Gedanken zum Fatimatag

Heute vor 97 Jahren, am 13. Mai 1917, fand die erste Erscheinung Unserer Lieben Frau von Fatima statt. Drei Monate später teilte sie den drei Kindern ein dreifaches „Geheimnis“ mit, dessen erste beide Teile wir kennen: „Ihr habt die Hölle gesehen, wohin die Seelen der armen Sünder kommen. Um sie zu retten, will Gott in der Welt die Andacht zu meinem Unbefleckten Herzen begründen. Wenn man tut, was ich euch sage, werden viele Seelen gerettet werden, und es wird Friede sein. Der Krieg wird ein Ende nehmen. Wenn man aber nicht aufhört, Gott zu beleidigen, wird unter dem Pontifikat von Papst Pius XI. ein anderer, schlimmerer beginnen. Wenn ihr eine Nacht von einem unbekannten Licht erhellt seht, dann wißt, daß dies das große Zeichen ist, das Gott euch gibt, daß Er die Welt für ihre Missetaten durch Krieg, Hungersnot, Verfolgungen der Kirche und des Heiligen Vaters bestrafen wird. Um das zu verhüten, werde ich kommen, um die Weihe Rußlands an mein Unbeflecktes Herz und die Sühnekommunion an den ersten Samstagen des Monats zu verlangen. Wenn man auf meine Wünsche hört, wird Rußland sich bekehren und es wird Friede sein. Wenn nicht, wird es seine Irrlehren über die Welt verbreiten, wird Kriege und Kirchenverfolgungen heraufbeschwören. Die Guten werden gemartert werden, der Heilige Vater wird viel zu leiden haben, verschiedene Nationen werden vernichtet werden, am Ende aber wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren. Der Heilige Vater wird mir Rußland weihen, das sich bekehren wird, und der Welt wird eine Zeit des Friedens geschenkt werden.“

„Wenn man auf meine Wünsche hört, wird Rußland sich bekehren und es wird Friede sein. Wenn nicht, wird es seine Irrlehren über die Welt verbreiten, wird Kriege und Kirchenverfolgungen heraufbeschwören.“ Es ist immer wieder gerne so dargestellt worden, als seien die Umwälzungen im Osten vor gut 25 Jahren, der sog. „Mauerfall“, die Erfüllung oder zumindest Teilerfüllung dieser Prophezeiung der Muttergottes von der Bekehrung Rußlands. Vor allem die Verehrer von „Johannes Paul dem Großen“ bevorzugen diese Sichtweise und schreiben ihrem „Heiligen“ das Verdienst zu, den Kommunismus überwunden zu haben. In Wahrheit ist das Gegenteil der Fall. Gerade seit der Öffnung des kommunistischen Ostens erfüllt sich in erschreckender Weise die Vorhersage der Königin der Propheten, daß sich die Irrlehren des Kommunismus über die Welt verbreiten.

Zwei in letzter Zeit erschienene Bücher lesen sich wie eine Illustration dieser Tatsache. Das eine stammt von dem unverdächtigen Zeugen Thilo Sarrazin, liberaler Nicht-Christ und Sozialdemokrat, und beleuchtet den „neuen Tugendterror“ in Deutschland. Die „Tugend“, die hinter diesem „Terror“ steckt, macht der Autor aus in einer neidgetriebenen Gleichheits-Ideologie, die wir unschwer als das Fundament des Kommunismus erkennen. „Ungleichheit ist schlecht, Gleichheit ist gut“, lautet ein Grundaxiom dieser Ideologie, die sich vor allem durch die vorwiegend linksliberal besetzten Medien über alle Bereiche der Gesellschaft, Politik, Kultur, Erziehung bis in die Sprache hinein (geschlechtergerecht!) ausbreitet. Welcher „Terror“-Mittel man sich dabei bedient, hat Sarrazin sehr gut und lesenswert herausgearbeitet und macht sich damit unbewußt und ungewollt zum Herold Unserer Lieben Frau von Fatima, um ihre Prophezeiung zu bestätigen.

Das zweite Buch wurde geschrieben von dem überzeugten Christen und slowakischen Politiker Vladimir Palko: „Die Löwen kommen. Warum Europa und Amerika auf eine neue Tyrannei zusteuern“, erschienen im fe-Verlag, Kißlegg 2014. Sehr genau und kenntnisreich beschreibt der Autor darin, wie der Kommunismus letztlich nur sein Aussehen geändert hat, wie er die Revolution vom Klassenkampf und der Wirtschaft auf den Kulturkampf und die Gesellschaft verlegt hat. Insbesondere hat er sich die Zerstörung von Ehe und Familie auf die Fahnen geschrieben und kämpft weltweit für das Recht auf Abtreibung, Ehescheidung, staatliche Erziehung der Kinder, sog. „Gleichberechtigung“ der Frau und was dergleichen mehr ist. Wie erfolgreich er dabei vor allem in den letzten 25 Jahren in Europa – und weltweit – gewesen ist, zeigt sich nicht nur in der einschlägigen Gesetzgebung, die wir überall antreffen, sondern auch in der großen Zahl von „ehemaligen“ Kommunisten, die heute ganz „demokratisch“ an der Macht sind. Aus „Kommunisten“ sind „Linksliberale“ geworden.

Die Stoßrichtung dieser sich immer weiter ausbreitenden letztlich kommunistischen Revolution sieht Palko ganz eindeutig im Christentum und näherhin in der Kirche. Dank sog. „Antidiskriminierungs“-Gesetze ist es heute schon möglich, Christen allein ihrer Überzeugung wegen ins Gefängnis zu stecken, von gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und beruflicher Ausgrenzung ganz abgesehen. Doch auch das Vordringen dieser Irrlehren bis in den Raum der Kirche selbst ist dem Autor nicht verborgen geblieben, selbst wenn er hier die wahren Tiefen und Abgründe noch nicht ganz erfaßt hat.

Was hat etwa die jüngst wieder entfachte Diskussion über den „Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten“ zu bedeuten wenn nicht ein weiteres Fortschreiten dieser Revolution im Inneren der „Konzilskirche“? Nicht daß diese Revolution neu wäre. Die „konziliare Kirche“ als solche ist eine revolutionäre „Kirche“. Ihre Päpste sind revolutionäre Päpste, die sich stets als kommunistenfreundlich erwiesen haben, von Johannes XXIII., der bereits die Nicht-Verurteilung des Kommunismus auf dem „II. Vatikanum“ zugesagt hatte, über Paul VI. und seine „Ostpolitik“, Johannes Paul II., der keineswegs den Kommunismus ablehnte, sondern nur seine überholte Form, und sich damit als fortschrittlicher Revolutionär erwies, bis hin zu Franziskus, dem Liebling der Kommunisten, Linksliberalen und Freimaurer.

Das „II. Vatikanum“ selbst war revolutionär und kehrte darum auch die Ehelehre der Kirche um, indem es die Ehezwecke verdrehte. Die „eheliche Liebe“ tritt nun gleich- oder sogar vorberechtigt zu dem eigentlichen wesentlichen Ehezweck hinzu, nämlich der Erhaltung und Fortpflanzung des Menschengeschlechtes. Wenn es sich so verhält, sind tatsächlich viele von der Kirche verlangte Einschränkungen obsolet geworden, etwa der Verzicht auf Verhütungsmittel. So konnte denn Paul VI. in „Humanae Vitae“ das Verbot künstlicher Mittel zur Verhinderung der Befruchtung nur durch personalistische Argumente („liebende Vereinigung“ als von der Fortpflanzung untrennbare „Sinndimension“) aufrecht erhalten. Notwendig mußten im „neuen Kirchenrecht“ neue Gründe für die Ungültigkeit und damit Annullierungs-Möglichkeit kirchlich geschlossener Ehen gefunden werden. Die „Theologie des Leibes“ von Wojtyla und die „erotische Theologie“ Ratzingers sind ebenso logische Fortsetzungen dieser Revolution wie die gegenwärtige Diskussion über die „geschiedenen Wiederverheirateten“.

Unsere Liebe Frau von Fatima hat absolut vorhergesagt, daß der Papst in Vereinigung mit allen Bischöfen endlich die gewünschte Weihe Rußlands an ihr Unbeflecktes Herz vollziehen werde. „Der Heilige Vater wird mir Rußland weihen, das sich bekehren wird, und der Welt wird eine Zeit des Friedens geschenkt werden.“ Sollen wir glauben, daß es der Papst der revolutionären „konziliaren Kirche“ sein wird, der diese Weihe vollzieht? Oder wird es ein nicht-revolutionärer Papst sein, der aus der verfolgten Untergrund-Kirche der Katholiken der Letzten Zeiten hervorgehen wird? Wie auch immer: Wenn je ein Papst in Verein mit all seinen Bischöfen diese Weihe vollzieht (und Rußland sich bekehrt), so werden wir wissen, daß es nur der katholische Papst sein kann. Wir werden wieder einen wahren Papst haben: Habemus Papam! Und dann wird wahrhaft der Welt „eine Zeit des Friedens geschenkt werden“.