Sommerzeit ist Wallfahrtszeit. Da liest man nun in „traditionalistischen“ Publikationen immer wieder von einer „Wallfahrt im Alten Ritus“ oder „Wallfahrt im überlieferten römischen Ritus“.
Dazu ist zu bemerken, daß es für Wallfahrten - jedenfalls für katholische - keinen „Ritus“ gibt, weder einen „alten“ noch einen „neuen“, weder einen „überlieferten“ noch einen eigens kreierten, weder einen „römischen“ noch einen griechischen noch einen amerikanischen noch einen deutschen oder afrikanischen noch sonst irgendeinen.
Eine Wallfahrt ist per se eine Privatandacht, auch wenn sie öffentlich stattfindet oder von kirchlichen Stellen organisiert wird. „Wallfahren nennt man das Besuchen entfernter heiliger Orte zum Zwecke des Gebetes und der Andacht.“ Einen Ritus wird man dafür in den liturgischen Büchern der Kirche nicht finden.
„Liturgie im allgemeinen ist der autoritativ oder gewohnheitsrechlich geregelte öffentliche Kultus“, heißt es in Buchbergers Lexikon für Theologie und Kirche (Sp. 605-606). „Die katholische Liturgie im besondern, nach innerem Reichtum und symbolischem Gehalt, nach Schönheit und Mannigfaltigkeit der Form eine würdige Weise der Gottesverehrung, ist die Gesamtheit der, sei es vom göttlichen Stifter der Kirche, sei es von der Kirche in seinem Auftrag angeordneten und geregelten, von hierzu aufgestellten Amtspersonen vollzogenen öffentlichen, gottesdienstlichen Handlungen.“ Wallfahrten gehören nicht dazu.
Für die Liturgie gibt es kirchliche Riten, für Wallfahrten nicht. Und übrigens ist die katholische Liturgie als solche stets „nach innerem Reichtum und symbolischem Gehalt, nach Schönheit und Mannigfaltigkeit der Form eine würdige Weise der Gottesverehrung“. Es gibt keinen katholischen Ritus, der dem nicht entsprechen würde. Mögen die „Traditionalisten“ mit ihrer Anhänglichkeit an den „alten“, den „überlieferten römischen Ritus“, den sie sogar auf ihre Wallfahrten ausdehnen, einmal darüber nachdenken.
Ist der „Novus Ordo Missae“ eine „würdige Weise der Gottesverehrung“? Ist er also „katholische Liturgie“? Kann es sein, daß die katholische Kirche eine nicht-katholische Liturgie hat? Das wären Fragen, über die man unterwegs auf einer „Wallfahrt im überlieferten römischen Ritus“ einmal meditieren sollte. Dann könnte sie eventuell sogar fruchtbar werden.