Kardinal Šeper, Präfekt der Glaubenskongregation, hat einmal gesagt: „Die Krise der Kirche ist eine Krise der Bischöfe.“ Dieser Satz ist sicher wahr, wenn er auch nur die halbe Wahrheit ausspricht. Seit dem 2. Vatikanum jedenfalls schweben nur noch etwas mehr als 3000 Mitren von Diözesanbischöfen in der Welt herum, Bischofsmützen ohne wirkliche Amtsinhaber. Um diesen Sachverhalt entsprechend klar greifen zu können, müßte man noch wirkliche Bischöfe kennen, also Bischöfe, die der Forderung des hl. Petrus entsprechend wahre Zeugen seiner Auferstehung sind, oder womöglich sogar einen heiligen Bischof, damit spränge der wesentliche Unterschied zwischen einem echten Bischof der katholischen Kirche und einem Konzilskirchenbischof offen ins Auge. Da wir auf der Welt keinen einzigen heiligmäßigen Bischof zu nennen wissen, müssen wir bei unserem Vergleich in die Vergangenheit ausweichen. Im Rahmen unserer Gedanken zum Leben des hl. Alfons Maria von Liguori, wollen wir nun sein Wirken als Bischof ins Auge fassen – ein hl. Bischof im Jahrhundert der Aufklärung, das in manchem schon unserem Jahrhundert sehr ähnlich war.
Wie wir schon gesehen haben, war der hl. Alfons von Liguori mit ganzem Herzen Priester und deswegen auch ein Priester ganz nach dem Herzen Jesu. Seine besondere Priestersorge galt den Armen und Verlassenen, all jenen, um die sich niemand kümmerte, deren ewiges Heil darum äußerst gefährdet war. Der Heilige wollte sein Priestertum ganz und gar für die Ehre Gottes und das Heil der Seelen einsetzen. Er war im Weinberg des Herrn unermüdlich tätig, so daß er wie der hl. Paulus sagen konnte: „Niemand geben wir irgendwie Anstoß, damit unser Dienst nicht verspottet werde. In allem erweisen wir uns als Diener Gottes: Durch große Standhaftigkeit in Trübsal, Not und Bedrängnis, bei Schlägen, in Gefangenschaft, bei Aufruhr, in Mühen, Nachtwachen und Fasten; durch Reinheit und Erkenntnis, durch Langmut und Güte; durch den Heiligen Geist und aufrichtige Liebe; durch Wahrhaftigkeit und Gottes Kraft, durch Waffen der Gerechtigkeit zu Schutz und Trutz; bei Ehre und Schmach, bei Schmähung und bei Lob; für Betrüger gehalten und doch wahrhaftig, unbekannt und doch anerkannt, dem Tod nahe, und doch lebend, gezüchtigt und doch nicht getötet, betrübt und doch immer fröhlich, arm und doch viele bereichernd, besitzlos und doch im Besitz von allem“ (2. Kor. 6, 3-10). Diese Beschreibung traf ohne Übertreibung auf unseren Heiligen zu. Der hl. Alfons war wirklich mit ganzem Herzen Seelsorger, ein heiliger Seelsorger. Umso mehr ist man verwundert, wenn man erfährt, als man ihm seine Ernennung zum Bischof von S. Agata dei Goti mitteilte, war er vollkommen außer sich vor Schmerz und er wollte diese Ernennung unter keinen Umständen annehmen. Aber lassen wir unseren Biographen ein wenig ausführlicher davon berichten...
Lesen Sie hier: Aus dem Leben des heiligen Alfons Maria von Liguori, Bischof von S. Agata Dei Goti.