Die seltsame Verwandlung der Schwester Lucia
Jeder, der sich eingehender mit Fatima beschäftigt, müßte eigentlich direkt über die Einsicht stolpern: Die Botschaft von Fatima ist ein Spiegel der Kirche in unserer Zeit. Wir haben bisher die Geschehnisse bis zum Tod von Papst Pius XII. verfolgt und erkannt, wie der Kampf um die göttliche Wahrheit im Laufe der Jahrzehnte immer heftiger wurde. Pius XII. war der letzte Papst, der den Ernst und die Tragweite der Botschaften erkannte und versuchte, entsprechend zu reagieren.
Kardinal Eugenio Pacelli warnt
Schon 1933 erwähnte der damalige Kardinal Eugenio Pacelli die Gefahren, die der Kirche damals drohten, wobei er sogar vor einem „Selbstmord“ warnte:
„Angenommen, lieber Freund, daß der Kommunismus das sichtbarste unter den Organen der Subversion gegen die Kirche und die Tradition der göttlichen Offenbarung ist, so werden wir gegenwärtig Zeuge einer Eroberung in allem, was geistlich ist: Philosophie, Wissenschaft, Recht, Lehre, Kunst, Medien, Literatur, Theater und Religion. Ich bin erstaunt über das Vertrauen der Jungfrau in die kleine Lucia von Fatima. Diese Beharrlichkeit U. L. Frau angesichts der Gefahr, die die Kirche bedroht, ist eine göttliche Warnung vor dem Selbstmord, den die Veränderung des Glaubens in seiner Liturgie, seiner Theologie und seiner Seele darstellen würde. Ich höre um mich herum Erneuerer, die die Heilige Kapelle abbauen, die universale Flamme der Kirche zerstören, ihren Schmuck ablehnen und sie für ihre geschichtliche Vergangenheit reumütig machen wollen. Nun, mein lieber Freund, ich bin überzeugt, daß die Kirche Petri ihre Vergangenheit bekräftigen muß, sonst wird sie ihr eigenes Grab schaufeln. Ich werde diesen Kampf mit der größten Energie innerhalb der Kirche führen, genauso wie außerhalb der Kirche, auch wenn die Mächte des Bösen eines Tages meine Person, meine Handlungen oder meine Schriften ausnutzen können, wie sie heute versuchen, die Geschichte der Kirche zu deformieren. Alle menschlichen Irrlehren, die das Wort Gottes verändern, dienen letztlich dazu, daß ein größeres Licht erscheinen kann. […]
Es wird ein Tag kommen, an dem die zivilisierte Welt ihren Gott verleugnen wird, an dem die Kirche zweifeln wird, wie Petrus gezweifelt hat. Sie wird versucht sein zu glauben, daß der Mensch Gott geworden ist, daß sein Sohn nur ein Symbol ist, eine Philosophie wie so viele andere. Und in den Kirchen werden Christen nach der roten Lampe suchen, wo Jesus sie erwartet, wie die sündige Frau, die vor dem leeren Grab ruft: ‚Wohin haben sie ihn gebracht?‘ Dann werden Priester aus Afrika, aus Asien, aus Amerika auferstehen, die hier in diesem Seminar der Missionen ausgebildet wurden, die sagen und verkünden werden, daß das „Brot des Lebens“ kein gewöhnliches Brot ist, daß die Mutter des Gottesmenschen keine Mutter wie andere ist. Und sie werden in Stücke geschnitten werden, um zu bezeugen, daß das Christentum keine Religion wie andere ist, da ihr Haupt der Sohn Gottes und die Kirche seine Kirche ist.“
(Aus: Pie XII. devant l‘Histoire [Pius XII. vor der Geschichte] von Msgr. Georges Roche & Philippe Saint Germain, 1972)
Die Bewahrheitung der schlimmsten Befürchtungen
Hinter all den im Text beschriebenen Befürchtungen steckte die geistige Seuche des Modernismus, der, wie wir inzwischen wissen, im Laufe des sog. 2 Vatikanum alle Institutionen im Sturm erobern wird, was wohl wiederum erst durch die vorherige feindliche Übernahme des Stuhles Petri ermöglicht worden war. Die Hoffnung Kardinal Eugenio Pacellis, die Priester aus Afrika, Asien und Amerika würden aufstehen und gegen die Revolution lauthals protestieren, hat sich nicht erfüllt. Der geniale Staatsstreich gipfelte vielmehr in der Gründung der Menschenmachwerkskirche, was im Großen und Ganzen unheimlich friedlich verlief. Der Selbstmord durch die Veränderung des Glaubens in der Liturgie, Theologie und der Seele ging lautlos vonstatten, so daß die allermeisten Katholiken es nicht einmal wahrnahmen, daß sie still und heimlich Neuheiden geworden sind. Nein, niemand wurde in Stücke geschnitten, die wenigen verbleibenden, wahren Katholiken wurden nur ausgelacht und ob ihrer Rückständigkeit verspottet und ausgegrenzt.
Ein modernistischer Kritiker über Fatima
Für diesen lautlosen Sieg des Unglaubens quer durch alle kirchlichen Institutionen wurde auch Fatima vereinnahmt. Wir haben in unseren bisherigen Erwägungen über Fatima schon Aspekte zur Sprache gebracht, die ansonsten eher selten Erwähnung finden. Wir meinen, wer die Erscheinungen von 1917 ernst nimmt, kann diese Erwägungen nicht einfach zur Seite schieben. Anders ist es mit denjenigen, die Fatima ganz ablehnen, also die damaligen Ereignisse für einen menschlichen oder gar dämonischen Betrug halten.
Es soll nicht verschwiegen werden, daß es zur Botschaft von Fatima durchaus einige kritische Stimmen gibt. Wir haben schon auf den flämischen Jesuit Eduard Dhanis aufmerksam gemacht, der nur den Kern der Botschaft für echt hielt und diesem die angeblichen Erfindungen von Schwester Lucia entgegenstellt. Ein P. Bernardus macht sich in einem Sonderdruck aus: Ökumenische Einheit über „Fatima – Wahrheit … oder Täuschung?“ Gedanken. Nachdem der ökumenisch bewegte und modernistisch angehauchte Pater recht beträchtliche Retouchierungen der Botschaft von Fatima beklagt hat, geht er auf die Prophezeiungen ein:
„Sie [Schwester Lucia] hat das Ende des ersten Weltkrieges angekündigt und zwar auf ‚heute‘ — das war der 13. Oktober 1917. Der Krieg dauerte noch ein Jahr und hat gerade nach dieser Voraussage die furchtbarsten Ausmaße angenommen. Man hat zwar an den Worten der Seherin herumgedeutet, aber zu klar hat sie sich auf den genannten Termin festgelegt. Sie hat schreckliche Gottesgerichte angekündigt; darunter auch einen portugiesischen Bürgerkrieg. Diese Voraussage war falsch. Sie hat den Ausbruch des zweiten Weltkrieges unter Pius XI. vorausgesagt. In Wirklichkeit brach er unter Pius XII. aus. Bei verschiedenen anderen Weissagungen kann man, wie Karrer sagt, nur mit Verlegenheit beobachten, daß die Voraussagen erst mit oder nach den Ereignissen selbst gemacht wurden. Wer will bei solchem Sachverhalt von einem göttlichen Ursprung reden?“
Letzteres betrifft das sog. 2. Geheimnis, das in der Tat erst niedergeschrieben wurde, als der 2. Weltkrieg schon in ganz Europa wütete. Die anderen Anmerkungen zeigen, daß ein Seher sich immer auch irren kann, weil er eigene Gedanken und Vorstellungen einbringt. Aber berechtigt das den weitgehenden Schluß des P. Bernardus: „Nur zu deutlich wird hier, daß die Erscheinung von Fatima nichts anderes ist als eine Phantasiegestalt der drei Hirtenkinder, die von der Erscheinung von La Salette gehört hatten. Diese Gestalt hat in ihren kindlichen Herzen weitergearbeitet, wie uns ja auch die moderne Forschung lehrt, daß besonders Landkinder und noch mehr Hirtenkinder stark eidetisch veranlagt seien, d. h. sie sehen ihre lebhaften Phantasien als Wirklichkeiten vor sich“? Einen solchen Unsinn kann auch nur die moderne Forschung an den Tag legen. Wer schon einmal auf dem Land gelebt hat, kann sich nur wundern, denn ganz im Gegensatz zu Stadtkindern sind Landkinder allein schon durch das harte Leben gezwungen, nüchtern das Tagwerk zu meistern. Würden sie ihre lebhaften Phantasien als Wirklichkeiten ansehen, würden sie nicht lange überleben können.
Auch bei den Hirtenkindern von Fatima war es nicht anders. Sie mußten schon als Kinder jene Arbeit leisten, die ihnen möglich war, um der Familie beim Überleben zu helfen. Aber hören wir noch weiter, was unser Modernistenpater auszusetzen hat:
„Das Hauptanliegen der Fatima-Madonna ist die Einführung der Andacht zu ihrem unbefleckten Herzen; allerdings haben die Erscheinungskinder davon anfangs noch nichts gewußt. Erst Luzie hat viele Jahre später diesen Punkt an die erste Stelle gerückt, ja als das eigentliche Ziel der Herabkunft der heiligen Jungfrau erklärt. Alles, was sie über die Herz-Maria-Andacht sagt und über die Sühnekommunion an den ersten Monatssamstagen, ist nur eine Dublette zu den Visionen der Margareta Maria Alocoque. Dieselben Überschwenglichkeiten und dieselben Versprechungen kehren wieder. Wie bei der französischen Nonne die Herz-Jesu-Verehrung das Heilmittel für alle Schäden und Übel der Welt war, so soll jetzt die Herz-Mariä-Verehrung und Andacht den Krieg beendigen und Rußland zu Gott zurückführen und den Weltfrieden bringen.“
Fatima gegen Ökumenismus
Das muß man in aller Ruhe erwägen: Margareta Maria Alocoque war für den Modernistenpater nichts anderes als eine überspannte Ordensfrau! Er nennt sie nicht einmal heilig. Zweifelt er etwa gar an der Heiligkeit derselben, wie die heutigen Traditionalisten an der Heiligkeit der „neuen“ Heiligen zweifeln? Immerhin stellt er fest: Dieselben Überschwenglichkeiten und dieselben Versprechungen wie bei der hl. Margareta kehren wieder. Man muß wissen, für einen Modernisten ist ein ganz normaler katholischer Glaube Überschwang, hat er doch so seine Schwierigkeiten mit der Glaubenswirklichkeit. Eines kann P. Bernadus Fatima gar nicht verzeihen, daß es seine ökumenischen Träume fast ganz zunichte gemacht hat:
„Unberechenbar groß ist der Schaden, den Fatima hinsichtlich des größten Anliegens der Christenheit, der Verständigung und schließlichen Einigung der christlichen Konfessionen, anrichtet. Es wäre nicht allzuschwer, sich auf eine vernünftige Verehrung der Mutter des Erlösers zu einigen. Aber undenkbar und unmöglich ist es für einen evangelisch denkenden Christen, Fatima zu verstehen. Es ist für ihn eine schmerzliche Erkenntnis, daß gerade mit Pius XII. eine Entwicklung eingesetzt hat, die die gemeinsame Basis immer schmäler werden läßt. Durch die modernste Entwicklung der katholischen Marienverehrung werden die Mauern zwischen den Konfessionen ins Unabsehbare erhöht. Aller Gewinn, der durch Fatima vielleicht auf katholischer Seite gebucht wird, kann diesen großen Verlust nie und nimmer gutmachen. Fatima ist und bleibt ein gewaltiger Felsblock auf dem Wege zu einer einigen Christenheit.“
Diese Gedanken könnte man so kommentieren: Die moderne Forschung lehrt, daß besonders modernistische Priester und noch mehr modernistische Theologen stark eidetisch veranlagt seien, d. h. sie sehen ihre lebhaften Phantasien als Wirklichkeiten vor sich. So formuliert stimmt das hundertprozentig! P. Bernardus hat seinen Text übrigens schon 1952 veröffentlicht, es sind also seitdem 70 Jahre ökumenische Verständigung vergangen. Leider ist, wie jeder vernünftige Katholik es vornweg hat wissen können, dabei überhaupt nichts Brauchbares oder Sinnvolles herausgekommen – im Gegenteil sind die allermeisten Katholiken zunächst durch diese Annäherungsbemühungen Protestanten und schließlich Neuheiden geworden. Daran ist aber sicherlich nicht Fatima schuld, sondern der unüberwindbare Widerspruch in der Glaubenslehre. Zwischen Wahrheit und Irrtum gibt es nun einmal keine Verständigung und selbstverständlich auch keine Einigung. Solche Träume sind letztlich nur auf dem Boden der modernistischen Irrlehren möglich. Auf diesem gemeinsamen Boden – die sog. liberalen Protestanten waren schon mindestens 200 Jahre vor den liberalen „Katholiken“ Modernisten – ist inzwischen eine Einigung in Sicht: Am Ende sind alle Apostaten geworden und laufen den modernen Götzen nach.
Eine neue Lucia?
Immerhin nahm P. Bernardus im Jahr 1952 den Widerspruch zwischen seinen ökumenischen Träumen und Fatima noch wahr. Nach dem Tod Pius‘ XII. sahen nicht mehr viele diesen Widerspruch mit der Botschaft von Fatima, der sich durch die Umwandlung der kirchlichen Institutionen ergab. Nur wenigen ist aufgefallen, daß die ursprünglichen, älteren Aussagen von Schwester Lucia einen anderen Geist atmeten als die späteren. Die Mehrheit der Fatimaanhänger verausgabte sich mit Mutmaßungen über das sog. 3. Geheimnis. Eine allein für sich schon fast unendliche Geschichte. Der Mehrheit schien der Gedanke, daß hier etwas doch nicht stimmen könne zu gewagt – und roch nach sedisvakantistischer Verschwörung!
Dabei müßte jedem noch unvoreingenommenen und denkfähigen Menschen aufgefallen sein, daß die eher scheue, einfache, bescheidene Schwester Lucia mit einem Mal recht medienwirksam in Szene gesetzt wurde. Aber nicht nur das, auch äußerlich, dem Erscheinungsbild nach hatte sich Schwester Lucia erstaunlich gewandelt. So erstaunlich, daß man sich – insofern man diese Verwandlung ein und derselben Person zusprechen wollte – ernsthaft fragen mußte: Hatte Schwester Lucia sich einer Schönheitsoperation unterzogen? Ihr fliehendes Kinn und die nicht gerade schönen Pferdezähne waren mit einem Mal verschwunden?! Auch ihre Kopfform hatte sich verändert und irgendwie sah die nunmehrige Karmelschwester ganz anders aus als früher. Was war also still und heimlich hinter den Klostermauern geschehen? Über diese Frage wird seit einiger Zeit ausgiebig diskutiert.
Ein namenloser Junge und ein Mädchen ohne Erinnerung?
Ehe wir uns jedoch in diese Auseinandersetzung einmischen, werfen wir wieder einmal zur Erhellung unserer „fast unendlichen Geschichte“ einen kurzen Blick in „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende. Wie wir uns hoffentlich erinnern, ist Bastian Balthasar Bux in dem Augenblick, als er den Namen der Kindlichen Kaiserin „Mondenkind“ ausgerufen hat, Schlag Mitternacht in das Buch hineingezogen worden. Er landete in dieser neuen Welt, die er mit seinen Wünschen zu gestalten vermochte. Mit der Zeit stellte sich jedoch heraus, daß mit jedem von Bastian in Phantásien geäußerten Wunsch er eine Erinnerung an sein bürgerliches Leben verlor.
Als er zum blinden Bergmann Yor kommt, erklärt ihm dieser, ganz Phantásien ist auf vergessenen Traumbildern gebaut, die er als marienglasartige Bildnisscheiben fördert. Mit Yor zusammen fährt Bastian in die Grube hinab und sucht still und geduldig nach einer ihn berührenden Scheibe. Als er eine findet, die einen traurigen, bekümmerten Mann in einem weißen Kittel zeigt, der ein Gipsgebiß in den Händen hält und in einen Eisblock eingefroren ist, wird er von einer so tiefen Sehnsucht nach diesem Mann erfaßt, daß er das allerletzte, ihm verbliebene vergißt: seinen Namen! Nun ist er nur noch ein namenloser Junge, der sich in einer Phantasiewelt verloren hat. Ob es daraus noch irgendeine Rettung gibt, fragt sich der gespannte und zugleich besorgte Leser.
Sobald man sich eingehender mit Fatima beschäftigt, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, auch die spätere Schwester Lucia habe plötzlich alle Erinnerung an die Erscheinung und ihre himmlische Sendung verloren. Sie kommt einem vor wie ein Seherkind, das in der Phantasiewelt der Menschenmachwerkskirche untergetaucht ist – und ihren eigentlichen Namen nicht mehr weiß. Gehen wir dieser Verwandlung etwas eingehender nach, um herauszufinden, was sich dahinter Interessantes und für uns Wichtiges verbergen könnte.
Die Geschichte einer Verwandlung in Daten
Es ist sicherlich hilfreich, sich diesen Übergang von Lucia 1 zu Lucia 2 zunächst einmal anhand einiger Daten zu vergegenwärtigen:
13. Mai 1948 : Sr. Lucia wird im Karmel St. Teresa in Coimbra eingekleidet.
31. Mai 1949 : Sr. Lucia legt im Karmel in Coimbra die feierliche Profeß ab.
2. September 1952: P. Schweigl befragt Sr. Lucia im Auftrag von Pius XII. im Konvent in Coimbra zum dritten Geheimnis.
17. Mai 1955: Kardinal Ottaviani wird von Pius XII. nach Coimbra geschickt, um Sr. Lucia über das dritte Geheimnis zu befragen. Daraufhin erfolgt der Befehl, den Text des dritten Geheimnisses, das bislang beim Bischof in Fatima aufbewahrt wurde, in den Vatikan zu übersenden.
16. April 1957 : Der Text des dritten Geheimnisses wird in den Vatikan gebracht und im päpstlichen Safe hinterlegt.
1958: P. Fuentes veröffentlicht das Interview mit Sr. Lucia mit Approbation des Bischofs von Fatima. Niemand zweifelt an seiner Echtheit.
9. Oktober 1958: Pius XII. stirbt.
2. Juli 1959: Das Interview von P. Fuentes wird in einem anonymen Report aus der bischöflichen Kanzlei von Coimbra als betrügerisch hingestellt. Weiter heißt es darin, daß Sr. Lucia nichts mehr zu Fatima zu sagen habe.
8. Februar 1960: Eine anonyme Meldung aus dem Vatikan verkündet, daß das dritte Geheimnis wahrscheinlich niemals veröffentlicht werden würde.
Ab 1960: Sr. Lucia darf keine Besuche mehr empfangen, außer engen Verwandten und alten Bekannten. Auch für ihre Mitschwestern ist sie immer seltener zu sehen. Ihrem früheren Beichtvater P. Aparicio wird nach seiner Rückkehr aus Brasilien der Besuch bei ihr verweigert.
13. Mai 1967: „Papst Paul VI.“ stellt bei seinem Besuch in Fatima „Schwester Lucia“ den Pilgern nach der Messe vor.
Während dieser Jahre muß es geschehen sein: Schwester Lucia findet in der Grube des blinden Bergmann Yor das Bildnis einer neuen Kirche – und vergißt, wer sie eigentlich war.
Ein Brief Schwester Lucias aus dem Jahr 1940
Vor dieser Verwandlung, im Jahr 1940 schreibt Schwester Lucia an ihren Bischof folgendes:
„Wenn die Welt doch den Augenblick der Gnade erkennen würde! Ja, wenn die Welt, wenigstens die katholische Welt, den Augenblick der Gnade erkannt hätte! Wäre der Nationalsozialismus in Deutschland ans Ruder gekommen, wäre der Bolschewismus noch an der Macht, wenn mindestens um 1930 die Weihe Russlands an das Unbefleckte Herz in der verlangten Weise geschehen wäre? Meiner Ansicht nach hätte sie leider auch nicht diese Wirkung haben können, weil sie nicht unterbaut gewesen ist durch die verlangte Sühneandacht des Rosenkranzes und der Herz-Mariä-Samstage. Auch hätte diese Andacht durch eine große Anzahl von Katholiken in der gesamten Welt geübt werden müssen. Wohl haben sich manche dafür eingesetzt. Aber den meisten blieben die Augen geschlossen und bleiben noch geschlossen. Wann wird der Schleier gehoben?
Die Kinder dieser Welt sind in ihrer Art klüger als die Kinder des Lichtes sagt Jesus (Luk. 16, 8). Wo der böse Feind merkt, daß eine wachsende Muttergottesverehrung seine teuflischen Pläne durchkreuzen könnte, da wehrt er sich mit aller Macht und Schlauheit und List. Er speit seinen rasenden Schaum gegen Maria aus. Was gerade nach dem 13. Juli in Portugal vor sich ging, das war wie ein Vorspiel dessen, was in der ganzen Welt vor sich gehen sollte. Die Freimaurerei und antichristliche Presse in Portugal wollte mit einem Schlage das marianische Werk von Fatima vernichten. Wogen von Verleumdung und Spott ergossen sich über die Seherkinder und wirkten später noch lange nach in der ganzen Welt auch in der katholischen, sogar in theologischen Kreisen, denen es leider oft an Demut und Offenheit gegenüber dem stets geheimnisvollen Wirken Gottes fehlt. Wie bleibt doch das Wort Jesu immer wahr: Vater… was du den Weisen und Gelehrten verborgen hast, das hast du den Kleinen geoffenbart (Matth. 11, 25).“
Lucia eine Unglücksbotin?
Bei ihrem Gespräch mit P. Augustin Fuentes am 26. November 1957 sagte Schwester Lucia u.a.:
„Die Madonna ist sehr unzufrieden, weil man sich nicht um ihre Botschaft vom Jahre 1917 kümmert. Weder die Guten, noch die Bösen haben sich danach gerichtet. Die Guten gehen ihren Weg, ohne sich Sorgen zu machen. Sie folgen nicht den himmlischen Weisungen, und die Bösen gehen weiter auf ihrem breiten Weg des Verderbens. Sie kümmern sich in keiner Weise um die Strafen, die ihnen drohen. Glauben Sie mir, Pater, der Herr wird die Welt sehr bald bestrafen… Pater, stellen Sie sich die größte Züchtigung vor. Wie viele Seelen werden in die Hölle fallen, und dies wird eintreten, wenn man nicht betet und Buße tut! Darum ist die Madonna traurig. Sagen Sie es allen, die Muttergottes hat es mir oft gesagt: Viele Nationen werden vom Antlitz der Erde verschwinden, Rußland wird die Geißel sein, die Gott erwählt hat, um die Menschheit zu strafen, wenn wir nicht mit unseren Gebeten die Gnade seiner Bekehrung erlangen. Sagen Sie es allen, Pater, daß der Teufel den Entscheidungskampf gegen die Muttergottes beginnt. Das, was das Unbefleckte Herz Mariens und Jesu betrübt, ist der Fall der gottgeweihten Seelen, der Ordensleute und Priester. Er weiß, dass die Ordensleute und Priester, wenn sie ihre erhabene Berufung aufgeben, viele Seelen in die Hölle führen. Wir sind kaum imstande, die Strafe des Himmels zu verzögern. Aber wir haben zwei hervorragende Mittel zu unserer Verfügung: Gebet und Opfer. Der Teufel unternimmt alles, um uns zu zerstreuen und uns die Lust zum Beten zu nehmen. Wir werden uns gemeinsam retten oder verdammen. Darum, Pater, muß man den Leuten sagen, daß sie nicht darauf warten sollen, bis der Papst oder die Bischöfe, Pfarrer oder Generaloberen einen Aufruf zur Buße und zum Gebet erlassen. Es ist nun an der Zeit, daß jeder in eigener Initiative nach den Weisungen der Muttergottes heilige Werke vollbringt und sein Leben umgestaltet!
Satan will sich der geweihten Seelen bemächtigen. Er sucht sie zu verderben, um die anderen zur endgültigen Unbußfertigkeit zu führen. Er gebraucht seine Schlauheit und versucht sogar einzuflüstern, das Ordensleben aufzulassen… Daraus folgt Unfruchtbarkeit für das Innenleben und Gleichgültigkeit bei den Weltlichen bezüglich des Verzichtes auf Vergnügungen und die totale Hingabe an Gott… Die Muttergottes hat ausdrücklich gesagt: Wir nähern uns den letzten Tagen. Sie hat es mir dreifach zu verstehen gegeben… Pater, es ist dringend nötig, daß wir uns der schrecklichen Wirklichkeit bewußt werden. Wir wollen die Seelen nicht mit Angst erfüllen, sondern nur dringend die Wirklichkeit zu Bewußtsein bringen. Der brennendste Wunsch der Gottesmutter ist es, daß wir ihr durch das tägliche Rosenkranzgebet helfen, Seelen zu retten. Für das bedingungslose, tägliche Rosenkranzgebet haben wir nicht nur Mariens besonderen Schutz für Leib und Seele bei dieser direkten Züchtigung Gottes, sondern auch eine Sterbestunde, bei der wir ohne bitteren Todeskampf an ihrer Mutterhand ruhig hinübergleiten in die ewige Herrlichkeit. Dies allein wäre schon den täglichen Rosenkranz wert.“
Dieses Gespräch Schwester Lucias mit Pater Augustin Fuentes, Postulator im Seligsprechungsprozess der Seherkinder von Fatima, wurde erstmals vollständig mit kirchlicher Druckerlaubnis in der Zeitschrift „Fatima Findlings“ im Juni 1959, und später in der August/September-Ausgabe 1961 des „Messagero del Cuore di Maria“ veröffentlicht. Wie wir schon erfahren haben, wurde dieses Interview in einem anonymen Report aus der bischöflichen Kanzlei von Coimbra nachträglich als betrügerisch hingestellt. Es wird behauptet, Schwester Lucia habe gesagt: „Ich weiß nichts von solchen Strafen und daher kann ich über sie auch nichts sagen. Sie wurden mir fälschlicherweise in den Mund gelegt.“
Wie wir inzwischen wissen, wird Roncalli zu Beginn des sog. Konzils die Unglückspropheten aus seiner neuen „Kirche“ verbannen. Im Juni 1959 war die Zeitenwende endgültig angebrochen, Pius XII. war gestorben, Roncalli hatte das Ruder in Rom übernommen. Infolgedessen paßten die Aussagen der „alten“ Schwester Lucia nicht mehr in diese neue Zeit des Fortschrittsglaubens und Weltökumenismus. Die 1967 neue, von Montini, alias Paul VI. präsentierte Schwester Lucia war anders. Diese sagte fortan immer das, was man vom neuen Rom erwartete, diese fügte sich nahtlos in die neue „Kirche“ mit ihren neuen Sakramenten und ihrem neuen Glauben ein.
Die Umwandlung der Botschaft von Fatima
Als Italien am 13. September 1959, dem 42. Jahrestag der fünften Erscheinung, öffentlich dem Unbefleckten Herzen geweiht wurde, erwähnte Roncalli, alias Johannes XXIII., Fatima mit keinem Wort. Fatima – die alte, die wahre Botschaft von Fatima! – war nunmehr offiziell totgesagt! Es sollte keine Strafgerichte Gottes und keine Bekehrung mehr geben!
Die folgenden Jahre wurde die Botschaft zusammen mit der Schwester Lucia dieser neuen Lehre der Menschenmachwerkskirche angepaßt, wobei der als „konservativ“ geltende Kardinal Ottaviani maßgeblich daran beteiligt war, aus der ursprünglichen Botschaft von Fatima nunmehr die „wahre Botschaft von Fatima“ zu machen. Diese war nicht mehr als ein allgemeiner, unbestimmter Aufruf zu Bekehrung, Buße und Gebet. Der Zusammenhang mit dem Geheimnis und die angedrohten Folgen für die Kirche und die ganze Welt, wenn die betreffenden Forderungen nicht umgesetzt würden, wurden kurzerhand vom Tisch gefegt. Aus einem apokalyptischen Mahnruf des Himmels wurde ein utopischer, optimistischer und völlig banaler Aufruf, zusammen mit allen Menschen eine bessere Welt zu bauen.
Gut abgestimmt auf den neuen römischen Kurs erklärte Kardinal Ottaviani am 11. Februar 1967, etwa drei Monate vor dem öffentlichen Auftritt der „neuen“ Sr. Lucia, im Namen von Montini, daß das Dritte Geheimnis nicht veröffentlicht werden würde. Ottaviani forderte die Gläubigen auf, sich mit der „öffentlichen Botschaft“ von Gebet und Buße zufriedenzugeben. Das Dritte Geheimnis hingegen sei eine „für den Papst alleine reservierte Botschaft“. Das war freilich frei erfunden und ganz neu! Außerdem meinte Ottaviani, die von Fatima verursachten Ängste müßten zerstreut werden. Fatima sei keine alarmierende Botschaft, sondern eine Botschaft der Hoffnung. Johannes XXIII. und Paul VI. hätten große Weisheit in ihrer Entscheidung gezeigt, das Geheimnis nicht zu veröffentlichen. Der Kardinal entblödete sich nicht, sogar zu behaupten, Fatima sei eine optimistische, hoffnungsfrohe Botschaft des Ökumenismus! Man kann sagen, Ottaviani hat hiermit die Klaviatur vorgegeben, auf der die neue Schwester Lucia zu spielen hatte.
Modernistische Euphorie statt Unglücksbotschaft
In den vom kanadisch-portugiesischen Journalisten und Historiker Carlos Evaristo übersetzten Interviews vom 11.10.1992 und 11.10.1993 widerspricht „Schwester Lucia“ fast allem, was sie bisher gesagt hatte. Sie bestreitet mit einem Mal, daß das Dritte Geheimnis im Jahr 1960 hätte veröffentlicht werden sollen, wohingegen sie früher immer darauf bestanden hatte, daß das Geheimnis entweder 1960 oder zu ihrem Ableben veröffentlicht werden sollte, je nachdem, welches Datum früher eintreten würde. Wir werden später noch zeigen, welche Brisanz diese Anweisung konkret annehmen wird. Außerdem behauptet sie plötzlich, ganz entsprechend der Vorgaben Kardinal Ottavianis, das Geheimnis sei nur für den Papst bestimmt. Dieser könne es offenbaren, wann er wollte. Darüber hinaus erklärt sie, sie selbst sei gegen die Veröffentlichung des Dritten Geheimnisses, was selbstverständlich allen Aussagen vor 1960 widerspricht. Die neue Lucia behauptet auch noch, das Dritte Geheimnis sei nicht in der Heiligen Schrift enthalten, was ebenfalls ihren früheren Aussagen widerspricht, wonach es in der Geheimen Offenbarung des hl. Johannes (vor allem Kapitel 8 bis 13), enthalten sei.
Die Weihe durch Wojtyla, alias Johannes Paul II., vom 25. März 1984 beurteilte sie als gültig, obwohl nicht alle Bischöfe daran beteiligt waren. Auch befremdete sie mit der Behauptung, Rußland hätte bei der Weihezeremonie nicht ausdrücklich erwähnt werden müssen (Rußland wurde bekanntlich tatsächlich von Johannes Paul II. nicht erwähnt). Als Erklärung gibt sie an: Da das Jahr 1929 (in welchem der Aufruf zur Weihe Rußlands konkret erging, nämlich in der Vision von Tuy) schon vorüber sei und sich die Irrtümer Rußlands bereits verbreitet hätten, sei dies nicht mehr notwendig. In diesem Zusammenhang schwafelte „Schwester Lucia“ davon, mit der Bekehrung Rußlands sei keine Bekehrung zum katholischen Glauben, ja nicht einmal zum Christentum gemeint. Vielmehr bedeute diese nur den Schritt vom militanten Atheismus zum Status eines Landes, das den freien Willen, den Gott den Menschen gegeben hat, respektiere. Demgemäß sei die Bekehrung Rußlands bereits geschehen, weil es den atheistischen Kommunismus nicht mehr aufgegeben habe. Schließlich erklärt die Schwester noch, der zweite Weltkrieg sei ein Krieg gegen die Juden gewesen, die aber „weiterhin das auserwählte Volk Gottes“ seien.
Wie jeder sehen kann, eine ganz den modernistischen Irrlehren der Menschenmachwerkskirche gleichförmige „Schwester Lucia“. Diese „Schwester Lucia“ versteigt sich abschließend zu der Behauptung, der Triumph des Unbefleckten Herzens hätte schon stattgefunden. Und zwar begann er – wie könnte es anders sein! – als die Madonna das Leben von Wojtyla, alias Johannes Paul II., bei dem Attentat auf dem Petersplatz am 13. Mai 1981 rettete. Weil das Ganze doch zu unsinnig daherkommt, wird sodann dieser „Triumph“ wieder verniedlicht, indem gesagt wird, der Triumph sei ein stattfindender Prozeß.
Dümmer ging es fast nicht mehr, ein Triumph als ein stattfindender Prozeß! Dennoch blieben die Augen der Massen verschlossen. Vielleicht auch deswegen, weil diese „Schwester Lucia“ alle Konservativen zu bestärken weiß, wenn sie hervorhebt, daß, „wer nicht mit dem Papst ist, nicht mit Gott ist“. Wohl bemerkt, dies sagt sie angesichts des Apostaten und Götzendieners in Rom im Jahr 1992, acht Jahre nach dem Skandal von Assisi!
Mark Fellows ist 2003 in seinem Buch „Fatima in Twilight“ aufgefallen, daß in der veröffentlichten Zusammenfassung des Gesprächs recht wenig Aussagen der Seherin enthalten sind. Und er fragt sich, ob jemand, der mehrerer Visionen und Auditionen der Gottesmutter gewürdigt worden und mit einer inhaltlich klar umrissenen Botschaft beauftragt worden ist, tatsächlich so wenig, fast nichts, zu sagen hat. Vor allem: Sollte dieser Mensch den Kern der Botschaften, den er in den 20er bis 40er Jahren so nachdrücklich verkündet hat, nunmehr vergessen oder zumindest ganz relativiert haben? Was ist geschehen mit Schwester Lucia dos Santos? Hat sie tatsächlich wie Bastian Balthasar Bux all ihre Erinnerungen verloren, so daß sie nur noch den glaubenslosen Unsinn der Menschenmachwerkskirche wiedergibt? Ist sie ganz in der modernistischen Phantasiewelt untergetaucht, so daß sie nicht mehr weiß, was damals – 1917 – tatsächlich geschehen ist?
Neue Lehre und neue Physiognomie
Nun, eigentlich hätte es jeder sehen können, bzw. müssen, daß die „alte“ – also diejenige vor 1957 – und die „neue“ Lucia – diejenige nach 1967 – zwei ganz verschiedene Personen sind. Es waren in der Vergangenheit immer wieder Berichte zu lesen, die sich mit dieser Tatsache beschäftigten. Seit einigen Jahren aber wird die Sache ausgiebig erforscht. Auf einigen Internetseiten kann man die Ergebnisse dieser inzwischen langjährigen Forschungen nachlesen.
So liefert etwa der amerikanische Philosophieprofessor Peter Chojnowski klare Beweise dafür, daß diejenige Person, die von 1967 an bis zu ihrem Tod 2005 der Weltöffentlichkeit als Schwester Lucia von Fatima präsentiert wurde, nicht die echte Seherin war. Dr. Chojnowski hat ein Projekt namens Sr. Lucia Truth ins Leben gerufen. In diesem Rahmen beauftragte er zwei Firmen, die sich mit Gesichtserkennung beschäftigen, sowie den Plastischen Chirurgen Dr. Julio Garcia, den Zahnmediziner Ruud Karsten und die forensische Malerin Lois Gibson damit, Gutachten über die Identität der beiden „Lucias“ zu erstellen. Die Fachmänner bestätigten nur das, was jeder unvoreingenommene Betrachter der vorliegenden Photographien erkennen muß: Die beiden „Lucias“ ähneln sich in keiner Weise, woraus geschlossen werden muß, daß es sich um zwei verschiedene Individuen handelt.
Die Geschichte eines Betrugs
Übrigens gab es gar nicht nur zwei „Schwester Lucias“, sondern gleich deren drei. Wie man auf einigen Internetseiten sehen kann (auf www.traditioninaction.org etwa finden sich sehr viele Bilder mit erklärenden Kommentaren zu diesem Thema) wurde zeitweise eine „Schwester Lucia“ in Umlauf gebracht, die sich sodann aber doch schnell als zu unbrauchbar erwies, war sie doch im Vergleich mit der echten Schwester Lucia eine Schönheit. Von irgendeiner Ähnlichkeit konnte keine Rede sein! Ein Bild dieser „Schwester Lucia“ wurde auf Inside the Vatican veröffentlicht und von einem findigen Leser als „Mother Maria Celina of Jesus Crucified“ identifiziert:
„Sehr geehrter Herr Dr. Horvat,
Ich bin ein traditionalistischer katholischer Laie und schreibe allein in meinem Namen. Ich erinnere mich, daß ich das Interview gelesen habe, das die Oberin des Klosters St. Therese in Coimbra Revista Única am vergangenen 18. oder 25. Februar gegeben hat und das eine Beilage der Zeitung Expresso von Lissabon ist. Deshalb habe ich sofort das Foto erkannt, das Ihren Artikel auf der TIA-Website illustriert, die ich oft besuche. Ich denke, der beste Weg, um zu bestätigen, was ich sage, ist, Expresso zu kontaktieren und die Möglichkeit zu prüfen, eine Kopie der Ausgabe mit diesem Interview zu erhalten.
Trotzdem suchte ich im Internet und fand zwei Fotos von Mutter Maria Celina vom gekreuzigten Jesus. Obwohl sie auf den Fotos nicht mit einer Brille zu sehen ist, scheint es zweifellos dieselbe Person zu sein, von der Inside of the Vatican sagt, daß sie Schwester Lucy im Alter von etwa 40-50 Jahren ist. Als ich dieses Interview las, schien es mir, daß Mutter Maria Celina etwas vom ‚Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils‘ beeinflußt ist.
Ich gebe Ihnen die Erlaubnis, meinen Namen in der Übersetzung meiner Korrespondenz zu verwenden.
Alles Gute.
José Carlos Neves Lima“
Ein perfektes Ablenkungsmanöver
Die Dreistigkeit, mit der man hier das Bild einer falschen „Schwester Lucia“ veröffentlicht, muß man schon einmal in aller Ruhe auf sich wirken lassen, um zu begreifen, um welche Dimension des Betrugs es hier geht. Und eine Karmelschwester gibt sich einfach dafür her – falls die Schwester überhaupt über den Mißbrauch der Photos unterrichtet wurde?
Nun, Schwester Lucia Nummer 2 wurde wieder aus dem Verkehr gezogen und durch Schwester Lucia Nummer 3 ersetzt, die bis zu ihrem Tod am 13. Februar 2005 in Coimbra ihre Rolle zu spielen hatte, um die Welt davon zu überzeugen, daß die eigentliche Botschaft von Fatima der Vergangenheit angehört, wie sich „Kardinal“ Joseph Ratzinger nach der Veröffentlichung des vermeintlichen Dritten Geheimnisses in seiner Erklärung ausdrückte: „In der Schau können wir das abgelaufene Jahrhundert als Jahrhundert der Märtyrer, als Jahrhundert der Leiden und der Verfolgungen der Kirche, als das Jahrhundert der Weltkriege…erkennen. Soweit einzelne Ereignisse dargestellt werden, gehören sie nun der Vergangenheit an.“ Übrigens sagte derselbe Ratzinger als vermeintlicher Benedikt XVI. am 13. Mai 2010 in Fatima vor mehr als einer halben Million Pilger genau das Gegenteil: „Wer glaubt, daß die prophetische Mission Fatimas beendet sei, der irrt sich.“ Angesichts solch eklatanter Widersprüche des nachkonziliaren Leeramtes kann man nur mit Bundeskanzler Adenauer feststellen: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“
Wer sich über die Identität dieser Schwester Lucia Nummer 3 informieren möchte, findet im Internet genügend Bildmaterial, wodurch jeder auch ohne die Hilfe von Fachmännern zu der Überzeugung kommen kann, daß diese Frau ganz sicher nicht Schwester Lucia dos Santos war. Anders als bei den Bildvergleichen über den Doppelgänger von Paul VI. gibt es hier keinen vernünftigen Zweifel.
Die verantwortlichen Stellen der Menschenmachwerkskirche sind nicht davor zurückgeschreckt, mit Hilfe dieser „Schwester Lucia“ aus der apokalyptischen Botschaft von Fatima ein Lustspiel zu machen. Die Verantwortlichen wußten, wie langfristig wirksam dieser Betrug sein würde, kannten sie doch die Schwäche des modernen Menschen für solch außergewöhnliche Dinge. Im Zuge der sich immer mehr verbreitenden charismatischen Bewegung spielte Fatima vor allem für den konservativen rechten Rand letztlich wohl sogar eine ausschlaggebende Rolle. Es war ein perfektes Ablenkungsmanöver vom Wesentlichen, von den entscheidenden Fragen. Solange die Fatimaanhänger an der falschen Schwester Lucia mir ihrer falschen Botschaft festhielten, blieben sie ganz sicher auch im falschen Boot!
Und die echte Lucia?
So weit, so gut, könnte man sagen. Wenn es nun aber stimmt, wenn die „neue“ Schwester Lucia eine andere Person als die „alte“ war, was ist denn eigentlich mit der „alten“, der richtigen, der echten Schwester Lucia geschehen? Auch hierzu findet man äußerst interessante Informationen, die helfen, eine Antwort zu finden. Auf der Internetseite www.kreuzgang.org gibt es einen Beitrag von Isidor Matamoros vom Donnerstag 22. Februar 2018: Schwester Lucia verstarb am 31. Mai 1949. Darin wird berichtet, daß „dieses Datum bis vor kurzem offiziell im Nekrologium der Generalkurie des Karmelitenordens, welches man auf deren Internetseite anschauen konnte genannt“ wurde. Man konnte diesen Eintrag unter der Nummer 265 finden. „Ihre Profeß im Karmelitenorden hatte Schwester Lucia demnach nie abgelegt, denn sie verstarb genau an diesem Tag. Der Eintrag gab nur die Profeß im Jahre 1928 beim karitativen Dorotheenorden an, wo sie vorher gewesen war. Über ein Jahr lang war dieser Eintrag erreichbar, dann wurde er geändert, aber eine traditionalistische Internetseite hatte das ursprüngliche Dokument gespeichert.“
Es ist schon etwas seltsam, daß sich das Sterbedatum der wohl bekanntesten Karmelitin der letzten Jahrzehnte über ein Jahr lang im Sterberegister der Generalkurie des Karmeliterordens finden läßt, ehe es wieder geändert wird. Noch seltsamer ist es freilich, wie jemand noch Jahrzehnte herumlaufen kann, wenn er schon am 31. Mai 1949 verstorben sein soll. Natürlich konnte deswegen der Eintrag nicht länger so bleiben: „Sodann wurde hastig geändert, wie es schlampige Bilanzbetrüger tun, die vergessen, wenn man einen Posten ändert, man auch die anderen Dinge anpassen muß. Das unterblieb leider. So wurde also ein neues Sterbedatum eingetragen, aber das Datum der Profeß im Jahre 1928 verblieb. Man präsentierte uns also eine Lucia, die Karmelitin wurde, aber ihre Profeß für diesen Orden nie abgelegt hatte.“
Wie das Sprichwort sagt, haben Lügen kurze Beine, weshalb es noch ergänzend heißt: „Inzwischen ist man aber auch darauf gekommen, daß ein zweiter Unfall passiert ist, der nicht hätte sein sollen und das gesamte Sterberegister ist jetzt als ‚Baustelle‘ deklariert.“ Der Autor stellt sich sodann die Frage: Was geschah also mit Lucia? – und gibt dieselben Antworten, die wir ebenfalls schon gefunden haben:
„Offensichtlich ist jene Lucia, die wir ab 1967 sehen konnten, nicht die echte, den aus einem fliehenden Kinn kann niemals ein vorspringendes werden und aus häßlichen Pferdezähnen kein schönes kurzes Beißwerkzeug. Auch Pater Fuentes muß bereits mit einer anderen Person gesprochen haben, die sich hinter dem Vorhang verbarg, denn sehen durfte er sie nicht.
Dumm gelaufen! Man war sich seiner Sache damals so sicher gewesen, daß man noch nicht einmal das damalige Sterberegister gefälscht hatte, denn wer sollte es anschauen? Und wer dachte damals an das Internet? Tja, aber ich denke mal, daß man die echte Schwester Lucia nicht länger gebrauchen konnte!“
Ein Blick auf einige Internet-Kommentare
Für uns ist es nicht uninteressant, einen Blick auf die Kommentare zu werfen. Gleich der erste Kommentar schießt den Vogel ab, er stammt von „CIC_Fan“: „Jaja und Paul VI wurde durch einen Doppelgänger ersetzt und logischerweise ist die Erde eine Scheibe völliger Blödsinn.“ Leider ist bei den meisten Zeitgenossen, so scheinen es wenigstens diese Zeilen zu suggerieren, Denken Glücksache – und leider haben die wenigsten Menschen Glück! Bei dem angesprochenen Thema geht es einfach darum, zunächst die Tatsache als Tatsache anzuerkennen: Im Nekrologium der Generalkurie des Karmeliterordens wird der Tod Schwester Lucias dos Santos am 31. Mai 1949 vermerkt. Der für diese Information verantwortliche Isidor Matamoros hat alle notwendigen Quellen angegeben, also müßte ein mit etwas Vernunft begabter Mensch auch damit zurechtkommen – aber! Verfolgen wir die „Kommentare“ noch ein wenig weiter – der Leser möge das furchtbare Deutsch entschuldigen, es ist nun einmal original. Das ist unser derzeitiger Bildungsnotstand! Also:
„Man sieht du kennst mich nicht worauf du diesen Blödsinn stützt ist mehr als dürftig.
Link 1 ist nicht benutzbar.
Link 2 ist eine Sediseite die bastel aus allem etwas daß ihrer These nützt.
Link 3 existiert nichz“
Unser Autor gibt sich Mühe, sachlich zu bleiben:
„Der erste Link funktioniert bei mir sehr gut. Und wenn Du willst, findest Du es auch unter dem zweiten.
Der zweite Link ist selbstverständlich nicht vom Vatikan, denn wer sollte der Ankläger sein?
Vom dritten Link habe ich gesagt, daß die entsprechende Seite jetzt eine Baustelle geworden ist, weil man selbstredend jetzt aufräumen will.“
Darauf „CIC_Fan“:
„das ist alles unseriös von wem stammt dieser hanebüchene Unsinn überhaupt ich vermute Sedis die ihre üblichen Pseudo Begründungen liefern.“
Nochmals der Versuch einer sachlichen Entgegnung:
„Was soll daran unseriös sein? Komisch, daß man die Datei mit den Nonnen vom Netz genommen hat. Komisch, daß die, welche im Jahre 2005 starb, leider nicht so aussieht, wie jene, die wir noch aus den 1930er Jahren kennen.“
Hierauf die bei geistigen Tieffliegern übliche Kehrtwendung von der Sache zur Person. „CIC_Fan“ fragt:
„wer hat diese These den nun aufgebracht“
Hierauf die nochmals die Sache klärende sachliche Antwort:
„Ich finde nicht, daß es hier um Thesen geht. Du kannst ja immer noch sagen, „meine Güte, die haben sich halt geirrt und verschrieben und jetzt wird es eben berichtigt“. Nur ich behaupte, daß es unwahrscheinlich ist, daß man sich hier so einfach verschreibt. Entweder kam die Sache ungewollt ans Licht, weil man es verabsäumt hatte, die Akten der Vergangenheit anzupassen und irgendein Aktenmungo hackt die Sachen einfach so über die Tastatur auf die Festplatte; oder aber unter denen, die offiziell den Auftrag hatten, diese Angaben ins Netz zu setzen, gab es solche, die auf diese Weise der Wahrheit zum Recht verhelfen wollten.“
Nach dieser erneuten Klarstellung mischt sich ein weiterer Kommentator mit Namen „Sempre“ ein, der dokumentiert, wie die meisten Tradis ticken:
„Wirklich, höchst suspekt, diese Sache.“
Um das zu bemerken, darf man allerdings keinen Schleier vor den Augen haben und muss folglich Sedivakantist sein. Insoweit hat CIC_Fan recht. Mit dieser Bemerkung ist jegliche Vernunft endgültig beseitigt – und man befindet sich im Tradiland! Dort gibt es, wie wir schon ausführlich beschrieben haben, nur gute Tradis und böse, verbohrte, blindverschleierte Sedisvakantisten.
„Flüsterpost“ als Kommentarfunktion
Der tapfere Autor versucht in der Folge, die „Diskussion“ noch ein wenig vor dem Wahnsinn zu retten, was ihm aber nicht mehr gelingt. Diese endet mit dem Beitrag von „Petrus“:
„ich habe jetzt diesen thread durchgelesen, und versuche zu verstehen.
Also – Schwester Lucia wurde von einem Doppelgänger des Papstes entführt, weil sie vor einem Atomkrieg warnte?“
Kaum unglaublich! wie allein der Bayer die Sache noch auf den Punkt bringen kann. Ansonsten steht man sprachlos da angesichts solch geballter Intelligenz. Irgendwie drängt sich die Vermutung auf, „Petrus“ könnte ein Piusbruder sein… Es zeigt sich wieder einmal, nur wenige sind noch fähig, auf der Sachebene jene Fragen zu klären, die sich von der Wirklichkeit der Menschenmachwerkskirche jedem vernünftig denkenden Menschen geradezu aufdrängen. Sonst hätte die Menschenmachwerkskirche keinen so großen Erfolg. So aber trägt ihr Doppelspiel mit der Botschaft von Fatima und der Schwester Lucia dazu bei, auf dem Weg zum Untergang möglichst viele mitzureißen. Denn Fatima hat auch in der Menschenmachwerkskirche immer noch einen guten Namen und dient dazu, die Massen vor den wichtigsten Entscheidungen zurückzuhalten. Das Schlimmste für die Menschenmachwerkskirche ist, wenn jemand Lunte riecht. Denn sobald man den Betrug durchschaut, fällt das ganze Kartenhaus in sich zusammen.