Ein Leben für Jesus und Maria

Die erste Frage unseres Katechismus sollte eigentlich jeden Menschen immer wieder auf den Boden der Realität zurückholen, auf den Boden der übernatürlichen Realität: „Wozu sind wir auf Erden?“ Das ist die alles entscheidende Frage: Hat mein Leben überhaupt einen vorgegebenen, festen, notwendigen Sinn oder nicht? Wenn ja, dann gilt es zuerst und vor allem, diesen Sinn zu erfüllen, d.h. all das zu tun, was das Leben im Sinne dieses Ziels von mir verlangt. Die Antwort des Katechismus öffnet uns die Augen, denn sie verweist uns auf eine unsichtbare Wirklichkeit als letztes Ziel unseres Menschenlebens: „Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen, ihm zu dienen, ihn zu lieben und einst in den Himmel zu kommen.“

Wir können also unseren Lebenssinn nur dann recht erfüllen, wenn wir im Glauben die unsichtbare Wirklichkeit des sich uns offenbarenden Gottes erfassen. Wir sollen nämlich Gott als den Dreifaltigen und zudem als den Menschgewordenen erkennen, um Ihm zu dienen und Ihn zu lieben und dadurch in den Himmel zu kommen. Ein Menschenleben ist somit ein Leben für Jesus und Maria. Das ist die Kurzfassung all dessen, was man über unser irdisches Leben Sinnvolles sagen kann. Davon hängt tatsächlich alles ab. Es gab nun einen Menschen, der diesen Lebenssinn vollkommen erfaßt und ihn einzigartigerweise erfüllt hat, den hl. Joseph. Sein Leben war ganz und gar ein Leben für Jesus und Maria. Ihn hatte Gott auserwählt, Haupt der hl. Familie zu sein, die das Vorbild ist für alle folgenden christlichen Generationen. Der Gründer der „Gesellschaft der Heiligen Familie“ in Bordeaux Pierre-Bienvenu Noailles, schrieb einmal an seine geistlichen Töchter: „So gut es eben möglich ist für einfache Kreaturen, wie solch vollkommene Vorbilder zu sein, seid sanftmütig, barmherzig und gehorsam wie Jesus; demütig, bescheiden und rein wie Maria; arm, fleißig und gläubig wie Joseph, würdige Kinder der Heiligen Familie; seid eines Geistes mit ihr, eines Herzens.“

Schon vom rein natürlichen Empfinden her ahnt man die besondere Vertrautheit des hl. Joseph mit Jesus und Maria, mit denen er viele Jahre zusammengelebt hat. Wie groß muß diese Vertrautheit erst gewesen sein, wenn man sie im Licht der Gnade betrachtet! Denn sicherlich hat Gott diesem Heiligen außerordentliche Gnaden geschenkt, damit er wahrhaft würdig wurde, Haupt der hl. Familie zu sein.

Der Bräutigam der Gottesmutter

Sobald man dies etwas tiefer erwogen hat, ist man ziemlich überrascht, daß es viele Jahrhunderte gedauert hat, ehe die außerordentliche Größe des hl. Joseph allgemein anerkannt wurde. Die göttliche Vorsehung hatte ihn zunächst sehr erfolgreich versteckt, er mußte ganz hinter Jesus und Maria zurücktreten, bis der übernatürliche Glaube genügend Wurzel geschlagen hatte. Ja selbst die Gottesmutter trat die ersten Jahrhunderte noch viel mehr in den Hintergrund, als man es erwartet, denn die Heiden hätten ihre Würde allzu leicht mißverstanden und aus ihr eine Göttin gemacht. Erst als das Wissen um die Gottheit Christi genügend gefestigt war, trat Maria als wahre Mutter des menschgewordenen Gottessohnes und darum wahrhafte Gottesgebärerin an Seine Seite und nimmt fortan als Zierde der Kirche den Vorrang ein vor den Aposteln, Martyrern und Jungfrauen. Die Irrlehre des Arius, der Jesus Christus zu einem bloßen Geschöpf erklärte, hatte die katholische Kirche gezwungen, die Lehre über die einzigartige Würde Mariens unmißverständlich zu formulieren und als Dogma zu verkünden. Maria war nicht nur die Mutter des Menschen Jesus, sondern damit zugleich die Mutter des ewigen Sohnes des Vaters, weil nämlich in dieser einen göttlichen Person die göttliche und die menschliche Natur unvermischt und ungetrennt vereint sind. Sobald diese Offenbarungswahrheit gesichert war, konnte Marias Würde aufstrahlen und damit allmählich auch der hl. Joseph aus dem Hintergrund ins Licht treten. Was wissen wir überhaupt von diesem außerordentlichen Mann, der vom Sohn Gottes „Vater“ genannt wurde und der im trautesten Umgang mit Jesus und Maria lebte?

Ein gerechter Mann

Der Eigenart der hl. Evangelien gemäß wird vom hl. Joseph nur das Allernotwendigste berichtet – gleichsam nebenbei findet auch er noch Erwähnung, so ist man fast versucht zu sagen. Über ihn persönlich wird eigentlich nichts mitgeteilt, außer daß er von David abstammte, Zimmermann und arm war. Das Davidische Königshaus, aus dem der Heiland der Welt geboren werden sollte, war schon lange in der Bedeutungslosigkeit versunken. Je eingehender man sich jedoch mit der Würde dieses Heiligen beschäftigt, umso überraschter wird man feststellen, daß die hl. Evangelien bei all ihrer Kürze dennoch all das erwähnen, was notwendig ist, um die verborgene Größe Josephs zu erahnen. Die hl. Evangelien sind nun einmal Meisterwerke, die den Heiligen Geist als letzten Urheber haben. Sie zeichnen die Gestalt des hl. Joseph mit einer beeindruckenden Nüchternheit, wobei diese dennoch ganz lebendig und wirklich erscheint – der hl. Joseph der Evangelien ist keineswegs konstruiert oder ausgedacht, wie es sich die Modernisten in ihrem ungläubigen Wahn zusammenreimen. Die wenigen Sätze zeichnen einen Mann von unerschütterlichem Glauben, außerordentlichen Tugenden und vollkommenem Gehorsam. „Joseph, ihr Mann, war gerecht“, so lautet knapp und klar das Urteil des Evangelisten Matthäus. „Gerecht“, das bedeutet im Alten Bund so viel wie heilig. Denn die Tugend der Gerechtigkeit gibt jedem, was ihm zukommt. Joseph hat sowohl Gott als auch dem Nächsten immer das gegeben, was ihnen zukommt. Das kann letztlich nur ein Heiliger. Joseph war ein Mann der gerechten Tat – und ein großer Schweiger…

Der hl. Joseph in der Tradition

Da in den hl. Evangelien über den hl. Joseph gar so wenig überliefert wird, suchten die Verehrer des hl. Joseph nach anderen Quellen. Neben den von der Kirche anerkannten Evangelien erschienen im Laufe der Zeit noch andere Texte, die die Kirche jedoch als Erdichtungen verwarf. Vom 2. Jahrhundert an werden die Vorstellungen über das Leben des hl. Joseph immer mehr von einem dieser Texte, dem Protoevangelium des Jakobus, geprägt. Der Schreiber dieses apokryphen Evangeliums scheint die jüdischen Sitten nicht mehr gekannt haben, er erzählt einfach frei und ziemlich phantasiereich über Maria, ihre Verlobung mit Joseph, die Geburt Jesu und die Flucht nach Ägypten. Aus diesem Text stammt auch die Vorstellung, daß Joseph schon ein alter Mann war, als er mit Maria vermählt wurde. Zudem hat sich daraus die Überlieferung von einer früheren Ehe Josephs gebildet. Selbst einige Kirchenväter haben dies angenommen, der hl. Hieronymus hingegen hat sie heftig bekämpft und seine Meinung hat sich schließlich durchgesetzt. Anders war es mit der Vorstellung, daß Joseph schon ein alter Mann war, als er Maria heiratete. Diese Ansicht hatte bis ins 16. Jahrhundert sogar manche Theologen beherrscht. Daran zeigt sich übrigens, welch langdauernde Wirkungen falsche alte Traditionen haben können. Das zu bedenken vergessen unsere heutigen Traditionalisten ganz, ist doch ihre Tradition vorneweg über jeden Zweifel erhaben.

Der jungfräuliche Ehemann

Anders als die echten Evangelien malt der Verfasser des apokryphen Evangeliums des Jakobus seine Berichte breit aus. Der hl. Joseph erscheint zwar als ein rechtschaffener Mann, den Gott lieb hat und der gegenüber Maria eine Art väterliche Rolle spielt, aber das sind letztlich nur Plattheiten. Ein Entfernen von den wahren Evangelien bedeutet nun einmal keinen Erkenntnisfortschritt, sondern führt allermeist zu einer Verwirrung in der Lehre.

Die meisten Theologen fanden zu der Überzeugung zurück, daß der hl. Joseph genauso wie die Gottesmutter ein Gelübde der Jungfräulichkeit abgelegt hatte und somit sein Leben Gott allein schenken wollte. Dieses jungfräuliche Leben war seine Vorbereitung auf seine jungfräuliche Ehe mit Maria. Die hl. Familie sollte eine vom Geist lautester Jungfräulichkeit erfüllte Gemeinschaft sein. Der hl. Hieronymus nennt vier Gründe, weshalb Jesus Christus nicht von einer gewöhnlichen Jungfrau, sondern von einer Verlobten empfangen wird:

„Zunächst, damit durch den Stammbaum Josephs auch die Herkunft Marias angegeben werden konnte; sodann, damit sie nicht von den Juden als Ehebrecherin gesteinigt wurde; drittens, damit sie auf der Flucht nach Ägypten einen Trost hatte. Der Blutzeuge Ignatius führt noch einen vierten Grund an, warum er von einer Verlobten empfangen wurde. Er meint, damit seine Geburt dem Teufel verborgen blieb; denn dieser mußte annehmen, er sei nicht von einer Jungfrau, sondern von einer verheirateten Frau geboren worden.“

Deswegen stelle also die göttliche Vorsehung der allerseligsten Jungfrau Maria den jungfräulichen hl. Joseph zur Seite. Wobei wiederum diese unvergleichlich hohe Stellung dieser heiligsten Gemeinschaft, die es je auf unserer Erde gab, in den Evangelien nur mit einem einzigen Satz beschrieben wird. Nachdem Maria und Joseph Jesus in Jerusalem inmitten der Lehrer wiedergefunden hatten, heißt es vollkommen nüchtern: „Dann zog Er mit ihnen hinab nach Nazareth; und Er war ihnen untertan.“ Mit diesem einen Satz werden die verborgenen Jahre Jesu zusammengefaßt und beschrieben. Erst mit 30 Jahren wird Er Sein Zuhause verlassen und an die Öffentlichkeit treten. Bis dahin bleibt Er vollkommen unbekannt, er bleibt der einfache Sohn Josephs und Mariens.

Ehe unser Herr Jesus Christus aus Seiner Verborgenheit ins öffentliche Leben tritt, verläßt der hl. Joseph die Bühne, denn seine Anwesenheit hätte dem Wirken Jesu sicherlich zusätzliche Schwierigkeiten bereitet, war doch Sein wahrer Vater im Himmel. Die Tradition nimmt einmütig an, daß er kurz vorher gestorben ist.

Der hl. Joseph galt deswegen lange Zeit mehr als Zuschauer, denn als Mitwirker am gottmenschlichen Drama. Im Vordergrund standen die Apostel als Begründer der Weltkirche, aber auch die Ortsheiligen, denen die einzelnen Kirchen geweiht sind. Im Orient wurde der hl. Joseph nur am Sonntag vor Weihnachten, zusammen mit den Vorfahren Christi und den Gerechten des Alten Bundes, gefeiert. Es dauerte bis zum 9. Jahrhundert, ehe es ein eigenes Meßformular zu Ehren des hl. Joseph gab; bei uns sogar noch ein Jahrhundert länger. In den byzantinischen Mosaiken und Fresken sieht man zuweilen auch den hl. Joseph an der Seite Mariens, meist als ehrwürdigen Greis, wohingegen er auf den Malereien der Katakomben als bartloser junger Mann dargestellt wird. Hatte sich hier womöglich die ursprüngliche Tradition vom hl. Petrus und dem hl. Paulus her gehalten? Die sel. Anna Maria Taigi etwa, die eine große Andacht zum hl. Joseph pflegte, sah ihn in ihren Schauungen nicht als Greis im Silberhaar, sondern als einen sehr schönen jungen Mann, ein wenig älter als Maria.

Der hl. Bernhardin von Siena holt den hl. Joseph aus dessen Versteck

Man kann wohl festhalten, bis ins 15. Jahrhundert blieb der hl. Joseph mehr oder weniger in seinem Versteck. „Ihren glanzvollsten Besitz hält die Kirche am meisten verborgen“, sagte Bossuet einmal. Es war der hl. Bernhardin von Siena, der begeisterte Prediger des Namens Jesu, der den hl. Joseph aus seiner Statistenrolle befreite. Henri Rondet faßt in seinem Buch „Joseph von Nazareth“ die Gedanken des hl. Bernhardin folgendermaßen zusammen:

„Bernhardin studiert die Vorzüge Josephs, der da mit Gnaden überhäuft ist durch seine Verbindung mit der Mutter des Erlösers und durch die väterlichen Bande zum Herrn selber. Zu Beginn erinnert er an den Grundsatz, den Thomas aufgestellt hatte: Gott gibt den Heiligen Gnade und Vorzüge nach Maß der Aufgabe, die er ihnen auf Erden anvertraut. Joseph war wie Maria aus königlichem Geschlecht (a. I, c. 2), er war in Wahrheit der Gemahl der Jungfrau und in gewisser Beziehung Vater Jesu (a. II, c. 1), denn er lebt ja in der Familiengemeinschaft mit beiden (a. II, c. 2). Die Kirche dankt Maria unendlich viel; nach ihr aber ist es Joseph, der den größten Anspruch auf unsere Dankbarkeit hat. Er ist der Schlüssel des Alten Testamentes und ist durch den ersten Joseph im Vorbild dargestellt. Jener nährte die hungernden Völker mit Brot; der neue Joseph reicht ihnen das Brot des Lebens (a. II, c. 3). Erhaben ist seine Herrlichkeit, und man darf glauben, daß er, wie die Allerseligste Jungfrau, mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden ist. Nebenbei erklärt Bernhardin das Zögern, mit dem die Kirche die Größe des heiligen Joseph entdeckt hat (a. II, c. 3).“

(Henri Rondet, Joseph von Nazareth, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 1956, S. 23)

Frömmigkeit und Glaubenslehre

Nun war der Weg für die Verehrung des hl. Joseph frei, so könnte man meinen. Das ist jedoch ein Fehlschluß, denn jede wahrhaft katholische Frömmigkeitsübung muß ein theologisches Fundament haben, d.h. es muß sicher sein, daß sie mit der Glaubenslehre harmoniert. Darum dauerte es oft Jahrzehnte oder sogar noch viel länger, ehe eine neue Frömmigkeitsübung von der Kirche allgemein anerkannt wurde. Bei dieser Zurückhaltung und Vorsicht unserer hl. Kirche ist es überaus verwunderlich zu sehen, mit welcher Leichtgläubigkeit heutzutage viele Gläubige von irgendeiner ungeprüften Erscheinung oder Botschaft Andachtsformen oder Gebete übernehmen, ehe sie von der Kirche geprüft und für richtig befunden wurden. Man würde vermuten, daß man gerade in dieser verworrenen Zeit noch viel vorsichtiger sein müßte. Wie unverantwortlich und zudem äußerst gefährlich ist es, irgendeiner Erscheinung oder Botschaft einfach Glauben zu schenken. Man muß sich dagegen einmal nüchtern vorstellen, selbst beim hl. Joseph hat es Jahrhunderte gedauert, ehe er von der Kirche so verehrt wurde, wie wir es heute gewohnt sind!

Ein Fest zu Ehren des hl. Joseph

Nochmals Henri Rondet macht auf diesen Umstand extra aufmerksam:

„Aber damit die Andacht allgemein Eingang fand, bedurfte es der wissenschaftlichen Unterstützung durch die Fachtheologen. Zwei große Namen müssen hier genannt werden: Petrus von Ailly und der Kanzler Gerson. Der erstere schrieb einen ganzen Traktat über die dem heiligen Joseph geschuldete Verehrung. Auf die Frömmigkeit folgt die etwas trockene wissenschaftliche Theologie. Manchmal aber kommen Frömmigkeit und Theologie zusammen. Gerson beruft sich auf die eine wie die andere. Er ist der große Initiator der Andacht zum Nährvater Jesu. Wie Bernhardin vertritt er kraftvoll die Vorrangstellung Josephs und geht dabei sogar so weit, eine Heiligung bereits im Mutterschoß anzunehmen, eine These, die später heftig diskutiert wird. Aber Gerson tut noch mehr, als das Lob des Heiligen zu singen. Er fordert nachdrücklich die Einführung eines Festes. Er verhandelt mit den Kanonikern von Chartres. Einer von ihnen hatte in seinem Testament verlangt, daß am Jahrestag seines eigenen Todes das Gedächtnis des heiligen Joseph feierlich begangen werde. Gerson schlägt ein Fest der Vermählung der heiligen Jungfrau vor und verfaßt ein Offizium dafür. 1413 bittet er den Herzog von Berry in einem Brief, er möge sich um die Durchsetzung dieses Festes bemühen. 1416 endlich, anläßlich des Konzils von Konstanz, hält er eine Ansprache, die Berühmtheit erlangen sollte. Er fordert seine erlauchten Zuhörer, die mit größter Ehrfurcht zuhören, auf, ein eigenes Fest zu Ehren des heiligen Patriarchen einzuführen. Die Kirche war durch das Schisma tief getroffen; nur ein solches übernatürliches Mittel schien ihm Einheit und Frieden zurückbringen zu können.“

(Ebd. S. 24 f.)

Allmählich erahnt man, welch große geistige Arbeit hinter unserer heutigen Verehrung des hl. Joseph gestanden hat. Da erkennt man wieder einmal, die Vorsehung Gottes geht ihre eigenen, uns nicht immer verständlichen Wege. Nur langsam trat der hl. Joseph aus seinem Schweigen heraus, um dann umso beredter die Herrlichkeiten des dreifaltigen Gottes zu preisen.

Ein ehrenwerter Platz im Heiligenkalender

Der italienische Dominikaner Isidor Isolani hat in seiner „Somma dei doni di San Giuseppe“ [Summe der Gaben des hl. Joseph] 1522 prophetisch das Offenbarwerden des Geheimnisses des hl. Joseph verkündet:

„Der Herr entschloß sich, um seinen Namen zu ehren, den hl. Joseph zum Führer und Schutzpatron der Streitenden Kirche zu machen. Vor dem Tag des Gerichts werden alle Völker den Namen des Herrn kennen und verehren und die großartigen Gaben, die Gott dem hl. Joseph gegeben hat, Gaben, die er für lange Zeit fast vollständig verborgen halten wollte. Dann wird man den Namen des hl. Joseph mit allen Gütern dieser Erde in Verbindung bringen. Die Menschen werden seine Feste feiern und sie werden ihm feierliche Versprechen machen, denn Gott wird die Ohren ihres Verstandes öffnen; große Männer werden die inneren Gaben Gottes prüfen, die im hl. Joseph verborgen sind, und sie werden einen kostbaren Schatz entdecken, wie wir seinesgleichen nicht bei den Vätern des Alten Testaments finden. Dies wird vor allem durch die Erleuchtung geschehen, die von den heiligen Engeln geschenkt wird. Der hl. Joseph wird den Menschen, die ihn anrufen, himmlische Gnaden schenken und er wird dabei, selbst beständig von der Majestät seiner Glorie umgeben, keinem Sterblichen etwas schuldig bleiben. Der Name des hl. Joseph wird einen ehrenvollen Platz im Heiligenkalender bekommen und nicht länger an letzter Stelle stehen; ein Hauptfest wird eingesetzt werden zu seinen Ehren. Der Stellvertreter Christi auf Erden wird unter dem Antrieb des Heiligen Geistes anordnen, daß das Fest des Nährvaters Christi und des Ehemanns der Königin der Welt in der ganzen Kirche gefeiert wird.“

Schutzpatron der katholischen Kirche

Papst Pius IX., der 259. Inhaber des Apostolischen Stuhles, war ein herausragender Verehrer des hl. Joseph. Er leitete 32 Jahre lang mit heroischem Mut und kundiger Hand die Kirche in und durch äußerst stürmische Zeiten. Am 10. September 1847 hat er für die ganze Christenheit das Schutzfest des hl. Joseph eingesetzt und angeordnet, daß dasselbe jährlich am dritten Sonntag nach Ostern gefeiert werde. Zudem erklärte er in seinem Dekret „urbi et orbi“ vom 8. Dezember 1870, also genau 16 Jahre nach der Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria, in feierlicher Weise den hl. Joseph zum Schutzpatron der ganzen katholischen Kirche und verordnete, daß sein Fest am 19. März dem Range nach den höchsten Feiertagen gleich gehalten werde – nur ohne Oktav – wegen der Fastenzeit.

Von „traurigen Zeiten“ sprach Pius IX. in seinem Dekret, die die Kirche gerade durchmachen mußte. Darum wollte er Zuflucht zu einem so mächtigen Beschützer nehmen. Gerade drei Monate vor dieser Verkündigung hatten die Truppen von Piemont den päpstlichen Staat überfallen und den Papst im Vatikan gefangen gehalten. Die „alte“ Welt war am Auseinanderbrechen.

Gleich zu Beginn seines Pontifikats mußte Pius IX. ins Exil nach Gaeta gehen. Der antiklerikale Liberalismus, organisiert und dirigiert von der Freimaurerei, beherrschte das öffentliche Leben. Überall brodelte es, überall waren die Revolutionäre am Werk. Der aufkeimende Nationalismus wurde dazu benutzt, die alte Ordnung endgültig zu beseitigen. Für den obersten Pontifex waren die Zeiten äußerst schwierig. Da alle menschlichen Mittel immer mehr versagten, nahm er Zuflucht zur Hilfe des hl. Joseph. In dem von Kardinal Patrici veröffentlichten Dekret heißt es dazu:

„Gleich wie Gott Joseph, den Sohn des Patriarchen Jakob, zum Statthalter über ganz Ägypten setzte, um dem Volk die nötige Nahrung zu sichern, so wählte Er in der Fülle der Zeiten, als Er seinen Eingeborenen senden wollte zur Erlösung der Welt, einen anderen Joseph, dessen Vorbild der Erstere gewesen, setzte ihn ein zum obersten Herrn seines Hauses und seiner Güter und übertrug ihm die Hut seiner wertvollsten Schätze. Dieser Joseph vermählte sich mit der makellosen Jungfrau Maria, welche durch die Kraft des Heiligen Geistes empfangen hatte und gebar den Erlöser, Jesus Christus, der es nicht verschmähte, ‚Sohn Joseph‘s‘ zu heißen und ihm untertan zu sein. Und Joseph schaute nicht bloß den Verheißenen, den so viele Könige und Propheten zu sehen verlangt hatten, sondern lebte in zutraulichstem Umgang mit Ihm, trug Ihn mit Vaterliebe auf den Armen, liebkoste Ihn voll Zärtlichkeit und bewachte Ihn mit treuester Sorge; seine Hände nährten Den, welcher für das gläubige Volk eine geistige Nahrung, eine Speise zum ewigen Leben werden sollte.

Wegen dieser erhabenen Würde, welche Gott seinem treuen Diener verliehen, hielt die Kirche stets nächst der allerseligsten Jungfrau auch den hl. Joseph hoch in Ehren, verherrlichte ihn mit auszeichnenden Lobsprüchen und nahm in schweren Bedrängnissen ganz besonders zu ihm ihre Zuflucht. Weil in der trauervollen Gegenwart die Kirche nach allen Seiten hin von ihren Feinden mit solcher Gewalt umstürmt wird, daß die Gottlosen triumphieren, der Tag sei bereits gekommen, an dem die Pforten der Hölle dieselbe überwältigen werden, so haben die ehrwürdigen Bischöfe der katholischen Welt für sich und im Namen der ihnen anvertrauten Gläubigen demütig den heiligen Vater gebeten, er wolle den hl. Joseph zum Schutzpatron der katholischen Kirche erklären; und diese Bitten haben sie bei Gelegenheit des vatikanischen Konzils dringendst erneuert. Diesen angenehmen Wunsch hat der heilige Vater Pius IX., um sich und alle Gläubigen in besonderer Weise unter den mächtigen Schutz des Patriarchen Joseph zu stellen, erhört…“

Helfer der hl. Kirche im bedrängten 19. Jahrhundert

Bei diesen Worten wird doch jedem Katholiken warm ums Herz. Man spürt die Glaubenskraft des Heiligen Vaters heraus und zudem seine besondere Liebe zum hl. Joseph, der nicht bloß den Verheißenen, den so viele Könige und Propheten zu sehen verlangt hatten [schaute], sondern [er] lebte in zutraulichstem Umgang mit Ihm, trug Ihn mit Vaterliebe auf den Armen, liebkoste Ihn voll Zärtlichkeit und bewachte Ihn mit treuester Sorge; seine Hände nährten Den, welcher für das gläubige Volk eine geistige Nahrung, eine Speise zum ewigen Leben werden sollte. Diese Liebe zum hl. Joseph stärkte den Papst in den vielen schweren Prüfungen seines Pontifikats. Fünf Tage vor seinem Tod, während seiner letzten Audienz am 2. Februar 1878, sagte er zu einer Ordensperson, die ihn wegen seiner Heiterkeit bewunderte, Folgendes: „Ach! Das kommt, weil der hl. Joseph jetzt besser bekannt ist. Ich bin voller Zuversicht. Wenn nicht ich, dann wird mein Nachfolger derjenige sein, der den Triumph dieser Kirche erleben wird, zu deren Schutzpatron ich ihn ernannt habe.“

Monsignore Pie, der berühmte Bischof von Poitiers, äußerte dieselbe Überzeugung: „Die Verehrung des hl. Joseph war eines dieser Geschenke, die das Oberhaupt der Familie, ein kluger Verwalter, zu einem späteren Zeitpunkt aus seinem Schatz hervorzuziehen geplant hatte; es war eine jener Reserven – ja, man könnte sagen: Überraschungen –, die der oberste Zeremonienmeister des Festes der Seelen für das Ende des Banketts aufgehoben hatte.“

Gott hatte den hl. Joseph als Überraschung für die letzten, apokalyptischen Zeiten aufgehoben, in denen wir nun schon mehr als ein Jahrhundert leben. Als Schutzpatron der hl. Kirche wird er helfen, nach der zwischenzeitlichen Verfinsterung den Triumph der Kirche herbeizuführen. Lassen wir den Schriftsteller E. Hello diesen Gedanken abschließen:

„Das 19. Jahrhundert spricht, weint, schreit, prahlt, verzweifelt, bietet von allem etwas; es verachtet private Bekenntnisse, bricht aber in jedem Moment in öffentliche Bekenntnisse aus. Es tobt und brüllt. Sei’s drum! So wird dieses Jahrhundert sein, dieses Jahrhundert des Aufschreis, welches die Glorie des hl. Joseph in den Himmel der Kirche aufsteigen sieht. Der hl. Joseph ist gerade erst offiziell zum Schutzpatron der Kirche ernannt worden inmitten dieses wütenden Sturms. Er ist besser bekannt als in der Vergangenheit, zu ihm wird mehr gebetet und er wird mehr verehrt. Inmitten von Donner und Blitz geht die Enthüllung seines Schweigens kaum wahrnehmbar ihren Weg.“

(Ernst Hello, Physionomie des saints, Palmé 1875, St. Joseph, S. 139)

Der Zweifel des hl. Thomas und die Verlobung Mariens

Unter den frühen Verehrern des hl. Joseph muß ganz besonders der hl. Bernhard von Clairvaux (* um 1090 in Fontaine-lès-Dijon; + 20. August 1153 in Clairvaux) genannt werden. Wenn auch die Verehrung des hl. Joseph in früheren Zeiten noch nicht allgemein verbreitet war, gab es dennoch immer besondere Verehrer des Heiligen. Die Gedanken des wortgewaltigen Predigers von Clairvaux entfalten vor den Zuhörern den verborgenen Reichtum der Evangelientexte in beeindruckender Weise. Bernhard war ein wahrer Meister des Wortes, ein vor Liebe glühender Verehrer des hl. Joseph – aber hören Sie selbst:

„Es ward der Engel Gabriel von Gott gesandt zu einer Jungfrau, die mit Joseph verlobt war.“

Zu einer Jungfrau, die verlobt war. Warum verlobt? Da sie eine auserwählte Jungfrau war und, wie gezeigt wurde, eine Jungfrau, die empfangen, eine Jungfrau, die gebären sollte, so ist es auffallend, warum sie verlobt war und sich nicht vermählen sollte. Sollte dies ein Zufall sein? Wer möchte es behaupten? Nein, hier liegt kein Zufall vor, sondern ein vernünftiger Grund, ein höchst nützlicher und gebieterischer Grund, der Anordnung des göttlichen Ratschlusses vollkommen würdig. Ich will euch meine, vielmehr der Väter Ansicht darüber kundtun. Die Verlobung Mariens hatte den gleichen Grund wie der Zweifel des Thomas. Es war Sitte der Juden, vom Tage der Verlobung an bis zur Hochzeit die Braut dem Bräutigam in Obhut zu geben, damit er ihr um so treuer sei, je sorgfältiger er auf ihre Keuschheit geachtet hatte. Thomas zweifelte und berührte die Wundmale des Herrn und ward so der standhafteste Bekenner der Auferstehung Christi. Joseph verlobte sich mit Maria, prüfte zur Zeit dieser Überwachung mit Sorgfalt ihren Lebenswandel und ward so der treueste Zeuge ihrer Reinheit. Beide Tatsachen stimmen herrlich überein: der Zweifel des Thomas und die Verlobung Mariens. Beide konnten uns in einen ähnlichen Zweifel verstricken, dort am Glauben, hier an der Keuschheit; beide konnten die Wahrheit verdächtigen. Aber in überaus kluger und gütiger Weise geschah das Gegenteil. Woraus man Verdacht fürchtete, kam sichere Gewißheit. Auch ich, schwach wie ich bin, würde über die Auferstehung des Sohnes schneller Thomas glauben, der zweifelt und betastet, als Kephas, der hört und glaubt. Betreffs der Enthaltsamkeit der Mutter glaube ich leichter dem Bräutigam, der sie bewacht und prüft, als der Jungfrau selbst, die nur mit ihrem Gewissen sich verteidigt. Sag, wer würde sie nicht eher Buhlerin als Jungfrau nennen, sähe er sie unverlobt und schwanger? Es wäre aber ungeziemend gewesen, dies von der Mutter des Herrn zu sagen. Erträglicher und ehrenvoller war es, eine Zeitlang zu glauben, Christus sei aus dem Ehebund entsprossen, als hervorgegangen aus dem Laster.

Die Weisheit des göttlichen Ratschlusses

Der „Zweifel“ des hl. Joseph ist uns äußerst nützlich, wie der Zweifel des hl. Thomas nach der Auferstehung Jesu, um zu einem ganz sicheren Urteil über die Jungfräulichkeit Mariens zu gelangen. Gott ersparte dem Heiligen nicht das Leid dieser Tage des Zweifelns und Ringens um die richtige Entscheidung. Bei aller Mühe, die er sich gab, konnte er sich das Ganze einfach nicht zusammenreimen. Der hl. Bernhard erwägt dazu folgenden Einwand:

Aber, sagst du, konnte Gott nicht ein deutliches Zeichen geben, damit des Sohnes reine Abkunft nicht verdächtigt, die Mutter nicht eines Vergehens beschuldigt werde? Gewiß, er konnte es; aber was die Menschen wissen sollten, konnte den bösen Geistern nicht verborgen bleiben. Das Geheimnis des göttlichen Ratschlusses mußte aber einige Zeit dem Fürsten dieser Welt verheimlicht bleiben, nicht als ob Gott fürchten mußte, sein Werk könnte, offen vollbracht, von jenem verhindert werden. Er machte alles, was er wollte, nicht nur mit Macht, sondern auch mit Weisheit, und war gewohnt, wegen der Schönheit der Ordnung in allen seinen Werken eine gewisse Harmonie der Dinge und der Zeiten zu beachten. So wollte er auch bei dem so herrlichen Werk unserer Erlösung nicht nur seine Macht, sondern auch seine Weisheit offenbaren. Zwar konnte er seinen Plan auch auf eine andere Weise verwirklichen. Doch gefiel es ihm, in der Weise und Ordnung den Menschen mit sich auszusöhnen, in der er ihm gefallen wußte. Zuerst verführte der Teufel das Weib, und dann überwand er mit Hilfe des Weibes den Mann. Gerade so sollte ihn (den Teufel) auch jetzt zuerst ein jungfräuliches Weib überlisten und dann in offenem Kampfe Christus, der starke Mann, völlig niederringen. Dadurch, daß der Liebe Kunst der Bosheit Hinterlist spottete und Christi Stärke des Bösen Kraft zertrat, sollte Gott sich weiser und stärker zeigen als der Teufel. So geziemte es der fleischgewordenen ewigen Weisheit, die geistige Bosheit zu besiegen, damit sie nicht nur mit Macht von einem Ende zum andern reiche, sondern auch alles mit Anmut ordne (Weish. 8, 1). Sie reicht aber wirklich von einem Ende bis zum andern, d. h. vom Himmel bis zur Unterwelt. „Steige ich hinauf in den Himmel, bist du da, steige ich hinab in die Unterwelt, so bist du da“ (Ps. 138, 8). An beiden Orten zeigt sie ihre Kraft: sie stürzte den Stolzen aus der Höhe, und in der Unterwelt entriß sie die Beute dem Unersättlichen. Es war also passend, daß die Weisheit alles, das Himmlische und Irdische, mit Anmut ordnete, den Ruhestörer von dort herabstürzte und den übrigen Geistern Frieden schaffte. Den Neider zu bezwingen, wollte sie uns hier (auf Erden) vorerst ein gar notwendiges Beispiel ihrer Demut und Sanftmut hinterlassen. Nach wunderbarem Plane der Weisheit sollte es geschehen, daß sie den Ihrigen lieblich, den Feinden aber mächtig gegenübertrat. Denn was würde Gottes Sieg über den Teufel nützen, wenn wir in unserm stolzen Sinn verharrten? Die Verlobung Mariens mit Joseph war also notwendig. Denn dadurch wird das Heilige vor den Hunden verborgen, vom Bräutigam ihre Jungfräulichkeit bezeugt, der Jungfrau Zartgefühl geschont und für ihren Ruf gesorgt. Was ist weiser, was würdiger der göttlichen Vorsehung? Durch diesen einzigen Ratschluß (Gottes) wird also den himmlischen Geheimnissen ein Zeuge beigebracht, wird der böse Feind davon ausgeschlossen, der gute Ruf der Jungfrau-Mutter unverletzt bewahrt. Hätte der Gerechte je sonst der Ehebrecherin geschont? Nun aber steht geschrieben: „Joseph, ihr Mann, gedachte sie heimlich zu entlassen“ (Matth. 1, 19). Gut — da er gerecht war, wollte er sie nicht öffentlich der Schande preisgeben. Er wäre keineswegs gerecht gewesen, wenn er der Schuldigerkannten beigestimmt hätte; ebenso wäre er auch nicht gerecht gewesen, wenn er die erwiesene Unschuld verdammt hätte. Da er also gerecht war und sie nicht in üblen Ruf bringen wollte, gedachte er sie heimlich zu entlassen.

Beschützer des Geheimnisses

Um das Wunder zu verbergen, war es notwendig, daß Maria verlobt war als sie vom Heiligen Geiste empfing. Der hl. Joseph war also schon Beschützer des Geheimnisses Jesu und Mariä, als er noch gar nichts davon wußte. Wie ergreifend tief ist die Darlegung des hl. Bernhard:

Die Verlobung Mariens mit Joseph war also notwendig. Denn dadurch wird das Heilige vor den Hunden verborgen, vom Bräutigam ihre Jungfräulichkeit bezeugt, der Jungfrau Zartgefühl geschont und für ihren Ruf gesorgt. Was ist weiser, was würdiger der göttlichen Vorsehung?“ Dem hl. Joseph aber wurde dieser Ratschluß Gottes zu einem uns wohl kaum zu fassenden Leid, denn wie groß und rein war seine Liebe zu Maria. So wurde er hin- und hergerissen in seinen Gedanken, bis er meinte, es sei das Beste, Maria heimlich zu entlassen.

Warum wollte er sie entlassen? Vernimm auch darüber nicht meine, sondern der Väter Meinung. Joseph wollte sie deshalb entlassen, weshalb auch Petrus den Herrn von sich wies, als er sprach: „Herr! geh fort von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch!“ (Luk. 5, 8.) Aus dem gleichen Grund, weshalb auch der Hauptmann ihn von seinem Hause fernzuhalten suchte mit den Worten: „Herr, ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach kommst“ (Matth. 8, 8). So hielt sich denn auch Joseph für unwürdig und sündig und sprach bei sich, er dürfe sich mit einer so himmlisch Hehren kein vertrauliches Zusammenwohnen erlauben. Er fürchtete sich vor ihrer wunderbaren überragenden Würde. Er sah mit heiligem Schauer an ihr der göttlichen Gegenwart ganz untrüglich Zeichen. Weil er in das Geheimnis nicht eindringen konnte, wollte er sie entlassen. Petrus fürchtete sich vor der Größe der Macht, der Hauptmann vor der Majestät der Gegenwart. Auch Joseph erschrak ohne Zweifel als Mensch vor der Neuheit eines so erhabenen Wunders, vor der Tiefe des Geheimnisses, und deshalb wollte er sie heimlich entlassen. Du wunderst dich, daß Joseph sich für unwert hielt, mit der Jungfrau, die sich Mutter fühlte, zusammenzuwohnen, da du doch hörst, daß auch die heilige Elisabeth ihre Gegenwart nur mit Zittern und Hochachtung ertragen konnte? Sie sprach ja: „Woher kommt mir dies, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ (Luk. 1, 43.) Deshalb also wollte Joseph sie entlassen.

Sobald man diese Gedanken ernst nimmt, wird der tiefe und feste Glaube des hl. Joseph offenbar. Mit diesem lebendigen Glauben erahnte er das Geheimnis seiner hl. Braut. Die kurze Zeit, in der er mit ihr zusammen war, überzeugte ihn von der über jeden Zweifel erhabenen Heiligkeit Mariens. Da Joseph selber heilig war, war sein Gespür dafür ganz fein ausgebildet. Er war wohl zutiefst überrascht, eine so heilige Frau gefunden zu haben. Seine Ehrfurcht steigerte sich nochmals, sobald er erkannte, Maria erwartete ein Kind. Nun stand er vor einem unlösbaren Geheimnis, dessen er sich unwürdig fühlte. Deswegen wollte er unbemerkt nachts weggehen.

Doch warum heimlich und nicht öffentlich? Damit man nicht den Grund der Trennung erforsche und nicht nach der Sache Hergang frage. Denn was sollte der gerechte Mann einem hartnäckigen Volke antworten, einem Volke, das nicht glaubte und widersprach? Wenn er sagte, was er dachte, daß er von ihrer Reinheit überzeugt sei, würden die ungläubigen, harten Juden ihn nicht alsbald mit Spott überhäufen, sie aber steinigen? Sie verachteten ja später sogar der Wahrheit lauten Ruf im Tempel; wie sollten sie ihr jetzt Glauben schenken, da sie im Mutterleibe verborgen schwieg? Sie legten später ihre Frevlerhand an ihn, der sonst durch Wunder glänzte; welch Leid würden sie ihm jetzt antun, da er noch in tiefem Dunkel lag? Mit Recht also wollte der gerechte Mann sie heimlich entlassen, damit er nicht in die Lage käme, lügen zu müssen oder die Unschuldige in schlechten Ruf zu bringen.

Ganz heimlich wollte Joseph Nazareth und seine Braut verlassen, damit keiner ihn sollte fragen und keiner die näheren Umstände erfahren könne. Das war sicher das Einfachste und Beste! So die nach langem Ringen gereifte Überzeugung Josephs. Aber nicht alle beurteilen die Sache so, wie der hl. Bernhard weiter erklärt:

Die Botschaft des Engels

Es könnte aber jemand anders denken und behaupten: „Joseph hat als Mensch gezweifelt. Er war aber gerecht und wollte deshalb wegen des Verdachtes nicht mit ihr zusammenwohnen. Er war aber auch von großer Herzensgüte und wollte deshalb die Verdächtigte nicht der Schande preisgeben.“ Darauf antworte ich kurz: Auch so war Josephs Bedenken notwendig und verdiente, durch einen göttlichen Ausspruch behoben zu werden. Denn so steht geschrieben: „Während er noch überlegte (sie heimlich zu entlassen), da erschien ihm im Traum ein Engel des Herrn und sprach: Joseph, Sohn Davids, du sollst dich nicht scheuen, Maria, dein Weib, in dein Haus zu nehmen; denn ihr Kind ist aus Heiligem Geiste“ (Matth. 1,21).

Das Ende der Prüfung

Wie jede Prüfung, so fand auch die Prüfung Josephs ein Ende. Gott ließ seinen treuen Diener im Traum unterrichten, daß er sich nicht scheuen soll, seine Braut zu sich zu nehmen. Da erweist sich nochmals der überaus lebendige Glaube des gerechten Joseph, denn obwohl der Engel ihm nur im Traum erscheint, gehorcht er sofort dem himmlischen Befehl.

Aus diesen Gründen also ward Maria Joseph anverlobt oder vielmehr nach den Worten des Evangelisten „einem Manne, der Joseph hieß“ (Luk. 1, 27). Er nennt ihn Mann, nicht weil er Gatte, sondern ein Mann der Tugend war. Treffender wird er, weil er bei einem andern Evangelisten nicht einfach Mann, sondern ihr Mann genannt ist, mit Recht als der angesprochen, für den man ihn halten muß. Er mußte also ihr Mann genannt werden, weil er auch dafür gehalten werden mußte, wie er ja Vater des Erlösers zwar nicht zu sein, wohl aber genannt zu werden verdiente, damit er auch dafür gelte, wie der gleiche Evangelist sagt: „Jesus war, als er auftrat, ungefähr dreißig Jahre alt und wurde für einen Sohn Josephs gehalten“ (Luk. 3, 23). Er war also in Wirklichkeit nicht der Mann der Mutter, nicht der Vater des göttlichen Sohnes und wurde doch kraft bestimmter, notwendiger Anordnung Gottes eine Zeitlang beides genannt und für beides gehalten.

Der Bräutigam Mariens und sein ägyptisches Vorbild

Entnimm dieser Benennung, womit er zwar nur stellvertretend von Gott geehrt zu werden verdiente, daß er Vater Gottes genannt und dafür gehalten wurde; entnimm auch seinem eigenen wahren Namen — er läßt sich ja mit Wachstum deuten —, wer und was für ein Mensch dieser Joseph gewesen ist. Erinnere dich zugleich auch jenes großen Patriarchen, der nach Ägypten verkauft ward, und wisse: mit dem Namen hat unser Joseph auch des Patriarchen Keuschheit, Unschuld und Gnade geerbt (1 Mos. 37, 27). Jener Joseph ward aus Bruderneid verkauft und nach Ägypten abgeführt, ein Vorbild des verkauften Christus. Unser Joseph floh vor des Herodes Neid und brachte Christus nach Ägypten (Matth. 2, 14). Jener wahrte seinem Herrn die Treue und wollte seine Herrin nicht berühren; dieser kannte seine Herrin, die Mutter seines Herrn, als Jungfrau und beschützte sie treu in Enthaltsamkeit (Matth. 1, 20). Jener verstand der Träume geheimnisvolle Sprache (1 Mos. 40, 12), diesem ward gegeben, Mitwisser und Teilnehmer der himmlischen Geheimnisse zu werden. Jener bewahrte das Getreide nicht für sich, sondern für das ganze Volk; dieser empfing das lebendige Brot vom Himmel, um es zu bewahren für sich und für die ganze Welt. Fürwahr, ein guter und getreuer Mann war dieser Joseph, dem die Mutter des Heilandes angetraut war. Ein guter und kluger Knecht war er, vom Herrn bestellt zur Stütze seiner Mutter, zum Ernährer seines Fleisches, zum einzigen, unbedingt zuverlässigen Helfer bei der Verwirklichung des großen Ratschlusses auf Erden.

Unser hl. Prediger führt uns immer tiefer in das Geheimnis dieses Mannes ein, der von Gott auserwählt wurde, als Mann der Gottesmutter und Vater Jesu zu gelten. Welche menschliche Nähe ergibt sich allein aus dieser Tatsache, daß Joseph so viele Jahre das Haupt der hl. Familie war! Erahnt man nicht, was für eine übergroße Tugend dazu notwendig war, dem Sohn Gottes und der Gottesmutter vorgesetzt und der Aufgabe gerecht zu werden, Ernährer und Erzieher des menschgewordenen Sohnes Gottes zu sein? Da zeigte sich der königliche Adel der Seele des hl. Joseph.

Ein Sohn Davids

Dazu kommt noch, daß er aus dem Hause Davids gewesen sei. In der Tat aus Davids Haus, wirklich aus Davids königlichem Geschlechte stammte dieser Mann Joseph. Edel an Geburt, weit edler an Gesinnung, in jeder Hinsicht ein Sohn Davids, der Abstammung vom Vater David durchaus würdig. Vollkommen ein Sohn Davids, sage ich, nicht nur dem Fleische, sondern auch dem Glauben, der Heiligkeit, der Gottergebenheit nach. Der Herr sah in ihm gleichsam einen zweiten David nach seinem Herzen. Ihm konnte er das allertiefste und allerhehrste Geheimnis seines Herzens sicher anvertrauen. Ihm offenbarte er wie einem zweiten David die geheimen und verborgenen Dinge seiner Weisheit (Ps. 50, 8) und ließ ihn jenes Geheimnis wissen, das keiner von den Fürsten dieser Welt erkannte. Was viele Könige und Propheten schauen wollten und nicht schauten, hören wollten und nicht hörten, war ihm gegönnt, nicht nur zu schauen und zu hören, sondern auch zu tragen, zu geleiten, zu umarmen, zu küssen, zu ernähren und zu schirmen.

Aber nicht nur Joseph, auch Maria stammte aus dem Geschlechte Davids. Das müssen wir glauben. Sie wäre ja dann nicht einem Manne aus dem Hause Davids anverlobt worden, wäre sie nicht selbst aus dem Hause Davids gewesen. Beide also stammten aus dem Hause Davids. In Maria erfüllte sich die Wahrheit, die der Herr dem David geschworen, Joseph aber ist Mitwisser und Zeuge des erfüllten Schwurs.

(Genommen aus: Bernhard von Clairvaux, Vier Homilien über die Worte des Evangeliums: Der Engel Gabriel ward von Gott gesandt, 2. Homilie; Schriften, Bd. 1, Wittlich 1934, S. 78 ff.)

In Maria und Joseph erfüllt sich die Verheißung Gottes an König David. Aus der Wurzel Jesse sollte der Heiland der Welt hervorgehen. Der Herr der Herren und König der Könige sollte auch seiner menschlichen Natur nach aus königlichem Geschlecht hervorgehen. Jedoch war das Königshaus Davids inzwischen ohne jegliche politische Bedeutung und völlig verarmt. Unser göttlicher Heiland war ja nicht gekommen, ein irdisches Reich zu gründen, sondern das Reich Gottes auf Erden wieder zu errichten. Er beginnt damit zunächst in Ägypten und dann in Nazareth in jenem winzig kleinen Reich der hl. Familie. Als Haupt dieser Familie hatte die göttliche Vorsehung unseren hl. Joseph auserwählt: Edel an Geburt, weit edler an Gesinnung, in jeder Hinsicht ein Sohn Davids, der Abstammung vom Vater David durchaus würdig. Vollkommen ein Sohn Davids, sage ich, nicht nur dem Fleische, sondern auch dem Glauben, der Heiligkeit, der Gottergebenheit nach.

Der getreue Knecht

In der hl. Familie erblühten alle Tugenden neu und in höchster Reinheit; Jesus und Maria waren das neue Paradies der wiedergeschenkten Gnade. Dieses sollte der hl. Joseph bewachen und behüten wie der Cherubim das verlorene Paradies. Dieser Aufgabe entsprechend schenkte ihm Gott eine Fülle von Gnaden – und der hl. Joseph ließ ähnlich wie seine heiligste Braut keine Gnade ungenützt vorübergehen. Er war der getreue Knecht, der seinem Herrn mit vollkommener Liebe diente. Was Monsieur Vincent während des Heiligsprechungsprozesses des hl. Franz von Sales über diesen sagte, gilt sicherlich auch für den hl. Joseph: „Als ich das von ihm Gesagte in meinem Geist vorüberziehen ließ, fühlte ich so eine starke Bewunderung für ihn, daß ich geneigt war, ihn als den Mann zu anzusehen, der am besten den Sohn Gottes, wie er auf Erden lebte, widerspiegelte.“ Ja, dieses Zeugnis gilt für den hl. Joseph so sehr, daß ihn die Zeitgenossen tatsächlich für den Vater Jesu hielten! Was doch heißt, daß die Leute öfter erstaunt dachten: Der ist genauso wie sein Vater! Genauso fromm, so demütig, so gewissenhaft, so ruhig, so fleißig, so sparsam, so einfach wie Joseph. Was für eine unbeschreibliche Hochschätzung verbirgt sich hinter dieser Feststellung, wenn dieser Sohn in Wirklichkeit der Sohn Gottes ist!

Darin ist der hl. Joseph also unser ganz großes Vorbild, daß er vollkommen in diesem Leben Jesus widerspiegelte, wie Er auf Erden lebte. Jeder muß letztlich hierin den hl. Joseph nachahmen, der im neuen Paradies der wiedergeschenkten Gnade Gott treu dienen, d.h. Ihn wahrhaft lieben möchte.

Der „Nährvater unserer Liebe zu Christus“

Es konnte nicht anders sein, der hl. Franz von Sales, dem der hl. Vinzenz von Paul ein so herrliches Zeugnis ausstellte, war ein wahrer Sohn des hl. Joseph. Von ihm hatte er das Geheimnis der Gottesfreundschaft erlernt. In seinem Brief vom 19. März 1614 an seine geliebte geistige Tochter, die hl. Johanna Franziska von Chantal, bringt er das wunderbar zum Ausdruck:

Annecy, den 19. März 1614

Meine ganz liebe Tochter, hier sind die Litaneien des glorreichen Vaters unseres Lebens und unserer Liebe. Ich hatte vor, sie für Sie von Hand niederzuschreiben; aber, wie Sie wissen, ist meine Zeit nicht mein Eigen. Nichtsdestotrotz habe ich mir die Zeit genommen, sie nochmals durchzusehen, die nötigen Korrekturen zu machen und die Akzente anzubringen, sodaß unsere Tochter vom Chatel sie leichter singen kann, ohne irgendwelche Fehler zu machen. Aber Sie, meine Tochter, die nicht fähig sein wird, die Lobpreisungen dieses Heiligen unserer Herzen zu singen, werden darüber nachsinnen wie eine Braut und die Worte sich selbst vormurmeln: Ihre Lippen werden geschlossen sein, aber Ihr Herz geöffnet für die Betrachtung der Großartigkeit und des Glanzes dieses Ehemannes der Königin der ganzen Welt, genannt Vater von Jesus und sein erster Anbeter nach seiner göttlichen Gemahlin.

Die Verehrung des hl. Joseph durch den hl. Franz von Sales

Es ist notwendig, sich in diese Zeilen richtig hineinzulesen oder besser gesagt andächtig hineinzuhören. Was für eine innige Verehrung des hl. Joseph hört man dann aus ihnen heraus! Wie oft wird der Heilige selber die Litaneien des glorreichen Vaters unseres Lebens und unserer Liebe gebetet oder gesungen haben, um ganz und gar von Ehrfurcht gegen den Vater von Jesus erfüllt zu werden, der doch sein erster Anbeter nach seiner göttlichen Gemahlin gewesen ist. Wie könnte man auch das verborgene Leben Jesu in Nazareth betrachten, ohne an den hl. Joseph zu denken? Und wie könnte man an den hl. Joseph denken, ohne in der Liebe zu Jesus neu angeeifert und erwärmt zu werden? Der hl. Franz von Sales nennt ihn „den Nährvater unserer Liebe zu Christus“. In seiner „Abhandlung über die Liebe zu Gott“ ruft der hl. Franz von Sales die Gottesmutter an:

„Aber, oh siegreiche Mutter! Wer kann seine Augen auf deine Majestät richten, ohne zu deiner Rechten den zu sehen, für den dein Sohn sich aus Liebe zu dir so oft herabließ, ihn mit dem Titel ‚Vater‘ zu ehren, nachdem er dich mit ihm verbunden hatte durch das himmlische Band einer höchst jungfräulichen Ehe, auf daß er dein Beistand und Helfer sein möge bei der Führung und Erziehung seines göttlichen Kindes? O großer heiliger Joseph! Vielgeliebter Gatte der so sehr geliebten Mutter, ach! Wie oft hast du in deinen Armen die Liebe des Himmels und der Erde getragen, während – entflammt von den süßen Umarmungen und Küssen dieses göttlichen Kindes – deine Seele vor Freude schmolz, wenn es zärtlich in dein Ohr flüsterte (o Gott, welche Süßigkeit!), daß du sein großer Freund wärest und sein geliebter Papa!“

Auch aus diesen Worten hört man heraus, der hl. Franz von Sales war im Geiste oft in Nazareth, um den hl. Joseph zu betrachten – und ihn nachzuahmen! Vielleicht hat er von ihm jenes Wunder erlernt, das er einmal so beschreibt:

„Es gibt wohl kaum eine Seele auf der Welt, die sich herzlicher und zärtlicher sorgt und – um es in gutem Glauben zu sagen – die liebevoller ist als ich. Denn es hat Gott gefallen, mir ein solches Herz zu geben. Aber dennoch gefallen mir die unabhängigen, energischen Seelen, die nicht weibisch sind; denn diese große Zärtlichkeit verwirrt das Herz, beunruhigt es und lenkt es ab vom liebenden, kontemplativen Gebet zu Gott; sie ist ein Hindernis für die vollkommene Ergebung und für den gänzlichen Tod der Selbstliebe. Was nicht auf Gott hingerichtet ist, das ist nichts für uns. Wie kann es sein, daß ich, die zärtlichste Person auf der Welt, diese Dinge fühle? In der Tat, ich fühle sie nichtsdestotrotz; aber daß es mir gelingt, all dies miteinander zu verbinden, das ist ein Wunder, denn es ist meine Meinung, daß ich nichts anderes liebe als nur Gott und alle Seelen wegen Gott.“

So kann nur ein Heiliger schreiben und solche Erwägungen hätte wohl auch der hl. Joseph anstellen können, wenn er darüber nachgedacht hat, wie sein Leben ganz und allein für Jesus und Maria sein konnte. Anderseits erscheinen solche Gedanken der vollkommenen Einfachheit des hl. Joseph schon wieder entgegenzustehen, ihm wäre solches Nachdenken wohl eher als Zeitverschwendung erschienen, war er doch so voll von Jesus und Maria, daß daneben kein anderer Gedanke mehr Platz fand, wie der hl. Johannes vom Kreuz es einmal ausdrückte: „Ein einziger Gedanke eines Menschen ist von größerem Wert als die ganze Welt; weswegen Gott allein dessen wert ist.“ Es ist schon wahr, das Leben des hl. Joseph war ein Leben ganz für Jesus und Maria und damit ein Leben ganz für das Geheimnis des dreifaltigen Gottes – wobei wir gar nicht ermessen können, wie vollkommen dieses „ganz“ vom hl. Joseph verwirklicht wurde. Denn wie es Jan van Ruysbroeck, der belgische Mystiker (* 1294 bei Brüssel, + 2. Dez. 1381), so schön ausdrückte: „Dort, wo der Verstand nicht mehr sieht, geht die Liebe weiter und tritt ein…“