Ökumenisches Ereignis (3/3)

Die 1.700-Jahrfeier des Konzils von Nizäa gilt als „ökumenisches Ereignis“ und wird von vielen „christlichen Gemeinschaften“ gefeiert in der Hoffnung auf (Wieder-)Herstellung der „Ökumene“, also der kirchlichen Gemeinschaft. Eine unvoreingenommene Betrachtung zeigt sehr schnell, welche Hindernisse es sind, die sich dieser Einheit in den Weg stellen: Schisma und Häresie. Daran ändern auch die Ausführungen eines „Dogmatikgeschichtlers“ nichts, der sehr viel Sympathie für Häretiker und Schismatiker zeigt und den schwarzen Peter gerne der Kirche und dem Papst zuschiebt. Weiterhelfen kann uns das nicht. Wir halten uns lieber an den katholischen Standpunkt, der uns auf jeden Fall sicher erscheint, und haben von da aus das „eigentliche Problem“ aufgezeigt.

Ökumenische Bedeutung

Das also wäre das gewesen, was ein katholischer Dogmatiker geantwortet hätte. Doch Tück ist vor allem Ökumeniker, weshalb er lieber auf die Frage antwortet, ob man „1700 Jahre nach Nicäa“ nicht „die Praxis ein wenig ändern“ solle, immer nur das „Apostolische Glaubensbekenntnis“ zu beten, „vermutlich auch, weil es kürzer ist“. Tück hält das in diesem Jubiläumsjahr „auch aufgrund der ökumenischen Bedeutung für sinnvoll“, zumal das Konzil von Nicäa ja auch „um einen gemeinsamen Ostertermin gerungen“ habe. „Papst Franziskus“ habe nun als „ökumenischen Vorstoß“ wieder „auf die Tagesordnung gebracht, dass man sich hier doch bitteschön einigen und die liturgischen Kalender von Ost und West harmonisieren möge“. Wie wir oben gesehen haben, hatte das Konzil von Nizäa die Frage des Ostertermins längst geklärt, und bis ins 16. Jahrhundert bestand völlige Einheit. Erst als die schismatischen Ostkirchen sich aus ihrer Ablehnung des römischen Papstes heraus weigerten, die notwendige Kalenderreform mitzumachen, kam es zu den Differenzen, die leicht zu beheben wären, wenn die „Orthodoxen“ sich endlich herbeiließen, den Gregorianischen Kalender zu übernehmen, oder, besser noch, das Schisma beendeten.

Herr Tück fände es „nicht schlecht, wenn wir das Große Glaubensbekenntnis in der katholischen Memorialkultur wieder etwas nach vorne schieben würden, weil es auch die Verbundenheit mit den anderen nicht-katholischen Kirchen unterstreicht“, zumal wir „ja in diesem Jahr in der glücklichen Lage“ sind, „einen gemeinsamen Ostertermin zu haben“. In dieser „glücklichen Lage“ könnten wir jedes Jahr sein, wenn es nicht jenes unselige Schisma gegeben hätte. Das „Große Glaubensbekenntnis“ erinnert uns in unserer „Memorialkultur“ leider nicht so sehr an die „Verbundenheit mit den anderen nicht-katholischen Kirchen“ als vielmehr an die traurige Tatsache, daß diese sich durch Schisma oder Häresie von der wahren, katholischen Kirche unglücklicherweise getrennt haben. Die „ökumenische Bedeutung“ von Nicäa erblicken wir darin, daß es ein Aufruf für die getrennten Christen sein sollte, wieder zur Kirche zurückzukehren, damit wir alle gemeinsam und aufrichtig das unverfälschte und unverkürzte „Große Glaubensbekenntnis“ beten können.

Veranstaltungen und Feierlichkeiten

Ganz anders sehen das naturgemäß die modernen „Ökumeniker“. Wie das „umstrittene“ Portal „katholisch.de“ am 28. Februar berichtete, hat in Rom Ende Februar ein „dreitägiger internationaler Theologenkongress über das Konzil von Nizäa und das dort beschlossene christliche Glaubensbekenntnis“ stattgefunden. Dieser „Kongress, an dem Wissenschaftler aus vier Kontinenten und mehreren christlichen Kirchen“ teilnahmen, habe zunächst „an der Päpstlichen Universität Gregoriana“ begonnen und solle „am 17. Oktober an der Universität Münster fortgesetzt werden“. Am ersten Tag sprach dort u.a. „der Münsteraner Professor für Alte Kirchengeschichte, Alfons Fürst“ – vermutlich „katholisch“ oder was man heute so nennt – und beleuchtete „die verschiedenen theologischen Ansätze, die dem Credo von Nizäa in der Spätantike vorausgingen“.

Die Modernisten sind stets sehr „traditionell“ und gehen am liebsten bis in die Anfänge zurück, mindestens in die „Spätantike“. „Im Ergebnis bemängelte“ der Herr Professor, „die in Nizäa gefundene Glaubensformel über die Wesensgleichheit von Gott und Jesus Christus sei unausgewogen“. „Sie habe dazu geführt, dass im Christentum lange Zeit ein zu weiter Graben zwischen Gott und seiner Schöpfung angenommen worden sei.“ Das ist ja immer die Crux, daß die Kirche sich erlaubt hat, derlei „unausgewogene“ Entscheidungen zu treffen, ohne auf die heutigen „Professoren“ zu warten und sie um ihre allein maßgebliche Meinung zu befragen. Immerhin ist „für Mai eine Jubiläumsfeier am historischen Ort geplant, der heute in der Türkei liegt“, an welcher „unter anderen das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirchen, Patriarch Bartholomäus, und Papst Franziskus teilnehmen“ wollen. Die Teilnahme von „Papst Franziskus“ dürfte allerdings aufgrund seiner Erkrankung ein wenig in den Sternen stehen.

Wie die „EKD“ mitteilte (a.a.O.), plant der „Weltkirchenrat“ anläßlich des Jubiläums „ein Jahr voller Aktivitäten mit Mitgliedskirchen, anderen Kirchen, weltweiten christlichen Gemeinschaften, nationalen und regionalen Organisationen sowie theologischen und ökumenischen Einrichtungen“, deren „Höhepunkt“ die „6. Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung zum Thema Ökumene vom 24. bis 28. Oktober 2025 in Ägypten werden“ soll. Die „Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland (ACK)“ veranstaltete Anfang März ein „Symposium des DÖSTA“ („Deutscher Ökumenischer Studienausschuss“) in Frankfurt am Main, an dem man auch per „Livestream“ teilnehmen konnte. „Obwohl es damals [im Jahr 325] so wenig wie heute eine in sich homogene Kirche [und vor allem noch keinen „Livestream“] gab, zeigt das Konzil mit seinen Beschlüssen das normative Idealbild einer einzigen, organisatorisch geeinten, in Lehre und Praxis einheitlichen und in diesem Sinn ökumenischen Gesamtkirche“, fabulierte die „ACK“ dazu. Ob bei all diesen Veranstaltungen und Feierlichkeiten im Rahmen der „Ökumene“ wohl etwas Substantielles herauskommen wird? Werden die Teilnehmer erkennen, was Nizäa ihnen wirklich sagen will? Z.B. daß dieses „normative Idealbild einer einzigen, organisatorisch geeinten, in Lehre und Praxis einheitlichen und in diesem Sinn ökumenischen Gesamtkirche“ in Gestalt der römisch-katholischen Kirche schon seit bald 2000 Jahren real existiert? Und daß sie alle dazugehören könnten, wenn sie sich nicht unseligerweise vom Papst und damit von der kirchlichen Einheit getrennt hätten?

Das „Konzil von Nizäa 325 in seiner Bedeutung für heute“

Die bereits erwähnte „Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK)“ hat eine eigene Seite im Internet eingerichtet, welche das „Konzil von Nizäa 325 in seiner Bedeutung für heute kurz und knapp zusammengefasst“ hat. Welche „Impulse“, so fragt sich die „Arbeitsgemeinschaft“, können von der Erinnerung an ein so lange vergangenes Ereignis noch ausgehen? Dazu sollen zunächst „die wichtigsten Entscheidungen des Konzils von Nizäa“ herausgestellt werden, um zu sehen, „welche Bedeutung die Fragestellungen im aktuellen Kontext haben“ können. Der erste Punkt betrifft das „Konzil als kirchliches Entscheidungsorgan“. Zwar habe es „schon in früheren Zeiten regionale Zusammentreffen von Entscheidungsträgern“ gegeben, „um pastorale oder theologische Fragen zu beraten“, doch sei „das Konzil von Nizäa in seiner Breite der Teilnehmenden und in seiner Bedeutung für die Gesamtkirche bis zu diesem Zeitpunkt einmalig“ gewesen. In ihm sei „ein kirchliches Entscheidungsorgan entstanden, das beanspruchte, Gesetze und Regeln für die damals bekannte ‚oikoumene‘, also die ganz bekannte Erde, aufzustellen“. Dazu werden nun folgende „Aktuelle Fragestellungen“ angegeben: „Wie werden heute Entscheidungen in den Kirchen getroffen und durch wen? Wer ist dabei und wer eben auch nicht? Wie gehen wir mit jenen um, die die getroffenen Entscheidungen nicht mittragen können? Wie gehen wir miteinander im Entscheidungsprozess selbst mit den unterschiedlichen Auffassungen um?“

Die Antworten darauf gibt uns das Konzil von Nizäa. Es gibt keine „Kirchen“, sondern nur die eine Kirche Christi. Die Entscheidungen in dieser Kirche werden durch die Amtsträger getroffen, d.h. durch die Inhaber des Lehr- und Hirtenamtes, die Nachfolger der Apostel, Papst und Bischöfe. Damit ist auch klar, wer „dabei“ ist und „wer eben auch nicht“. Jene, welche „die getroffenen Entscheidungen nicht mittragen können“, werden ermahnt und, wenn sie sich nicht fügen wollen, mit dem „Anathema“ belegt. Im „Entscheidungsprozess selbst“ werden die „unterschiedlichen Auffassungen“ offen dargelegt und eindeutig beurteilt: die Wahrheit wird bekannt und festgehalten, der Irrtum ausgeschieden und verurteilt.

Zweiter Punkt in der Liste der „Arbeitsgemeinschaft“ und ihrer „Impulse“ ist das „Osterfestdatum“. Für Kaiser Konstantin sei es „ein wichtiges Ziel des Konzils“ gewesen, „dass alle Christen am gleichen Tag die Auferstehung Jesu feiern“. Die Entscheidung des Konzils, „Ostern am ersten Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond zu feiern“, hatte „jahrhundertelang Bestand, bis aufgrund der Kalenderreformen im Osten und im Westen bis zum heutigen Tag unterschiedliche Osterdaten bestehen“. Dazu wieder die „Fragestellungen“: „Wie können wir heute trotz der unterschiedlichen Daten gemeinsam den einen Auferstehungsglauben bezeugen? Welche Formate finden wir, ökumenisch gemeinsam Ostern zu feiern?“ Die einfachste und beste Lösung, wie wir oben schon sagten, wäre eine Rückkehr der schismatischen Ostkirchen zur katholischen Einheit, zumindest aber die nur vernünftige Übernahme des Gregorianischen Kalenders. Das Problem war nicht die „Kalenderreform“, sondern die Feindschaft gegen den Papst, welche die „orthodoxen“ Schismatiker hinderte, diese von einem Papst durchgeführte Reform anzunehmen, und sie in ihrem Eigensinn bis heute eisern abzulehnen, obwohl inzwischen die ganze Welt, selbst Länder wie die Türkei, Rußland, China oder Japan sich dieser Reform angeschlossen und den „Gregorianischen Kalender“ übernommen haben. Nur die schismatische „Orthodoxie“ weigert sich stur mitzumachen, aus bloßer Abneigung gegen den Papst.

Das Glaubensbekenntnis des Konzils, so der nächste Punkt, sei „die erste dogmatische Definition der Kirche“ gewesen und sei „gleichzeitig die erste schriftliche Glaubensregel, die überliefert ist“. Das lassen wir jetzt einfach mal so stehen. Obwohl es in „seinem Aufbau“ „orientalischen Taufbekenntnissen“ folge und somit „schon auf Vorgängerversionen zurückgreifen“ habe können, sei es doch „in seiner Zuspitzung gerade vor dem Hintergrund der Verurteilung der arianischen Position ein Werk des Konzils“ gewesen. Es bilde „die erste allgemeingültige und anerkannte schriftliche Ausdrucksform des christlichen Glaubens, die über das Zeugnis der Heiligen Schrift hinausgeht“ und führe damit zu „auch in der Ökumene heute noch aktuelle(n) dogmenrechtliche(n) Fragestellungen“ wie dem „Verhältnis von Tradition zu Heiliger Schrift“. Daher die Fragen: „Wie sähe ein Glaubensbekenntnis heute aus? Wie oft beten wir das gemeinsame Glaubensbekenntnis im Gottesdienst? Wo ist es heute wichtig, den gemeinsamen Glauben zu bekennen und dafür einzustehen?“

Unsere Antworten darauf: Unser Glaubensbekenntnis sieht heute nicht anders aus; es ist unverändert geblieben, wie auch der Glaube unverändert ist und stets unveränderlich bleibt. Wie oft das Glaubensbekenntnis im öffentlichen Gottesdienst gebetet wird, haben wir oben schon gesagt: sehr oft und jedenfalls viel öfter als bei den „getrennten Christen“ einschließlich der „Konziliaren“ Menschheitskirche und den „Traditionalisten“. Das Bekenntnis des Glaubens wird von jedem Christen gefordert. „Gott verlangt, daß wir unseren Glauben auch äußerlich bekennen, d.h. daß wir manchmal durch Worte und Taten unseren Glauben vor anderen zu erkennen geben“, heißt es im Volkskatechismus von Spirago (S. 43). „Wir sind dann verpflichtet, unseren Glauben zu bekennen, wenn Gottes Ehre oder das Seelenheil der Mitmenschen dieses Bekenntnis verlangt“ (ebd.). Dazu genauer Jone in seiner „Moraltheologie“: „Bekenntnis des Glaubens kann durch göttliches oder durch kirchliches Gebot gefordert sein“ (Nr. 119). Hier gilt: „1. Durch göttliches Gebot ist man zum öffentlichen Bekenntnis des Glaubens verpflichtet, wenn Schweigen oder Ausrede eine Verleugnung des Glaubens oder eine Verachtung der Religion oder ein Unrecht gegen Gott oder ein Ärgernis für den Nächsten in sich schließt (vgl. can. 1325 § 1)“ (ebd.). Daher muß man „seinen Glauben selbst mit Lebensgefahr bekennen, wenn man von der Obrigkeit über seinen Glauben gefragt wird“. „Öffentliches Eintreten für den Glauben ist nötig, wenn man dadurch Verspottung oder Geringschätzung des Glaubens verhindern kann.“ Ferner: „2. Das positive Kirchengesetz verlangt außerdem noch in manchen Fällen die Ablegung eines öffentlichen Glaubensbekenntnisses“ (ebd.), so z.B. bei der Übernahme eines Amtes, bei der Taufe, bei der Konversion, in der Liturgie usw. Allgemein gilt: „Es ist sehr heilsam, das Glaubensbekenntnis oft zu beten, damit wir uns die Glaubenswahrheiten immer fester in unserem Herzen einprägen“ (Kompendium des hl. Pius X., Nr. 21). Oben haben wir schon gehört, was der heilige Ludwig Maria Grignion dazu sagt.

Der wahre Friede

Die „Arbeitsgemeinschaft“ kommt nun auf das „Verhältnis von Kirche und Staat“ und verweist darauf, daß das Konzil von Nizäa „ein kaiserlich angeordnetes, einberufenes und geleitetes Konzil“ gewesen sei, das „auf Initiative Kaiser Konstantins, der sich als Werkzeug Gottes verstand“, zustandekommen sei. Seine Beschlüsse seien „anschließend zu Reichsgesetzen“ geworden und es habe „nach einer langen Phase der Verfolgung den engen Schulterschluss zwischen Staat und Kirche“ eingeleitet, „der die weitere Kirchengeschichte über Jahrhunderte prägen sollte“. Dazu folgende „aktuelle Fragestellungen“: „Wie steht es heute mit dem Verhältnis von Kirche und Staat? Wo sehen wir Vor- und Nachteile des Modells in Deutschland? Wie können wir mit Verzerrungen wie zunehmendem Nationalismus, eingeschränkter Religions- und Glaubensfreiheit, Christenverfolgung und abnehmender Vormachtstellung der Kirchen weltweit umgehen?“ Antwort: Dank der jahrhundertelangen Wühlarbeit des Liberalismus haben wir heute die „Trennung von Kirche und Staat“, die nichts anderes ist als eine Unterordnung der Kirche unter den Staat bzw. eine Beseitigung des öffentlichen Rechtes der Kirche. Die Folgen davon „wie zunehmender Nationalismus, eingeschränkte Religions- und Glaubensfreiheit, Christenverfolgung und abnehmende Vormachtstellung der Kirche“ zeigen, wohin das geführt hat.

Schließlich in einem letzten Punkt geht es um „Das Konzil als Organ zur Herstellung des Friedens“. Die Einberufung des Konzils durch Kaiser Konstantin sei erfolgt, „um Frieden in seinem Reich herzustellen“, der nicht „durch externe Einflüsse“ bedroht gewesen sei, „sondern durch theologische Uneinigkeiten, die das Potenzial hatten, zu eskalieren“. Das sei heute „kaum noch vorstellbar“. Da sieht man, was Glaube und Religion für die meisten Menschen heute noch für eine Bedeutung haben: gar keine. „Aktuelle Fragestellungen“ wären hierzu: „Was können die Kirchen zum Frieden im Kleinen und Großen beitragen? Wie gehen wir mit Differenzen in unseren eigenen Kirchen und in der Gesellschaft um? Wie kann die Ökumene ein Vorbild für Frieden und gelebte Vielfalt sein?“

Papst Pius XI. stellt in seinem Rundschreiben „Ubi arcano“ vom 23. Dezember 1922 fest, daß der wahre Friede der „Friede Christi“ ist, ein Friede der Liebe und der Gerechtigkeit. Die „Hauptursache des gegenwärtigen Chaos“ erblickt er darin, „daß die Kraft des Rechts und die Achtung vor der Autorität geschwunden sind“, und diese „mußte freilich schwinden, wenn man Recht und Autorität nicht mehr auf Gott, den Schöpfer und Erhalter der Welt als deren Quelle zurückführt“ (zit. nach Mensch u. Gemeinschaft in christlicher Schau, Fribourg 1945, Nr. 1125, S. 725). Diese Unordnung beseitigt „der christliche Friede“, der als „Gottesfriede“ die „Achtung vor Ordnung Gesetz und Autorität“ gebietet (Nr. 1126, S. 726).

Der Papst fährt fort: „Die Kirche allein hat als Trägerin und Vermittlerin der Wahrheit und Gnade Christi die Befähigung, die Gewissen richtig zu bilden; daher hat auch nur sie es in der Hand, für die Gegenwart den wahren Frieden Christi zu bewirken und für die Zukunft ihn zu befestigen und die Gefahr neuer Kriege zu beseitigen. Denn sie allein stellt kraft göttlichen Auftrags und göttlicher Sendung die allgemeine Verpflichtung auf, daß das ganze menschliche Tun, das private wie das öffentliche, das persönliche wie das gesellschaftliche, mit dem göttlichen Gesetz in Einklang stehe“ (Nr. 1131, S. 727). Das ist die gültige Antwort, wie sie die Kirche gibt. Nicht „die Kirchen“, wohl aber die Kirche könnte sehr viel „zum Frieden im Kleinen und Großen beitragen“, ja sie allein hat die Befähigung, ihn zu wirken. Unter der Autorität von Papst und Kirche wären die „Differenzen“ in „den Kirchen und in der Gesellschaft“ zu überwinden und könnte die „Ökumene ein Vorbild für Frieden und gelebte Vielfalt sein“. Wie gut täte der Staat daran, die Kirche wieder in ihre Rechte einzusetzen, wie Kaiser Konstantin es getan hat.

Das künftige Konzil

Was also können wir Katholiken aus dem Konzil von Nizäa für heute lernen? Wir lernen, daß die Autorität von Papst und Kirche wiederhergestellt werden muß. Dann können die Schismatiker und Häretiker auch wieder zur Einheit des wahren Glaubens und in den einen Schafstall Christi zurückkehren. Dann kann auch der Staat durch Anerkennung der Kirche als vollkommener Gesellschaft und Berücksichtigung ihrer Rechte zu Wohlfahrt und Freiheit gelangen, und der Friede Christi könnte der Welt den Frieden geben. Wenn dies auch im Moment ein unerfüllbarer Traum zu sein scheint, so zeigt uns doch gerade die Geschichte des Konzils von Nizäa, wie schnell sich nach dem Willen der göttlichen Vorsehung das Blatt wenden kann.

Wer hätte noch etwa zwanzig Jahre davor geglaubt, was im Jahr 325 geschehen würde? Im Jahr 303 begann unter Kaiser Diokletian die blutigste aller Christenverfolgungen im römischen Reich. „Die Verfolgungen waren so furchtbar“, schreibt Spirago, „daß die Christen mit dem Beginn der Verfolgungen im Jahre 303 eine neue Zeitrechnung, die Ära der Märtyrer, begannen. […] Zehn Jahre dauerte diese große Christenverfolgung. Schon wurden dem Diokletian (+ 313) Denkmäler errichtet mit der Inschrift: ‚Dem Kaiser Diokletian, dem Ausrotter des christlichen Namens.‘ Auf einmal aber änderte sich die Sachlage […]. Es trat nämlich Kaiser Konstantin der Große auf, ein gewaltiger Beschützer des Christentums.“ Durch das berühmte Toleranz-Edikt gab er der Kirche ihre Rechte, und fortan konnte sie ihren wohltätigen Einfluß ausüben. Verständlich, daß dem Kaiser die Einheit der Christen am Herzen lag und er sie nach Kräften förderte, sodaß die Kirche in aller Freiheit ihr erstes Ökumenisches Konzil abhalten und die Keime der Spaltungen beseitigen konnte. Das hat sie fortan durch alle Jahrhunderte hinweg getan, bis es ihren Feinden gelang, ausgerechnet durch ein falsches „Ökumenisches Konzil“, das in Wahrheit eine Räubersynode war, das kirchliche Lehr- und Hirtenamt auszuschalten, das der zunehmend gottlosen Welt so lästig war. Doch der Zustand wird nicht von Dauer sein. Die Kirche wird wieder in voller Kraft erstehen, und ihr wahres 21. Ökumenisches Konzil wird eine strahlende Erinnerung an ihr erstes Konzil von Nizäa sein und eine glänzende Fortsetzung.

Am Montag der ersten Fastenwoche liest die Kirche aus dem Propheten Ezechiel einen Abschnitt, der zwar nicht direkt für uns geschrieben ist, sich aber mutatis mutandis auf die „Kirche in der Zerstreuung“ anwenden läßt und uns überaus tröstet. Er lautet: „Denn also spricht der Herr, Gott: Sehet, ich selbst will nach meinen Schafen sehen und sie heimsuchen. Wie ein Hirt seine Herde heimsucht am Tage, wo er inmitten seiner Schafe, die zerstreut waren, ist, so werde auch ich meine Schafe heimsuchen und sie erretten aus allen den Orten, an die sie versprengt wurden am Tage des Gewölkes und der Finsternis. Und ich werde sie von den Völkern herausführen und sie aus den Ländern sammeln und sie in ihr Land führen und werde sie auf den Bergen Israels, an den Bächen und auf allen Wohnplätzen des Landes weiden. Auf sehr reiche Weide werde ich sie führen, auf den hohen Bergen Israels soll ihre Weide sein, daselbst sollen sie ruhen auf grüner Flur und auf fetten Triften weiden über die Berge Israels hin. Ich selbst werde meine Herden weiden und ich selbst werde sie lagern lassen, spricht der Herr, Gott. Was verloren war, werde ich aufsuchen, was versprengt, zurückführen, was gebrochen, verbinden, was schwach, kräftigen, was feist und stark, bewahren; ich werde sie weiden, wie es billig ist“ (Ez 34, 11-16). Ganz gewiß wird der Herr das tun. Er wird Seine Herde nicht in der Zerstreuung lassen, sondern sie wieder sammeln und ihre Wunden heilen. Dies wird zweifellos die Aufgabe des künftigen 21. Ökumenischen Konzils sein.