Schein des Guten. Das ganze System des Modernismus hat den Schein des Guten, es verspricht den Frieden in der Welt, Freiheit für die Menschen und Wohlergehen für die Völker. Alles freilich um einen teuren Preis, nämlich den Preis, „den Namen Gottes und seines Gesalbten auszumerzen“. Der erste Angriff gilt also dem Glauben an den wahren Gott und unseren Erlöser Jesus Christus.

Damit dies umso leichter gelingen kann, muß man die Sitten der Menschen verderben, man muß diese an die Sünde gewöhnen. „Wie Abwasser gießt der feindselige Drache das Gift seiner Bosheit auf Menschen, deren Geist und Herzen er verführt und verdorben hat: Den Geist der Lüge, der Ehrfurchtslosigkeit und Gotteslästerung; den todbringenden Hauch der Ausschweifung und aller Laster und Gemeinheit.“

Je lasterhafter der Mensch ist, je mehr er darin gefangen ist, desto leichter ist er vom Teufel zu lenken. Wie eine Flut haben sich in den letzten Jahrzehnten Lüge, Ehrfurchtslosigkeit, Gotteslästerung, Ausschweifung und Laster aller Art und jegliche Gemeinheit über die Völker ergossen.

Bei aller Umtriebigkeit weiß der Teufel immer ganz genau, wer sein eigentlicher Feind ist: die katholische Kirche. Darum rekrutiert er seine Handlanger, die seine Pläne zur Zerstörung der Kirche ausführen. In der Enzyklika von Papst Leo XIII., „Humanum genus“, vom 20. April 1884 heißt es: „Neben dem Reich Gottes auf Erden, der wahren Kirche Christi, gibt es noch ein anderes Reich, das des Satans, unter dessen Herrschaft alle stehen, die dem ewigen göttlichen Gesetz den Gehorsam verweigern [...]. In unseren Tagen scheinen alle diejenigen, die dieser zweiten Fahne folgen, miteinander verschworen zu sein in einem überaus erbitterten Kampf unter der Leitung und Hilfe des Bundes der sogenannten Freimaurer.“

Was aber planen diese Feinde? Leo XIII. läßt keine Zweifel aufkommen: „Die überaus durchtriebenen Feinde erfüllen die Kirche, die Braut des unbe?eckten Lammes, mit Galle und Bitterkeit und berauschen sie mit Wermut. Ihre frevlerischen Hände haben sie an die heiligsten Schätze gelegt. Selbst am heiligen Ort, wo der Sitz des heiligen Petrus und der Lehrstuhl der Wahrheit zur Erleuchtung der Völker errichtet ist, haben sie den Thron ihrer abscheulichen Gottlosigkeit aufgestellt, voller Heimtücke, damit, nachdem der Hirt geschlagen ist, sie auch die Herde zerstreuen können.“

Das eigentliche Bollwerk der Kirche gegen alle Anfeindungen des Teufels ist der Papst, der unfehlbare Lehrer und Leiter der Kirche, wenn es um den Glauben, die Sitte und die Disziplin der Kirche geht. Inmitten der Kirche wollen die Feinde – und zwar dort, „wo der Sitz des heiligen Petrus und der Lehrstuhl der Wahrheit zur Erleuchtung der Völker errichtet ist – den Thron ihrer abscheulichen Gottlosigkeit errichten, damit, nachdem der Hirt geschlagen ist, sie auch die Herde zerstreuen können“. Das Ziel ist somit die feindliche Übernahme des Stuhles Petri, damit die Katholiken meinen, immer noch Petrus zu folgen, in Wirklichkeit aber dem Teufel nachlaufen. Kann man sich einen raffinierteren Plan ausdenken? Sicher nicht!

Schauen wir nun ein wenig darauf, was seit dem Jahr 1884 alles geschehen ist. Das erste erwähnenswerte Jahr ist 1903, am 20. Juli war Leo XIII. im hohen Alter von 93 Jahren gestorben. Der aussichtsreichste Kandidat für die Papstwahl war Mariano Rampolla del Tindaro. In den ersten beiden Wahlgängen am 1. August erhielt Rampolla mit Abstand die meisten Stimmen, aber nicht die zur Wahl notwendige Zweidrittelmehrheit.

Als sich am folgenden Tag, einem Sonntag, das Kardinalskollegium erneut versammelte, passierte etwas Unerwartetes. Während die Kardinäle bereits mit dem Ausfüllen der Stimmzettel beschäftigt waren, erhob sich plötzlich der Bischof von Krakau, Kardinal Jan Puzyna de Kozielsko und ergriff das Wort und verlas den lateinischen Text des „Vetos“, mit dem der Kämmerer ersucht wird, „zu Ihrer eigenen Information davon Kenntnis zu nehmen und bekanntzugeben und auf offiziöse Weise zu erklären, im Namen und mit Autorität Seiner apostolischen Majestät Franz Joseph, Kaiser von Österreich und König von Ungarn, daß Seine Majestät von einem alten Recht und Privileg Gebrauch machen möchte und das Ausschlußveto gegen den eminentesten Herrn Kardinal Mariano Rampolla del Tindaro aussprechen möchte“. Unter den Kardinälen herrschte heller Aufruhr und Empörung. Manche riefen Puzyna entrüstet zu: „Pudeatte! Pudeatte! - Schäm Dich! Schäm Dich!“

Wie wir wissen, ist schließlich nicht Mariano Rampolla del Tindaro, sondern Kardinal Giuseppe Sarto, Patriarch von Venedig, als Papst aus diesem Konklave hervorgegangen. Im siebten Wahlgang am vierten Tag des Konklaves erhielt er eine deutliche Mehrheit von 50 Stimmen, wohingegen Rampolla nur noch 10 erhielt. Weißer Rauch stieg aus der Sixtinischen Kapelle auf und am 4. August 1903 um 11:45 Uhr wurde das „Habemus papam“ verkündet. Damit war 19 Jahre nach der Vision Leo XIII. und kurz nach seinem Tod der erste Frontalangriff der Feinde auf den Stuhl Petri abgewehrt worden. Kardinal Rampolla, der unter Leo XIII. Staatssekretär geworden war, war nämlich ein hoher Eingeweihter der Freimauerei. Als solcher nahm er seine geheimen Instruktionen entgegen, die er dann bei der Leitung der Kirche ausführte.

„Während seiner Ferien in der Schweiz besuchte Rampolla jeden Samstag eine Hinterloge unweit der Abtei Einsiedeln sowie alle vierzehn Tage die Loge von Zürich, um dort die Anweisungen der Geheimen Macht zu empfangen: die Entwaffnung der Katholiken Frankreichs durch ihren Anschluß an die freimaurerische Republik sowie die Gründung einer Hinterloge innerhalb der Kirche, aus der hohe Würdenträger der Kurie (wie die Kardinäle Ferrata, Gasparri, Ceretti, Bea etc.) hervorgehen sollten.
Die Züricher Loge war Bestandteil des O.T.O (Ordo templi orientis- Orden des östlichen Tempels), dem Kardinal Rampolla selbst angehörte. Er hatte es geschafft, bis in die höchsten Grade der luziferischen Kulte vorzurücken, nämlich den achten und den neunten Grad des O.T.O. Nur wer diesen Graden angehört, darf sich an den allgemeinen nationalen Großmeister sowie an den obersten Chef des Ordens wenden, der die Bezeichnung „Brother superior“ [„Bruder Oberer“] oder O.H.O („Outer head of the order“- [„Äußeres Oberhaupt des Ordens“]) trägt.
Bezeichnenderweise war der Ordo Templi Orientis von Aleister Crowley gründet worden, der als größter Satanist der Moderne gilt und den Spitznamen „der Cagliostro der gegenwärtigen Freimaurerei“ erhalten hat. Crowley, Sohn eines britischen Reeders, wurde in England in die Loge aufgenommen und erreichte während einer Mexikoreise den 33. Grad. Er wurde aus allen möglichen Ländern ausgewiesen und starb 1947…
Msgr. Jouin, Gründer und Herausgeber der „Revue Internationale des Sociétés Secrètes“ (R.I.S.S.) [„Internationale Zeitschrift für Geheimgesellschaften“], der die Beweise für die Logenmitgliedschaft Kardinal Rampollas in den Händen hatte, beauftragte seinen Chefredakteur, den Marquis de la Franquerie, damit, sie den französischen Kardinälen und Bischöfen vorzulegen.
Félix Lacointa, Herausgeber der Zeitschrift „Le Bloc Anti-révolutionnaire“ [„Der gegenrevolutionäre Block“] (ehemaliger Katholischer Block), bezeugte seinerseits im Jahre 1929: „Im Verlauf unserer letzten Unterredung [mit Msgr. Marty, dem Bischof von Montauban], bei der wir ihn über die unlängst gemachten Entdeckungen unterrichteten und dabei auch auf Kardinal Rampolla del Tindaro zu sprechen kamen, berichtete dieser lebhaft, er sei anläßlich seines Ad-limina-Besuchs in Rom einige Zeit nach dem Tod des ehemaligen Staatssekretärs Leos XIII. zu einem Kardinal (Merry del Val, Staatssekretär des heiligen Pius X.) bestellt worden ... Dieser habe ihm mit zahlreichen Einzelheiten geschildert, wie man nach dem Tode Kardinal Rampollas in seinen Papieren den formellen Beweis für seinen Verrat gefunden habe. Diese belastenden Dokumente wurden Pius X. vorgelegt. Den heiligen Papst traf dies wie ein Keulenschlag, doch da er den Namen des abtrünnigen Prälaten vor der Schande bewahren und einen Skandal vermeiden wollte, sagte er tiefbewegt: 'Der Unglückliche! Verbrennt das!' Und die Papiere wurden in seiner Gegenwart ins Feuer geworfen“ (Virebeau, „Prélats et francs-macons“ [„Prälaten und Freimaurer“], Paris 1978, S. 28)…
Es wäre den Freimaurern also um ein Haar geglückt, bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts „ihren Papst“ in Gestalt des Kardinals Rampolla del Tindaro an die Spitze der Kirche zu bringen. Nach seiner Wahl verlangte Pius X. zur Verhütung der feindlichen Infiltration in den Klerus von jedem Priester zum Zeitpunkt seiner Weihe die Ablegung des Antimodernisten-Eids.“
(Aus: „Verfinsterung der Kirche“, Pro Fide Catholika, Durach 2004, S. 62 f)

Man kann sich vorstellen, was geschehen wäre, wenn die Feinde das Ziel erreicht hätten. Die geistige Seuche des Modernismus hätte damals schon die Kirche infiziert und jeglichen übernatürlichen Glauben vernichtet. Durch Gottes Beistand – oder etwas genauer gesagt: aufgrund der leoninischen Gebete, die auf der ganzen katholischen Welt nach jeder stillen Messe gebetet wurden, hat Gott noch einmal Erbarmen gehabt und der hl. Erzengel Michael den Feind besiegt.

Im Jahre 1917 feierte die internationale Freimaurerei ihr 200-jähriges Bestehen, denn 1717 wurde in London die erste offizielle Freimaurerloge gegründet – das war 33 Jahre nach der Vision Papst Leos XIII. Maximilian Kolbe war damals Augenzeuge der Zweihundertjahrfeier der Freimaurer auf dem Petersplatz in Rom, wobei diese die Satans-Hymne sangen und die Satans-Standarte schwangen, auf der zu lesen war: „Satan muss im Vatikan regieren, der Papst wird sein Sklave sein.“ Maximilian Kolbe kommentierte die empörenden Vorgänge mit den Worten: „Als in Rom die Freimaurer sich immer gemeiner gebärdeten und unter den Fenstern des Vatikans das Satansbanner entrollten, auf dem in furchtbarer Verzerrung Luzifer den Erzengel Michael zu Boden warf, gemeine Schriften gegen den Hl. Vater verteilten, da kam der Gedanke auf, einen Bund gegen die Freimaurer und andere Teufelsmächte zu gründen.“ Maximilian Kolbe kämpfte fortan als Ritter der Immakulata im Kreuzzug gegen Luzifer, seine Dämonen und deren Diener und Anhänger unter den Menschen. Mit dem sog. Konzil ist dieser Kampf natürlich gestorben, hatten die Feinde doch nun die Schaltstellen selbst in der Hand.

Gehen wir ins Jahr 1934, also 50 Jahre nach der Vision Papst Leos XIII. Die Kirche Gottes hat den Modernismus zwar verurteilt, aber die Seuche grassiert im Verborgenen weiter, der Kommunismus möchte die Welt erobern und die Nationalsozialisten Deutschland. Da geht Papst Pius XI. hin und kürzt das Gebet zum hl. Erzengel Michael auf die uns heute bekannte Form. Fortan ist es den Priestern und Gläubigen nicht mehr präsent, wie heftig und planmäßig der Teufel gegen die Katholiken wütet und daß die Feinde dort, „wo der Sitz des heiligen Petrus und der Lehrstuhl der Wahrheit zur Erleuchtung der Völker errichtet ist“, diese „den Thron ihrer abscheulichen Gottlosigkeit aufgestellt“ haben.

75 Jahre nach der Vision Papst Leos XIII., am 25. Januar 1959, gab Papst Johannes XXIII. vor 17 Kardinälen im Kapitelsaal der Patriarchalbasilika St. Paul vor den Mauern völlig überraschend bekannt, daß er ein ökumenisches Konzil einzuberufen beabsichtige, dieses sollte auf keinen Fall irgendwelche Irrtümer verurteilen, sondern „mutig und furchtlos in einem großen Sprung nach vorn im Licht der modernen Forschungen und in der Sprache des heutigen Denkens eine Antwort auf die veränderte Situation der Gegenwart suchen“. Das sog. Konzil sollte die Gründungsurkunde der neuen Menschenmachwerkskirche sein.

Die Zeitschrift “Chiesa viva” bringt in ihrer Ausgabe Juli-August 2012, JAHRGANG XLII, Heft Nr. 451, einen ausführlichen Bericht über die Inthronisierung Luzifers im Vatikan.

„Die Inthronisation des gefallenen Erzengels Luzifer fand am 29. Juni 1963 in der römisch-katholischen Zitadelle (d.h. im Vatikan) statt: ein passendes Datum für die Erfüllung eines historischen Versprechens. Wie jeder Anhänger dieses Zeremoniells wusste, hatte die Tradition des Satanismus schon lange prophezeit, dass die Zeit des Fürsten in dem Moment anbräche, da ein Papst den Namen des Apostels Paulus annähme. Diese Voraussetzung - das Signal für die hereinbrechende Zeit der Ernte - war achtTage zuvor mit der Wahl des jüngsten Nachfolgers Petri erfüllt worden.“
(ebd. S. 9)

Also 79 Jahre nach der Vision von Papst Leo XIII. nimmt Luzifer den Vatikan in Besitz, nachdem die Feinde zuvor die geeigneten „Päpste“ auf den Stuhl Petri gesetzt haben, um diesen zum „Thron ihrer abscheulichen Gottlosigkeit“ zu machen. Schließlich ging also doch noch alles ganz nach Plan! Hören wir weiter:

„Auch die Freimaurerei kennt diese Regel; in der Tat hat sie seit den Zeiten von Nubius, Oberhaupt der Alta Vendita und somit Oberhaupt des satanischen Bayrischen Illuminatenordens, einen Plan der Zerstörung innerhalb der katholischen Kirche gezeichnet, dessen Ziel eine Revolution, die von oben ausgehen sollte, ist. All ihre Bemühungen waren in der Tat darauf angelegt, einen Papst zu wählen, der einer der ihrigen war! Dies war Papst Paul VI. Der Papst, der die Kirche veränderte!
Auch Pater Gabriele Amorth, offizieller Exorzist der Diözese Rom, ist sich der Existenz von satanischen Sekten unter dem Klerus in Rom bewusst. In einem Auszug aus seinen “Memoiren” lesen wir:
– Satanisten im Vatikan?
„Ja, auch im Vatikan gibt es Mitglieder satanischer Sekten.”
– Und wer gehört dazu? Handelt es sich um Priester oder einfache Laien?
“Es sind Priester, Bischöfe und sogar Kardinäle!”
– Verzeihen Sie, Pater Gabriel, aber woher wissen Sie das?
“Ich weiß es von Personen, die mir darüber berichten konnten, weil sie Gelegenheit hatten, es direkt zu erfahren. Und es wurde mehrmals vom Dämon selbst “gebeichtet” unter Gehorsam während der Exorzismen.”

– Es stimmt also, was Paul VI. sagte: dass der “Rauch Satans” in die Kirche eingedrungen ist?
“Es ist leider wahr, denn selbst in der Kirche gibt es Anhänger satanischer Sekten.“

So ist sich Benedikt XVI. der Tatsache bewusst, wie von Pater Amorth bestätigt, dass es im Vatikan Kardinäle, Bischöfe und Priester gibt, die Mitglieder von satanischen Sekten sind, “aber er tut was er kann”!
Aber auch Paul VI. wusste, dass der “Rauch Satans” in die Kirche eingedrungen war, und er wählte, ausdrücklich, genau diesen Tag, den 29. Juni, an welchem die zwei schwarzen Messen zur Inthronisierung Satans im Vatikan zelebriert wurden! Obwohl “er die Schleier des Schweigens und der Zensur hob, die zu lange gedauert hatten”, was “aber keine praktischen Auswirkungen hatte”!
Man könnte sich denken, dass nach der Anrufung Luzifers durch den ehemaligen Bischof von Charleston, Msgr. John Joyce Russell: “... Mit der Stola alles Unheiligen, lege ich jetzt die Dreifache Krone von Petrus in Deine Hände, auf Luzifers gnadenloses Geheiß, auf dass Du hier herrschen mögest...”, sowie nach der Niederlegung der Tiara durch Paul VI. am 23. November 1964, und wiederum nach dem Entfernen der Tiara aus dem Apostolischen Symbol [Wappen] durch Benedikt XVI., diese beiden Päpste sich nur damit abfinden konnten, “zu sprechen ohne praktische Auswirkungen zu haben” und “zu tun was man kann”, weil sie durch die Beseitigung der Tiara ihren Willen ausdrückten, die Kirche nicht mehr regieren zu wollen!
Und warum dann die Entscheidung, die Tiara abzulegen und sie aus dem Wappen des Heiligen Stuhls zu entfernen?
War es eine persönliche Entscheidung oder von jemandem auferlegt? Eine genaue Antwort finden wir in den Worten des preußischen internationalen Gesandten, als er am Ende der schwarzen Messe in der Paulinischen Kapelle das Ermächtigungsgesetz verlas: “... wer immer, durch diese Innere Kapelle, zum letzten Nachfolger des Amtes Petri erwählt und bestimmt wird, soll gemäß seinem Amtseid sich und alles, was er tut, zum willigen Instrument und Verschworenen des Einen weihen, der dem Menschen auf Erden und überall im menschlichen Kosmos ein Heim errichten wird…” Kurz vorher sagte er, dass diese Innere Kapelle “beansprucht, angeeignet und in Besitz genommen worden ist von Ihm, demjenigen, den wir als Herrn und Meister unseres menschlichen Schicksals (Luzifer) eingesetzt haben.”
Folgende Tatsachen sind bereits Teil der Geschichte:
- die Entscheidung, Kard. Roncalli zum Papst zu wählen, wurde durch die Freimaurerei getroffen;
- die Wahl von Kard. Montini zum Papst geschah aufgrund der Intervention einiger Mitglieder der jüdischen Hochfreimaurerei der B’naiB’rith;
- die Wahl von Kard. Karol Wojtyla als Nachfolger auf dem päpstlichen Stuhl wurde durch Zbigniew Brzezinski, Oberhaupt der B’naiB’rith von Polen bewerkstelligt, und sein großer Wähler im Konklave war der Freimaurer Kard. König.
- dass es die Freimaurerei ist, die den Papst wählt, beweist auch der Brief von Kard. Baggio, geschrieben an den Großmeister der italienischen Freimaurerei, unmittelbar nach dem Tod von Paul VI., in welchem er ihm seine Dienste anbot, wobei er ihn jedoch an sein Versprechen erinnerte, ihn zum Papst zu machen.“
(ebd. S. 11f)

Welcher Katholik hätte sich vor 100 Jahren vorstellen können, daß der teuflische Plan, die Strukturen der Kirche zu unterlaufen und in einer feindlichen Übernahme den eigenen Zielen unterzuordnen so gelingen würde? Dabei hätte man allein schon aufgrund des Michaelsgebets Leos XIII. vorsichtig sein müssen. Denn darin kommt zum Ausdruck, daß der Plan gelingen werde. Und auch – wenn das Zwiegespräch echt ist – durch die Antwort unseres göttlichen Herrn und Lehrmeisters auf Satans hochmütige Behauptung „Ich kann Deine Kirche zerstören“, antwortet unser göttlicher Herr nicht einfach mit „Nein, das kannst Du nicht“, sondern ruhig und ernst: „Du kannst? Dann gehe und tue es.“ Zudem bekommt Satan die Zeit, die er von Gott verlangt, zugesprochen (Man wird bei diesem Gespräch an das Buch Job erinnert, vgl. Job, 1,6ff). Nun wir sind im Jahr 133 nach der Vision des Papstes Leo XIII. – und müssen einsehen, daß der Teufel viel mehr erreichen kann, als wir Katholiken ihm gemeinhin zugestehen wollten. Der Teufel wird die Kirche zwar nicht zerstören, aber er kann die Kirche verfinstern, wie die Gottesmutter in La Salette vorausgesagt hat.

Abschließend wollen wir noch eine bedeutende Visionärin zu Wort kommen lassen. Maria von Agreda sieht nach dem Sturz Luzifers aus dem Himmel folgendes:

„Weil Gott aller Voraussicht nach die Menschen sehr lieben werde, würde die ärgste Rache und schwerste Unbill darin bestehen, daß sie (Anm. die Dämonen) die Wirkungen der göttlichen Liebe verhinderten, indem sie die Menschen betörten, verführten und soviel wie möglich aufreizten, gegen Gott undankbar und rebellisch zu sein. Dadurch würden sie seine Gnade und Freundschaft verlieren. Nach dieser Erkenntnis müssen wir arbeiten und alle Kräfte und Sorgen aufbieten. Wir wollen die Menschen unsern Einsprechungen und unserm Willen unterwürfig machen und sie dadurch verderben. Wir wollen das ganze Menschengeschlecht verfolgen und es um seinen verheißenen Lohn bringen. Wir wollen unsere ganze Wachsamkeit aufbieten, dass die Menschen nicht zur Anschauung Gottes gelangen, weil diese uns ungerechterweise verweigert wurde. Großen Triumph werde ich über sie feiern. Alles werde ich verheeren und meinem Willen unterwerfen. Ich will Irrtümer und Sekten und meine den Gesetzen Gottes zuwiderlaufenden Gesetze verbreiten.
Ich selbst werde aus den Menschen Propheten und Anführer erwecken, in sie meine Irrlehren säen, die sie überall verbreiten sollen. Darauf will ich aus Rache gegen ihren Schöpfer sie zu mir in die Qualen der Hölle hinabziehen. Die Armen will ich bedrängen, die Notleidenden unterdrücken, die Verlassenen verfolgen. Ich will Zwietracht säen, Kriegsflammen entzünden, Völker gegen Völker hetzen, Hochmütige und Freche hervorbringen, die das Gesetz der Sünde überall ausbreiten. Alle, die mir folgen, will ich im ewigen Feuer vergraben. Jene, die sich mir am engsten anschließen, will ich in den Ort der größten Qualen versenken. Das wird mein Reich sein, das ist der Lohn, den ich meinen Knechten gebe.“