Das Kirchenjahr gibt dem Katholiken immer wieder neue Anregungen für sein geistliches Leben, also sein Leben aus dem Gebet, aus der Gottverbundenheit. Unsere heilige Mutter, die Kirche, weiß sehr gut, daß die Gewöhnung nur allzu leicht unser Gebetsleben lau werden läßt. Darum hat jeder Monat ein eigenes Thema, wie man es nennen könnte, ein Thema, das uns zu tieferem Nachsinnen und Beten verhelfen soll.
Der Monat Juli ist der Monat des Kostbaren Blutes Jesu Christi. Den modernen Menschen mag es wohl eher befremden, wenn wir Katholiken Blut verehren, wie ihm ebenso das mit diesem Blut notwendig verbundene Opfer vollkommen unverständlich geworden ist. Wer nicht mehr wahrnimmt, daß wir Menschen erlöst werden müssen, der versteht auch nicht mehr das Opfer am Kreuz und das Blut, das unser göttlicher Erlöser daran zur Sühne für unsere Sünden vergossen hat. Sobald man jedoch die Sünde als Ungehorsam gegen Gottes Gebot erkennt und die Folgen eines solchen Ungehorsams bedenkt, wird einem auch die unermeßlich große Bedeutung des Blutes Christi aufleuchten. Bei der Verehrung des Kostbaren Blutes Jesu Christi erinnern wir uns daran, dieses einst am Kreuze mit so großer Liebe vergossene Blut ist das Wertvollste, was es vor Gott gibt, weil es der gottmenschliche Lösepreis unserer Erlösung ist. Darum hat es die Macht, den Vater im Himmel wieder mit Seinen Geschöpfen zu versöhnen und Seine Strafgerichte von diesen abzuwenden.
Die Verehrung des Kostbaren Blutes Jesu Christi
Wie kommt die heilige Kirche auf die besondere Verehrung des Blutes Jesu Christi? Im 1. Petrusbrief (1, 18. 19) lesen wir: „Ihr wißt ja, daß ihr nicht um vergängliches Gold oder Silber erkauft worden seid… sondern mit dem kostbaren Blute Christi als eines unbefleckten und makellosen Lammes.“ Nach dem hl. Petrus ist somit das Kostbare Blut Christi der Kaufpreis für uns Menschen, den der göttliche Erlöser für uns gezahlt hat. Das makellose Lamm Gottes hat stellvertretend Sein Blut für uns vergossen. In der Geheimen Offenbarung wird dieses Blut ebenfalls als Preis unserer Erlösung und seine Vergießung als Sühne für die Sünden der Welt gedeutet: „…Jesus Christus, welcher ist der getreue Zeuge, der Erstgeborene aus den Toten und der Fürst der Könige der Erde, welcher uns geliebt und uns abgewaschen hat von unseren Sünden in seinem Blute“ (1, 5). „Und sie sangen ein neues Lied, sprechend: Würdig bist Du, o Herr, zu nehmen das Buch und zu öffnen dessen Siegel, weil Du geschlachtet wurdest und uns erkauft hast für Gott in Deinem Blute“ (5, 9).
Im Anschluß an die Heilige Schrift haben auch die hl. Väter und Kirchenlehrer dieses kostbare Blut verherrlicht und gefeiert. Schon der hl. Clemens von Rom, der dritte Papst, ruft den Christen in seinen „Brief an die Korinther“ zu: „Lasst uns unser Augenmerk richten auf das, was liebenswürdig, was gefällig ist in den Augen dessen, der uns geschaffen hat, was uns IHM ganz nahe bringen kann. Richten wir unseren Blick auf das Blut Christi und begreifen wir, wie wertvoll es für Gott, seinen Vater, ist. Denn es wurde zu unserem Heil vergossen und hat der ganzen Welt das Gnadenangebot der Bekehrung gebracht.“ Der hl. Ambrosius schreibt in seinem Psalmenkommentar (Ps. 118, 17,20): „Das Blut Christi ist der Purpur, der die Seelen der Heiligen durchtränkt, nicht nur als Farbe hell erstrahlend, sondern auch als ‚Macht‘.“
In seiner dritten Taufkatechese erklärt der hl. Johannes Chrysostomus etwas ausführlicher:
„Willst du erfahren, welche Kraft das Blut Christi besitzt? Dann laß uns zurückgehen bis zu dem Vorausbild. Auf das frühe Vorausbild wollen wir uns besinnen und die Niederschrift aus der Vergangenheit erzählen.
Mose sagt: ‚Tötet ein einjähriges Lamm und bestreicht mit seinem Blut die Tür.‘ (Vgl. Ex 12, 6.7) Was sagst du da, Moses? Kann denn das Blut eines Lammes den vernunftbegabten Menschen befreien? Gewiß, sagt er, weil es auf das Blut des Herrn verweist. Wenn der Feind nicht das Blut des Vorbildes am Pfosten, sondern auf den Lippen der Glaubenden das kostbare Blut der Wahrheit leuchten sieht, mit dem der Tempel Christi geweiht ist, dann weicht er viel weiter zurück.
Willst du der Kraft dieses Blutes noch weiter nachforschen? Dann schau bitte, woher es kommt und aus welcher Quelle es entspringt. Vom Kreuz Christi kam es zuerst, aus der Seite Christi nahm es den Anfang. Denn das Evangelium (Joh 19, 33 ff.) berichtet: Als Jesus tot war und noch am Kreuz hing, kam ein Soldat vorbei und stieß die Seite auf. Da floß Wasser und Blut heraus: Symbol der Taufe das eine, Symbol des Mysteriums (des hl. Meßopfers) das andere. Der Soldat hat die Seite geöffnet und die Wand des Tempels aufgetan. Ich habe den herrlichen Schatz gefunden und bin glücklich, den glanzvollen Reichtum entdeckt zu haben. So war es auch mit dem Lamm: Die Juden haben es geschlachtet, und ich erfahre die Frucht des Opfers.
Blut und Wasser aus der Seite. Lieber Hörer, bitte geh nicht eilig an dem verborgenen Mysterium vorbei. Denn ich muß noch mystische und geheime Dinge aussprechen: Ich sagte, dieses Wasser und Blut seien Sinnzeichen für die Taufe und das Mysterium. Daraus ist die heilige Kirche aufgebaut, durch die Wiedergeburt aus dem Wasser und die Erneuerung des Heiligen Geistes, ich sage euch: durch die Taufe und das Mysterium, das aus seiner Seite hervorging. Aus seiner Seite nämlich baute Christus die Kirche, wie aus der Seite Adams Eva, die Gattin, kam.
Dafür ist auch Paulus Zeuge, wenn er sagt: ‚Wir sind Glieder eines Leibes‘, von seinem Gebein genommen (Vgl. Eph 5, 30; Gen 2, 23.), womit er die Seite meint. Denn wie Gott aus der Seite des Adam die Frau schuf, so gab uns Christus aus seiner Seite Wasser und Blut, wodurch die Kirche erbaut werden sollte. Wie Gott die Seite öffnete, während Adam im Schlafe ruhte, so schenkte er uns jetzt nach dem Tode Christi aus seiner Seite das Wasser und das Blut.“
Der hl. Johannes Chrysostomus verweist in seiner Katechese auf das Blut und das Wasser, das am Kreuz aus der Seite Jesu geflossen ist und gibt die Deutung, daß aus der durchbohrten Seite des Welterlösers das Sakrament der Taufe und das Mysterium des hl. Meßopfers hervorgingen. Das Wasser verweist auf die hl. Taufe, das Blut auf das hl. Meßopfer. Das Kreuzesopfer unseres göttlichen Erlösers bildet den Mittelpunkt unseres katholischen Glaubens. Das Kostbare Blut Jesu wurde am Kreuz für uns vergossen, und es wird immer noch auf unseren Altären gegenwärtig. Zwar geschieht das Opfer bei der hl. Messe auf unblutige Weise, aber dennoch ist das Blut Christi auf dem Altar wahrhaft und wirklich gegenwärtig. Einmal schmerzhaft im Tode auf Golgotha vergossen, wird es nunmehr vielmals als verklärtes Blut des auferstandenen und erhöhten Herrn Leben spendend in der hl. Messe dargebracht zum Zeichen der sich bis zum Ende der Zeiten verströmenden Erlöserliebe für die Menschen.
Wie überreich die Erlösungsgnade ist, ahnen wir, wenn wir bedenken, was der hl. Thomas von Aquin in der 6. Strophe seines Hymnus „Adoro te devote“ besingt:
O guter Pelikan, Herr Jesus,
mich Unreinen mach rein mit deinem Blut.
Von diesem kann ein einz´ger Tropfen heil machen,
die ganze Erde und von allen Sünden waschen rein.Pie pellicáne, Iesu Dómine,
Me immúndum munda tuo sánguine.
Cuius una stilla salvum fácere
Totum mundum quit ab omni scélere.
Ganz dieser Einsicht entsprechend rief die heilige Magdalena von Pazzis während einer Vision aus: „Jedesmal, wenn eine Seele dieses Blut, durch das sie erkauft wurde, aufopfert, bringt sie eine Gabe von unendlichem Wert dar, den niemand ersetzen kann.“
Das Kostbare Blut Jesu hat als Kaufpreis für unsere Sünden einen unendlichen Wert – Gnadenwert muß man präzisieren. Und wer von uns kann den Wert der Gnade ermessen? Wer kann auch nur ahnen, was Gnade wirklich wert ist? Die Theologen und auch unsere Heiligen sagen uns: Eine Seele in der Gnade ist mehr wert als die ganze materielle Welt. Wenn es so ist, wie muß es dann mit dem Unwert der Sünde sein? Was zerstört die Sünde alles in der Seele? Das Kostbare Blut Christi aber ist der gottmenschliche Einsatz zum Loskauf der Seele aus der Sünde. Dieses muß den Unwert ausgleichen. Der hl. Franz Xaver betet: „Jesus, du Gott meines Herzens, deine Liebe zu uns hat Dir am Kreuz die fünf Wunden geschlagen. Darum bitte ich dich, komm deinen Dienern zu Hilfe, die du um den Preis deines Blutes erlöst hast.“
Alttestamentliche Vorbilder des Blutes Christi
Schauen wir, um dieses Geheimnis etwas aufzuhellen, zurück in den Alten Bund. Papst Pius IX. erklärt in seinem Dekret zur Einsetzung des Festes vom Kostbaren Blut: „So wie Gott jene Häuser in Ägypten, die mit dem Blut des Lammes bestrichen waren, vor seinem Zorn bewahrte, so werden noch mehr jene dem göttlichen Zorn entgehen, die mit besonderer Andacht das heilige Kostbare Blut des Erlösers verehren.“
Das Blut des Paschalammes
Eines der ersichtlichsten Vorbilder für das Kostbare Blut Jesu Christi ist das Blut des Paschalammes. Im Buch Exodus steht geschrieben: „Und der Herr sprach zu Moses und Aaron im Lande Ägypten: Dieser Monat sei euch der Anfang der Monate; der erste sei er von den Monaten des Jahres“ (es war der Monat Abib, Monat der neuen Früchte, Ährenmonat, welcher fortan Nisan heißt und den Schluß des März und Anfang des April bildet; er war der Anfang des heiligen Jahres, wogegen das bürgerliche mit Tisri beginnt, welcher die zweite Hälfte September und die erste des Oktober umfaßt).
„Sprechet zu der ganzen Gemeinde der Söhne Israel und saget ihnen: Am zehnten Tage dieses Monats nehme jeder ein Lamm, je nach seinen Familien und Häusern. Wäre aber die Anzahl geringer, als daß sie hinreichen könnte, das Lamm aufzuzehren, so nehme er dazu seinen Nachbarn, welcher dem Hause am nächsten ist, bis auf die Seelenzahl, welche hinreichen kann zum Aufessen des Lammes. Das Lamm aber muß sein fehlerfrei, männlich, einjährig; ihr dürft dafür ein Schaf- oder Ziegenlamm nehmen. Und dasselbe bewahret auf bis zum vierzehnten Tage dieses Monats, dann soll es am Abend die ganze Gemeinde der Söhne Israels schlachten. Und von seinem Blute sollen sie nehmen und es bringen oben an die beiden Türpfosten und an die obere Schwelle der Häuser, in welchen sie es essen werden. Und sie sollen essen das Fleisch in jener Nacht, welches sie am Feuer gebraten, und dazu ungesäuerte Brote mit Feldlattich (Bitterkräuter). Weder roh noch in Wasser gekocht sollt ihr etwas davon essen, sondern nur, was am Feuer gebraten ist, Kopf mit Beinen und Rumpf sollt ihr aufessen. Nicht das Geringste davon soll bis zum Morgen übrig bleiben, was aber übrig ist, verbrennet im Feuer. So nun werdet ihr es essen: eure Lenden umgürtet, die Schuhe an den Füßen, den Stab in der Hand, esset es ohne Zaudern, denn es ist Pascha, das ist ‚Vorübergang des Herrn‘. Denn ich werde in jener Nacht das Land Ägypten umgehen und töten alles Erstgeborene im Lande Ägypten, vom Menschen an bis herab zum Vieh: und an allen Göttern Ägyptens werde ich Gericht halten, ich, der Herr. Das Blut aber wird zum Zeichen sein für euch an den Häusern, in welchen ihr wohnet; und wo ich das Blut sehe, gehe ich an euch vorüber; so wird euch kein verderblicher Streich treffen, wenn ich das Land Ägypten schlage. Dieser Tag soll ein Gedenktag für euch sein. Und ihr sollt ihn als Fest dem Herrn feiern eure Geschlechter hindurch mit immerwährendem Dienste. Sieben Tage esset ungesäuerte Brote; vom ersten Tage an sei kein Sauerteig mehr in euren Häusern; wer vom ersten Tage an bis zum siebenten Gesäuertes ißt, diese Seele werde ausgerottet aus Israel. Der erste Tag sei heilig und festlich; und der siebente werde mit gleicher Festlichkeit heilig gehalten: keinerlei Arbeit verrichtet an diesen, jene ausgenommen, die für das Essen gehören. Haltet strenge auf die ungesäuerten Brote: an demselben Tage nämlich will ich eure Heerschar aus dem Lande Ägypten führen, wofür ihr diesen Tag eure Geschlechter hindurch in ewiger Feier begehen sollt“ (Exod 12, 1-17).
Dieses zeremonielle Gleichnis sollte für uns leicht zu lesen sein: So wie das Osterfest im Alten Testament die Erinnerung daran war, daß die Israeliten durch das Blut des geschlachteten Lammes von dem leiblichen Tode bewahrt und aus der Knechtschaft befreit wurden, ebenso ist es im Neuen Testament das Erlösungsfest aus der Herrschaft des Satans und das Hochfest der Verschonung vom ewigen Tod im Zeichen des Blutes unseres Osterlammes Jesus Christus. Jesus Christus ist das makellose Lamm, das mit dem Osterlamm angedeutet wird. ER ist das sündenlose Opfer, das Gott wohlgefällig ist. In diesem Sinne wird es von der Kirche als „ewige Feier mit immerwährendem Dienste“ fort bis ans Ende der Zeiten begangen.
Die Symbolik des Paschamahles
Das Brot gilt als die wichtigste Nahrung unseres Lebens. Die neuen ungesäuerten Brote dieser Paschanacht sollten das neue Leben Israels für Gott und die Absonderung von der heidnischen Durchsäuerung Ägyptens symbolisieren. Wer darum vom gesäuerten Brot ißt, der gibt damit kund, daß er an dem neuen Leben mit Gott keinen Anteil haben will. Darum soll er dem Tod verfallen. Ungesäuerte Brote waren dünne, nur aus Mehl und Wasser gebackene Kuchen, die als Bild der Unverdorbenheit und Aufrichtigkeit galten. Die bitteren, scharfen Kräuter aber, die man essen sollte, sollten das Volk an seine harten Tage der Knechtschaft in Ägypten erinnern.
„Moses berief hierauf alle Ältesten der Söhne Israels und sprach zu ihnen: Gehet hin und wählet aus ein Opfertier je für eure Familien und schlachtet es als Pascha. Auch tauchet Ysopbüschel in das Blut, das an der Türe bereitstehe, und sprenget davon an die Oberschwelle und die beiden Pfosten, dann trete niemand von euch mehr aus der Türe seines Hauses bis zum Morgen. Denn der Herr wird vorübergehen, zu schlagen die Ägypter; wo er aber das Blut an der Oberschwelle und an den beiden Pfosten sehen wird, da wird er die Türe dieses Hauses übergehen und den Verderber in eure Häuser nicht eindringen und nicht verletzen lassen. Diese Vorschrift halte als Gesetz, du und deine Söhne für alle Zeit. Auch wenn ihr angelangt sein werdet in dem Lande, welches der Herr euch geben wird nach seinem Versprechen, sollt ihr beobachten diese Zeremonien. Und wenn euch eure Söhne fragen: Was ist das für ein Gottesdienst?, so antwortet ihnen: Das Opfer für das Vorübergehen des Herrn ist es, als er an den Häusern der Söhne Israel in Ägypten vorüberging, die Ägypter schlug, aber unsere Häuser schonte. Da warf sich das Volk nieder und betete an“ (Exod 12, 21 -27).
Das Blut des Lammes, das an die Türpfosten gestrichen wurde, errettete die Israeliten vor dem Zorngericht Gottes und hatte nur Geltung für diese eine Nacht. Das Schlachten des Osterlammes jedoch und das Essen der ungesäuerten Brote galt für alle Zeit, denn es sollte seine Erfüllung finden im blutigen Opfer Jesu Christi am Kreuz.
Um diese Symbolik verstehen zu können, muß man sich in den Sinn hineindenken, der sich darin verbirgt. Was bedeutet „Blut“ eigentlich? Im Alten Bund wurde das Blut in Einheit mit dem Leben gesehen und als göttliche Gabe, als einzigartiges Geschenk des Schöpfers verstanden, darum durfte man im alten Israel „Blut nicht vergießen“, was einem Mord gleichkam (vgl. Gen 9,6; Dtn 21,7). Aus dem gleichen Grund sollte man damals Blut auch nicht genießen (vgl. Lev 3,17; 19,26). Deshalb waren in Israel, anders als bei manchen heidnischen Völkern, Menschenopfer verboten (Lev 18,22; Dtn 12,31). Tieropfer waren dagegen in Israel die eigentliche Gabe an Gott. Das Blut der geopferten Tiere aber gewann im Zusammenhang mit dem Opferritus eine besondere Bedeutung. Mit dem Opferblut wurden der Altar und die Menschen vom Hohenpriester besprengt. Der Grund dieser tiefsinnigen Zeremonie lag darin, daß auf diese Weise der Bund Gottes mit dem opfernden Volk bekräftigt wurde. Das von Gott angenommene Blut galt als das Bundeszeichen, welches das Volk mit Gott vereinte. Deshalb wurde das Volk Israel nach dem Bund auf dem Sinai auch mit dem Blut des Paschalamms besprengt (Ex 12,13 - 27). Dieses Blut hatte reinigende Kraft und stellte die Gemeinschaft der Sünder mit Gott wieder her.
Der Keltertreter
Es gibt noch weitere Vorbilder im Alten Bund, die das Opfer des Neuen Bundes andeuten: Das Opfer Abels und Melchisedechs oder auch das Blut des Opfertieres zum Abschluß des Alten Bundes, das in den vielen Opfern im Tempel immer wieder erneuert wurde. Ein besonders eindringliches Vorbild aber ist der Keltertreter, den der Prophet Isaias beschreibt:
„Wer ist der, so da kommt von Edom, in geröteten Kleidern von Bosra? Er, prangend in seinem Gewande, einherschreitend in der Fülle seiner Kraft?
Ich, der ich Gerechtigkeit rede und heldenkräftig bin, um zu helfen.
Warum nun ist rot dein Gewand und deine Kleider wie das des Keltertreters?
Die Kelter trat ich allein, und von den Völkern war niemand mit mir; ich zertrat sie in meinem Zorne und zerstampfte sie in meinem Grimme, und es spritzte ihr Blut über meine Kleider, und alle meine Gewänder befleckte ich. Denn ein Tag der Vergeltung ist in meinem Herzen, meiner Erlösung Jahr ist gekommen. Und ich blickte ringsum, und da war kein Helfer; ich suchte, und niemand war, der unterstützte: und mein Arm half mir und mein Eifer, er ward meine Stütze. Und ich trat Völker nieder in meinem Zorne und machte sie hintaumeln in meinem Grimme und warf zu Boden ihre Lebenskraft“ (Is 63, 1-6).
Der göttliche Heiland und Welterlöser erscheint hier, nach vollendetem Kampf, als Sieger und Triumphator. Der auferstandene Christus, der in Seinen heiligen Wundmalen die Zeichen seines Kampfes, durch welchen uns Gerechtigkeit und Gnade zuteil geworden ist, bewahrt, Christus, der König der Herrlichkeit: das ist der Inhalt dieser Weissagung.
Das beeindruckende Bild vom Keltern des Weines als Sinnbild für die göttlichen Strafgerichte ist allein der Heiligen Schrift eigentümlich. Auf altägyptischen Darstellungen sieht man, wie die Keltertreter bis weit herauf über die Fußknöchel in der mit Trauben gefüllten Kufe stehen und sich mit den Händen an Seilen halten, die an Deckbalken des Kelterraumes befestigt sind. Der Saft der gekelterten Trauben läuft durch Öffnungen im unteren Rand der Kufe in Nebentröge ab – „Warum nun ist rot dein Gewand und deine Kleider wie das des Keltertreters?“
Was für ein ergreifendes Bild für den leidenden Welterlöser, Christus am Kreuz, der als „Keltertreter“ vom Blut seiner Wunden überströmt – „ich zertrat sie in meinem Zorne und zerstampfte sie in meinem Grimme, und es spritzte ihr Blut über meine Kleider, und alle meine Gewänder befleckte ich“. Man möchte ausrufen: Was für ein Geheimnis göttlicher Liebe, in dem der ewige Hohepriester Sein eigenes Blut für uns vergießt, „spritzte ihr Blut über meine Kleider“. Schon bei den Vätern wie etwa Cyprian, Augustinus und Gregor dem Großen ist aufgrund dieser prophetischen Stelle der Keltertreter das Vorbild für unseren mit unzähligen Wunden bedeckten und vom Blut überströmten göttlichen Erlöser. Es ist ein schon von Origenes und Tertullian und später in der christlichen Kunst oft angewandtes tiefsinniges Bild.
Was wir nämlich am leidenden Heiland als Unterpfand seiner Liebe zu uns erblicken und verehren – seine Wunden und sein kostbares Blut –, ist genausogut die Folge und das Zeichen des göttlichen Zornes und Seiner Gerechtigkeit. Denn genauso wie Gott das Gute liebt, haßt er auch das Böse, was der moderne Mensch nicht mehr wahr haben möchte – und noch etwas: Gott zürnt der Sünde. Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, hat allein alle Sünden der Welt auf sich genommen und an „seinem Leibe (seiner heiligsten Menschheit) auf das Holz (des Kreuzes) getragen“ (1 Petr 2, 24). In Ihm und durch Ihn wurde der geheimnisvolle Kampf zwischen dem göttlichen Zorne und dem göttlichen Erbarmen ausgetragen. Indem ER siegte, unterlag die Sünde und der Satan als „Fürst dieser Welt“.
Noch etwas bringt das Bild des Keltertreters ergreifend zum Ausdruck: Allein steht der große Gottesheld in seinem unermeßlichen Kampf. Verlassen hängt Jesus am Kreuz und als gekreuzigter Mittler schwebt ER einsam zwischen Himmel und Erde. Sein Auge erblickt nur höhnende Feinde und von den Freunden nur die wenigen, die er selbst trösten, selbst erlösen muß. Da hilft ihm „sein Arm“, die göttliche Macht, in welcher er mit ausgespannten Armen und durchbohrten Händen die Welt zu sich hinanhebt, und sein „Eifer“, sein starker Opfermut besteht den Kampf bis zum Vollbrachtsein.
Sein „Gewand“, das ist des Heilandes heiligste Menschheit, ist mit den Trophäen des Sieges, dem Purpur und den Malen der Wunden bezeichnet für ewig, so wie es der Seher von Patmos, der hl. Johannes beschreibt: „Und ich sah den Himmel eröffnet, und siehe, ein weißes Roß; und der da saß auf ihm, war genannt ‚Getreuer und Wahrhaftiger', und in Gerechtigkeit richtet und streitet er. Seine Augen aber sind wie Feuerflammen und auf seinem Haupte viele Diademe; er hat einen Namen geschrieben, welchen niemand weiß außer er selbst. Und angetan war er mit einem Kleide, das gefärbt war in Blut; und sein Name wird genannt: das Wort Gottes. Und die Heere, welche im Himmel sind, folgen ihm auf weißen Rossen, gekleidet in weißen und reinen Byssus. Und aus seinem Munde gehet aus ein zweischneidig scharfes Schwert, daß er damit die Völker schlage. Und er wird sie weiden mit eisernem Stabe und selber tritt er die Kelter des Zornweines des Grimmes Gottes, des Allmächtigen…“ (Off 19, 11-15).
Neues Lamm im Neuen Bunde
Lassen wir uns nun vom hl. Paulus erklären, wie Gott die Vorbilder abgelöst und zur Vollendung gebracht hat, wie es der hl. Thomas in der Sequenz des Fronleichnamsfestes so ergreifend schön zum Ausdruck bringt:
Neuen Königs Tafelrunde,
Neues Lamm im Neuen Bunde,
Hat des Alten End' gebracht.
Neues treibt das Alte fort,
Schatten scheucht der Wahrheit Wort,
Und das Licht verbannt die Nacht.
„Der frühere Bund hatte zwar auch Vorschriften für den Gottesdienst und für das irdische Heiligtum. Es wurde ja ein Zelt errichtet, in dessen vorderem Teil der Leuchter sich befand sowie der Tisch mit den Schaubroten; der Teil heißt ‚Heiligtum‘. Und hinter dem zweiten Vorhang war das Zelt, das man das ,Allerheiligste‘ nennt. Darin stand der goldene Rauchopferaltar und die mit Gold überzogene Bundeslade. In dieser war ein goldenes Gefäß mit Manna und Aarons Stab, der grünte, und die Gesetzestafeln. Und über ihr beschatteten die Cherubim der Glorie den Sühnedeckel. Jedoch hierüber ist jetzt nicht im einzelnen zu reden. Entsprechend dieser Einrichtung betreten die Priester stets nur den vorderen Raum des Zeltes, um ihrem heiligen Dienste zu obliegen; doch in den hintern Raum tritt nur der Hohepriester ein, und zwar nur ein einziges Mal im Jahre und dann nicht ohne Blut, das er für sich und die unwissentlichen Verfehlungen des Volkes darbringt. Es offenbart dadurch der Heilige Geist, der Zugang zu dem Heiligtum sei noch nicht offen, solange das erste Zelt noch Bestand hat. Das ist aber nur ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit, wonach Opfer und Gaben dargebracht werden, die nicht die Kraft besitzen, den Opfernden im Gewissen zu vollenden. Sie stehen vielmehr in gleicher Linie mit den Vorschriften für Speis und Trank und für verschiedene Waschungen, nur äußerliche Heiligungsmittel bis zur Zeit der Neugestaltung. Christus dagegen kam als Hoherpriester für die zukünftigen Güter; er trat durch das größere und vollkommenere Zelt, das nicht mit Händen gemacht ist, das heißt, das nicht dieser Erde angehört, auch nicht mit Blut von Böcken und von Rindern, vielmehr mit seinem eigenen Blute ein für allemal hinein in das Allerheiligste, wodurch er ewige Erlösung bewirkt hat. Wenn schon das Blut von Böcken und von Stieren sowie die Asche einer Kuh durch die Besprengung Unreine heiligen kann, so daß sie äußerlich gereinigt werden, um wieviel mehr wird das Blut Christi, der durch den ewigen Geist sich selbst untadelig Gott dargebracht hat, eure Gewissen von den toten Werken reinigen, damit ihr dem lebendigen Gott dient! Deshalb ist er auch Mittler eines neuen Bundes, daß die Berufenen das verheißene ewige Erbe zum Besitz erhalten“ (Hebr 9, 1-15).
„Wir haben einen Altar, von dem die nicht essen dürfen, die dem Zelte dienen. Denn die Leiber jener Tiere, von deren Blut vom Hohenpriester zur Sühne für die Sünden etwas in das Allerheiligste getragen wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt. Darum hat auch Jesus, um durch sein Blut sein Volk zu heiligen, außerhalb des Stadttores gelitten. So laßt uns denn zu ihm vor das Lager hinausgehen und laßt uns seine Schmach mit ihm tragen“ (ebd. 13, 10-13).
Nur einmal im Jahr und nur allein der dazu bestimmte Hohepriester durfte im Tempel des Alten Bundes ins Allerheiligste eintreten, worin „der goldene Rauchopferaltar und die mit Gold überzogene Bundeslade stand". Dazu erklärt nun der hl. Paulus: "Es offenbart dadurch der Heilige Geist, der Zugang zu dem Heiligtum sei noch nicht offen, solange das erste Zelt noch Bestand hat“. Die Opfer des Alten Bundes hatten in sich keinen sühnenden Wert, sie waren nur Vorbilder für das eigentliche, einzige, einzigartige Opfer des Priesters nach der Ordnung des Melchisedech. „Christus dagegen kam als Hoherpriester für die zukünftigen Güter; er trat durch das größere und vollkommenere Zelt, das nicht mit Händen gemacht ist, das heißt, das nicht dieser Erde angehört, auch nicht mit Blut von Böcken und von Rindern, vielmehr mit seinem eigenen Blute ein für allemal hinein in das Allerheiligste, wodurch er ewige Erlösung bewirkt hat.“ Sein zur Sühne vergossenes Blut hat wahren, vor Gott der Gerechtigkeit genügenden Wert, weil ER nämlich „durch den ewigen Geist sich selbst untadelig Gott dargebracht hat“. Er ist der „Mittler eines neuen Bundes“, eines ewigen Bundes in Seinem Blut, wie es in den Wandlungsworten über den Wein heißt: „Das ist der Kelch Meines Blutes, des neuen und ewigen Bundes – Geheimnis des Glaubens –, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“
Die heilige Katharina von Siena sinnt über dieses Geheimnis mit glühendem Herzen nach: „Mit seinem Blut hat er ja das Antlitz unserer Seele gewaschen. Im Blut, das mit soviel Feuer der Liebe und mit soviel Geduld vergossen wurde, schuf er uns neu zur Gnade. Das Blut beschönigte unsere Nacktheit, da es uns mit Gnade bekleidete. Die Wärme des Blutes ließ die Lauheit des Menschen auftauen. Im Blut wurde die Finsternis zerstört und das Licht geschenkt. Im Blut wird die Eigenliebe verzehrt, d.h. die Seele, die nur auf sich schaut, wird vom Blut geliebt und bekommt dadurch eine Stütze, an der sie sich erheben kann aus der elenden Eigenliebe. Nun kann sie ihren Erlöser lieben, der ihr mit soviel Liebesfeuer das Leben gab und wie ein Verliebter den schmachvollen Tod auf sich nahm.“
Das Blut des Neuen und Ewigen Bundes
Dieses Blut Christi ist nun auf unseren Altären, das Blut des neuen und ewigen Bundes wird im heiligen Meßkelch, „dem geheiligten Kelch Melchisedechs“ aufgefangen, wie es der Jesuitenpater Johannes Baptist Reus, der 1947 im Ruf Heiligkeit in Brasilien gestorben ist, in seinem Tagebuch aufzeichnet („Das Größte ist die Liebe“, Pfr. A. M. Weigl, Verlag St. Grignionhaus, Altötting): „Bei Beginn der heiligen Wandlung merkte ich plötzlich, daß der liebe Heiland vom Kreuz unmittelbar vor mir war. Sobald ich die Worte sprach: 'Hic est...', fielen Tropfen des heiligen Blutes aus der heiligen Seitenwunde in meinen Kelch. Als ich fortfuhr mit: 'calix sanguinis mei', floß das heilige Blut strömend hernieder in den Kelch hinein.“ (Heilige, tröstliche Wahrheit! - 17.1.1940).
Dieser „Kelch meines Blutes“ mahnt uns an das Herz Jesu, das die Wohnstätte war, in dem das Blut unserer Erlösung bereitet wurde. Das Herz Jesu ist auch die Quelle, aus der sich das heilkräftige Blut so verschwenderisch vergoß und immer noch jeden Tag den Opferkelch auf unseren Altären füllt. Der hl. Kaspar del Bufalo, dieser große Verehrer des Kostbaren Blutes, erinnert uns daran: „Aus Liebe hat Jesus all sein Blut für uns vergossen. Darum sind wir in seinem Herzen zu Hause.“
Dieses Kostbare Blut möchte unser Leben verwandeln, wie der hl. Isaak von Antiochien es so wunderschön beschreibt:
„Der Glaube lud mich ein, mich an seinen Vorräten zu erquicken. Er ließ mich an seinem Tische Platz nehmen und trug die Früchte des Geistes auf, er ebnete den Weg zu seiner Pforte, auf daß ich sicher mit ihm wandeln möchte. Er geleitete mich auf den rechten Pfad, damit ich nicht im schmählichen Irrtum umherirre. Ich trat mit ihm ein in seine Wohnung und gelangte zur Stätte der Ruhe; da sah ich alle die Vorräte, welche er den von ihm Geladenen bereitet hatte. Ich sah sein Haus mit Friede, Liebe und Eintracht geschmückt und prophetische Aussprüche gleich Ruhelagern darin ausgebreitet. Ich sah seinen gemischten Krug, welcher mit Blut statt mit Wein gefüllt war; und statt des Brotes war der geschlachtete Leib auf den Tisch gelegt. Ich sah das Blut und schauderte, ich sah den geopferten Leib, und Beben ergriff mich. Da winkte er mir zu: ‘Iß und schweige! Trinke, Kind, und rede nicht!’ Er setzte mich obenan bei seinem Mahle und gab mir einen hohen Platz und sagte zu mir: ‘Bleibe bei mir und arbeite mit mir für hohen Lohn!’ Er mischte mir den Becher seiner Liebe, und mein vertrockneter Gaumen ward erquickt. Aus seinen Händen empfing ich und nahm statt des Weines das heilige Blut entgegen. Mich umfangend, legte er den Arm unter mein Haupt und stützte mich wie ein Kind. Er reichte mir den Leib und das Blut, indem er zu mir sagte: ‘Nimm und erquicke dich!’ über Tische flüsterte er mir geheimnisvolle und erhabene Dinge zu und sang mir liebliche Lieder, auf daß ich mich an ihrer Weise erfreute. Er munterte mich auf wie einen Knaben und trieb mich an wie ein Kindlein. Dann lehrte er mich die Kostbarkeiten, die er mir vorgelegt hatte, lobsingend preisen. Er zeigte mir den getöteten Leib, legte davon auf meine Lippen und rief mir liebevoll zu: ‘Siehe, was du da issest!’ Alsdann reichte er mir das Schreibrohr des Geistes und verlangte, daß ich es zur Hand nähme; ich aber ergriff es, schrieb und bekannte: ‘Dies ist der Leib Gottes.’ Ebenso ergriff ich auch den Kelch und trank ihn bei seinem Gastmahle; da traf mich aus dem Kelche der Duft jenes Leibes, von welchem ich genossen hatte. Und dasselbe, was ich vom Leibe gesagt hatte, daß er der Leib Gottes sei, eben dasselbe bezeugte ich nun auch vom Kelche, nämlich: ‘Dies ist das Blut unseres Erlösers.’
Alles dies zeigte mir der Glaube bei seinem Gastmahle und sandte mich dann hinaus, auf daß ich draußen in der Welt die gewisse Wahrheit verkünden sollte.“
Ehe der Priester beim hl. Meßopfer das Kostbare Blut trinkt, macht er mit dem Kelch ein Kreuz über sich und spricht dazu die Segensworte: „Das Blut unseres Herrn Jesu Christi bewahre meine Seele zum ewigen Leben. Amen.“ Nikolaus Gihr erläutert dazu in seinem Buch über „Das heilige Meßopfer“: „Dann trinkt er mit Sehnsucht, Innigkeit und Wonne das kostbare Opferblut. In diesem Augenblick jubelt sein Herz: ‚Mein Kelch, der berauschende – wie herrlich ist er!‘ (Ps. 22,5) Der mystische Opferkelch erfüllt die Seele mit himmlischer Trunkenheit, welche alles Irdische vergessen macht. ‚Höre, wie die Kirche mahnt, wie sie singt, nicht nur in ihren Liedern, nein, auch im Hohenliede: Esset, meine Freunde, trinket und berauschet euch, meine Väter. Aber diese Trunkenheit macht nüchtern: dies ist die Trunkenheit der Gnade, nicht des Rausches, die Freude zeugt, nicht Taumel.‘ (Hl. Ambrosius) Wahrlich! Überaus herrlich, hochedel, königlich ist der berauschende Opferkelch: leuchtender als die Glut des Morgen- und Abendrots funkelt darin jenes heilige Blut, das einstens die sterblichen Glieder des Heilandes durchströmte und belebte; jenes göttliche Blut, das im bitteren Leiden und Tod aus seinem zerrissenen Leib und seinem durchbohrten Herzen auf die Erde sich ergoß; jenes anbetungswürdige Blut, das droben im Himmel und hier im Tabernakel wogt und wallt im leiblichen Herzen Jesu; jenes kostbare Blut, das als Preis unserer Erlösung im ewigen frischen Quell des Opfers und im siebenfachen Strom der Sakramente über die Erde hinflutet und deren Angesicht erneuert!“ (Dr. Nikolaus Gihr, Das heilige Meßopfer, Freiburg im Breisgau, Herdersche Verlagsbuchhandlung 1912, S. 658).
Betrachten wir im Monat Juli dieses Geheimnis unserer Erlösung und erwägen wir in unserem Herzen, wie teuer wir erkauft wurden von unserem göttlichen Herrn. Je mehr wir aber das Kostbare Blut Jesu verehren, es anbeten und dafür danken, desto wirksamer wird die Gnade unsere Seele verwandeln, wie es der hl. Peter Julian Eymard, dieser große „Apostel der Eucharistie“ zu Ausdruck bringt: „Betet Jesus an und leistet ihm Sühne für eure Vergehen und für die aller Menschen. Bietet ihm eure Leiden an und die der Menschen, legt euch einige Werke der Buße auf. – Weil eure Genugtuungen und Bußübungen zu schwach und armselig sind, um die großen Vergehen zu sühnen, vereinigt sie mit jenen von Jesus Christus, eurem Erlöser am Kreuz. Sammelt das göttliche Blut, das seinen Wunden entquoll, und opfert es der göttlichen Gerechtigkeit zur Sühne auf; opfert die Leiden Jesu und seinen Tod am Kreuz auf. Bedient euch seiner Schmerzen und seines Gebetes am Kreuz, um vom himmlischen Vater Gnade und Barmherzigkeit für euch und für alle Sünder zu erflehen. Vereinigt eure Sühne mit jener der allerseligsten Jungfrau Maria zu Füßen des Kreuzes“ (Aus den Schriften des hl. Peter Julian Eymard [1811-1868], La Sainte Eucharistie I, Montréal 1950 [zit. Eucharistie - Licht und Leben], 1995, S. 190).
Erinnern wir uns öfters an den unermeßlichen Schatz der Erlösung, der uns im Kostbaren Blut sinnbildlich gezeigt wird und beten wir das Kostbare Blut an, wie etwa mit diesen Stoßgebeten: „Gnade und Erbarmen, o mein Jesus, in der gegenwärtigen Gefahr; bedecke uns mit Deinem kostbaren Blute. - Gelobt und gepriesen sei das heiligste Herz Jesu und das kostbare Blut im heiligsten Sakrament! - Jesus sei gelobt, gebenedeit, der uns in seinem Blute hat befreit!“