Die Kirche begeht am 1. August die Kettenfeier des heiligen Petrus. Dieses alte und bedeutungsvolle Fest mit dem Rang Duplex majus fiel bereits den frühen bugninischen Reformen zum Opfer und findet sich im sog. „Missale Johannes‘ XXIII.“ von 1962 nicht mehr. Hier dazu die Lesungen der zweiten und dritten Nachtstunde der Matutin aus dem römischen Brevier.
Als unter der Regierung des Kaisers Theodosius des Jüngeren dessen Gattin Eudocia nach Jerusalem kam, um ein Gelübde zu erfüllen, erhielt sie daselbst viele Geschenke; insbesondere bekam sie ein ausgezeichnetes Geschenk: eine eiserne Kette, die mit Gold und Perlen geziert war; und das war, wie man behauptete, dieselbe, mit der der Apostel Petrus von Herodes gefesselt worden war. Eudocia erwies derselben fromme Verehrung und schickte sie später nach Rom zu ihrer Tochter Eudoxia, die sie zum Papste brachte. Dieser zeigte ihr dafür eine andere Kette, und zwar die, mit der derselbe Apostel unter dem Kaiser Nero gefesselt worden war.
Als nun der römische Papst die Kette mit der von Jerusalem gebrachten zusammenlegte, geschah es, daß diese sich so miteinander verknüpften, daß sie nicht zwei, sondern eine von demselben Handwerker gefertigte Kette zu sein schienen. Auf dieses Wunder hin fing man an, diesen heiligen Ketten eine solche Verehrung zu erweisen, daß man aus dem Grunde eine Kirche unter dem Namen „Kirche zu den Ketten des heiligen Petrus“ mit dem Titel der Eudoxia auf dem Berge Esquilin einweihte und daß man zum Andenken daran ein Fest am 1. August einführte.
Von dieser Zeit ab begann man die Verehrung, die man an diesem Tage den wertlosen Berühmtheiten der Heiden zu erweisen pflegte, auf die Ketten des heiligen Petrus zu übertragen; und die Berührung derselben brachte den Kranken Genesung und trieb die bösen Geister aus. Bezüglich dieser Art Heilung ereignete es sich im Jahre des menschlichen Heiles 969, daß ein zum Gefolge des Kaisers Otto gehörender Graf vom bösen Geiste erfaßt wurde und sich selbst mit seinen Zähnen zerfleischte. Daher wurde er auf Geheiß des Kaisers zum Papste Johannes geführt; und als die Kette den Hals des Grafen berührte, entwich der fluchwürdige Geist und ließ den Mann frei. Und von da ab verbreitete sich die Verehrung der heiligen Ketten in der Stadt immer mehr.
Predigt vom heiligen Bischof Augustin. Petrus allein war unter den Aposteln würdig, die Worte zu hören: „Wahrlich, ich sage dir, du bist ein Petrus und auf diesen Petrus will ich meine Kirche bauen.“ Ja, er war würdig, für den Einbau der Völker zum Hause Gottes der Grundstein, die stützende Säule und der Reichsschlüssel zu sein. Davon sagt die Heilige Schrift: „Und man brachte seine Kranken, damit wenigstens der Schatten des Petrus beim Vorübergehen auf sie falle.“ Wenn damals der Schatten seines Körpers Hilfe bringen konnte, um wieviel mehr jetzt die Fülle seiner Kraft? Wenn damals eine Art Luftbewegung beim Vorbeigehen den Bittstellern einen Vorteil brachte, um wieviel mehr jetzt der Segen von dem stets Bleibenden? Mit Recht wird in allen christlichen Kirchen mehr als Gold geschätzt jenes Eisen der zur Strafe auferlegten Ketten.
Wenn so heilkräftig war die Beschattung dessen, der herankam, um wieviel mehr muß es sein die Kette, die ihm der ihn Fesselnde angelegt? Wenn eine inhaltsleere Form eines inhaltsleeren Bildes in sich eine heilende Kraft haben konnte, wieviel mehr heilbringende Kraft konnten dann jene Leidensketten aus seinem Leibe an sich ziehen, die mit schwerer Wucht seine heiligen Glieder belasteten? Wenn er zur Hilfeleistung der Bittsteller so mächtig war vor dem Martyrium, um wie viel mehr wird er helfen können nach dem Triumph? O wie glückbringend sind jene Bande, die aus Handketten und Fußfesseln in eine Krone verwandelt werden sollen, die durch ihre Berührung den Apostel zum Martyrer gemacht haben! Wie glückbringend die Ketten, die den Angeklagten bis zum Kreuz Christi gebracht haben, nicht so fast zur Strafvollziehung als vielmehr zur Opfereinweihung!