Unsere Zuflucht zum heiligsten Herzen Jesu

Es gab in der Kirchengeschichte wohl nur sehr wenige Zeiten, die mit unserer verglichen werden können. Dabei zeigte sich in der Vergangenheit, daß immer dann, wenn außerordentliche Nöte die Kinder der Kirche bedrängten und deren ewiges Heil gefährdeten, Gott Heilige sandte, die an der Seite des kirchlichen Lehramtes den Irrtümern entgegentraten und zudem das Vertrauen auf Gottes Gnadenhilfe lebendig hielten. Oft waren es besondere Andachtsformen, die angeregt durch die Heiligen und Hirten der Kirche wieder eifrig geübt wurden, um den Zweifelnden Licht und den Lauen das Feuer der göttlichen Liebe wiederzuschenken. Welche Andacht ist uns wohl heute besonders nötig, wollen wir in dieser äußersten Notzeit standhalten? Papst Pius IX. mahnte in seinem Apostolischen Schreiben „Quanta cura“ vom 8. Dezember 1864:

„Wenn je, so müssen wir ganz besonders jetzt, wo sich so viele Feinde gegen die katholische Kirche und gegen den Apostolischen Stuhl verschwören, wo die Irrtümer immer mehr überhand nehmen, uns mit Vertrauen dem Thron der Gnade nahen, um Barmherzigkeit zu erlangen und rechtzeitig Hilfe der Gnade zu finden. Darum wollen Wir die Frömmigkeit aller Gläubigen ermuntern, daß sie ohne Unterlaß mit Uns und euch Bischöfen den überaus gütigen Vater allen Lichtes und Erbarmens mit inbrünstigen und demütigen Bitten anflehen und voll Glauben immer zu unserem Herrn Jesus Christus ihre Zuflucht nehmen, der uns in seinem Blute für Gott erkauft hat, und daß sie sein liebevollstes Herz, das Opfer seiner Liebe zu uns, inbrünstig und unablässig anrufen, auf daß es mit den Banden seiner Liebe alles an sich ziehe, und damit alle Menschen, von seiner heiligen Liebe entflammt, nach seinem Herzen würdig wandeln, Gott in allem wohlgefällig seien und in jedem guten Werk Frucht bringen.“

(Pii IX Acta Santorum, Pars I, vol 3, 697 f.)

Was würde der Papst heute, nachdem die Verschwörung dieser Feinde gegen die katholische Kirche und gegen den Apostolischen Stuhl ihr Ziel fast ganz erreicht hat, schreiben? Was würde er uns Katholiken empfehlen, die ihrer Hirten beraubt sind und in einer entmutigenden Zerstreuung ausharren müssen? Ganz gewiß würde er uns noch dringender mahnen, den himmlischen Vater anzuflehen und voll Glauben zu unserem Herrn Jesus Christus Zuflucht zu nehmen, der uns in Seinem Blute für Gott erkauft hat. Und er würde uns drängen, uns ganz dem Heiligsten Herzen Jesu zu weihen, damit wir Gott in allem wohlgefällig seien und in jedem guten Werk Frucht bringen.

Papst Pius XI. in seinem Apostolischen Schreiben „Miserentissimus Redemptor

64 Jahre später ermahnte Papst Pius XI. in seinem Apostolischen Rundschreiben „Miserentissimus Redemptor“ die Katholiken mit folgenden Worten:

„Nachdem unser erbarmungsvoller Erlöser am Kreuzesholze der Menschheit das Heil erworben hatte, wollte Er vor Seinem Abschied und vor der Auffahrt zu Seinem Vater Seine Apostel und Jünger in ihrer ängstlichen Verwirrung trösten. Darum sagte Er ihnen: Seht, ich bin bei euch alle Tage bis zu der Welt Vollendung. (Mt. 28,39) Ein Wort, wahrlich voll seelischer Erquickung, der Quell aller Hoffnung und Beruhigung. Es kommt Uns, ehrwürdige Mitbrüder, gern in den Sinn, sooft Wir von dieser Hochwarte aus Umschau halten über die gesamte menschliche Gesellschaft mit all ihrer drückenden Last von Leid und Elend; Umschau auch halten über die Kirche, die unter dem Druck von Angriffen und Anfeindungen ohne Unterlaß schwer leidet. Jene göttliche Verheißung hat das anfangs niedergebeugte Gemüt der Apostel aufgerichtet und sie entflammt und glühend begeistert, das Samenkorn der Lehre des Evangeliums in der ganzen weiten Welt auszustreuen. Auch im Laufe der folgenden Jahrhunderte hat dieses Gotteswort der Kirche Kraft gegeben zum Siege wider die Pforten der Hölle. Gewiß: Jesus Christus, der Herr, war jederzeit bei Seiner Kirche. Aber umso kräftiger und wirksamer war Sein Beistand und Schutz, je schwerer die Not und Gefahr war, unter der die Kirche litt; Gottes Weisheit lieh eben jeweils die der Zeit und den Verhältnissen entsprechenden Hilfsmittel: jene Weisheit, die von einem Ende bis zum anderen sich erstrecket voller Kraft, und so das All aufs beste durchwaltet. (Weih. 8,1) Doch auch in neuerer Zeit ist des Herren Arm nicht kürzer geworden. (Is. 59,1) Zumal, wenn Irrlehre sich einschlich und weithin verbreitete, so daß zu befürchten stand, es möchte den vom liebevollen Verkehr mit Gott ferngehaltenen Menschen der Brunnquell christlichen Lebens versiegen. — Worüber Sich unser liebevoller Erlöser in den der heiligen Maria Margareta Alacoque gewährten Erscheinungen beklagte und was Er da von den Menschen zu deren eigenem sittlichen Gewinn erwartete und wünschte: das wird im christlichen Volke von den einen vielleicht nicht recht gekannt, von den anderen nicht gebührend beachtet. Darum möchten Wir euch, ehrwürdige Mitbrüder, einige Worte über die Pflicht einer würdigen Genugtuung sagen, die wir dem Heiligsten Herzen Jesu schuldig sind.“

Die Wichtigkeit und Notwendigkeit der Weihe an das heiligste Herz Jesu

Allem voran gilt es somit in dieser schweren Notzeit, in der zu befürchten ist, es möchte den vom liebevollen Verkehr mit Gott ferngehaltenen Menschen der Brunnquell christlichen Lebens versiegen, unsere Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu zu vertiefen und lebendig zu halten. Es geht darum, die Verheißung Jesu – Seht, ich bin bei euch alle Tage bis zu der Welt Vollendung. – wiederum zu einer Erfahrungstatsache werden zu lassen. Wie der Papst in Erinnerung ruft: Jene göttliche Verheißung hat das anfangs niedergebeugte Gemüt der Apostel aufgerichtet und sie entflammt und glühend begeistert, das Samenkorn der Lehre des Evangeliums in der ganzen weiten Welt auszustreuen. Auch im Laufe der folgenden Jahrhunderte hat dieses Gotteswort der Kirche Kraft gegeben zum Siege wider die Pforten der Hölle.

Wie sehr ist unser Gemüt niedergebeugt durch vielerlei Gefahren für Leib und Seele! O möchte doch unser göttlicher Herr und Erlöser uns wieder aufrichten und unsere Herzen neu entflammen und begeistern, in der Liebe Christi die vielfältigen Versuchungen dieser Welt zu überwinden. Damit uns das gelingt, müssen wir uns dem Heiligsten Herzen Jesu ausdrücklich zuwenden und es gebührend verehren.

Verpflichtende Selbsthingabe an das heiligste Herz Jesu

Dabei müssen wir zunächst bedenken, die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu ist nicht irgendeine Andacht neben vielen anderen. Diese geht weit über eine bloße fromme Übung hinaus. Sie fließt nämlich naturnotwendig aus dem Glaubensgeheimnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes. Denn unser Herr Jesus Christus hat uns durch Sein gottmenschliches Sein die unendliche und unergründlich tiefe Liebe Gottes in Seinem Herzen offenbart. Der hl. Margareta Maria Alacoque zeigte unser göttlicher Heiland Sein Herz und erklärte: „Seht das Herz, das die Menschheit so sehr liebt, aber von den meisten nur Kälte, Undank und Gleichgültigkeit erfährt. Schöpfet doch aus dieser nie versiegenden Gnadenquelle zu euerer und aller Menschen Heil und Rettung.“

Unsere Herz-Jesu-Verehrung ist Hingabe an eine Person, denn sie gilt immer Jesus Christus, dem Heiland der Welt. In der Enzyklika „Annum sacrum“ vom 25. Mai 1899 wies Papst Leo XIII. ausdrücklich auf diese wunderbare Wahrheit hin: „Da das heiligste Herz das treffendste Symbol der unendlichen Liebe Jesu ist, die uns zur Gegenliebe bewegt, ist die Weihe an das Herz Jesu durchaus angezeigt. Sie ist schließlich nichts anderes als eine verpflichtende Selbsthingabe an Jesus Christus, denn alle Ehre, Huldigung und Liebe, die wir dem göttlichen Herzen erweisen, richtet sich in Wirklichkeit auf die Person Christi selber. Darum ermuntern und ermahnen Wir alle, die das göttliche Herz lieben, diesen Weiheakt bereitwillig zu vollziehen … Die Weihe, zu der Wir allen raten, wird auch allen großen Segen bringen. Wer nämlich Christus bereits kennt und liebt, wird bald merken, daß dieser Huldigungsakt einen Zuwachs an Glaube und Liebe zur Folge hat. Jene hingegen, die Christus zwar kennen, seine Gebote und sein Gesetz aber mißachten, werden am göttlichen Herzen ihre Liebe entzünden.“

Liebe erwartet Gegenliebe

Jeder von uns soll sich dem Heiligsten Herzen Jesu weihen, diesem treffendsten Symbol der unendlichen Liebe Jesu. Liebe aber erwartet immer Gegenliebe. Unendliche Liebe erwartet selbstverständlich vollkommenste Gegenliebe. Unsere Weihe an das Heiligste Herz Jesu ist +nichts anderes als eine verpflichtende Selbsthingabe an Jesus Christus, denn alle Ehre, Huldigung und Liebe, die wir dem göttlichen Herzen erweisen, richtet sich in Wirklichkeit auf die Person Christi selber. Jeder, der Jesus Christus wahrhaft liebt, wird innerlich dazu angetrieben, sich mit dem Heiligsten Herzen Jesu innigst zu verbinden – ein Herz mit Ihm zu werden, wie es unsere Sprache so wunderschön ausdrückt.

Das Vermögen geistiger Substanzen

Was heißt es nun genau, auf den Punkt gebracht: Ein Herz zu werden? Eines ist sicherlich unmittelbar einleuchtend: „Herz“ ist zunächst ein Sinnbild. Das Heiligste Herz Jesu wird gewöhnlich als leibliches Herz dargestellt, das mit einer Dornenkrone umwunden ist. Dieses Bild des leiblichen Herzens richtet sich in Wirklichkeit auf die Person Christi selber. Als Menschen brauchen wir ein mit unseren Sinnen wahrnehmbares Bild, um die unsichtbare Wirklichkeit der göttlichen Liebe einigermaßen begreifen zu können, die letztlich das tiefste Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit ist.

Was lieben wir genau, wenn wir uns dem Heiligsten Herzen Jesu zuwenden? Die Liebe zielt letztlich auf eine „Person“. „Person“ bedeutet das Wesentliche, Innerste, Zentralste einer geistigen Substanz, also eines vernunftbegabten Wesens, d.h. eines Engels oder Menschen. Der hl. Thomas von Aquin erklärt: „Deshalb erhalten auch unter allen Substanzen die Individuen vernunftbegabter Natur einen gewissen besonderen Namen, und dies ist eben der Name ‚Person‘.“ Nun müssen wir bedenken, daß für den hl. Thomas ein „Name“ nicht ein bloßer leerer Schall ist – wie für den modernen Menschen! – sondern ein „echter“ Name benennt wahres, wirkliches Sein, also Wirklichkeit. Darum gilt, wo ein neues Sein ist, dort wird auch ein neuer, eigener Name gefordert.

Alle Geschöpfe sind Substanzen, sind bestimmte Einzelwesen, wobei aber die Bestimmtheit und die Einheit dieser Substanzen recht unterschiedlich sein kann. Die am höchsten bestimmten und geeinten Substanzen sind die geistigen Substanzen, das sind Engel und Menschen. Zu einer geistigen Substanz aber kommt gegenüber den anderen geschaffenen Dingen etwas hinzu, das ganz neu und einmalig ist: Die Möglichkeit geistiger Erkenntnis und freien Willens und damit die Fähigkeit, Gott erkennen und lieben zu können. Dieses Besondere benennen wir mit dem Begriff „Person“. Eine geschaffene Person steht in Selbstverantwortung vor seinem Schöpfer, den sie als solchen erkennen und in Freiheit bejahen kann und soll. Aus der Offenbarung wissen wir, daß eine solche Person ewig sein wird. Sie ist von Gott zu ewigem Glück bestimmt, das sie jedoch selbstverantwortlich wählen und sich zu eigen machen muß. Zudem wissen wir aus der Offenbarung, daß dies hinwiederum nur mit Hilfe der göttlichen Gnade möglich ist, weil das Erreichen dieses Zieles über die natürlichen Kräfte hinausgeht.

Wie kann man wenigstens einigermaßen erfassen, was die Person als solche ausmacht? Wie erkenne ich eine Person im Unterschied zu einer Sache? Eine Sache kann ich ganz und gar sachlich begreifen. Bei einer Person bedeutet es hingegen einen himmelweiten Unterschied, ob ich über diese etwas weiß oder ob ich sie persönlich kenne. Wir können über einen anderen Menschen alles Mögliche wissen – wo er geboren ist, wie groß er ist, welche Haarfarbe er hat, welchen Beruf er ausübt, wo er wohnt, usw. – und dennoch kennen wir ihn nicht, solange wir ihm nicht persönlich begegnet sind!

Komm und sieh!

Nachdem der hl. Apostel Philippus von unserem Herrn Jesus Christus berufen worden war, begann er sofort zu missionieren. „Philippus traf Natanael und berichtete ihm: ‚Wir haben den gefunden, von dem Moses im Gesetz und die Propheten geschrieben haben: Jesus, den Sohn Josefs, aus Nazareth.‘ Natanael entgegnete ihm: ‚Kann aus Nazaret etwas Gutes kommen?‘ Philippus sagte: ‚Komm und sieh!‘“ (Joh 1, 45 f). Was hätte es gebracht, wenn Philippus dem Natanael viel über Jesus erzählt hätte? Hätte er dadurch das Vorurteil gegenüber Nazareth abbauen können? Wohl kaum! Es gibt nur einen Weg zur wahren Erkenntnis Jesu: Komm und sieh! Sobald du Jesus gesehen hast, braucht es keine Worte mehr. Er spricht für sich. Eine persönliche Begegnung mit IHM ist unersetzbar. Das gilt zwar auch schon für jeden Menschen, aber natürlich noch viel mehr vom Gottmenschen! Denn der Gottmensch Jesus Christus besitzt nur eine Person, die zweite göttliche Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.

Es ist schon so: Erst wenn wir zur unmittelbaren Erkenntnis seiner Persönlichkeit gekommen sind, kennen wir jemanden wirklich. Wir erkennen ihn dann so, wie er tatsächlich ist – und zuweilen geschieht das blitzartig:

„Als er am See von Galiläa entlangging, sah er, wie zwei Brüder, Simon, der Petrus genannt wird, und sein Bruder Andreas, ein Netz in den See warfen. Sie waren nämlich Fischer. Er sagte zu ihnen: ‚Folgt mir! Dann will ich euch zu Menschenfischern machen.‘ Auf der Stelle verließen sie die Netze und folgten ihm. Als er von da weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den (Sohn) des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes, wie sie mit ihrem Vater Zebedäus ihre Netze im Boot ausbesserten. Und er rief sie. Auf der Stelle verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten ihm.“

(Mt. 4,18-22)

Was für eine Persönlichkeit muß unser Herr Jesus Christus gewesen sein, daß Ihm diese doch einfachen und bodenständigen Fischer auf Sein Wort hin sofort folgten: Auf der Stelle verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten ihm. Wie ein Blitz durchfuhr sie die Erkenntnis: Das ist der Messias, das ist der so lange ersehnte, von Gott verheißene Erlöser. Freilich würde es sodann noch ein sehr sehr langer Weg sein, bis sie ganz verstanden, was damit alles mit ausgesagt war.

Liebe und Wert-Urteil

Bei der Begegnung mit einem Menschen kann auch das Gegenteil geschehen, es kann sein, daß wir uns täuschen bzw. täuschen lassen. Denn eine Person erkennt man nämlich nur dann recht, wenn sie sich auch erkennen läßt, d.h. wenn sie einem Einblick gewährt ins Innerste, ins Herz. So gesehen kann der erste Eindruck durchaus auch täuschen, weil sich jemand anders gibt, als er in Wirklichkeit ist. Es kommt nämlich gegenüber einer bloßen Sache bei der Erkenntnis einer Person immer etwas Neues hinzu, ein mehr an Sein, eine eigene Welt der Innerlichkeit.

Darum gilt es sofort etwas Weiteres zu bedenken: die Liebe! Eine Person erkennt man nur wahrhaft in Liebe. Wobei sich sogleich die Frage aufdrängt: Ist diese konkrete Person tatsächlich liebenswert oder ist sie es nicht? Liebens-wert ist allein das Gute – die Liebe zielt letztlich auf das Höchste Gut, auf Gott, der unendlich liebens-wert ist. Liebe ist darum niemals bloßes Gefühl, Liebe ist immer auch mit dem Wert-Urteil verbunden: Dies ist liebens-wert. Man kann darum nicht lieben, was man nicht kennt.

Anders ist das beim Gefühl des Verliebtseins. Hier gilt das Sprichwort: Liebe macht blind. Solange man in jemand verliebt ist, ist man gerne geneigt, ihn anders, besser zu sehen, als er in Wirklichkeit ist. Sobald das Verliebtsein aufhört, verfliegt diese süße Täuschung, aus der rosaroten Wolke wird eine Gewitterwolke – und nicht selten wird dann aus dieser „Liebe“ sogar Haß! Echte Liebe hingegen macht sehend. Wahres Kennen und wahres Lieben ist immer Tat und Antwort unserer innersten Person zu einer anderen Person. Dieses Erkennen widerspricht nicht der Vernunft, überseigt sie aber.

Wir begreifen nun hoffentlich etwas besser, erkennen und lieben kann und darf man niemals voneinander trennen, wie man es heutzutage allenthalben macht. Wenn wir etwas wahrhaft erkennen und lieben, dann wirken alle Seelenkräfte zusammen, dieses Erkennen und Lieben ständig zu mehren und weiter zu vertiefen. Niemand kann dabei genau sagen, wo das Kennen aufhört und wo die Liebe beginnt. Jeder jedoch erlebt, wie er bei diesem Erkennen und Lieben ganz gefordert wird – sein ganzes Herz!

„Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Dir.“ (Augustinus)

Ein Herz kann sich letztlich nur einem anderen Herzen erschließen. Vereinsamt ein Herz, dann verarmt es notwendigerweise. „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei“, heißt es nach der Erschaffung Adams. Deshalb ruft Adam nach der Erschaffung Evas begeistert aus: „Diese endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch! Diese wird Mensch heißen, weil sie vom Menschen genommen ist!“ (Gen. 2, 23). Als Person bedarf der Mensch einer anderen Person zu seiner Vollendung. Diese andere Person ist in der Welt der Gnade Gott selber. Nur in Gott findet das Menschenherz seine letzte Erfüllung. Davon kündet uns das Herz Jesu.

Das Wesen der Herz-Jesu-Verehrung

Pius XII. erklärt in seiner Enzyklika „Haurietis aquas“ (Ihr werdet Wasser schöpfen) das Wesen der Herz-Jesu-Verehrung so:

„Wir wollten euch, Ehrwürdige Brüder, und dem christlichen Volk in großen Zügen das innere Wesen der Herz-Jesu-Verehrung und die daraus entspringenden, nie versiegenden Reichtümer vorlegen, wie sie aus göttlich geoffenbarter Lehre als wie aus erster Quelle dargeboten werden. Unsere Darlegungen haben, so glauben Wir, vom Licht des Evangeliums erhellt, bewiesen, daß diese Verehrung in ihrem Wesen nichts anderes ist als die Verehrung der göttlichen und menschlichen Liebe des fleischgewordenen Wortes, und wieder nichts anderes als die Verehrung jener Liebe, mit der auch der himmlische Vater und der Heilige Geist die sündigen Menschen umhegen; denn wie der Engelgleiche Lehrer sagt, ist die Liebe der Heiligsten Dreifaltigkeit der Ursprung der menschlichen Erlösung, sofern sie sich in überreicher Fülle in den menschlichen Willen Jesu Christi und sein anbetungswürdiges Herz ergoß und ihn kraft der gleichen Liebe zur Hingabe seines Blutes veranlaßte, um uns von der Gefangenschaft der Sünde freizukaufen: ‚Ich muß mit einer Taufe getauft werden, und wie drängt es mich, bis sie vollbracht ist.‘ (Lk 12,50)

Wir sind darum überzeugt, daß der Kult, den wir der Liebe Gottes und Jesu Christi zu den Menschen unter dem heiligen Zeichen des durchbohrten Herzens des gekreuzigten Erlösers weihen, dem Gebetsleben der Gläubigen nie ganz fremd war, obwohl er in lichter Klarheit bekannt und fast wunderbar in der Kirche allerwärts verbreitet wurde erst in Zeiten, die den unseren nicht allzufern liegen, besonders nachdem der Herr selbst dieses göttliche Geheimnis einigen seiner reich begnadeten Söhne privat geoffenbart und sie als dessen Künder und Herolde sich erwählt hatte.

In Wirklichkeit hat es zu jeder Zeit Gott besonders treu ergebene Menschen gegeben, die nach dem Beispiel der hehren Gottesmutter, der Apostel und hervorragender Kirchenväter die heiligste menschliche Natur Christi und besonders die Wunden, die seinen Leib in der heilbringenden Erduldung der Qualen zerfleischten, zum frommen Gegenstand anbetender Verehrung, der Danksagung und Liebe machten.“

Selbstverständlich ist jeder wahre Katholik ein Verehrer des Heiligsten Herzens Jesu. Insofern ist diese Verehrung allen Heiligen eigen. Ferdinand Holböck gibt in seinem Buch „Aufblick zum Durchbohrten“ einen Überblick über die bedeutendsten Herz-Jesu-Verehrer unter unseren Heiligen. Er beginnt seine Reihe mit dem hl. Apostel und Evangelisten Johannes, der uns als einziger in seinem Evangelium von der Herzdurchbohrung Jesu am Kreuz berichtet.

„Gedanken zur biblischen Begründung der Herz-Jesu-Verehrung“

Alle nach Erlösung dürstenden schauen auf zum von der Lanze durchbohrten Herzen des göttlichen Opferlammes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt. Im oben erwähnten Werk zitiert Ferdinand Holböck aus Hugo Rahners „Gedanken zur biblischen Begründung der Herz-Jesu-Verehrung“:

„Am großen Tag, dem letzten Festtag der Laubhüttenfeier, wurde das Volk Israel an die messianische Verheißung vom lebendigen Wasser (vgl. Jes. 12,3; Ez. 47,1-12; Sach. 13,1) erinnert. Man erwartete den Messias als den Bringer des Heils, der dem Mose gleich sein und darum auch lebendiges Wasser aus dem Felsen strömen lassen werde. Und diesen Fels wird der neue Mose wie der alte vorher durch Berührung mit dem hölzernen Stab spalten. Diese Erwartung wurde symbolisch angedeutet durch die feierlich vollzogene Wasserlibation im Tempel. In diese symbolische Feier hinein richtete damals Jesus seinen beschwörenden Ruf, durch den er sich kundtat als die Erfüllung dieser messianischen Erwartung: ‚Wer Durst hat, komme zu mir! Und es trinke bei mir, wer an mich glaubt.‘ Jesus ist also der Fels, aus dem lebendiges Wasser strömen wird; er ist also der Mose des Neuen Bundes, der diesen Quell aus sich selbst fließen lassen wird. Dieses lebendige Wasser fließt aus dem Innern, aus dem Herzen, aus der Herzmitte des Messias. Der mit dem Stab durch Mose angerührte und gespaltene Fels ist bei Christus, dem neutestamentlichen Mose, sein durch die Lanze durchbohrtes Herz. Der Herr beruft sich dabei als Beweis auf jene alttestamentliche messianische Stelle, deren man am letzten Tag des Laubhüttenfestes ausdrücklich gedachte, nämlich auf Sach. 13,1: ‚An jenem Tag wird dem Hause Davids und den Bewohnern Jerusalems eine Quelle erschlossen sein gegen Sünde und Unreinheit.‘

Hält man dieses prophetische Wort zusammen mit der unmittelbar zuvor geschriebenen Offenbarung vom Messias als dem ‚Durchbohrten‘, zu dem man aufschauen wird, und von dem ‚Ausgießen des Geistes der Gnade über die Bewohner Jerusalems‘ (Sach. 12,10), dann befindet man sich zweifellos bei der Deutung, die der Herr selbst gibt: Ströme lebendigen Wassers werden dem Herzen des Messias entquellen.“

(Ferdinand Holböck, Aufblick zum Durchbohrten, Christiana-Verlag, Stein am Rhein 1919, S. 46)

Das alttestamentliche Sinnbild der Ströme lebendigen Wassers

Der Teich Siloah war der Ausgangspunkt für die Pilger, die jährlich zu den biblischen Festen nach Jerusalem pilgerten. Sie benutzten den Teich, um sich zu waschen und rituell zu reinigen, bevor sie zu Fuß zum Innenhof des Tempelbergs hinaufstiegen, um ihre Opfergaben zu bringen. Während des Laubhüttenfests (Sukkot) fand eine Wasserschöpf-Prozession (Nisuch Hamayim / Wasserlibation), statt, die an den kommenden Messias erinnern sollte, der als neuer Moses mit seinem hölzernen Stab wiederum den Felsen spalten und daraus Wasser hervorfließen lassen sollte. Was für ein beeindruckendes Bild für den am Kreuz hängenden Weltenheiland, aus dessen Seitenwunde Blut und Wasser hervorquellten – als Sinnbild der Quelle ewigen Heils. Aus dem Herzen Jesu fließt das lebendige Wasser, durch das uns ewiges Heil zuteilwird, wie uns der hl. Evangelist Johannes berichtet: „Am letzten Tag des Festes, dem großen Tag, stellte sich Jesus hin und rief: Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt. Wie die Schrift sagt: Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen“ (Joh 7, 37–38).

Das Heiligste Herz Jesu recht verehren heißt somit: Als nach ewigem Heil Dürstender aus der göttlichen Quelle Ströme lebendigen Wassers zu schöpfen und dieses Wasser zum ewigen Heil der Seele zu trinken.

Die unversiegbare Quelle

Die Gründerin der Töchter der Nächstenliebe der hl. Anna, Mutter Maria Rafols, ruft aus: „O, wie groß ist Deine Barmherzigkeit, o Herr, für mich niedriges Geschöpf! Und wie groß ist das Herz Jesu! Wie viel Erbarmen hat es mit uns! Wie sehr liebt es uns und bettelt um unsere Liebe, nur um uns mit seinen kostbarsten Gaben zu bereichern! Dieses göttliche Herz ist die Quelle, dem alle Gnaden entströmen zur Reinigung unseres Elendes und unserer Unwürdigkeit. Und je mehr Gnaden er uns gibt, desto reicher bleibt es. Es ist eine unversiegbare Quelle, aus der alle wahren Wonnen fließen. Und wie sehr wird es verzehrt von dem unendlichen Durst nach dem Heil der Seelen! … Deshalb, besonders, begehrt sein liebendes und erbarmendes Herz, sich uns zu offenbaren und über uns seine unendlichen Gnaden auszugießen, um unsere Not zu bereichern! Wie sehr bringen Ihn unsere Kälte, unsere Undankbarkeit, unser Mißtrauen gegen sein erbarmendes Herz zum Leiden!“

Der Kampf des Jansenismus gegen die kirchliche Praxis, insbesondere die Herz-Jesu-Verehrung

Es waren der Rationalismus und der Jansenismus – beides Vorformen des Modernismus –, durch die sich der Teufel eifrig bemühte, diese Ströme lebendigen Wassers zum Versiegen zu bringen. Er wollte die katholische Frömmigkeit in einer Eiseskälte der Vernünftigkeit und einer lähmenden Angst vor der Gerechtigkeit Gottes ersticken. Die von dem Kloster von Port Royal unterstützten Irrlehren von Jansenius beunruhigen seit einigen Jahren das katholische Frankreich, als der hl. Vinzenz von Paul in einem Schreiben an Herrn Dehorgny, der sich in Rom aufhielt, seine Verurteilung darlegt:

„Der erste Grund, daß ich dem Rat für kirchliche Angelegenheiten angehöre, in dem sich jedermann gegen den Jansenismus ausgesprochen hat: die Königin, Seine Eminenz der Kardinal, der Herr Justizminister und der Herr Pönitentiar. Urteilen Sie danach, ob ich neutral bleiben konnte…

Der zweite Grund ist, daß ich weiß, daß der Urheber dieser neuen Ansichten die Kirche in ihrer gegenwärtigen Verfassung vernichten und sie wieder in seine Gewalt bringen will. Er sagte mir eines Tages, Gottes Absicht sei, die derzeitige Kirche zu zerstören, und alle, die sie stützten, handelten gegen seine Absicht. Und als ich ihm erklärte, das sei der Vorwand, den die Stifter einer Ketzerei wie Calvin gewöhnlich ins Feld führten, erwiderte er mir, Calvin habe in allem, was er unternommen habe, nicht übel gehandelt, sich aber schlecht verteidigt…“

(Marcelle Auclair, Herr Vinzenz hat das Wort, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 1962, S. 177)

Der erwähnte Herr war Johann von Vergier von Hauranne, der Abt von Saint-Cyran. Diesem erschien die damalige Kirche so verkommen, daß Gott sie zerstören möchte. Diesen Irrlehrer stört es in keiner Weise, als ihn der hl. Vinzenz darauf hinweist, daß er sich damit auf die Ketzereien Calvins stütze. Das ist auch bei den heutigen Traditionalisten so, es stört sie in keiner Weise, die Argumente der Protestanten oder anderer Häretiker zu übernehmen, wenn sie ihnen nur in den Kram passen. Der hl. Vinzenz geht sodann in seinem Brief an Herrn Dehorgny ausführlich auf den Inhalt eines damals viel diskutierten jansenistischen Buches ein:

„Wie ist es, da dem so ist, möglich, daß sich ein Mensch, der diese Grundsätze und diese Methode des Herrn Arnauld erwägt, sich einbilden kann, er wünsche wahrhaftig, daß alle Gläubigen häufig kommunizieren? Das Gegenteil steht fest: nämlich daß man, wenn man diese Grundsätze für wahr hielte, nicht häufig zum Sakramentsempfang gehen könnte. Und was mich anbelangt, so gestehe ich offen, daß ich, würde ich soviel wie Sie von dem Buch von Herrn Arnauld halten, nicht nur für immer aus Demut auf die heilige Messe und auf die Kommunion verzichten, sondern sogar Abscheu vor dem Sakrament empfinden würde, da er es ja bezüglich derer, die mit den gewöhnlichen Dispositionen, die die Kirche billigt, kommunizieren, wahrhaft als eine Falle des Satans und als ein Gift darstellt, das die Seele vergiftet, und alle, die ihm in dieser Verfassung nahen, geradezu als Hunde, als Schweine und als Antichristen behandelt.

Und verschlösse man die Augen vor jeder anderen Erwägung, um lediglich festzuhalten, was er an mehreren Stellen über die wunderbaren Dispositionen sagt, ohne die man, wenn es nach ihm ginge, nicht kommunizieren sollte, fände man dann auf Erden einen einzigen Menschen, der eine so gute Meinung von seiner Tugend hätte, daß er sich für imstande hielte, würdig zu kommunizieren? Das steht nur Herrn Arnauld zu, der, nachdem er diese Dispositionen so hoch hinaufgeschraubt hat, daß sich selbst ein heiliger Paulus davor gefürchtet hätte, zu kommunizieren, es nicht versäumt, sich in seiner Apologie mehrmals zu rühmen, daß er täglich die Messe liest. Da dieser Autor alle von der Kommunion fernhalten will, könnten schließlich auch alle Kirchen ohne Messe bleiben.“

(Ebd. S. 180 f.)

Wenn die Jansenisten den regelmäßigen Kommunionempfang auf ein äußerstes Minimum beschränken wollten, der uralte Praxis der Kirche war, kann man sich leicht vorstellen, wie sie über die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu dachten. In seiner Konstitution „Auctorem fidei“ vom 28. August 1794 verurteilt Papst Pius VI. den Irrtum der Jansenisten wie folgt:

„Auch daß sie die Verehrer des Herzens Jesu in dieser Beziehung tadelt, daß diese nicht bedenken, das heiligste Fleisch Christi oder einen Teil desselben, oder auch die ganze Menschheit (Christi) unter Trennung oder Ablösung von der Gottheit, nicht verehren zu können mit dem Kult der Anbetung, als wenn die Gläubigen das Herz Jesu unter Trennung oder Ablösung von der Gottheit anbeten würden; während sie es ja anbeten, insoferne es das Herz Jesu ist: nämlich das Herz der Person des Wortes, das mit Ihm unzertrennlich vereint ist; in derselben Weise, wie der blutlose Leib Christi während des dreitägigen Todes ohne Trennung oder Ablösung von der Gottheit im Grabe anzubeten war, als VERFÄNGLICH, DIE DAS HERZ CHRISTI VEREHRENDEN GLÄUBIGEN BELEIDIGEND.“

Pius XII. verwirft die falsche mystische Lehre

Die von den Jansenisten gegen die Herz-Jesu-Verehrung erhobenen Vorwürfe wurden durch den Modernismus wieder aufgewärmt. Pius XII. hält dem entgegen:

„Es ist also unrecht, zu behaupten, die Betrachtung des leiblichen Herzens Jesu hindere daran, zur inneren Gottesliebe zu kommen, und die Seele werde auf dem Wege zur höchsten Tugend aufgehalten. Diese falsche mystische Lehre verwirft die Kirche durchaus, wie sie durch Unseren Vorgänger seligen Andenkens Innozenz XI. auch das Gerede derer zurückgewiesen hat, die solches daherredeten: ‚Auch dürfen sie (die Seelen dieses inneren Weges) keine Liebesakte zur allerseligsten Jungfrau, den Heiligen oder der Menschheit Christi erwecken; denn, da diese Gegenstände sinnlich sind, ist es auch die Liebe zu ihnen. Kein Geschöpf, auch nicht die allerseligste Jungfrau, noch die Heiligen dürfen einen Platz haben in unserem Herzen: Gott allein will es einnehmen und besitzen.‘ Die so denken, meinen offenbar, das Bild des Herzens Christi bezeichne weiter nichts als eine sinnliche Liebe, und es fehle ihm darum die Eignung, gleichsam ein neues Fundament zu sein für den Kult der Anbetung, der nur auf das geht, was seiner Natur nach göttlich ist. Daß aber eine so geartete Erklärung der heiligen Bilder einfachhin falsch ist, sieht jeder ein, da ihre weiterreichende Bedeutung durch enge Grenzen umschrieben wird. Anders als sie urteilen und lehren die katholischen Theologen; aus ihrer Mitte schreibt der hl. Thomas: ‚Den Bildern wird keine religiöse Verehrung dargebracht nach dem, was sie in sich betrachtet sind: irgend etwas, sondern insofern sie Bilder sind, die zum fleischgewordenen Gott führen. Die Bewegung, die auf das Bild geht, soweit es Bild ist, bleibt nicht bei ihm stehen, sondern strebt hin auf das, dessen Bild es ist. Und darum wird durch die religiöse Verehrung, die den Bildern Christi entgegen gebracht wird, weder das Wesen der Gottesverehrung noch auch die Tugend der Religion verändert.‘ Auf die Person des fleischgewordenen Wortes selbst ist also die Verehrung gerichtet, die, natürlich vergleichsweise zu nehmen, den Bildern dargebracht wird, ob es nun Reliquien der Passion sind, die der Heiland unseretwegen erlitt, oder das Bild, das an sinnbildlicher Kraft alle übrigen übertrifft, das durchbohrte Herz des gekreuzigten Christus.“

Die Widerlegung der „Bilderstürmer“

Zu allen Zeiten haben die Irrlehrer versucht, die Katholiken durch Scheinargumente dem wahren Glauben zu entfremden. Kein Katholik schenkt einem Herz-Jesu-Bild eine bloß sinnliche Liebe. Selbst der einfachste Gläubige weiß selbstverständlich, daß mit diesem Bild die Liebe unseres Herrn Jesus Christus verehrt und Er selber angebetet wird. Solche Andachtsbilder sind eine Hilfe, sich vom Sichtbaren zum Unsichtbaren zu erheben, wie der hl. Thomas darlegt: Die Bewegung, die auf das Bild geht, soweit es Bild ist, bleibt nicht bei ihm stehen, sondern strebt hin auf das, dessen Bild es ist. Das gilt für die Heiligenbilder, Reliquien und Herz-Jesu-Bilder gleichermaßen. Wobei, wie wir schon dargelegt haben, die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu auf die Person des fleischgewordenen Wortes selbst gerichtet ist. Jeder wahre Katholik hat es sicherlich schon erlebt, daß das Bild des durchbohrten Herzens Jesu alle anderen Bilder an sinnbildlicher Kraft übertrifft.

Die Verbreitung der Herz-Jesu-Verehrung durch die Jesuiten

Der Jesuitenorden hatte sich schon sehr früh ganz besonders der Verbreitung der Herz-Jesu-Verehrung angenommen. Einer der großen Missionare des Heiligsten Herzens Jesu war P. Franz Seraph Hattler. Dieser wurde am 11. September 1829 in Anras in Osttirol geboren und verstarb am 13. Oktober 1907 in Innsbruck. Über viele Jahre gab P. Hattler den „Sendboten des göttlichen Herzen Jesu“ heraus, wobei er sich besonders von Alban Stolz inspirieren ließ, den er persönlich kannte.

Dem Jesuitenpater Hattler ist die Herz-Jesu-Verehrung nicht in den Schoß gefallen. Wie er selbst einmal beklagte, hörte er während seiner ganzen Schulzeit auf dem Gymnasium kein Wort darüber. Schuld daran ist der sog. Josephinismus, der sozusagen die österreichische Variante der französischen Aufklärung und des Jansenismus war. Die josephinische Regierung tat alles, um die Herz-Jesu-Andacht mit Gewalt zu unterdrücken. Die staatlich angeordnete Vernünftelei sollte ganz im Geist der Aufklärung die echte Gottesliebe in den Menschenherzen ersticken. Was beim Volk übrig blieb, waren die sogenannten Monatssonntage (anstelle des Herz- Jesu-Freitags), wobei fast niemand mehr eine Ahnung hatte, daß dieser Sonntag unlösbar mit der Herz-Jesu-Verehrung zusammenhing. Man beichtete und kommunizierte zwar noch an diesen Sonntagen, aber ohne damit das Heiligste Herz Jesu zu verehren. Da die Familie Hattler treu an diesem Brauch festhielt, übernahm ihn auch der junge Franz. Er setzte diese fromme Gewohnheit sogar bis zu seinem Studium in Bozen fort.

Zu einem bedeutsamen Anstoß, sich mehr mit dem Heiligsten Herzen Jesu zu beschäftigen, wurde Franz Hattler das Buch von P. Fr. X. Weninger SJ.: „Heiliger Liebesbund mit den heiligsten Herzen Jesu und Mariä“. Der angehende Jesuit konnte sich jedoch trotz ehrlicher Mühe immer noch nicht recht in die ihm neue Andacht zum Herzen Jesu hineinfinden. Deshalb wandte er sich an P. Malfatti mit der Frage, was denn eigentlich das sei, das Herz Jesu? Als der Pater ihm dies kurz erklärte, erkannte dieser aus den weiteren Fragen, daß der Groschen immer noch nicht gefallen war. Kurzer Hand nahm er ihm das Buch aus der Hand und sagte: „Gehen Sie in die Hauskapelle zur Besuchung des Allerheiligsten! Dort wird es Ihnen klar werden.“ Die Lösung ist also wieder das „Komm und sieh!“ Was nützen noch viel Worte, geh hin und erbitte Audienz beim eucharistischen Herzen Jesu, dann wird dir das Geheimnis des göttlichen Herzens aufleuchten.

Und in der Tat fand der Dürstende zur Quelle lebendigen Wassers und begann daraus zu trinken. Als man Franz Hattler gegenüber einmal erwähnte, daß der Taufstein seiner heimatlichen Pfarrkirche in Anras in nächster Nähe des Herz- Jesu-Altars stand, äußerte er ganz spontan: „Das sagt für mich viel, unendlich viel!“ Eine außergewöhnliche Kenntnis des Heiligten Herzens Jesu gewann der angehende Jesuit durch die Predigten von P. Georg Patiß. An jedem ersten Sonntag des Monats predigte dieser in der Innsbrucker Jesuitenkirche über das heiligste Herz Jesu. Seine letzte Predigt gibt P. Franz S. Hattier in seinem Buch „Herz-Jesu-Ehrenpreis“ wieder:

Eine Predigt über das göttliche Herz Jesu

„P. Patiß verstand es ganz großartig, den Gegenstand und die Vorteile der Herz- Jesu-Verehrung in gemeinverständlicher und eindringlicher Weise darzulegen. Bis zu seinem Lebensende blieb P. Franz S. Hattler die letzte Predigt von P. Patiß, dem berühmten Kanzelredner, über das göttliche Herz Jesu unvergeßlich. P. Patiß sprach dabei von der Liebe des Herzens Jesu und führte seine Zuhörer von deren ersten Anfängen immer höher und höher hinauf zu ihren immer stärkeren und großartigeren Erweisen bis zu ihrem vollen Ausströmen im Himmel. Zum Schluß wurde der Prediger auf einmal selbst ganz ergriffen; seine Stimme zitterte, sein Auge erhob sich wie verklärt aufwärts, und nur noch leise hörte man ihn sagen: ‚Da fehlen alle Worte, da bleibt nur eines übrig: hinzusinken vor dieses Herz, es anzubeten, in Gegenliebe zu vergehen und zu schweigen. Amen.‘ Der Eindruck dieser Predigt war gewaltig. Das ganze zahlreich versammelte Volk kniete nieder. Nach längerer Zeit noch sah man die Leute unbeweglich, mit geneigtem Haupte, beten, wie hineingetaucht mit ihrem Geist und Herzen in die Tiefen der gottmenschlichen Liebe des Erlöserherzens.“

(Ferdinand Holböck, Aufblick zum Durchbohrten, Christiana-Verlag, Stein am Rhein 1919, S. 301 f.)

Bei dieser Predigt wäre man gerne dabeigewesen, um die immer höher und höher aufsteigenden Erweise der Liebe dieses göttlichen Herzens zu erahnen, bis man vor dem verklärten Herzen Jesu im Himmel steht. Ja, da fehlen alle Worte…

Der Herr erscheint der hl. Margareta Maria Alacoque

Was geschieht nun, sobald jemand sich dem Heiligsten Herzen Jesu ganz hingibt? Der allerliebste Heiland gibt sich diesem Herzen ganz zu eigen und nimmt es hinein in Sein gottmenschliches Sühnopfer für die vielen Sünder, die es zu retten gilt. Die hl. Margareta Maria Alacoque hatte im Jahr 1674 folgendes Erlebnis:

„Einmal, als wieder das Allerheiligste ausgesetzt war und ich mich durch eine außerordentliche Sammlung aller meiner Sinne und Kräfte ganz in mein Inneres zurückgezogen fühlte, erschien mir Jesus Christus, mein geliebter Meister, im Glanz seiner Verherrlichung mit seinen fünf Wundmalen, die wie fünf Sonnen leuchteten. Überall aus seiner heiligen Menschheit drangen Flammen hervor, besonders aus seiner anbetungswürdigen Brust, die einem Glutmeer glich. Er zeigte mir sein liebevolles und liebenswertes Herz, das der Quell dieser Flammen war. Darauf enthüllte Er mir die unaussprechlichen Wunder seiner reinen Liebe und das Übermaß dieser Liebe zu den Menschen, von denen Er nichts als Undank und Verkennung erfährt, und Er sagte: ‚Das trifft Mich viel schmerzlicher als alles, was Ich in meiner Passion erduldet habe. Wenn sie meine Liebe auch nur ein wenig erwidern würden, würde Ich alles, was Ich für sie tat, gering achten und noch mehr tun, wenn dies möglich wäre. Doch sie haben nichts als Kälte und Abweisung für all meinen Eifer, ihnen Gutes zu tun. Mache deshalb wenigstens du Mir die Freude, für ihre Undankbarkeit soweit Sühne zu leisten, als du es nur vermagst!‘

Als ich dann auf meine Unfähigkeit hinwies, erwiderte Er mir: ‚Siehe, hier hast du ein Ersatzmittel für alles, was dir mangelt!‘ Im gleichen Augenblick öffnete sich sein göttliches Herz, und eine so glühende Flamme schlug daraus hervor, daß ich glaubte, davon verzehrt zu werden. Ich wurde von ihr ganz durchdrungen und konnte sie nicht länger ertragen, so daß ich Ihn bat, Er möge mit meiner Schwäche Mitleid haben. Er sagte darauf: ‚Ich werde deine Stärke sein, fürchte nichts, sondern achte auf meine Stimme und auf das, was Ich von dir verlange, um dich für die Ausführung meiner Pläne vorzubereiten. Vor allem sollst du Mich so oft in der hl. Kommunion empfangen, als der Gehorsam es dir erlaubt; die Abtötungen und Demütigungen, die es dir einbringen wird, nimm als ein Unterpfand meiner Liebe an. Du sollst darüber hinaus jeden ersten Freitag im Monat kommunizieren. Jede Nacht vom Donnerstag auf Freitag will Ich dich an der tödlichen Traurigkeit teilnehmen lassen, die Ich am Ölberg erdulden wollte. Diese wird dich, ohne daß du es begreifen kannst, in eine Art Todesangst versetzen, die qualvoller ist als der Tod selbst. Und um dich mit Mir in jenem demütigen Gebet zu vereinen, das Ich damals in meiner Angst an meinen Vater gerichtet habe, sollst du zwischen elf und Mitternacht aufstehen und eine Stunde lang auf die Erde hingestreckt mit Mir beten, um den göttlichen Zorn zu besänftigen und Barmherzigkeit für die Sünder zu erbitten. So sollst du Mir gewissermaßen die Bitterkeit versüßen, die Ich empfand, als Ich von meinen Aposteln verlassen war und ihnen vorwerfen mußte, daß sie nicht einmal eine Stunde mit Mir wachen konnten. In dieser Stunde sollst du tun, was Ich dich lehren werde.‘“

(Ebd. S. 224)

Die Dienstespflicht gerechter Genugtuung, die dem Heiligsten Herzen Jesu zu leisten ist

Der wahre Verehrer des Heiligsten Herzens Jesu wird sich diesem immer mehr als Sühnopfer anbieten, um für die unzähligen Beleidigungen Gottes Wiedergutmachung zu leisten, woran auch Papst Pius XI. in seinem Apostolischen Rundschreiben „Miserentissimus Redemptor“ erinnert:

„Zu all diesen Diensten, besonders auch zu jener mit so viel Seelenfrucht gesegneten Weihe, wie sie das feierliche Königsfest geradezu verbürgt hat, muß aber noch etwas hinzutreten. Und darüber möchten Wir, ehrwürdige Mitbrüder, etwas ausführlicher mit euch reden.

Wir denken an die Dienstespflicht gerechter Genugtuung oder Sühne, die dem Heiligsten Herzen Jesu zu leisten ist. Gewiß, bei der Weihe kommt es darauf zuerst und vorzüglich an, daß man als Geschöpf dem Schöpfer Liebe mit Liebe vergilt. Daraus folgt aber von selbst ein Zweites. Sollte etwa einmal Vergessenheit die unerschaffene Liebe vernachlässigt oder Frevel sie verletzt haben: das so oder so zugefügte Unrecht muß ausgeglichen werden. Ein ‚Muß‘, für das der landläufige Ausdruck eben Sühne heißt.

Zu beiden, zu Gegenliebe und Sühneleistung, drängen uns ganz die gleichen Gedanken. Aber zu letzterer verpflichtet uns ein viel stärkerer Rechts- und Liebesgrund. Ein Rechtsgrund: Die Gott durch unsere Missetaten zugefügten Frevel müssen gesühnt, die gestörte Ordnung muß durch Buße wiederhergestellt werden. Ein Liebesgrund: Wir wollen mit dem leidenden und schmachgesättigten Christus Mitleid hegen und Ihn nach unseren schwachen Kräften ein wenig trösten. Wir sind ja alle Sünder und mit vieler Schuld beladen. Freilich müssen wir Seiner höchsten Majestät anbetend huldigen, Seine Oberherrschaft betend anerkennen, Seine unendliche Freigebigkeit dankend preisen. Aber mit einer solchen Gott erwiesenen Verehrung ist es nicht getan. Als dem gerechten Richter müssen wir Gott auch Genugtuung leisten für unsere ungezählten Sünden, Fehler und Nachlässig­keiten. Mit der Weihe werden wir Gott geopfert und heißen wir ‚Gottgeweihte‘ — Heiligkeit und Beharrlichkeit gehören ja nach der Lehre des heiligen Thomas von Aquin zur Eigenart der Weihe. Zu ihr muß die Sühne hinzukommen, die unsere Sünden völlig austilgt, sonst könnte der in Seiner Gerechtigkeit Allheilige unsere empörende Frechheit abprallen lassen und unsere Gabe als etwas Ihm Unerwünschtes abweisen, statt sie gnädig anzunehmen.

Diese Sühnepflicht aber obliegt der ganzen Menschheit. Denn, so lehrt uns der christkatholische Glaube, seit dem beklagenswerten Sündenfall Adams ist die ganze Menschheit von Erbschuld vergiftet, böser Begierlichkeit anheimgefallen und kläglich verschlechtert. Sie hätte in ewiges Elend hinein verstoßen werden müssen.

Stolze Geister unserer Tage wollen das zwar nicht anerkennen. Sie nehmen den alten Irrtum des Pelagius wieder auf und machen viel Rühmens von einer angeborenen Anlage der Menschennatur, daß sie sich aus eigener Kraft immer höher hinauf entwickle. Doch die falschen Meinungen menschlichen Stolzes weist der Apostel zurück, indem er uns daran erinnert, daß wir von Natur Kinder des Zornes waren. In Wirklichkeit haben schon von Anfang an die Menschen jene allgemeine Sühnepflicht in etwa anerkannt und, durch eine Art von natürlichem Gefühl veranlaßt, Gott durch Opfer, ja durch öffentliche Opfer versöhnen wollen.

Aber keine geschaffene Kraft reichte aus, die Sünden der Menschheit zu sühnen, hätte nicht Gottes Sohn zur Sühne die menschliche Natur angenommen, Das hat der Menschenheiland selbst durch den Mund des heiligen Sängers verkündet: Du wolltest keine Opfer und auch keine Gaben; so schufest du mir einen Leib. An Brand- und Sündopfern hast du kein Gefallen. Da sprach ich: Siehe, ich komme In der Tat: Unsere Leiden hat er getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich genommen … er ward durchbohrt wegen unserer Sünden. Und er trug an seinem Leibe unsere Sünden selber auf das Holz … gegen uns gerichteten Schuldschein, der uns belastete, setzte er außer Kraft und löschte ihn, indem er ihn ans Kreuz heftete …; der Sünde abgestorben, sollen wir der Gerechtigkeit nun leben.

Gewiß, die überreiche Erlösung Christi hat uns alle Missetaten gnädig vergeben. Indes, so fügte es wunderbar die göttliche Weisheit, was an den Leiden Christi noch fehlt, sollen wir an unserem Fleische ersetzen zu Gunsten Seines Leibes, das heißt der Kirche. Darum können, ja sollen wir zu den Lobpreisungen und Genugtuungen, die Christus namens der Sünder Gott darbringt, unser eigenes Loben und Genugtun hinzufügen. Stets aber müssen wir dabei dessen eingedenk sein, daß alle Sühnekraft einzig vom blutigen Opfer Christi abhängt, das ohne Unterlaß auf unseren Altären in unblutiger Weise erneuert wird. Denn es ist eine und dieselbe Opfergabe, ein und derselbe, der jetzt durch den Dienst der Priester opfert, der sich damals selbst am Kreuze opferte; nur die Art des Opferns ist verschieden! Deshalb soll sich mit diesem hehren eucharistischen Opfer das Opfern der Priester und das der anderen Christgläubigen verbinden; denn auch sie müssen sich als ein lebendiges, heiliges und Gott gefälliges Opfer Gott darbringen. Ja, der heilige Cyprian trägt kein Bedenken zu behaupten, das Opfer des Herrn werde nicht in rechtmäßiger Weihung gefeiert, wenn unser Schenken und Opfern nicht dem Leiden entspreche. Darum mahnt der Apostel, daß wir Jesu Todesleiden allezeit an unserem Leibe tragend und, mit Ihm begraben und durch ein Sterben, das dem Seinen ähnlich ist, in lebendige Verbindung mit Ihm gekommen, unser Fleisch kreuzigen mitsamt den Leidenschaften und Lüsten, so entrinnend der Verderbnis, die in der Welt aus böser Lust entspringt. Es soll aber auch Jesu Leben an unserem Leibe sichtbar werden, und wir sollen Seinem ewigen Priestertum nahe verbunden, Gaben und Opfer darbringen für die Sünde.“

Der sühnende Wert des Opfers

Wie viel innere Stärkung fließt aus diesen Gedanken inmitten der alltäglichen Mühseligkeiten. Jedes Opfer hat sühnenden Wert, sobald wir es mit dem Herzen Jesu vereint dem himmlischen Vater als Weihegabe darbringen. Aufgrund dieser übernatürlichen Opfergesinnung werden uns die ansonsten so niederdrückenden Alltagssorgen innerlich aufrichten und zu einer Gnadenquelle. Denn in der Tat geschieht nichts, was nicht das liebende göttliche Herz gefügt hätte. Alle Opfer unseres Lebens sind von der Allweisheit und Güte Gottes wohl abgewogen. Diese Wahrheit wird uns ganz besonders in jedem hl. Meßopfer vor Augen geführt: Denn es ist eine und dieselbe Opfergabe, ein und derselbe, der jetzt durch den Dienst der Priester opfert, der sich damals selbst am Kreuze opferte; nur die Art des Opferns ist verschieden! Deshalb soll sich mit diesem hehren eucharistischen Opfer das Opfern der Priester und das der anderen Christgläubigen verbinden; denn auch sie müssen sich als ein lebendiges, heiliges und Gott gefälliges Opfer Gott darbringen.

Eine rechte Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu wird auf unsere Mitfeier des hl. Meßopfers sicherlich einen segensreichen Einfluß ausüben, denn ein hochgemutes Herz ist empfänglich für alle Gnaden, die uns der ewige Hohepriester so gerne schenken möchte. Zudem wird uns das Heiligste Herz Jesu zum Tor werden, durch das wir in das Geheimnis der himmlischen Liturgie eingehen lernen; denn wie sind wir doch so blind, wenn es um die Geheimnisse Gottes geht.

Eine Vision des Pater Reus

Dem Pater Johann Baptist Reus S.J. wurde einmal während der hl. Messe die Vollkommenheit des Opfers in folgendem Bild gezeigt: „Ich sah die Allerheiligste Dreifaltigkeit, mich selbst und das hochheilige Opfer vor mir eingehüllt in eine Feuerflamme, deren Spitze bis nahe an den Thron der heiligsten Majestät Gottes reichte. Es ist dies das heilige Opfer als Kult der Majestät Gottes, ein Brandopfer (holocaustum schrieb er unter die Zeichnung), das vernichtet wird zur Anerkennung der Oberherrschaft Gottes über alles Geschaffene: munera pueri tui justi Abel (die Gaben Deines gerechten Dieners Abel). In dieser Vernichtung liegt die Liebe des heiligsten Herzens Jesu, gemeinsam mit seinem Priester…“

Die segensreichen Früchte der Herz-Jesu-Verehrung

In seiner Enzyklika „Haurietis aquas“ verweist Papst Pius XII. auf die außergewöhnliche Bedeutung und die segensreichen Früchte der Herz-Jesu-Verehrung:

„Ja wirklich, wenn die erwähnten Gründe, auf die sich die Verehrung des durchbohrten Herzens Jesu stützt, richtig erwogen werden, ist es sicher allen klar, daß es hier nicht um eine gewöhnliche Andachtsform geht, die jeder nach Gutdünken den übrigen nachsetzen oder geringachten darf, sondern um eine Hingabe an Gott, die mächtig hilft zur Erlangung der christlichen Vollkommenheit. Denn wenn ‚Andacht – gerade nach dem theologischen, und zwar allgemein üblichen Begriff, den der Engelgleiche Lehrer gibt – offenbar nichts anderes ist als ein Wollen, sich entschlossen dem hinzugeben, was zum Dienst Gottes gehört‘, kann dann ein Dienst Gottes pflichtgemäßer und notwendiger, aber auch edler und beglückender sein als der, welcher der Liebe zu dienen vermag? Was jedoch kann Gott willkommener und angenehmer sein als jener Dienst, der der göttlichen Liebe sich hingibt und der ihm aus Liebe geleistet wird, da ja jeder freiwillige Dienst in gewissem Sinn ein Geschenk ist und die Liebe ‚die Bedeutung des ersten Geschenks hat, durch das alle Geschenke umsonst gegeben werden?‘ Darum ist jene Form der Gottesverehrung hoch zu achten, in der der Mensch Gott mehr verehrt und liebt und sich selbst leichter und unbelasteter der göttlichen Liebe weiht, die unser Heiland selbst vorzulegen und dem christlichen Volke zu empfehlen sich würdigte, und welche die Päpste durch bedeutsame Urkunden geschützt und mit hohem Lob ausgezeichnet haben. Darum würde verwegen und verderblich handeln, ja Gott beleidigen, wer immer dieses kostbare von Jesus Christus der Kirche gemachte Geschenk geringschätzen wollte.“

Herz-Jesu-Freitage

Um uns zu einer echten Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu anzueifern, hat unser Herr Jesus Christus der hl. Margareta Maria Alacoque folgendes Versprechen gegeben:

„Ich verspreche dir in der unendlichen Barmherzigkeit meines Herzens, daß seine allmächtige Liebe allen, die an neun aufeinanderfolgenden ersten Freitagen des Monats kommunizieren, die Gnade der endlichen Beharrlichkeit verliehen wird. Sie werden nicht sterben, ohne die heiligen Sakramente empfangen zu haben. Mein göttliches Herz wird ihre sichere Zuflucht in der letzten Stunde sein.“

Bei einem so großen Versprechen ist es doch recht enttäuschend, sehen zu müssen, wie wenige sich an den Herz-Jesu-Freitagen die Zeit nehmen, das Heiligste Herz Jesu zu verehren und Ihm ein wenig Trost zu bereiten…