Kann ein Modernist den Rosenkranz beten?

Den einen oder anderen Leser erscheint die Frage – Kann ein Modernist den Rosenkranz beten? – wohl allzu provokant, denn warum sollte ein Modernist den Rosenkranz nicht beten können? Spricht nicht allein schon die Tatsache dafür, daß es sehr viele Modernisten gibt, die den Rosenkranz nicht nur ab und zu, sondern regelmäßig beten? Ihnen ist es sogar ein besonderes Anliegen, aufgrund ihrer marianisch geprägten Spiritualität diese Gebetsform zu verbreiten, hat doch der „Himmel“ gerade auch bei so vielen neueren Erscheinungen immer wieder gefordert: Betet den Rosenkranz!

Trotz dieser unleugbaren Tatsache sind wir der Überzeugung, daß die Antwort auf unsere Frage nicht so einfach gegeben werden kann. Den Tatsachen entgegenstehend steigen einem nämlich sofort erhebliche Zweifel auf, sobald die Frage um ein Wort erweitert wird: Kann ein Modernist den Rosenkranz richtig beten?

Dem modernen Menschen und damit auch dem Modernisten ist es gar nicht so leicht verständlich zu machen, daß ein Gebet richtig oder falsch sein kann. Dieser ist nämlich überzeugt, jedes Gebet sei gut, weil jedes Gebet sich an Gott richtet und als Ausdruck des religiösen Gefühls immer wertvoll ist. Mit anderen Worten: Für einen Modernisten ist der subjektive Glaube, den man doch keinem Betenden absprechen kann, hinreichender Grund dafür, ein Gebet gut zu nennen. Dies sollte man sich ab und zu vergegenwärtigen und hinterfragen, verbirgt sich doch dahinter ein Grundzug der modernistischen Irrlehre und infolgedessen eine Grundhaltung aller Menschenmachwerkskirchler.

Insofern ein Modernist überhaupt noch betet, kommt er überhaupt nicht auf die Idee, sein Gebet könnte objektive Voraussetzungen haben. Diejenigen Modernisten, die überhaupt noch beten, sind mehrheitlich charismatisch angehaucht und gefallen sich darin, sich „Gott“ in einem freien Lobpreis zuzuwenden. Zu diesem Lobpreis ist nun aber jeder Mensch fähig. Deswegen ist deren Gebet selbstverständlich ökumenisch, wenn nicht sogar interreligiös – es steht nämlich als spirituelles Erlebnis über allen trennenden Unterschieden der verschiedenen Religionsbekenntnisse.

Assisi 1986

Von Zeit zu Zeit sollte das jeder Katholik bedenken, will er nicht ebenfalls in diesen fast allgemein gewordenen religiösen Indifferentismus hineingezogen werden. Nun ist es immerhin schon 36 Jahre her, daß Karol Wojtyla, alias Johannes Paul II., die Vertreter verschiedenster Religionen zu einem Gebet um Frieden nach Assisi eingeladen hat. Das Treffen wurde von Wojtyla am 25. Januar 1986 in Sankt Paul vor den Mauern angekündigt, also genau am selben Ort und 25 Jahre nach der Ankündigung des Zweiten Vatikanischen Konzils durch Johannes XXIII. Dieses Zusammentreffen war sicherlich kein Zufall, sondern sollte allen Wissenden bekunden, daß nun endlich die freilich verdorbenen Früchte des neuen Glaubens zu ernten waren. Die ehemaligen Katholiken waren nämlich in der Tat inzwischen so ökumenistisch weichgekocht, daß die überwiegende Mehrheit keinen Einwand mehr dagegen erhob, daß am 27. Oktober 1986 150 Vertreter von 12 verschiedenen religiösen Gruppierungen z.T. in den katholischen Kirchen zu ihren jeweiligen „Göttern“ um den Frieden in der Welt beteten. Unter der auserwählten Schar befand sich etwa der Dalai Lama Tenzin Gyatso als Vertreter des tibetischen Buddhismus, Inamullah Khan vom Islamischen Weltkongress, der römische Großrabbiner Elio Toaff als Vertreter der Juden in Rom, sowie Vertreter des Hinduismus, des Sikhismus und einige weitere religiöse Führer.

„Charismatische Idee mit Langzeitwirkung“

Am 22.10.2011 war auf der Internetseite „Domradio.de“ zu lesen: „Vor 25 Jahren lud der Papst zum Friedensgipfel nach Assisi.“ Dieses Friedensgebet wird als „Charismatische Idee mit Langzeitwirkung“ gepriesen, womit man wohl, ohne es zu wollen, den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Wobei das, was hier so unscheinbar harmlos als „Charismatische Idee mit Langzeitwirkung“ bezeichnet wird, im Grunde die End-Folge der Revolution des sog. 2. Vatikanums war, dessen Texte die neue interkonfessionelle Religion der Zukunft formulierten.

Im „Osservatore Romano“ vom 16. 10. 1996 erklärte Karol Wojtyla 10 Jahre nach dem Treffen in Assisi: „In der Tat können und müssen die Religionen gerade aufgrund der Beziehung, die sie zur Gottheit unterhalten und pflegen, die Begegnung zwischen den Menschen erleichtern, selbst wenn diese verschiedenen Kulturen und Traditionen angehören. Sie dürfen Haßgefühle und Trennung beileibe nicht rechtfertigen, sondern müssen vielmehr ihre je eigenen Gläubigen dazu anhalten, die Hindernisse und Schranken des Unverständnisses und der Vorurteile zu überwinden, indem sie die Öffnung gegenüber den anderen in gegenseitigem Respekt fördern. Anläßlich des Weltgebetstags für den Frieden im Jahre 1986 habe ich meinem Wunsch Ausdruck verliehen, der Geist von Assisi möge nicht erlöschen, sondern auch weiterhin die Männer und Frauen gewinnen, indem er in ihrer Seele den Wunsch erweckt, einander nach dem Beispiel der universellen Brüderlichkeit, das der heilige Franziskus und die heilige Klara allen vor Augen halten, zu begegnen und kennenzulernen.“

Das Être suprême [Höchstes Sein] der Französischen Revolution?

Der arme heilige Franziskus und die arme heilige Klara wären sicherlich äußerst erstaunt gewesen, wenn sie damals vernommen hätten, daß sie von einem Mann in Rom vor den Karren der universellen Brüderlichkeit der Weltfreimaurerei gespannt werden. Letztlich wurde durch das interreligiöse Treffen in Assisi das Verwirklicht, was 40 Jahre vorher auf dem Spiritualistischen Weltkongreß in Brüssel erklärt wurde: „Es gibt oberhalb der verschiedenen Religionen eine universale Kirche, die aus allen dogmatisch ungebundenen Gläubigen besteht: diese teilen ihre Überzeugungen hinsichtlich der Existenz eines Höchsten Wesens, eines künftigen Lebens, der Unsterblichkeit der Seele sowie der Liebe zum Menschen, die von den Religionen und Kirchen zum obersten Gebot erklärt wird.“ Dies ist die universale spiritistische Religion, die Religion, welche in Assisi praktiziert wurde und von der Karol Wojtyla wünscht, der Geist von Assisi möge nicht erlöschen.

Ein Gott der Barmherzigkeit und des Friedens?

Msgr. Gaume erklärte in seinem „Traité du Saint-Esprit“ [Traktat über den Heiligen Geist] im zweiten Band, wie das genau zu verstehen ist: „Die Losung der neuen Religion, die gleichzeitig jene der Spiritisten ist, lautet: ‚Kein Heil außerhalb der Liebe.‘ Dank diesem lügenhaften Slogan fallen gegenwärtig sämtliche moralischen Schranken im Namen der freimaurerischen ‚Toleranz‘. Der Vorsitzende der Spiritistischen Gesellschaft von Marennes schrieb in der ‚Revue Spirité‘ [Spiritistische Zeitschrift] vom Januar 1864 auf S. 23: ‚Dank diesem perfiden Schlagwort muß der religiöse Gegensatz verschwinden: Juden, Katholiken, Protestanten, Moslems werden einander die Hand reichen und, jeder auf seine Weise, gemeinsam den einzigen Gott der Barmherzigkeit und des Friedens anbeten, der für alle derselbe ist.“

Wir erleben es seit Jahrzehnten, der lügenhafte Slogan – Kein Heil außerhalb der Liebe! – zeitigt seine langfristige Wirkung, der religiöse Gegensatz verschwand. Juden, Katholiken, Protestanten, Moslems reichten einander die Hand – und, jeder auf seine Weise, betete gemeinsam den einzigen Gott der Barmherzigkeit und des Friedens an, weil er doch für alle derselbe ist. Alles, was der Vorsitzende der Spiritistischen Gesellschaft von Marennes sich in Jahr 1864 erträumte, wurde im Jahr 1986 in Assisi vor aller Weltöffentlichkeit praktizierte Wirklichkeit.

In der Folge galt es bei den allermeisten „Katholiken“ als ausgemacht: Alle Religionen beten denselben Gott an. Durch die vielen und regelmäßigen sog. Assisi-Nachfolgetreffen zogen die Götter der Heiden scharenweise in unsere Kirchen ein. Überall betete man miteinander um den Frieden in der Welt – was das immer auch heißen mochte. Ja, was heißt das eigentlich genau, wenn man in dieser Weise miteinander betet?

Synkretismus?

Anders als heute hat es damals – also im Jahr 1986 – durchaus noch Männer gegeben, die sich mit dieser Frage theologisch auseinandersetzten. Einer der Hervorragendsten unter diesen war Prof. Dr. Johannes Dörmann. Seine zunächst in der Zeitschrift „Theologisches“ veröffentlichten Aufsätze wurden sodann in der Schriftenreihe „Respondeo“ als Nummer 8 mit dem Titel „Die eine Wahrheit und die vielen Religionen – Assisi: Anfang einer neuen Zeit“ gesammelt herausgegeben. Als Professor für Religionswissenschaft und Missionswissenschaft hatte Johannes Dörmann das notwendige theologische Rüstzeug, der Sache wirklich auf den Grund zu gehen:

„Seit der Ankündigung des ‚gemeinsamen Gebetes aller Religionen‘ für den Frieden durch den Papst am 25. Januar 1986 war es zu heftigen Kontroversen mit Konservativen über die Zulässigkeit einer solchen Veranstaltung gekommen. Synkretismus und Apostasie waren die schwersten Vorwürfe.

Obwohl in Assisi das ‚geistliche Engagement betender Solidarität‘ aller Religionen seinen Ausdruck finden sollte, ist es nicht zu einem gemeinsam gesprochenen Gebet aller Teilnehmer gekommen, - wie etwa auf dem ‚Weltkongreß für Freies Christentum‘ 1910 in Berlin, wo die Angehörigen der anwesenden Religionen gemeinsam das Vaterunser gebetet haben. War das Synkretismus?

Das gemeinsame Vaterunser war jedoch in Assisi nicht mehr möglich. Das inzwischen enorm gewachsene Selbstbewußtsein der nichtchristlichen Religionen hätte das nicht mehr zugelassen.<Auch ein anderes gemeinsam gesprochenes Gebet fand nicht statt, ‚obwohl ein allgemein gehaltener Text, aus dem alle religionsspezifischen Eigenheiten ausgeklammert blieben, sicher zu finden oder zu konstruieren gewesen wäre‘.

Man entschied sich für die dritte Möglichkeit: aus zarter Rücksichtnahme und aus prinzipiellen Erwägungen. Die Gastgeber versuchten rücksichtsvoll, ‚jeden Eindruck der Überforderung des Partners durch Worte oder Gesten zu vermeiden. Aus diesem Grunde einigte man sich für Assisi darauf, daß jede Religionsgemeinschaft für sich für den Frieden betete‘. Die prinzipiellen Erwägungen hat der Papst selber formuliert: In gemeinsamer Treue zur angestammten Religion soll jeder gemäß seiner eigenen religiösen Tradition sein Friedensgebet darbringen. Um selbst den Anschein des Synkretismus zu vermeiden, gab der Papst ‚die glücklich gewählte Formel‘ aus: ‚Nicht zusammen beten, sondern zusammen sein, um zu beten‘.“

(Die eine Wahrheit und die vielen Religionen – Assisi: Anfang einer neuen Zeit von Prof. Johannes Dörmann, Respondeo, eine theologische Schriftenreihe, herausgegeben von Johannes Bökmann, Nr. 8, S. 150 f.)

Die allermeisten Konservativen ließen sich mit dieser glücklich gewählten Formel beschwichtigen und atmeten erleichtert auf. Aber stimmt das in der Tat, war damit der Synkretismus vermieden? Prof. Dörmann war anderer Meinung:

„Aber damit war das Problem des interreligiösen Friedensgebetes keinesfalls aus der Welt geschafft.“

Sakrileg

„Wir wollen das Problem biblisch formulieren und damit auch ins Licht der Hl. Schrift rücken: Was bedeutet es, wenn der Papst katholische Kirchen offiziell nichtchristlichen Religionen zum Vollzug heidnischer Kulte zur Verfügung stellt?

— Juden und Muslimen haben sich geweigert, ihre Kulte in einer Kirche zu begehen. Damit haben sie religiösen Sinn für die Problematik des päpstlichen Angebotes bewiesen und radikale Treue zu ihrer eigenen Religion bekundet. Mekka darf kein Nicht-Muslim betreten. Bei den Juden war den Heiden der Zutritt zu den inneren Vorhöfen des Tempels bei Todesstrafe verboten.

— Den Christen ist die Problematik aus der Apostelgeschichte (21, 27 ff) bekannt. Paulus mußte um sein Leben fürchten, weil die Juden meinten, er hätte einen Heiden mit in den Tempel genommen: ‚Und jetzt hat er noch Heiden mit in den Tempel genommen und dadurch diese heilige Stätte entweiht‘ (21, 28)! Die Kirche hat in ihrer Gesetzgebung mit größter Sorgfalt über die Heiligkeit des konsekrierten Gotteshauses gewacht und jede Verletzung als Sakrileg oder communicatio in sacris unter Strafe gestellt.“

(Ebd.)

Während also Juden und Muslime grundsätzlich aufgrund ihrer radikale(n) Treue zu ihrer eigenen Religion das Angebot Wojtylas ablehnten, sahen die allermeisten „Katholiken“ darin keine Schwierigkeit mehr. Konnte die katholische Kirche so einfach ihre extra für den katholischen Kult geweihten Gotteshäuser anderen Religionen für deren Kulte zur Verfügung stellen? Gemäß dem Kirchenrecht bedeutete eine solche Religionsfeier die Entheiligung des Gotteshauses, sie war ein Sakrileg! Was war also den „Katholiken“ ihre eigene Kultstätte und ihr Kult noch wert, wenn sie so ohne weiteres zusammen mit ihrem „Papst“ ein Sakrileg duldeten? Oder wie Dörmann fragt:

„Was bedeutet es, wenn der Papst geweihte Kirchen nicht nur für heidnische Kulte, sondern auch für die Aufstellung heidnischer Symbole und Götterstatuen freigibt? Es ist einfach undenkbar, daß Juden oder Muslime ihre heiligsten Kultstätten ebenso freizügig zur Aufstellung beliebiger Göttersymbole zur Verfügung stellen. Das ist eine zwingende Konsequenz aus dem strengen Monotheismus.

Aber auch eine kleine Schar von Christen hat die geschilderten Vorgänge in den Kirchen Assisis mit numinosem Schauder zur Kenntnis genommen und als ‚Greuel an heiliger Stätte‘ empfunden.“

(Ebd. S. 151)

Von Ehrfurchtslosigkeit zum Götzendienst

Warum war es nur noch eine kleine Schar von Christen, die bei dem Gedanken an solch heidnische Kulte in ihren Gotteshäusern ein heiliger Schauer über den Rücken lief? Sicherlich deswegen, weil die meisten von ihnen an solche Zeremonien schon längst gewöhnt waren. Zumindest war das Gespür für die Heiligkeit des Gotteshauses und des Kultus durch die sog. Neue Messe schon längst erloschen. Sobald die Ehrfurcht vor dem Heiligen fehlt, ist es nur noch ein kleiner Schritt bis nach Assisi.

Freimaurerische Vorentscheidung

Aber nochmals ganz konkret gefragt: Was bedeutet es, wenn ein Katholik jedweder Religion ein friedenstiftendes Gebet zuerkennt? Das bedeutet zunächst einmal, daß er die Frage nach dem Gott, den die Einzelnen konkret in ihren Gebeten verehren, vor-entscheidet: Er ist überzeugt, immer ist es derselbe Gott!

Diese im Grunde recht seltsame Vorentscheidung ist freilich nicht neu, sie stammt aus der Freimaurerei. Von dieser wurde seit jeher, wenigstens für die unteren Grade, eine allgemeine Religionstoleranz gefordert. Dementsprechend zeigte sich der Großmeister des Großorients von Italien angesichts des Pantheons von Assisi ganz begeistert: „Die freimaurerische Weisheit hat festgehalten, daß keiner eingeweiht werden darf, der nicht an den Großen Architekten des Universums glaubt, daß jedoch niemand aufgrund des Gottes, an den er glaubt, und aufgrund der Weise, auf die er ihn verehrt, aus unserer Familie ausgeschlossen werden darf. Unser Interkonfessionalismus hat 1738 zu unserer Exkommunizierung durch Klemens XII. geführt. Doch die Kirche war sicherlich im Irrtum befangen, was daraus hervorgeht, daß der gegenwärtige Papst am 27. Oktober 1986 in Assisi Menschen aller religiösen Bekenntnisse versammelt hat, um gemeinsam für den Frieden zu beten. Und was haben unsere Brüder, als sie sich in den Tempeln vereinigten, denn angestrebt, wenn nicht die Liebe zwischen den Menschen, die Toleranz, die Solidarität, die Verteidigung der Würde der menschlichen Person, indem sie sich jenseits der politischen Überzeugungen, der religiösen Glaubensbekenntnisse und der Hautfarbe als gleich betrachteten?“ (Schlußansprache des Großmeisters Armando Corona vor der Großloge „L’Equinoxe de Printemps“ [Die Frühlings-Tag- und Nachtgleiche], veröffentlicht in „Hiram“, dem Organ des Großorients von Italien, zitiert in „Le Courrier de Rome, Si Si No No“ [Der Rom-Kurier - Ja Ja, Nein Nein], Januar 1988).

Der Große Architekt des Universums

Jeder konnte es genauso feststellen, wie es der Großmeister des Großorients von Italien getan hat, Karol Wojtyla hatte in Assisi die freimaurische Lüge vom Großen Architekten des Universums, der hinter allen Religionen der Welt stehen soll, sich nicht nur schon lange zuvor theoretisch zueigen gemacht, sondern sie nunmehr medienwirksam in die Tat umgesetzt. Nein, was Wojtyla in Assisi inszenierte war nicht neu, die Freimaurer hatten schon lange in unzähligen Religionskongressen den Leuten eingeredet, daß im Grunde alle Religionen trotz der bestehenden Unterschiede doch immer nur den einen Gott meinten, nämlich ihren Großen Architekten des Universums. Neu war freilich, daß Wojtyla dies als „Papst“ tat und somit seine „Kirche“ als Zugmaschine vor die freimaurische Doktrin spannte.

„Religionsjahrmarkt“

Als im Herbst 1893 in der Metropole des Mittelwestens der USA, Chicago, eine Weltausstellung stattfand, tagte im Vorfeld vom 11. bis 27. September 1893 das erste Weltparlament der Religionen. Währenddessen legte Kardinal Gibbons in seiner scharlachroten Robe, neben einem rotgekleideten Brahmanen mit grünem Turban, einem Buddhisten in weißer Toga, einem in Seide gekleideten chinesischen Mandarin und einem japanischen Bonzen dar, was seine Religion alles für das geistliche und zeitliche Glück des Menschen tat. Dieser farbenprächtige, an den Stil amerikanischer Paraden mahnende „Religionsjahrmarkt“ in Chicago paßte so richtig zur Neuen Welt, zu Amerika. Am 15. September 1895 verurteilte Papst Leo XIII. das Prinzip eines solchen „Religionsjahrmarkts“ grundsätzlich, indem er an Kardinal Gibbons schrieb:

„Wir haben erfahren, daß in Amerika Versammlungen stattfanden, bei denen sich die Katholiken unterschiedslos mit jenen zusammentaten, welche von der Kirche getrennt sind, um religiöse oder moralische Fragen zu erörtern. Man darf nicht glauben, es liege keine Sünde in jenem Schweigen, mit dem man gewisse Prinzipien der katholischen Doktrin als ‚Vorurteile‘ totschweigt oder der Vergessenheit anheimfallen läßt. Denn alle diese Wahrheiten, welche sie auch sein mögen, haben ein und denselben Urheber und Lehrer, den einzigen Sohn, der im Schoß des Vaters ist.“

Auf dem „Religionsjahrmarkt“ in Chicago zeigte sich der ebenfalls von Leo XIII. verurteilte Amerikanismus, also die amerikanische Form des Modernismus mit seiner aggressiven Verdinglichung des religiösen Glaubens überdeutlich. Die Glaubenslehre war sozusagen nur noch ein ungeliebtes Anhängsel an eine Religion des Machbaren. Diese Haltung förderte natürlich ungemein die Illusion der Einheit aller Religionen, denn war zusammen nicht viel mehr machbar, also wenn jeder allein für sich hin wurstelte? Was aber war der Preis des Machbaren? Am 1. September 1895 schrieb Abbé Charbonnel in der „Revue de Paris [Pariser Rundschau]“, es werde „ein Pakt des Schweigens über alle dogmatischen Besonderheiten geschlossen werden, welche die Geister trennen, sowie ein Pakt zum gemeinsamen Handeln durch das, was die Herzen einigt, durch die moralstiftende Tugend, die jedem Glauben innewohnt. Die alten Fanatismen sollen über Bord geworfen werden; es muß mit der langen Tradition von Schikanen gebrochen werden, welche die Menschen erbittert an geringfügigen Unterschieden der Doktrin festhalten läßt, und es kündigt sich eine neue Zeit an … Die Stunde für diese erhabenste Vereinigung der Religionen ist gekommen“ (J. Pioncard d’Assac, „L’Eglise occupée“ [Die besetzte Kirche], DFP, 1983, S. 191).

Einheit um den Preis des Dogmas

Damit ist der Preis für das Religionstreffen von Assisi genannt: ein Pakt des Schweigens über alle dogmatischen Besonderheiten … Die alten Fanatismen sollen über Bord geworfen werden … und die lange Tradition von Schikanen …, welche die Menschen erbittert an geringfügigen Unterschieden der Doktrin festhalten läßt. Abbé Charbonnel war selbstverständlich Modernist, Apostat, eingeschleuster Maulwurf. Die göttliche Wahrheit, die unfehlbare katholische Glaubenslehre waren für ihn alte Fanatismen, waren bloß geringfügige Lehrunterschiede gegenüber den anderen Religionen der Welt. Diese Apostasie steht hinter dem Religionstreffen von Assisi.

Pius XI. mahnt

Die Modernisten hörten in der Folge selbstverständlich nicht auf, weiter an der neuen Einheit der Religionen zu arbeiten – trotz der Warnung des Papstes. Im Jahre 1928 sah sich Papst Pius XI. deswegen nochmals genötigt, in seinem Schreiben „Mortalium animos [Die Herzen der Sterblichen]“ gegen derartige Irrtümer Stellung zu nehmen:

„Indem man es für so gut wie sicher hält, daß Menschen ohne jegliches religiöses Empfinden sehr selten sind, so meint man zu der Hoffnung berechtigt zu sein, es werde sich folgendes ziemlich leicht erreichen lassen: Wenn auch bei den einzelnen Völkern die Auffassungen über Gott und die Religion sehr unterschiedlich seien, so wäre doch immerhin eine brüderliche Übereinstimmung im Bekenntnis einiger Lehren, gleichsam als ein gemeinsames Fundament des geistig-religiösen Lebens, unter ihnen nicht schwer zu erreichen. Aus diesem Grunde werden von diesen Leuten regelmäßig Kongresse, Tagungen und Vorträge unter recht zahlreicher Beteiligung veranstaltet. Dabei lädt man zur Diskussion unterschiedslos Teilnehmer aus jeder Art von Heidentum ein; ferner Christusgläubige, sowie auch solche, die sich von Christus unheilvoll losgesagt haben, oder die Seine göttliche Natur und Sendung schroff und beharrlich ablehnen.

Derartige Bemühungen können nun freilich unter keinen Umständen von Katholiken gutgeheißen werden. Denn sie stützen sich auf die irrige Meinung jener, welche die Auffassung vertreten: alle beliebigen Religionen seien mehr oder weniger gut und lobenswert; sie alle machen eben sichtbar und geben zu erkennen (wenn auch nicht auf eine einzige Art, so doch in gleicher Weise) jenen uns Menschen natürlichen und angeborenen Gefühlssinn, der uns hin zu Gott bewegt und zur willfährigen inneren Erfahrung Seiner Macht und Gewalt führt.

Die eine solche Ansicht haben, sind nicht nur in Irrtum und Täuschung befangen, sondern indem sie den Begriff der wahren Gottesfurcht und Frömmigkeit entstellen und diese dadurch zurückweisen, gleiten sie auch Schritt um Schritt zum sogenannten Naturalismus und Atheismus ab. Hieraus ergibt sich als eine klare Folgerung, daß sich ein jeder von der göttlich geoffenbarten Religion trennt und lossagt, der solchen Gedankengängen und Bestrebungen beipflichtet. (…) Andere gehen sogar so weit, daß sie das Verlangen äußern, der Papst selbst möge bei ihren — man möchte sagen: buntschillernden — Tagungen den Vorsitz führen.“

Maulwürfe

Wie wir heute wissen, waren auch diese Mahnworte des Papstes in den Wind gesprochen. Da die maßgeblichen Modernisten, wie wir heute gleichfalls wissen, eingeschleuste Freimaurer waren, ließen sie sich natürlich nicht von ihrem Irrtum abbringen, sondern verbreiteten diesen unter der Hand, besonders in den Seminaren. Gerade junge Leute sind bekanntlich für angeblich „neue“ Ideen besonders anfällig und empfänglich. Zusammen mit einer neuen, modernen „Philosophie“ fanden die freimaurischen Ideen vielfach beim Klerus der Kirche gefallen. Dieser Teil des Klerus ließ sich allmählich einreden, alle beliebigen Religionen seien mehr oder weniger gut und lobenswert.

Pervertierte „Liebe“ und freimaurische Toleranz

Das perfide Schlagwort: „Kein Heil außerhalb der Liebe “ zeitigte immer mehr seine faulen Früchte. Die moralischen Schranken begannen im Namen der freimaurerischen „Toleranz“ zu fallen. Johannes Dörmann stellt demensprechend fest:

„Die heidnischen Kulte in katholischen Kirchen Assisis unter den Auspizien des Papstes machen den fundamentalen Wandel in dem Verhältnis der Kirche zu den heidnischen Religionen offenkundig:

• Die nichtchristlichen Religionen werden qua Religionen nicht mehr als heidnisch, sondern als legitime Heilswege und verschiedene Offenbarungsweisen Gottes angesehen. Der Makel des Heidentums wurde ihnen schon längst von Theologie und Kirche abgewischt. Selbst das Wort verschwand aus dem theologischen und kirchlichen Wortschatz.

Die Anerkennung und Hochschätzung der nichtchristlichen Religionen kann kaum vorbehaltsloser geschehen, als es durch die nichtchristlichen Kulthandlungen in den Kirchen Assisis real-symbolisch zum Ausdruck gekommen ist. Der Papst selber hat diesen Kulten friedenstiftende Wirkung bescheinigt und ihren Beitrag zum Aufbau einer ‚friedvollen Welt‘ gewürdigt.

In Assisi haben sich nicht bloß fromme Leute zu einem privaten Gebet versammelt, sondern offizielle Vertreter nichtchristlicher Religionen. Sie haben im Namen ihrer Religionen ihre Friedensgebete ihren Numina dargebracht. Das war von vornherein klar und Grundsatz des Gebetstages. Deshalb bedeutet schon die Einladung der nichtchristlichen Religionen zum Friedensgebet nach Assisi die ausdrückliche Anerkennung der friedenstiftenden Geschichtsmacht der heidnischen Numina.“

(Ebd. S. 152)

Offizielle Anerkennung des Heidentums als Heilswege

Letztlich ist das Gebetstreffen von Assisi die praktische Anerkennung des Vielgötterglauben – also die offizielle Wiederbelebung und Wiederanerkennung des Heidentums durch den „Papst“ und die „Kirche“, womit selbstverständlich die Menschenmachwerkskirche gemeint ist. Daß diese Wiederanerkennung des Heidentums von der überwältigenden Mehrheit der sog. Katholiken fast kommentarlos hingenommen wurde, offenbart den schon vorher erfolgten massenweisen Glaubensabfall. Diese Pseudokatholiken waren tatsächlich der Überzeugung, daß es zwischen den Religionen keine Gegensätze, sondern nur Unterschiede gab. Ihnen war der „Gott“ der Mohammedaner, derselbe wie der „Gott“ der Juden und der „Gott“ der Christen – ja selbst derselbe „Gott“ wie derjenige der verschiedenen heidnischen Religionen, die unzweifelhaft an mehrere Götter glauben. Was für ein Irrsinn, bar jeglicher Logik! Genauso wie Johannes Dörmann hätte jeder wahre Katholik einwenden müssen:

„Diese Numina sind aber nicht identisch mit dem Gott der biblischen Offenbarung. Das haben die nichtchristlichen Friedenskulte mit augenscheinlicher Evidenz in Assisi demonstriert: Der Buddha auf dem Altar neben dem Tabernakel! Christus ist nicht Buddha und Buddha nicht Christus. Der Unterschied ist ein absoluter. Hier standen nicht zwei Religionsstifter als freie Angebote nebeneinander, sondern der menschgewordene Gott neben einem religiösen Genie, aber doch nur einem Menschen. Es ist keine Frage: In Assisi ging es um das Erste Gebot. War, was dort geschah, die praktische Anerkennung des Polytheismus?“

(Ebd.)

Das Erste Gebot

Man muß es sich als Katholik in dieser modernen Welt ganz klar vor Augen halten: Christus ist nicht Buddha und Buddha nicht Christus. Der Unterschied ist ein absoluter – weil unser Herr Jesus Christus der menschgewordene Sohn Gottes ist, alle anderen Religionsstifter hingegen nur Menschen sind. Der Offenbarungsglauben fordert notwendige die Entscheidung, wenn er tatsächlich Offenbarung der göttlichen Wahrheit ist. Es ist keine Frage: In Assisi ging es um das Erste Gebot – aber was kümmert den modernen „Katholiken“ noch das erste Gebot? In Assisi hat der „Papst“ vor den Augen der Weltöffentlichkeit das Heidentum neu aufleben lassen, ohne einen ernstzunehmenden Widerstand aus den eigenen Reihen zu erfahren. Karol Wojtyla hatte sie alle getäuscht, da er sein Heidentum hinter der glücklich gewählten Formel: „Nicht zusammen beten, sondern zusammen sein, um zu beten“ versteckte. Wobei jeder Blinde diesen billigen Betrug durchschauen konnte, wenn er nur wollte, denn wie Johannes Dörmann ganz nüchtern feststellt:

„Wenn der Papst sagt, daß die friedenstiftenden Gebete ‚in der Verschiedenheit der Religionen‘ der ‚höchsten Macht‘ dargebracht würden, so ist das ein Irrtum. Assisi hat mit augenscheinlicher Evidenz gezeigt, daß die einzelnen Religionen ihre Gebete nicht dem Abstraktum ‚höchste Macht‘, sondern den sehr verschiedenen Konkreta ‚höchster Mächte‘ dargebracht haben.

Wenn der Papst erklärt, daß jeder der in Assisi Anwesenden ‚Gott‘ sein Gebet darbringe ‚gemäß seiner eigenen religiösen Tradition‘, so ist auch das ein Irrtum. Jeder der ebendort Anwesenden konnte feststellen, daß die verschiedenen Religionen nicht ‚Gott‘, nicht dem Einen wahren Gott der biblischen Offenbarung, sondern sehr verschiedenen Göttern ihre Gebete dargebracht haben. Es sei denn, man betrachtet die Ereignisse auf dem Niveau des Indianersohn Pretty-on-the-Top, der meinte: ‚Euer Gott, der für mich der Große Geist ist, ist nicht beleidigt, wenn er anders genannt wird, und erhört die Bitten aller‘. …

Assisi hat die zentrale Forderung der liberalen Religionsbewegungen seit Chicago nach inhaltlicher Toleranz, Aufgabe des exklusiven, christlichen Absolutheitsanspruchs, gegenseitiger Anerkennung und Gleichberechtigung aller Religionen erfüllt!“

(Ebd. S. 153)

Wie wir gehört haben, urteilte Papst Pius XI. über diese Forderung der liberalen Religionsbewegungen so: „Die eine solche Ansicht haben, sind nicht nur in Irrtum und Täuschung befangen, sondern indem sie den Begriff der wahren Gottesfurcht und Frömmigkeit entstellen und diese dadurch zurückweisen, gleiten sie auch Schritt um Schritt zum sogenannten Naturalismus und Atheismus ab.“

„Spirituelle Einheit“

Während in Assisi die nichtchristlichen Religionen getrennt und in Treue zur eigenen Tradition beteten, beteten die Christen zusammen. In der Zusammenfassung von Johannes Dörmann hört sich das so an:

„Während die nichtchristlichen Religionen an getrennten Orten ihre Friedenskulte vollziehen, versammeln sich die ‚Führer und Vertreter der christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften‘ zum Friedensgebet in der Kathedrale des hl. Rufinus, des ersten Bischofs von Assisi. Der theologische Grundsatz des Gebetstages: einig in der gemeinsamen Bitte um Frieden in der Verschiedenheit der Religionen, tritt im Scenarium der örtlich getrennten, aber gleichzeitig vollzogenen Friedenskulte real-symbolisch klar in Erscheinung.

Vom ökumenisch-christlichen Friedensgottesdienst bringt die offizielle Dokumentation außer einigen Fürbitten nur die Ansprache des Papstes. Was sagt der Papst angesichts und inmitten des Pluralismus religiöser Friedenskulte den Vertretern der christlichen Konfessionen?

Die Ansprache des Papstes an die ‚Lieben Brüder und Schwestern in Christus‘ ist eine theologische Würdigung des Gebetstreffens aus christlich-ökumenischer Sicht, die offensichtlich auch den ökumenischen Konsens widerspiegelt.

Grundlage des gemeinsamen Friedensgebetes ist die spirituelle Einheit aller Christen. Der Papst betrachtet alle als ,Jünger Christi‘, die Anteil haben am göttlichen Leben, den Frieden Christi im Herzen tragen und deshalb zu Friedenszeugen und Friedensstiftern bestimmt sind. Deshalb sind sie auch imstande, sich in der Kraft des Heiligen Geistes zum gemeinsamen Friedensgebet zu versammeln. Dazu eine Stelle aus der Ansprache:

‚Als Christen sind wir imstande, uns bei dieser Gelegenheit in der Kraft des Heiligen Geistes zu versammeln, der die Jünger Jesu Christi zu jener immer volleren Teilnahme am Leben des Vaters und des Sohnes führt, welche die Gemeinschaft der Kirche ist‘.

Die Teilnahme am göttlichen Leben ist also das spirituelle Band, das alle Christen miteinander verbindet: es ist bereits ‚die Gemeinschaft der Kirche‘. Deshalb ist das gemeinsame Friedensgebet nicht nur möglich, sondern Ausdruck vorhandener spiritueller Einheit. So kann der Papst sagen: ‚Gemeinsames Gebet ist schon gelebte Einheit‘.

Im Horizont gegebener spiritueller Einheit der Kirche sieht der Papst die offenkundigen konfessionellen Spaltungen. Das gemeinsame Friedensgebet soll für alle ein Impuls sein, ‚nach vollerer Einheit zu suchen und die schwerwiegenden Trennungen zu überwinden, die noch bleiben‘.

Trotz der ‚schwerwiegenden Fragen, die uns noch trennen‘, ist der Papst der Überzeugung, daß ‚der gegenwärtige Grad der Einheit in Christus dennoch ein Zeichen für die Welt‘ sei, ‚daß Christus wahrhaft der Friedensfürst ist‘.“

(Ebd. S. 153 f.)

Glaube als „angeborener Gefühlssinn“?

Durch die vielfältigen Veranstaltungen der ökumenischen Bewegungen ist es seit Jahrzehnten Standard geworden, daß die Christen miteinander beten. Es werden keine Bedenken mehr dagegen erhoben, zusammen mit anderen Christen zu beten, obwohl es unübersehbar immer noch schwerwiegende Trennungen in der Glaubenslehre gibt. Diese werden aber angeblich von der spirituellen Einheit gleichsam übergriffen – oder besser gesagt: übertüncht! Die Tünche ist letztlich der modernistische Unglaube, der jegliches katholische Denken ausgelöscht hat. Pius XI. hatte diesen modernistischen Ungeist so formuliert: „…alle beliebigen Religionen seien mehr oder weniger gut und lobenswert; sie alle machen eben sichtbar und geben zu erkennen (wenn auch nicht auf eine einzige Art, so doch in gleicher Weise) jenen uns Menschen natürlichen und angeborenen Gefühlssinn, der uns hin zu Gott bewegt und zur willfährigen inneren Erfahrung Seiner Macht und Gewalt führt.“

Es fühlt sich nun einmal gut an, wenn man gemeinsam betet. Und dieser Gefühlssinn wird umso mächtiger und erregender, je größer die Menge ist, in der man betend ein-, ja untertaucht. Da spürt man so richtig die Macht und Gewalt Gottes. Gott wird allen erfahrbar, Gott wird wirklich! Und gerade diese Erfahrung drängt, wovon Karol Wojtyla als Freimaurer vollkommen überzeugt war, zur weiteren Vertiefung der Einheit, denn Gemeinsames Gebet ist schon gelebte Einheit. Etwas anders formuliert kommt das dahinterstehende perfide Schlagwort zum Vorschein: Gemeinsames Gebet ist schon gelebte Liebe. Das ist zwar purer, reinster, ganz ungeschminkter Modernismus, aber wen stört‘s? Niemanden! Warum stört das niemanden mehr? Nun weil:

„Das gemeinsame Gebet aller christlichen Konfessionen war nicht kontrovers. Es gilt seit dem 2. Vatikanum als ökumenische Errungenschaft und wird in katholischen Kirchen als eine Selbstverständlichkeit praktiziert. Dennoch stellt diese Praxis einen Bruch mit der Tradition dar. Noch unmittelbar vor dem Konzil (1961) gibt Mörsdorf die Haltung der Kirche wie folgt wieder: ‚Weil gottesdienstliche Gemeinschaft die Gemeinschaft im Glauben voraussetzt, sind naturgemäß auch sogenannte Gemeinschaftsgottesdienste mit Angehörigen einer oder mehrerer anderer christlicher Bekenntnisse verboten‘.“

Einer neuer Kirchenbegriff – Relativierung der objektiven Wahrheit

„Den seitdem eingetretenen Wandel demonstriert das Friedensgebet in San Rufino. Der Papst legt die neue ökumenische Haltung der Kirche dar. Nicht die Gemeinschaft im Glauben ist die Voraussetzung für den Gemeinschaftsgottesdienst, sondern die präsumtive Gnadengemeinschaft aller Christen. Das Absehen von der katholischen Wahrheit führt unter der Hand zu einem neuen Kirchenbegriff, der dann die theologische Basis für das gemeinsame Gebet aller Konfessionen darstellt. Die spirituelle Einheit ist das Primäre, ist bereits ‚die Gemeinschaft der Kirche‘. Die Einheit im Glauben ist das Sekundäre, das gemeinsam zu Erstrebende. Dabei geht es um die ‚vollere Einheit‘ der Kirche. Der Rekurs auf das Subjektiv-Gnadenhafte als ‚die Gemeinschaft der Kirche‘ relativiert die objektiven Offenbarungswahrheiten und -tatsachen. Dasselbe Prinzip zeigt sich bei der theologischen Beurteilung der nichtchristlichen Religionen.“

(Ebd. S. 155 f.)

Anders als Karol Wojtyla war Johannes Dörmann noch ein echter Theologe, der selbstverständlich weiß, ein solchermaßen gemeinsames Gebet aller Christen hat notwendigerweise gleich eine ganz Reihe lehrmäßiger Voraussetzungen und führt unter der Hand zu einem neuen Kirchenbegriff. Nun müßte man meinen, daß eine solche grundlegende Wandlung des Kirchenbegriffs für einen Katholiken keine Kleinigkeit ist. In dieser „neuen“ Kirche ist nicht mehr der katholische, der göttlich-geoffenbarte Glaube das Fundament der Einheit, sondern eine offene Spiritualität, aufbauend auf einer stillschweigend vorausgesetzten Gnadengemeinschaft aller Christen, die zu einer immer volleren Einheit führen soll.

Die freimaurische „Superkirche“ …

Wie genau ist diese „Kirche“ einzuordnen? In dem „Bulletin du Grand-Orient“ [Mitteilungsblatt des Großorients] Nr. 37 erfahren wir unter der Überschrift „Politique et Franc-Masonnerie“ [Politik und Freimaurerei]: „Meine Brüder, laßt nicht zu, daß man sagt, die Freimaurerei sei die Anti-Kirche, denn dies ist nur eine opportunistische Phrase: Ihrem Wesen nach betrachtet sich die Freimaurerei als SUPERKIRCHE, als Kirche, welche sie alle vereinigen wird.“ Es ist wahr, die auf dem sog. 2. Vatikanum geschaffene Menschenmachwerkskirche ist Teil der freimaurischen Superkirche, ja sie hat sich sogar als deren bestes Zugpferd hin zur Welteinheitsreligion erwiesen. Lieder haben nur ganz wenige „Katholiken“ die alles umstürzende Neuinterpretation des Selbstverständnisses der „Kirche“ auf und durch das sog. 2. Vatikanum wahrgenommen.

Die Superkirche der Freimaurerei ist ihrem Wesen nach eine dogmenlose Kirche, eine Kirche ohne konkrete Glaubenslehre. Ihre Einheit wird durch die alles verbindende Spiritualität hergestellt, durch das gemeinsame Beten zu dem Großen Architekten des Universums – wobei diese Bezeichnung eine bloß abstrakte Leerformel ist, die jeder mit seinem persönlichen Glauben ausfüllen kann.

Letztlich ist auch die Menschenmachwerkskirche des 2. Vatikanums eine dogmenlose Kirche. Jeder Menschenmachwerkskirchler bastelt sich in gut modernistischer Manier seinen eigenen Glauben zusammen. Verbindlich ist nur die Unverbindlichkeit.

… und ihr unerkennbarer „Gott“

Wenn auch nicht jeder Menschenmachwerkskirchler die letzte Konsequenz aus dieser Neuinterpretierung für sich zieht, so liegt diese dennoch unausgesprochen seiner modernistischen Auffassung von Religion und Gebet zugrunde. Da dem Modernisten der wahre, wirkliche Gott als nicht erkennbar gilt, hat sein Gebet letztlich kein konkretes Gegenüber. Man könnte es so ausdrücken: Der Modernist betet Gott als den kantlaplaceschen Urnebel an, also als uranfängliche konfuse Gottesvorstellung, aus der sich im Laufe der Jahrtausende alle religiösen Vorstellungen entwickelt haben. In der uranfänglichen Gottesahnung sind sich alle Religionen gleich, die verschiedenen Ausformungen sind sodann nur persönliche, subjektive Zusätze.

Modernismus = neuheidnischen Spiritualität

Der Modernismus, der sich als so überaus fortschrittlich gibt, ist somit nichts Anderes als eine irrationale Rückwärtsflucht ins Konfuse – d.h. in den uralten heidnischen Götterglauben! Und das nach einer beinahe 1900 Jahre währenden wunderbaren Entfaltung des göttlichen Offenbarungsglaubens durch die katholische Kirche! Den Modernismus kann man letztlich nur auf dem Hintergrund dieses eklatanten Gegensatzes richtig verstehen. Wobei zu ergänzen ist, daß die alten Heiden noch viel mehr von Gott wußten als unsere modernistischen Neuheiden, die ihr Heidentum als mondernste, aufgeklärteste Form des religiösen Glaubens empfinden, was an Absurdität kaum noch zu überbieten ist.

Nochmals etwas anders gesagt: Der Modernismus ist eine neuheidnische Spiritualität mit christlichen Versatzstücken. Darin besteht das Fundament der Gebete dieser modernen Leute, die sich immer noch „Katholiken“ nennen. Dies ist angesichts der Pachamamakultes im Petersdom und in den vatikanischen Gärten wieder einmal offenkundig geworden.

Wenn zwei das Gleiche tun … oder taktische Demenz?

Man ist als Katholik schon recht verblüfft, mit welch ausuferndem Wortschwall die „Konservativen“ schon 1986 versuchten und bis heute versuchen, dieses Faktum zu zerreden. Wenn sie etwa ihren „heiligen“ Wojtyla trotz seines Skandals von Assisi gegen die Angriffe von ganz rechts außen verteidigen. Ihr marianischer „Papst“, dem es nur darum gegangen sei, die religiöse Welt gegen den Terrorismus und den immer mehr um sich greifenden Atheismus zu einen, darf durchaus den Götzendienst in den katholischen Kirchen erlauben, wenn aber Bergoglio seinen Pachamamakult abhält, ist er ein Götzendiener. So typisch für den modernen Menschen ist das Langzeitgedächtnis verkümmert. Assisi, das ist schon so lange her, darüber redet man schon gar nicht mehr. Für eine moralische Entrüstung taugt der Skandal von Assisi nicht mehr. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß für die Traditionalisten, alles, was länger als ein Jahr zurückliegt, dem Vergessen übergeben wurde. Diese Leute merken nicht einmal mehr, daß sie mit ihren Scheinargumenten nicht nur dem Assisi-„Papst“, sondern auch Bergoglio den Rücken stärken.

Am Ende bleibt wohl allein das Eingeständnis: Jeder kann und darf und soll so beten, wie er es für richtig hält. Und: Es ist doch wünschenswert, wenn alle Religionen gemeinsam „Gott“ um den Frieden in der Welt bitten. Also der Rosenkranzbeter neben dem hinduistischen Guru, dem islamischen Iman, dem heidnischen Götzenanbeter. Für die allermeisten Menschenmachwerkskirchler dürfte dies kein aufregender oder gar abschreckender Gedanke mehr sein. Nur ein paar Konservative werden vielleicht noch zögernd Bedenken anmelden oder sich gar ausdrücklich dagegen aussprechen. Aber mit welchem Recht? Aufgrund welcher theologischen Einwände und Erwägungen?

„Spartanische Strenge“ auf der Seiser Alm

Da persönliche Erfahrung meist eingängiger ist als die dahinterstehende graue Theorie, soll eine solche uns weiterhelfen, unsere Frage zu beantworten. Ein Pfarrer berichtet in seiner Predigt seinen Zuhörern folgendes: „Im Urlaub bin ich mit meinem Freund wieder einmal vom Grödner Tal zur Seiser Alm gelaufen. Vor ein paar Jahren hatte es uns dort die neu erbaute Franziskuskirche angetan. Ein mutiger moderner Bau. Außen in Holzverschalung die abstrahierte Form einer Taube. Innen edle Einfachheit. Wandverkleidung Holz, Altar, Ambo, Tabernakel aus Beton, in der Apsis ein abstraktes blaues Glasfenster, in einer Gebetsnische eine moderne große Franziskusfigur.“

Ein moderner Priester muß sich über einen modernen „Kirch“bau selbstverständlich zustimmend äußern, sonst gälte er den etwas gebildeteren Zuhörern, d.h. denjenigen, die sich für Gebildeter halten, gleich als Kunstbanause. Es besteht die unausgesprochene Pflicht, über derartige „Gebets“räume zu schwärmen: Ein mutiger moderner Bau – in der Tat! Um die abstrahierte Form einer Taube zu erkennen, braucht man zwar zumindest eine Anleitung, aber mit etwas Phantasie erahnt man sie dann doch. Die gähnende Leere des Raumes ist letztlich all diesen neuen „Kirch“-Bauten gemein, also nichts Besonderes. Zum Beten geht ein normaler Mensch und schon gar kein Katholik in eine solche „Kirche“. Die übliche Altar-Insel, also jener Showroom, in dem die bugninische Form des neuheidnischen Kultes der Menschenmachwerkskirche stattfindet, die von Montini, alias Paul VI., ganz ehrlich und treffend „Novus ordo missae“, „Neue Ordnung der Messe“ genannt wurde, denn mit dem „alten“ Ritus hatte er nichts mehr gemein. In diesem Ritus steht der Gemeindevorsteher bekanntlich auf der Bühne, um die Leute zu unterhalten. Der „Altar“, also der Mahltisch, ist aus Beton, genauso wie der Ambo und der „Tabernakel“-Stumpf. Beton ist kein Naturprodukt, er ist zum Symbol des modernen Baus mit seinen grenzenlosen Formen und schnellen Zerfallszeiten geworden. Gewöhnlich ist nach 20 Jahren Schluß mit der Herrlichkeit, Sanierung oder Abriß stehen an. Ein sehr bezeichnendes Bild für die modernistische „Theologie“ und ihre „Kirchen“.

Demgegenüber hat sich der Montini-Ritus schon ganz schön lang erhalten und manchen Betonklotz überlebt, wenn auch schon seit Jahrzehnten von einer Neuerung die Rede ist – die es im Grunde gar nicht braucht, denn dieser Ritus ist seinem Wesen nach auf ständige Neuerung und Veränderung angelegt. Wenn man bei der Franziskuskirche auf der Seiser Alm Altar, Ambo, Tabernakel-Stumpf aus Beton und die Glocken in dem „Turm“ weggelassen hätte, wäre wohl so schnell niemand auf die Idee gekommen, diesen Bau für eine „Kirche“ zu halten – abgesehen davon, daß die Häßlichkeit des Ganzen einem unwillkürlich an einen modernen „Kirchbau“ denken läßt. Im privaten Bereich würde kaum jemand so viel Geld für so etwas ausgeben. Unser Prediger berichtet weiter:

„Wie es bei solch durchdachten modernen Kirchen oft ist: Nach einer gewissen Zeit hält man die spartanische Strenge nicht aus. Überall werden Blumen hingestellt, das geschah im Vergleich zu unserem ersten Besuch vor ein paar Jahren auch hier. Und die wesentlichste Veränderung: im Altarraum stand jetzt eine kitschige Madonna mit einem Rosenkranz um den Hals.

Mein Freund und ich mokierten uns darüber: Wie kann man nur das einheitliche Gesicht und die Kraft eines solch einheitlich konzipierten Raumes so zerstören.“

Aus den Worten hört man den modernistisch gebildeten Theologen heraus: Der moderne Bau ist durchdacht. Dabei ist der Grundgedanke die spartanische Strenge. Seltsam ist nur, daß man etwa in einer Zisterzienserkirche, die ebenfalls für ihre spartanische Strenge bekannt ist, einfach beten kann, wohingegen dies in der modernen Kirche auf der Seiser Alm offenbar nicht möglich ist. Denn der einfache Mensch mag auf Dauer dieser spartanischen Strenge nicht standzuhalten, sondern versucht, mit einer Vielzahl von Blumen etwas Farbe und womöglich auch Gebets-Atmosphäre in den Raum zu zwängen. Weil dies immer noch nicht ausreicht, denn die Blumen allein machen aus einem Mehrzweckraum noch keinen Gebetsraum, folgt noch die wesentlichste Veränderung: im Altarraum stand jetzt eine kitschige Madonna mit einem Rosenkranz um den Hals.

Es lohnt sich, hierbei ein wenig inne zu halten, das Gesagte eingehender zu erwägen. Grundsätzlich gilt: Der Modernismus kann keine Kirchen bauen, wenn mit „Kirche“ ein Gotteshaus gemeint ist oder gar ein Wohnhaus des lebendigen Gottes, der in unseren Tabernakeln wahrhaft und wirklich gegenwärtig ist und sich auf unseren Altären wahrhaft und wirklich dem Vater zur Sühne für unsere Sünden zum Opfer bringt. Wie eine solche „Kirche“ ausschauen muß, kann man an allen früher gebauten Kirchen studieren, die alle trotz der verschiedenen Stile dennoch immer eines darstellen: „Voll Schauer ist dieser Ort, Gottes Haus ist hier und die Pforte des Himmels; sein Name ist: Wohnung Gottes“ (Introitus [Eingangslied] vom Kirchweihfest).

Ort des Gebets?

Niemand, der in die moderne Franziskuskirche eintritt, wird auf die Idee kommen, hier eine Himmelspforte zu betreten. Allerhöchstens vermag er, insofern er den Raum unbedingt zum Beten benutzen möchte, in diesem den Urnebelgott oder das buddhistische Nirwana zu erspüren und selbst dabei muß er schon ganz schön viel Glück haben. Die allermeisten Besucher werden hingegen enttäuscht wieder gehen oder womöglich anfangen, laut miteinander zu reden und Brotzeit zu machen.

Die angesichts der spartanischen Strenge ganz ratlosen Gläubigen haben nur einen Ausweg aus dieser Misere gesehen, sie haben eine kitschige Madonna mit einem Rosenkranz um den Hals hineingestellt. Interessant ist die Interpretation dieser verzweifelten Tat des einfachen Volkes durch den Prediger: Er sieht darin eine wesentliche (!!!) Veränderung. Damit hat er durchaus recht, ja, das ist sogar des Pudels Kern: Nicht nur die kitschige, nein, die Madonna mit dem Rosenkranz paßt überhaupt nicht in diesen Modernisten-Bau! Denn Jesus Christus als wahrer Gott und wahrer Mensch und Maria als Gottesgebärerin paßt nicht zum Modernistenglauben. All das ist nämlich nach den Modernisten nur eine fromme, um nicht zu sagen frömmlerische Erfindung der Urchristen gewesen, allen voran der hl. Paulus. Solche, der Sache auf den Grund gehenden Gedanken bewegen leider unseren Prediger nicht.

Eine Überraschung

Dennoch hat er mit einer Überraschung aufzuwarten: „Doch dann passierte etwas, was uns sehr nachdenklich machte: Eine ältere italienische Frau kam in die Kirche, lief schnurstracks auf die in unseren Augen so kitschige Madonna zu, nahm den Rosenkranz der Madonna in die Hände und küsste ihn unentwegt und versank im Gebet. Nach einer Weile verließ sie die Kirche. Die Tür öffnete sich wieder und sie kam mit ihrem etwa 5-jährigen Enkel, der sein Plappermäulchen nicht halten konnte, herein. Sie nahm ihn an der Hand und führte ihn zur Madonna, nahm wieder den Rosenkranz und küsste ihn. Und das Bübchen machte es seiner Oma andächtig nach, wurde ruhig und betete ergriffen an der Seite seiner Oma.“

Man spürt es aus der Beschreibung heraus: Der Theologe ist ergriffen von der Frömmigkeit der Oma und ihres Enkels. Beide wenden sich in der sonst vollkommenen leeren Kirche – sicherlich wird selbst der sowieso zur Seite gestellte Tabernakel ebenfalls leer sein – dem einzigen Gegenstand zu, der zum Beten geeignet ist: der Madonna mit ihrem Rosenkranz. Die Oma weiß auch noch, daß man den Rosenkranz beten soll, daß man die Madonna bitten muß, daß Maria all denen Mutter ist, die sich ihr vertrauensvoll zuwenden. Unser Prediger geht nach diesem Erlebnis in sich:

„Diese einfache italienische Oma gab den beiden deutschen gescheiten Theologen viel Stoff zum Nachdenken. Sie stellte ohne Worte die Frage in den Raum: Was glaubt ihr zählt mehr, die hohe klare Theologie oder die einfache praktische Volksfrömmigkeit mit Herz? Was hilft dem Menschen mehr zu einem vertieften Glauben: Klare und kluge Gedanken oder eine leicht vermittelbare, begreifbare und praktische Frömmigkeit?

Ich möchte Verstand und Herz, hohe Theologie und einfache Volksfrömmigkeit nicht gegenseitig ausspielen. Denn ich bin fest überzeugt: Beide brauchen sich gegenseitig. Glaube ohne Verstand wird blind. Und Glaube ohne Herz und Gemüt wird kalt.“

Leider gräbt unser Prediger nicht tiefer – und leider nimmt er seine eigene zutreffende Feststellung von der wesentlichen Veränderung nicht ernst. Würde er sie ernst nehmen, würde er durchaus einen unüberwindlichen Widerspruch zwischen seiner hohen (?) klaren (?) Theologie und der Frömmigkeit der Oma und ihres Enkels wahrnehmen. Denn die modernistische „Theologie“ widerspricht der katholischen Frömmigkeit vollkommen, grundlegend, absolut! Außerdem ist sie irrational, ohne Verstand und macht den Menschen blind! Auch das hätte der Prediger sich eingestehen können und müssen, wenn er tiefer nachgegraben hätte. Die Oma geht doch mit ihrem Enkel zur Madonna mit dem Rosenkranz, weil ihr katholischer Glaube ihr dies sagt und nicht aus einem bloßen religiösen Gefühl heraus. Ohne diesen Glauben, den die Oma glücklicherweise inmitten des überall herrschenden Modernismus bewahrt hat, käme die Frau gar nicht auf die Idee, so zu handeln. Und selbstverständlich sagt ihr ebenfalls der hl. Glaube, daß Maria verherrlicht im Himmel zur rechten Seite Gottes thront und auf uns, ihre Kinder, die wir in diesem Jammertal uns bewähren müssen, voller mütterlicher Sorge schaut. Nur weil die Frau das glaubt und auch ihrem Enkel dieses Glaubenswissen vermittelt, kann sie sich mir ihrem Herzen Maria zuwenden und zu ihr beten.

Glaubenslektion im Urlaub

Was ist aus dem gescheiten Theologen aus Deutschland angesichts dieses Beispiels wahrer Frömmigkeit geworden? Er selbst berichtet noch folgendes:

„Diese einfache italienische Frau gab uns aber für den Rückweg eine Lektion mit: Am Ende sind es Menschen wie diese alte Frau, die den Glauben vorleben und weitertragen, die vermitteln wollen, wie man Gott lieben und im Glauben an ihn Halt finden kann. Wie man in schweren Tagen mit einem schmerzhaften Rosenkranz Trost und Hilfe finden kann und wie man mit dem freudenreichen Rosenkranz Gott danken und mit dem glorreichen staunen kann.

Diese alte Frau machte uns auch wieder einmal klar: Du wirst dies nur können, wenn du deinen Glauben regelmäßig pflegst und du wirst ihn nur weitergeben können, wenn er dir selbst ans Herz gewachsen ist und dir ein Wert ist.

Liebe Leser, am Abend, als ich die Predigt fertig hatte, nahm ich beim Einschlafen mein Rosenkränzchen in die Hand und habe einfach an die italienische Oma und ihren Enkel gedacht und Gott Danke gesagt für diese Begegnung und Glaubenslektion im Urlaub.“

Das lebendige Fundament richtigen Betens

So ist zu hoffen, daß der gescheite Theologe aus Deutschland auf diesem Weg der Erkenntnis fortschreitet und lernt, den Rosenkranz richtig zu beten. Das wird dann sein, wenn er dem Modernismus abgeschwört hat und ihn im wahren Glauben betet. Immerhin beginnt der Rosenkranz mit dem Apostolischen Glaubensbekenntnis, weil dieser bekannte apostolische Glaube das lebendige Fundament richtigen Betens ist, wie es Tibor Gallus S.J. in seinem Büchlein „Der Rosenkranz – Theologie der Muttergottes“ so schön formuliert:

„Beim Apostolischen Glaubensbekenntnis fühlt sich der Beter von dem Glaubensstrom getragen, der vom ersten ökumenischen Lehrkonzil (Nikaia, „Nicaenum“, 325) ausgegangen ist und weiterströmt bis ans Ende der Zeiten. Der Beter nimmt diesen unveränderten Glaubensstrom auf und gibt ihn weiter. Er zählt sich zu der großen Familie Gottes, die durch diesen Glauben gerettet ist und noch gerettet wird. Er stellt sich auf das unerschütterliche Fundament der Sieger in allen Kämpfen um Gott, auf den Glauben (1 Jo. 5, 4). Welche Freude müßte ihn dabei erfüllen!“

(Tibor Gallus SJ, Der Rosenkranz – Theologie der Muttergottes, Verlag Carinthia, Klagenfurt 1978, S. 11)