Das Fest Mariä Namen verdanken wir der berühmten Schlacht am Kahlenberg bei Wien am 12. September 1683, in welcher die Türkengefahr erfolgreich abgewendet wurde. Maßgeblich beteiligt war daran ein frommer Kapuzinerpater namens Marco d'Aviano, der als päpstlicher Legat den Truppen bei der Belagerung Wiens beistand. Dieser wählte bewußt den Tag der Geburt der allerseligsten Jungfrau, den 8. September, um das christliche Heer auf die Schlacht vorzubereiten.
„Es war der Tag einer gewaltigen Heerschau der christlichen Armeen vor dem Bilde der Muttergottes, das vor dem Zelt des Königs Johann Sobiesky auf einem festlich geschmückten Altar aufgestellt war. Beim Heiligen Meßopfer wurde noch einmal die Sache der Christenheit dem Allmächtigen anvertraut“, schreibt P. Thomas Jentzsch in seinem Buch „Fatima und der Halbmond“. Danach erteilte der Pater dem Heer den päpstlichen Segen und hielt eine Predigt, über welche der polnische König Sobiesky selbst in einem Brief berichtet: „Er fragte uns, ob wir Vertrauen auf Gott hätten, und auf unsere einstimmige Antwort, daß wir ein vollkommenes und gänzliches Vertrauen auf ihn hätten, ließ er uns mit sich mehrere Male nacheinander wiederholen: Jesus Maria, Jesus Maria! Doch damit nicht zufrieden, durchschritt Pater Marco d’Aviano das Heer, drängte sich durch die Reihen der Krieger, suchte mit einem Kreuz alle zur tiefen Reue über ihre Sünden zu bewegen und gab den einzelnen Schwadronen und Bataillonen noch gesondert seinen priesterlichen Segen. Dabei mühte er sich weit über seine Kräfte. Aber diese Bemühungen waren von großem Erfolg gekrönt. An jenem denkwürdigen Fest der Geburt der allerseligsten Jungfrau widerhallte weithin im Heer immer wieder der Ruf: Ich habe gesündigt, ich habe gesündigt, ich habe gesündigt, Barmherzigkeit, o Herr! Ja, selbst die Irrgläubigen, Protestanten und andere erweckten mit tiefer Inbrunst den Akt der Reue und wurden nicht müde, Gott um Verzeihung der Sünden zu bitten!“
Der Sieg, der am 12. September gelang, wurde allgemein als ein Wunder betrachtet, das nur der Fürbitte der allerseligsten Jungfrau zu verdanken war. P. Jentzsch: „Papst Innozenz XI. setzte, zum Dank für die mächtige Hilfe Mariens, auf den Tag des 12. September das Fest 'Mariä Namen' ein, das er fortan zum Gedächtnis des großen Sieges vor Wien, der in ihrem Namen erfochten wurde, in der gesamten Kirche zu feiern befahl. Maria hatte seit Lepanto den wohl größten Sieg der christlichen Geschichte errungen!“
Welch gewaltige Hilfe auch wir in unserem Leben durch die allerseligste Jungfrau und ihren heiligen Namen erfahren, beschreibt uns der heilige Bernhard von Clairvaux:
„Wenn die Stürme der Versuchungen toben, die Klippen der Trübsal dräuen, blicke auf zum Stern, rufe Maria an. Wenn du hin- und hergeworfen wirst von den Fluten des Stolzes, des Ehrgeizes, der Verleumdungssucht, des Neides, blicke auf zum Stern, rufe an Maria. Wenn Zorn, Habgier, Fleischeslust das Schifflein deiner Seele erschüttern, so blicke hin auf Maria. Wenn dich die Größe deiner Sünden verwirrt, der Schmutz deines Gewissens dich beschämt, die Furcht vor dem Gerichte dich erschreckt und du in einen Abgrund von Traurigkeit und Verzweiflung zu versinken drohst, so gedenke Marias. In Gefahren, in Ängsten, in Zweifeln denke an Maria, rufe Maria an; sie weiche nicht von deinem Munde und aus deinem Herzen.
Willst du aber die Macht ihrer Fürbitte erfahren, so ahme nach das Beispiel ihres heiligen Wandels. Wenn du ihr folgst, gehst du nicht in die Irre; wenn du sie anflehst, brauchst du nicht zu verzweifeln; wenn du an sie denkst, irrst du nicht; wenn sie dich hält, fällst du nicht; wenn sie dich schützt, hast du nichts zu fürchten, unter ihrer Führung ermüdest du nicht, unter ihrer Gunst erreichst du das Ziel und erfährst so an dir selber, wie wahr geschrieben steht: Und der Name der Jungfrau war Maria.“
„Detinet Filium, ne percutiat; detinet diabolum, ne noceat; detinet virtutes, ne fugiant; detinet merita, ne pereant; detinet gratias, ne effluant. - Sie hält ihren Sohn zurück, damit er nicht züchtige; sie hält den Teufel fest, damit er nicht schade; sie bewahrt die Tugenden, damit sie nicht entweichen; sie bewahrt die Verdienste, damit sie nicht verloren gehen; sie bewahrt die Gnaden, damit sie sich nicht verflüchtigen.“
Rufen wir also oft und voll Vertrauen den Namen der Gottesgebärerin an! „Jesus Maria, Jesus Maria, Jesus Maria Joseph!“