Liturgische Metamorphose - 6. Teil

Bereits im letzten Beitrag waren wir am Endpunkt des alchimistischen Werks der großen Baumeisters Bugnini, dem "Novus Ordo Missae", angelangt und hatten uns die Apostolische Konstitution "Missale Romanum" Pauls VI. vom 3. April 1969 sowie seine Ansprache am Vorabend des weltbewegenden Ereignisses, nämlich der verpflichtenden Einführung der "Neuen Messe" zum 1. Adventssonntag, angesehen. Dieser 1. Advent fiel damals vor 45 Jahren ebenso wie dieses Jahr auf den 30. November. Wir feiern also ein gleichermaßen denkwürdiges wie trauriges Jubiläum. Ebenfalls hatten wir noch die Neudefinition der Messe als "Versammlung des Volkes Gottes" in der "Instructio generalis" gesehen und ihren zwei- bzw. vierteiligen Aufbau mit den beiden "Tischen", dem des "Gotteswortes" und dem des "Herrenleibes" nämlich, betrachtet. Damit wollen wir so eine "Novus Ordo"-Messe einmal vor unserem geistigen Auge ablaufen lassen.

Der Markt der ungezählten Möglichkeiten

Sehen wir uns nun eine „Novus Ordo“-Messe im Detail näher an. Wir verwenden dazu ein „Schott-Meßbuch“, welches ja für die „tätige Teilnahme“ der Gläubigen, mithin für die eigentlichen Vollzieher der Liturgie gedacht ist. Was früher einmal „Meß-Ordo“ hieß, heißt nun „Die Feier der Gemeindemesse“ und teilt sich in vier Teile: Eröffnung, Wortgottesdienst, Eucharistiefeier und Entlassung. Der erste Teil beginnt mit einem „Einzug – Gesang zur Eröffnung“. In der Rubrik wird angemerkt: „Während der Priester einzieht, kann der Gesang zur Eröffnung gesungen werden.“ In einer Fußnote ist eigens angemerkt, daß „die hier und im folgenden abgedruckten Rubriken“ ein „Auszug aus der authentischen Ausgabe des Meßbuchs für den liturgischen Gebrauch“ sind, „in der weitere Gestaltungsmöglichkeiten der Meßfeier näherhin beschrieben werden“. Was uns hier bereits auffällt und direkt angesprochen wird, sind die vielen neuen „Gestaltungsmöglichkeiten“. Schon der „Gesang zur Eröffnung“ ist rein fakultativ. Er „kann“ gesungen werden, muß aber nicht.

In der von den deutschsprachigen Bischöfen 2007 herausgegebenen „Grundordnung des römischen Meßbuchs“ zur 3. Auflage des Deutschen Meßbuchs lesen wir, Ziel der Eröffnungsriten sei es, „dass die zusammenkommenden Gläubigen eine Gemeinschaft bilden und sich darauf vorbereiten, in rechter Weise das Wort Gottes zu hören und würdig die Eucharistie zu feiern“ (Nr. 46). Der Gesang zum Einzug habe „die Aufgabe, die Feier zu eröffnen, die Zusammengehörigkeit aller Teilnehmer zu fördern, sie innerlich in das Mysterium der liturgischen Zeit oder des Festes einzustimmen sowie den Einzug des Priesters und der liturgischen Dienste zu begleiten“ (Nr. 47). Wie wir sehen, stehen von Anfang an die „Gemeinschaft“ der „zusammenkommenden Gläubigen“ und die „Zusammengehörigkeit aller Teilnehmer“ im Vordergrund dieser „Liturgie“.

Es folgt die „Verehrung des Altars“, die meist durch ein einfaches Kopfnicken geschieht, bisweilen auch durch einen Kuß auf den „Volksaltar“ genannten Druidenstein. „Wenn der Priester, der Diakon und die liturgischen Dienste den Altarraum erreicht haben, grüßen sie den Altar mit einer tiefen Verneigung. Zum Zeichen der Verehrung aber küssen sodann der Priester und der Diakon den Altar. Der Priester inzensiert gegebenenfalls das Kreuz und den Altar“, so sieht es die „Grundordnung“ der deutschsprachigen Bischöfe vor (Nr. 49). „Nachdem der Priester den Altar begrüßt hat“, heißt es weiter in den „Rubriken“, „und an seinen Platz [natürlich nicht am Altar, sondern an den Sedilien] gegangen ist, spricht er (während alle stehen)“: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen“. Dazu macht er das Kreuzzeichen. Sodann hat er nicht weniger als 8 verschiedene Möglichkeiten, die versammelte „Gemeinde“ zu begrüßen, die von „Der Herr sei mit euch“ über „Gnade und Friede in der heiligen Versammlung der Kirche Gottes sei mit euch“ bis zu „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch“ reicht und von der „Versammlung“ mit „Und mit deinem Geiste“ beantwortet wird. „Durch diesen Gruß und die Antwort des Volkes wird das Mysterium der versammelten Kirche zum Ausdruck gebracht“, erklären uns die Bischöfe (Nr. 50). „Darauf kann der Priester, der Diakon oder ein anderer dazu Beauftragter [tätige Teilnahme der Gläubigen!] eine knappe Einführung in die Feier geben“, wobei es sich „empfiehlt“, wenn nämlich „zur Eröffnung nicht gesungen wurde“, in die „Einführung den Einführungsvers einzubeziehen, da dieser häufig einen Leitgedanken der Meßfeier angibt“.

Somit ist gleich zu Anfang Platz für die so wichtige „Belehrung“ des Volkes und kreative Betätigung, denn eine solche Eröffnungsansprache, gerne auch „Statio“ genannt, muß erst ausgedacht oder ersonnen werden. Damit eröffnet sich zugleich das breite Feld pastoraler Handreichungen, welche in unzähligen Büchern vorgefertigte Ansprachen für die Eröffnung, Fürbitten etc. enthalten. Nicht jeder Geistliche oder „Beauftragte“ ist ja so ein Genie, daß ihm täglich oder auch nur allsonntäglich derlei Dinge in Fülle aus dem Geist sprudelten. So sorgte der „Novus Ordo“ nicht nur für ungeahnte Spontanität, sondern auch für einen Markt professioneller Autoren, die ihr Brot den weniger begabten „Liturgie-Vorstehern“ verdanken.

Als nächstes ist ein „Allgemeines Schuldbekenntnis“ an der Reihe, wobei, wie sorgfältig angemerkt, an Sonntagen „an die Stelle des Allgemeinen Schuldbekenntnisses das sonntägliche Taufgedächtnis (Besprengung mit Weihwasser) treten“ kann. Diese Schuldbekenntnis liegt in „Form A“ oder „B“ oder „C“ vor, wozu der Priester wiederum jeweils mehrere Möglichkeiten der „Einladung“ hat. Für „Form A und B“ hat er vier Möglichkeiten, für „Form B und C“ noch eine weitere dazu, ergänzt durch die Rubrik: „Oder ein ähnlicher passender Text.“ Es wird ja von treuherzigen „Konservativen“ oft beklagt, es würde von manchen allzu liturgisch bewegten Pfarrern und Gemeinden „liturgischer Mißbrauch“ betrieben. Aber warum soll man beispielsweise an dieser Stelle einen „ähnlichen passenden Text“ nicht auch bei Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Nietzsche, Marcuse, den „Beatles“ oder Jogi Löw finden? Ist das wirklich „Mißbrauch“ oder nicht vielmehr einfach Gebrauch der hier eröffneten Möglichkeiten?

„Form A“ entspricht im wesentlichen dem „Confiteor“, nur daß die Muttergottes und die Heiligen ausgelassen werden, weshalb man die Schuld außer Gott nur noch „allen Brüdern und Schwestern“ bekennt – natürlich, es ist ja eine Gemeinschaftsfeier. Erst am Schluß werden auch „die selige Jungfrau Maria, alle Engel und Heiligen“ neben den „Brüdern und Schwestern“ um Fürbitte angerufen. Die Schuld ist nicht mehr „übergroß“, sondern nur noch „groß“, dafür wird auch bekannt, „daß ich Gutes unterlassen und Böses getan habe“. „Form B“ ist wesentlich kürzer und dürfte allein deshalb oft den Vorzug erhalten, obendrein können beide Formen „durch ein Bußlied ersetzt werden“. Die dritte „Form C“ ist länger, integriert dafür aber bereits das „Kyrie“. Alle drei Formen werden durch die „Vergebungsbitte“ abgeschlossen, die ihrerseits in drei Varianten existiert. Es wäre sicherlich interessant, einmal auszurechnen, wieviele verschiedene Möglichkeiten der „Meßfeier“ sich bisher bereits ergeben haben, und wir sind noch nicht einmal beim Kyrie!

Die „Kyrie-Rufe“, die nun folgen („falls sie nicht schon vorausgegangen sind“, s. „Form C“), lassen allerdings wenig kreativen Spielraum. Sie können in Deutsch oder eben Griechisch gebetet werden, wurden aber von je drei auf je zwei Anrufungen reduziert, also nur zweimal Kyrie eleison, zweimal Christe eleison, zweimal Kyrie eleison. Natürlich, es sollten ja laut „Konzil“ „unnötige Wiederholungen“ vermieden werden, und die Zweizahl entspricht vollständig dem „gemeindlichen“ Charakter: Vorbeter betet vor, die Gemeinde antwortet. Einmal mehr wurde die trinitarische Zahl ausgemerzt. Die Bischöfe dazu: „Da in diesem Gesang die Gläubigen den Herrn anrufen und sein Erbarmen erflehen, wird das Kyrie für gewöhnlich von allen vollzogen, insofern das Volk und die Schola beziehungsweise der Kantor daran beteiligt sind. Jeder Ruf wird in der Regel zweimal vorgetragen; doch sind weitere Wiederholungen nicht ausgeschlossen, sofern sich dies aus der Eigenart der verschiedenen Sprachen, aus der musikali- schen Form oder aus den jeweiligen Gegebenheiten ergibt“ (Nr. 52).

„An den Sonntagen außerhalb der Advents- und Fastenzeit, an Hochfesten, Festen und bei anderen festlichen Gottesdiensten folgt das Gloria“, werden wir instruiert. Dieses wird entweder deutsch oder lateinisch gebetet und „darf durch ein Gloria-Lied ersetzt werden“. Danach lädt der Priester zum Gebet ein. „Er singt oder spricht: Lasset uns beten. Nach einer kurzen Stille spricht der Priester das Tagesgebet. Die Gemeinde beschließt das Gebet mit dem Ruf: Amen.“ Da der „Novus Ordo“ vor lauter „tätiger Teilnahme“ kaum Zeit und Gelegenheit zur Besinnung bietet, wurden allenthalben Kunstpausen eingefügt, wie hier die „kurze Stille“. Daß diese kaum für Gebet oder Betrachtung genutzt werden, liegt auf der Hand, da damit gewissermaßen ein vorübergehender Stillstand eingetreten ist und alle nur darauf lauern, wann es endlich weitergeht.

Tisch des Gotteswortes

Nach dieser „Eröffnung“ beginnt endlich der „Wortgottesdienst“, und zwar mit der „ersten Lesung“ und dem „Antwortpsalm“. „Der Lektor“ - oder die Lektorin natürlich, der „Schott“ ist hier noch nicht „geschlechtergerecht“ - „geht zum Ambo und trägt die erste Lesung vor. Alle [einschließlich des Zelebranten, wie wir wissen, und sei er noch so hochgestellt] hören sitzend zu [„sedens auscultat“, die alte Rubrik aus der Bugnini-Karwoche]. Wo nach der Lesung ein Zuruf der Gemeinde üblich ist, fügt der Lektor an: Wort des lebendigen Gottes. A.: Dank sei Gott. Danach kann eine kurze Stille erfolgen.“ Also wieder eine Zwangspause. „Die Liturgie des Wortes ist so zu feiern, dass sie die Betrachtung fördert“, belehren uns die Bischöfe in ihrer „Grundordnung“. „Deshalb muss jede Art von Eile, die der Sammlung hinderlich ist, gänzlich vermieden werden. Der Sammlung dienen auch kurze Momente der Stille, die der jeweiligen Versammlung angemessen sind, in denen durch das Gnadenwirken des Heiligen Geistes das Wort Gottes im Herzen aufgenommen und die Antwort darauf durch Gebet vorbereitet werden soll. Solche Momente der Stille können passenderweise etwa vor Beginn der Liturgie des Wortes, nach der ersten und der zweiten Lesung, schließlich auch nach der Homilie gehalten werden“ (Nr. 56). „Dann trägt der Kantor (Psalmist) den Antwortpsalm vor. Die Gemeinde übernimmt den Kehrvers.“ Danach kommt in gleicher Weise die zweite Lesung, und auf diese folgt „das Halleluja bzw. der an dessen Stelle vorgesehene Ruf vor dem Evangelium“.

Wir sehen, wie man an dieser Stelle möglichst viel „tätige Teilnahme“ der Gläubigen einarbeiten wollte. Man kann hier bis zu zwei Lektor_innen und Kantor_innen unterbringen und beteiligt gleich mehrfach die „Gemeinde“, mit „Zuruf“, „Kehrvers“ und „Halleluja“ bzw. „Ruf vor dem Evangelium“. Das mit dem „Kehrvers“ und „Ruf vor dem Evangelium“ klappt meist nicht so gut, denn allzu verschraubt und ungewohnt klingen die zu diesem Zweck von gutdotierten Kirchenmusikern ersonnenen Melodien, weshalb zumeist auf das von der Osternacht her bekannte, sehr eingängige und populäre „Halleluja“ zurückgegriffen wird.

Der Vortrag des Evangeliums ist durch den Diakon vorgesehen, nur ausnahmsweise durch den Priester (sofern kein Diakon vorhanden). „Die Aufgabe, die Lesungen vorzutragen, ist, wie aus der Tradition hervorgeht, keine Sache des Vorstehers, sondern eines eigenen Dienstes“, wissen dazu die Herren Bischöfe. „Die Lesungen sind daher von einem Lektor vorzutragen, das Evangelium aber ist vom Diakon oder, falls keiner da ist, von einem anderen Priester zu verkündigen. Wenn aber kein Diakon und kein anderer Priester zur Verfügung steht, hat der zelebrierende Priester selbst das Evangelium zu lesen; wenn auch ein geeigneter Lektor fehlt, hat der zelebrierende Priester auch die übrigen Lesungen vorzutragen“ (Nr. 59). Es gibt wieder drei Weisen der Einleitung, und am Schluß erfolgt da, wo „ein Zuruf der Gemeinde üblich ist“, die Anfügung „Evangelium unseres Herrn Jesus Christus“ mit der Antwort „Lob sei dir, Christus“. Es fällt auf, daß in der Praxis zumeist die Einleitung zum Evangelium und der Schluß sehr feierlich vorgenommen werden, mit Gesang und Weihrauch, während das Evangelium selbst in schülerhafter Lesebuch-Manier vorgelesen wird. Hierauf ist die „Homilie“ vorgesehen. Diese ist „ein Teil der Liturgie“ und deswegen „an allen Sonntagen und gebotenen Feiertagen vorgeschrieben, sonst empfohlen“. Wir haben schon gesehen, daß die Predigt an den Sonn- und gebotenen Feiertagen auch durch das frühere Kirchenrecht vorgeschrieben war, aber sie war nie ein „Teil der Liturgie“ gewesen. Wenn der Zelebrant selber sie innerhalb der Messe hielt, so zog er dafür Manipel und Meßgewand aus, setzte das Birett auf und begab sich außerhalb des Chorraumes auf die Kanzel.

„An Sonntagen, an Hochfesten und bei anderen festlichen Gottesdiensten folgt das Credo“, heißt es dann. Dies kann das „Große Glaubensbekenntnis“ sein, auf Deutsch oder Latein, oder das kürzere und einfachere „Apostolische Glaubensbekenntnis“, wiederum auf Deutsch oder Latein, wobei bei der Erwähnung der Inkarnation nur noch eine Verbeugung gemacht wird. Lediglich „an Weihnachten und am Hochfest der Verkündigung des Herrn kniet man nieder“. Die „tätige Teilnahme“ durch Kniebeugen ist offensichtlich nicht so sehr erwünscht.

Die „Fürbitten“, auch „Allgemeines Gebet“ genannt, beschließen den Wortgottesdienst. „Die Fürbitten werden vom Priester eingeleitet und abgeschlossen. Die einzelnen Anliegen können vom Diakon, Lektor, Kantor oder anderen vorgetragen werden.“ Die Herren Bischöfe dazu: „Im Allgemeinen Gebet beziehungsweise im Gebet der Gläubigen antwortet das Volk gewissermaßen auf das gläubig aufgenommene Wort Gottes, trägt Gott Bitten für das Heil aller vor und übt so sein priesterliches Amt aus, das es durch die Taufe empfangen hat“ (Nr. 69). Hier bietet sich wiederum viel Platz für die „tätige Teilnahme“ der Gläubigen und für professionelle Fürbitt-Autoren. Eine ganze Reihe von Beispielen für einige Zeiten des Kirchenjahres und sonstige besondere Anlässe liefert der „Schott“ gleich mit, weitere können bei den einschlägigen Verlagen gegen entsprechendes Entgelt bezogen werden. So hatte man es also verstanden, den „Tisch des Gotteswortes reicher zu bereiten“, wie Paul VI. es mit dem „II. Vatikanum“ ausdrückte. Ein übriges dazu taten die „Lesejahre“ A, B und C, die wir noch sehen werden.

Gabenbereitung

Der nächste große Teil ist die „Eucharistiefeier“. Diese hat laut den Bischöfen „drei Teile“, die den „Worten und Handlungen Christi entsprechen“; dieser „nahm nämlich das Brot und den Kelch nahm, sagte Dank, brach das Brot und reichte beides seinen Jüngern mit den Worten: Nehmet, esset, trinket; das ist mein Leib; das ist der Kelch meines Blutes. Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Nr. 72). Somit ergeben sich folgende drei Teile: „1) Bei der Gabenbereitung werden Brot und Wein mit Wasser zum Altar getragen, jene Elemente also, die Christus in seine Hände genommen hat. 2) Im Eucharistischen Hochgebet wird Gott für das gesamte Heilswerk Dank gesagt, und die Opfergaben werden Christi Leib und Blut. 3) Durch die Brotbrechung und die Kommunion empfangen die Gläubigen, obwohl sie viele sind, von dem einen Brot den Leib und aus dem einen Kelch das Blut des Herrn auf die gleiche Weise wie die Apostel aus Christi eigenen Händen“ (ebd.).

Das klingt fast schon traditionell, zumal die Bischöfe dies wie folgt einleiten: „Beim Letzten Abendmahl setzte Christus das österliche Opfer und Mahl ein, durch das in der Kirche das Kreuzesopfer fortwährend gegenwärtig gesetzt wird, sooft der Priester, der Christus, den Herrn, repräsentiert, dasselbe vollzieht, was der Herr selbst getan und den Jüngern zu seinem Gedächtnis zu tun anvertraut hat“ (ebd.). Etwas stutzig macht uns der Ausdruck „österliches Opfer und Mahl“. Die Hl. Messe ist, wie wir gesehen haben, ein Opfer. Zwar wird dieses Opfer durch die Konsumation der konsekrierten Gestalten vollendet, das geschieht jedoch durch die Kommunion des Priesters und nicht durch die der Gläubigen. Die traditionelle Dreiheit: Opferung (Vorbereitung des Opfers), Wandlung (Durchführung des Opfers), Kommunion des Priesters (Vollendung des Opfers), wurde nunmehr zu: Gabenbereitung, Danksagung und Kommunion der Gläubigen. Ziel und Höhepunkt ist hier die Kommunion der Gläubigen, das Gemeinschaft stiftende Mahl, welches durch Gabenbereitung und Danksagung vorbereitet wird. Ziel und Höhepunkt dort war die Darbringung des Opfers bei der heiligen Wandlung.

Die „Eucharistiefeier“ beginnt also mit der „Gabenbereitung“, welche die bisherige Opferung ersetzt. Ein „Gesang zur Gabenbereitung“ kann das „Herbeibringen und die Bereitung der Gaben“ begleiten, muß es aber nicht. Es kann auch „in der Stille geschehen“. „Es empfiehlt sich, daß die Gläubigen ihre Teilnahme durch eine Gabe bekunden“, heißt es im „Schott“. „Sie können durch Vertreter Brot und Wein für die Eucharistie oder selber andere Gaben herbeibringen, die für die Bedürfnisse der Kirche und der Armen bestimmt sind. Auch die Geldkollekte ist eine solche Gabe.“ Zunächst jedoch wird, wie die Bischöfe anmerken, „der Altar, der Tisch des Herrn, welcher der Mittelpunkt der ganzen Eucharistischen Liturgie ist, bereitet: Korporale, Kelchtuch, Messbuch und Kelch, sofern dieser nicht an der Kredenz bereitet wird, werden auf den Altar gestellt“ (Nr. 73). Und natürlich begeben sich nun auch Priester und Diakon, „Konzelebranten“ etc. von den Sedilien zu diesem „Mittelpunkt“ des zweiten großen Teiles, der „Eucharistischen Liturgie“.

„Dann bringt man die Opfergaben zum Altar. Angemessenerweise werden Brot und Wein von den Gläubigen dargereicht, vom Priester aber oder von einem Diakon an einem geeigneten Ort entgegengenommen, um zum Altar gebracht zu werden. Wenn auch die Gläubigen das Brot und den Wein, die für die Liturgie bestimmt sind, nicht mehr wie früher selbst mitbringen, behält der Ritus, sie nach vorne zu tragen, doch Aussagekraft und geistliche Bedeutung. Auch Geld oder andere Gaben, die von den Gläubigen für die Armen oder für die Kirche gespendet beziehungsweise in der Kirche eingesammelt werden, sind willkommen. Deshalb werden sie an einem geeigneten Ort niedergelegt, nicht jedoch auf dem Tisch der Eucharistie“ (ebd.). Wir kennen diese bisweilen sehr phantasievoll ausgestalteten „Gabenprozessionen“ nicht zuletzt von „päpstlichen Gottesdiensten“.

„Das Brot und der Wein werden vom Priester auf dem Altar niedergestellt, wobei die vorgeschriebenen Gebete gesprochen werden“, so die Instruktion der Bischöfe (Nr. 75). Die hier angesprochenen „Begleitgebete zur Gabenbereitung“ lauten: „Über das Brot: Gepriesen bis du, Herr, unser Gott, Schöpfer der Welt. Du schenkst uns das Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Wir bringen dieses Brot vor dein Angesicht, damit es uns das Brot des Lebens werde.“ Zur Mischung von Wein und Wasser wird gesprochen: „Wie das Wasser sich mit dem Wein verbindet zum heiligen Zeichen, so lasse uns dieser Kelch teilhaben an der Gottheit Christi, der unsere Menschennatur angenommen hat.“ „Über den Kelch“ heißt es sodann: „Gepriesen bist du, Herr, unser Gott, Schöpfer der Welt. Du schenkst uns den Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Wir bringen diesen Kelch vor dein Angesicht, damit er uns der Kelch des Heils werde.“ Es wurde bereits von Liturgikern mehrfach darauf hingewiesen, daß es sich dabei um eine Adaption jüdischer Tischgebete handelt, passend zum „Mahlcharakter“ und zur „Pessach“-Tradition bzw. dem „Pascha-Mysterium“ (s.o. „II. Vatikanum“, SC 5).

Wir müssen auf diese „Begleitgebete zur Gabenbereitung“ etwas näher eingehen, weil sich darin besonders der völlig veränderte Charakter dieser „Neuen Messe“ offenbart. Die Gebete zur Opferung lauten bekanntlich wie folgt: Bei der Darbringung der Hostie betet der Priester: „Suscipe, sancte Pater, omnipotens æterne Deus, hanc immaculatam hostiam, quam ego indignus famulus tuus offero tibi Deo meo vivo et vero, pro innumerabilibus peccatis, et offensionibus, et negligentiis meis, et pro omnibus circumstantibus, sed et pro omnibus fidelibus christianis vivis atque defunctis: ut mihi, et illis proficiat ad salutem in vitam æternam. Amen. - Heiliger Vater, allmächtiger ewiger Gott, nimm diese makellose Opfergabe gnädig an. Dir, meinem lebendigen, wahren Gott, bringe ich, Dein unwürdiger Diener, sie dar für meine unzähligen Sünden, Fehler und Nachlässigkeiten. Ich opfere sie auf für alle Umstehenden und alle Christgläubigen, für die Lebenden und Verstorbenen. Gib, daß sie mir und ihnen zum Heile gereiche für das ewige Leben. Amen.“ Zur Vermischung von Wein und Wasser wird gebetet: „Deus, qui humanæ substantiæ dignitatem mirabiliter condidisti, et mirabilius reformasti: da nobis per hujus aquæ et vini mysterium, ejus divinitatis esse consortes, qui humanitatis nostræ fieri dignatus est particeps, Jesus Christus, Filius tuus, Dominus noster: Qui tecum vivit... - Gott, Du hast den Menschen in seiner Würde wunderbar erschaffen und noch wunderbarer erneuert: laß uns durch das Geheimnis dieses Wassers und Weines teilnehmen an der Gottheit Dessen, der Sich herabgelassen hat, unsre Menschennatur anzunehmen, Jesus Christus, Dein Sohn, unser Herr: der mit Dir lebt...“ Bei der Darbringung des Kelches spricht der Priester die Worte: „Offerimus tibi, Domine, calicem salutaris, tuam deprecantes clementiam: ut in conspectu divinæ majestatis tuæ, pro nostra et totius mundi salute, cum odore suavitatis ascendat. Amen. - Wir opfern Dir, Herr, den Kelch des Heiles und flehen Dich, den Allgütigen, an: laß ihn, uns zum Segen und der ganzen Welt zum Heile, wie lieblichen Wohlgeruch vor das Angesicht Deiner göttlichen Majestät emporsteigen. Amen.“

Wir haben hier einen exzellenten Ausdruck katholischer Theologie vor uns. Zunächst fällt auf, daß gar nicht von „Brot“ und „Wein“ die Rede ist – außer bei der Mischung von Wein und Wasser –, sondern von der „hostia“, der „Opfergabe“, und dem „calix salutaris“, dem „Kelch des Heiles“. Was ist gemeint mit dieser „hostia“ und dem „Kelch des Heiles“, wenn nicht das, was in der Hl. Messe tatsächlich geopfert wird: Leib und Blut Unseres Herrn Jesus Christus? Doch an dieser Stelle handelt es sich doch noch gar nicht um Leib und Blut Jesu Christi! Das hat vielen Liturgikern große Schwierigkeiten gemacht, und selbst im alten „Schott“ finden sich hier die irreführenden Ausdrücke „Darbringung des Brotes“ und „Darbringung des Weines“. Es gab daher die verschiedensten Theorien, die Sache zu erklären. Manche unterschieden zwischen dem Opfer Christi (Seinem Leib und Blut) und dem „Opfer der Kirche“ (Wein und Brot). Aber sind wir denn Heiden, daß wir Gott Wein und Brot opfern? „Hätte Ich Hunger, Ich müßte es dir nicht sagen; mir gehört ja die Erde und was sie erfüllt. Esse ich etwa das Fleisch von Stieren, oder trinke ich das Blut der Böcke?“ (Ps. 49,12f). Nein, die Kirche hat nur ein Opfer, und das ist das Kreuzesopfer Christi!

Opfer Abels und Opfer Kains

Was also geschieht bei der Opferung wirklich? Es gab modernistische Versuche, die Transsubstantiation, also die Wesensverwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi, welche bei der hl. Wandlung geschieht, abzumildern bzw. umzudeuten. Man sprach daher von einer „Transsignifikation“, also nicht einer Wesensverwandlung, sondern einer Bedeutungswandlung, oder einer „Transfinalisation“, einer Zweckänderung. Nun, wenn es in der Hl. Messe eine Stelle gibt, wo eine „Transsignifikation“ oder „Transfinalisation“ stattfindet, so nicht bei der Wandlung, sondern bei der Opferung. Tatsächlich gibt der Priester den Gestalten, die er Gott darbringt und hier auf dem Altar bereitlegt, bereits jetzt die Bedeutung dessen, was sie bei der Wandlung werden sollen. Sie sind noch nicht Leib und Blut Christi, aber sie sollen es werden und stellen es deshalb hier schon dar. Darum müssen die Gestalten nach der Opferung auch als geheiligt betrachtet werden und dürfen, z.B. bei einem Defekt, der sich vor der Wandlung noch ergäbe, nicht einfach entsorgt werden, sondern werden nach Art geweihter Gegenstände bzw. wie die konsekrierten Gestalten behandelt.

Es wird bei der Opferung somit erstens bezeichnet, was der Priester Gott darbringt: Leib und Blut Unseres Herrn Jesus Christus – auch wenn dies zunächst noch geheimnisvoll unter dem Schleier „hostia“ und „Kelch des Heiles“ verborgen gehalten wird. Erst im Kanon, kurz vor der Wandlung, spricht der Priester die Wirklichkeit in aller erschreckender Offenheit aus: „Quam oblationem tu, Deus, in omnibus, quæsumus, benedictam, adscriptam, ratam, rationabilem, acceptabilemque facere digneris: ut nobis Corpus et Sanguis fiat dilectissimi Filii tui, Domini nostri Jesu Christi. - Diese Opfergabe mache Du, o Gott, wir bitten Dich, huldvoll in jeder Hinsicht zu einer gesegneten, eingetragenen, gültigen, geistigen und genehmen, damit sie uns werde Leib und Blut Deines vielgeliebten Sohnes, unsres Herrn Jesus Christus.“ Zweitens wird genau bestimmt, wem das Opfer dargebracht wird, nämlich „Dir, meinem lebendigen, wahren Gott“, und der Opferzweck genannt, nämlich in erster Linie Sühne für die „unzähligen Sünden, Fehler und Nachlässigkeiten“ zunächst des Priesters selbst, dann aber auch „für alle Umstehenden und alle Christgläubigen, für die Lebenden und Verstorbenen“. Ihnen allen soll das Opfer zugute kommen, und zwar damit es „ihnen zum Heile gereiche für das ewige Leben“.

Bei der Mischung von Wein und Wasser wird auch genau der Grund genannt, warum uns dieses Opfer zur Erreichung des ewigen Lebens so notwendig ist, und es wird seine Wirkweise offengelegt. Es ist wie eine Kurzfassung der gesamten katholischen Lehre von Sündenfall und Erlösung. Gott hat den Menschen ursprünglich „in seiner Würde wunderbar erschaffen“, nämlich als vollkommenen Menschen der Natur nach und obendrein im Stand der Gnade als Kind Gottes. Durch den Sündenfall ging der Gnadenstand verloren und wurde die Natur geschädigt, doch durch die Erlösung in Jesus Christus hat Gott beides „noch wunderbarer erneuert“, da Er uns teilnehmen läßt „an der Gottheit Dessen, der Sich herabgelassen hat, unsre Menschennatur anzunehmen, Jesus Christus, Dein Sohn, unser Herr“. Durch Sein Kreuzesopfer hat Unser Herr uns diese Erlösung verdient, in der Hl. Messe wendet Er sie uns zu.

Bei der Aufopferung des Kelches heißt es, es möge dieser „wie lieblicher Wohlgeruch vor das Angesicht Deiner göttlichen Majestät emporsteigen“. Das erinnert an eine Begebenheit aus dem Alten Testament, als zwei Brüder, die Söhne des ersten Menschenpaares, beide ein Opfer darbrachten. Abel, der ein Schafhirte war, opferte, so wird uns berichtet, „von den Erstlingen seiner Herde und ihrem Fett“, und „der Herr blickte auf Abel und seine Opfergabe“ (Gen 4,4). In bildlichen Darstellungen finden wir dies meist als weißen, zum Himmel steigenden Rauch veranschaulicht, eben ein Opfer, das „wie lieblicher Wohlgeruch“ vor das Angesicht der göttlichen Majestät emporsteigt. Auf der anderen Seite erblicken wir das Opfer des Kain, und auf dieses Opfer „sah Gott nicht“, wie uns die Heilige Schrift berichtet, weshalb dies in den Abbildungen meist durch schwarzen, beißenden, zur Erde ziehenden Qualm gekennzeichnet ist. Wie wir wissen, wurde Kain darüber zornig und erschlug seinen Bruder, dessen Blut daraufhin „vom Erdboden empor“ zu Gott schrie. Wie erschrecken wir jedoch, wenn wir lesen, daß „Kain von den Früchten der Erde dem Herrn ein Opfer darbrachte“ (Gen 4,3)! Erinnert uns das nicht in beängstigender Weise an die Gebete der „Gabenbereitung“ mit ihrer „Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“?

Was war der Unterschied, warum war das eine Opfer, das Opfer Abels, Gott wohlgefällig, das andere Opfer jedoch nicht? Zunächst lag es wohl an der Opfergesinnung. Kain wird uns als ein irdisch gesinnter Mensch dargestellt. Sein Opfer sollte sein irdisches, zeitliches Wohlergehen sicherstellen. Abel hingegen sehnte sich nach dem Himmlischen. Er erkannte den gefallenen und heillosen Zustand des Menschen und wußte, daß nur das Blut eines reinen Opferlammes imstande war, Sühne zu leisten. Im Glauben wußte er vom kommenden Erlöser, und ihn sollten seine Opfergaben vorstellen. Darum wird das Opfer des Abel auch im Kanon der Heiligen Messe neben dem Opfer des Abraham und dem des Melchisedech als eines der Vorbilder des heiligen Meßopfers genannt. Abel selbst wurde zum Vorbild Christi, des Erlösers, der ebenfalls aus Neid von seinen eigenen Brüdern, dem Apostel Judas und dem Hohen Rat Seines Volkes, dem Tod überliefert wurde, und dessen Blut seitdem „vom Erdboden empor“ zu Gott ruft bzw. aus dem „Kelch des Heiles“ wie lieblicher Wohlgeruch vor das Angesicht der göttlichen Majestät emporsteigt. Das Opfer Abels war somit ein echtes Vorbild der wahren Heiligen Messe, in welcher Leib und Blut Unseres Herrn Jesus Christus geopfert werden zur Ehre Gottes und zu unserem ewigen Heil. Das Opfer Kains hingegen muß als Vorbild der „Neuen Messe“ gesehen werden, die sich der „Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“ rühmt und erwartet, Gott möge daraus den Menschen zu ihrer Freude das „Brot des Lebens“ machen. Hier zeigt sich ebenfalls eine rein irdische Gesinnung, dort eine rein himmlische, hier geht es um das zeitliche Wohlergehen, dort um das ewige Leben. Es ist erstaunlich, wie man es fertiggebracht hat, das Opfer Abels gegen das Opfer Kains auszutauschen und auch noch den braven und arglosen Gläubigen beizubringen, es habe sich im Grunde nichts geändert.

Die „Epiklese“

Wie wir oben schon gesehen haben, gehört zur Vollständigkeit des Opfers auch die Selbstaufopferung der Christen, welche im „Novus Ordo“ recht kurz ausfällt: „Herr, wir kommen zu dir mit reumütigem Herzen und mit demütigem Sinn. Nimm uns an und gib, daß unser Opfer dir gefalle.“ In der wahren Messe hießt es noch: „Laß uns, Herr, im Geiste der Demut und mit zerknirschtem Herzen bei Dir Aufnahme finden. So werde unser Opfer heute vor Deinem Angesichte, auf daß es Dir wohlgefalle, Herr und Gott.“ Hier ist weitaus mehr asketisches Bemühen um die rechte Opfergesinnung spürbar, als wenn einfach die Aufforderung an Gott ergeht: „Nimm uns an und gib, daß unser Opfer dir gefalle.“

Die Herabrufung des Heiligen Geistes auf die Opfergaben, die in der Heiligen Messe an dieser Stelle erfolgt, fehlt im „Novus Ordo“ bzw. wurde in das „Eucharistische Hochgebet“ integriert. Das mag daran liegen, daß diese „Epiklese“ in den östlichen Riten sehr ernst genommen wird und dort bisweilen fast einen höheren Stellenwert als die Wandlung einnimmt. Und hatte der „selige“ Paul VI. nicht geprahlt, daß inzwischen „sowohl älteste liturgische Quellen neu erschlossen und veröffentlicht wie auch Texte der Ostkirchen eingehender untersucht worden“ seien, woraus „sich bei vielen der Wunsch“ ergeben habe, “die dort vorhandenen Reichtümer des Glaubens und der Frömmigkeit nicht länger im Dunkel der Bibliotheken verborgen zu halten, sondern ans Licht zu bringen, um Herz und Sinn der Christen zu erleuchten und zu nähren“? Da man, wie wir gesehen haben, den „ältesten liturgischen Quellen“ nicht mehr traut und daher die Wandlung zur Nebensache degradiert hatte, mußte die ostkirchliche „Epiklese“ an ihre Stelle rücken.

Die im feierlichen Amt übliche Inzens der Opfergaben, die nach einem genau vorgeschriebenen Ritus mit drei Orationen und einem Psalm vorgenommen wird, wird im „Novus Ordo“ zu einem weiteren ad libitum einzufügenden und durchzuführenden Baustein in der Baukastenliturgie: „Der Priester kann die auf dem Altar befindlichen Gaben inzensieren, dann das Kreuz und den Altar selbst, zum Zeichen dafür, dass die Opfergabe der Kirche und ihr Gebet wie Weihrauch vor das Angesicht Gottes emporsteigen. Anschließend können der Priester wegen seines heiligen Amtes und das Volk auf Grund seiner Taufwürde vom Diakon oder einem anderen der liturgischen Dienste inzensiert werden“ (Nr. 75). „Dann wäscht der Priester an der Seite des Altars die Hände. Durch diesen Ritus wird das Verlangen nach innerer Reinigung ausgedrückt“ (Nr. 76). Er spricht dazu die schlichten Worte: „Herr, wasche ab meine Schuld, von meinen Sünden mach mich rein.“ Wiederum zeigt der wahre Meßritus einen wesentlich größeren aszetischen Ernst, indem er den Priester zum Lavabo den Psalm 25, Vers 6-12 beten läßt.

„Sind die Opfergaben auf dem Altar bereitgestellt und die begleitenden Riten vollzogen, wird die Gabenbereitung durch die Einladung, mit dem Priester zusammen zu beten, und durch das Gebet über die Opfergaben abgeschlossen und das Eucharistische Hochgebet vorbereitet“, heißt es in Nr. 77 der Bischöfe. Diese „Einladung zum Gabengebet“ liegt wiederum in „Form A“ oder „Form B“ vor, „Oder eine andere geeignete Gebetseinladung“, wonach alle „eine kurze Zeit in stillem Gebet“ verharren. Darüberhinaus gibt es auch noch die „Form C“, die dem „Orate fratres“ der wahren Hl. Messe und dem „Suscipiat“ entspricht, wobei natürlich alles laut und in deutsch und letzteres von den Gläubigen vorgetragen wird. „Durch das Gabengebet“, welches die frühere Sekret ersetzt, „wird die Bereitung der Opfergaben abgeschlossen. Die Gemeinde beschließt das Gebet mit dem Ruf: Amen.“