Große Besorgnis macht sich in der „Konziliaren Kirche“ breit. Die „Konservativen“ und „Traditionalisten“ scheinen zunehmend zu erstarken, während der „progressistische“ Flügel immer weiter schrumpft. Die Strategie von Erzbischof Lefebvre scheint aufzugehen, allein durch die Überlegenheit der „Tradition“ die „Kirche“ umzustülpen und zurückzugewinnen. Was ist davon zu halten? Darüber wollen wir uns im Folgenden Gedanken machen.
Retourkutsche oder „vollkommene Illusion“?
Jetzt müssen wir aber doch dumm fragen: Wäre das denn nicht die Lösung? Die „alten“ Liberalen und Progressisten sterben aus oder verlassen die Kirche, und die nachfolgenden Generationen, welche sie übernehmen, sind wieder „traditionell“ und „katholisch“, sodaß die ganze „Kirche“ allmählich wieder katholisch wird? Das wäre sozusagen die Umkehrung, die Retourkutsche und Revanche für die Taktik der Liberalen und Freimaurer des 19. Jahrhunderts, die sich daran machten, die Kirche zu unterwandern und mit einem „Marsch durch die Institutionen“ in ihrem Sinn umzukrempeln. Nun tun es die „Traditionalisten“ ihnen gleich, und, wie es aussieht, durchaus mit Erfolg. Was wäre daran auszusetzen? Würde dies nicht den „Triumph des Unbefleckten Herzens“ herbeiführen müssen?
Wir lassen die unumstrittene höchste Lehrautorität der Lefebvristen antworten: Erzbischof Lefebvre. In einem Interview mit André Cagnon, das am 30 Juni 1989 – ein Jahr nach den legendären Bischofsweihen – in Ecône geführt wurde, macht sich Cagnon zum Sprachrohr derer, welche einwandten, Lefebvre hätte „doch ein Abkommen mit Rom annehmen sollen, denn wenn einmal die Bruderschaft anerkannt und die Suspendierungen aufgehoben gewesen wären, hätte er im Inneren der Kirche wirksamer tätig werden können, während er sich jetzt außerhalb der Kirche gestellt hat“. Darauf antwortete „DER Erzbischof“: „Das sind Dinge, die man leicht so beiläufig sagen kann. Sich ins Innere der Kirche stellen, was soll das heißen? Und vor allem: Von welcher Kirche spricht man? Wenn es die konziliare Kirche ist, so müßten also wir, die wir zwanzig Jahre lang mit ihr gerungen haben, weil wir die katholische Kirche wollen, jetzt in diese konziliare Kirche eintreten, um sie sozusagen wieder katholisch zu machen. Das ist eine vollkommene Illusion. Nicht die Untergebenen formen die Oberen, sondern die Oberen die Untergebenen“ (Damit die Kirche fortbestehe, Stuttgart 1992, S. 795).
Eine Frage der Taktik
Man wird unschwer den Widerspruch zu seinem „Traum“ von 1988 erkennen, wo ihm genau eine solche Idee vorschwebte: die „konziliare Kirche“ von „innen“ heraus dank einer „Anerkennung“ seiner „Piusbruderschaft“ wieder „traditionell“ zu machen. Dazu muß man wissen, daß Lefebvres Aussagen immer politisch und situationsbedingt waren. Als er an Ostern 1988 seinen „Traum“ formulierte, stand er gerade in sehr aussichtsreichen Verhandlungen mit „Rom“ um die „Anerkennung“ seiner geliebten Bruderschaft. Am 5. Mai desselben Jahres unterzeichnete er bekanntlich jenes ominöse „Protokoll“ eines Abkommens, doch als gewieftem Diplomaten und Taktiker schwante ihm gleich darauf, daß ihm sein Werk entgleiten könnte, wenn es erst einmal in die Hände anderer Bischöfe geraten würde, weshalb er auf Bischöfen aus den eigenen Reihen bestand, die nach seinem in nicht allzu langer Frist zu erwartenden Hinscheiden die Fortsetzung seiner Gründung garantieren sollten. Als er den Verdacht hegte, daß man ihn hinhalten wollte, um diese Bischöfe zu verhindern, schritt er zur schismatischen Tat, die er natürlich rechtfertigen mußte. Alles eine Frage der Taktik. Deshalb bezeichnete er nur etwas über ein Jahr später seinen eigenen „Traum“ als „vollkommene Illusion“, was ihn nicht gehindert hätte, wieder ganz anders zu reden, wenn sich die Verhältnisse geändert hätten. Und damit rechnete „DER Erzbischof“ ganz sicher.
In einer Pressekonferenz am 15. Juni 1988 anläßlich der bevorstehenden Bischofsweihen hatte Lefebvre verkündet: „Derjenige, der, wenn ich gegangen bin, in der Hauptsache die Verantwortung haben wird für die Beziehungen mit Rom, wird der Generalobere der Bruderschaft sein, P. Schmidberger, welcher noch sechs Jahre im Amt sein wird. Er ist derjenige, welcher von jetzt an eventuelle Kontakte mit Rom unterhalten wird, um die Diskussionen fortzuführen, wenn die Gespräche weitergehen oder der Kontakt erhalten bleibt, was freilich für einige Zeit unwahrscheinlich ist. Denn im ‚Osservatore Romano‘ werden große Schlagzeilen erscheinen: ‚Erzbischof Lefebvre im Schisma‘, ‚Exkommunikation‘ … Daher wird es für einige Jahre, vielleicht zwei Jahre, drei Jahre, ich weiß es nicht, eine Trennung geben.“
Die eigentliche Illusion
Etwas länger als „zwei, drei Jahre“ hat es schon gedauert, und es war nicht P. Schmidberger, sondern Bischof Fellay, der dann als „Generaloberer“ die „Kontakte mit Rom“ unterhielt, „um die Diskussionen fortzuführen“, und sich seit dem Jahr 2000 ganz intensiv darum bemühte, daß „die Gespräche“ weitergingen und „der Kontakt erhalten“ blieb. Der Erfolg blieb seinen Bemühungen jedoch versagt, und nach fast zwanzig Jahren mußte er resigniert einsehen, daß Lefebvre recht gehabt hatte und es eine „vollkommene Illusion“ gewesen war, man könne „jetzt in diese konziliare Kirche eintreten, um sie sozusagen wieder katholisch zu machen“. Ironischerweise ist es gerade der schismatische Weg, den Lefebvre letztlich eingeschlagen hat, der sich nun zu bestätigen scheint. Schon in seinem zitierten Interview mit Cagnon hatte er festgestellt: „Es sind die Taten, die sprechen. Wenn man ein Seminar eröffnet, wenn man Priorate gründet, wenn man Schulen eröffnet, wenn die Schwestern Niederlassungen gründen und die Klöster sich vermehren“ – und wenn man Priester und Bischöfe weiht, und das alles ohne oder sogar gegen die zuständigen „Autoritäten“!, – „dann ist das das einzige Mittel, Rom zum Dialog zu zwingen“ (S. 804). Auch hier wieder: Alles eine Frage der Taktik. Wenn Verhandlungen nicht fruchten und der versöhnliche Weg nicht funktioniert, dann eben offene Konfrontation und harte Fakten.
Die Frage, wieso es ausgerechnet ein Schisma braucht, um die „Kirche“ zu heilen, hat sich weder Lefebvre selber vorgelegt noch tun es seine heutigen Erben und Nachfolger, die „Traditionalisten“, vor allem die „Neo-Trads“. Und doch ist es die entscheidende Frage, denn hier liegt die eigentliche Illusion: zu glauben, daß diese „Kirche“, die, wie Lefebvre in seinem letzten Interview vom 9. Dezember 1990 bestätigte, auf einer „ganz und gar freimaurerische(n) Konzeption“ beruht und die „Zerstörung des Glaubens“ betreibt (S. 922), trotzdem noch die katholische Kirche sei. Diese falsche „Kirche“ wird niemals katholisch werden, und wenn sie noch so viele „traditionelle“ Elemente aufnimmt, weil sie wesentlich eine „verkehrte Kirche“ (A.K. Emmerich) ist. Sie ist eine modernistische Sekte. Um noch einmal Lefebvre zu zitieren: „Für sie gibt es keine feste Wahrheit, gibt es kein Dogma. Alles befindet sich in Entwicklung“ (ebd.). Darum kann diese „Kirche“ sich auch wandeln. Sie kann bald „progressistischer“ und bald „traditioneller“ sein. Sie kann auch mehrere „Flügel“ haben, eher „konservative“ und eher „progressive“. Sie kann und wird aber nie katholisch werden, denn das würde ihr Wesen zerstören.
Das Beispiel der „anglikanischen Kirche“
Das Beispiel der „anglikanischen Kirche“ kann sehr lehrreich sein. Diese begann bekanntlich mit einem Schisma im Jahr 1531 und verselbständigte sich als eigene Gemeinschaft. Dabei änderte sich zunächst nach außen nur sehr wenig. Nur der „Gebrauch der lateinischen Sprache wurde zugunsten der englischen aufgegeben“, die „aufgelösten Klöster gingen in königlichen Besitz über“ und „ihre kirchliche Immunität fiel weg“ („Wikipedia“). Kurz, diese „Kirche“ wurde nicht mehr vom Stellvertreter Christi regiert, sondern vom Staat kontrolliert. So ist es auch mit der „Konziliaren Kirche“, denn ihre „Päpste“ sind keine Stellvertreter Christi, sondern politische „Leader“, die im großen Spiel der „Global Player“ oben mitspielen.
1549 wurde das „Book of Common Prayer“ von Thomas Cranmer, dem „Erzbischof“ von Canterbury, eingeführt, ein Vorläufer des „Novus Ordo“, der 420 Jahre später zur „lex orandi“ der „Konziliaren Kirche“ wurde. „Damit begann eine Tradition, nach der sich der Anglikanismus vorrangig durch eine episkopale Kirchenordnung und eine einheitliche gottesdienstliche Praxis definiert“ (ebd.), ähnlich wie die „Konziliare Kirche“ durch eine „episkopale Kirchenordnung“ (man nannte sie „Kollegialität der Bischöfe“) und die „einheitliche gottesdienstliche Praxis“ des „Novus Ordo“ definiert wurde, die Bergoglio derzeit verzweifelt wiederherzustellen versucht.
Nach der „kurzen Zwischenepisode unter der römisch-katholischen Monarchin Maria I. setzte sich die Reformbewegung der englischen Kirche“ fort, und es „entwickelte sich ein sich vertiefender Streit zwischen Puritanern, die eine stärker reformierte Theologie verfolgten, und Theologen wie Lancelot Andrewes, die eine katholischere Position einnahmen“. Sieh da: „Progressisten“ gegen „Traditionalisten“, wie es nach der „kurzen Zwischenperiode“ unter Ratzinger wieder ist! Dieser Streit war damals sogar eine der Mitursachen für den „Englischen Bürgerkrieg“, so wie auch heute bisweilen schon von einem „Bürgerkrieg“ in der „katholischen Kirche“ gesprochen wurde. 1661 gelang es, diese Streitigkeiten „mit einem neuen Book of Common Prayer“ beizulegen – eine Art „Reform der Reform“, wie sie Ratzinger vorschwebte, als er vom „einen römischen Ritus der Zukunft“ fabulierte, der aus der „gegenseitigen Befruchtung“ der „ordentlichen“ und der „außerordentlichen Form“ hervorgehen sollte.
1688/89 gab es eine erste Abspaltung, die „liturgisch auf das erste Book of Common Prayer“ zurückgriff – also eine Art „Traditionalismus“. Doch blieb diese weiter ohne großen Einfluß. Anders im 19. Jahrhundert, als „unter dem Einfluss der romantischen Bewegung“ eine „neue Hinwendung zu liturgischer Tradition“ stattfand, die nach ihrem Ursprungsort die „Oxford-Bewegung“ genannt wurde und zu deren führenden Vertretern ein gewißer John Henry Newman gehörte, der nachmals zur katholischen Kirche konvertierte, zum Kardinal befördert wurde und heute in der „Konziliaren Kirche“ als Heiliger verehrt wird, jedoch auch bei den „Traditionalisten“ sich großer Verehrung erfreut (nicht zuletzt weil er zu den Gegnern der Unfehlbarkeits-Definition auf dem „I. Vatikanum“ gehörte; vgl. Disput im Tradiland). Im Gefolge dieser Bewegung bildete sich eine Art „Anglo-Katholizismus“ aus, der fortan die „High Church“ formte. „Wikipedia“ definiert diesen als „eine Strömung innerhalb der Anglikanischen Gemeinschaft, die den Anglikanismus katholisch, d.h. sakramental und in bruchloser Tradition mit der Alten Kirche, interpretiert. Das schließt das katholische Eucharistie- und Amtsverständnis ein und wird in einer entsprechenden Liturgiegestalt sichtbar.“ Ganz eindeutig haben wir in der gegenwärtigen „Traditionalisten-Bewegung“ eine parallele Erscheinung vor uns. Den Gegensatz dazu bildete die „Low Church“, die „dem ‚hohen’, d.h. sakramentalen und episkopalen, Kirchenbegriff der katholisierenden High-Church-Richtung eine eher protestantisch-calvinistische Sicht der Kirche entgegenstellt“ („Wikipedia“), so etwa wie es heute der „liberal-progressistische“ Flügel der „Konziliaren Kirche“ tut.
1867 gab es eine „nationale Synode der Bischöfe der Anglikanischen Kirche im In- und Ausland“, die in die „Lambeth-Konferenz“ mündete, die seither als „im zehnjährigen Rhythmus stattfindende Vollversammlung aller Bischöfe der Anglikanischen Gemeinschaft“ konstitutiv wurde – und uns an die „Synodale Kirche“ Bergoglios erinnert. „In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fand in vielen anglikanischen Kirchen eine liturgische Reformbewegung statt, die zu neuen Books of Common Prayer führten. Diese waren enger an altkirchliche Liturgien angelehnt, enthielten jedoch eine modernere Sprache und Theologie. Parallel dazu wurde die Priesterschaft auch für Frauen geöffnet. Seit den späten 1980er Jahren wurden auch die ersten Bischöfinnen in apostolischer Nachfolge geweiht.“ Die Einführung der „Frauenweihe“ geschah nicht ohne Widerstand und Kontroversen und wird in den verschiedenen „Provinzen“ unterschiedlich gehandhabt. Sieben von den 38 Provinzen der „Anglikanischen Kirche“ sind gänzlich ohne „Frauenordination“, siebzehn lassen sie zu sämtlichen Ämtern, einschließlich dem „Bischofsamt“, zu, die übrigen teils nur zum „Diakonat“ (3) und teils auch zum „Priestertum“ (11).
Ein Blick in die Zukunft
Anhand dieser Geschichte der Anglikaner können wir uns ein klein wenig eine Vorstellung machen, wie es mit der „Konziliaren Kirche“ weitergehen könnte. Das „konservative“ oder „traditionelle“ Element wird in nächster Zukunft wohl erstarken; einen zweiten „Franziskus“ wird es so schnell nicht geben. Auf Dauer werden sich die beiden „Flügel“ etablieren und eine Art „High Church“ und „Low Church“ bilden. Die „Episkopalverfassung“ wird es erlauben, verschiedene Richtungen in derselben „Kirche“ nebeneinander laufen zu lassen, je nach Bischof. Liturgisch wird es vielleicht eine „Reform der Reform“ geben, vielleicht auch nicht. Eher werden vermutlich die „beiden Formen des römischen Ritus“ in „friedlicher Koexistenz“ weiterleben, wie Erzbischof Lefebvre sich das einst wünschte. All das aber wird sich im Rahmen derselben „Konziliaren Kirche“ halten, außer ein paar Abspaltungen, die womöglich vorkommen werden. Und das heißt: Katholisch wird diese „Kirche“ gewiß nicht.
Sie wird weiterhin auf dem Boden des „II. Vatikanums“ bleiben, denn sonst würde sie aufhören zu existieren. Vielleicht wird es ein „III. Vatikanum“ geben, bei dem das eine oder andere modifiziert wird, ohne doch die Grundlagen zu ändern. Vor allem aber – und das unterscheidet diese „Kirche“ sehr von der anglikanischen Gemeinschaft – wird sie weiterhin ihre Pseudo-Päpste haben, denn aus dieser „Kirche“ wird nie ein wahrer Papst hervorgehen. Das ist metaphysisch unmöglich. Mögen diese so „konservativ“ oder „traditionell“ sein wie immer – sie sind keine Päpste, und wo der Papst nicht ist, dort ist auch nicht die Kirche. Die „Traditionalisten“ werden das leider nicht durchschauen. Im Gegenteil. Sie haben sich schon so an ihr „Resist the pope“ gewöhnt, daß ein echter Papst sie nur stören würde.
Verbildet und verblendet
Louie Verrecchio hat einmal ein „Gedankenexperiment“ gemacht und Aussagen eines aktuellen „Vorzeige-Traditionalisten“ über „Franziskus“ und dessen „Liebesfreud’“ auf Papst Pius XI. und dessen Enzyklika „Mortalium animos“ übertragen, ohne die Scharade zunächst aufzudecken. Selbstverständlich sind die Aussagen für jeden halbwegs katholisch empfindenden Menschen empörend. Und doch stammen sie von einem modernen „Traditionalisten“, von dem sie Verrecchio eins zu eins übernommen hatte. Jeder Katholik würde zugeben, daß eine solche Haltung gegenüber dem Papst und einem päpstlichen Lehrschreiben vollkommen absurd, sträflich und unkatholisch ist – außer natürlich bei „Papst Franziskus“. Nun führt Verrecchio sein Experiment fort und springt in die Zukunft. Würde sich bei einem zukünftigen Papst, der wieder „traditioneller“ ist, grundsätzlich etwas ändern? Die „Traditionalisten“ bilden sich ein, einem solchen Papst würden sie gehorsam sein, weil er ja nur das sagt, was ihnen gefällt bzw. was sie für „traditionell“ halten. Was aber, wenn er etwas sagt oder anordnet, was ihnen nicht gefällt, was sie nicht für „traditionell“ halten?
Die „Traditionalisten“ haben längst verlernt, was es heißt, katholisch zu sein. Von ihren Wortführern und Tribunen wurden sie völlig verbildet und verblendet. „Tatsache ist“, schreibt Verrecchio, daß diese „eine Generation von Menschen, die aufrichtig katholisch sein wollen, dazu erziehen, zu glauben, es sei eine authentisch katholische Verhaltensweise, das Lehramt des Papstes an ihrem eigenen Verständnis des Glaubens zu messen, das zu behalten, was vernünftig erscheint, und das abzulehnen, was nicht vernünftig ist. Sie bringen diesen armen, naiven Menschen auch bei, daß es eine katholische Haltung sei, der Kirche zu mißtrauen.“ Es ist genau, wie Mr. Lewis es beobachtet hat, daß die „Reaktionären, Konservativen, Traditionalisten in der katholischen Kirche“ zuallererst „Mißtrauen“ empfinden, besonders gegenüber den Bischöfen, und seit „Franziskus“ auch zunehmend gegen den „Papst“. „Wenn man dann einen anderen Bischof“ – oder sonst irgendeinen Wortführer – „irgendwo entdeckt, der deine Ansichten vertritt, egal ob in einem anderen Bistum, emeritiert oder sogar in einem anderen Land, dann wird das zumindest in deiner Überzeugung automatisch dein Bischof. Dessen Lehren folgt man.“
Der wahre Weg
„Denn es wird eine Zeit kommen“, verkündet der heilige Paulus, „wo sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach eigenen Gelüsten sich Lehrer über Lehrer nehmen werden, lüstern nach dem, was den Ohren angenehm, und das Gehör von der Wahrheit abwenden, den Fabeln dagegen sich zuwenden werden“ (2 Tim 4, 3-4). Das trifft insbesondere auch bei den „Traditionalisten“ zu, die sich „Lehrer über Lehrer nehmen“, weil sie die „gesunde Lehre nicht vertragen“, daß wir nämlich der Kirche und namentlich dem Papst Gehorsam und Unterwerfung schulden „gleichwie Gott“. Darum wenden sie das „Gehör von der Wahrheit“ ab, die uns unverfälscht und rein nur aus dem Munde der Kirche kommen kann, und wenden sich den „Fabeln“ zu, die ihnen einreden, daß sie die Wahrheit besser kennen als ihr „Heiliger Vater“.
Es gibt nur einen Weg, der zu einer wahren Gesundung und Wiederherstellung führen kann, und das ist die Einsicht, daß die „Konziliare Kirche“ nicht die Kirche Christi ist und daß die „konziliaren Päpste“ nicht die Statthalter Christi auf Erden sind. Nur abseits der „Konziliaren Kirche“, durch einen großen Graben von ihr getrennt, kann die Kirche wieder in ihrer Herrlichkeit und allem Glanz aufgerichtet werden. Die Kirche ist eine übernatürliche Wesenheit. Mit menschlichen Mitteln kann man ihr zwar schaden und Leid zufügen, wie es in ihrer ganzen Geschichte immer geschehen ist. Man kann sie aber nicht mit natürlichen Mitteln retten und wieder aufbauen. (Ebenso wie man seiner Seele selber und mit menschlichen Mitteln durch eine schwere Sünde großen Schaden zufügen und das übernatürliche Leben rauben kann, während allein Gott es wiederherstellen kann.) Darum konnten die Freimaurer mit ihrer subversiven Taktik Erfolg haben, die Kirche zu unterwandern und ihrer Hierarchie zu berauben, um an ihrer Stelle ihre eigene „Konziliare Kirche“ zu errichten – freilich nicht ohne die Nachlässigkeit und Sündhaftigkeit der Katholiken, die das zuließen –, es wird aber nicht gelingen, diese Strategie sozusagen umzukehren und nun die „Konziliare Kirche“ ihrerseits zu unterwandern und auf diese Weise „katholisch“ zu machen. Nur Gott kann Seine Kirche wiederherstellen, und das nicht auf der Grundlage der „Konziliaren Kirche“, die gleich der großen Stadt Babylon aus der Apokalypse völlig untergehen wird, sondern indem Er sich gnädig über die „Kirche in der Zerstreuung“ beugt. Das wird Er aber nur tun, wenn wir uns dessen würdig erweisen, durch flehentliches Gebet und eifrige Buße.