Die Große Botschaft von La Salette ist zweifelsohne eine Hilfe zum Verständnis der Apokalypse des heiligen Apostels Johannes und ihrer Anwendung auf unsere konkrete Zeit. Nachdem wir uns die Hirtin Melanie, die Seherin von La Salette, angesehen und die Botschaft von La Salette als ein Zeichen des Widerspruchs kennengelernt haben, haben wir uns in einem dritten Teil unserer Arbeit bemüht, wahre Prophetie verstehen und lesen zu lernen. Der vierte Teil wandert von der heiligen Stadt des Alten Bundes, Jerusalem, nach der heiligen Stadt des Neuen Bundes, Rom.
In unserem letzten Beitrag über die Große Botschaft von La Salette haben wir gezeigt, daß christliche Prophetie nicht einfach nur die Vorhersage von zukünftigen Tatsachen ist, sondern mit der Vorhersage der Zukunft immer auch eine heilsgeschichtliche Interpretation gibt. Am Beispiel der Endzeitprophetie unseres göttlichen Lehrmeisters haben wir gesehen, wie Zeitnahes mit Zeitfernem verbunden wird, um das Zeitferne von diesem her besser verstehen zu können. Die Voraussage des Untergangs Jerusalems hat sich erfüllt, weshalb eine Deutung einfacher geworden ist. Das Bild, der Typus, ist schon Wirklichkeit geworden. Was aber sagt uns dieser? Welche tatsächlichen Geschehnisse werden uns von den Geschichtsschreibern berichtet? Stellen wir nochmals die wichtigsten Ereignisse zusammen:
Zunächst war der Unglaube. Die meisten Juden verwarfen ihren Messias, sie glaubten nicht an Jesus Christus, vielmehr forderten sie Seinen Tod.
In ihrer Verblendung verfolgten die Juden die Christen in Jerusalem und sodann überall dort auf der Welt, wo sie Einfluß hatten. In ihrer Verstocktheit bildeten sie sich schließlich ein, sogar die Römer besiegen und aus dem Land jagen zu können.
Hierauf folgte der Aufstand und der Krieg mit Rom. Die Römer aber umringten Jerusalem mit einem Wall, hungerten die Stadt aus und zerstörten sie bis auf den Grund. Jerusalem mit seinem Tempel ging zugrunde.
Dieses Ende kam mit Feuer und Wasser, so könnte man sagen. Denn die Stadt und der Tempel brannten, sodaß jeder Versuch, den Brand zu löschen, scheiterte.
Ähnlich wird es auch am Ende der Zeiten sein. Wie Jerusalem zugrunde ging, ebenso wird die Welt zugrunde gehen, wie der hl. Petrus in seinem zweiten Brief schreibt:
„Der jetzige Himmel und die jetzige Erde dagegen sind kraft des nämlichen Wortes für das Feuer aufgespart. Sie werden aufbewahrt für den Tag des Gerichtes und des Verderbens der gottlosen Menschen.
Das eine aber sollt ihr, Geliebte, nicht übersehen: Ein Tag ist beim Herrn wie tausend Jahre – und tausend Jahre sind wie ein Tag. Der Herr säumt nicht mit der Erfüllung seiner Verheißung – einige halten es ja für ein Säumen. Vielmehr ist er langmütig gegen euch. Er will nicht, daß jemand verlorengeht, sondern daß alle zur Sinnesänderung gelangen.
Kommen wird aber der Tag des Herrn wie ein Dieb. Da werden die Himmel zischend vergehen, die Elemente sich in Gluthitze auflösen, und die Erde und die Werke auf ihr werden im Gericht erfunden werden. Da sich alles in dieser Weise auflöst, wie sehr muß man sich dann eines heiligen Wandels und der Frömmigkeit befleißigen; man erwartet und ersehnt ja die Ankunft des Tages Gottes, an dem die Himmel sich im Feuer auflösen, und die Elemente brennend zerschmelzen. Wir erwarten aber gemäß seiner Verheißung einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt“ (2. Petr. 3,7-13).
Die Bewohner von Jerusalem glaubten sich sicher in ihrer gut befestigten Stadt, selbst als das römische Heer schon heranrückte. Nur die Christen, die sich noch an die Vorhersagen Jesu erinnerten, verließen die Stadt und flohen rechtzeitig in die Berge. Sie wußten die Zeichen der Zeit mit Hilfe der Worte Jesu recht zu deuten. Auch wir wissen: „Kommen wird aber der Tag des Herrn wie ein Dieb.“ Obwohl der Feind schon lange herangerückt ist und die Stadt nicht nur mehr belagert, meinen die meisten immer noch, es sei alles noch in Ordnung und in Frieden.
Dabei ist schon so viel geschehen! In La Salette gibt die weinende Gottesmutter Pius IX. die Weisung: „Der Stellvertreter meines Sohnes, der Hohepriester Pius IX., verlasse Rom nach dem Jahre 1859 nicht mehr. Er sei vielmehr standhaft und großmütig und kämpfe mit den Waffen des Glaubens und der Liebe. Ich werde mit ihm sein.“
Babylon und Rom
Ehe wir auf den konkreten geschichtlichen Hintergrund dieser Anweisung kommen, – und somit den Typus herausarbeiten können, auf den die Endzeitprophetie von La Salette sich bezieht, wie der Weltuntergang auf die Zerstörung Jerusalems – ist noch notwendig, eine Frage zu klären. Maria spricht hier von „Rom“, das der Papst wegen der Revolution in Italien nicht mehr verlassen soll. Die Stadt Rom wird den Päpsten vollkommen entrissen werden, so daß allmählich das Drama sichtbar wird, das uns die Geheime Offenbarung beschreibt. In der Geheimen Offenbarung hat nämlich das Gericht über Jerusalem eine Parallele: Das Gericht über die Buhlerin. So wie über Jerusalem das Gericht Gottes wegen des Unglaubens und Abfalls erging, ebenso wird es mit der Buhlerin am Ende der Zeiten sein, die Buhlerin, die auch Babylon genannt wird und womit letztlich „Rom“ gemeint ist, wie noch zu zeigen und zu deuten sein wird.
Im 17. Kapitel berichtet der hl. Johannes, wie ihm dieses Babylon gezeigt wird:
„Da kam einer von den sieben Engeln mit den sieben Schalen und sprach zu mir: ‚Komm, ich will dir das Gericht über die große Hure zeigen, die an vielen Wassern sitzt. Die Könige der Erde haben mit ihr Unzucht getrieben, und die Bewohner der Erde haben sich am Wein ihrer Unzucht berauscht.‘
Dann entrückte er mich im Geist in die Wüste. Da sah ich eine Frau – sie saß auf einem scharlachroten Tier voll gotteslästerlicher Namen, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern. Die Frau war in Purpur und Scharlach gekleidet und mit Gold, Edelsteinen und Perlen reich geschmückt. In ihrer Hand hielt sie einen goldenen Becher, angefüllt mit Greuel und Unrat ihrer Unzucht. Auf ihrer Stirn trug sie einen geheimnisvollen Namen: ‚Das große Babylon, die Mutter der Huren und der Greuel der Erde.‘ Ich sah die Frau trunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu. Staunen erfaßte mich, als ich sie sah, - großes Staunen“ (Apk. 17, 1-6).
Ein schaudererregendes Bild, eine Stadt, „angefüllt mit Greuel und Unrat ihrer Unzucht“. Sie ist geschmückt mit dem Reichtum dieser Welt und voller Gottlosigkeit, sitzt sie doch „auf einem scharlachroten Tier voll gotteslästerlicher Namen, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern“.
Je länger man dieses Bild und das folgende Gericht erwägt, desto klarer erkennt man darin, daß die Geheime Offenbarung des hl. Apostels Johannes das geheimnisvollste Buch des Neuen Testamentes ist. Darum wollen wir uns bei unserer Interpretation der großen Hure Babylon nicht auf eigene Überlegungen stützen, sondern einen der bewährtesten Lehrer unserer hl. Kirche hinzuziehen, nämlich Cornelius a Lapide S.J. Dieser war einer der bedeutendsten und belesensten Exegeten des Jesuitenordens, der einen vielbändigen Kommentar zu allen Büchern der Heiligen Schrift verfaßt hat, der die folgenden Jahrhunderte ein außerordentliches Ansehen unter den katholischen Gelehrten gewann. Seine Schriften geben die Meinungen der Kirchenväter, Kirchenlehrer und großen Theologen der Kirche treu wieder und beachten den Zusammenhang der verschiedenen Auslegungen, um die jeweils treffendsten zu benennen. Durch dieses Werk ist es möglich, ein sicheres Fundament im Verständnis dieser schwierigen Texte der Heiligen Schrift zu gewinnen. Wir zitieren im Folgenden aus Cornelius a Lapide SJ: "Das «Tier aus dem Meer» (Offb. 13,1). Die Sichere Lehre der Hl. Schrift über den Antichristen", welches Johannes Rothkranz im Verlag Pro Fide Catholica (2014) herausgegeben, übersetzt und erläutert hat.
In seinem Kommentar zum 17. Kapitel der Geheimen Offenbarung stellt Cornelius a Lapide die Frage: Wer oder was ist Babylon? Zunächst erwähnt er eine recht allgemeine Antwort auf die Frage, die lautet: „Erstens verstehen viele darunter die Versammlung aller Bösen oder die Welt und ihre Herrlichkeit, ihren Reichtum, ihre Ergötzungen, ihren Prunk, sofern dadurch die Stadt oder die Versammlung der Bösen auf sieben Berge gegründet ist, das heißt auf die Menge aller hochmütigen Könige, in welcher das Oberhaupt der Teufel ist, und daher ist sie die Stadt des Teufels, die der Stadt Gottes feindlich gegenübersteht, wie ja Babylon Sion oder Jerusalem entgegensteht, und die durch die Selbstliebe bis hin zur Mißachtung Gottes auferbaut wird; darüber hat der hl. Augustinus seine Bücher Vom Gottesstaat geschrieben.“
Diese Antwort befriedigt jedoch nicht, wie der gelehrte Jesuit selbst zu bedenken gibt: „Doch das erscheint mystisch und zu allgemein. Johannes spricht nämlich von einer bestimmten Stadt, die Gewalt über die Könige der Erde besitzt, wie er im letzten Vers sagt, und die zur Zeit des Antichristen von zehn Königen zerstört und verbrannt werden wird, wie er in Vers 16 sagt. Und wie soll auf die Versammlung der Bösen passen, was in Kapitel 18, Vers 9 über das untergegangene Babylon gesagt wird: «Und es werden über sie weinen und wehklagen die Könige der Erde, die mit ihr gehurt und in Freuden gelebt haben, wenn sie, in weiter Entfernung stehend aus Angst vor ihren Qualen, den Rauch ihres Brandes sehen»? Diese Könige werden nämlich zur Versammlung der Bösen gehören; wie werden sie aber dann von weitem dem Brand Babylons zusehen und ihn beklagen, wenn Babylon die Versammlung der Bösen ist und folglich diese Könige mitumfaßt?“
Eine große Versuchung beim Lesen der Geheimen Offenbarung besteht darin, aufgrund der vielen Bilder, Symbole, Typen das wirkliche Geschehen aus den Augen zu verlieren, so daß man sich im Allgemeinen, Mystischen verliert. Babylon ist nicht nur ein Symbol der Versammlung der Bösen, die es zu allen Zeiten der Geschichte gegeben hat. Babylon ist eine konkrete Stadt und das Gericht über Babylon beschreibt ein wirkliches Geschehen; wie Jerusalem wird Babylon gerichtet werden. Anderseits ist aber der Name Babylon symbolisch zu deuten, denn die Stadt Babylon gibt es nicht mehr, sie war schon lange zugrunde gegangen, als Johannes seine Geheime Offenbarung schrieb. Welche Stadt ist aber dann gemeint?
Das neuheidnische Rom …
„Ich sage also: Babylon ist hier und im folgenden Kapitel Rom, nicht das christliche, wie es jetzt besteht, sondern das ungläubige und heidnische, wie es zur Zeit des hl. Johannes war und zur Zeit des Antichristen wieder sein wird“, so erklärt Cornelius a Lapide, der ab 1616 in Rom lehrte.
Die Stadt, von der der hl. Johannes spricht, ist Rom – nicht das christliche, wie es jetzt besteht, sondern das ungläubige und heidnische, wie es zur Zeit des hl. Johannes war und zur Zeit des Antichristen wieder sein wird. Rom wird also wieder den Glauben verlieren und heidnisch werden. Wenn man das bedenkt und entsprechend ernst nimmt, muß man sofort nochmals genau nachfragen, was denn nun mit „Rom“ konkret gemeint ist. Zur Zeit als Cornelius a Lapide seinen Kommentar schrieb, folgten viele Protestanten der antipäpstlichen Propaganda Luthers und vertraten die Meinung, mit „Rom“ seien der Papst und die katholische Kirche gemeint.
Hierauf antwortet a Lapide: „Es ist also ein offenbarer Irrtum der Häretiker und ein gewaltiger Betrug und Schwindel, das, was der hl. Johannes und der hl. Petrus über das vormalige, heidnische Rom sagen, auf die römische Kirche oder auf Rom, so wie es jetzt ist, nämlich gläubig und der Sitz und Herrschaftsbereich des Papstes, des Stellvertreters Christi, zu verdrehen. Das heidnische Rom unter Nero und den nachfolgenden Kaisern bis zu Konstantin war also Babylon; unter Konstantin christlich und fromm geworden, hat es aufgehört, Babylon zu sein, und angefangen, die heilige Stadt, die gläubige Stadt, das von Gott geliebte Sion, die Säule des Glaubens, die Mutter der Frömmigkeit, die Lehrmeisterin der Heiligkeit zu sein; gegen Ende der Welt wird es, indem es den Glauben, die Frömmigkeit, Christus und den Papst fahrenläßt, wieder zu Babylon werden. Und Gott wird das zulassen, damit wir die Stadt von der Kirche, Rom vom Lehrstuhl Petri unterscheiden und damit die Römer nicht etwa der Erhabenheit ihrer Stadt oder ihren eigenen Verdiensten, sondern der Gnade Christi und Petri zuschreiben, daß ihnen der Sitz des Papstes und die Hauptstadt der Kirche zufällt.“
Wie wir hören, ist diese Meinung der Protestanten absurd, denn das Rom des Papstes und der hl. Kirche ist „die Säule des Glaubens, die Mutter der Frömmigkeit, die Lehrmeisterin der Heiligkeit“. Die Hure Babylon ist somit das genaue Gegenteil; was aber bedeutet es, wenn gesagt wird, daß Rom sich vom Papst und der hl. Kirche abwenden wird?
„Sie wird sich nämlich von einer christlichen wieder zu einer heidnischen wandeln und den christlichen Papst und die ihm anhängenden Gläubigen ausstoßen, verfolgen und töten, wie in Vers 6 gesagt wird. Darum wird sie Hure genannt, wird sie doch, vom Kult aller Götter, von Aberglaube und Lastern durchdrungen, wie eine Hure dasitzen, die sich allen Völkern und allen Göttern der Völker preisgibt. Denn von ihr heißt es zu Recht, daß sie «Babylon die Große, die Mutter der Hurereien und Schändlichkeiten der Erde», daß sie «trunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu» sei und daß Gott sie richten und an ihr die Ermordung der Apostel rächen werde, weil sie nämlich am Ende der Welt, wieder heidnisch geworden, die Christenverfolgungen der heidnischen Kaiser nachahmen wird; deshalb wird Gott an ihr sowohl ihren eigenen Unglauben als auch den ihrer antiken Väter strafen.“
Liest man diese Zeilen, muß man doch unwillkürlich an das „moderne Rom“ denken, das Rom nach dem „Konzil“ und die Menschenmachwerkskirche. Insofern man sich an die Bilder des sog. Religionstreffens von Assisi erinnert, kann man diese doch wohl kaum besser kommentieren als mit diesen Worten: „Darum wird sie Hure genannt, wird sie doch, vom Kult aller Götter, von Aberglaube und Lastern durchdrungen, wie eine Hure dasitzen, die sich allen Völkern und allen Göttern der Völker preisgibt.“ Genau das macht die Menschenmachwerkskirche seit Jahrzehnten, sie redet den Völkern nach dem Mund und verrät die göttliche Wahrheit, wohingegen deren Verantwortliche „den christlichen Papst und die ihm anhängenden Gläubigen ausstoßen, verfolgen und töten“.
Hierzu ist eine Bemerkung von Cornelius a Lapide erwähnenswert, die uns ein wenig weiterhilft, die besondere Art dieser Verfolgung noch etwas besser zu verstehen. Er meint: „Wenn jemand trotzdem unter der Verfolgung lieber die Häresie verstehen und sagen möchte, Rom werde am Ende der Welt in die Häresie oder ein ähnliches Laster fallen – wie wir ja in den einzelnen Jahrhunderten immer neue Häresien aufkommen sehen – und darum die Rechtgläubigen so verfolgen, wie die Heiden sie ehemals verfolgt haben, und solchermaßen deren Sünden nachahmen und vollmachen und um deren wie auch um seiner eigenen [Sünden] willen von Gott gestraft und verbrannt werden, werde ich nicht viel dagegen einwenden…“ – So verfolgt die Menschenmachwerkskirche auch nicht „den christlichen Papst“ in Person eines aktuellen Amtsinhabers, sondern das Papsttum an sich, um die Kirche ihres übernatürlichen Charakters zu berauben und letztendlich gänzlich zu zerstören, was freilich nicht gelingen wird.
… und die geistige Verfolgung der Katholiken
Kein nüchtern denkender Katholik kann daran zweifeln, daß die Menschenmachwerkskirche die Katholiken seit dem Konzil verfolgt, indem sie diese zur Häresie verführt oder sogar zwingt, sie zumindest stillschweigend anzuerkennen. Ist doch der Modernismus zur Hoftheologie der Herren in „Rom“ geworden. Oder denken wir nur einmal an die unzählbaren Dramen nach Einführung der sog. Neuen Messe: gebrochene Priesterherzen, zerstörte Altäre, sakrilegische Kommunionspendung. Wie heftig wurden diejenigen Katholiken verfolgt, die sich weigerten, diesen perfiden Menschenmachwerksritus zu feiern, der den Geist der wahren Gottesverehrung zerstört. Auch hierzu muß man in Erinnerung rufen, daß sich der wahre Geist der sog. Neuen Messe letztlich in Assisi manifestiert hat. Dementsprechend erklärt auch unser Jesuitentheologe: „So nennen nämlich die Propheten den Götzendienst Hurerei, weil in ihm die Seele Gott, ihren Bräutigam, verläßt und zu den Götzen sozusagen wie zu Liebhabern abfällt. (Das Konzil hat aus den ehemaligen Katholiken Liebhaber fremder Religionen gemacht, also Götzendiener.) Und trunken wurden die Bewohner der Erde vom Wein ihrer Unzucht, - also von jenem Wein, mit dem sie sowohl die Könige als auch die Völker dazu verlockte, mit ihr zu huren, das heißt Götzendienst zu treiben. Dieser Wein waren der Reichtum und die Ehren der Römer bzw. die Hoffnung darauf, von den Römern Gewinn, Vergnügungen und Würden zu erlangen, wenn man ihnen schmeichelte und ihren Göttern huldigte.“
Hierzu ist ebenfalls zu bedenken, was das Konzil durch seine Öffnung zur Welt, das „Aggiornamento“, wirklich beabsichtigte. Ist es nicht gerade dies, sich dem Geist der Welt gegenüber zu öffnen, also geistige Unzucht zu treiben, was letztlich immer zu Götzendienst führt und die Hoffnung nährt, von der Welt Reichtum und Ehre, Vergnügungen und Würden zu erlangen? Der Einkaufspreis ist immer derselbe: Man muß ihnen schmeicheln und ihren Göttern huldigen.
Unser Kommentator faßt zusammen: „Alle diese Meinungen gehen in dieselbe Richtung und laufen auf ein und dasselbe hinaus. Denn derjenige, der diese Welt aufrechterhält und sie gleichsam als ihre Seele lenkt, bewegt und antreibt, ist der Teufel, und folglich auch der Antichrist als des Teufels Stellvertreter und Fürst. Weiter ist diese Welt nichts anderes als die Menge der weltlichen, das heißt der stolzen und lasterhaften Menschen, die den politischen Leib des Teufels und des Antichristen bildet, so wie der Staat den bürgerlichen Leib des Königs und des Fürsten. Das Tier ist also die Welt oder die Herrschaft, die Hoffart und die Pracht der Welt, auf der Babylon, das heißt, das heidnische und gottlose Rom, die Herrin der Welt der Bösen, reitet. Es führt nämlich den Vorsitz über das Reich des Teufels, und deshalb wird gesagt, es sitze auf dem Teufel, der die Menge der Bösen aufrechterhält und gleichsam beseelt und belebt, damit man sehe, daß es von ihm erhalten, gelenkt und angetrieben wird. Daher ist dieses Tier voller «Lästernamen», denn in seinem Unglauben und seiner Gottlosigkeit lästert es Gott durch Wort und Tat gleichermaßen. Weiter ist es ein Wort der Lästerung, daß das heidnische Rom ewig und eine Göttin genannt wurde und sich auch selbst so nannte. So sagt der hl. Hieronymus (Brief 151 ad Algasiam, Quaest, XI): «Auf der Stirn der purpurgewandeten Hure steht ein Lästername geschrieben, nämlich ‚das ewige Rom‘.»“
In verschiedenen prophetischen Bildern offenbart uns die Heilige Schrift eine wahrhaft unheilige Allianz, durch welche die ganze Welt verführt werden wird, sich von Jesus Christus abzuwenden und dem Antichristen zuzuwenden. Die Verführten werden diesem Glauben schenken, um ihn schließlich als Gott zu verehren. Da diese Zeit des Antichristen – nach den Worten der weinenden Gottesmutter von La Salette angebrochen ist, also das Kommen des Antichristen schon vorbereitet wird, ist es für jeden Katholiken notwendig, die außerordentlichen Gefahren, die seinem Glauben drohen, zu kennen.
Was heute von den meisten Konservativen immer noch völlig verharmlost wird, ist die Tatsache, daß „diese Welt nichts anderes ist als die Menge der weltlichen, das heißt der stolzen und lasterhaften Menschen, die den politischen Leib des Teufels und des Antichristen bildet, so wie der Staat den bürgerlichen Leib des Königs und des Fürsten“. Auch der Teufel hat seine Staaten, seine konkreten Machthaber, die ihre Macht für ihren Herrn einsetzen. Viele Konservative bilden sich ein, hinter einer solchen Ansicht verberge sich eine Verschwörungstheorie. Sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Diesen Blinden kann man sodann einreden, die EU sei noch ein christlicher Staatenbund, nur weil die Europaflagge einen blauen Hintergrund hat, selbst wenn aus der EU-Verfassung jeder Gottesbezug ausgetilgt wurde.
Wie ernüchternd ist die Feststellung Cornelius‘ a Lapide: „Das Tier ist also die Welt oder die Herrschaft, die Hoffart und die Pracht der Welt, auf der Babylon, das heißt, das heidnische und gottlose Rom, die Herrin der Welt der Bösen, reitet. Es führt nämlich den Vorsitz über das Reich des Teufels, und deshalb wird gesagt, es sitze auf dem Teufel, der die Menge der Bösen aufrechterhält und gleichsam beseelt und belebt, damit man sehe, daß es von ihm erhalten, gelenkt und angetrieben wird.“
Die Hure Babylon
Die Hure Babylon führt den Vorsitz über das Reich des Teufels. Beides sind ganz konkrete, geschichtliche Wirklichkeiten. Wobei entscheidend ist, daß das Reich des Teufels zur Weltherrschaft greifen wird und tatsächlich die ganze Welt einnehmen wird. Für Cornelius a Lapide ist Babylon einfach nur „das heidnische und gottlose Rom, die Herrin der Welt der Bösen“. Unser Kommentator aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts (Cornelius a Lapide ist 1637 gestorben) hatte noch nicht die Geschehnisse vor Augen, die erst in unserer Zeit ganz neue Möglichkeiten der Interpretation eröffneten. Eine Prophezeiung über die endzeitlichen Ereignisse wird natürlich immer klarer, je näher man diesem Ende kommt.
Damals war trotz der reformatorischen Wirren das katholische Rom im Glauben festgeblieben. Die Päpste erkannten allmählich die große Gefahr und leiteten die Gegenmaßnahmen ein. Vor allem durch das Tridentinische Konzil wurde der katholische Glaube wieder in der notwendigen Klarheit dargelegt und die vielfältigen Irrtümer zurückgewiesen. Darum konnte sich der Jesuitenpater nicht vorstellen, wie weitreichend der „große Abfall“ auch die Strukturen der Kirche betreffen würde.
Einerseits erkannte er aus den prophetischen Texten ganz klar: „…weil, wie Babylon der Aufenthaltsort und die Vermischung aller Völker und folglich aller Götzen und Laster war, so auch das heidnische Rom. Vernimm, was der hl. Leo in seiner Predigt am Fest der Apostel Petrus und Paulus über Rom sagt: «Während es fast alle Völker beherrschte, war es den Irrtümern aller Völker untertänig, und es bildete sich ein, eine große Religion angenommen zu haben, weil es keine Irrlehre verschmähte.» Daher gab es in Rom Tempel aller Götter, und damit sie bloß keinen vergäßen, erbauten sie [die Römer] schließlich noch das Pantheon, also einen Tempel für alle Götter, der wie ein Weltwunder als einziger aller Tempel des alten Rom noch besteht und zur Ehre der Allerseligsten Jungfrau und aller Heiligen Gott geweiht worden ist. Zu Recht wird es also Mutter aller Unzucht, das heißt aller Irrlehren und Götzen genannt, da es sie wie eine Mutter pflegte und fortpflanzte.“
Der Ökumenismus - die neue Einheitsreligion
Mit dem großen Abfall einher geht eine Zuwendung zu den Götzen. Auch wenn das Neuheidentum ganz gottlos ist, also atheistisch, so gibt es doch auch viele, welche sich seit dem sog. 2. Vatikanum den unzähligen Sekten zuwendeten. Aber nicht nur einzelne abtrünnige Katholiken wendeten sich den Götzen zu, auch die ganze Organisation der Menschenmachwerkskirche, die lautlos die Institutionen der katholischen Kirche unterwandert und sodann fremdbesetzt hatte. Natürlich gab man dem Götzendienst einen anderen Namen, man nannte ihn Ökumenismus.
Auf die Tatsachen der Kirchengeschichte gestützt, konnte der Jesuitenpater damals noch schreiben: „Trotzdem werden Gläubige in Rom bleiben, wie sie auch in der Verfolgung des Decius und Diokletians dort blieben; folglich wird die römische Kirche und das römische Papsttum bestehenbleiben, und der Papst wird der Bischof der Stadt Rom sein, wenngleich verbannt und vertrieben. Auch die Heiden vermochten ihn ja nicht seines Bischofsamtes, geschweige denn seines Papsttums zu entledigen oder zu berauben. Desgleichen wurden die Päpste, als sie 70 Jahre lang in Avignon in Frankreich residierten, trotzdem Bischöfe der Stadt Rom genannt und waren es auch tatsächlich.“
Entsprechend der Standhaftigkeit der kirchlichen Hierarchie während der Verfolgungen durch die römischen Kaiser meint unser Autor: „folglich wird die römische Kirche und das römische Papsttum bestehenbleiben, und der Papst wird der Bischof der Stadt Rom sein, wenngleich verbannt und vertrieben“.
„Was wird aus dem Papst?“
Die Möglichkeit einer feindlichen Übernahme der Ämter in der Kirche schien den Autoren des 17. Jahrhunderts noch unmöglich. Aufgrund dieser Voraussetzung geben sie auch ihre Interpretation der apokalyptischen Texte. Unser Jesuitengelehrter stellt am Ende seiner Darlegungen über die Hure Babylon die Frage: „Was wird aus dem Papst?“ Wenn fast alle Katholiken vom Glauben abfallen, wenn der Antichrist die ganze Welt beherrscht und zur Anbetung seiner selbst zwingt, was wird dann zu jener Zeit aus dem Papst? Die Antwort lautet:
„Des weiteren ist es fraglich, ob der Papst nach der Besetzung und Verheerung Roms durch den Antichristen seinen Sitz in eine andere Stadt und Provinz verlegen wird bzw. überhaupt verlegen kann. Viele leiten nämlich daraus, daß der hl. Petrus seinen Lehrstuhl und sein Pontifikat von Antiochien nach Rom verlegte, obwohl diesbezüglich keine Anordnung Christi besteht, ab, daß der hl. Petrus das Papsttum in Rom angesiedelt habe, sei menschlichen, nicht göttlichen Rechts (... [während viele andere das Gegenteil verfechten] ...). Doch wie es auch immer um das Recht und die Möglichkeit stehen mag, ich glaube, daß niemals tatsächlich geschehen wird – wie es auch bislang nie geschehen ist –, daß das Papsttum von Rom anderswohin verlegt wird (denn auch als die Päpste 70 Jahre hindurch in Avignon ihren Sitz hatten, waren und hießen sie Römische Päpste, und nicht solche von Avignon).
Erstens deshalb, weil zur Zeit des Antichristen in allen Städten und Provinzen eine allgemeine Verfolgung des Papstes und der Gläubigen herrschen wird und es somit nutzlos wäre, den Sitz von Rom anderswohin zu verlegen, da ja der Papst auch dort der Verfolgung nicht entginge, sondern ihr noch stärker ausgesetzt wäre.
Zweitens deshalb, weil der hl. Petrus sogar während der überaus scharfen Verfolgung durch Nero in Rom saß und dasselbe beharrlich alle seine Nachfolger drei Jahrhunderte hindurch in zehn sehr schweren Verfolgungen bis zur Zeit Konstantins taten.
Drittens deshalb, weil die Verfolgung des Antichristen nur kurz, nämlich dreieinhalb Jahre, währen und der Tag des Gerichts bevorstehen wird; für eine so kurze Spanne wird es sich aber nicht lohnen, den Sitz zu verlegen. (...)
Trotzdem könnte der Papst, von der Verfolgung und dem Untergang der Stadt dazu gedrängt, aus Rom fliehen und sich an anderen Orten bzw. in anderen Städten verbergen, wie es der hl. Silvester auf dem Berg Soracte, und noch etliche andere nach ihm, taten.“
Der Übersetzer dieser Texte, Johannes Rothkranz, erklärt dazu in einer Fußnote:
„Es ist für uns, die wir den Großen Abfall als im wesentlichen bereits geschehen erkennen, sonnenklar, daß vieles von dem, was Cornelius a Lapide hier nach damals bestem Wissen und Gewissen aus dem hl. Text folgerte, so unmöglich kommen kann – der beste Beweis für die Wahrheit des Wortes, daß eine Prophetie vor ihrer Erfüllung weder sicher noch vollständig erkannt werden kann! Wir werden daher später versuchen, eine Korrektur aus der aktuellen, den prophezeiten Geschehnissen unvergleichlich näheren Perspektive vorzunehmen. Dabei werden wir sehen, daß die vorstehende Auslegung des 17. Kapitels trotzdem insgesamt von großem Wert ist, weshalb sie hier auch fast ungekürzt übersetzt wurde.“
Was übersieht also Cornelius a Lapide, weil es ihm noch nicht denkbar erscheint? Einmal denkt er, Rom würde wieder ins Heidentum zurückfallen und zugleich seine alte politische Macht wiedererlangen. Nun wissen wir aber, daß Rom keine machtpolitische Rolle mehr in der Welt spielt. Es sind ganz andere Weltmächte an die Stelle des römischen Reiches getreten, zunächst England, heute die USA. Wirtschaftlich sieht es ebenfalls ganz anders aus, als der Jesuit erwartet hat, das Weltfinanzzentrum ist immer noch London – und nicht New York, wie wohl die meisten meinen. Das ist das eine, Rom ist nicht wieder zur Weltmacht aufgestiegen wie erwartet. Dennoch blieb Rom in gewissem Sinne eine Weltmacht, aber allein aufgrund des Papsttums, also eine geistige Weltmacht. Auch wenn der Papst den Kirchenstaat verloren hatte, war er immer noch das Oberhaupt der katholischen Kirche, welchem alle Katholiken in den Sachen des Glaubens und der Sitte gehorchten.
Das andere ist, wie wir schon gelesen haben: die Hure Babylon sitzt auf dem Tier. Johannes Rothkranz erklärt nun, daß es zwei Deutungsmöglichkeiten dieser Stelle im 17. Kapitel der Gemeinen Offenbarung gibt. Einmal können die sieben Berge nur sie selber bedeuten, woraus folgen würde, daß die Stadt Rom auf diesen sieben Bergen „sitzen“ würde. Rothkranz weist darauf hin: „In diesem Falle, aber nur dann, wäre also die Stadt Rom selber die Hure Babylon.“ Aber wie schon dargelegt, entspricht das nicht mehr der Wirklichkeit, denn Rom hat seinen weltpolitischen Einfluß verloren und der Reichtum Roms reicht durchaus nicht aus, um diese Stadt als die Hure der Apokalypse zu identifizieren. Es gibt inzwischen andere Mächte, die einen Reichtum besitzen, den man gar nicht mehr fassen kann. Dementsprechend heißt es in Vers 18: „Die Frau, die du gesehen hast, ist die große Stadt, die über die Könige der Erde herrscht.“
Die Hure Babylon - die Regentin des antichristlichen Rom
Ist aber Rom nicht gleichzusetzen mit der Hure Babylon, dann heißt das, die „sieben Berge“ bedeuten schon voll gültig die Siebenhügelstadt, also die Stadt Rom. Weshalb sodann „Rom“ nicht mehr die Stadt bezeichnen kann, sondern die Römische Kirche, bzw. das, wozu diese nach ihrem Abfall geworden ist, die Menschenmachwerkskirche. Das heißt aber wiederum, die Hure Babylon sitzt auf dieser Menschenmachwerkskirche und kommandiert, lenkt, beherrscht diese wie eine Reiterin ihr Reittier.
Während die wahre Kirche Jesu Christi verfolgt wird, ahmt die Menschenmachwerkskirche diese in der Öffentlichkeit nach und hilft der Hure Babylon, die Menschen von Jesus Christus weg, hin zum Antichristen zu führen. Mit anderen Worten: Die sog. „Päpste“ dieser Menschenmachwerkskirche haben die Aufgabe des Lügenpropheten in der Geheimen Offenbarung, von dem es heißt daß er „vor ihm (dem Tier) die Zeichen vollbracht und damit jene verführt hatte, die das Zeichen des Tieres trugen und sein Bild anbeteten“. Sie sind dessen Vorläufer, die fast alle Katholiken zum Glaubensabfall und Götzendienst verführt haben.
Die Heilige Schrift berichtet aber unzweifelhaft, daß dieses abgefallene Rom zerstört werden wird. Cornelius a Lapide kommentiert: „Der Antichrist wird sodann, sein ganzes Gift gegen Christus und die Christen loslassend und seine Herrschaft befestigend und ausdehnend, dafür sorgen, daß Rom – einmal, weil es eine Rivalin seiner Herrschaft war und [immer noch] sein wird, sodann, weil es der Sitz der christlichen Päpste war – belagert und zerstört wird, und diese Angelegenheit den zehn Königen übertragen, das heißt, einigen von ihnen, die mächtiger und Rom näher sind, während aber die übrigen ihnen beistimmen und sie durch Geld, Proviant und mit anderen Mitteln unterstützen werden. Es wird nämlich weder erforderlich sein, zur Überwältigung einer einzigen Stadt die Heere der zehn Könige, d.h. der ganzen Welt zusammenzubringen, noch wird die Zeitspanne der Herrschaft des Antichristen (die dreieinhalb Jahre betragen wird) derart große Verzögerungen dulden, daß die Könige aus dem entferntesten Osten, wie es in Kap. 16, Vers 14 heißt, zu ihm nach Armagedon kommen, von dort aus weiterziehen, um Rom zu vernichten, und anschließend nach Armagedon zurückkehren. Das erfordert nämlich mehrere Jahre.“
Diese Zeilen zeigen uns wieder einmal, wie sehr sich die Zeiten ändern können und damit auch eine Interpretation einer Prophetie. Es ist anzunehmen, daß „Rom“ aus zwei Gründen zerstört werden wird. Einmal, weil die Pseudopäpste als Gehilfen des Lügenpropheten eine unbeschreibliche Schuld auf diese Stadt geladen haben, aber auch aufgrund des konkreten Abfalls der Römer selbst.
Dabei ist zu fragen, wieso der Antichrist eine solche Macht braucht, um diese Stadt zu zerstören. Heute braucht man für solche Manöver keine Jahre mehr, letztlich braucht nur jemand auf einen Knopf drücken – und Rom existiert nicht mehr, wie Hiroshima und Nagasaki. Was bleibt, ist ein Ruinenfeld. Das läßt vermuten, daß mit dieser Beschreibung der konkreten Zerstörung der Stadt Roms, zugleich auch Bilder verwendet werden, die einen Hinweis auf die geistige Zerstörung geben, die wir z.T. schon erlebt haben und noch erleben. Denn die geistige Verwüstung schreitet immer noch weiter voran. Das eine muß das andere durchaus nicht ausschließen.
Die Prophezeiung Mariens über das antichristliche Rom
Es sei noch besonders darauf hingewiesen, daß unsere Interpretation des Textes der Geheimen Offenbarung auch durch die Große Botschaft von La Salette nahegelegt wird. Wie wir schon erwähnt haben, macht die weinende Gottesmutter ganz eindringlich darauf aufmerksam, daß Satan versuchen wird, seine Leute in die Klöster, Ordensinstitute und Seminarien einzuschleusen, „weshalb die Oberen der Ordensgemeinschaften … auf der Hut sein“ sollen, „wenn sie jemand in das Kloster aufzunehmen haben; denn der Teufel wird alle seine Bosheit aufwenden, um in den religiösen Orden Leute unterzubringen, die der Sünde ergeben sind“.
Damit wird der Generalplan des im Jahre 1864 losgelassenen Luzifers ersichtlich, nämlich die Unterwanderung der Kirche, mit dem Ziel, mithilfe des Marsches durch die Institutionen die eigenen Leute an die Spitzenpositionen zu bringen. Luzifer erkannte in einem Jahrhunderte dauernden geistigen Krieg, daß er die Kirche nicht direkt vernichten konnte. Er mußte sie deswegen indirekt zerstören, d.h. in seinem Sinne umfunktionieren – und zwar möglichst so unauffällig, daß die wenigsten Katholiken diese Unterwanderung wahrnehmen konnten. Im Laufe von Jahrhunderten, so kann man menschlich gesprochen sagen, reifte sein Plan, die Spitze der Kirche zu erobern – d.h. letztlich, einen „Papst“ bzw. Anti-Papst nach seinem Geschmack einzusetzen. Daß dieser Plan ans Ziel gelangen wird, offenbart uns die weinende Gottesmutter von La Salette, wenn sie kurz und klar und ohne Einschränkung erklärt: „Rom wird den Glauben verlieren und der Sitz des Antichrists werden.“ Natürlich ist hier mit „Rom“ nicht das römische Reich oder die Stadt Rom gemeint, sondern das Zentrum der katholischen Kirche. Es ist bezeichnend, daß gerade diesen Schlüsselsatz der Botschaft viele konservative und halbkonservative Pseudokatholiken nicht wahr haben wollen, weil sie die Tatsachen nicht sehen wollen.
Der Teufel weiß jedoch sehr gut, wenn er einen seiner Leute auf den Stuhl Petri bringen kann, dann kann er den Glauben aller Anhänger dieses „Papstes“ beliebig manipulieren. Die einen werden ihren katholischen Glauben verlieren, weil sie die vielen Irrlehren ihres Oberhauptes übernehmen, die anderen werden ihren übernatürlichen Glauben verlieren, weil sie meinen, sich selbst das Charisma der Unfehlbarkeit anmaßen zu können. So gesehen ist dieser Plan genial böse, er ist das Meisterstück Satans. Wir müssen heute nüchtern eingestehen: Geistig gesehen hat Luzifer Rom schon erobert, er hat die Spitze der Institution Kirche mit seinen Leuten besetzt und Rom hat den Glauben verloren. Es ist darum nur noch eine Frage der Zeit, wann es zum Sitz des Antichristen werden wird.
Die offene Verfolgung der Wahrheit
In dem Büchlein „Der Antichrist“ von John Henry Newman wird im Postscriptum eine Stelle aus einem Brief des Bischofs Horsley vom Juni 1838 wiedergegeben, die wir abschließend zur Betrachtung geben wollen:
„Die Kirche Gottes auf Erden wird der Zahl ihrer Anhänger nach stark reduziert werden in den Zeiten des Antichrist, wie wir uns wohl vorstellen können, durch die offene Desertion der Mächte der Welt. Diese Desertion wird beginnen mit einer erklärten Gleichgültigkeit gegenüber irgendeiner besonderen Form des Christentums unter dem Vorgeben allgemeiner Toleranz; diese Toleranz wird nicht der Ausfluß eines wahren Geistes der Liebe und der Geduld sein, sondern einer Absicht, das Christentum zu unterminieren durch Vervielfältigung und Ermutigung der Sektierer. Die vorgegebene Toleranz wird weit hinausgehen über eine gerechte Toleranz, selbst was die verschiedenen christlichen Sekten anlangt. Denn die Regierungen werden gegenüber allen Gleichgültigkeit vorgeben und keinen im Vorzug beschützen. Aller staatliche Schutz wird beiseitegetan werden. Von der Toleranz der verruchtesten Häresien werden sie weiterschreiten zur Toleranz des Mohammedanismus, des Atheismus, und schließlich zu einer positiven Verfolgung der Wahrheit des Christentums. In jenen Zeiten wird der Tempel Gottes reduziert werden fast auf die Heilige Stätte, das heißt, auf die kleine Zahl wirklicher Christen, welche den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit und ihre Lehre und ihre Verehrung und ihr ganzes Verhalten strikt nach dem Worte Gottes regeln. Die bloßen Namenschristen werden alle das Bekenntnis der Wahrheit im Stiche lassen, wenn die Mächte der Welt es im Stiche lassen. Und ich halte dafür, daß dieses tragische Ereignis vorgebildet wird durch den Befehl an den heiligen Johannes, den Tempel und den Altar zu ,messen‘ und den äußeren Hof [die nationalen Kirchen] den Heiden zu überlassen, daß sie ihn mit ihren Füßen zertrampeln [Off. 11, 1—2]. Das Eigentum des Klerus wird geplündert werden, der öffentliche Gottesdienst beschimpft und erniedrigt von diesen Deserteuren des Glaubens, die ihn einst bekannten, die aber doch nicht Apostaten genannt werden können, weil sie niemals ernstliche Bekenner waren. Ihr Bekennen war nichts weiter als ein Mitmachen mit Mode und öffentlicher Autorität. Im Prinzip waren sie immer, was sie nun offenbar sind, Heiden. Wenn dieses allgemeine Desertieren vom Glauben stattfindet, dann wird der Dienst der Zeugen beginnen in Sack und Asche... Da wird nichts mehr von Glanz sein in der äußern Erscheinung ihrer Kirchen; sie werden keine Unterstützung finden von den Regierungen, keine Ehren, keine Gehälter, keine Privilegien, keine Autorität, sondern das, was keine irdische Macht wegnehmen kann, was sie von Ihm bekamen, der ihnen den Auftrag gab, Seine Zeugen zu sein“
(John Henry Newman, Der Antichrist, Kösel-Verlag, München 1951, S. 92ff).