In der Zeit nach dem sog. 2. Vatikanischen Konzil hat sich der Streit zwischen den Progressisten und Konservativen besonders an der Einführung des sog. Novus ordo missae, der Neuen Messe entzündet. Die unter der Regie von Annibale Bugnini am Schreibtisch neu geschaffene Liturgie war so aggressiv neu gestaltet worden, daß sie bei ihrer Generalprobe am 24. Oktober 1967 im Rahmen der ersten Vollversammlung der Bischofssynode durchfiel. Die von Bugnini in italienischer Sprache veranstaltete sog. missa normativa dauerte einschließlich einer siebenminütigen Predigt gerade einmal 25 Minuten. Die Reformer bezeichneten es als einen taktischen Fehler, daß Bugnini alle Texte ausgelassen hatte, die zu beten dem Ermessen des Zelebranten anheim gestellt waren, denn dadurch wurde der gewollte und geschaffene Einschnitt doch zu deutlich sichtbar. Den Bischöfen erschien jedenfalls das liturgische Experiment des Herrn Bugnini allzu gewagt, weshalb sie es mehrheitlich ablehnten. Nachdem also die erwartete demokratische Zustimmung durch die Bischöfe dummerweise ausblieb, zogen es die Reformer vor, fortan die auf dem Konzil so hoch gelobte Kollegialität der Bischöfe einstweilen aufs Eis zu legen und wieder ganz vorkonziliar autoritär vorzugehen, um das Ziel NOM möglichst schnell zu erreichen. Da Montini alias Paul VI. ganz auf der Seite der Reformer stand, war ein solches Vorgehen auch problemlos möglich. Schließlich promulgierte Montini am 3. April 1969 in der „Apostolischen Konstitution“ „Missale Romanum“ seine „neue Messe“. Der 3. April war sinniger oder auch unsinniger Weise der Gründonnerstag des Jahres 1969, also der Gedächtnistag der Einsetzung des hl. Messopfers durch den ewigen Hohenpriester des Neuen Bundes, Jesus Christus.
Seitdem gehen die Urteile über die Messe Pauls VI. weit auseinander. Während die Progressisten darin eine schon längst überfällige Angleichung der Liturgie an die moderne Zeit sehen, ist sie für die Konservativen ein mit vielen, ja schweren Mängeln behafteter Ritus, der den Glauben der Kirche nicht in dem notwendigen Umfang und der erforderlichen Klarheit ausdrückt, wie etwa Prof. May sagt. Doch letztlich bleibt Prof. May, wie die allermeisten konservativen Autoren zu dem Thema im deutschsprachigen Raum, bei der materiellen, phänomenologischen Beurteilung stehen, und dementsprechend formuliert er auch seine theologischen Schlußfolgerungen so, daß bei den Lesern der Eindruck entsteht, die „Neue Messe“ sei zwar schlechter als die „Alte Messe“, aber sie sei auch wiederum nicht ganz so schlecht, da sie immerhin noch gültig ist.
Die Sprachregelungen sind überhaupt sehr erfinderisch, wenn es um das Thema „Neue Messe“ geht. Diese ist etwa „protestantisierend“; oder sie „kommt aus der Häresie und führt in die Häresie“, ohne selbst häretisch zu sein; sie ist eine „Luthermesse“ oder ein „Bastardritus“; einerseits fördert sie den liturgischen Mißbrauch und hat auch im Gefolge eine endlose Liste von wilden liturgischen Experimenten, Entgleisungen, Mißgriffen bis hin zu Sakrilegien, ja sie ist sogar „in sich schlecht“, so daß man an ihr nicht teilnehmen darf, aber anderseits ist sie doch wieder ein Ritus der Kirche, weil die Kirche dieser Liturgie trotzdem die katholische Kirche sein soll, und wenn alle die Neue Messe gemäß den Rubriken lesen würden, dann würde sie gar kein Problem darstellen, wie der Generalobere einer gewissen Gemeinschaft vor nicht allzu langer Zeit meinte, einem Konzilskirchenwürdenträger gegenüber bemerken zu müssen. All diesen Sprachregelungen ist letztlich eines gemeinsam: Sie sind nicht ganz ernst gemeint, denn sie greifen alle zu kurz und drücken sich jeweils um das letzte Urteil herum. Oder anders gesagt: sie sind kirchenpolitisch motiviert und nicht unbedingt der Wahrheit verpflichtet. Dabei ist auch diesen Konservativen durchaus noch bewußt, daß die Messe die Mitte des kirchlichen Lebens ist, die gelebte Zusammenfassung von Glaube und Leben.
Die spekulativen Häresien bringen die einfachen Gemüter nicht so sehr in Verwirrung, es ist ja im gewissen Rahmen noch möglich, ihnen aus dem Weg zu gehen. Hingegen werden alle Gläubigen – Kinder wie Erwachsene, Professoren wie einfache Schulabgänger – gebildet (oder auch verbildet) durch die Liturgie. Die Gebetsformeln, die man wieder und wieder spricht, die Gesänge und die Musik, die man hört, die Andachten, die man verrichtet, die Lesungen und die Predigen, die man durch die regelmäßigen Gottesdienste hört (und in den 60er, 70er Jahren waren das noch sehr viele) prägen unweigerlich den eigenen persönlichen Glauben. Deshalb haben die Häretiker zu allen Zeiten versucht, sich der Liturgie zu bedienen, weil sie darin das einfachste und wirksamste Mittel sahen, ihre Irrtümer unters Volk zu bringen und den Glauben der Leute in ihrem Sinne zu ändern.
So schreibt auch Leo XIII. in seiner Enzyklika „Apostolicae curae“ vom 13.09.1896 über die Frage der Gültigkeit bzw. Ungültigkeit der anglikanischen Weihen: „Um das anglikanische Ordinale genau und vollständig zu bewerten, ist außer dem, was hier über einige seiner Bestandteile angemerkt ist, nichts so sehr geeignet als die gewissenhafte Untersuchung der Umstände, unter welchen es zusammengestellt und veröffentlicht wurde. Sie alle aufzuzählen wäre langwierig und nutzlos. Die Geschichte dieser Epoche zeigt mit genügender Beredsamkeit, von welchem Geist die Verfasser des Ordinale gegen die katholische Kirche beseelt waren, welche Hilfe sie von andersgläubigen Sekten angenommen haben und welchen Zweck sie verfolgten. Da sie genau das notwendige Verhältnis zwischen Glauben und Gesetz des Betens kannten, haben sie die gesamte Ordnung der Liturgie unter dem Vorwand, dieselbe auf ihre ursprüngliche Form zurückzuführen, gemäß den Abirrungen der Neuerer auf vielfache Weise verunstaltet.“
Es ist sicherlich für jeden, der nur ein klein wenig die Umstände kennt, unter denen die sog. Neue Messe der gesamten Weltkirche aufoktroyiert wurde, unmittelbar einleuchtend, daß dasselbe, was hier Leo XIII. bezüglich den anglikanischen Reformen unter Cranmer sagt, ebenso über die Reformer nach dem 2. Vatikanum geht. Sie wußten wie Cranmer, was Luther sagte: „Zerstört die Messe, und ihr werdet den ganzen Katholizismus zerstören.“ Und: „Wenn die Messe fällt, liegt auch das Papsttum am Boden.“ Genauso wie Luther, Calvin, Zwingli und Cranmer das hl. Meßopfer mit einem unversöhnlichen Haß haßten, so haben auch die sog. Reformer nach dem 2. Vatikanum um Bugnini das hl. Meßopfer gehaßt. Es ist doch eigenartig, daß die meisten Traditionalisten diese unmittelbare Einsicht nicht ernst nehmen und vor allem keinerlei Konsequenzen daraus ziehen, geschweige denn weitreichendere Schlusßfolgerungen.
Anton Holzer zitiert in seinem Buch, „Novus Ordo Missae oder Zerstörung der heiligen Messe“ zu Beginn den abgefallenen Priester und freimaurerischen Rosenkreuzer Roca, der 1889 in seinem Buch "L'Abbé Gabriel" schrieb: „Ich glaube, daß der Gottesdienst, wie ihn die Liturgie, das Zeremoniale, das Rituale und die Vorschriften der Römischen Kirche regeln, in naher Zukunft auf einem ökumenischen Konzil eine Umwandlung erfährt, die ihn - indem sie ihm die ehrwürdige Einfachheit des goldenen, apostolischen Zeitalters zurückgibt - mit dem neuen Stand des Bewußtseins und der modernen Zivilisation in Einklang bringt.“ Dasselbe Programm formulierte vor mehr als 400 Jahren der Reformator Martin Luther - suadente diabolo: „Die Messe nun, je näher und gleichförmiger sie ist der allerersten Messe, die Christus nach dem Nachtmahl gehalten, desto christlicher ist sie.“ Nochmals dasselbe formulierten das 2. Vatikanum im Artikel 50 der Liturgiekonstitution: „Der Meßordo soll so überarbeitet werden, daß der eigentliche Sinn der einzelnen Teile und ihr wechselseitiger Zusammenhang deutlicher hervortreten.... Deshalb sollen die Riten unter treulicher Wahrung ihrer Substanz einfacher werden. Was im Lauf der Zeit... weniger glückhaft eingefügt wurde, soll wegfallen...“
Nach diesen wichtigen und grundsätzlichen Bemerkungen zum Werden des Neuen Ritus und der Intention ihrer Macher, wollen wir unser Thema noch einmal ganz anders angehen. Dadurch wird, so hoffen wir, das, was die Neue Messe eigentlich ist, bzw. was sie gemäß ihren Machern sein soll, noch etwas greifbarer dargestellt. Wie Leo XIII. es gesagt hat, muß man unbedingt auf den größeren Zusammenhang achten. Erst dann erkennt man den eigentlichen Plan und die ganze Tiefe seiner Bosheit. Eines ist doch klar, die Neue Messe ist nicht einfach vom Himmel gefallen, wie man so sagt, sie wurde schon im Vorfeld vorbereitet, vorgedacht und im geheimen ausgearbeitet. Und das viel langfristiger als sich die meisten Katholiken vorstellen können, wie uns Abbé Roca eröffnete. Lassen wir uns darum zur Erweiterung unseres Horizonts einmal mehr von unserer großen Visionärin, Anna Katharina Emmerich, erklären, welche Mächte hier am Werk waren:
12. September 1820: „Ich sah eine wunderliche, verkehrte Kirche bauen. Es waren im Chore drei Abtheilungen, jede um einige Stufen höher, als die andere. Unter ihnen war ein dunkles Gewölbe voll Nebel. Auf die erste Abtheilung sah ich einen Stuhl schleppen, auf die zweite ein Wasserbecken, auf der obersten stand ein Tisch. Ich sah keinen Engel bei dem Bau; aber die heftigsten Arten von mannigfaltigen Geistern aus den Planeten schleppten allerlei in das Gewölbe, und da heraus brachten Menschen in geistlichen Mäntelchen alles herauf. Nichts kam von oben in diese Kirche, alles kam aus der Erde und dem Dunkel und die Planetargeister pflanzten es hinein. Nur das Wasser schien eine Heiligung zu haben. Ich sah besonders eine ungeheure Anzahl von Instrumenten der verschiedensten Art, um irgend etwas zu machen und hervorzubringen; aber alles war dunkel, verkehrt und ohne Leben, und ein bloßes Trennen und Zerfallen. Ich sah in der Nähe eine andere Kirche, hell und mit allen Gnaden von Oben; ich sah die Engel auf- und niedersteigen, ich sah Leben und Wachstum drinnen, aber Lauheit und Verschleuderung; und dennoch war sie wie ein Baum voll Saft gegen die andere, die wie ein Kasten voll todter Anstalten war. Jene war wie ein Vogel, der schwebt, diese wie ein papierner Drache voll Schnüren und Zetteln am Schweife, der sich über ein Stoppelfeld schleppt, während er fliegen soll. Ich sah viele Instrumente in der neuen Kirche nur zum Gebrauch gegen diese lebendige Kirche dahin gesammelt, z.B. Pfeile. Jeder schleppte was anderes hinein, Stöcke, Ruthen, Spitzen, Knüppel, Puppen, Spiegel. Sie hatten Trompeten, Hörnchen, Blasebälge und allerhand Zeug in allen Formen und Gestalten. Sie kneteten unten im Gewölbe (Sakristei) Brod; aber es ward nichts daraus und blieb sitzen. Ich sah auch die Männer in den Mäntelchen Holz bringen vor die Stufen, wo der Rednerstuhl stand, und Feuer anmachen und blasen und wehen und sich abarbeiten; aber es ward ein entsetzlicher Rauch darauf, aber es wollte nicht aufsteigen und alles ward finster und zum Ersticken. Andere bliesen und lärmten auf den Hörnchen, daß ihnen die Augen übergingen, und es blieb alles an der Erde und ging in die Erde und alles war todt und gemacht und Menschenwerk. Es ist dieses recht eine ganz neumodische Menschenmachwerkskirche, wie die neue unkatholische in Rom, die auch von dieser Art ist.“
(Aus: P. K.E. Schmöger: Anna Katharina Emmerich, Bd. I, S 494f, 1870)
Diesen Text habe ich vor etlichen Jahren in der Gottesdienstordnung veröffentlicht, und zwar ohne Kommentar, weil ich dachte, eines Kommentars bedürfe dieser so eindrückliche und aufrüttelnde Text nicht. Doch wurde ich durch das Ausbleiben jeglicher Reaktion von Seiten der Gläubigen völlig ernüchtert. Die Gläubigen waren offensichtlich unfähig, diesen prophetischen Text recht zu lesen und seine Aktualität zu verstehen, bzw. seine Verwirklichung mit und nach den Konzil einzusehen. Darum möchte ich diesmal einen Kommentar anfügen.
Die Visionärin beschreibt hier offensichtlich und direkt ins Auge springend das Entstehen, Erbauen der Neuen Kirche, der heutigen Konzilskirche oder auch Modernistenkirche. Diese neue Kirche ist dreigeteilt oder eigentlich sogar viergeteilt, wenn man das Gewölbe als eigenen Teil zählt: Es waren im Chore drei Abtheilungen, jede um einige Stufen höher, als die andere. Unter ihnen war ein dunkles Gewölbe voll Nebel. Auf die erste Abtheilung sah ich einen Stuhl schleppen, auf die zweite ein Wasserbecken, auf der obersten stand ein Tisch.
Auf der ersten Ebene befindet sich das neue „Lehramt“, symbolisiert durch den Stuhl (eine Nachäffung der Kathedra Petri), auf der zweiten Ebene die neuen Sakramente, die reduziert sind auf ein einziges, sybolisiert im Wasserbecken. Auf der dritten Ebene steht der Tisch, Symbol für die neue Liturgie. Die Visionärin sieht schon 1820 den Luthertisch oder wohl noch besser gesagt, den Freimaurertisch als Symbol für die neue Liturgie dieser Afterkirche! Hierzu noch eine wichtige Bemerkung: All diese Utensilien werden herbeigeschleppt, also neu gemacht, neu erfunden, neu installiert, genauso wie die Konzilskirche mit all ihren Riten und Bräuchen wirklich auch ganz neu erfunden wurde und nur noch einen gewissen Schein des Alten bewahrte, um die Katholiken besser täuschen zu können, was auch fast lückenlos geglückt ist.
Aber gehen wir im Text weiter: Ich sah keinen Engel bei dem Bau; aber die heftigsten Arten von mannigfaltigen Geistern aus den Planeten schleppten allerlei in das Gewölbe, und da heraus brachten Menschen in geistlichen Mäntelchen alles herauf. Nichts kam von oben in diese Kirche, alles kam aus der Erde und dem Dunkel und die Planetargeister pflanzten es hinein. Die Neue Kirche wird nicht mehr von Gott inspiriert – nichts kam von oben! –, sondern von den Dämonen, vom Fürsten dieser Welt, von den Planetargeistern, den Beherrschern der Finsternis. Alles kommt aus dem Gewölbe, also aus der Verborgenheit, der Verschlagenheit, der Verstellung und Täuschung. Es ist durchaus nicht zufällig alles so geworden, sondern ganz gezielt so erdacht und erzwungen worden in der neuen „Kirche“, ganz nach einem teuflischen Plan.
Nur das Wasser schien eine Heiligung zu haben. Was man doch wohl so verstehen muß, daß nur noch die Taufe Gültigkeit hat, während alle anderen Sakramente schon längst soweit verändert und verfälscht sind, daß sie keine Wirksamkeit mehr besitzen. Die Konzilssekte hat sie allesamt wirksam zerstört. Darum steht, wie gesehen, auf der zweiten Ebene nur noch ein Wasserbecken.
Ich sah besonders eine ungeheure Anzahl von Instrumenten der verschiedensten Art, um irgend etwas zu machen und hervorzubringen. Wer denkt hierbei nicht spontan an die ungeheure Geschäftigkeit und diese wahrlich dämonische Zerstörungswut der Nachkonzilszeit? Aber alles war dunkel, verkehrt und ohne Leben, und ein bloßes Trennen und Zerfallen. Könnte man die Revolutionsjahre kürzer, treffender und realistischer beschreiben als die Seherin aus Dülmen?
Ich sah in der Nähe eine andere Kirche, hell und mit allen Gnaden von Oben; ich sah die Engel auf- und niedersteigen, ich sah Leben und Wachstum drinnen, aber Lauheit und Verschleuderung; und dennoch war sie wie ein Baum voll Saft gegen die andere, die wie ein Kasten voll todter Anstalten war. Die wahre Kirche besteht noch in der Nähe der anderen Kirche, hell und mit allen Gnaden von oben. Aber diese Kirche ist dennoch, obwohl in ihr Leben und Wachstum ist, von Lauheit und Verschleuderung der Gnaden geprägt. Die Kirche ist nicht mehr diejenige, die einmal die ganze Welt mit ihrem Glanz beeindruckte, sondern sie ist nur noch eine Restkirche, die sich zwar bemüht, aber letztlich nur noch ein Schattendasein führt.
Sie kneteten unten im Gewölbe (Sakristei) Brod; aber es ward nichts daraus und blieb sitzen. Nicht einmal das Brot will mehr gelingen, es bleibt sitzen, weil offensichtlich der Sauerteig fehlt, sind doch das wahre Opfer und der Geist der Heiligkeit schon lange erloschen. Man hat den Altar beseitigt und ihn durch einen Tisch ersetzt. Aus dem Meßopfer wurde ein Mahl, ein freimaurerisches Verbrüderungsmahl der neuen Religion der Humanität.
Ich sah auch die Männer in den Mäntelchen Holz bringen vor die Stufen, wo der Rednerstuhl stand, und Feuer anmachen und blasen und wehen und sich abarbeiten; aber es ward ein entsetzlicher Rauch darauf, aber es wollte nicht aufsteigen und alles ward finster und zum Ersticken. Auch die neue Sekte möchte die Welt belehren, d.h. Lehramt spielen, aber sie bringt den Menschen nicht mehr das Licht und das Feuer des Heiligen Geistes, sondern nur noch entsetzlichen Rauch, daß es zum Ersticken ist. Wie treffend wird in diesem Bild das sog. Neue Pfingsten des Konzils beschrieben, das jeglichen wahren Glaubensgeist zum Ersticken brachte – ja, alles ward finster! Durch diese Beschreibung wird man an La Salette erinnert: Die Kirche wird verfinstert werden, sagt die weinende Jungfrau von La Salette.
Andere bliesen und lärmten auf den Hörnchen, daß ihnen die Augen übergingen, und es blieb alles an der Erde und ging in die Erde und alles war todt und gemacht und Menschenwerk. Wie viel Lärm macht diese neue Kirche des Konzils überall, wie viel unheilige Anstrengung, wie viel Geld und Einsatz – aber es blieb alles an der Erde und ging in die Erde und alles war todt und gemacht. Das ist ein Schlüsselwort zum Verständnis der neuen Kirche: alles ist gemacht, von Menschen mit menschlichen Gedanken gemacht, d.h. ohne jegliche göttliche Inspiration und ohne übernatürliches Leben. Schließlich ist alles tot! „Dem Engel der Gemeinde von Sardes schreibe: So spricht, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat: Ich kenne deine Werke. Du hast den Namen, daß du lebst, und doch bist du tot“ (Offb. 3,1). So spricht Gott im fünften Sendschreiben an die Gemeinde Sardes, das nach manchen Auslegern der Geheimen Offenbarung unsere Zeit symbolisiert.
Es ist dieses recht eine ganz neumodische Menschenmachwerkskirche, wie die neue unkatholische in Rom, die auch von dieser Art ist. Diese neue Menschenmachwerkskirche verbreitet sich in der ganzen Welt, auch in Rom. Der Modernismus erobert alles, bis auf einen ganz kleinen Rest, der ganz an den Rand gedrängt ist. Wenn wir diese Vision Anna Katharina Emmerichs durchdenken und ernst nehmen, dann kommen wir zu einer ganz wichtigen Einsicht: Man kann die Neue Messe immer nur in Zusammenhang mit der neu geschaffenen Konzils“Kirche“ richtig begreifen. Die neue Liturgie ist in keiner Weise mehr eine Liturgie der Kirche. Denn die wahre Kirche muß immer auch einen heiligen Ritus haben, weil sie die heilige Kirche Gottes ist. Darum ist auch das kirchliche Lehramt in all seinen allgemeinen liturgischen Gesetzen unfehlbar, genauso wie auch bei den Heiligsprechungen.
Weil jedoch diese Lehre unter den sog. Traditionalisten inzwischen weitestgehend in Vergessenheit geraten ist, ja zum Teil wenigstens de facto schon geleugnet wird, wollen wir einige Lehramtsstellen anführen, in denen der Anspruch der obersten kirchlichen Autorität, daß sie in ihren allgemeinen Entscheidungen (Gesetzgebung) notwendig deren Unfehlbarkeit mit sich führt, kurz darlegen:
1. Die Bulle „Auctorem fidei“ Pius' VI. vom 28. August 1794 zur Verurteilung der Irrtümer der Synode von Pistoja, wonach es unmöglich ist, daß die von der Kirche festgesetzte und gebilligte Ordnung der Disziplin (und dazu zählt auch die Liturgie) für den Glauben und das Seelenheil in sich gefährlich sein kann, bzw. daß „die Kirche, die durch den Geist Gottes geleitet wird, eine Ordnung festsetzen könnte, die nicht nur unnütz ist und lästiger, als es die christliche Freiheit erträgt, sondern sogar gefährlich, schädlich und in Aberglauben und Materialismus führend wäre“; das wäre nämlich „...gegenüber der Kirche und dem Geist Gottes, durch den sie geleitet wird, ungerecht, und zumindest irrig". (These 78; DS 2678)
2. Das Breve „Quo graviora“ Gregors XVI. vom 4. Oktober 1833 an die Bischöfe der Rheinprovinz, wonach „die Kirche, die doch die Säule und Grundfeste der Wahrheit ist und die offenkundig ohne Unterlaß vom Hl. Geist die Unterweisung in der ganzen Wahrheit empfängt“ niemals „etwas anordnen, genehmigen oder erlauben kann, was zum Schaden des Seelenheils und zur Verachtung oder zum Schaden eines von Christus eingesetzten Sakramentes ausschlüge“.
3. Ebenso bestätigt Papst Leo XIII. in seiner Enzyklika „Apostolicae curae“ vom 13. Sept. 1896 im Hinblick auf die Wiederholung von „Weihen“ durch Rom, die nach dem Ordinale von König Eduard vorgenommen worden waren, die Unmöglichkeit eines Irrtums in der auch nur stillschweigenden Zulassung oder Duldung einer frevelhaften Gewohnheit: „Die Autorität von Julius III. und Paul IV., auf die Wir Uns berufen, hebt deutlich hervor, welches der Ursprung dieser Grundsätze ist, die nunmehr seit mehr als drei Jahrhunderten eingehalten wurden, auf Grund derer die Weihen nach dem Ritus (König) Eduards für ungültig und nichtig gehalten werden. Diese Grundsätze werden in höchstem Maß bekräftigt durch die Tatsache zahlreicher 'Weihen' dieser Art, die auch in Rom selbst bedingungslos im katholischen Ritus wiederholt wurden. — Daß diese Grundsätze eingehalten wurden, ist ein brauchbarer Beweis in der vorliegenden Angelegenheit. Sollte noch ein Zweifel übrigbleiben, in welchem Sinn die Urkunden der Päpste aufzufassen sind, so gilt hierfür rechtens die Regel: Die Gewohnheiten sind die beste Auslegung für die Gesetze. Seit jeher hat die Kirche stets und sicher daran festgehalten, daß es ein ruchloser Frevel ist, das Weihe-Sakrament zu wiederholen. Es ist ganz und gar unmöglich, daß der Apostolische Stuhl eine Gewohnheit solcher Art stillschweigend zuließe und dieselbe dulden würde. Diese Gewohnheit hat er aber nicht bloß geduldet, sondern er hat sie gutgeheißen und sie jedesmal unverbrüchlich bestätigt, so oft es darum ging, in einem Fall dieser Art ein Urteil auszusprechen.“ Leo XIII. schließt es hier als ganz und gar unmöglich aus, daß der Apostolische Stuhl eine (hier: liturgische) Disziplin, die einen ruchlosen Frevel darstellte, auch nur stillschweigend zuließe und dieselbe dulden würde, indem er einen faktisch gültigen Sakramentsritus bedingungslos wiederholen ließe. Diese totale und absolute Unmöglichkeit läßt sich nur durch den Beistand des Hl. Geistes erklären, der die Kirche auch in der Approbation einer Disziplin oder einer liturgischen Regel leitet.
4. Im gleichen Sinn ist zu verstehen, was Leo XIII. in seiner Enzyklika „Testem benevolentiae“ vom 22. Jan. 1899 zur Verurteilung des Amerikanismus zur Frage der Disziplin erklärt. Da heißt es: „Die Geschichte aller vergangenen Epochen aber ist Zeuge dafür, daß dieser Hl. Stuhl, dem nicht nur das Lehramt (magisterium), sondern auch das höchste Leitungsamt (regimen) über die ganze Kirche zugeteilt ist, zwar beständig in derselben Lehre, demselben Sinn und demselben Verständnis verharrt ist, aber die Lebensordnung immer so zu regeln pflegte, daß sie die Sitten und Lebensweisen der so verschiedenen Völker, die sie umschließt, unter Wahrung des göttlichen Rechts (divino incolumi iure) niemals vernachlässigt hat. Wer dürfte daran zweifeln, daß sie das auch jetzt tun wird, wenn das Seelenheil es verlangt? Doch ist das nicht durch die Willkür (arbitrio) von Privatleuten zu bestimmen, die in der Regel durch den Schein des Rechten getäuscht werden, sondern es muß ein Urteil der Kirche sein, und alle müssen es anerkennen, wenn sie sich nicht die Zensur zuziehen wollen, die unser Vorgänger Pius VI. verhängt hat. Diese hat die 78. These der Synode von Pistoja als 'für die Kirche und den sie leitenden Hl. Geist beleidigend' erklärt, 'insofern sie die von der Kirche eingerichtete und approbierte Disziplin der Diskussion unterwirft, als ob die Kirche eine Disziplin einrichten könnte, die unnütz oder für die christliche Freiheit zu drückend wäre'...“ Offensichtlich erhebt Leo XIII. hier den Anspruch, erstens, daß die Kirche bei all ihren um des Seelenheiles willen vorgenommenen disziplinären Veränderungen im Laufe der Kirchengeschichte immer das göttliche Recht bewahrt hat und dies auch weiterhin immer tun werde, sodann, daß das Urteil darüber, was denn den um des Seelenheiles willen an Veränderungen nötig und was möglich sei, ohne das göttliche Recht anzutasten, nicht Privatleuten, sondern nur der kirchlichen Autorität zustehe, und ferner, daß die dann jeweils von der Kirche eingerichtete und approbierte Disziplin in dem, was ihren Nutzen für das Seelenheil betreffe, nicht der Diskussion unterliegen dürfe, weil die Kirche kraft des Beistandes des Hl. Geistes dazu gar nicht fähig sei bzw. durch diesen daran gehindert werde, eine unnütze oder gar schädliche Disziplin zu approbieren und einzuführen.
Wer also die Konzilskirche für die katholische Kirche hält und die Konzilspäpste als legitime Päpste anerkennt und zugleich die Neue Messe als protestantisierend, häresiebegünstigend, den Glauben zerstörend usw. bezeichnet, der leugnet damit implizit die Unfehlbarkeit des Lehramtes in ihren liturgischen Gesetzen und die Heiligkeit der Kirche in ihren Riten und liturgischen Gebräuchen, d.h. er ist im Grunde nicht mehr katholisch.
Die Neue Messe ist nicht einfach eine neue Liturgie, sie ist vielmehr eine Antiliturgie. Diesen Gedanken, der in der Vision von Anna Katharina Emmerich so deutlich zum Ausdruck kommt, wollen wir nun nochmals etwas theologischer fassen. Dom Prosper Guéranger schildert in seinem Buch über die heiligen Messe das Vorgehen des Antichristen bezüglich der hl. Liturgie so:
„Aus diesen von der heiligen Kirche angewendeten Ausdrücken erhellt, wie sehr verschieden die heilige Messe von irgend einer Privatandacht ist. Sie geht allen andern vor, und ihre Intentionen müssen respektiert werden. Die heilige Kirche beruft alle ihre Glieder zur Teilnahme an dem großen Opfer; und wenn es möglich wäre, daß das Meßopfer einmal zu Ende ginge, daß es der Flamme gleich, die keine Nahrung mehr findet, erlösche, dann würden wir sofort aufs Neue in jenen unwürdigen Zustand zurücksinken, in welchem sich die mit dem Götzendienst befleckten Völker befanden. Darauf wird auch das Streben des Antichrist gerichtet sein. Er wird alle Mittel anwenden, um die Darbringung des heiligen Meßopfers zu verhindern, damit dies mächtige Gegengewicht gegen seine Herrschaft in Wegfall komme, und Gott die Schöpfung vernichte; denn es ist dann kein Grund mehr vorhanden, dieselbe bestehen zu lassen. Wir erfahren diese Tatsache seit dem Bestehen des Protestantismus, der die Messe abgeschafft hat. Seit dieser Zeit hat die Kraft im Schoß der Gesellschaften eine bedeutende Abnahme erlitten. Ein gesellschaftlicher Kampf hat sich erhoben, der trostlose Zustände im Gefolge hat, und dessen letzte Wurzel darin zu suchen ist, daß das heilige Meßopfer nicht mehr in der gleichen Ausdehnung dargebracht wird. Das ist der Anfang dessen, was geschehen wird, wenn der über die Erde entfesselte Teufel und seine Anhänger Verwirrung und Trostlosigkeit verbreiten; wie dies Daniel vorherverkündigt hat. Er wird die Weihen verhindern, die Priester aussterben lassen, und so der Darbringung des großen Opfers immer engere Grenzen ziehen. Dann aber kommen die Tage des Unglücks.“
Wenn man die übernatürliche Ordnung kennt und das Gesetz der Gnade berücksichtigt, dann ist es sofort einleuchtend, der Antichrist hat ein Ziel: „Er wird alle Mittel anwenden, um die Darbringung des heiligen Meßopfers zu verhindern, damit dies mächtige Gegengewicht gegen seine Herrschaft in Wegfall komme, und Gott die Schöpfung vernichte.“ Sein Kampf geht gegen das wahre hl. Meßopfer, weil diese das große, entscheidende Gegengewicht gegen seine Herrschaft ist. Und damit er diese erreicht, wird er den Ritus angreifen und „Er wird die Weihen verhindern, die Priester aussterben lassen, und so der Darbringung des großen Opfers immer engere Grenzen ziehen. Dann aber kommen die Tage des Unglücks.“
Ist das alles noch Zukunftsmusik – oder ist es vielleicht schon am Geschehen?