Bei unserer Interpretation der Großen Botschaft von La Salette haben wir uns Schritt für Schritt zum eigentlichen Thema vorgearbeitet, den Geschehnissen zur Zeit des Antichristen. Mit dem Verständnis der himmlischen Botschaft wuchs auch immer mehr die Verwunderung darüber, daß man nun schon mehr als 150 Jahre lang La Salette kaum oder gar nicht beachtet hat. Überblickt man die letzten Jahrzehnte, so erhärtet sich der Eindruck, daß der höllische Feind ganz besonders die Geschehnisse um Fatima dazu mißbraucht hat, systematisch von der Botschaft von La Salette abzulenken. Während fast ununterbrochen über das sog. dritte Geheimnis von Fatima geredet, geschrieben und diskutiert wird, also über etwas, was man nicht wirklich kennt, wird über das offene Geheimnis von La Salette tiefstes Schweigen gebreitet.
Wie oft hat man das dritte Geheimnis von Fatima schon rekonstruiert und herumgeheimnist, was wohl darin stehen könnte und nach der vermeintlichen bzw. gefälschten Veröffentlichung durch die römischen Besetzer fand diese Geheimniskrämerei neue Nahrung, konnte man sich doch nun fragen, was denn eigentlich die ganze Botschaft sein müßte, denn die neurömische Variante war dann doch etwas zu kurios. Anstatt sich nüchtern mit dem Sachverhalt abzufinden, müssen sogar mystische Offenbarungen herhalten, um die Leute immer noch darüber hinwegtäuschen zu können, daß wir zwar das dritte Geheimnis von Fatima immer noch nicht, hingegen die Große Botschaft von La Salette schon seit etwa 150 Jahren kennen. Warum also das Sichere mit dem Zweifelhaften vertauschen? Etwa deswegen, weil einem die sichere Botschaft nicht behagt?
Sobald man diese mehrmals aufmerksam liest, wird folgende Einsicht immer klarer und fester: Hier haben wir die wichtigste himmlische Verstehenshilfe für die Apokalypse vor uns, also jene Letztzeit, in der wir uns inzwischen befinden. Es ist nämlich ganz wahr, das apokalyptische Geschehen ist nicht mehr fern von uns und somit auch nicht mehr ganz und gar undurchdringlich, stehen wir doch schon mitten drin. Wir haben schon gesehen, nachdem die Feinde die Stadt Rom erobert haben, haben sie begonnen, die oberste Spitze der Kirche anzugreifen – und – nach jahrhundertelanger Vorbereitung im Geheimen – im Handstreich einzunehmen. Wer diese Tatsachen nicht wahrhaben möchte, wird unsere antichristliche Zeit niemals richtig verstehen können und darum notwendigerweise in die Irre geführt werden, d.h. seinen katholischen Glauben verlieren.
Wie wahr das ist, zeigt uns die Große Botschaft von La Salette, die das Wesen der Apokalypse nicht in den gewaltigen Kriegen und Katastrophen sieht, sondern als einen furchtbaren Glaubenskampf deutet. Der Antichrist mit seinen Helfershelfern wird nämlich alles tun, was in seiner beängstigend großen Macht steht, um den Katholiken die Luft zum Atmen zu nehmen, also das geistige Klima mit seinen teuflischen Gedanken vollkommen zu verseuchen. Es ist einfach bezeichnend für viele Deuter von La Salette, die Sache falsch zu gewichten. So wird etwa in dem Buch von Johannes Höcht über La Salette die apokalyptische Angst auf die Angst vor der Atombombe oder Wasserstoffbombe konzentriert. Wo bleibt da der übernatürliche Ernst, so möchte man fragen? Wo bleibt das Gespür für das eigentlich Katholische, das sich in allerhöchster Gefahr befindet? Wir Katholiken brauchen keine Furcht vor der Atombombe oder Wasserstoffbombe zu haben, so beängstigend sie auch an sich sein mögen, aber wie unser göttlicher Lehrmeister mahnt: „Fürchtet den, der nach dem Tod die Macht hat, in die Hölle zu stürzen. Ja, ich sage euch: Den fürchtet!“ (Lk 12,5).
Auffallend ist, dasselbe Phänomen der Verkennung der eigentlichen Gefahr läßt sich auch bei vielen sog. Traditionalisten und konservativen Konzilskatholiken beobachten. Auch bei diesen wird nicht ernsthaft über La Salette gesprochen, aber viel über Fatima phantasiert. Diese Blindheit der meisten Traditionalisten ist umso unbegreiflicher, als die große Botschaft von La Salette trotz ihrer prophetischen Rätselhaftigkeit dennoch erstaunlich konkret und damit gut faßbar ist. Selbst die wenigen, die sich überhaupt die Mühe machen, sich mit La Salette zu beschäftigen, erliegen meist schnell der Versuchung, sobald es ernst wird, in irgendwelche pseudomystische Erklärungen auszuweichen. Dieser Versuchung wollen wir nicht nachgeben, sondern bei unserer Deutung möglichst nahe am Originaltext bleiben.
Wenn es um ganz konkrete Angaben geht, fallen in der Großen Botschaft vor allem drei Jahreszahlen auf, die sich in folgenden Sätzen finden:
1. Der Stellvertreter meines Sohnes, der Hohepriester Pius IX., verlasse Rom nach dem Jahre 1859 nicht mehr.
2. Im Jahre 1864 wird Luzifer mit einer großen Menge von Teufeln aus der Hölle losgelassen. Sie werden den Glauben allmählich auslöschen, selbst in Menschen, die Gott geweiht sind.
3. Im Jahre 1865 wird man den Greuel an heiligen Stätten sehen.
Den Sinn des ersten Satzes haben wir in unserer letzten Arbeit über La Salette dargelegt. Pius IX. wurde durch die freimaurerischen Revolutionäre zum Gefangenen im Vatikan gemacht. Ein Verlassen Roms hätte in dieser Zeit für ihn das Todesurteil bedeutet. In der Folge hatte der Papst jeglichen politischen Einfluß verloren, ganz Italien war in der Hand der Freimauerei. Die zweite Jahreszahl verweist auf ein auch in der Apokalypse erwähntes Geschehen, das direkt mit der Zeit des Antichristen zu tun hat. Nach dem Gericht über das Tier und den falschen Propheten heißt es: „Und ich sah einen Engel vom Himmel niedersteigen, der den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand hielt. Er packte den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel, der Satan ist, fesselte ihn auf tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund. Dann verschloß er ihn und legte ein Siegel darauf. Nicht mehr sollte jener die Völker verführen, bis die tausend Jahre zu Ende wären. Danach muß er für kurze Zeit losgelassen werden“ (Offb 20, 1ff).
Allioli gibt dazu die Erklärung: „Unter dem Namen Teufel ist nicht notwendig jede teuflische Kraft , sind nicht alle bösen Geister zu verstehen, sondern es kann auf das Haupt beschränkt sein. (Thom.) Die Bindung des Teufels hatte bei der ersten Ankunft und dem Tode Christi statt: der Teufel war hinausgeworfen Joh. 12,31., seine Herrschaft beschränkt und den Menschen Macht gegeben, ihn im Namen Christi zu vertreiben. (Matth. 8,29; 12,28) Diese Bindung besteht darin, daß er nicht seine ganze Kraft üben darf zur Verführung der Menschen. (Aug.) Unter den tausend Jahren verstehen die meisten Erklärer die Zeit zwischen der Menschwerdung Christi und der Verführung des Antichrist (V 7), oder der Auferstehung (V 13), weil durch die Zahl die Vollkommenheit die Fülle der Zeiten bezeichnet wird. (Aug. Viktorin. Hier. Cassiodor. Primas. Thomas).“
1864 – das Ende der tausend Jahre
Die weinende Gottesmutter sagt also auf dem Berg von La Salette im Jahr 1846 ganz unmißverständlich voraus, daß mit dem Jahr 1864 die tausend Jahre, nämlich die Zeit der Erquickung (vgl. Apg. 3,21), zu Ende gehen und Luzifer mit einer großen Menge von Teufeln aus der Hölle losgelassen wird. Maria nennt dabei den obersten der Teufel nicht Satan, sondern Luzifer, womit sie uns wohl den Hinweis geben möchte, daß der oberste der Teufel in unserer Menschenwelt als Engel des Lichts zur Verführung der Gotteskinder auftreten wird. Nun hätte man doch erwarten dürfen, die Verantwortlichen in der Kirche wären aufgrund dieser Information seit dem Jahr 1864 zu höchster Wachsamkeit übergegangen, denn die Schläue Luzifers ist doch wohl kaum zu überschätzen und die Vorbereitungsarbeiten zum Generalangriff auf die Kirche Jesu Christi waren zweifelsohne alle abgeschlossen. Blickt man jedoch auf die Geschichte, so ist nichts Derartiges geschehen. Die meisten Bischöfe und Priester haben die himmlische Warnung vollkommen ignoriert und sind dementsprechend der wirksamen Macht der Versuchung anheimgefallen: „Sie werden sie in einer Weise blind machen, daß diese Menschen, falls sie nicht eine besondere Gnade empfangen, den Geist dieser bösen Engel annehmen werden“, hat die Gottesmutter gewarnt.
Es ist eine unleugbare Tatsache, genau um diese Zeit begann der Modernismus immer mehr den Geist des Klerus zu verwirren – und was ist der Modernismus anderes als der Geist der bösen Geister, die seelenzerstörende Lehre des Menschenmörders von Anbeginn, der schlimmste Unglaube im sprachlichen Gewand des Glaubens? Was ist er anderes als ein Aufstand gegen den einzig wahren Gott und Seine Gebote? Als Pius IX. genau in diesem Jahr 1864 den sog. Syllabus errorum als Anhang der Enzyklika Quanta cura beifügte, in dem 80 Sätze aufgezählt werden, welche die wesentlichen Zeitirrtümer des 19. Jahrhunderts kennzeichneten und verurteilten, trat er damit dem Heer der Dämonen entgegen. Diese Zusammenstellung der wichtigsten Irrtümer über Kirche und Staat – das Wort „Syllabus“ bedeutet „Zusammenstellung“ – sollte den sog. liberalen Katholiken den Spiegel vors Gesicht halten und sie zur Einsicht bringen. Aber leider hatten schon zu viele den Geist der Dämonen angenommen und waren unbelehrbar geworden. Der Syllabus war durchaus bei vielen kein päpstlicher Anstoß zu einer Gewissenserforschung mehr, sondern stieß auf heftigste Ablehnung. Eigentlich hätte man doch meinen müssen, jeder Katholik sei froh über diese päpstliche Abgrenzung des katholischen Denkens von den Hauptströmungen des damaligen, immer antichristlicher werdenden Zeitgeistes.
Im Lexikon für Theologie und Kirche, das in den 30er Jahren des vergangen Jahrhunderts herausgegeben wurde, war man noch der Ansicht, daß der Syllabus zu „einem Damm gegen die anhebende Geistesrevolution der Neuzeit, gegen den modernen Verweltlichungsprozeß, gegen die Prinzipienlosigkeit auf allen Gebieten, gegen die Verabsolutierung des Staates, d.h. des Menschenwillens“ wurde (Lexikon f. Theologie und Kirche, IX, 922), was aus heutiger Sicht doch allzu optimistisch und sogar ein wenig weltfremd erscheint. Nein, der Syllabus konnte den Modernismus nicht mehr aufhalten, wie auch die verschiedenen Maßnahmen, die später vor allem Pius X. dagegen ergriff, weil sie von den Katholiken nicht mehr ernst genug genommen wurden. Der Wunsch, der modernen Welt anzugleichen, verdunkelte den kirchlichen Sinn vor allem vieler Kleriker immer mehr. Die Gottesmutter hatte es vorausgesagt: „Viele Ordenshäuser werden den Glauben völlig verlieren und viele Seelen mit ins Verderben ziehen.“ Wie bedrückend ist es etwa, feststellen zu müssen, daß selbst die Dominikaner und Jesuiten in den folgenden Jahrzehnten vollkommen dem Modernismus verfallen sind. Der Teufel hat letztlich ganze Arbeit geleistet – „Es wird Kirchen geben, in denen man diesen bösen Geistern dient.“
Schaut man sich auch nur ein wenig in den Blättern und Veröffentlichungen der Konservativen und Traditionalisten der Menschenmachwerkskirche um, so kann man die Verblendung dieser Leute kaum noch fassen. Selbst ein Bergoglio bringt sie nicht mehr zur Einsicht, weil nämlich der Modernismus schon lange jeglichen übernatürlichen Glauben zerstört und damit die Fähigkeit der Unterscheidung der Geister aufgehoben hat. Viele wollten und wollen zwar nicht so modern sein wie die sog. Progressisten, aber dennoch wollten sie auch nicht von der Menschenmachwerkskirche lassen, weshalb sie letztlich auch den Modernismus annehmen mußten, ließen sie sich doch auf das dialektische Spiel zwischen konservativen und progressistischen Vertretern des Modernismus ein, worin der Teufel eine wahre Meisterschaft entwickelt hat. Wer sich aber einmal in dieser Teufelsküche befindet, kommt man so schnell nicht mehr heraus.
1865 – „Der Greuel der Verwüstung an heiligen Stätten“
In La Salette spricht die Gottesmutter nicht nur über den Generalangriff der Teufel unter der Führung Luzifers, sie macht ebenfalls – in der dritten Jahreszahl – auf eine notwendige Folge dieses Systems des Unglaubens aufmerksam, denn die Dämonen drängen in ihrer Zerstörungsarbeit ungestüm vorwärts. Man kann es zwar kaum fassen, aber so steht es wirklich in der Großen Botschaft: Schon nach einem Jahr wird es den Dämonen unter der Führung Luzifers gelingen, ihre Religion an heiliger Stätte zu installieren: „Im Jahre 1865 wird man den Greuel an heiligen Stätten sehen.“
Wiederum ist man sehr überrascht, in keinem uns bekannten Kommentar wird diese inzwischen erfüllte Prophezeiung ernsthaft thematisiert. Dabei wird man doch allein schon durch den Begriff – Greuel an heiligen Stätten – unweigerlich darauf aufmerksam gemacht, daß man sich damit der Zeit des Antichristen mit Riesen-Schritten genähert hat. Um diesen Zusammenhang besser verstehen zu können, müssen wir uns zunächst daran erinnern, was es eigentlich mit dem Greuel der Verwüstung auf sich hat. Dabei soll uns vor allem Kardinal Billot zur Seite stehen, der sich in seinem Buch „Die Parusie“ mit unserem Thema eingehend beschäftigt.
Der dreimalige „Greuel der Verwüstung“ beim Propheten Daniel
IV. Kapitel: Besonderheiten beim hl. Matthäus und beim hl. Markus über den Greuel der Verwüstung, den der Prophet Daniel vorausgesagt hat.
Die Darstellung des hl. Lukas übergeht einen Punkt vollständig, über den die beiden Evangelisten Matthäus und Markus ausführlich berichten, nämlich den „Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte“, der vom Propheten Daniel vorausgesagt wurde. (Matth. 24, Mk. 13.)
Das Verständnis dieser Stelle setzt eine besondere Kenntnis der Hl. Schrift voraus, besonders die Kenntnis der Propheten und insbesondere die des Propheten Daniel, also alles Dinge, die den Nicht-Juden fremd waren, für die aber, wie man weiß, das dritte Evangelium bestimmt war. Daraus erklärt sich diese Auslassung ganz natürlich. Deshalb müssen wir unsere Studie durch die Analyse der Stelle bei Matthäus über den „Greuel der Verwüstung“ vervollständigen, weil sie besondere Schwierigkeiten enthält, die geklärt werden müssen.
Dieser Vers folgt unmittelbar auf die Passage: „Und dieses Evangelium wird auf der ganzen Welt verkündigt werden zum Zeugnis für alle Heidenvölker und erst dann kommt das Ende.“ (Matth. 24,14) Jesus hatte zuvor gesagt, daß man von Kriegen und Kriegsgerüchten, von Pest, Hungersnot usw. hören würde, daß heftige Verfolgungen sich gegen die Kirche erheben würden, daß falsche Propheten in großer Zahl aufstünden, daß die Liebe bei vielen erkalten würde, daß nur derjenige gerettet würde, der bis zum Ende ausharren würde. Nachdem er angekündigt hat, das Evangelium müsse zuerst auf der ganzen Erde zum Zeugnis für alle Nationen verkündet werden, woraufhin das Ende folgen würde, fährt er fort: „Wenn ihr also den Greuel der Verwüstung sehet am heiligen Ort, der vom Propheten Daniel vorausgesagt ist - wer das liest, bedenke es wohl - so sollen jene, die in Judäa sind, in die Berge fliehen, und wer auf dem Dache ist, kehre nicht zurück, um etwas aus dem Hause zu holen, noch wer auf den Feldern ist, um seinen Mantel zu holen. Wehe den schwangeren Frauen und ihren Kindlein in jenen Tagen! Betet, daß eure Flucht nicht in den Winter oder auf einen Sabbath falle; denn es wird alsdann eine so große Betrübnis sein, wie es noch keine bisher seit Beginn der Welt gegeben hat und nie wieder eine geben wird. Und würden jene Tage nicht abgekürzt, so würde niemand entkommen. Aber um der Auserwählten willen werden jene Tage abgekürzt werden. Und wenn man euch sagt: Christus ist hier oder dort, so glaubt es nicht; denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und werden große Scheinwunder und außerordentliche Dinge tun, um selbst die Auserwählten zu verführen, wenn dies möglich wäre. Seht, ich habe es euch gesagt. (...) Und alsbald nach der Trübsal dieser Tage wird die Sonne sich verfinstern, der Mond nicht mehr seinen Schein geben und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird am Himmel das Zeichen des Menschensohnes erscheinen.“ (Matth. 24,15-30) Es folgt der bekannte Schluß.
Das ist die Schilderung der Ereignisse vom Greuel der Verwüstung, den Daniel voraussagte, und hier wird nun der betreffende Zeitpunkt angegeben, nämlich die Belagerung und der Fall Jerusalems. (Vgl. Daniel 9,24-27)
Diese Stelle steht vor der berühmten Prophetie von den siebzig Jahrwochen, nach denen - d.i. nach der Tötung Christi - „ein Volk kommen wird, geführt von einem Heerführer, um die Stadt und das Heiligtum zu zerstören, und dann wird im Tempel der Greuel der Verwüstung sein und dieser wird bis zum Ende dauern.“ Wir haben also hier zwei Vorkommnisse zu beachten: 1.) die Parusie, die auf die Tage äußerster Trübsal folgen soll und der der von Daniel vorhergesagte Greuel vorausgeht, und 2.) den Greuel der Verwüstung, den Daniel selbst festlegt auf die Zeit der Belagerung von Jerusalem durch die Heere des Titus. Wie ist dies miteinander vereinbar: a) der Greuel der Verwüstung bei der Zerstörung von Jerusalem, b) der Greuel der Verwüstung am Ende der Zeiten?
Die meisten kennen von den Prophetien Daniels diese berühmte von den siebzig Jahrwochen, wissen um ihre Wichtigkeit hinsichtlich des Kommens des Messias. In allen Kommentaren wird sie ausführlich behandelt, so daß die anderen Prophezeiungen Daniels in den Hintergrund treten. Man nennt hier nur die Stelle Daniel 9,24-27 so, als würde Daniel nur an dieser Stelle vom Greuel der Verwüstung sprechen. Aber dies ist ein offenkundiger Irrtum; denn man kann feststellen, daß Daniel den Greuel der Verwüstung für drei verschiedene Epochen vorausgesagt hat, die genau gegeneinander abgegrenzt sind: 1.) für die Zeit der Verfolgung durch Antiochus IV. (Kap. VII, 13 und XI,31); 2.) für die Zeit der Belagerung und den Untergangs Jerusalems (IX, 27); 3.) endlich für die Zeit des Antichrist, des Endes der Welt und der Auferstehung der Toten (XII, 11). …Der „Greuel der Verwüstung“ unter Antiochus Epiphanes
1. Ein erster „Greuel der Verwüstung“ war vorausgesagt für die Zeit des Antiochus Epiphanes, dieses „Sproß der Sünde“, wie ihn das Buch der Makkabäer nennt. Dieser heidnische König hat es zum ersten Mal unternommen, nicht nur das Land Israel zu erobern, sondern auch versucht, die Religion des wahren Gottes durch eine sehr grausame Verfolgung abzuschaffen. Er wird deshalb von den Kirchenvätern als Repräsentant bzw. Vorläufer des Antichrist angesehen. Und wie lange wird dieser Greuel der Verwüstung - gemeint ist die Aufstellung einer heidnischen Götterstatue im Tempel - im Heiligtum bleiben? Auf diese Frage wird Daniel die Antwort zuteil: „Bis zu 2300 Tagen. Danach wird das Heiligtum wieder gereinigt werden.“ (Daniel, VIII, 13 ff.) Dieselbe Prophetie wird wiederholt, und zwar noch ausführlicher im XI. Kapitel, wo der Engel Daniel u.a. über den Verfolger belehrt: „Truppen, von ihm ausgesandt, werden das Heiligtum verwüsten, sie werden bewirken, daß das immerwährende Opfer aufhört, und sie werden den Greuel der Verwüstung errichten („auferent iuge sacrificium et dabunt abominationem in desolationem“) und dies bis zur festgesetzten Zeit, da nach der Züchtigung Israels wieder bessere Tage der Ruhe und des Friedens kommen werden.“ (Daniel XI, 31 ff.)
Es ist also offenkundig, daß wir es hier mit einem „Greuel der Verwüstung“ zu tun haben, auf den unser Herr nicht hingewiesen haben konnte, als er sagte: „Wenn ihr den Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte seht, der vom Propheten Daniel vorhergesagt wurde...“, da diese Prophezeiung sich schon in der Vergangenheit erfüllt hatte, eben zur Zeit des Königs Antiochus IV. Der Bericht der Makkabäer kann uns konkret vor Augen führen, was damit gemeint war: „Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte“: „Da erließ der König ein Dekret für sein ganzes Reich: alle sollten ein Volk werden und jeder seine Gebräuche aufgeben. Alle Völker fügten sich dem Befehl des Königs. Selbst die Israeliten fanden Gefallen an seinem Kult, opferten den Götzen und entweihten den Sabbath. Der König sandte Boten mit schriftlichen Anweisungen nach Jerusalem und in die Städte Judas, sie sollten sich den fremden Sitten anpassen und die Brand-, Schlacht- und Trankopfer aus dem Tempel verbannen, die Feste sowie das Heiligtum und die Heiligen entweihen. Dagegen sollten sie Altäre, Tempel und Götzenkapellen errichten, Schweine und andere unreine Tiere opfern, ihre Söhne unbeschnitten lassen und sich selbst durch allerlei Unreines und Greuliches beflecken. Sie sollten so das Gesetz vergessen und alle Satzungen abschaffen. Wer aber nicht nach dem Befehl des Königs handelte, sollte sterben. (...) Am 15. Kisleu des Jahres 145 errichtete der König den Greuel der Verwüstung auf dem Brandopferaltar, und in den Städten Judas ringsum erbauten sie Altäre. An den Haustüren und an den Straßen brachten sie Rauchopfer dar. Die Gesetzesbücher, die sie auftreiben konnten, zerrissen sie und warfen sie ins Feuer. Fand man bei jemandem ein Buch des Bundes oder beobachtete einer das Gesetz, dann verurteilte ihn der königliche Erlaß zum Tode.“ (1 Makk 1,41-57)Die Weihe des Tempels in Jerusalem an den olympischen Zeus
Ferner lesen wir in 2 Makk. VI,1 ff.: „Nicht lange danach sandte der König einen alten Athener, der die Juden zwingen sollte, von den Gesetzen der Väter abzufallen und nicht mehr nach Gottes Gesetz als Staatsbürger zu leben. Er sollte auch den Tempel in Jerusalem schänden und dem olympischen Zeus weihen. Schwer erträglich und zuwider war aber selbst dem Volk die Zunahme der Bosheit. Denn das Heiligtum wurde von den Heiden zu Ausschweifungen und wüsten Gelagen benützt. Sie suchten ihr Vergnügen mit Dirnen und ließen sich in den heiligen Vorhöfen mit Frauen ein. (...) Es gab keine Sabbathfeier mehr noch eine Einhaltung der von den Vätern überkommenen Feste. Man konnte sich überhaupt nicht mehr als Juden bekennen. Mit hartem Zwang führte man sie monatlich zum Opfermahl am Geburtstag des Königs. Am Dionysosfeste wurden sie gezwungen, mit Efeu bekränzt an der Dionysosprozession teilzunehmen. Auf Veranlassung der Leute von Ptolemais erging auch ein Befehl an alle griechischen Städte, sie sollten das gleiche Verfahren gegen die Juden anwenden. Die sich zur Annahme des griechischen Wesens nicht entschließen konnten, sollte man hinrichten. Da konnte man nun sehen, welch ein Elend sich einstellte.“
Also, der „Greuel der Verwüstung“ bestand in der Weihe des Tempels an den olympischen Zeus und in der Einführung heidnischer Feste. Im Wesentlichen bestand der Greuel der Verwüstung in der Ächtung des göttlichen Kultes, insbesondere des wahren Opfers, welches dessen wichtigster Bestandteil war. Hinzu kam die Profanierung des heiligen Landes und des Tempels durch die Einführung eines sakrilegischen und götzendienerischen Kultes sowie die Umwandlung selbst des Tempels in einen Ort der Prostitution und der Unzucht. Dies geschah um das Jahr 160 v. Chr. und dauerte nur knapp drei oder vier Jahre. Dann hörte die Verfolgung auf und der göttliche Kult wurde wieder eingesetzt unter den früheren Bedingungen, nachdem zuvor der Tempel und der Altar gereinigt worden waren. (Vgl. 1 Makk. IV,36 und 2 Makk. X,l ff.)(Kardinal Louis Billot, Die Parusie, Pro Fide Catholica 1991, S. 39ff)
Soweit die Erklärung Kardinal Billots, die wir noch ergänzen wollen durch einige erstaunlich aktuelle Anmerkungen aus „Herders Bibelkommentar, Die Heilige Schrift für das Leben erklärt, Band V, Freiburg im Breisgau 1939“. Wie dem einen oder anderen Leser schon aufgefallen sein dürfte, hat diese Zeit der Verfolgung der Juden durch Antiochus IV. eine recht auffallende Ähnlichkeit mit unserer Zeit. Das Vorgehen dieses Königs bei der Zerstörung des jüdischen Glaubens erinnert sehr an das Vorgehen der Modernisten bei der Zerstörung des katholischen Glaubens.
Der heidnische König erkannte ganz klar, das einzige, was der Hellenisierung der Juden entgegenstand, war der Absolutheitsanspruch ihres Glaubens. Dieser hinderte sie daran, so zu werden wie die anderen Völker, die Völker der Heiden. Also mußten sie vor allem dazu gebracht werden, diesen aufzugeben: „Da erließ der König ein Dekret für sein ganzes Reich: alle sollten ein Volk werden und jeder seine Gebräuche aufgeben. Alle Völker fügten sich dem Befehl des Königs. Selbst die Israeliten fanden Gefallen an seinem Kult, opferten den Götzen und entweihten den Sabbath.“ Aber damit noch nicht genug. Um die Juden möglichst schnell an den heidnischen Glauben zu gewöhnen, war es naheliegend, den Tempel in Jerusalem zu einem heidnischen Tempel umzufunktionieren.
Hierzu erklärt unser Kommentar: „Mit einer unerbittlichen Strenge versuchten die Syrer die Durchführung des Religionsediktes. Der Tempel zu Jerusalem wurde dem rechtmäßigen Gotteskulte enteignet und als heidnische Kultstätte dem olympischen Zeus geweiht. Man mochte gerade ihn, den Himmelsherrn, gewählt haben, weil er mit Jahve, dem höchsten Herrn des Himmels, am meisten Beziehung hatte. Zu Ehren des Zeus wurde auf dem altehrwürdigen Brandopferaltar ein neuer Altar aufgebaut. Schon der Prophet Daniel hatte vom Greuel der Verwüstung im Heiligtum gesprochen (11,31; 12, 11; vgl. 9, 27). Es ist verständlich, daß der 15. Kasleu (6. Dezember) 167 als ein Tag größter Schmach sich tief in das Gedächtnis des Volkes einprägte. Doch genügte der heidnischen Propaganda die staatliche Beschlagnahme des Gotteshauses nicht. Man errichtete für die neue Staatsreligion in allen Städten des Landes Opferaltäre, um dem Volke den neuen Kult zu erleichtern.“
Der Tempel in Jerusalem, der Tempel des einzig wahren Gottes wird kurzerhand zum Tempel des „Herrn“ im Olymp, womit der „Greuel der Verwüstung im Heiligtum“ Einzug hielt. Der einzig wahre, von Gott geoffenbarte Gotteskult wird durch einen Dämonenkult ersetzt, denn die Götter der Heiden sind Dämonen! Mit der Entweihung des Tempels einher ging noch folgende Maßnahme: „Neben dieser Gewaltpropaganda für die neue Staatsreligion ging die offene Verfolgung der jüdischen Religion. Man suchte vor allem die Gesetzbücher zu beschlagnahmen und zu vernichten, um die religiöse Belehrung durch das geschriebene Wort zu verhindern“ (S.23-24).
Versuch der Verschmelzung des Gottes der Juden mit einer griechischen Göttergestalt im Zuge der (staatlich erzwungenen) Hellenisierung
Wie schon Kardinal Billot erwähnt hat, wurde vom König ein alter Athener beauftragt, die königlichen Maßnahmen vor Ort durchzusetzen und zu überwachen. Der Herderkommentar erklärt dazu:
„An unserer Stelle berichtet das zweite Makkabäerbuch von der Gesandtschaft nach Jerusalem, ohne den ganzen Zusammenhang anzugeben. Sie war einem alten Athener übertragen, wohl einem Manne, der das athenische Bürgerrecht besaß. Er war am ehesten geeignet, griechisches Wesen in Palästina einzuführen. Seine erste Aufgabe war es, durch Gesetzesmaßnahmen unter den Juden eine Abfallbewegung hervorzurufen. Ferner mußte er den Tempel in ein Zeusheiligtum umwandeln. […] Die Umbenennung des Tempels von Jerusalem lag ganz in der Auffassung der griechischen Welt, die sich keinen namenlosen Gott vorstellen konnte. Doch sollte der jüdische Gott nicht einfach durch den griechischen Zeus ersetzt werden. Vielmehr wurde eine Verschmelzung des fremden Gottes mit einer griechischen Göttergestalt versucht, wie wir sie oft in der griechisch-orientalischen Welt beobachten. Unter allen Göttern des griechischen Pantheons wies nur der Zeus Olympios als der Himmelsherr eine gewisse Ähnlichkeit mit dem höchsten Gott der Juden auf. So lag es für den Griechen nahe, den namenlosen Judengott als den olympischen Zeus anzuflehen. Dann konnten Juden und Griechen unter dem gleichen Namen und der gleichen Gestalt ihren Gott verehren und wären sich religiös nähergekommen. So verständlich dieses Verhalten für den Griechen bei seiner polytheistischen Einstellung (Vielgötterglaube) war, so sehr empfand der Jude eine solche Umbenennung als Abfall und Heidentum. Jahve wäre in die Reihe der vielen Göttergestalten eingetreten.
Selbst das einfache Volk wurde durch die plumpe und pietätlose Art der Tempelentweihung empört. Jeder stieß sich am unsittlichen und ausgelassenen Treiben in den heiligen Hallen. Mit dem neuen Kult wurden wüste Opfermahlzeiten gehalten und Hetären zur Unterhaltung der Menschen in das Heiligtum zugelassen. Man ging sogar zu unzüchtigem Treiben an heiliger Städte über. Das Ungeziemende, das sonst noch nach unserer Stelle in den Tempel gebracht wurde, bestand wohl in verbotenen Opfertieren. Ob auch der neue auf dem Brandopferaltar errichtete Zeusaltar darunter begriffen ist, läßt sich nicht entscheiden (1 Makk. 1, 59). Eher deutet Vers 5 auf diesen Greuel der Verwüstung hin. Außerdem wurde der Brandopferaltar durch unreine Schweineopfer entweiht (1 Makk. 1, 47). Mit dieser Schändung des Heiligtums war die Feier des Sabbats und der andern Feste unmöglich geworden. Man ging nun auch so weit, nicht nur den Kult, sondern auch das Bekenntnis des Glaubens zu verhindern. Denn die neuen heidnischen Feste boten die Gelegenheit, die Juden zwangsweise zur Teilnahme am heidnischen Kult zu verpflichten. […] Den Juden blieb nur die Wahl, zum Hellenismus überzutreten oder Verfolgung und Martyrium auf sich zu nehmen. Denn auf dem Beharren in der alttestamentlichen Religion stand die Todesstrafe. Wie die große Masse des Volkes sich nicht zum Heroismus des Glaubensbekenntnisses durchringen konnte, berichtet das erste Makkabäerbuch (1, 43)“ (S. 192).
Es ist schon erschreckend, wie leicht es gelang, die Israeliten ihrem Glauben abspenstig zu machen. Selbst der „Greuel der Verwüstung“ erregt nur eine Weile die Gemüter, denn auch an die Ersetzung des wahren Gottes durch einen Götzen kann man sich gewöhnen. Nun herrscht der Herr des Olymps, der Gott Zeus, in Jerusalem und nicht mehr der Gott der Israeliten, Jahve. Der Glaubensabfall ist meist verbunden mit abartigem Götzenkult.
Wenn die damaligen Juden Modernisten gewesen wären, hätten sie überhaupt keine Schwierigkeit gehabt, im Sinne des Ökumenismus die anderen Götter neben dem eigenen Gott zu dulden. Man hätte sie nur nicht zwingen dürfen, diesen fremden Göttern Opfer darbringen zu müssen, sondern ihnen sagen müssen, wir beten alle gemeinsam zu dem einen Gott aller Religionen um den Frieden in der Welt. Weil aber viele Juden noch den wahren Glauben an Jahve als den einen und einzigen Gott des Himmels und der Erde besaßen, skandalisierten sie sich an dem gottlosen Treiben der Heiden. Darum mußte der König alle Mittel der Täuschung einsetzen, um die Glaubensfestigkeit der Juden überwinden zu können.
Der priesterliche Schützer der ererbten Väterreligion wird zum Förderer des Heidentums
Eine besonders perfide Rolle in dieser Umerziehungszeit spielte der Hohepriester Jason, von dem es im zweiten Makkabäerbuch heißt: „Damals erschlich sich Jason, der Bruder des Onias, [des rechtmäßigen Hohepriesters] das Hohepriesteramt. … Kaum hatte er die Herrschaft angetreten, führte er sogleich bei seinen Volksgenossen griechische Art ein“ (2 Makk. 4,7;10). In Vers 13 heißt es sodann: „Durch die maßlose Ruchlosigkeit Jasons, der ein gottloser Mensch, aber kein Hoherpriester war, kam es zu einer Blüte des Hellenismus und zur Annahme fremder Sitten.“ Am wirksamsten bei einer Umerziehungsmaßnahme ist es immer, wenn man diejenigen Menschen auf seine Seite zieht, denen das Volk vertraut. König Antiochus Epiphanes wußte natürlich, wie hilfreich es sein würde, den jüdischen Hohepriester vor den eigenen Karren spannen zu können.
Der Herderkommentar bemerkt dazu:
„Jason, dessen griechischer Name schon für seine hellenistische Gesinnung bezeichnend ist, wollte seinen älteren Bruder Onias aus seinem Amte verdrängen. Das heiligste Amt seiner Religion erkaufte er sich durch eine hohe Geldsumme (ungefähr 2 300 000 Goldmark). […] Jason erstrebte nicht nur das Hohepriesteramt, sondern wollte seine einflußreiche Stellung zur Einführung des Hellenismus benutzen. Der priesterliche Schützer der ererbten Väterreligion wurde zum Förderer des eindringenden Heidentums. Darum suchte er sich für Geld einen königlichen Freibrief zu verschaffen. Denn seine Pläne gingen auf Umsturz der bisherigen Staatsordnung, die auf biblischer Grundlage beruhte. […]
Sobald er seinen Bruder verdrängt hatte, betrieb Jason in aller Eile die Hellenisierung. Denn dadurch gewann er nicht nur das Wohlwollen und den Schutz des Königs, sondern traf die strenggläubige Partei seines Bruders aufs Schwerste. […] So manche durch das mosaische Gesetz geforderten Einrichtungen wurden hinfällig und durch Gewohnheiten ersetzt, die gegen dieses Gesetz verstießen. All das gipfelte in der Gründung des griechischen Gymnasiums, das Jason in der Nähe der Burg und des Tempels ganz im Mittelpunkt der Stadt errichtete. Seinem Einfluß gelang es, gerade die Jugend für das griechische Wesen zu gewinnen, das auf jeden jungen Menschen eine große Anziehung ausüben mußte mit seiner sportlichen Körperpflege, seinen kulturellen Leistungen und seiner Aufgeschlossenheit für alles natürlich Gute“ (S.173).
Ein solch gewissenloser Ehrgeizling war der richtige Mann für den heidnischen König, denn „seine Pläne gingen auf Umsturz der bisherigen Staatsordnung, die auf biblischer Grundlage beruhte“. Auch das Land Juda sollte modern werden, sollte hellenisiert werden. Der alte Glaube war rückständig und hinderte das Volk, am Wohlstand der Völker teilzuhaben, so sprach man allenthalben. An der Stelle von Gebetshäusern und Synagogen wurden Gymnasien errichtet. Vor allem die Jugend sollte an den kulturellen Leistungen der Griechen Anteil haben, ist doch die Jugend ihrem Wesen nach aufgeschlossen „für alles natürlich Gute“. Schon damals also tauschte man Humanismus, Naturalismus und Götzendienst gegen die Offenbarungsreligion.
Aber nicht nur die Jugend verfiel dem Zauber des Neuen: „Mit dem Hohenpriester waren auch viele Priester dem neuen Geiste verfallen. Ihre Pflichten im Tempel und am Altare stellen sie zurück und beteiligten sich an den unpriesterlichen Ringkämpfen. Diese galten dem gläubigen Juden als gesetzeswidrig, da sie unter dem Patronat eines heidnischen Gottes abgehalten wurden“ (S.174). Was aber war der Schlüssel zu diesem teuflischen Erfolg? Es heißt im Herderkommentar: Der priesterliche Schützer der ererbten Väterreligion wurde zum Förderer des eindringenden Heidentums. Damit waren die meisten Juden hilflos der Verführung ausgesetzt.
Der „Greuel der Verwüstung“ im Neuen Bund
Aber formulieren wir doch dieses Geschehen einmal passend für unsere Zeit: Mit dem Papst und dem Konzil waren auch viele Bischöfe und Priester dem neuen Geiste verfallen. Ihre Pflichten im Tempel und am Altar stellen sie zurück und beteiligten am sittenlosen Treiben der Welt. Dieses galt zwar dem gläubigen Katholiken als gottlos, da es vollkommen unter dem Einfluß der antichristlichen Freimauerei stand und deswegen natürlich ganz und gar auf antichristlichen Prinzipen erbaut war, aber dennoch ließ sich die Masse der Gläubigen durch die Wölfe im Schafspelz verführen, wurde doch der päpstliche Schützer der ererbten Väterreligion zum obersten Förderer des eindringenden Modernismus.
Der Herderkommentar bemerkt noch folgendes: „Ob dieser vaterlandslosen Gesinnung mußte sie das Strafgericht treffen. Es kam durch ihre syrischen Freunde selbst über sie. Denn bald begnügte sich Antiochus nicht mehr mit Halbheiten. Er verlangte vollen Glaubensabfall, entweihte sogar den Tempel und entzog dadurch ihrem Priestertum die Daseinsberechtigung. Durch ihr Paktieren mit dem Heidentum bereiteten sie sich selbst den Untergang“ (ebd.).
Auch dieser Kommentar soll aktualisiert werden: Das Strafgericht kam über die Katholiken aus den eigenen Reihen. Sobald der Stuhl Petri fremdbesetzt war, gab es keine Schonung mehr. Nachdem die Lehre der modernen Welt angepaßt worden war, kamen die Sakramente an die Reihe, denn die Neuerer verlangten den vollen Glaubensabfall. Deswegen entweihten sie das Heiligtum der heiligen Messe und entzogen dadurch ihrem Priestertum die Daseinsberechtigung. Fortan sollten sie nur noch Sozialarbeiter in und Manager von den Gemeinden sein. Durch ihr Paktieren mit dem Neuheidentum bereiteten sie sich selbst den Untergang.
Die Apostasie des jüdischen Hohepriesters … (Etwa drei Generationen vor der Ankunft des Messias)
Es ist eine unsere derzeitige Lage äußerst erhellende Hilfe, wenn man das Urteil der Kommentatoren über die Geschehnisse zur Zeit des Antiochus auf unsere Zeit überträgt. War doch damals der katholische Glaube noch gefestigter und darum die Urteilsbasis klarer. Wie aber urteilen die Kommentatoren über die damaligen Geschehnisse, welche Folgen haben sie für den übernatürlichen Glauben?
Zu den Kampfspielen in Tyrus schickte der ruchlose Jason Vertreter Jerusalems, welche das antiochenische Bürgerrecht erworben haben, um dreihundert Drachmen für ein Herkulesopfer zu überbringen. Hierzu lautet der Herderkommentar: „Diese festliche Gelegenheit wollte Jason zu einer öffentlichen Bekundung seiner hellenistischen Gesinnung benutzen. […] In dieser Teilnahme am heidnischen Opferkult offenbart sich die gottlose Haltung des Hohenpriesters. Ihm sind schon nach echt hellenistischer Denkweise alle Religionen gleichwertig, so sehr hatte er die Sonderstellung seines Glaubens aufgegeben. Praktisch war dadurch der Hohepriester zum Apostaten geworden.“
… und des römischen Pontifex
Aber kommt uns das Ganze nicht bekannt vor? Der ruchlose Wojtyla lud alle Religionen zu einem Treffen in Assisi ein, wo er diesen katholische Kirchen zur Verfügung stellte, worin sie ihre heidnischen Kulte abhalten sollten. Wäre aufgrund des gleichen Sachverhalts nicht auch dasselbe Urteil naheliegend? Ihm sind schon nach echt hellenistischer Denkweise alle Religionen gleichwertig, so sehr hatte er die Sonderstellung seines Glaubens aufgegeben. Praktisch war dadurch der Hohepriester zum Apostaten geworden. Genauso wie der ruchlose Jason, war auch der ruchlose Wojtyla zum öffentlichen Apostaten geworden, hatte er doch schon lange den übernatürlichen Glauben verleugnet.
Der Kommentator schließt weiter: „Aus diesem Beispiel ersieht man, wie sehr die religiöse Gleichgültigkeit den hellenistischen Hohenpriester und mit ihm viele seiner Anhänger erfaßt hatte. Der Boden war für den völligen Glaubensabfall schon bereitet, da sie auch andere Götter durch Opfer verehrten“ (S.175).Wie oft hat der ruchlose Wojtyla heidnische Riten vollzogen – denken Sie nur einmal an das Tilak-Zeichen auf seiner Stirn! Warum nehmen die Katholiken solch öffentliche apostatische Handlungen nicht mehr ernst? – So meint zum Beispiel ein Dr. Gregorius Hesse zwischen dem apostatischen Akt des Koran-Küssens und dem Träger dieser Handlung unterscheiden zu müssen, in dem Sinne, als ginge es uns gar nichts an, was der „Papst“ – die nächste Norm meines Glaubens, dem ich im Gewissen zu folgen und zu gehorchen verpflichtet bin! – öffentlich, als Amtsträger, tut! – Wohl deswegen, weil sie selber keinen wahren, übernatürlichen Glauben haben und gar keine Katholiken mehr sind. Eine andere Erklärung gibt es nicht.
Lesen wir abschließend noch den Herderkommentar zu Kap. 4, Verse 23-29 des Zweiten Makkabäerbuches. „Am syrischen Hofe begann Menelaus [der Nachfolger Jasons] ein widerwärtiges Spiel um das Hohepriestertum. Er verstand es, sich beim König einzuschmeicheln und zu empfehlen. […] Für den Juden war es gesetzlich unerträglich, daß nicht einmal ein Angehöriger einer Priesterfamilie, sondern ein Glied des Stammes Benjamin das höchste priesterliche Amt bekleiden sollte. Es war aber nur die letzte Konsequenz jenes Hellenismus, den Jason so sehr gefördert hatte. Denn es sollte keinen Unterschied zwischen Heiden und Juden, zwischen Laien und Priestern mehr geben. Die Laisierung des höchsten religiösen Amtes war nur eine Folgerung der neuen Lehre. […] Trotz des königlichen Schreibens [„Absetzungsdekret für Jason und seine eigene Ernennungsurkunde“] galt er den Juden nicht als rechtmäßiger Priester“ (S.176).
Vom Tode Jasons berichtet das 5. Kapitel des Zweiten Makkabäerbuches (Verse 8-10): „Zuletzt ereilte ihn ein unglückliches Ende. Vom Araberfürsten Aretas wurde er gefangen genommen und floh dann von Stadt zu Stadt. Von allen verfolgt, gehaßt als Gesetzesabtrünniger und verwünscht als Henker des Vaterlandes und der Mitbürger, wurde er nach Ägypten vertrieben. Der so viele aus dem Vaterlande in die Fremde gejagt hatte, starb nun selbst in der Fremde.“
Warum regen sich eigentlich die Konservativen gar so sehr über Bergoglio auf? Alles, was er macht ist nur die letzte Konsequenz jenes Modernismus, den Roncalli, Montini, Wojtyla und Ratzinger so sehr gefördert haben. Denn es sollte keinen Unterschied zwischen neuheidnischen Apostaten und Katholiken, zwischen Laien und Priestern mehr geben.
Also nochmals die Frage: Warum sind die Katholiken unfähig geworden, einen solch auffallend gleichlautenden Sachverhalt gleich zu beurteilen? Warum kommen sie nicht zu demselben Schluß wie die damaligen Juden, denen diese Apostaten nicht mehr als rechtmäßige Priester galten? Wobei der Papst der katholischen Kirche doch noch wesentlich mehr an göttlicher Vollmacht und göttlicher Zusicherung des himmlischen Beistandes hat als ein Hohepriester des Alten Bundes? Wieso wird der Glaubensabfall als gar so gering angesehen?
Der allgemeine Greuel der Verwüstung des NOM
Hilft uns bei dieser Frage nicht auch die weinende Gottesmutter von La Salette weiter? Das Wissen um den Greuel an heiligen Stätten ist doch grundlegend für ein klares Urteil über unsere Situation. Kardinal Billot macht in seinem Buch darauf aufmerksam, daß dieser Greuel der Verwüstung am Ende der Zeiten einen besonderen Charakter annehmen wird:
Diese letzte Verfolgung, von der die des Antiochus nur ein schwaches Abbild gewesen sein soll, wird eine Zeit der Betrübnis sein wie nie zuvor. Michael selbst wird gegen Satan und den Antichristen kämpfen. Dadurch unterscheidet sich diese Zeit von allen anderen. Auf die Frage, in welcher Zeit diese Dinge geschehen werden, bekommt Daniel zur Antwort: „Diese Worte sind versiegelt bis zur Endzeit (...); die Gottlosen werden weiter gottlos sein und keiner von ihnen wird es verstehen. Und von der Zeit an, wo das immerwährende Opfer unterdrückt sein wird und der Greuel der Verwüstung aufgestellt wird, sind es 1290 Tage. Glückselig, wer ausharrt und 1335 Tage erreicht! Du nun gehe dem Ende entgegen und ruhe dich aus! Zu deinem Lose wirst du am Ende der Tage auferstehen.“ (Dan. XII,9-13)
Soviel zu den Prophezeiungen des Daniel, die die Reihe der Voraussagen über den Greuel der Verwüstung abschließt. Jeder wird den beträchtlichen Unterschied zwischen der dritten und den vorausgehenden zwei Prophetien über den Greuel der Verwüstung und auch den Schleier des Geheimnisses, der diese dritte Vorhersage einhüllt, feststellen. Immer wird uns die Zukunft mehr oder weniger verborgen bleiben, und die Dinge werden anders kommen, als wir es angenommen haben, so daß der hl. Irenäus sagen kann: „Die Prophetien sind vor ihrer Erfüllung für uns Geheimnisse, für die wir keinen Schlüssel haben.“ Zudem trägt diese letzte Prophezeiung nach ihrem eigenen Wortlaut ihr Geheimnis selbst in sich: „Sie wird verschlossen und versiegelt bleiben“. Daniel erklärt, daß er sie nicht verstanden hat: „audivi et non intellexi“, und als er um die Erklärung bittet, sagt selbst der Engel, daß diese erst zur festgesetzten Zeit gegeben wird: „usque ad praefinitum tempus“. Mehr noch: zur Zeit der Erfüllung werden die Gottlosen nichts begreifen, nur die, die unterrichtet sind, werden es verstehen.
(Billot S. 46f)
Letzteres ist inzwischen offenbar, sehen wir doch die Verblendung mehr und mehr um sich greifen und alle Anhänger der Menschenmachwerkskirche von der göttlichen Wahrheit abhalten. Nur wenn man sich genügend unterrichtet über das übernatürliche Wesen unserer heiligen Kirche, wird man verstehen, was seit 1865 alles an Verwüstung an den heiligen Stätten geschehen ist. Doch folgen wir Billot noch weiter, ehe wir seine Gedanken aktualisieren:
Es gibt gewisse Dinge allgemeiner Art, die der Text selbst ans Licht bringt: diese Krise wird speziell von Gott verfügt und ein Mittel der Reinigung für die letzte christliche Generation sein, diese Generation, die die furchtbaren Verfolgungen der ungeheueren Katastrophe sehen wird: „Quasi igne probantur multi“ („viele werden geprüft werden im Feuer der Leiden“). Wir wissen somit u.a., daß zur Zeit der schrecklichen Verfolgungen in der Endzeit die Ausübung der wahren Religion geächtet sein und daß infolgedessen die Verehrung des wahren Gottes aufhören wird, zumindest die öffentliche. Der wahre Gotteskult wird also da aus der Öffentlichkeit verbannt sein, wo das immerwährende Opfer aufhört oder unterdrückt sein wird. „A tempore cum oblatum fuerit juge sacrificium“. Hier, bei der dritten Prophezeiung werden weder der Tempel noch das heilige Land erwähnt. Das Opfer, welches hier gemeint ist, ist also das Opfer des Neuen Bundes, dem erst recht die Bezeichnung „juge sacrificium“ zukommt, da es ja überall und zu allen Zeiten des Tages auf der ganzen Erde gefeiert wird. Gemeint ist also das Opfer unserer Altäre, die hl. Meßfeier, die in diesen Tagen überall geächtet, überall untersagt sein und die - abgesehen von jenen hl. Meßopfern, die in den Katakomben, im Dunkeln und Verborgenen gefeiert werden - überall unterbrochen sein wird.
Sodann wissen wir, daß zur selben Zeit der Greuel der Verwüstung aufgerichtet wird: „... et posita fuerit abominatio desolationis“. Aber was bedeutet dieses Mal der „Greuel der Verwüstung“? Offenbar doch etwas ähnliches wie zur Zeit des Königs Antiochus, als der Tempel in Jerusalem dem Jupiter-Zeus geweiht wurde und von allen Arten von Verunehrungen und Profanationen befleckt wurde. Es muß also irgendeine monströse Idolatrie sein, ein Götzendienst, der in unseren Gotteshäusern aufgerichtet wird, die damit zu Tempeln des ,Gottes der Humanität‘, des ,Gottes der Vernunft‘, des innerweltlichen ,Gottes' umfunktioniert werden, der nun, nach so vielen Anstrengungen des freien Denkens, endlich triumphiert über den transzendenten Gott der Offenbarung: irgendein luziferisches Geheimnis, ausgebrütet in den finsteren Konventen der Freimaurer und eingeführt in aller Öffentlichkeit an der Stelle und am Ort der umgestürzten (oder verdeckten) Tabernakel, irgendeine obskure Anbetung, bestimmt für Idole aus Fleisch und Blut, wie es schon einmal in der Französischen Revolution geschehen ist... oder irgend etwas ähnliches.
Zunächst noch eine wichtige Bemerkung. Beim Propheten Daniel haben wir gelesen: „…die Gottlosen werden weiter gottlos sein und keiner von ihnen wird es verstehen. Und von der Zeit an, wo das immerwährende Opfer unterdrückt sein wird und der Greuel der Verwüstung aufgestellt wird, sind es 1290 Tage. Glückselig, wer ausharrt und 1335 Tage erreicht!
(Billot S. 47f)
Der Greuel der Verwüstung am Ende der Zeit
Offensichtlich ergänzt unser Liebe Frau von La Salette diese Prophetie durch ihre Angabe zu dem Greuel an heiligen Stätten. Erstens wird der Greuel der Verwüstung am Ende der Zeit allgemeiner sein, betrifft er doch nicht mehr allein einen Ort, sondern die ganze Kirche. Zweitens wird er erst zur Zeit des Antichristen sein ganzes dämonisches Ausmaß annehmen, wenn sich nämlich der Antichrist selbst in den Tempel Gottes setzen und als Gott verehren lassen wird, wie der hl. Paulus lehrt: „Laßt euch in keiner Weise durch irgendjemand täuschen! Denn zuvor muß der Abfall kommen und offenbar werden der Mensch der Gesetzlosigkeit, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über Gott und alles Heilige erhebt, sich in den Tempel Gottes setzt und sich für Gott ausgibt“ (2 Thess 2,3f).
Man wird wohl annehmen müssen und können, daß die vielen Greuel an heiligen Stätten den kleinen Rest auf jenen Greuel vorbereiten sollen, der dann am Ende sein wird. Wenn man die Aufzählung Kardinal Billots so auf sich wirken läßt, dann hat man wohl zunächst einmal das nachkonziliare Treiben in den entweihten Kirchen vor Augen. Durch die sog. Neue Messe sind die meisten Kirchen zu einem Greuel der Verwüstung geworden, da braucht man gar nicht erst an all die exzessiven Ungeheuerlichkeiten irgendwelcher Pseudo-Kapläne, -Pfarrer, -Bischöfe und -Päpste zu denken. Die sog. Neue Messe, die nichts anderes als ein Kainsopfer ist, hat den Greuel der Verwüstung in alle Weltgegenden versetzt. In jeder Dorfkirche findet man ihn – und dies ist wohl eine der wichtigsten Vorbereitungen der Menschen auf den Antichristen, denn in der Kraft dieses perversen Kainsopfes wächst die Macht Satans Tag für Tag, bis das Geheimnis der Bosheit offenbar werden wird, wie der hl. Paulus voraussagt: „Dann wird der Gesetzlose sich offenbaren. Ihn wird aber der Herr Jesus mit dem Hauch seines Mundes vernichten und durch die Erscheinung seiner Ankunft verderben. Jener kommt mit satanischer Kraft, mit trügerischen Machttaten, Zeichen und Wundern und mit jeglicher Verführung zur Ungerechtigkeit für die, die verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, damit sie gerettet würden. Deshalb schickt Gott ihnen die Kraft der Verführung, daß sie der Lüge Glauben schenken, damit alle, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern an der Gottlosigkeit ihr Wohlgefallen hatten, dem Gericht anheimfallen“ (2 Tess. 2,8ff).
Blickt man auf die weltweite Menschenmachwerkskirche, so kann man nur erschaudern vor der dämonischen „Kraft der Verführung, daß sie der Lüge Glauben schenken, damit alle, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern an der Gottlosigkeit ihr Wohlgefallen hatten, dem Gericht anheimfallen“. Dennoch drängt sich auch hierzu nochmals die Frage auf: Warum sehen das nur noch so wenige? Wie kann man diesen furchtbaren Greuel an heiligen Stätten überhaupt übersehen? Die weinende Gottesmutter auf dem Berg von La Salette hat uns dieses Elend vorausgesagt, fügt sie doch an ihre Offenbarung des Greuel an heiligen Stätten bei: „In den Ordenshäusern werden die Blumen der Kirche in Fäulnis übergehen, und der Teufel wird sich als König der Herzen gebärden. Die Oberen der Ordensgemeinschaften mögen auf der Hut sein, wenn sie jemand in das Kloster aufzunehmen haben; denn der Teufel wird alle seine Bosheit aufwenden, um in den religiösen Orden Leute unterzubringen, die der Sünde ergeben sind. Denn die Unordnungen und die Liebe zu fleischlichen Genüssen werden auf der ganzen Welt verbreitet sein.“
Wie wir wieder gesehen haben, gibt uns die weinende Gottesmutter von La Salette in ihrer Großen Botschaft eine unschätzbare Verstehenshilfe, um die apokalyptischen Geschehnisse recht zu deuten, in denen wir uns befinden. Achten wir doch auf ihre Worte und beginnen wir mit ihrer Hilfe den Greuel an heiligen Stätten zu sehen, damit wir uns von ihnen fernhalten können. Es ist schon eine sehr ernste Zeit für den „Rest der Gläubigen, die Auserwählten, die ausgeharrt haben werden bis zum Ende aber immer auch eine Gnadenzeit“, wie uns Kardinal Billot abschließend belehrt:
Daraus geht hervor, daß unser Herr beide Stellen vom Greuel der Verwüstung, von denen der Prophet spricht, im Auge hatte, die er sozusagen in einem Bild schaut: den Untergang Jerusalems und die Verfolgung durch den Antichristen. Beide Ereignisse sind ja ganz ähnlich: auf der einen Seite die Krise, die das Ende der jüdischen Religion anzeigte und die der des Neuen Bundes Platz machte; auf der anderen Seite die höchste Krise, die das Ende der Religion auf Erden ankündigt und die Platz machen wird für die Religion des himmlischen Jerusalems in der Ewigkeit. In beiden Fällen kann man sagen: eine so große Trübsal war nie und wird es nie wieder geben, wie sie die Rache Gottes einmal zur Zeit der Belagerung Jerusalems hervorrief (Luc. 21,22), und zum anderen in den Tagen der Verfolgung des Antichrist. Niemals sah man und wird man wieder sehen eine solche Verfolgung, die Satan durch den Antichrist und seine Helfer entfesselt, der seine Verführung unbegrenzt und mit noch nie dagewesenen Scheinwundern und Zeichen ausüben wird und der mit größter Grausamkeit die vernichten wird, die ihm Widerstand leisten. Die Trübsal Jerusalems war ein Bild für jene Trübsal, die über die ganze Welt am Ende kommen wird - und dann wird das Zeichen des Menschensohnes erscheinen und er selbst wird kommen mit „großer Macht und Herrlichkeit“ und alle Völker werden wehklagen, nicht jedoch der Rest der Gläubigen, die Auserwählten, die ausgeharrt haben werden bis zum Ende.
(Kardinal Louis Billot, Die Parusie, Pro Fide Catholica 1991, S. 50)