Im ersten Beitrag hatten wir gesehen, wie unter Angelo Roncalli, dem "Propheten", der Paradigmenwechsel im Vatikan begann. Heute wenden wir uns seinem Nachfolger zu:
Giovanni Battista Montini alias Paul VI.: Der Macher
Johannes XXIII. konnte das Konzil nur beginnen, vollenden sollte es sein Nachfolger, Paul VI.: Der Macher.
Giovanni Battista Montini war der bis dahin größte Revolutionär der Weltgeschichte. Genial hat er die Revolution aus dem Hintergrund gelenkt und ihr zum Erfolg verholfen. Seine Mitrevolutionäre wußten natürlich, daß sie sich ganz auf ihn verlassen konnten, wohingegen die allermeisten der sog. Konservativen niemals richtig begriffen, was denn eigentlich gespielt wurde. Anstatt unter lautem Protest die römische Räubersynode zu verlassen, was ihre einzige Rettung gewesen wäre, ließen sie sich in das revolutionäre Spiel einbinden und wurden so ungewollt zu jenen nützlichen Idioten, die letztlich der Revolution zum Durchbruch verhalfen. Sie waren nach der Regieübernahme durch die Revolutionäre dazu verdammt, ihren konservativen Part zu spielen, während die Progressisten den fortschrittlichen Teil übernahmen. Das System funktionierte nur deswegen so reibungslos, weil Montini alias Paul VI. das eigentliche Haupt der Revolutionäre war. Immer wenn es für den Fortgang der Revolution gefährlich wurde, war er zur Stelle und wies die Konservativen in die von der Revolution vorgegebenen Grenzen ihres Rollenspiels zurück. Nur so konnte das sog. Konzil Erfolg haben und zu dem werden, was es nach den Planern immer schon sein sollte: Die Konstituante einer Neuen Kirche.
Keine Revolution der Weltgeschichte ist so still und von den allermeisten unbemerkt durchgeführt worden wie diese Revolution in der Kirche während des sog. 2. Vatikanums. Ja viele haben bis heute noch nicht begriffen, daß gleichsam über Nacht eine neue „Kirche“ entstanden ist, die mit der „alten“ Kirche nichts mehr gemein hat. Sogar sog. Traditionalisten finden sich auch heute noch damit ab, der neuen Kirche zuzuarbeiten und „das Konzil im Lichte der Tradition zu interpretieren“, ohne zu merken, daß sie damit dasselbe behaupten, als wenn jemand sagte, man könne das Kommunistische Manifest im Licht der christlichen Monarchie interpretieren.
Entscheidenden Anteil an dem unheimlichen Erfolg dieser Revolution in der Kirche hatte Giovanni Battista Montini. Er war der Macher der Revolution. Er führte die Beschlüsse der Revolutionäre so selbstverständlich, mit solcher Folgerichtigkeit und wenn es sein mußte unnachgiebiger Härte durch, daß es fast keinen Widerstand gab. Dabei kam ihm natürlich besonders zugute, daß die allermeisten Katholiken vor lauter Ratlosigkeit sein Spiel gar nicht durchschauten, hielten sie ihn ja immer noch für den legitimen Nachfolger des hl. Petrus. Dabei waren die Revolutionäre schon lange in die Kirche eingedrungen und konnten in aller Ruhe von innen her ihr Werk der Zerstörung vollbringen.
Leon de Poncins gibt in seinem Buch „Christentum und Freimaurer“ zu bedenken:
„Man fragt sich, wie Paul VI. dort Erfolg haben konnte, wo alle Feinde der Kirche gescheitert waren. Die Erklärung ist leicht: Sie hatten die Kirche von außen her angegriffen, während sie unter Montini allmählich von innen her zernagt wurde... Doch wie kommt es, daß ein solches Ereignis (die ‚Selbstzerstörung der Kirche‘, wie Montini selbst sagte) nicht jedermann die Augen öffnete? Auch hier ist die Erklärung einfach: Sie liegt in dem genialen Doppelspiel, mit dem Paul VI. die ganze Welt genarrt hat. Beispielsweise trat er vor der UNO auf, um seinen Glauben an die Menschenrechtscharta zu bekennen, und anschließend bekundete er seinen Glauben an Gott laut dem katholischen Credo... Kein Papst vor ihm hat die Kühnheit besessen, das Heilige Offizium aufzuheben ... Kein Papst vor ihm hat mit solcher Autorität eine Reform des Konklaves durchgesetzt, indem er alle über achtzig Jahre alten Kardinäle ausschloß! Kein Papst vor ihm hat die Dreistigkeit aufgebracht, den Gläubigen eine revolutionäre ‚Messe‘ aufzuzwingen.
Kurz, wir stehen einem buchstäblich dämonischen Plan der weltweiten Unterwanderung im wahrsten Sinne des Wortes gegenüber ... Beim Zweiten Vatikanischen Konzil ging man von einer traditionellen christlichen Religion zu einer humanitären Pseudoreligion über, die ganz und gar von freimaurerischen Vorstellungen durchdrungen war. Im Gefolge des II. Vatikanums steht eine neue Religion im Begriff, die alte zu verdrängen. Der heilige Pius X. hatte diese Situation vorausgesehen, als er in ‚Pascendi‘ schrieb: ‚Die Urheber der Irrtümer gilt es heute nicht mehr unter den erklärten Feinden der Kirche zu suchen. Sie verbergen sich... im Schoß und im Herzen der Kirche selbst. Wir sprechen von einer großen Zahl ... von Priestern, die, unter dem trügerischen Anschein der Liebe zur Kirche ... bis ins Mark von einem Gift des Irrtums durchdrungen sind, das sie bei den Gegnern des katholischen Glaubens geschöpft haben ... Sie geben sich ... als Erneuerer der Kirche aus.‘“
Wo Rampolla noch gescheitert war, da hatte Montini Erfolg! Die Revolution hatte mit der Tiara und im Chorrock gesiegt. Kardinal Suenens hatte ganz richtig geurteilt, als er sagte: „Das 2. Vatikanum war das 1789 der Kirche“. Mit dem „2. Vatikanum“ wurden von der neuen „Kirche“ alle Prinzipien der französischen Revolution übernommen. Die „Freiheit“ wurde in der Gestalt der Religionsfreiheit eingeführt, durch die der göttliche Anspruch, die einzige Kirche Jesu Christi zu sein, aufgegeben wurde. Die „Gleichheit“ wurde durch die Prinzipien der Kollegialität und der Demokratisierung der Institutionen übernommen. Die „Brüderlichkeit“ fand sich in Form des Ökumenismus wieder, durch den fortan sozusagen alle Häresien umarmt werden. Die Maurerbrüder hatten ihre Menschenmachwerkskirche erbaut, die nunmehr nicht mehr dem wahren und lebendigen Gott dienen, sondern dem Götzen der Humanität huldigen sollte. Natürlich mußte man diesen radikalen Paradigmenwechsel zunächst noch hinter Zweideutigkeiten verbergen. Dennoch haben ihn letztlich alle wahrgenommen, wenn ihn auch nicht alle als Antithese zum katholischen Glauben durchschaut haben. Dieser Paradigmenwechsel begegnet uns nach dem Konzil ganz offen als sog. „Geist des Konzils“, ein bekanntermaßen unheimlicher Geist, der jede noch so sakrilegische, heidnische, antichristliche Tat legitimiert und die Täter vor jeglicher Verfolgung schützt. Erst wenn man diesen grundsätzlichen Wechsel des katholischen Systems in ein antichristliches System wahrgenommen hat, versteht man auch die vom „2. Vatikanum“ vollzogene Revolution richtig.
Anton Holzer beschreibt diese in seinem Buch „Vatikanum II, Reformkonzil oder Konstituante einer neuen Kirche“ zusammenfassend so:
„Das vom Vaticanum II realisierte «neue Pfingsten» hat eine neue, häretische und schismatische «Kirche» konstituiert, die sich innerhalb der Organisation der römisch-katholischen Kirche festgesetzt hat und als Fremdbesetzung deren Zerstörung betreibt.
Das Vaticanum II war die Konstituante dieser «neuen Kirche», dieser «lebendigen Kirche», dieser «konziliaren Kirche» (Mgr. Benelli), formell und materiell; formell durch die Errichtung einer neuen Cathedra wider die Cathedra der vorkonziliaren Kirche: der Cathedra der menschlichen Selbstherrlichkeit, die sich zum Richter über das Wort Gottes in Schrift und Tradition, zu seinem Meister aufgeworfen hat; materiell durch die Verkündigung eines neuen Evangeliums: des Evangeliums der menschlichen Herrlichkeit und Würde und des entsprechenden ganzheitlichen Heils auf Erden, sowie durch die Errichtung eines neuen Altares, einer neuen Liturgie, eines neuen Kultes gegen den Gottesdienst der traditionellen theozentrischen Kirche: des Menschenkultes.
Die neue «konziliare Kirche», zwar schon vor dem Konzil vorhanden und wirksam, subversiv, sozusagen noch «in potentia», trat auf dem Vaticanum II als seiner konstituierenden Versammlung ans Tageslicht als offizielle Kirche, sozusagen «in actu primo», und betätigte sich in den postkonziliaren Reformen — «in actu secundo» —, sich konsolidierend und immer fester etablierend und die vorkonziliare Kirche zerstörend, namentlich auch durch ihre sog. Reformen...“
In unserem Rahmen ist es natürlich unmöglich, auch nur auf die auffallendsten Irrtümer des „2. Vatikanums“ einigermaßen einzugehen. Darum wollen wir uns auf einen einzigen, doch ganz zentralen Aspekt beschränken und seine konsequente Ausfaltung nach dem Konzil verfolgen, um das Geschehene doch noch etwas besser verstehen zu lernen.
Die sicher auffallendste Veränderung durch das „2. Vatikanum“ ist die radikale Hinwendung zur „Welt“. Pater de Clorivière hatte schon 1796, also kurz nach der französischen Revolution, erkannt: „In diesem finsteren Jahrhundert, das sich freilich rühmen wird, ein Jahrhundert der Aufklärung zu sein, wird es zahlreiche rein fleischliche Menschen ohne jede Kenntnis der göttlichen Dinge geben. Jene sind die Anbeter dieser Welt.“ Pater de Clorivière konnte sich sicherlich noch nicht vorstellen, daß diese Anbeter der Welt einmal die Führung in der Kirche an sich reißen und diese Anbetung der Welt als Grundzug ihrer neuen „Kirche“ festlegen würden. Dennoch ist das allein die folgerichtige Konsequenz des sog. Aggiornamento durch das Konzil. Die moderne Welt betet sich selbst an. Durch ihren vermeintlichen Fortschritt auf allen Gebieten des menschlichen Lebens, fühlt sie sich erhaben über alle vergangenen Zeiten. Die Menschheit sei aus dem Zustand der „selbstverschuldeten Unmündigkeit“ herausgetreten, so sagt man mit den Aufklärern – um sich selbst als Göttin auf den Altar zu erheben. Selbstverständlich muß jeder, der sich dieser Welt annähern will, auch ihren Geist annehmen, wenn er von dieser Welt akzeptiert werden will.
In seiner Audienz vom 5.3.1969 umriß Montini die Haltung seiner „Kirche“ gegenüber der Welt von heute mit folgenden Worten: „Eine dieser Weisungen (des Vat. II), die unsere Lebensweise und noch mehr unsere praktische Haltung verändert, betrifft die Sicht, die wir Katholiken von der Welt haben müssen, in der wir leben. Wie sieht die Kirche die Welt heute? Diese Sicht hat das Konzil genau dargelegt, vertieft und erweitert bis zu einer beträchtlichen Veränderung des Urteils und der Haltung, die wir gegenüber der Welt haben müssen... Diese neue Haltung muss das Kennzeichen der Kirche heute werden, die erwacht (!) und aus ihrem Herzen neue apostolische Energien schöpft... Das schließt noch einen anderen Punkt ein, den wir ebenso neu nennen können: Die Kirche lässt offen Eigenwerte der zeitlichen Wirklichkeit zu d.h. sie anerkennt, dass die Welt Güter besitzt, Unternehmen verwirklicht, Gedanken und Künste hervorbringt, verdient, dass man sie lobt etc. in ihrem Sein, in ihrem Werden, in ihrem Eigenbereich, selbst wenn dieses nicht getauft ist, d.h. wenn es profan, laizistisch, weltlich ist... Die Kirche, sagt das Konzil, anerkennt alles, was es an Gutem im sozialen Dynamismus von heute gibt.“
Die Konzilskirche hat die frühere, biblisch begründete ablehnende Haltung der wahren Kirche zur modernen Welt revidiert. „Diese – völlig neue! – Sicht hat das Konzil genau dargelegt, vertieft und erweitert bis zu einer beträchtlichen Veränderung des Urteils und der Haltung, die wir gegenüber der Welt haben müssen.“ Eine beträchtliche, ja radikale Veränderung des Urteils hat stattgefunden und diese „neue Haltung muss das Kennzeichen der Kirche heute werden, die erwacht (!) und aus ihrem Herzen neue apostolische Energien schöpft...“. In seinem Buch über das „2. Vatikanum“ erklärt Anton Holzer diese Neuorientierung eingehender und zeigt das Ziel auf:
„Das Heil für die Welt von heute bedeutet im Verständnis der «konziliaren Kirche» die Humanisierung der irdischen Verhältnisse, die Herstellung einer humaneren besseren Welt, d.h. die radikale Befreiung des Menschen von allem individuellen und sozialen Elend, die «Errichtung jener brüderlichen Gemeinschaft aller», die der integralen Berufung des Menschen entspricht (n. 3,2).
Diese Akzentverschiebung, diese utopisch-liberale Schwerpunktverlagerung wurde bereits in der Botschaft des Konzils vom 20.10.1962 präludiert, die an alle Menschen (ad universos homines) gerichtet war. Die darin angekündete Erneuerung der Kirche, die «nicht zum Herrschen, sondern zum Dienen» (n. 7) geboren sei, lasse — gemäss der christlichen Liebe: «Caritas Christi urget nos» (n. 10) — einen «glücklichen Antrieb» erwarten, «der zum Fortschritt der menschlichen Güter führe» (ex qua etiam felix procedat impulsus, quo proficiant humana bona, sc. scientiae inventa, artis technicae progressus eruditionisque latior diffusio, n. 8); das christliche Erbarmen lasse beständig auf die Rücksicht nehmen, «die noch nicht zu einer wahrhaft menschlichen Lebensweise gelangt sind» (qui... nondum ad vivendi rationem homine dignam pervenerunt, n. 9), und alles hochschätzen, «was die Menschenwürde betreffe und was zur wahren Gemeinschaft der Völker beitrage» (n. 10), «insbesondere den Frieden und die soziale Gerechtigkeit, so dass gemäss den Grundsätzen des Evangeliums das Leben des Menschen menschlicher werde» (n. 13). (Zitiert nach 5bis/ 23ff).
Das ist also die Entdeckung, die das Vaticanum II gemacht hat «im Glauben daran, dass es vom Geist des Herrn geführt wird, der den Erdkreis erfüllt», indem es auf die Zeichen der Zeit hörend und achtend, «sich bemühte, in den Ereignissen, Bedürfnissen und Wünschen, die es zusammen mit den übrigen Menschen unserer Zeit teilt, zu unterscheiden, was darin wahre Zeichen der Gegenwart oder der Absicht Gottes sind» (art. 11,1).“
Schauen wir zeitlich etwas weiter zurück und lassen wir kurz den letzten großen Antimodernisten auf dem Papstthron, den hl. Pius X., zu Wort kommen, damit unser Urteil über unser Thema eine katholische Basis zurückgewinnt. In seiner Antrittsenzyklika „E supremi apostolatus cathedra“ vom 4.10.1903 hatte Papst Pius X., die „Zeichen der Zeit“ erkennend, unter den Gründen für sein Sträuben gegen die Übernahme des Petrusamtes auch folgende Zeitdiagnose angeführt:
„... Dann schreckte Uns, um die anderen Gründe zu übergehen, auf das allerheftigste die gegenwärtige so schwere Bedrängnis des menschlichen Geschlechtes. Es ist ja allen bekannt, daß die menschliche Gesellschaft heute an einer schweren, tiefeingesessenen Krankheit leidet, wie sie die früheren Zeiten nicht gekannt haben. Tag für Tag wächst dieselbe und schleppt ihre Opfer in gänzlicher Zerrüttung dem Untergange zu. Ihr wisst, ehrwürdige Brüder, welches diese Krankheit ist. Der Abfall, die Trennung von Gott, dieser engste Bundesgenosse des Verderbens, nach dem Wort des Propheten: ‚Siehe, die sich weit von dir machen, kommen um.‘ (Ps. 72,27)...“
Nachdem der Papst seine zuversichtliche Erwartung bekundete, daß die Bischöfe ihm bei seinem Programm, „in Christus alles zu erneuern“ (Eph. 1,10) eifrig helfen würden, führte er den Gedanken noch weiter aus:
„Wollten Wir daran zweifeln, dann müssten Wir glauben, dass ihr von dem frevelhaften Kriege, der jetzt fast überall gegen Gott entbrannt ist und geschürt wird, in offenem Widerspruch zu eurer Pflicht nichts wisset oder ihn für bedeutungslos haltet. Denn fürwahr, gegen ihren Schöpfer ‚knirschen die Völker und sinnen Eitles die Nationen‘ (Ps. 2,1), so daß der Ruf der Gottesfeinde: ‚Geh weg von uns!‘ (Job 21,14) fast allgemein geworden ist. In sehr vielen hat er die Ehrfurcht vor dem lebendigen Gott gänzlich ertötet, und man kümmert sich in den Vorkehrungen des öffentlichen und privaten Lebens nicht mehr um den höchsten Herrn. Ja man spart keine Kraft und versäumt kein Mittel, um die Erinnerung an Gott und die Kenntnis von ihm gänzlich zu verwischen. Die Betrachtung dieser Zustände ruft unwillkürlich die Befürchtung wach, als hätten wir in dieser Verderbnis der Herzen die Vorboten, ja den Anfang jener Übel vor uns, welche am Ende der Zeiten zu erwarten sind, oder als weilte ‚der Sohn des Verderbens‘, von dem der Apostel spricht (2. Thess. 2,3), schon jetzt auf Erden. Wird doch überall mit solcher Verwegenheit und solchem Ungestüm versucht, die Ehrfurcht vor der Religion zu erschüttern, und die Beweisführung für die geoffenbarte Glaubenswahrheit bekämpft und auf die völlige Aufhebung jeder pflichtmäßigen Beziehung des Menschen zu Gott mit aller Kraft hingearbeitet. Anderseits — und das ist nach demselben Apostelwort das Merkmal des Antichrists — stellt der Mensch in größter Vermessenheit sich an die Stelle Gottes und erhebt sich (über alles, was Gott genannt wird). Wohl kann er den Gedanken an Gott nicht gänzlich in sich austilgen, doch treibt er die Überhebung so weit, dessen Hoheit zu verleugnen und sich selbst diese sichtbare Welt wie als Tempel zu weihen, um sich von den andern anbeten zu lassen. ‚In Gottes Tempel setzt er sich (so) und gibt sich für Gott aus.‘ (ebd. 2,4).“
Ganz anders als Montini und die Väter des „2. Vatikanums“ wird Pius X. beim Anblick der modernen Welt nicht von Jubel, sondern von Grauen erfaßt, denn er kann darin nur die Zeichen des Kommens des Antichristen erkennen, der die Menschen nach dem großen Abfall dazu bringen wird, ihn als Gott anzubeten. Der hl. Papst ist noch erfüllt von der Wahrheit des göttlichen Wortes, das den unüberwindlichen Gegensatz zwischen der „Welt“ und Gott ganz klar herausstellt. Die Kirche Jesu Christi kann sich deswegen niemals mit der Welt vereinen und den Geist dieser Welt annehmen, weil dieser Geist nicht der Geist Jesu Christi, sondern der Geist des Antichristen ist, wie uns der hl. Johannes in seinem zweiten Brief belehrt: „Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe zum Vater nicht in ihm. Denn alles in der Welt - die Begierde des Fleisches und die Begierde der Augen und die Prahlerei mit dem Vermögen - ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Doch die Welt vergeht samt ihrer Begierde, wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit“ (1 Joh. 2, 15-17). Und ebenso schreibt der hl. Jakobus in seinem Brief: „Ihr ehebrecherisches Geschlecht, wißt ihr nicht, daß Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott bedeutet? Wer Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes“ (Jak. 4, 4).
Zwischen der Welt und der Kirche besteht nach der Heiligen Schrift und der ganzen Lehre der Tradition ein unaufhebbarer Gegensatz. Und dieser Gegensatz ist durch die neuzeitliche Entwicklung seit der Renaissance, Reformation und Revolution nicht geringer, sondern nur noch verschärft worden. Aus diesem Grund hatte Pius IX. in seinem Syllabus von 1864 in der These 80 die moderne Forderung verworfen: „Der Papst muß und kann sich mit dem Fortschritt, mit dem Liberalismus und mit der neuen Zivilisation versöhnen und abfinden.“ Dieser von Pius IX. als irrig verworfener Satz umschreibt dagegen ganz präzise die Forderung des „2. Vatikanums“ und das Ziel der Konzilskirche. Der Konzilsgeist ist nichts anderes als der Geist der Humanität. Die neue „Kirche“ begibt sich nunmehr auf die Suche nach dem Reich des Menschen, nach einer humaneren Welt, in der die Rechte und die Würde des Menschen auf Kosten der Rechte Gottes und Seiner Herrschaft gepredigt und gefördert werden.
In seiner Rede zum Konzilsschluß am 7.12.1965 erklärte Paul VI. – eigentlich zum Erstaunen jedes Katholiken:
„Die Kirche des Konzils hat sich sehr mit dem Menschen befasst... wie er leibt und lebt; mit dem Menschen, der sich nicht nur für wert erachtet, dass alle Bemühung auf ihn allein sozusagen als Mittelpunkt gerichtet wird, sondern der sich auch nicht scheut zu behaupten, er sei Prinzip und Grund aller Wirklichkeit... der laizistische und profane Humanismus... hat das Konzil herausgefordert. Die Religion d.h. der Kult Gottes, der Mensch werden wollte, und die Religion — als solche muss sie nämlich angesehen werden — d.h. der Kult des Menschen, der Gott werden will, sind zusammengetroffen. Und was ist geschehen? Gab es einen Streit, einen Kampf, einen Bannfluch? Gewiß, das hätte geschehen können, aber es geschah durchaus nicht. Vorbild und Norm des Konzilsgeistes war jene alte Erzählung vom barmherzigen Samaritan. Denn eine grenzenlose Sympathie mit den Menschen hat das Konzil völlig durchdrungen. Die ganze Aufmerksamkeit des Konzils hat sich den Nöten der Menschen zugewandt, die umso beschwerlicher sind, je mehr der Sohn dieser Erde wächst. Zumindest dieses Lob sollt ihr dem Konzil zuerkennen, ihr Humanisten dieses unseres Zeitalters, die ihr die Wahrheiten leugnet, welche die Natur der Dinge übersteigen, und ebenso unsere neue Humanitätsbemühung anerkennen: denn auch wir, ja wir mehr als alle anderen, haben einen Kult des Menschen...“ (AAS 58, 1966, p. 55f).
Es ist wirklich unglaublich aber wahr, auf dem „2. Vatikanum“ sind die „Religion d.h. der Kult Gottes, der Mensch werden wollte, und die Religion — als solche muss sie nämlich angesehen werden — d.h. der Kult des Menschen, der Gott werden will, … zusammengetroffen. Und was ist geschehen? Gab es einen Streit, einen Kampf, einen Bannfluch? Gewiss, das hätte geschehen können, aber es geschah durchaus nicht!“
Wenn kein Zusammenstoß mehr erfolgte, wie es doch eigentlich notwendig sein müßte – denn „welche Übereinstimmung herrscht zwischen Christus und Belial? Was hat der Gläubige mit dem Ungläubigen zu schaffen?“ (2 Kor 6, 15) – was geschah dann? Lassen wir die „alte Erzählung vom barmherzigen Samaritan“, mit der Montini in blasphemischer Weise die Heilige Schrift gegen sich selbst interpretiert, getrost als Erklärung des Geschehenen beiseite und hören wir uns anderweitig um, damit wir gut verstehen, was während des „2. Vatikanums“ wirklich passiert ist. Schon im vorletzten Jahrhundert „prophezeite“ der vom katholischen Glauben abgefallene Abbé Roca in seinem Buch «Glorieux Centenaire» (p. III) unter Anspielung auf Lk. 22,32: „Der Bekehrte des Vatikan wird — gemäß Christus — seinen Brüdern kein neues Evangelium zu offenbaren haben; er wird nicht die Christenheit noch die Welt insgesamt auf Wege stoßen müssen, die anders wären als die, welchen die Völker unter der geheimen Eingebung des Geistes gefolgt sind; er wird sie vielmehr einfach in dieser modernen Kultur bestätigen müssen, deren evangelische Prinzipien, deren wesentlich christliche Ideen und Werke ohne unser Wissen die Prinzipien, Ideen und Werke der erneuerten Nationen wurden, ehe Rom auch nur im Traum daran dachte, sie zu propagieren. Der Papst wird sich damit begnügen, die Arbeit des Geistes Christi oder des Christ-Geistes im öffentlichen Geist zu bestätigen und zu verherrlichen, und dank seiner persönlichen Unfehlbarkeit wird er kanonisch urbi et orbi erklären, dass die gegenwärtige Kultur die legitime Tochter des Hl. Evangeliums der sozialen Erlösung ist“ (zitiert nach: 56/34).
Abbé Roca war zweifelsohne bestinformiert, als er diese „Prophezeiung“ machte, und Montini erfüllte sie, wie wir sahen, auf dem „2. Vatikanum“ buchstäblich. Er hat den Ungeist der modernen Welt angenommen und gab der Religion des Menschen sein Placet. Dieser neuen Religion der Humanität fehlten jetzt nur noch die Riten. Wie wird man also möglichst ohne Aufruhr neue Riten schaffen und der ganzen katholischen Welt aufoktroyieren können? Nun, auch hier war die Lösung einfach: Man brauchte nur einen Revolutionär an die Spitze der Kirche bringen. Aber schauen wir, ehe wir auf diese Riten zu sprechen kommen, noch ein klein wenig zurück. Schon am 27. März 1960 hatte Msgr. Montini in einer Rede in Turin erklärt: „… Wird der moderne Mensch nicht eines Tages mit dem Fortschritt seiner wissenschaftlichen Studien, die es ihm ermöglichen werden, die Gesetze und Realitäten zu erkennen, die sich hinter dem stummen Antlitz der Materie verbergen, sein Ohr der wunderbaren Stimme des Geistes leihen, der in ihr pulsiert? Sollte dies nicht die Religion von morgen sein? Einstein selbst hat die Spontanität der Religion des Universums geahnt. Oder sollte dies nicht vielleicht meine Religion von heute sein?“
Man ist womöglich überrascht, aber diese Ansicht Montinis, daß irgendein pseudomystischer Pantheismus die neue Religion von heute sei, mag zwar für einen Katholiken etwas befremdlich sein, sie offenbart jedoch viel mehr über die nachkonziliaren Reformen der Sakramentsriten, als man zunächst vermuten mag. Die Hinwendung zur Welt und ihren neu zu entdeckenden Werten hat letztlich in diesem irrigen Glauben von der Spontanität der Religion des Universums ihre Wurzeln. Der neue Gott, das muß man ganz klar sehen und festhalten – das ist die Welt und der Mensch! Entsprechend heißt es im Artikel 3 von „Gaudium et Spes“: „Die Heilige Synode bekennt die hohe Berufung des Menschen… und bietet der Menschheit (!) die aufrichtige Mitarbeit der Kirche an zur Errichtung jener brüderlichen Gemeinschaft aller, die dieser Berufung entspricht.“
Wer sich nur ein wenig mit den Bestrebungen der Einewelt-Ideologen befaßt hat, der weiß sofort, wes Geistes Kind dieser Gedanke nur sein kann. Eine Kirche, die sich anbietet, der Menschheit zu dienen – was das auch immer konkret sein mag, denn man dient nicht einem Abstraktum, sondern immer konkreten Mächten – kann nicht mehr die Kirche Jesu Christi sein, die von Gott nicht dazu gegründet worden ist, der Menschheit und der Welt zu dienen, sondern dem Dreifaltigen Gott alle Ehre zu erweisen und die Menschen zu Jesus Christus zu bekehren, „denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir das Heil erlangen sollen“ (Apg. 4 12).
Dieser Kult des Menschen konnte natürlich nicht auf einmal eingeführt werden, man mußte die Gläubigen allmählich an die „neue“ Sichtweise der Welt und ihres Gottes gewöhnen. Schon vor fast zwei Jahrhunderten sah die „Zeitschrift für Freimaurerei“ (Altenburg 1823, Bd. 1, Heft 1, S. 97f) in dieser weit verbreiteten Unfähigkeit, „sich zu der sublimen Idee der Menschheit erheben zu können“, den „Grund, den Kult der Menschheit den Augen der Profanen zu entziehen, bis die Zeit kommen wird, wo vom Osten bis Westen, vom Mittag bis zur Mitternacht die hohe Idee der Menschheit beherzigt, ihr Kult allgemein verbreitet sein wird, und alle Menschen in eine Herde vereinigt sein werden“.
Jetzt, mit dem „2. Vatikanum“, war diese Zeit gekommen, „wo vom Osten bis Westen, vom Mittag bis zur Mitternacht die hohe Idee der Menschheit beherzigt, ihr Kult allgemein verbreitet sein wird“, und es wird sicher nicht mehr allzu lange dauern, bis „alle Menschen in eine Herde vereinigt sein werden“. Denn das Hindernis gegen den alles umfassenden Weltstaat des Antichristen, das von Gott aufgerichtet wurde, sein Kommen aufzuhalten, war die einzig wahre Kirche Jesus Christi. Dieses Hindernis war nun beseitigt worden! Die neue „Kirche“ stellt sich dem Kommen des Antichristen nicht mehr entgegen, sie fördert vielmehr durch ihren Dienst an der Menschheit sein Kommen.
Ein wesentlicher Teil der Formung der katholischen Welt ist die Liturgie. Zur effektiven Verbreitung des Kults des Menschen war es darum notwendig, den wahren Kult der Kirche Jesu Christi so abzuändern, daß der Paradigmenwechsel nicht sogleich bemerkt wurde. Montini hat auch diese Aufgabe mit Bravour bestanden. Zusammen mit seinen Helfern hat er „im Auftrag des Konzils“ alle (!) sakramentalen Riten erneuern lassen – d.h. etwas genauer ausgedrückt: neu erfinden lassen – und fast die ganze katholische Welt schaute zu und ließ dies geschehen! Nunmehr war der Kult der neu geschaffenen „Kirche“ der Ort, an dem die lebendige Gemeinde zusammenkommt, um als pilgerndes Volk Gottes den Gott der Humanität und des Fortschritts zu verehren. Keiner der im Auftrag Montinis neu geschaffenen Riten hat irgendein Vorbild in der Tradition oder gar irgendeinen über Jahrhunderte in der Kirche gebrauchten Vorläufer.
Es erwies sich bei der liturgischen Neugestaltung aller sakramentalen Riten sehr schnell, wie spielend einfach der gespenstische Geist dieses Konzils es ermöglichte, selbst solche Neuerungen durchzusetzen, die vor dem Konzil noch völlig undenkbar schienen. Die Katholiken hatten offensichtlich mehrheitlich die Fähigkeit der Unterscheidung der Geister verloren. Deswegen kam die Revolution mit ihrem Erneuerungsprogramm schnell vorwärts und dank Montinis energischem bis brutalem Vorgehen wurde die ganze katholische Welt innerhalb kürzester Zeit durch die neue Liturgie in eine seichte freimaurerische Menschheitsreligion umgeformt, die sich nunmehr spielend und schwätzend und lachend um einen Tisch versammelte, um ihre kindischen Events zu feiern. Wie hatte Montini noch gesagt, ganz vom Geist des Konzils erfüllt? „Die Kirche akzeptiert und anerkennt die Welt und dient ihr, so wie sie sich heute darstellt.“ Und etwas später, im Jahr 1971, sagte er: „Wir Modernen – Menschen unserer Zeit – möchten, daß alles neu sei. Unsere Alten, die Traditionalisten, die Konservativen beurteilen den Wert der Dinge gemäß ihrer bleibenden Beschaffenheit. Wir aber sind Aktualisten, wir wollen, daß alles fortlaufend neu sei und sich in einer ständig unvermuteten und dynamisch ungewöhnlichen Form ausdrücke.“ Und er betonte, daß die „neue Kirche“ bereit sei zur Anpassung an „die Sprachen, Sitten und Neigungen der Menschen unserer Zeit, die von der Geschwindigkeit der materiellen Entwicklung in den Bann geschlagen sind“. Es sei die Absicht des von ihm maßgebend geprägten Konzils gewesen, „das Christentum angenehm und liebenswert, nachsichtig und offen zu machen, frei von mittelalterlicher Strenge und einem pessimistischen Verständnis des Menschen wie seiner Moral“.
Wir dürfen nicht vergessen, indem Montini und seine Konzilskirche sich dem Geist der Welt ergibt, verkehrt er alle Institutionen der Kirche in ihr Gegenteil. Sie wirken fortan nicht mehr zum Heil der Seelen, sondern sie werden Mittel, um die Seelen zu verderben. Im Rahmen des Modernismus atomisiert sich notwendigerweise der wahre Glaube, da ihm das übernatürliche Fundament entzogen wird. Dementsprechend hatte Pius X. in einer Ansprache an die neuen Kardinäle kurz vor seinem Tod gesagt: „Den Glauben mit dem modernen Geist versöhnen zu wollen, führt nicht nur zur Schwächung, sondern zum totalen Verlust des Glaubens.“ Der Geist der Welt ist nichts anderes als der Geist der Leugnung der Menschwerdung Gottes und des daraus notwendig folgenden sozialen Königtums Jesu Christi. Ganz erfüllt von diesem Ungeist stimmte Ende Juli 1971, als amerikanische Astronauten auf dem Mond gelandet waren, Giovanni Battista Montini alias Paul VI. nachstehenden Jubelsang an, eine wahrhaft luziferische Litanei, die eines Saint-Simon, Auguste Comte oder auch Karl Marx würdig gewesen wäre: „Ehre dem Menschen, Ehre dem Denken, Ehre der Wissenschaft, Ehre der Technik, Ehre der Kühnheit des Menschen, Ehre den wissenschaftlichen und planerischen Fähigkeiten des Menschen, der es im Gegensatz zu anderen Lebewesen versteht, seinen Geist und seine Geschicklichkeit den Instrumenten der Eroberung darzubringen. Ehre dem Menschen, dem König der Erde und heutigen Fürsten des Himmels.“
Wie wir sagten, war Giovanni Battista Montini der entscheidende Macher der Revolution, der es zugleich verstand, seinen revolutionären Elan hinter einem autoritären Regierungsstil zu verbergen und aufgrund mancher Aktionen, wie etwa seiner Enzyklika Humanae Vitae, vor der Welt sogar als ultrakonservativ dazustehen – aber nur vor der Welt der Dummköpfe. Die anderen hatten durchaus begriffen, was sie an Giovanni Battista Montini hatten. Am 4. Oktober 1965 machte Paul VI. der UNO seine Aufwartung. Vor den erklärten Feinden der heiligen, katholischen, apostolischen und römischen Kirche gab er dort folgende Erklärung ab: „Neben Unserer persönlichen Ehrbezeugung überbringen Wir Ihnen jene des zweiten ökumenischen Konzils vom Vatikan ... Wir sind uns bewußt, jenen einzigartigen Augenblick zu erleben, in dem ein Wunsch in Erfüllung geht, den wir seit fast zwanzig Jahrhunderten in unseren Herzen tragen...“ (Doc. Cath., Nr 1457 vom 14. Oktober 1965, S. 1730-1738). Der Leser darf durchaus rätseln, wer denn mit dem „wir“ gemeint war und was denn nun dieser einzigartige Augenblick eigentlich genau gewesen ist…
Abschließend sei noch auf eine mehr als symbolträchtige Handlung Giovanni Battista Montinis verwiesen, die natürlich ebenfalls von den Dummköpfen gar nicht wahrgenommen wurde, wohingegen die Wissenden sie sicher recht zu deuten wußten. Am 13. November 1964 legte Giovanni Battista Montini alias Paul VI. gegen Ende der dritten Periode des Zweiten Vatikanischen Konzils, als das Thema „Armut in der Welt“ behandelt wurde, in einem feierlichen Akt auf dem Altar der Peterskirche die Tiara, das aufreizendste Würdezeichen der dreigliedrigen hierarchischen Hoheit des Papsttums, ab. Er schenkte die Tiara, deren Wert damals auf rund 10.000 Dollar geschätzt wurde und die eigens für ihn nach der von ihm selbst ausgewählten mittelalterlichen Form gefertigt worden war, amerikanischen Katholiken als Dank für großherzige Spenden zugunsten der Armen in der Welt. Die Tiara wurde von Kardinal Spellmann zunächst nach New York gebracht, sodann „reiste“ sie durch die Vereinigten Staaten, wobei Geld für caritative Zwecke, u.a. für die Armen- und Sterbehäuser der Mutter Teresa von Kalkutta, gesammelt wurden. Seit dem 30. Juni 1968 wird die Tiara Paul VI. in der Krypta des National Shrine of the Immaculate Conception in Washington, dem Nationalheiligtum der nordamerikanischen Katholiken aufbewahrt.
Nach der Ära Montini erscheint also das wahre Papsttum nur noch als Relikt aus der Vergangenheit, das sinnigerweise in der neuen Welt in einer Krypta sicher verwahrt wird, damit auch ja niemand mehr auf die Idee kommt, es wieder hervorzuholen.
Überlassen wir auch bei diesem „Papst“ seinen Maurerbrüdern den Nachruf. Bei seinem Tod schrieben sie anerkennend: „Für uns ist dies der Tod Dessen, der die Verurteilung durch Klemens XII. und seine [übrigen] Vorgänger aufgehoben hat. Zum ersten Mal in der Geschichte der modernen Freimaurerei ist ein Oberhaupt der größten abendländischen Religion gestorben, das keine Feindseligkeit gegenüber den Freimaurern hegte. Und zum ersten Mal in der Geschichte können die Freimaurer dem Grab eines Papst ihre Ehrbezeugung entrichten, ohne Zweideutigkeit und Widerspruch“ („Rivista Massonica“ [Maurerische Zeitschrift]).