Wenn es auch rein zeitlich gesehen ein Vorbeben war, war es doch der Wahrnehmung nach im Tradiland ein Nachbeben – der Brief der Bischöfe des Byzantinischen katholischen Patriarchats an ihren Mitbruder im Bischofsamt, Athanasius Schneider, vom 23. September 2023. Wobei hier der Verdrängungskomplex bei den Traditionalisten noch größer ist als bei Mons. Carlo Maria Viganò, der als ehemaliger Apostolischer Nuntius in den Vereinigten Staaten und scharfer Kritiker Bergoglios etwas mehr öffentliche Aufmerksamkeit erweckt als die Bischöfe des Byzantinischen katholischen Patriarchats.
Wie jeder weiß, ist aus dem modernistischen Nobody Athanasius Schneider inzwischen ein recht umtriebiger Tradi geworden, der im Tradiland auf allen Hochzeiten zu tanzen weiß und sogar fast überall begeisterte Anhänger findet, falls man das bei den Tradis heutiger Prägung überhaupt noch so sagen kann. Hat doch, wie wir schon öfter festgestellt haben, die Tradiökumene die Grenzen inzwischen weitgehend – bis auf eine Grenze! – aufgeweicht. Wie bei den liberalen „Katholiken“ üblich, gibt es nur noch einen Feind: Den wahren Katholiken. Ansonsten ist jeder willkommen, der die eigene Ideologie zu stützen scheint – und das scheint der zum Lefebvrismus „bekehrte“ Athanasius Schneider in der Tat.
Dabei hat der wachsende Unmut gegen Bergoglio einerseits viele Traditionalisten aus den unterschiedlichen Lagern wieder zusammengeschweißt, anderseits aber auch wieder für neuen Zwist gesorgt, denn wie soll man die Rundumschläge gegen alles Katholische des Herren in Rom richtig deuten und wie soll man darauf reagieren? Darüber herrscht keine Einheit im Tradiland, weshalb Michael J. Matt von „The Remnant“ seine „Catholic Identity Conference“ ins Leben gerufen und dieses Jahr den Hauptredner Carlo Maria Viganò wieder ausgeladen hat, wie wir erst kürzlich berichtet haben.
Novus Ordo Watch über den „Ersatzpapst“ Athanasius Schneider
Man muß vorweg feststellen, Athanasius Schneider hat ein etwas anderes Profil als Carlo Maria Viganò. Als unser tapferes Schneiderlein durch die neue „Enzyklika“ seines „Papstes“ „Traditionis custodes“, mit der dieser die „Alte Messe“ kurzerhand wieder aufs Altenteil geschickt hat, angeregt oder auch aufgeregt sozusagen seine Gegen-„Enzyklika“ schrieb, die in der Behauptung gipfelte: „Das Verbot der traditionellen Lateinischen Messe ist ein Mißbrauch der kirchlichen Gewalt, und eine Mißachtung dieses Verbots stellt in der Tat keinen Ungehorsam dar“, inspirierte dies „Novus Ordo Watch“ zu folgender biographischen Feststellung:
„Sobald man aus der halbtraditionellen Recognize-and-Resist-Blase heraustritt, wird die Sache schnell absurd: Ein Bischof, der keine eigene Herde hat und seit 17 Jahren lediglich einem anderen Diözesanbischof in den Weiten der zentralasiatischen Steppe assistiert, beschließt im Alleingang, für die Universale Kirche Erklärungen darüber abzugeben, welche päpstlichen Weisungen verbindlich sind und welche nicht, und darüber, daß keine Schuld durch Ungehorsam entsteht, oder besser gesagt, daß die offensichtliche Ablehnung des päpstlichen Urteils kein ‚echter‘ Ungehorsam ist. Kurz gesagt, Schneider agiert als eine Art ‚Ersatzpapst‘, der sich anmaßt, die Katholiken der Welt zu leiten, und zwar nicht nur in Abwesenheit eines Papstes (was vielleicht gerechtfertigt sein könnte [Nein! Ganz sicher auch dann nicht!]), sondern direkt gegen den (als solchen anerkannten) lebenden Papst, wobei er dessen eigenen Weisungen und Dekreten eklatant widerspricht. Das ist absurd. Aber was noch schlimmer ist, ist, daß die Possen dieses Mannes dann von seinen Beifallspendern als traditioneller Katholizismus akzeptiert werden!“
Papstersatz im Tradiland
Sie lieben nun einmal das absurde Theater, unsere Tradis, besonders auch der bekehrte Athanasius Schneider, der als „Weihbischof“ in den Weiten der zentralasiatischen Steppe sich gleich ein weltweites Apostolat anmaßt. Hat er denn in der Diözese seines Bischofs gar nichts zu tun? Wieso hat sich eigentlich der Bischof einen Weihbischof zugesellt, wenn dieser sodann die ganze Zeit nur in der Welt herumreist und für die Tradis Papstersatz spielt? Das ist zwar im Tradiland unbedingt notwendig, weil die Tradis ihrem Papst nicht trauen können und dürfen, ist dieser ja nur so alle 100 Jahre einmal unfehlbar. Wie aber verhält man sich als Tradi in den 99 Jahren und 364 Tagen dazwischen? Eines ist freilich recht seltsam: Warum trauen die Tradis eigentlich ihren Ersatzpäpsten in diesen 99 Jahren und 364 Tagen ein sichereres Urteil zu als ihrem Papst, das diese ohne und gegen ihren Papst doch ganz sicher niemals unfehlbar lehren können? Nun: Das ist absurd. Aber was noch schlimmer ist, ist, daß die Possen dieses Mannes dann von seinen Beifallspendern als traditioneller Katholizismus akzeptiert werden!
Hierzu eine Anekdote aus den Anfangsjahren der „Bekehrung“ von Athanasius Schneider. Mancher Leser erinnert sich vielleicht noch daran, Athanasius Schneider hatte damals mehrere Vorträge gehalten, in denen er tapfer gegen die Handkommunion zu Felde zog, was ihm bei manchen Traditionalisten sogleich solche Sympathien einbrachte, daß ein Oberer der FSSPX diese Vorträge den Freunden und Wohltätern der Gemeinschaft zum jährlichen Weihnachtsgeschenk machte. Dadurch ermuntert ergriff einer dieser Freunde und Wohltäter die Gelegenheit, „Weihbischof“ Athanasius Schneider persönlich kennenzulernen, der in der Nähe seines Wohnortes einen Gottesdienst abhalten sollte. Der Traditionalist war dann doch nicht wenig darüber konsterniert, was er da erlebte: Neue Messe und Handkommunion!
Ein Brief und ein Glaubensbekenntnis gegen das Lehramt
Aber kommen wir zurück zu den Bischöfen des Byzantinischen katholischen Patriarchats und ihrem Brief an deren Mitbruder im Bischofsamt. Einleitend schreiben diese: „…nachdem wir Ihren offenen Brief an Bischof Strickland gelesen haben, müssen wir feststellen, daß nicht nur wir, sondern jeder rechtgläubige Bischof und Gläubige ihn unterschreiben kann“, was einen echten Katholiken doch nicht wenig erstaunt. Hatte doch unser tapferes Schneiderlein in diesem Brief einerseits geschrieben:
Lieber Bischof Strickland, anders als der heilige Basilius, der sich an Papst Damasus wandte, haben Sie leider nicht die wirkliche Chance, sich an Papst Franziskus zu wenden, damit er Ihnen hilft, die heiligen Überlieferungen der Vergangenheit eifrig aufrechtzuerhalten. Im Gegenteil, der Heilige Stuhl stellt Sie jetzt unter Beobachtung und droht Ihnen mit Einschüchterungen und dem Entzug der bischöflichen Fürsorge für Ihre Herde in Tyler, im Grunde nur aus dem einen Grund, dass Sie, wie der heilige Basilius, der heilige Athanasius und viele andere Bekenner-Bischöfe in der Geschichte an den Überlieferungen der Väter festhalten.
Und anderseits behauptet:
Lieber Bischof Strickland, Sie haben das Glück, daß alle Päpste der Vergangenheit, alle mutigen Bekenner-Bischöfe der Vergangenheit, alle katholischen Märtyrer, die, mit den Worten der heiligen Teresa von Avila, „entschlossen waren, für jeden einzelnen Artikel des Glaubensbekenntnisses tausend Tode zu erleiden“ (Das Leben der Theresia von Jesus, 25:12), Sie unterstützen und ermutigen.
Die hl. Teresa von Avila wird sich sicherlich noch im Grab umdrehen, wenn sie sehen muß, daß sie für eine solch unsinnige Behauptung eingespannt wird. Denn wie kann man sich als Katholik einbilden, einen Artikel des Glaubensbekenntnisses gegen das unfehlbare Lehramt der Kirche verteidigen zu können?
Nun, es spricht sehr für den wahren Glaubensgeist der Bischöfe des Byzantinischen katholischen Patriarchats, daß sie dieses erste, etwas vorschnelle Urteil aufgrund verschiedener, überaus berechtigter Einwände von Gläubigen öffentlich revidiert haben. Diese Einwände gehen sie anschließend in ihrem Schreiben einzeln durch, um Athanasius Schneider auf des Pudels Kern zu stoßen und dadurch womöglich zum Umdenken zu bewegen…
Lieber Bischof Athanasius,
nachdem wir Ihren offenen Brief an Bischof Strickland gelesen haben, müssen wir feststellen, daß nicht nur wir, sondern jeder rechtgläubige Bischof und Gläubige ihn unterschreiben kann. Sie zitieren zu Recht Kirchenväter wie den heiligen Basilius den Großen und den heiligen Athanasius. Nach der anfänglichen Begeisterung haben uns die Gläubigen jedoch mehrere Einwände unterbreitet. Wir fühlen uns in unserem Gewissen verpflichtet, Ihre Aufmerksamkeit auf diese zu lenken.
Erster Einwand: Warum hat Bischof Schneider nicht einen ähnlichen offenen Brief an Erzbischof Lenga geschrieben? Sein Buch „Die Bergoglianische Sekte“ stellt die aktuelle Situation auf eine katholischere und radikalere Weise dar, nämlich daß ein Häretiker kein gültiger Papst sein kann. Die Erklärung von Erzbischof Lenga steht auch im Einklang mit den Lehren der Kirchenväter und der Heiligen Schrift. Erzbischof Lenga macht deutlich, daß Franziskus Bergoglio sich aufgrund der öffentlichen Häresien, die er begangen hat und die er nie widerrufen hat, öffentlich von der katholischen Kirche exkommuniziert hat. In diesem Fall kann er nicht ihr Oberhaupt sein und Katholiken können sich einem Häretiker nicht unterwerfen, da sie sich damit dem Weg der Ketzerei und der Apostasie unterwerfen würden.
Eine ähnliche prophetische Stimme war kürzlich von dem bekannten amerikanischen Priester Altman zu hören. Wie Erzbischof Lenga erklärte er, daß Franziskus Bergoglio nicht einmal mehr Katholik sei und daher nicht das Oberhaupt der katholischen Kirche sein könne.
Bischof Strickland erwähnte in seinem Brief, daß niemand aufgrund der Treue zur katholischen Lehre in ein Schisma falle. Wer sich von der katholischen Lehre getrennt hat, gerät in ein Schisma.
Dazu können wir hinzufügen: Ein Häretiker, der die grundlegenden Glaubenswahrheiten leugnet, ist nicht nur ein Schismatiker, er ist auch kein Christ mehr.
Ein weiterer Einwand der Gläubigen ist, daß Sie am 20. März 2019 eine Abhandlung mit dem Titel „Über die Fragestellung eines häretischen Papstes“ geschrieben und diese nie widerrufen haben. Die Gläubigen sagen, daß dies auf der absurden Annahme beruht, daß ein häretischer Papst unter keinen Umständen seines Amtes enthoben werden könne.
Die Gläubigen zitieren Ihre Abhandlung: „Der Papst erhält seine Autorität direkt von Gott und nicht von der Kirche; deshalb kann ihn die Kirche aus keinem Grund absetzen.“
Wir müssen antworten: Ein häretischer Papst wird von Gott selbst anathematisiert; folglich muss die Kirche, die Gott gehorcht, ihn absetzen.
Dann zitieren sie Ihre Worte, Bischof Athanasius: „Der extrem seltene Fall eines häretischen oder teilweise häretischen Papstes muss letztlich im Licht des Glaubens an den göttlichen Charakter und an die Unzerstörbarkeit der Kirche und des Petrusamtes ertragen und erlitten werden.“
Wir antworten: Der häretische Papst Franziskus ist hyperaktiv bei der Förderung von Ketzereien in der Kirche. Wenn wir nicht rechtzeitig und wirksam darauf drängen, daß er sofort zurücktritt, wird die Infektion den gesamten Organismus befallen und die Behandlung ist nicht mehr möglich. Heuchlerisch an den göttlichen Charakter der Kirche zu appellieren und damit die Öffentlichkeit zu täuschen, um einen Ketzer im Amt zu halten, ist ein Verbrechen der Manipulation und eine Sünde gegen den Heiligen Geist.
Die Gläubigen erwähnen auch folgendes Zitat von Ihnen: „Der Versuch einen häretischen Papst um jeden Preis abzusetzen, ist ein Anzeichen für eine allzu menschliche Gesinnung, und spiegelt letztlich die mangelnde Bereitschaft wider, das zeitliche Kreuz eines häretischen Papstes zu tragen.“
Unsere Antwort lautet: Der Versuch, einen häretischen Papst abzusetzen, ist die oberste Pflicht eines jeden Bischofs. Es ist ein Anzeichen des wahren Glaubens, des Gehorsams gegenüber dem Wort Gottes (Gal 1,8-9) und dem Lehramt (der dogmatischen Bulle Cum Ex Apostolatus Officio). Die Gläubigen sind auch verpflichtet, wirksamen Druck auszuüben, um einen Häretiker abzusetzen. Der Häretiker und seine Anhänger werden sie für die Erfüllung dieses Willens Gottes verfolgen.
Eine solche Verfolgung ist ein echtes Kreuz, das bereits seit 2018 von Erzbischof C. M. Viganò und denjenigen, die mit ihm in Einheit stehen, getragen wird. Sie, Bischof Athanasius, meiden jedoch das wahre Kreuz und verleiten die Menschen dazu, ein falsches Kreuz zu tragen, nämlich den häretischen Papst um jeden Preis im Amt zu halten. Dies wird nur dazu beitragen, daß seine Häresien und die gesamte häretische Struktur sich weiter ausbreiten und schließlich die gesamte Kirche zerstören.
Abschließend fragen die Gläubigen: Was sollen wir jetzt von Bischof Schneider denken, wenn er seine früheren Aussagen nicht zurückgenommen hat?
Es liegt an Ihnen, Bischof Athanasius, eine klare Antwort zu geben.
In den nächsten Tagen beginnt im Vatikan die Räubersynode über die Synodalität, die die Legalisierung von LGBTQ innerhalb der Kirche fördert. Dieser Weg der Leugnung und Beseitigung moralischer und göttlicher Gebote wurde auch von der Kontinentalversammlung in Prag gefördert. Sie fand unter der Schirmherrschaft von Kardinal Hollerich SJ statt, und Bischof Bätzing, der Hauptförderer des deutschen LGBTQ-Synodalwegs, hielt hier eine Rede. Seine Tagesordnung wurde mit Ovationen aufgenommen.
Kardinal Müller, der nicht an den Synodalsitzungen teilnimmt, äußerte sich klar zu diesem Synodalweg. Er sagte, daß er „lehramtlich inkompetent und kirchenrechtlich illegitimiert ist.“ Dieser Kardinal hat auch kürzlich erklärt, daß ein Papst, der ein öffentlicher Häretiker ist, automatisch sein Amt verliert.
Lieber Bischof Athanasius, Ihr Lob für die Treue zur katholischen Lehre kann nicht mit Ihrer Verteidigung eines Häretikers auf dem Papstthron einhergehen, mit der Sie Christus und das Evangelium verraten. Die orthodoxe Lehre legt die Ungültigkeit des Amtes eines öffentlichen Häretikers fest, unabhängig davon, ob er Bischof oder Papst ist.
Ihre zwiespältige Haltung führt die Katholiken in die geistige Schizophrenie. Es würde ihnen daher einen großen spirituellen Nutzen bringen, wenn Sie ihnen klar und deutlich erklären würden, wie Ihre Position wirklich ist.
In Christus,
die Bischöfe des Byzantinischen katholischen Patriarchats (BKP)
23. September 2023
Geistige Schizophrenie
Dem Gesagten kann man nur zustimmen. Und man kann nur allen Tradis aus der halbtraditionellen Recognize-and-Resist-Blase wünschen, daß ihnen letzteres endlich einmal einleuchtet:
Ihre zwiespältige Haltung führt die Katholiken in die geistige Schizophrenie. Es würde ihnen daher einen großen spirituellen Nutzen bringen, wenn Sie ihnen klar und deutlich erklären würden, wie Ihre Position wirklich ist.
Denn solange sie nämlich in ihrer halbtraditionellen Recognize-and-Resist-Blase des Lefebvrismus verharren, sind sie nichts anderes als Steigbügelhalter des Herrn Bergoglio, den sie so tapfer zu bekämpfen sich einbilden. Denn mit einer geistigen Schizophrenie (siehe Monster Church) kann man den katholischen Glauben ganz sicher nicht verteidigen, mit dieser stürzt man die ratlosen Katholiken nur in eine noch größere Verwirrung als das postmoderne Rom – und man kommt unweigerlich vom Regen in die Traufe.